Reisebericht: Zugreise Alpen – zwischen Schweiz und Cote d`Azur

08.07. – 16.07.2017, 9 Tage Rundreise in der Schweiz und Frankreich mit Zugfahrten – Montreux – Genfer See – Mont Blanc – Chamonix – Grenoble – Cannes – Nizza – Avignon – Lyon


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Zwei der beliebtesten Reiseziele liegen vor uns: die Schweiz und Frankreich. Mit Zügen und dem Bus wollen wir dem höchsten Berg der Alpen und einer der größten Schluchten Europas einen Besuch abstatten, um dann im Mittelmeer zu baden.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Samstag, 8.07.2017 Anreise Dresden – Mulhouse Eisenbahnmuseum

Schon früh starteten wir dieses Mal in Dresden. Am Flughafen setzte sich der Bus um fünf Uhr gen Westen in Bewegung. Waren es zunächst nur sechs Gäste, sollten es im weiteren Verlauf der Anreise schließlich 22 werden. Begann der Morgen in Dresden noch recht frisch, änderte sich dies ab Hessen. Und die Oberrheinregion schien nun zeigen zu wollen, was hier eben Sommer bedeuten kann: 38 Grad war nun auf der Anzeige im Bus zu lesen.
Wir erreichen das Eisenbahnmuseum am Nachmittag und es bleiben noch gute 90 Minuten für die Besichtigung. Unsere Gäste, die für die Überwindung der Strecke dem Flugzeug den Vorzug gaben, treffen auch am Museum ein. Nun ist die Gruppe vollständig.
Zum Glück ist das Museum gut gekühlt, aber hier und da riecht es noch nach Schmiermittel und Diesel. Luxuriöse Wagons sind hier zu sehen und ein prachtvoll ausgestatteter Nachtzug. Als der Tourismus noch in seinen Kinderschuhen steckte, verstand man es schon äußerst komfortabel zu reisen. Sogar an eine Fußheizung wurde gedacht.
Diese bräuchten wir heute auf keinen Fall, denn auch um 18 Uhr, als das Museum schließt, hat es sich noch nicht wirklich abgekühlt. Wir fahren in die Innenstadt zu unserem Hotel und beziehen unsere Zimmer. Zum Restaurant, wo wir unser Abendessen einnehmen wollen, ist es nur ein kurzer Fußweg. Ein langer und heißer Tag geht nun zu Ende.

Sonntag, 9.07.2017 Interlaken – Gstaad – Golden Pass Panoramic Montreux, Martigny

Nach dem Frühstück verlassen wir das Elsass in Richtung Schweiz. Vorbei an Basel und Bern geht es für uns nach Interlaken, wo wir ein wenig Zeit verbringen möchten. Es sind schon viele Sommerfrischler in der Stadt und tatsächlich ist es deutlich kühler als am vorherigen Tag. Das Casino von Interlaken feiert Jubiläum und so sind Alphörner zu hören.
Nachdem wir uns ein wenig in der Schweiz akklimatisiert haben, geht es in Richtung Gstaad, schließlich haben wir heute unsere erste Zugfahrt auf dem Programm. Das kleine Städtchen Gstaad lockt alljährlich viele Prominente an, die hier gerne ungestört ihre Zeit genießen. Heute ist keiner zu sehen, denn das Zentrum von Gstaad ist eine große Beachvolleyball-Arena. Aber uns ficht dies nicht an, denn wir werden ohnehin den Ort bald wieder verlassen, um uns in Richtung Genfersee zu bewegen. Schnell sind unsere reservierten Plätze eingenommen und schon geht es auf Schienen in Richtung Montreux. Hatten wir in Gstaad noch deutsch sprechen können, wird es nun französisch. Auch wenn die Region um den Genfersee zu den sonnenreichsten gehört, während unserer Fahrt und bei der Ankunft regnet es. Wir verlassen den Bahnhof und die Gäste sind froh, dass es zum Bus nur wenige Schritte sind. Montreux ist wie jedes Jahr im Ausnahmezustand, denn es ist Jazz-Festival. Der Verkehr staut sich in die Innenstadt und wie sind froh, dass wir die entgegengesetzte Richtung einschlagen können. Das Wetter schlägt einige Kapriolen, denn schon beim Château de Chillon hat der Regen wieder aufgehört, weshalb wir einen ausgedehnten Fotostopp einlegen. Schließlich ist der Lac Leman, wie er auf französisch heißt, mehr als nur einen Blick wert. Nach einer 30-minütigen Fahrt erreichen wird dann Martigny, wo wir unsere zweite Nacht verbringen.

Montag, 10.07.2017 Martigny – Mont Blanc Express – Chamonix – Grenoble

Zu Fuß geht es zum Bahnhof von Martigny. Die Stadt hat mit ihrer römischen Arena, die noch heute für Veranstaltungen genutzt wird und den schönen alten Häusern einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Nach unserem Bummel besteigen wir den Mont Blanc Express, der uns von der Schweiz nach Frankreich bringen wird. Wegen Bauarbeiten fährt er leider nicht bis Chamonix. Dieses letzte Stück absolvieren wir mit unserem Bus. Unsere Gästen haben nun die Qual der Wahl. Dem Mont Blanc so nahe wie möglich kommen und auf die Aiguille du Midi fahren, deren Bergstation auf 3777 Meter liegt? Oder doch lieber ins „Eismeer eintauchen" und zum Gletscher hinabsteigen? Möglich ist schließlich beides und so teilt sich die Gruppe. Am Nachmittag geht die Reise weiter nach Grenoble. Ein Wolkenbruch sorgt zunächst für eine Abkühlung und bringt der Natur das kostbare Nass. Unseren Tag beschließen wird am Rande von Grenoble beim Abendessen.

Dienstag, 11.07.2017 Grenoble – Sisteron

Grenoble, die größte Stadt der Alpen und einst Austragungsort der Olympischen Winterspiele erwartet uns. Nach dem Frühstück wollen wir diese Stadt mit ihrer besonderen Lage erkunden. Wir halten direkt an der Bahn, die die Franzosen liebevoll nur les Boules, die Kugel nennen. Aber zunächst wollen wir durch die lohnenswerte Altstadt schlendern. Leider ist das Wetter heute ein wenig ungnädig. Als ein kräftiger Schauer niedergeht, suchen wir Schutz unter der Markise eines Restaurants. Der Inhaber nimmt es gelassen und wünscht uns viel Glück für den weiteren Tag. Zugegeben, als wir oben auf der Festung sind, hätten wir mehr davon gebrauchen können, da der Regen und die Wolken leider die herrliche Lage Grenobles nur erahnen lassen.
Nach der futuristischen Auffahrt in Grenoble werden wir uns als nächstes wieder zu den Anfängen der Bergbahnen begeben. Und imposant ist die Auffahrt mit dem Train Funiculaire allemal. Der Winkel, in dem diese Bahn sich nach oben bewegt, ist beachtlich und beeindruckt die Insassen nachhaltig.
Wir verabschieden uns nun von den französischen Alpen. Denn nicht ohne Grund wird unser heutiges Tagesziel Sisteron, das Tor zum Süden genannt. Hier beginnt die Provence: Sehnsuchtsziel für Weinliebhaber, „Wasserratten", Wanderer und Künstler, auch ja, die „Schönen und Reichen" nicht zu vergessen. Die „Meeresalpen" beeindrucken unsere Gäste und immer wieder ist das Klicken der Fotoapparate zu hören. Und dann Sisteron: die Römer waren hier, selbstverständlich, Napoleon durchquerte dieses natürliche Tor, das von den Felsen gebildet wird, in entgegengesetzter Richtung, denn sein Ziel war Paris. Wir lassen den Abend bei einem Gläschen auf der Terrasse ausklingen und lauschen den Zikaden, die den Rhythmus des Süden vorgeben.

Mittwoch, 12.07.2017 Gorges du Verdon – Cannes

Was verbindet man mit der Provence? Lavendel! Also geht es zunächst zu den Lavendelfeldern, die kurz vor ihrer Ernte stehen. In Riez haben wir die Hochebene erreicht, wo wir die violetten Felder ausgiebig betrachten und fotografieren. Ein Obsthändler packt seine Waren gerade aus. Eine gute Gelegenheit sich mit den saftigen Aprikosen und Melonen einzudecken.
Dann geht es zum zauberhaften Städtchen Moustiers - Sainte Marie, das so beeindruckend an der Felswand zu kleben scheint. Zu unserer Abfahrt trägt der eine oder die andere schon eine Tüte in der Hand - die Gelegenheit ein Mitbringsel in der Keramikstadt zu erwerben, wurde intensiv genutzt. Unser Nachmittag steht nun ganz im Zeichen der Naturschönheiten, denn der Canyon du Verdon ist eigentlich nur mit einem Wort zu beschreiben: spektakulär!
Der Sommer hat in diesem Teil Frankreichs schon längst begonnen und die Franzosen warten nur noch auf die ersehnten Ferien, um ihre Zeit am Meer zu genießen. Wir können schon heute Abend damit beginnen, denn unser Hotel für die nächsten drei Nächte liegt mitten in Cannes.

Donnerstag, 13.07.2017 Nizza – Monaco

Über den Dächern von Nizza machte die junge Grace Kelly bekannt. Berühmt wurde sie dann als Fürstin Gracia Patricia.
Mit Nizza beginnen wir deshalb auch unseren heutigen Tag. Das ohnehin quirlige Nizza bereitet sich auf hohen Besuch vor. Eingedenk des Attentates im vergangenen Jahr, hat sich der Französische Staatspräsident angekündigt. In der Innenstadt laufen die Vorbereitungen auf vollen Touren. Wir tauchen in die Altstadt Nizzas ein und sind dankbar, dass in den engen Gassen die Sonne nicht Platz greifen kann. Der berühmte Blumenmarkt hat neben der floralen Pracht auch kulinarische Spezialitäten zu bieten. So findet man hier die berühmten kandierten Früchte, die weit über die Grenzen Nizzas bekannt sind. Man könnte noch vieles in Nizza entdecken, aber wir wollen heute noch eine Staatsgrenze überschreiten. Frankreich und das Fürstentum Monaco trennt eine solche. Doch man bemerkt es weder bei der Einfahrt noch bei der Ausfahrt. Mit unserem Stadtführer Marco wollen wir diesen kleinen Staat erkunden. Um einen Monegassen handelt es sich bei Marco nicht, sondern um einen Italiener. Echte Monegassen gibt es nur wenige und die meisten Arbeitnehmer sind Pendler aus Frankreich oder eben aus Italien. Marco macht uns mit seinen Ausführungen schnell klar, dass ein Leben in Monaco für den „Normalmenschen" kaum möglich ist. Die Mieten sind astronomisch. Nach wie vor ist Monaco wegen seiner Steuerpolitik bei all jenen beliebt, die besonders viel zu versteuern haben. Dass dennoch der größte Teil der Wohnungen die meiste Zeit im Jahr leersteht, ist für viele diesseits und jenseits der Grenze ein Ärgernis. Wir erfreuen uns an den schönen Belle- Epoque-Häuser und inspizieren die Rennstrecke. Die Zeit mit Marco vergeht wie im Fluge oder besser gesagt wie bei der Formel-1 und schon heißt es Abschied nehmen: mille grazie e ciao. Marco verlässt uns, um wieder in die Nähe von San Remo zu fahren und für uns heißt unser Ziel erneut Cannes, wo der Abend mit einem großen Feuerwerk endet.

Freitag, 14.07.2017 Antibes – Cannes

Heute wandeln wir auf den Spuren der Griechen und eines großen Künstlers. Antibes wurde circa 340 v. Chr. von den Griechen als Antipolis gegründet. Ab 1386 gehörte der Ort den Grimaldis, deren Schloss heute das Picasso-Museum beherbergt. Tatsächlich hat der Künstler im Schloss 1946 gewohnt, bevor er dann in das Hinterland der Côte zog. Neben der Geschichte und Kultur bietet Antibes auch den größten Jachthafen, weshalb sich gerade jetzt einige beeindruckende Modelle bestaunen lassen. Antibes zieht alljährlich viele Besucher an. Die Gründe sind schnell gefunden: eine wunderbare Lage, eine zauberhafte Altstadt und zahlreiche kleine Strände und Buchten, die zum Baden einladen. Und diese Einladung nehmen auch wir gerne an. Ein Sprung ins kühle Nass, das jetzt schon sehr angenehme Temperaturen hat, ist der krönende Abschluss unseres Besuches hier. Wieder zurück in Cannes bietet sich heute die Gelegenheit die Seele baumeln zu lassen und ganz ohne Eintritt zahlen zu müssen dem Schauspiel vom „Sehen-und-Gesehen-werden " beizuwohnen. Bevor wir zum Abendessen gehen, unternehmen wir gemeinsam noch einen Rundgang durch Cannes. Die Stadt ist eng verbunden mit einem der wichtigsten Filmfestspiele. Gegründet wurde es 1939. Es sollte als eine Antwort auf das von Mussolini initiierte Filmfest von Venedig verstanden werden. Hier sollte sich die demokratische Welt treffen. Doch der Zweite Weltkrieg begrub diese Idee und so fand die erste Durchführung im September 1946 statt. Seit 1955 wird der beste Film mit einer Goldenen Palme ausgezeichnet und zwar im Mai.

Samstag, 15.07.2017 Avignon – Lyon – Chalon–sur–Saône

Machtzentrum und Papstsitz, dies war Avignon im Mittelalter. Als im 14. Jahrhundert die Franzosen den Papst stellte, sollte Avignon Sitz der Päpste werden. Der mächtige gotische Papstpalast lässt auch noch heute erahnen, wie bedeutsam die Stadt zu dieser Zeit war. Umgeben von einer Stadtmauer war sie vor Angriffe gesichert. Die berühmte Brücke von Avignon ermöglichte den Übergang über le Rhône. Anders als im Deutschen ist dieser Fluss für die Franzosen männlich. Jetzt im Juli liegen einige Flusskreuzfahrtschiffe hier vor Anker. Aber nicht nur ausländische Touristen sind in der Stadt. Im Juli findet in Avignon ein großes Theaterfestival statt, das zahlreiche Besucher anlockt. Für uns steht nun noch einmal eine Zugfahrt auf dem Programm. Mit dem Zubringerzug geht es zum TGV-Bahnhof, der vor den Toren der Stadt liegt. Hier besteigen wir den Hochgeschwindigkeitszug TGV und fahren in die Seidenspinnerstadt Lyon. Ferienbeginn in Frankreich. Viele Franzosen nutzen die Bahn, um an ihre Urlaubsziele zu kommen, so auch heute. In Lyon angekommen, müssen wir noch ein wenig auf Frieder und den Bus warten. Auch in Lyon setzt man vermehrt auf die Straßenbahn. Neue Trassen werden gebaut und sorgen noch mindestens bis 2018 für diverse Baustelle und Sperrungen.
Aber schließlich hat Frieder auch diese Herausforderung gemeistert und wir können den kühlen Bus besteigen und fahren in Richtung Norden, wo wir im Burgund unsere letzte Nacht in Frankreich verbringen.

Sonntag, 16.07.2017 – Chalon–sur–Saône – Mulhouse – Dresden

Am Morgen treten wir nun die Heimreise an. In Mulhouse verabschieden wir am Bahnhof unsere Fluggäste. Dann geht es über Frankfurt am Main in Richtung Osten. Kurz vor Eisenach verlässt uns unserer Fahrer Frieder. Er hat so manche knifflige Situation mit Können und Ruhe gemeistert. Einen herzlichen Dank hierfür!
Pünktlich erreichen wir schließlich den Flughafen Dresden.
Eine erlebnisreiche Reise liegt nun hinter uns. Die sommerlichen Temperaturen meinten es oft zu gut, aber dennoch haben wir viele Eindrücke aus der Schweiz und vor allem aus Frankreich in unserem Gepäck. Beim Auspacken und beim Betrachten der Fotos werden hieraus hoffentlich schöne Erinnerungen. In diesem Sinne: au revoir et à bientôt, auf Wiedersehen und auf bald, Ihre Roswitha Zytowski

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