Reisebericht: Zugreise Alpen – zwischen Schweiz und Cote d`Azur

08.06. – 16.06.2019, 9 Tage Rundreise in der Schweiz und Frankreich mit Zugfahrten – Montreux – Genfer See – Mont Blanc – Chamonix – Grenoble – Cannes – Nizza – Avignon – Lyon


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Eine Reise voller atemberaubender landschaftlicher Gegensätze und unterschiedlichster Wetterlagen. Von den höchsten Gipfeln bis an die Strände des Mittelmeeres kamen nicht nur Eisenbahnfreunde ins Schwärmen….
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1.Tag: Dresden – Mulhouse

Nach und nach füllt sich unser 5 Sterne Bus mit Gästen. Quer durch Deutschland reisen wir nach Westen. Unser Ziel ist Mulhouse, also Mühlhausen im Elsaß. Hier ist der Besuch des Eisenbahnmuseums als erste Destination vorgesehen, der Cite du train. In der Tat lassen die Exponate das Herz jedes Eisenbahnfreundes höher schlagen.Esd werden wahre Schätze ausgestellt, so z. B. die älteste noch im Original erhaltene Dampflock Europas aus dem Jahr 1844. Die Geschichte der französischen Eisenbahn wird von den Anfängen bis heute gut dargestellt. Bei herrlichstem Sonnenschein sind auch die Dampfrösser auf dem großen Freigelände gut zu bestaunen. Unser Hotel liegt mitten in der durch Poller abgesperrten Altstadt gleich neben der Kathedrale. Daher war es recht schwer zu erreichen und unserem Chauffeur Falk gebührt für seine Fahrkünste höchste Anerkennung. Nachdem wir etwas verspätet unsere Zimmer bezogen haben, ist unsere Gruppe mit den 6, Fluggästen vollzählig und begibt sich in ein nahegelegenes Traditionsrestaurant zum Abendmenue.

2.Tag: Gstaad – „Golden Pass Panoramic" – Montreux – Martingny

Wir reisen heute in die Schweiz. Schon nach kurzer Zeit überschreiten wir die Grenze in Basel zu den Eidgenossen. Wir reisen es durch Schweizer Mittelland in die Berge, den Schweizer Jura rechts liegen lassend. Bald befinden wir uns am Thuner See und erhaschen kurz einen Blick zwischen den dichten Wolken auf Eiger, Mönch und das Jungfrauenjoch. Schon befinden wir uns kurze Zeit später in Interlaken, wo wir einen kleinen Stadtspaziergang machen. Mancher wechselt auch noch ein paar Franken ein, aber nicht um die in den Schaufenstern ausgestellten Taschen für 4000 Franken oder gar Langeuhren für 40000 Franken zu erwerben. Die kauft die Klientel, die im altehrwürdigen Hotel Victoria 600 Franken für ein normales Zimmer pro Nacht zahlen kann. Uns zieht es weiter durchs liebliche Simmental mit den typischen Berner Stubenhäusern, von denen viele reich mit Holzschnitzereien versehen sind. In Gstaad, einem Ort, der durch den Jetset so berühmt ist, bestiegen wir den Panoramic Express, welcher uns durch die beeindruckende Landschaft des Berner Oberlands bringt. Schon kurz hinter Gstaad überfahren wir die Sprachgrenze von der Deutsch- zur französisch sprechenden Schweiz. Wir erreichen den mondänen Badeort Montreux am Genfer See. Hier hatten u. a. auch Queen ihr Studio, woran ein Denkmal von Freddy Mercury an der Promenade erinnert. Auch hier ist die mondäne Hotelarchitektur aus der Gründerzeit bombastisch und sehr schön anzuschauen. Bekannt ist hier auch das internationale. Nach einem Zwischenstopp am Chateau Chillon, malerisch direkt am Genfer See gelegen, gelangen wir nach Martigny, wo wir die Nacht verbringen werden und im zentral gelegenen Hotel ein leckeres Abendmenü auf uns wartet.

3. Tag: „Mont Blanc Express" – Chamonix – Grenoble

Martigny hat römische Wurzeln und so begeben wir uns zunächst zum mächtigen Amphitheater aus der Zeit des Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) Nachdem wir durch das Städtchen mit seiner mächtigen Burgruine La Batiaz zum Bahnhof geschlendert sind, besteigen wir den Mont Blanc Express bei schönem Wetter. Dieser bringt uns in schwindelerregende Höhen bis an die französische Grenzewo wir in Valorcine umsteigen und nach Chamonix, ehemals Austragungsort der ersten olympischen Winterspiele 1924, weiterreisen. Vom mächtigen Mont Blanc Massiv fließt das Mer de Glace, ein riesiger Gletscher über der Stadt ins Tal. Einige Gäste möchten mit einer Zahnradbahn bis an die Gletscherzunge, während andere mit einer Standseilbahn die Augille de Midi erklimmen wollen, eine Felsennadel in 3842 m Höhe. Doch ach und weh, es geht ein Gewitter nieder und danach gießt es in Strömen weiter. Die Seilbahn ist wegen Sturmböen in der Höhe geschlossen und leider ist auch die Zahnradbahn zum Mer de Glace wegen technischer Probleme zur Zeit nicht einsatzbereit. Ich ziehe Plan B aus der Tasche und wir begeben uns nach Annecy, einem schnuckligen mittelalterlichen Städtchen direkt am gleichnamigen See. Direkt nach dem Abfluss des Thion aus dem See befindet sich mitten in der mittelalterlichen Stadt auf einer Insel ein sehr photogenes Bürgerhaus aus dem 11. Jh, das maison d'Ile. Durch mit Laubengängen gesäumte enge Gassen gelangen wir zur Kathedrale St. Piere aus dem 16. Jh. in Hochgotik. Es handelt sich um die ehemalige Franziskaner Klosterkirche. Weiter führt uns der Weg hinauf zum Chateau, das lange Zeit im Besitz der Grafen von Gent gewesen war. Plötzlich werden wir auch hier wieder von einem Gewitter überrascht und Sturzbäche rauschen die Gassen hinab in den Fluß Thion. Nach knapp zwei Stunden beschließen wir, zu unserem Hotel aufzubrechen und erreichen es gegen Abend in Voreppe. Dieser Ort kurz vor Grenoble befiondet schon im Tal der Isere, genau zwischen den Gebirgszügen des Chartreuse im Norden und des Vercors im Süden. Hier beschließen wir den Tag bei einem leckeren Abendmenue.

4. Tag, Grenoble – St. Hiliaire du Touvet – Sisteron

Das Wetter meint es heute wieder nicht gut mit uns. Schon morgens gießt es in Strömen. Wir lassen uns davon nicht abschrecken und unternehmen zunächst einen Stadtrundgang durch die Altstadt von Grenoble an den Ufern der Isere. Nachdem wir den Place de la Justice im Rennaissancsestil, die Kirche ds Dauphins St. Andreas, die Kathedrale und die alte Markthalle durchschritten haben, begeben wir uns mittels Seilbahngondeln hinauf zur Zitadelle. Leider steckt der Berg mitten in dichten Regenwolken, sodaß wir uns bald wieder nach unten begeben und unseren Weg nach Lumbin fortsetzen. Hier besteigen wir eine Schrägseilbahn, die z. T. 83 Prozent Neigung hat. Das ist schon beeindruckend und lohnt allein schon wegen der grandiosen Aussicht die man auf die steilen Schienen hat. Oben in St. Hiliaire ist es sehr einsam bei der heutigen Witterung. Aber die kleine Dorfkirche hat geöffnet und auch ein kleines Museum, welches über die spektakuläre Bahn informiert, sehen wir uns an. Unser Weg führt uns noch weiter nach Süden. Sisteron ist unser Tagesziel. Dieses erreichen wir auf der Route Napoleon, den Weg welchen Napoleon bei seiner Rückkehr aus Elba nahm. In einem Gewaltmarsch von nur 7 Tage legte er mit seinen Mannen aus Elba kommend, über 330 km von Antibes bis nach Grenoble zurück, um die sog. Herrschaft der 100 Tage anzutreten, welche mit der Schlacht bei Waterloo ein Ende nahm. Ein liebenswertes Hotel empfängt uns in der mittelalterlichen Stadt mit ihren vielen Türmen und einer Kathedrale schon in lombardisch-provencalischer Gotik. Man nennt sie Stadt auch das Tor zur Provence. Nach dem opulenten Abendmenu bietet sich noch die Gelegenheit durch die schummrigen Gassen zu gehen.

5. Tag: Moustiers Ste. Marie – Grand Canyon du Verdon – Valbonne

Vormittags führt uns unsere Reise in das kleine Töpferstädtchen Moustiers Ste. Marie. Für den Bus unerreichbar, erklimmen wir das hoch am Felsen angebrachte Dorf zu Fuß. Es ist eines von 66 Dörfern, die das Prädikat „Les plus beaux village de france", also die schönsten Dörfer Frankreichs erhalten haben. Eine gemütliche Atmosphäre umfängt uns und die berühmten Fayencen, die hier hergestellt werden laden verlockend zum Kaufen ein. Eine grandiose Schlucht erwartet uns danach. Der Grand Canyon du Verdon, der größte Canyon Europas bietet uns tolle Aussichten. Er ist an seiner Sohle nur zwischen neun und 90 m breit, dafür aber bis zu 700 m tief. Die enge Straße erfordert schon viel Geschick vom Chauffeur, aber die Aus- und Einblicke an den vielen Photostellen sind einfach überwältigend. Als kleine Zugabe habe ich Baguette, Butter und französischen Käse besorgt, den wir uns am Lac de Ste. Croix schmecken lassen. Weiter führt uns unsere Reise durch die provencalische Landschaft bis nach Saint-Andre-les-Alpes. Hier besteigen wir den Pinienzug, den „Train des Pignes" nach Nizza. Die Strecke wurde schon in den 80er Jahren des 19, Jh. eingerichtet. Man sagt, dass er bergan so langsam fuhr, dass die Fahrgäste während der Fahrt aussteigen; und nebenbei Pinienzapfen sammeln konnten. Es handelt sich tatsächlich um eine der schönsten Bahnstrecken Frankreichs die durch wilde Schluchten, bewaldete Berge und Hügel, sowie kleinen Dörfern und von Burgen gekrönten Städtchen führt. Ja, die Provence besteht eben nicht nur aus Lavendelfeldern. Die sehen wir zwar auch, aber bis die violett sind, wird es wohl noch einige Tage dauern. In Nizza warten wir auf unseren Bus, der uns vor dem Bahnhof abholt. Nun reisen wir wieder 5-Sterne-gemäß nach Valbonne und haben am Abend ein schmackhaftes Menue auf den Tellern.

6. Tag: Nizza – Monaco

Am Vormittag erkunden wir die Metropole Nizza. Zunächst fahren wir an der Promenade mit den möndänen Hotels bis zum Aussteigspunkt. Auch das weltberühmte Negresco aus dem Jahr 1912 gehört dazu. Mit einer kleinen Bimmelbahn, der petit train unternehmen wir hernach eine Stadtrundfahrt rund um den Festungsberg bis zum Hafen Lympia. Wäre vielen zu Fuß etwas weit gewesen. Über den Blumenmarkt, wo nicht nur Blumen angeboten werden begeben wir uns auf die ehemalige Zitadelle. Von hier aus hat man einen sehr guten Überblick über die Stadt und das azurblaue Meer. Da schmeckt ein Espresso oder ein Eis besonders gut. Zurück gehen wir durch die engen Gassen der Altstadt an der Kathedrale vorbei zum Bus und begeben uns ins Fürstentum Monaco. Es ist nach dem Vatikan der zweitkleinste Staat der Welt. Nur 8000 Bewohner sind wirkliche Monegassen. Die restlichen 30000 sind zugewandert. Von Ihnen sdin ein Drittel Millionäre. Und das sieht und spürt man auch in der Stadt, das Monaco ein Refugium für den Reichtum ist. Von Anneliese, unserer Gästeführerin bekommen wir eine sehr fundierte Führung, besuchen die Kathedrale, die Altstadt, das Casino in Monte Carlo und die Wachablösung vor dem Fürstenpalast. Auch einen Gutteil des Corsos der Formel 1, also des großen Preises von Monaco fahren wir ab, allerdings nicht mit 270 kmh. Schon geht der Nachmittag zu Ende und wir reisen wieder zurück nach Valbonne, wo wir beim leckeren Abendmenue mit leckerstem Johannisbeersorbet im Hotel den Tag beschließen.

7.Tag.: Cannes – Antibes

Die Filmmetropole Cannes ist heute unser erstes Ziel. Bis Mitte des 19. Jh. war sie nur ein kleines Fischerdorf. Doch dann machten reiche Engländer den Ort zu einer der beliebtesten Städte an der Cote d´Azur. In der Stadt ist viel Verkehr. Hauptattraktion ist natürlich der Filmpalast, in dem jedes Jahr die goldene Palme vergeben wird. Hier steigen wir aus unserem Bus. Gleich daneben sind die millionenschweren Yachten der Reichen und Schönen zu bestaunen. Wir begeben uns in die Stadt zu einem der schönsten provencalischen Märkte, nämlich dem Marché Forville mit seiner 1870 errichteten Markthalle. Oh was gibt es hier alles an leckeren Dingen zu bestaunen; und erst der Gedanke, was man aus all den Spezereien für leckere Gerichte der weltberühmten französischen Küche herstellen kann... Durch die engen Gassen in der Altstadt Le Suquet erreichen wir die Kathedrale und die Burg der Mönche von Lèrins, in welcher heute ein Museum untergebracht ist. Von hier oben aus hat man einen sehr guten Überblich über die Stadt und die weltberühmte Strandpromenade, die Croisette. Nach diesem „Gipfelsturm" haben wir uns einen Kaffee in einem der vielen kleinen Cafés redlich verdient. Unser zweites Ziel ist Antibes, wie Nizza eine griechische Gründung. Hier zieht uns zunächst das Picassomuseum an, denn der wohl berühmteste Künstler des 20. Jh. hat hier 1946 sein Atelier gehabt. Es war das die ehemalige Burg der Grimaldis. Gegenüber befindet sich die Kathedrale aus dem 12. Jh, deren Portalseite Anfang des 18. Jh. im italienischen Barock umgestaltet wurde. An Picassos Werken können sich die Geister schon scheiden, auch an Miro oder Max Ernst, von denen dort auch Werke zu bestaunen sind, aber mit seiner großen und schönen, z. T. mittelalterlichen Altstadt bietet Antibes eine sehr wundervolle Alternative. Viele zieht es schon bald in die Cafés des romantischen Ortes. Das Lavendeleis schmeckt hier köstlich. Sehr lecker ist auch wieder unser Abendmenue im 4-Sterne Hotel in Valbonne, wo wir noch einmal die himmlische Ruhe des Nachts genießen können.

8.Tag: Avignon – Lyon

Wir stehen heute früh auf und begeben uns auf den langen Weg nach Avignon, der Stadt der Päpste. 7 reguläre und 2 Gegenpäpste residierten zwischen 1309 und 1417 in dem mächtigen Palst, der die Altstadt überragt. Unser Chauffeur verlässt uns am Bahnhof um voraus nach Lyon zu fahren, denn wir werden den Weg mit dem TGV zurücklegen. Doch zunächst unternehmen wir einen Spaziergang durch die riesige Altstadt, auf der wir in die Kathedrale schauen, und auch die Brücke von Avignon, die Pont Benezet zu Gesicht bekommen. Vom Rocher de Doms haben wir eine wunderbare Aussicht auf das Rhonetal und die gegenüber liegende Abteifestung Saint André. Nach Eis und Kaffee finden wir uns am Bahnhof ein und besteigen den Zubringerzug zum Bahnhof Avignon TGV, der sich etwas außerhalb der Stadt befindet. Der" train a grande vitesse", der Zug mit großer Geschwindigkeit trifft pünktlich ein. Plätze sind für uns reserviert und mit über 290 kmh fliegt die Landschaft im TGV förmlich an uns vorbei. In Lyon wartet schon unser Bus, mit welchem wir zu unseren Tagesziel Chalons sur Saone aufbrechen. Das Hotel erreichen wir am frühen Abend und begeben uns nach dem Abendessen zur Ruhe.

9. Tag: Chalon sur Saone – Dresden

Mit ausreichend Pausen und ohne Stau verläuft unser Rückreisetag wie am Schnürchen. Alle Taxen stehen an den Transferstellen schon bereit. Die Reise war wirklich ein Erlebnis. Unterschiedlichste Wetterphänomene, Landschaften, kulturelle Höhepunkte, romantische Altstädte und verschiedenste Züge machten sie zu einem unvergesslichen Erlebnis, zu deren Gelingen auch die hervorragende, nette Reisegruppe und unser versierter Chauffeur Falk  beigetragen haben. Vielen Dank dafür sagt Ihr Peter Rudolph

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Kommentare zum Reisebericht

Natürlich waren wir nicht in Montreal (wie zwei Bildunterschiften bezeugen), sondern in Montreux. Die Hotels konnte man alle akzeptieren, bis auf das "Grand Hotel" in Sisteron. Das Zimmer war einfach unzumutbar, mitten im Stadtlärm, alt und eng. Dazu kam noch ein Volksfest, das dann mitten in der Nacht abgebaut wurde. Am Besten waren die Zugfahrten, die man so privat kaum organisieren könnte, denn: am Zielbahnhof war der Bus wieder zur Stelle. Dafür und für die sonstige Leistung von Reiseleiter und Busfahrer ein großes Lob.

Lothar Kuhne
19.06.2019