Reisebericht: Bayerischer Wald – Rundreise mit Rollstuhl

08.09. – 13.09.2019, 6 Tage barrierefreie Rundreise Bayern in Deutschland und Böhmen in Tschechien: Hohenau – Deggendorf – Gut Aiderbichl – Passau – Donau–Schifffahrt – Bayerischer Wald – Böhmerwald – Lipno–Stausee – Krumau


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Eine Reise in den Böhmisch, Bayrischen Wald zu den saftigen Wäldern und Wiesen, zu den Glaskünstlern und den weiten Ausblicken. Man kann es gar nicht glauben was man alles mit dem Rolli machen kann.
Ein Reisebericht von
Jürgen Müller
Jürgen Müller

1. Tag, Anreise in den Bayrischen Wald

Von Dresden am Flughafen sind wir gestartet, die ersten Reisegäste sind zugestiegen, haben
erstmal die die Bustechnik erlebt und sich dem Hebe Lift anvertraut. Das einsteigen mit dem
Rolli ging einfacher als gedacht und nun konnte die Reise weiter gehen. Erst nach Chemnitz
wo noch weitere 11 Reisegäste zustiegen und als letzter Stopp dann nochmal im Vogtland wo
nochmals 4 Gäste dazukamen. Nun war die Reisegruppe komplett jeder hatte seinen Platz
und die Reihenfolge beim Aus- und Einsteigen hat sich auch schon fast eingespielt.
Kurz vor Regensburg machten wir nochmals eine Mittagspause und genossen den Board
Service unseres Busses, mit Würstchen und Bier oder Apfelsaft konnte der größte Hunger
gestillt werden. Danach haben wir die Autobahn verlassen und sind über Land auf der B 85
erst nach Cham und nach Freyung und schließlich an unser Ziel nach Hohenau in unser Hotel
gefahren. Nach einer ausführlichen Besichtigung und Prüfung der Zimmer haben wir
sichergestellt das jeder mit seinem Rollstuhl dort zurechtkam und auch sonst alle Hilfen
vorhanden waren.
Nachdem jeder in seinem Zimmer angekommen war und sich schon ein bisschen heimisch
fühlte, wurden wir zum Abendessen erwartet. Vier Gänge mit Salat, Suppe, tolles paniertes
Schweineschnitzel und hinterher noch ein Tiramisu. Da bleibt kein Platz mehr und der
Hunger war auch gestillt. Nach all den neuen Dingen auf dieser besonderen Reise, war dann
auch bald Ruhe in unserer Reisegruppe und alle verzogen sich auf ihre Zimmer.

2. Tag, Ausflug nach Deggendorf

Ausgeschlafen und frisch fanden sich alle pünktlich zum Frühstück ein und stöberten im
großen Frühstücksbüfett. Das sah alles gut aus und die Stimmung könnte eigentlich super
sein. Das einzige was die Laune drückte war das Wetter draußen vor der Türe. Tiefer Nebel
und Dauerregen schon seit Mitternacht. Und es machte keine Anstalten das der Regen
demnächst aufhören würde.
Nun es gibt Dinge die lassen sich nicht ändern, so griffen wir halt alle unsere Regenponchos,
Regenjacken und Schirme und machten uns für einen Regentag klar.
Nachdem wir um 9:00 eingestiegen sind, und alle Rollis verstaut waren machten wir uns auf
den Weg nach Deggendorf. Ziel und Treffpunkt war der Stadtturm beim Rathaus, also direkt
in die Fußgängerzone, langsam mit Bedacht und mit einem weiten Anlauf standen wir mit
dem Bus geschützt vom restlichen Verkehr und bereit zum Austeigen. Kaum war der letzte
mit dem Hub Lift aus dem Bus gehievt, kam schon Herzogin Agnes um die Ecke und begrüße
alle überschwänglich. Unsere Stadtführerin in der Gestalt von Herzogin Agnes spielte uns das
Leben in der Zeit des 14.Jh. Trotz Regen und Wind tauchten wir alle ein wenig ein in die Zeit,
den Geruch und den Schmutz des Mittelalters. Und nach einiger Zeit fanden wir den Regen
gar nicht mehr so schlimm. Das Mittelalter war bei weitem unfreundlicher. Nun mit viel guter
Laune und schauspielerischem Talent begleitete und Agnes für fast 2 Stunden durch die Stadt
und in die St. Martins Kirche bis sie schließlich uns wieder zurück ins 21.Jh brachte. Dort
angekommen wollten sich alle erstmal aufwärmen und wir hatten schon eine geeignete
Einkehr ausgeschaut. Mit heißem Tee oder frischem Augustiner Bräu und einer kräftigen
bayrischen Brotzeit kam die Kraft bald wieder zurück. Also dann gings weiter, Punkt 14:00 waren wir wieder alle im Bus, Jan unser Busfahrer ermöglichte uns wieder den komfortablen Einstieg direkt in der Fußgängerzone und dann waren wir auch schon auf dem Weg zum Gnadenhof Gut Aiderbichl. Empfangen wurden wir von Paul, einem sympathischen Österreicher der sich schon über 22 Jahre für die Tiere auf dem Hof einsetzt. Der Regen ließ langsam nach, und wir folgten Paul durch die Freigehege und Ställe, seinen Ausführungen und Geschichten von armen geschundenen Reitpferden, Brunnenpferden aus Rumänien, von zurückgelassenen Ziegen und Eseln die alle eine Zuflucht im Gut Aiderbichl fanden und hier ein schönes Leben haben. Diese Geschichten berühren und wärmen das Herz und somit wollen die meisten auch etwas dazu beitragen damit es den Tieren weiterhin gut geht. Uns ging es ja nun auch besser und schon fast wieder gut, wir kehrten mit dem Bus zurück zu unserem Hotel und machten uns fertig für ein kräftig bayrischer Abendessen.

3.Tag, Ausflug nach Passau mit 3 Flüsse Rundfahrt und Stadtbesichtigung

Heute ging es schon früh los. Direkt nach dem Frühstück um 8:30 machten wir uns bereit
zum Einsteigen und dann auch schon bald auf den Weg nach Passau.
Vom Busparkplatz war es nicht mehr weit bis zu unserem Schiff, dem SunLiner der mit uns
einen Abstecher über alle 3 Flüsse in Passau macht, nämlich die Donau, den Inn und die Ilz.
Schön konnten wir die Altstadt Passaus von beiden Seiten betrachten, und auch direkt vom
Blick der Donau auf das Dreiflüsseeck schauen. Nun das war eine gute Einstimmung auf
Passau die bedeutende Bischofsstadt. Noch tiefer in die Geschichte wollten wir eindringen
während eines Stadtrundgangs mit unserer Stadtführerin Josefin Windisch. Während 2
Stunden haben wir uns langsam über die Donau und Inn Promenade zum Kloster
Niedernburg und weiter nach oben zum Dom St. Stephan geschraubt. Eines der Highlights
war dann schon die Besichtigung des Doms und deren imposante Orgel, mit 18000 Pfeifen
die größte Kirchenorgel der Welt.
Von der Altstadt aus hatte wir einen markanten Blick auf die Wehranlage der Veste
Oberhausen und wir wurden neugierig wie der Blick von dort oben herunter auf die Altstadt
wohl sein wird. Kurz entschlossen überzeugten wir unseren Jan Tuzar, den Busfahrer, dass er
einen Weg hinauf auf die Veste ausfindig machen sollte. Das nahm dieser als
Herausforderung und über einige extra Schleifen schlängelten wir und hinauf auf diesen
imposanten Bergrücken und konnten uns wirklich überraschen lassen. Der Blick hinab auf die
Landzunge auf der die Altstadt errichtet ist und die umgebenden 3 Flüsse war wirklich
beeindruckend. Allemal da wir uns ja nun schon den ganzen Tag in dieser Stadt aufgehalten
hatten die meisten Bauwerke kannten und nun alles im Zusammenhang von Oben
betrachten konnten. Das war wirklich eine super Idee!
Also nun war der Tag lange, der Hunger machte sich auch schon ziemlich breit, es war nun
Zeit möglichst schnell zu unserem Hotel nach Hohenau zurückzukehren und den Tag beim
Abendessen zu beenden.

4.Tag, Baumwipfelpfad und Glasstraße

Heute wollten wir den Baumwipfelpfad bei Neuschönau besuchen. Bei trockenem Wetter
konnten wir erst mit dem Aufzug vom Parkplatz auf die Höhe des Holzstegs fahren und von
dort aus ging es sanft mit wenig Steigung immer höher in die Baumkronen des Bayrischen
Waldes hinein. So zog sich der Pfad für 1,3 km durch den Wald, immer wieder abwechslungsreich unterbrochen durch Informationsstationen, an denen man entspannt
eine Pause machen konnte. Ein Höhepunkt des Pfades war der Wipfelturm der sich wie eine
Spirale mit 7 Windungen um eine Baumgruppe herum in die Höhe schraubte, bis auf 44 m.
Von hier oben war die Aussicht bis in den Böhmischen Wald und weit ins Bayrische Flachland
möglich. Denselben Spiralweg fuhren wir wieder zurück und kamen dann am Hans-Eisemann
Haus an. Einem Informationszentrum über den Wald seine Geschichte und seine Bewohner.
Auch ein Café bot sich hier an um eine willkommene Pause machen zu können.
Unsere nächste Etappe führt uns entlang der Glasstraße Richtung Zwiesel, vorbei an den
kleinen Hütten-Orten, wo früher mobile Wanderglashütten Station gemacht hatten. Kurz vor
Bodenmais bogen wir rechts ab nach Eisenstein hoch in die Arberregion hinein. Ziel ist die
Talstation der Großen Arber Seilbahn. Erst noch vorbei am Arbersee und dann die letzten
Meter zur Gondelstation. Hier war erstmal Würstchenpause angesagt, den mit leerem
Magen soll man nicht Gondelfahren. Danach stiegen wir alle nach einander in die kleinen
Gondeln ein, je Gondel ein Rollstuhlteam und wurden nach oben auf den Großen Arber
gebracht und ca. 80 m unterhalb des Gipfels an der Bergstation konnten wir wieder
aussteigen. Toll das die Bahn diese Möglichkeit für Rollstuhlfahrer anbietet. Die Wirtschaft
leicht unterhalb konnten wir mit einem Aufzug erreichen und uns dann dort gemütlich
niederlassen. Für den Weg zurück waren wir nun schon geübt und deshalb klappte die
Talfahrt umso besser. Nachdem wir nun die Aussichten über den Bayerwald ausgiebig
genossen haben, wollten wie noch einen kleinen Eindruck des Glashandwerks bekommen.
Unten in Bodenmais bogen wir ab zur Glasmanufaktur JOSKA und seiner Erlebniswelt des
Glases. Hier funkelten Gläser in allen Formen und Farben in den Gärten und den
Ausstellungshallen. Für einen kurzen Stopp hatten wir Zeit, aber das reichte um einen
Eindruck über das Glaskunsthandwerk zu bekommen.
So nun knurrte der Magen, und auf direktem Wege ging es zurück ins Hotel und auch gleich
bald zum Abendessen.

5. Tag Rundfahrt in den Böhmerwald

Heute kam frischer Wind in den Bus, unsere Fremdenführerin Doris Friedl, ein Original des
Bayerwald mischte ordentlich auf. Erst zur traditionellen Glasbläser Werkstatt von Vazlav und Pavel die kurz vor der Tschechischen Grenze ihre Werkstatt betrieben und uns eine Vorführung machten wobei sie eine Glaskugel und einen Vogel kreierten. Das nächste Ziel, lag auf der tschechischen Seite, waren die Stauseen der Moldau oder auch die Lipno-Stauseen auf Tschechisch. Ein weitläufiges Urlaubsgebiet, entschleunigt wird der kleine Fährbetrieb über den See betrieben, für Fahrradfahrer, Motorradfahrer und seltener Autos. Hier am See könnten wir
parken und eine kleine Mittagsrast mit Würstchen einlegen.
Dann ginge die Fahrt weiter über die Grenze nach Österreich und bald besuchten wir eine
schöne Kerzenproduktion, die Kerzenwelt Schlägl. Kerzen gießen, formen und schnitzen
gehört hier zum Handwerk. Schöne Beispiele ihrer Kunst kann man hier bestaunen und
erwerben und durch eine kleine Vorführung verstehen wir wie solche Kerzenwunder
entstehen.

6. Tag Heimfahrt

Nach den erlebnisreichen Tagen hier im Bayrischen Wald gingen die Tage viel zu schnell vorbei
und das heute die Fahrt schon wieder nach Hause geht kann man kaum glauben. Bei bewölktem Wetter fahren wir die bekannte Strecke über Cham zu, verlassen den Bayerwald und kommen weitgehend ohne Stau zurück nach Sachen zu unseren Ausstiegsstellen und behalten die Reise in schöner Erinnerung.
Ich möchte mich bei allen Reisegästen bedanken das sie mit uns unterwegs waren, das wir alle
zusammen als ein tolles Team agiert haben und ich freue mich schon auf meine nächste Rolli
Reise in den Schwarzwald im nächsten Jahr.
Ihr Reiseleiter Jürgen Müller

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