Reisebericht: Weihnachten im Zittauer Gebirge – Jonsdorf

22.12. – 27.12.2014, 6 Tage Weihnachtsreise durch das Zittauer Gebirge – Oberlausitz – Dreiländereck


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Weihnachten. Das bedeutet nicht nur Geschenke, Tannengrün, Lichter, gutes Essen, sondern auch Besinnung auf Wesentliches. Dies findet man nicht nur in der Einsamkeit, gleich einem Eremiten, sondern weitaus besser in Gemeinschaft bei schönen Erlebnissen.
Vielleicht auch in der Oberlausitz und im Zittauer Gebirge.Vor dem Ziel steht meist die Anreise. Beginnen wir also dort.
Und los ging es mit dem Bus in Sachsen. 36 Busreisende starteten mehr oder weniger früh auf eine besondere Entdeckungstour gen Osten ins kleinste Mittelgebirge Deutschlands.
Ein Reisebericht von
Stefan Jahnke
Stefan Jahnke

Montag, 22.12.2014 Aufbruch von Zuhause, Museums– und Werkstattbesuche, Fahrt nach Jonsdorf


Jemand sagte einmal, „Wohin man fährt, ist egal. Wichtig ist, einzusteigen."
Kommt ein großer Bus, hat man genügend Raum, um einzusteigen und sich bequem auf einen der Sitze zu setzen, sich anzuschnallen, einen Kaffee zu trinken und die Landschaft zu genießen, die auf der Anreise noch schnell, später langsamer an den Fenstern vorüberzieht.
Unser Weg führte uns zuerst ins Dorfmuseum Markersdorf.
Ein liebevoll wieder hergerichteter Vierseitenhof erwartete uns. Die Museumschefin und einer ihrer Mitarbeiter stellten zwei fast gleichgroße Grippen zusammen und ab ging es ins alte Herrenhaus, in dem wir neben Gesindekammer, Küche, Schlagraum und guter Stube auch einen schön geputzten Weihnachtsbaum entdeckten. Zu alledem gab es interessante Berichte und manch altes Gerät, dessen Sinn und Nutzen uns erst später bekannt wurde, führte man uns vor, ehe wir im Stall eines der letzten Sattelschweine entdeckten und später noch erlesene alte Kutschen bewunderten, ehe es schon wieder weiterging.
Da die Mittagszeit heran war, ließen wir uns erst einmal ein Würstchen oder eine Suppe schmecken, denn noch eine Besichtigung erwartete uns heute.
In Herrnhut hielt der Bus wieder. Ein modernes Gebäude war zu entdecken. Davor ein Weihnachtsbaum über und über mit kleinen Herrnhuter Sternen geschmückt. Wenig später schon sahen wir fleißigen Händen zu, die aus Papier oder Plastik verschiedenste Größen der berühmten Sterne entstehen ließen. Kaum trennen mochten wir uns von ihnen und manch einer nahm einen Stern mit auf die weitere Reise nach Jonsdorf.
Dort angekommen hörten wir bereits das Spiel des Leierkastens und zur Begrüßung im Kurhaus gab es traditionell oberlausitzsch Quarkschnittchen und einen Kräuterschnaps, ehe wir die Zimmer bezogen, uns erfrischten und schon wieder im Foyer versammelten. Unser Bus verschwand hinterm Kurhaus und ein Mann im weiten Umhang erschien, trug einen Stab in der Hand und wurde von vier Schafen begleitet. Schäfer Jonas selbst, der Begründer von Jonsdorf, ließ es sich nicht nehmen, mit uns trotz des anbrechenden Abends und der einsetzenden Dunkelheit einen kleinen Ortsspaziergang zu machen und dabei Anekdoten und Geschichten aus dem Gebirge zu erzählen, ehe wir wieder im Kurhaus eintrafen, noch etwas auspackten und uns erholten. Denn bald gab es Abendessen, ein Oberlausitzer Galabuffet. Na, da konnte der Abend und später die Nachtruhe ja kommen!

Dienstag, 23.12.2014 Rundfahrt Zittauer Gebirge


Irmela saß schon im Kurhaus bereit, als wir, gestärkt vom reichhaltigen Frühstück, im Foyer erschienen. Sie würde uns heute und die nächsten tage führen und mit viel Witz und Fachwissen ihre schöne Heimat näher bringen. Heute erst einmal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Jonsdorf umschließenden Zittauer Gebirges.
Auf ging es nach Olbersdorf, Großschönau und dort in die zweitgrößte Dorfkirche Deutschlands, in der wir der gerade erst vor sechs Wochen geweihten neuen Orgel lauschen durften, später fuhren wir gen Zittau, genossen wieder einen leckeren Imbiss aus dem Bus und machten Station in Oybin, um einen Kaffee zu trinken oder einfach den Ort am Fuße des Berges Oybin mit seiner langen und wechselvollen Geschichte auf uns wirken zu lassen. Vorbei an den Kelchsteinen ging es über Lückendorf fast nach Tschechien und später im weiten Bogen an Seifhennersdorf vorbei zurück nach Jonsdorf.
Auch wenn das Gebirge klein ist, sahen wir an diesem Tag soviel und freuten uns doch auf das baldige Abendessen, danach lauschten wir den Liedern des Mandolinenorchesters und des Volkschores, ehe wir uns mit Schlaf für den kommenden Weihnachtstag stärkten.

Mittwoch, 24.12.2014 Wanderung um Jonsdorf, Zittau und Fahrt mit der Schmalspurbahn, Weihnachtsfeier


Vormittags ging es nach dem Frühstück in Begleitung Irmelas nach Zittau, ihrer Heimatstadt. Vorbei an Fleischerbastei und Blumenuhr, wo wir unser Gruppenfoto machten, wanderten wir durch den Ort, sahen das Rathaus und viele rekonstruierte Häuser. Eine schmucke Stadt ist es heute, dieses Zittau. Und es besitzt einen Bahnanschluss. Nicht nur einen nach Görlitz, sondern auch den der Schmalspurbahn Zittau-Oybin bzw. Zittau-Jonsdorf.
Der Speisewagen dieses kleinen Zuges war für uns reserviert. Mit Volldampf ging es nach Oybin, wo uns unser Bus bereits erwartete. Das Ausflugsprogramm sollte ja am Nachmittag zu Ende gehen, um uns Zeit zu lassen für den Weihnachtsabend.
Zurück in Jonsdorf bereiteten wir uns auf die Christvesper in der Jonsdorfer Kirche vor, gingen dann gemeinsam hinüber und erlebten ein schönes Krippenspiel. Wer mochte, nutzte die Gelegenheit und besuchte später noch die Posaunenvesper, ehe es dann zum Abendbrot ging. Und irgendwie warteten wir ja noch auf den Weihnachtsmann.
Tatsächlich. Er kam und brachte jedem etwas mit. Kleinigkeiten aus erzgebirgischen Schnitzstuben hatte er im Gepäck und wünschte uns allen eine schöne Feier und ein gutes Essen. Und so kam es auch. Stefan, unser Reisebegleiter, bot einige Gedichte zur Weihnacht dar und das Essen schmeckte natürlich besonders gut. Dazu lauschten wir weihnachtlicher Musik und bemerkten kaum, wie schnell der Abend verging. Irgendwann waren wir müde und gingen schlafen.

Donnerstag, 25.12.2014 Schmieren der Erdachse, Einzug ins Kloster und Stadtbesuch in Görlitz


Erster Weihnachtsfeiertag. In einigen Ländern gibt es erst an jenem Morgen die Geschenke und der Weihnachtsmann hat etwas mehr Zeit, alles zu verteilen.
Wir jedoch waren bald munter, genossen das Frühstück und wollten aufbrechen... zum Schmieren der Erdachse in Bernstadt... mit einem Kräuterlikör. Ein alter und lustiger Brauch von Studenten aus Zittau und Görlitz, der heute zum Spaß noch weitergeführt wird.
Doch bei soviel Spaß muss man auch etwas einhalten. So ging es anschließend ins Kloster... St. Mariental in Ostritz. Von den Fluten der vergangenen Jahren wurde es schwer getroffen und doch schafften es die dortigen Zisterziensernonnen mit viel Aufwand und Liebe zum Detail... und tatkräftiger Unterstützung aus der Bevölkerung... ihr Kloster wieder herzurichten. Schön ist es geworden. Kaum sieht man noch Wunden, die das Wasser natürlich hinterließ. Und dass wir direkt an der Grenze zu Polen waren, bemerkten wir kaum.
Später erst in Görlitz wurde es uns bewusst, denn dort kann man problem- und kontrolllos über die Neisse nach Polen gehen. Auch sonst hat sich diese Großstadt an der Grenze gemausert, strahlt heute herrlich und lud uns ein, uns in einem der Ortsrestaurants zu stärken, ehe es wieder zurück nach Jonsdorf ging. Ein leckeres Abendessen erwartete uns hier... danach noch Musik und Tanz mit einem Alleinunterhalter der Umgebung... und bei so vielen schönen und interessanten Erlebnissen mussten wir dann auch irgendwann ins Bett.

Freitag, 26.12.2014 Rundfahrt durch Nordböhmen


Wenn man im Dreiländereck unterwegs ist, muss man auch einmal Grenzen überschreiten. Wir nutzten dazu nicht die Beine, sondern den Bus und unternahmen heute einen Tagesausflug nach Polen und Tschechien, der und vorbei am großen Kraftwerk und Tagebau Trutnow nach Liberec und an den Fuß des Iser- und Riesengebirges führte.
On Liberec schauten wir bei einem Ortsbummel nach dem Rechten, entdeckten eine pulsierende Stadt und ließen uns böhmische Küche am markt schmecken, wohl wissend, dass es am Abend ebenso ein böhmisches Menü im Kurhaus Jonsdorf geben würde. Egal. Noch ein Kaffee im Fass und Wintereinbruch mit viel Schnee und kaltem Wind zeigten uns, dass wir in einem Gebirge, wenn auch einem kleinen, unterwegs waren. Dann ging es wieder zurück nach Deutschland.
Natürlich berichtete uns Irmela auch auf dieser Fahrt noch Vieles aus ihrer Heimat. Und doch hieß es schon Abschied nehmen von ihr, denn morgen würden die Weihnachtsgäste heimfahren und Irmela eine andere Gruppe in Oybin übernehmen.
Das böhmische Menü im Kurhaus war köstlich, der Tag schön und anstrengend. Diejenigen, die morgen abreisten, mussten noch packen. So gingen wir heute einmal etwas zeitiger schlafen.

Sonnabend, 27.12.2014 Besuch im Damastmuseum, Heimfahrt der Weihnachtsgäste


Nach dem Frühstück hieß es für 23 unserer Reisegäste Abschied nehmen... noch nicht ganz. Die Koffer luden Steffen und Stefan schon in den Bus, aber wir kamen später noch einmal zurück. Denn gemeinsam mit den bleibenden Gästen unternahmen wir noch einen Ausflug, den Stefan etwas geheim hielt und der uns richtig gut gefiel.
Es ging wieder nach Großschönau. Der Bus hielt an der großen Kirche, deren Orgel wir schon hörten. Jedoch daran liefen wir vorbei. Denn unser Ziel war das Deutsche Damastmuseum.
Eine interessante Führung erlebten wir, sahen verschiedene Techniken zur Damastherstellung, auch edle Stücke aus alten Tagen. Die Zeit verflog regelrecht und bald schon saßen wir wieder im Bus, fuhren zurück zum Kurhaus in Jonsdorf, wo wenig später der zweite Bus eintraf, der weitere Silvestergäste brachte.Reisebegleiterin Tessa stieg um und Stefan verabschiedete uns Heimreisende, während die bleibenden Gäste ihren Nachmittag selbst gestalteten.
Die Heimfahrenden erreichten schnell über Bundesstraßen die Autobahn und später dann den Flughafen Dresden, den ersten Ausstieg, den Beginn der individuellen Heimreise der Gäste. Eine schöne Reise ging für uns zu Ende.


Fazit


Es war eine schöne Fahrt mit Ihnen, liebe Gäste, und natürlich mit unserem Busfahrer Steffen Arnold von der Firma Satra. Viel gab es zu erleben, wovon wir alle noch eine Weile zehren werden und uns sicher gern daran erinnern. Allen an Bord hat es gefallen und vielleicht treffen wir uns auf einer meiner nächsten, anderen Fahrt durch Deutschland, Europa oder die Welt einmal wieder.
Ich würde mich sehr darüber freuen und wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit.
Ihr Reisebegleiter
Stefan Jahnke

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