Reisebericht: Rundreise Afrika – Namibia, Botswana und Simbabwe

13.10. – 27.10.2022, 15 Tage Naturreise: Windhoek – Etosha Nationalpark – Sambesi–Region am Okavango und Kwando – Sambesi – Chobe–Nationalpark & Victoria Wasserfälle – ab 2026 17 Tage mit Erongo Gebirge


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Einmal Afrika erleben – oder aber schon der Sucht erlegen, immer wieder zu kommen. Die Beweggründe in den Südwesten des schwarzen Kontinents zu Reisen sind unterschiedlich, und doch sind die Erwartungen ähnlich: wir alle freuen uns auf aufregende Begegnungen mit der afrikanischen Tierwelt und wollen die verschiedenen Facetten der drei Länder Namibia, Botswana und Simbabwe kennen lernen.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

13.10.22 Tag 1 Anreise nach Windhoek

Die Pläne für diese Reise existieren bei den meisten Mitgliedern unserer Reisegruppe schon lange, doch durch Corona wurden sie wieder und wieder verschoben – und nun kann man es kaum glauben, dass es heute tatsächlich losgeht. Andere haben kurzentschlossen diese Reise gebucht und damit dafür gesorgt, dass unsere Kleingruppe mit 10 Reisegästen überhaupt zustande kommen konnte.
Aus Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und NRW treffen sich unsere Wege schließlich in Frankfurt, wo wir uns Dank einer immer noch ausreichend langen Wartezeit zum ersten Mal ein wenig kennen lernen können. Dann geht es an Bord unserer Eurowings-Maschine nach Windhoek – Afrika wir kommen!

14.10.22 Tag 2 Windhoek

Am nächsten Morgen laden wir schon früh in der namibischen Hauptstadt. Nach dem typisch langwierigen Einreiseprozedere geht es dann richtig los: wir werden empfangen von unserem örtlichen Reiseleiter und Fahrer Jaco, der uns schon gleich das Motto für unsere Reise bereitstellt: "Happy Days"! So ähnlich wie das mittlerweile weltbekannte "Hakuna Matata" aus Tansania, bedeutet auch die Aussage "Happy Days!" so viel wie: "Mach dir keine Sorgen, alles wird gut" und so soll es auch sein: auf uns warten eine Menge Happy Days.
Jaco führt uns dann aus dem Flughafen hinaus und zu unserem Reisefahrzeug. Mit der Kreuzung aus LKW und Bus werden wir unsere gemeinsame Rundreise bestreiten und auch einige der Pirschfahrten unternehmen – doch zunächst geht es für uns erst mal hinein nach Windhoek, um auch ein wenig über die Hauptstadt zu erfahren.
Nach etwa einer halben Stunde Fahrt erreichen wir den Stadtteil Klein Windhoek. Es ist schon ein bisschen befremdlich, Mitten in Afrika mit so viel deutscher Sprache konfrontiert zu werden. Doch in Namibia, erzählt uns Jaco, hat man die Kolonialzeit und die damit verbundenen Ressentiments gut überwunden, und die schwarze und weiße Bevölkerung leben gut miteinander. Wir fahren weiter ins Stadtzentrum, sehen dort die Christuskirche und besuchen die Aussichtsplattform des Unabhängigkeitsmuseums, das ein bisschen wie eine überdimensional große Kaffeemaschine aussieht. Von oben hat man eine tolle Aussicht über das moderne Stadtzentrum und auch über die alte Feste, den sogenannten Tintenpalast und die neuen Regierungsgebäude.
Weiter geht es anschließend zum Bahnhof von Windhoek. Hier sieht alles recht kaiserzeitlich aus. Es gibt zwar immer noch regelmäßigen Bahnverkehr, beispielsweise ins 360 Kilometer entfernte Swakopmund, aber auf der Schmalspurstrecke ist der Zug so langsam, dass er neun Stunden benötigt. Wir haben Glück und finden den Luxuszug der Rovos Rail vor, der hier auf neue Gäste wartet. Wir können auch die luxuriösen Schlafkabinen inspizieren – schon ganz interessant, aber bei einem Preis von etwa 13.000€ aufwärts kehren wir dann doch lieber zurück zu unserem Vehikel.
Jaco möchte uns jetzt noch ein wenig jenseits vom modernen Stadtzentrum zeigen und fährt mit uns hinaus in die Townships. „Katutura“ bedeutet in der Sprach der Herero „da, wo wir nicht leben möchten“ und rührt aus der gemeinsamen Vergangenheit als Teil Südafrikas, in der man während der Apartheid versucht hat, auch aus Windhoek eine weiße Stadt zu machen. Seit der Unabhängigkeit 1990 verbessern sich die Infrastruktur und Lebensumstände glücklicherweise stetig, sodass sich der Name häufig zu „Matutura“, „der Ort, wo wir leben möchten“ geändert hat.
Ein ordentliches Kontrastprogramm erwartet uns dann zur Mittagspause: Joe’s Beerhouse ist eine Dschungel-Oase mitten in der Stadt, in der sich ein riesiges Sammelsurium an Kuriositäten angehäuft hat. Besonders gerne scheint man Jägermeister-Flaschen zu sammeln – die sind wirklich überall. Die Speisekarte bietet allerdings schon viel Exotisches, so begegnen uns Oryx-Antilope, Springbock und Co. zu aller erst auf dem Teller und nicht auf Pirschfahrt.
Nach dem Mittagessen geht es dann noch einmal Mitten ins Stadtzentrum, wo wir in unser Hotel einchecken und uns wohlverdient ein bisschen ausruhen können. Die Ruhe wird irgendwann jäh unterbrochen von lautem Jubelgeschrei und Applaus. Als wir uns am Abend treffen, um gemeinsam zum Abendessen zu fahren, sehen wir schließlich den Grund für den Aufruhr - im Erdgeschoss unseres Hotels findet eine Schulabschlussfeier statt und Massen von festlich gekleideten Teenagern schreiten, wie Hollywood-Stars gefeiert, über den roten Teppich. Was für eine Show.
Unser Abendessen nehmen wir auf der wunderbaren Terrasse von Leo's Restaurant ein. Auch hier spricht man Deutsch und findet Dinge wie Spätzle, Bratwurst, Rouladen und Wiener Schnitzel auf der Speisekarte. Daran muss man sich wirklich erst mal gewöhnen. Das Essen schmeckt jedoch auch hier wunderbar. Wir lassen den ersten gemeinsamen Abend unserer Reise gemütlich ausklingen und freuen uns auf das, was uns jenseits der Großstadt erwarten wird.


15.10.2022 Tag 3 Von Windhoek zur Mount Etjo Safari Lodge

Nach dem Frühstück verlassen wir am nächsten Morgen die namibische Hauptstadt Richtung Norden. Auf der einzigen Autobahn des Landes kommen wir auch recht zügig vorwärts und erreichen die Kleinstadt Okahandja. Hier legen wir einen kleinen Stopp ein, haben die Möglichkeit einen guten Kaffee zu genießen, oder auf dem Holzschnitzmarkt zum ersten Mal unsere Handelsfähigkeiten zu testen. Jacos guter Rat dazu: „Bezahlt höchstens die Hälfte von dem, was euch gesagt wurde“. Das liegt nicht unbedingt jedem, aber dennoch kommen die meisten mit den ersten Souvenirs zurück. Bald verlassen wir dann auch die gut ausgebaute Asphaltstraße und es geht weiter auf einer breiten Sand- und Schotterpiste. Wer zuvor noch nie etwas von Afrika-Massage gehört hat, der weiß jetzt was damit gemeint ist.
Irgendwann hält Jaco dann mitten auf der Straße an – Rush Hour in Afrika bedeutet, dass jede Stunde ein Auto vorbeifährt, dann können wir auch getrost einmal aussteigen, uns die Beine vertreten und uns einen Termitenhügel aus der Nähe ansehen. Beeindruckend was diese winzigen Tiere leisten können und dass viele dieser riesigen Gebilde mehrere hundert Jahre alt sind. Als wir weiterfahren wollen folgt der Schock: unser Reisefahrzeug hustet kurz auf und geht dann wieder aus. Das ist hier wirklich nicht der Ort, an dem man liegenbleiben möchte! Glücklicherweise springt der Motor dann beim zweiten Versuch an. Nächster Stopp also besser Mount Etjo Lodge.
Am frühen Nachmittag erreichen wir das wunderbare Fleckchen Erde, an dem der berühmte Naturschützer Jan Oelofse 1975 sein privates Wildreservat Okonjati gegründet hat. Hier finden Tiere Zuflucht, die anderswo gefährdet oder gar gejagt worden wären. Heute misst das Wildreservat 36 000 Hektar und bietet etwa 10 000 Säugetieren ein Heim, zusätzlich lassen sich etwa 600 verschiedene Vogelarten beobachten.
Wir fahren durch das gut gesicherte Tor und haben kurz darauf schon eine fantastische Sicht auf das Wasserloch direkt neben der Lodge, die sich am anderen Ufer befindet. Unser Fahrzeug ist schnell umringt von den ersten Springböcken und Impalas, die Jaco gerne Busch-McDonalds nennt, weil ein schwarzes M auf ihrem Hinterteil zu finden ist. Um uns einen Moment zu geben, die Tiere zu beobachten, halten wir an – ein Fehler, wie sich kurze Zeit später herausstellt – denn nun springt der Motor wirklich nicht mehr an. Wir laufen also die letzten Meter zur Lodge – nicht ohne die (unbegründete) Sorge, dass wir etwas Gefährlicheres als Springböcke treffen könnten. Wenig später erreichen wir dann aber unbeschadet unser Domizil und können den Nachmittag damit verbringen, die Lodge und die Tierwelt am Wasserloch zu erkunden. Neben einer ganzen Flamingo-Familie können wir zahlreiche Vögel und auch das erste Flusspferd und die ersten Giraffen entdecken. Wie aufregend!
Am späten Abend starten wir dann mit dem Jeep zu unserer ersten Pirschfahrt – während Jaco sich um unser Reisefahrzeug kümmert. Guide Michael fährt mit uns hinein ins Wildreservat und gibt uns dabei deutlich zu verstehen, dass es auch in einem Reservat keine Garantien für Tiersichtungen gibt – er verspricht jedoch, sein Bestes zu geben und das tut er wirklich. In kürzester Zeit bekommen wir mehr Impalas und Springböcke, Kudus, Zebras und Unmengen an Giraffen zu sehen. Ein Dikdik und einen Löffelhund, sowie eine Riesentrappe. Doch wir merken, dass Michael auf der Suche nach etwas Größerem ist und plötzlich ruft es von hinten: Nashorn links! Da sind sie: zwei Breitmaulnashörner die uns aus dem Gebüsch anschauen. Wahnsinn! Diese äußerst bedrohten Tiere unbeschadet in der Natur zu sehen ist wirklich ergreifend. Doch noch ist unser Guide nicht zufrieden. Fortwährend liest er Spuren – er sucht Elefanten. Wir drehen mehrere Runden um ein dicht bewachsenes Stück Land und schließlich sehen wir den Bullen – und einen anderen Jeep. Es geht nun also weiter off-road und wenig später finden wir nicht nur einen Elefanten, sondern eine ganze Herde vor. Was für ein krönender Abschluss für eine erste Pirschfahrt. Bevor wir zur Lodge zurückfahren gibt es noch einen kleinen Sundowner und alle sind beseelt – doch die Messlatte für die nächsten Tage liegt nun doch schon ziemlich hoch. Mal schauen was uns noch erwartet.
Zurück in der Lodge gibt es dann ein typisches Braai – die namibische Art des Grillens – und andere Leckereien. Und am Ende gibt es dann, ganz unauffällig, doch noch eine Geburtstagstorte für unsere Jubilarin, die sich nicht feiern lassen wollte. Wir hoffen du hast deinen Ehrentag dennoch genossen.


16.10.2022 Tag 4 Über Outjo zum Etosha Nationalpark

Leider müssen wir die Mount Etjo Safari Lodge nach nur einer Nacht schon wieder verlassen, doch Etosha ruft uns. Unser erstes Ziel ist allerdings zunächst Outjo. Hier können wir uns noch einmal mit einem guten Kaffee und leckeren (deutschen) Backwaren stärken und eine Kleinigkeit einkaufen, bevor es dafür in den nächsten Tagen keine allzu idealen Möglichkeiten mehr gibt. Dann geht es noch ein Stück weiter Richtung Norden, wo wir dann gegen Mittag das Andersson's Gate des Etosha Nationalparks erreichen. Hier befinden wir uns ganz im Süden und etwa in der Mitte der West-Ost-Ausdehnung des 22.912 km² großen Parks. Etosha bedeutet "großer, weißer Ort". Der Name bezieht sich auf die riesige Salzpfanne, die sich im Herzen des Nationalparks befindet.
Wir starten also mit unseren ersten Beobachtungen: wieder Zebras, Impalas, Springböcke. Nun gesellen sich dazu auch Gnus. Dazu Grautokos und der verwandte Gelbschnabeltoko. Am Wegesrand begegnen uns immer wieder spielende Zebramangusten und Erdhörnchen. Unsere Mittagspause verbringen wir am Wasserloch von Okaukejo, wo um diese Tageszeit allerdings auch wenig Betrieb ist und sich nur ein paar Zebras abkühlen. Wir stärken uns mit ein paar Snacks und einem Bier für den Nachmittag.
Während wir weiter über die Straßen des Etoshas pirschen, ziehen am Himmel dunkle Wolken auf - ist das der lang ersehnte erste Regen? Mensch und Tier würden sich freuen, wir Touristen allerdings nicht so sehr... Weit entfernt im Dickicht erspäht dann doch jemand einen Elefantenbullen. Lange warten wir, ob er nicht doch ein wenig näher kommt, doch der immer dunkler werdende Himmel überzeugt uns dann doch, zurück Richtung Lodge zu fahren. Aber Halt - ein Jeep am Wegesrand lässt vermuten, dass es dich doch lohnt noch einmal anzuhalten. Und tatsächlich: unweit der Straße, im Gebüsch, kaut ein Spitzmaulnashorn recht unbeeindruckt auf ein paar Blättern herum. Wahnsinn - schon wieder ein Nashorn! Wir beobachten das imposante Tier bis es uns den Hintern zudreht und langsam davontrottet. Dann fahren auch wir weiter und es dauert nicht lange, da prasseln die ersten dicken Regentropfen gegen die Scheiben. Wenig später regnet es nicht nur draußen, sondern auch im Auto - man merkt, dass Regen hier nicht unbedingt an der Tagesordnung ist. Für Jaco ist Regen ein Anlass zur Freude, für uns eher der Grund ganz schnell in unsere Bungalows zu huschen und zu hoffen, dass das Unwetter bis zum Abendessen vorbeigezogen ist.
Tatsächlich schaffen wir es trockenen Fußes zum Abendessen zu kommen, der Regen pausiert allerdings nicht besonders lange. Wir lassen uns den Abend jedoch nicht miesmachen und genießen gutes Essen in der gemütlichen Atmosphäre eines typischen Shebeens (eine örtliche Kneipe). Die Nacht wird für die meisten von uns allerdings wenig entspannt, denn heftige Gewitter ziehen über uns und der ein oder andere Blitz schlägt mehr oder weniger genau neben unseren Kopfkissen ein - da braucht man schon einen sehr guten Schlaf, um davon nicht geweckt zu werden.


17.10.2022 Tag 5 Etosha Nationalpark

Der Tag startet früh, die meisten Gesichter sind noch sehr verschlafen, dennoch sind wir voller Erwartung auf das, was uns heute Begegnen wird. Der Regen der letzten Nacht wird es uns jedoch nicht einfacher machen, denn wenn es temporär viele kleine Wasserlöcher gibt, gibt es für viele Tiere keinen Grund zu den großen Wasserlöchern zu wandern - was es für uns erschwert sie zu finden. Na ja, wir werden sehen.
Frisch gestärkt geht es für uns dann hinein in den Park: Katzen stehen heute auf der To Do-Liste. Wir fahren nach Norden Richtung Okondeka und von dort weiter nach Westen. Auf dem Weg begegnen uns wieder Springböcke, Impalas, Orxy-Antilopen, Erdhörnchen und Zebras, sowie Tokos, Frankoline, Straußen und ein Kampfadler. Die großen Säugetiere oder womöglich Raubkatzen bleiben jedoch leider aus. Also wird der Plan geändert: wir verbringen die Mittagspause wieder in der Okaukejo Lodge und versuchen unser Glück noch mal am Nachmittag. Neben Zebras und Giraffen treffen wir am Wasserloch mehr Straußen, sowie zwei Schakale und einen Sekretärvogel an. Immerhin!
So ist das eben mit der Natur und wir haben ja morgen immer noch einen ganzen Tag auf unserer Parkdurchquerung von West nach Ost.
Zum Abschluss des Tages gibt es dann noch mal ein Highlight: mit dem Reisefahrzeug geht es hinauf zur Etosha Safari Lodge. Von der Terrasse aus hat man einen fantastischen Ausblick auf den Sonnenuntergang - wenn das mal nichts ist.
Zu unserer Freude fängt es am heutigen Abend auch nicht an zu regnen, sodass wir im Trockenen zu Abend essen können und auch etwas mehr Schlaf bekommen, als in der letzten Nacht. Das sind doch schon mal gute Voraussetzungen für morgen.


18.10.2022 Etosha Nationalpark von West nach Ost und weiter nach Tsumeb

Ähnlich früh wie gestern geht es auch heute los, allerdings versuchen wir es nun mit einer anderen Taktik und legen uns einen Soundtrack für den Tag zu. Wie könnte es anders sein? „Oh happy day“! Nach dem Frühstück verlassen wir unsere Lodge und fahren ein letztes Mal durch das Andersson’s Gate nach Okaukejo. Auch heute Morgen ist am Wasserloch nicht so viel los: ein paar Zebras und Impalas und weiter in der Ferne zieren sich ein paar Giraffen unentschlossen davor, näher zu kommen. Jaco erklärt uns, dass sie nur trinken, wenn sie sich wirklich ganz sicher sind, dass keine Gefahr droht. Kein Wunder also, dass die Giraffe im Film Madagascar als Hypochonder dargestellt wird...
Nach einer kleinen Pause geht es dann weiter zum nächsten Wasserloch. Auf den ersten Blick ist außer ein paar Impalas auch hier niemand zu sehen. Doch Jaco studiert durch sein Fernglas angestrengt den Horizont und verkündet dann: „Da kommt eine Löwin!“. Ein wenig Aufruhr im Fahrzeug und jeder versucht, durch das Fernglas oder mit bloßem Auge den Horizont abzusuchen. Mittlerweile kennen wir einander ja auch schon ein wenig und sind uns nicht ganz sicher ob wir nicht auf den Arm genommen werden. Doch Jaco meint es tatsächlich Ernst und versucht uns geduldig zu erklären in welchem grünen Streifen mit Büschen wir suchen müssen. Nach etwa zehn Minuten und einigen „Ah“ und „Oh“ Ausrufen ist die Löwin dann tatsächlich zu erkennen und nähert sich zielgerichtet dem Wasserloch. Es ist ein wahres Schauspiel, wie sich alle anderen Tiere ehrfürchtig verziehen, alleine ein Schakal zeigt sich eher unbeeindruckt. Wir beobachten das majestätische Tier beim Trinken und merken erst spät, dass sich noch drei weitere Löwen genähert haben, darunter ein junges Männchen. In der Familie scheint es Streit gegeben zu haben. Die Löwin versucht ihren Platz gegenüber den Neuankömmlingen zu verteidigen, zieht sich jedoch dann zurück. Nachdem wir die Löwen eine gute Weile beobachtet haben, entschließend wir uns, für die zahlreichen Autos, die nach uns angekommen sind, Platz zu machen. Nur ein kleines Stück weiter können wir dann eine Tüpfelhyäne aus nächster Nähe betrachten. Im Laufe des Vormittags begegnet uns noch eine große Elefantenherde mit mehreren Jungtieren sowie riesige Herden von Zebras und Gnus. So haben wir uns das vorgestellt. Kurz vor unserem Mittagstopp in Halali treffen wir dann auf unsere zweite Löwenfamilie, die unter einem großen Baum ebenfalls Mittagspause zu machen scheint. Wenn man die vielen Großkatzen so in einem riesigen Knäuel kuscheln sieht, merkt man doch eindeutig was sie sind: große Katzen. Ein wirklich wunderschönes Bild.
Bei der Mittagspause ziehen wir schon mal Bilanz: der Tag war jetzt schon so viel besser als gestern! Großartig geht es jedoch weiter mit Kuhantilopen, mehr Elefanten und dann – tatsächlich noch mal einem Breitmaulnashorn. Keine zehn Meter von der Straße entfernt liegt es unter einem Baum, bemerkt unser Fahrzeug, steht auf, lächelt für die Kamera, zeigt sich von der besten Seite, und legt sich wieder hin. Was für eine Show! Kann der Tag noch besser werden? Am nächsten Wasserloch stehen – wie bestellt – zwei Giraffen. Beim Mittagessen hatte uns Jaco noch erklärt, warum es so gefährlich für die Tiere ist zu trinken, und hier demonstrieren sie uns nun live die zwei Möglichkeiten, wie sie sich bücken können, um mit ihrem langen Hals zu trinken. Ein Stück weiter können wir dann noch das Balzverhalten einer männlichen Riesentrappe beobachten.
Unsere letzte Pause verbringen wir im Camp Fort Namutoni, wo einst Kolonialherren gegen die heimischen Herero kämpften und 1907 der Nationalpark gegründet wurde. Hier können wir ein paar freche Zebramangusten beobachten, die schon sehr an die täglichen Besuche der „Foto Sapiens“, wie Jaco uns scherzhaft nennt, gewöhnt zu haben scheinen.
Wir entscheiden uns für noch einen ganz kleinen Umweg zum letzten Wasserloch, bevor wir den Park durch das Lindquist Gaste verlassen – und diese Entscheidung erweist sich als goldrichtig. Quasi gleichzeitig mit uns trifft eine bilderbuchreife Elefantenkaravane am Wasserloch ein. Das Schauspiel der badenden Tiere ist wirklich unbeschreiblich unterhaltsam. Etwa eine halbe Stunde genießen wir das Spektakel bevor sich die Herde langsam zurückzieht und wir die Weiterfahrt nach Tsumeb antreten.
Am Abend erreichen wir die ehemalige Minenstadt Tsumeb. Die Straßen hier sind gesäumt von blühenden Jacarandas und Flamboyantbäumen und bald erreichen wir das Minen Hotel. Neben dem deutschen Namen gibt es hier auch wieder deutsches Essen auf der Speisekarte und deutsches Radio im Restaurant. Beim gemütlichen Abendessen auf der Terrasse lassen wir die beeindruckenden Erlebnisse des Tages revuepassieren. Happy Days!


19.10.2022 Tag 7 Von Tsumeb nach Divundu – ab in's echte Afrika!

Wir beginnen unseren Tag wieder mit dem gestrigen Soundtrack - es scheint geholfen zu haben. Außerdem erwartet uns nach dem Frühstück ein neues, sogar etwas moderneres Fahrzeug. Jaco war es doch nicht ganz wohl damit, mit dem alten Bus noch weiter nach Osten zu fahren, nachdem das Anlasser-Problem wieder aufgetreten war. Das einzige Problem - wie wir schnell merken - wir können nichts mehr hören. Irgendwas stimmt mit der HiFi-Anlage nicht. Wir fahren also erst mal weiter durch das sogenannte Mais-Dreieck nach Grootfontain. Die Region hier ist bis heute für die lokale Landwirtschaft von großer Bedeutung, da sie über einen riesigen Grundwasserspeicher verfügt, und so im Trockenanbau nicht nur Mais, sondern auch Weizen, Zitrusfrüchte und Gemüse angebaut werden können. In Grootfontain legen wir eine kleine Kaffee-Pause ein während Jaco sich um das Mikrofon-Problem kümmert, jedoch sieht es leider so aus, als müssten wir noch einen Werkstattstop einlegen.
Wir machen uns also erst mal wieder auf, um weiterhin unsere 500 Kilometer lange Tagesetappe zu bestreiten. Je weiter wir kommen, desto afrikanischer wird es nun um uns herum. Wir fahren vorbei an zahlreichen kleinen Dörfern und Siedlungen, wo die Menschen noch in traditionellen Rundhütten leben und Kinder lange Strecken entlang der Straße zurücklegen müssen, um von der Schule nach Hause zu kommen. Trotzdem haben die meisten ein freudiges Lachen auf dem Gesicht, wenn sie dem vorbeifahrenden Fahrzeug winken. Unterwegs legen wir einen kleinen Stopp ein, um uns bei einem mehr oder weniger Überraschungspicknick (Danke, Jaco...) etwas zu stärken. Der nächste Stopp erfolgt dann in einem der Kavango-Dörfer, wo die lokale Bevölkerung ihr Kunsthandwerk zum Verkauf ausstellt. Auch die Kleinsten sind schon recht geschäftstüchtig und versuchen den ein oder anderen Dollar zu ergaunern.
Unplanmäßig halten wir dann noch einmal in Namibias zweitgrößter Stadt Rundu. Hier soll unser HiFi-Problem gelöst werden. Wir vergnügen uns also eine Stunde in der Shopping Mall und amüsieren uns über die ausladende Weihnachtsdekoration bei über 30 Grad Außentemperatur. Glücklicherweise konnte das Problem behoben werden und wir treten die letzte Tagesetappe wieder mit Begleitkommentar durch Jaco an. Flüsterpost im Reisefahrzeug ist auch wirklich nicht die beste Idee.
Am Abend erreichen wir die direkt am Okavango Fluss gelegene Ndhovu Lodge, die vom deutschen Auswanderer und ehemaligen Reiseleiter Ralf betrieben wird. Die erste Begrüßung erfolgt jedoch durch seine beiden Hündinnen Zulu und Bella, die wir sofort ins Herz schließen. Auf der Terrasse mit wunderbarer Aussicht auf den Fluss erfolgt dann die formelle Begrüßung und Zimmerzuweisung. Die meisten übernachten in den luxuriösen Safari-Zelten mit eigenem Badezimmer, für ein Gruppenmitglied gibt es jedoch eine Überraschung: zum morgigen Hochzeitstag hat Dietmar für sich und seine Frau die Riverside Suite oder auch Hippo Suite gebucht - hier übernachtet man direkt auf dem Wasser. Hildegard ist aus dem Häuschen und wir anderen später auch, als wir beim Abendessen eine Einladung zum Sundowner am nächsten Tag erhalten. Alle sind überwältigt von der Lodge Mitten in der Natur. Das Abendessen ist eine Mischung aus namibischer und deutscher Küche, so gibt es beispielsweise Zebra-Gulasch mit Spätzle, und wird herzlichst präsentiert vom gesamten Küchenpersonal.


20.10.2022 Tag 8 Ein Tag am Okavango oder der 39. Hochzeitstag

Wer heute Morgen früh genug wach ist, erlebt einen herrlichen Sonnenaufgang über dem Okavango. Vor dem Frühstück werden dann die verschiedenen Erlebnisse der Nacht ausgetauscht: von Hippo-Geräuschen, über Vogelgeschrei und der Kreation neuer Spezies (der Bäh-Vogel) bis hin zu Insektenplagen ist alles mit dabei - aber happy sind alle. Vor allem Hildegard, die mit einem Strahlen von ihren Hippo-Erlebnissen am frühen Morgen berichtet. Das Frühstück hier ist auf den deutschen Geschmack angepasst und so wird sich ordentlich gestärkt, bevor es losgeht zu unserer Pirschfahrt durch den Mahango Sektor des Bwabwata Nationalparks.
Der Eingang zum Park liegt unweit unserer Lodge und so geht es bald wieder los mit Giraffen und Zebras, Pavianen, endlich einigen Warzenschweinen, den seltenen Riedböcken, Buschböcken und sogar ein paar Elefanten. Auch für unsere Vogelfreunde ist einiges dabei: Gabelracken, verschiedene Bienenfresser, Glanzstare und Haubenbartvögel.
Gegen Mittag kehren wir zurück in die Lodge für ein leichtes Mittagessen. Nun beginnt der entspanntere Teil der Reise und es bleibt auch ein wenig Zeit, die Seele baumeln zu lassen, die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten und sich ein wenig vom Urlaubsstress zu erholen.
Am Nachmittag haben sich die meisten dazu entschieden, an einer Bootsfahrt auf dem Okavango teilzunehmen, während unsere Hippo-Suite Bewohner den Ausblick von ihrer Terrasse genießen. Vom Boot aus winken wir noch einmal und brechen dann auf um die nistenden roten Bienenfresser oder auch Scharlachspinte zu beobachten. Außerdem finden wir noch verschiedene Reiher und Eisvögel, einen Waran, ein kleines Krokodil und natürlich noch mehr Flusspferde. Den Sonnenuntergang genießen wir zunächst auf dem Boot bei einem kühlen Getränk und ziehen dann weiter zu unserer Einladung auf die Hippo-Terrasse. Hildegards Begeisterung ist wirklich verständlich: die Flusspferde sind zum Greifen nah und liefern uns eine unglaubliche Show. Wenn eines das Maul aufreißt, zieht das nächste nach. Selbst das kleinste Mitglied der Gruppe, das noch nicht einmal Zähne hat, macht mit.
Nachdem es dann endgültig dunkel geworden ist, machen wir uns fertig für das Abendessen, wo uns die nächste Überraschung erwartet. Mit einer traditionellen Tanz- und Gesangseinlage, die man an Hochzeiten darbietet, wird unserem Jubilar-Pärchen der Nachtisch serviert. Was für ein Happy Day!


21.10.2022 Tag 9 Flusslandschaften am Kwando

Nach einem weiteren entspannten Morgen mit leckerem Frühstück verlassen wir schweren Herzens Ralfs Oase am Okavango. Unterwegs legen wir noch einen kleinen Stopp ein bei den sogenannten Popa Falls. Es handelt sich hier allerdings vielmehr um Stromschnellen als um Wasserfälle. Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Spaziergang hier, bei dem uns Jaco einiges zur Geologie, den endemischen Pflanzen und natürlich auch zur Tierwelt erzählt. Wir probieren wilde Feigen und schauen Webervögeln bei der Arbeit zu. Dann geht es über die Transitstrecke durch den Bwabwata Nationalpark in den äußersten Osten des Caprivizipfels, nördlich von uns liegt Angola, südlich Botswana. Unser Ziel ist direkt am Fluss Kwando gelegen, der seinen Namen im Unterlauf zu Linyanti und dann zu Chobe wechselt. Die Namushsha Lodge gehört ebenfalls zur Gondwana-Kette, ist zwar etwas größer als Ndhovu, von der Lage her jedoch genauso reizvoll. Da wir den Rest des Tages zur freien Verfügung haben, machen wir es uns erst einmal auf der Terrasse des Restaurants gemütlich, unterhalten uns und beobachten die vielen Vögel und Baumhörnchen, die sich um uns tummeln, sowie die Büffel am anderen Ufer des Flusses.
Am Abend treffen wir uns dann wieder zum gemeinsamen Essen und besprechen den Plan für den nächsten Tag.


22.10.2022 Tag 10 Bwabwata Nationalpark

Unser heutiger Tag ist von der Namushasha Lodge organisiert, so kann sich Jaco tatsächlich mal aufs Guide sein konzentrieren und muss nicht auch noch Fahrer gleichzeitig sein. Da in die offenen Jeeps der Lodge maximal 10 Passagiere passen, werden wir mit einer Gruppe deutscher Hobbypiloten (und ihrer Frauen?) zusammengewürfelt – Löwen- oder Krokodilfutter kann man ja immer brauchen :)
Mit unseren Guides John und Buzz Aldrin aka. Buzz Lightyear geht es zunächst mit dem Boot über den Fluss. Auf dem Weg bestaunen wir die zahlreichen Wasserlilien, außerdem entdecken wir wieder Bienenfresser, die ersten Büffel aus näherer Distanz, sowie einen Riesenreiher, der gerade einen Riesenfang gemacht hat und mit dem Transport des beeindruckend großen Welses ein ziemliches Problem zu haben scheint. Dann erreichen wir die Anlegestelle und steigen in die Jeeps um. Wir folgen zunächst dem „Hippo Highway“ und sehen Kudus, Impalas und Moorantilopen. Dann kommt der Funkspruch, der zur Umkehr bewegt – wenig später finden wir am Ufer des Flusses eine Löwin ungefähr fünf Meter vom Jeep entfernt. Für uns scheint sie sich sogar ein wenig aus dem Busch hinauszubewegen, als dann jedoch noch ein Auto anhält scheint es ihr zu viel zu werden und sie sucht das Weite. Wir fahren also auch weiter, finden Paviane, die die Früchte des Leberwurstbaumes fressen, die seltenen Rappenantilopen und Tsessebes, sowie Warzenschweine, Marabustörche und Weißrückengeier.
Der Mittag steht wieder in der Lodge zur freien Verfügung, doch mit guten Gesprächen, Mittagessen und ein bisschen Zeit am Pool oder einem Nickerchen bei der Mittagshitze wird niemandem langweilig. Am Nachmittag treffen wir uns wieder, diesmal zur Freude aller, ohne die Pilotengruppe, jedoch mit Buzz Lightyear, Verzeihung, Aldrin und begeben uns auf unsere Sundowner Bootsfahrt auf dem Kwando. Wieder gibt es zunächst eine Menge Vögel zu entdecken: verschiedene Eisvögel und Bienenfresser, sowie den afrikanischen Jacana, der auch „Jesusvogel“ genannt wird, weil es so aussieht, als könne er über das Wasser laufen. Wir entdecken Elefanten und Büffel im hohen Schilf und passend zu unserem Sundowner-Aperitif taucht ein Flusspferd direkt neben uns auf und leistet uns Gesellschaft. Während die Sonne hinter den Papyrusfeldern langsam untergeht fahren wir zurück zur Lodge, wo unser letztes Abendessen in Namibia auf uns wartet – morgen geht es weiter nach Botswana. Schmerzlich wird uns bewusst wie schnell die Zeit vergeht. 10 Tage sind schon vorbei – aber wir haben auch noch zwei Länder vor uns.


23.10.2022 Tag 11 Namushasha Cultural Village und Einreise nach Botswana

Bevor wir jedoch Namibia verlassen, statten wir dem nahegelegenen Cultural Village einen Besuch ab. Hier kann man, quasi in einem lebendigen Museum, etwas über das traditionelle Leben der Caprivi-Volksstämme lernen. Bei einem Rundgang durch das kleine Dorf bekommen wir an verschiedenen Stationen Erklärungen zu diversen Lebensbereichen wie Musik, Flusspferdjagd, Hausbau, Ackerbau und Töpferei. Im Zentrum des Dorfes steht der heilige Baobab-Baum, auch er ist wichtiger Bestandteil der Kultur. Live bekommen wir die Schmiedekunst und das Hirsemahlen demonstriert und werden dazu animiert, mitzumachen. Schnell finden sich auch zwei „Esel“ für den „Kalahari-Ferrari“. Wir bekommen demonstriert, wie ein Hühnerhaus mit zugehöriger Raubtierfalle funktioniert – währenddessen fällt unser Guide in die Antilopenfalle und sorgt damit bei den einen für Gelächter, bei dem anderen für ein langes Gesicht. Irgendwer muss das später wohl wieder aufbauen. Wir lernen noch wie man per Spiel über Frauen und Ländereien entschied, dann müssen wir uns langsam verabschieden, denn Botswana ruft nach uns.
Unser Weg führt uns nach Katima Mulilo und von da aus zur Grenze. Die Formalitäten sind schnell erledigt, nun brauchen wir etwas Geduld, denn zur Mittagszeit sind Grenzbeamte nicht die schnellsten. Als wir gerade denken, dass alles erledigt ist, soll Jaco einen zwanzigseitigen Fragebogen des namibischen Tourismusverbands ausfüllen, vorher will ihn der Beamte nicht gehen lassen. Na toll. Jaco verlässt das Büro zehn Minuten später mit dem Kommentar: „Das kann sowieso keiner lesen, höchstens ein Arzt“ und grinst. Trotz des Fragebogens schaffen wir es schneller als der große Bus nach uns über den Chobe Fluss und zur Grenzstation von Botswana. Hier müssen wir uns bei 36 Grad im Schatten die Temperatur messen lassen und dann unsere Schuhe auf einem stinkenden braunen Lappen desinfizieren. Aber mittlerweile haben alle gelernt: TIA! (This is Africa!) Nicht hinterfragen, sondern einfach das machen, was von einem verlangt wird, dann geht doch meist alles am Schnellsten. Relativ zügig haben wir dann auch unsere Stempel im Pass und können uns aufmachen auf die Transitstrecke durch den Chobe Nationalpark. Dieser misst 11.700 km² und beherbergt ungefähr 250.000 Elefanten, da die Jagd in Botswana immer noch verboten ist und sich die Tiere somit ungehindert vermehren können. Auch wir entdecken an der Straße den ein oder anderen Dickhäuter, Zebras, Hornraben und dann schließlich eine ganze Herde der seltenen Pferdeantilopen, die vor uns die Straße kreuzen. Was für ein Glück!
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Stadt Kasane, die direkt am Chobe Fluss liegt. Wir checken ein in die wunderbare Chobe Marina Lodge, die wieder direkt am Flussufer liegt. Jaco hatte uns schon gewarnt, dass der Nationalpark nicht umzäunt ist und somit alle Tiere aus dem Park in die Stadt kommen können, aber dass unsere Lodge offensichtlich ein El Dorado für Warzenschweine ist, damit hätten wir nicht gerechnet – sie sind wirklich überall und wir fragen uns, warum wir so verzweifelt nach Fotogelegenheiten gesucht hatten.
Nach einem kleinen Mittagessen machen wir noch einen kurzen Spaziergang durch das Zentrum von Kasane, aber am Sonntagnachmittag ist hier nicht viel los.
Schließlich treffen wir uns zum Braai-Abendessen auf der großen Terrasse in der Mitte der Lodge und lassen den Tag bei gemütlichen Marimba-Melodien ausklingen. Als wir dann zum dritten Mal in Folge „Time To Say Goodbye“ geklimpert bekommen, nehmen wir den Wink mit dem Zaunpfahl ernst und verabschieden uns in unsere Zimmer, denn am nächsten Morgen heißt es wieder früh aus den Federn.


24.10.2022 Tag 12 Chobe Nationalpark

Schon vor dem Frühstück geht es heute für uns auf Pirschfahrt in den Chobe Nationalpark. Das gefällt nicht jedem, macht es jedoch wahrscheinlicher noch einmal Raubkatzen sehen zu können. Mit zwei Guides und jeweiligen Jeeps geht es um 6 Uhr los zum Nationalparkeingang, wo sich schon einige Jeeps tummeln. Zunächst gibt es wieder die üblichen Kudus und Impalas zu sehen, dann beginnt die Spurensuche, gepaart mit Funkgesprächen hin und her und dann geht die wilde Fahrt los - irgendjemand hat etwas gesehen. Einige Minuten später landen wir am Ufer des Chobe, wo eine Löwin mitten auf einer Sandbank liegt, umringt von vielen Jeeps. Eines unserer Autos ist schon da, der zweite Guide ist leider etwas zu zaghaft und so sehen wir die Löwin nur noch zwischen den Autos und im Gebüsch verschwinden, wohin sich noch mehrere andere Tiere zurückgezogen haben.
Nach all der Aufregung kommt eine Kaffee-Pause wie gerufen. Wir treffen uns auf einer Lichtung und teilen dort brav unsere Kekse mit den zutraulichen Vögeln, die uns sprichwörtlich aus der Hand fressen. Unsere Guides verkünden schließlich, dass man noch ein zweites Rudel Löwen gefunden hätte und unsere wilde Jagd geht weiter. Diesmal werden wir allerdings belohnt: unter zwei Bäumen am Flussufer zählen wir insgesamt 17 Tiere, darunter noch einige recht junge. Diese majestätischen Katzen mit so wenig Distanz betrachten zu können ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, das uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Zum späten Frühstück sind wir dann zurück in der Lodge und tauschen unsere Gedanken und Fotos aus. Den Mittag kann jeder nach seinem Geschmack verbringen bis wir uns dann am Nachmittag wieder zur Bootsfahrt auf dem Chobe Fluss treffen. Jetzt haben wir die Chance die Tiere noch einmal vom Wasser aus zu sehen. Endlich können wir die beeindruckenden Büffel einmal aus nächster Nähe und ohne hohes Schilfgras sehen, entdecken riesige Krokodile und Warane, einen Seeadler, Klappschnabelstörche, Paviane, Flusspferde, Wasserböcke und nochmals die Löwen vom Vormittag - wir zweifeln nur langsam die Existenz der vielen Elefanten an, denn wieder zeigt sich uns keiner. Jaco ist ratlos, er hat noch nie eine Bootsfahrt auf dem Chobe ohne Elefanten erlebt. Nun, es gibt für alles ein erstes Mal. Nichtsdestotrotz genießen wir unsere Bootsfahrt und den schönen Sonnenuntergang bevor es dann zurückgeht zur Lodge.
Das Abendessen findet heute im normalen Restaurant statt, der Marimba-Spieler ist aber selbstverständlich zurück - mit derselben Playlist wie gestern. "Time To Say Goodbye" bleibt uns heute erspart, wir gehen freiwillig ins Bett, denn auch morgen steht wieder früh aufstehen auf dem Programm, die Viktoriafälle warten.


25.10.2022 Tag 13 Einreise nach Simbabwe, Victoria Falls und Bootsfahrt auf dem Sambesi

Noch ein letztes Frühstück in Botswana und dann heißt es weiter und ins letzte Land unserer Reise. Simbabwes Grenzposten haben nicht den besten Ruf, deshalb ist man gut beraten, früh dort zu sein, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Wir starten also noch früher als geplant, sogar Anke ist heute mal früher als verlangt beim Frühstück, und so sind wir schon vor acht Uhr an der botswanischen Seite der Grenze. Die Ausreise verläuft schnell und problemlos, der spannende Teil kommt noch. Entgegen der neuen Regeln brauchen wir immer noch unsere Impfpässe, die wir mit Pass vorzeigen müssen. Dazu müssen wir sämtliche Fragen mündlich beantworten, die mit einem Blick in das Einreiseformular beantwortet wären – TIA. Dann ist unsere Grenzkontaktperson offensichtlich leider gerade erst in Victoria Falls aus dem Bett gefallen und wir müssen uns einzeln für unsere Visa anstellen. Während ein Beamter fleißig Quittungen ausstellt, weigert sich der andere, ziemlich beleibte – ein Zufall oder doch eher ein Beweis? TIA. Entgegen aller Erwartungen verlassen wir den Grenzposten nach etwa 45 Minuten. Etwas übriggebliebenes Brot und Äpfel, sowie ein paar Süßigkeiten ersparen uns die Visakontrolle im Bus. Was soll man sagen? TIA. Happy Days und weiter geht’s nach Victoria Falls. Das kleine Städtchen, dass Hauptsächlich aus touristischen Gründen existiert schauen wir uns im Vorbeifahren an, es geht direkt zu den berühmten Wasserfällen, die als eines der sieben Weltnaturwunder gelten. Den Namen haben sie bekommen vom schottischen Missionar und Afrikareisenden Sir David Livingstone im Jahre 1855 entdeckte und sie nach der britischen Königin benannte. Der eigentliche Name Mosi oa Tunya bedeutet „Der Rauch, der donnert“ und schnell können wir uns auch vorstellen warum. Wir befinden uns jetzt noch in der Trockenzeit, sodass die Fälle nicht so viel Wasser wie in der Regenzeit führen, trotzdem sind die Wassermassen, die auf der simbabwischen Seite hinunterdonnern beeindruckend und versprühen einen feinen Nebel. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie laut und dicht dieser Nebel in der Regenzeit sein muss. Immerhin stark genug, dass sich auf der gegenüberliegenden Seite ein kleiner Regenwald gebildet hat, durch den wir jetzt beinahe trockenen Fußes spazieren. Wir besuchen die 16 möglichen Aussichtspunkte des breitesten, durchgehenden Wasserfalls der Erde und beobachten die Touristen, die auf der sambischen Seite im sogenannten Devil’s Pool baden. Das wäre auch noch etwas, was man mal machen sollte, aber die Ein- und Ausreiseformalitäten sind zu abschreckend.
Nach fast zwei Stunden in der Hitze haben wir uns eine Mittagspause verdient. Im Look Out Café hat man eine tolle Aussicht, ein kühles Getränk und leckeres Essen gleichzeitig. Genau das was wir jetzt brauchen.
Am frühen Nachmittag fahren wir dann zu unserer Lodge, direkt am Ufer des Sambesi. Nach einer kleinen Verschnaufpause starten wir dann zu unserer letzten Sundowner Bootsfahrt, auf der wir noch einmal Flusspferde, Krokodile und endlich auch wieder Elefanten sehen. Die haben sich auch wirklich Zeit gelassen! Mit einem Zambezi-Bier in der Hand auf dem Sambesi Fluss genießen wir den letzten gemeinsamen Sonnenuntergang. Zurück in der Lodge wartet das Abendessen auf uns und nun ist es tatsächlich „Time To Say Goodbye“, auch ohne den Marimba-Spieler. Morgen früh wird uns Jaco schon verlassen, das heißt wir müssen uns schon heute Abend dafür bedanken, dass er uns so gut und sicher fast 2400 Kilometer durch Afrika chauffiert hat, uns so viel Spannendes gezeigt hat und immer für einen Spaß zu haben war. Zum krönenden Abschluss des Abends gibt es noch eine Tanz- und Gesangseinlage und wir lassen unsere gemeinsamen Erlebnisse noch einmal Revuepassieren – was für eine wundervolle Reise es doch war…


26.10.2022 Tag 14 Helikopterflug über die Victoria Fälle und Rückflug nach Deutschland

Die meisten sind heute Morgen doch schon früher wach als nötig, das heißt wir frühstücken ein letztes Mal gemeinsam mit Jaco, der dann schlussendlich doch länger bleibt als eigentlich geplant. Man hat den Eindruck, dass er auch nicht so recht gehen möchte, aber der Weg zurück nach Windhoek ist lang - also müssen wir uns am Ende doch verabschieden und ihm eine gute Fahrt wünschen.
Einige aus der Gruppe haben die Chance genutzt und sich für den Helikopterflug - Flight of Angels - über die Viktoriafälle angemeldet. Das nächste Heli-Pad ist nicht weit von unserer Lodge entfernt und so geht alles ruck zuck. Abholung, eine kleine Einweisung, Kopfhörer auf und los geht's. Die imposanten Dimensionen der Wasserfälle lassen sich wirklich aus der Luft erst so richtig begreifen. Ein atemberaubendes Erlebnis und grinsende Gesichter steigen aus dem Helikopter.
Zurück in der Lodge bleibt nun noch ein bisschen Zeit um sich umzuziehen und dann ist es auch schon Zeit um zum Flughafen aufzubrechen. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Windhoek fliegen wir zurück nach Frankfurt, wo wir am kommenden Morgen pünktlich landen.


27.10.2022 Ankunft in Frankfurt und Verabschiedung

In Frankfurt schlägt die Realität dann zu und alles geht ganz schnell. Die Ersten sind schon auf dem Weg zum Bahnhof, als der Rest aus dem Flugzeug steigt, melden sich dann aber noch mal per Videoanruf, um sich zu verabschieden. Für den Rest geht es dann mit dem Flugzeug noch weiter nach Dresden, wo wir am frühen Vormittag landen.

Schlusswort

Meine liebe Happy Days Truppe,

ich möchte mich noch mal ganz herzlich bei Euch bedanken, dass Ihr es Jaco und mir so leicht gemacht habt auf dieser Reise - bitte bewahrt Euch Eure Begeisterungsfähigkeit, das ist eine wunderbare Gabe, die Ihr wirklich alle habt.

Hildegard und Dietmar: Danke, dass Ihr Euren Ehrentag und Eure Hippos mit uns geteilt habt, das war wirklich einmalig. Und danke für die Erfindung des Bäh-Vogels.
Renate und Roland: Danke für Eure reiche Afrika-Erfahrung und Euer Interesse an Vögeln, ohne Euch wären wir bestimmt an einigem vorbeigefahren.
Silvia, Stefan und Max: Danke für die morgendlichen Soundtracks und die genialen Sichtungen - "Elefant rechts!" Max, bleibt wie du bist, du hast das mit uns Alten super gemeistert. Und ich hoffe, dass ein bisschen was von deinem Bildungsurlaub hängen bleibt ;-)
Reiner: Hut ab, dass du das mit der Reise so spontan entschieden und so toll gemeistert hast. Ich wünsche Dir, dass du noch einige solcher Erfahrungen machen kannst.
Inge: Du warst die gute Seele unserer Truppe. Danke für die oftmals unerwarteten, aber genau richtigen Sprüche im richtigen Moment.
Anke: Herzlich Willkommen in der Welt der Reisenden, ich denke du hast Gefallen daran gefunden. Ich hoffe du hast ein paar Tütchen Atrose-Mittel mitgenommen für deinen Daumen ;-)
Und Jaco: Vielen Dank für deine tolle Arbeit, es war toll mit dir zu Reisen und Erfahrungen auszutauschen. Danke für die zahlreichen Momente, in denen der ganze Bus gelacht hat.

Ihr Lieben, ich würde mich sehr freuen Euch - am liebsten alle gleichzeitig - mal wieder auf einer Reise begleiten, oder auch selbst leiten zu dürfen. Wie heißt es so schön: man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Bis dahin: HAPPY DAYS!
Eure Sinah

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Sinah, dieser tolle Bericht über unsere gemeinsame Reise rundet die fantastischen Erlebnisse ab. Vielen Dank dafür.

Dietmar Kutz
29.10.2022

Liebe Sinah,
danke für den ausführlichen Reisebericht. Du hast die einzelnen Details toll beschrieben. Man konnte mit Hilfe deines Berichtes, die Reise in Gedanken nochmals erleben. Die Reise war phantastisch, mit Worten kann man es nicht beschreiben . Man muss es einfach erleben und fühlen.
Für deine hervorragende Organisatin herzlichen Dank... Wir konnten uns entspannt zurücklegen und die Reise in vollen Zügen genießen.
Ebenso waren wir von unserem Guide Jaco begeistert, der die Reise mit seinem Humor zu vielen schönen "Happy Days" verwandelte. Herausragend war sein Wissen über die Geschichte, Menschen und besonders die Tiere. Mit ihm wurde es nie langweilig. Er kümmerte und sorgte sich um jeden einzelnen der Gruppe. Zum Schluss möchten wir uns auch bei den Mitreisenden bedanken, wir waren eine interessante und lustige Truppe. Obwohl wir sehr unterschiedlich waren, (Alter und Interessen) passte alles ganz genau. Danke euch allen, ihr habt alle dazu beigetragen, dass diese Reise zu einem unvergessenem Erlebnis wurde.

Hildegard Kutz
29.10.2022

Liebe Hildegard, lieber Dietmar,
Es freut mich sehr, dass Euch die Reise und auch der Reisebericht so gut gefallen haben.
Ich hoffe Ihr könnt noch lange in schönen Erinnerungen schwelgen.
Auf die nächsten 39 Jahre Happy Days, bleibt schön gesund und munter!
Bis hoffentlich irgendwann mal wieder...

Sinah Witzig 02.11.2022