Reisebericht: Zugreise Alpen – zwischen Schweiz und Cote d`Azur

12.06. – 20.06.2011, 9 Tage Rundreise in der Schweiz und Frankreich mit Zugfahrten – Montreux – Genfer See – Mont Blanc – Chamonix – Grenoble – Cannes – Nizza – Avignon – Lyon


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Eine reizvolle Fahrt voller Gegensätze
Ein Reisebericht von
Andrea Becker

Reisebericht

Erster Tag: Endlich ist es soweit! Wir reisen quer durch Deutschland und erreichen am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein die elsässische Stadt Mulhouse. Für alle Eisenbahnfans ist der Rundgang durch die reich bestückte, große Cité des Trains - die Stadt der Eisenbahnen - der erste Leckerbissen dieser Reise.

Historische Lokomotiven und die toll herausgeputzten Salonwagen machen bereits Lust auf unsere bevorstehenden Fahrten mit den "Alpenzügen". Am Abend nach dem Essen unternehmen wir noch einen schönen Spaziergang durch das nahegelegene Stadtzentrum von Mulhouse mit seinen hübschen Häusern, dem Marktplatz und der friedlich dahinschlummernden Fußgängerzone.
Zweiter Tag: Ein bombastisches Frühstücksbüffet lässt wahrlich keine Wünsche offen: Vom Baguette bis zum Kougloff (Guglhupf), vom Münsterkäse bis zum Aufschnitt, Joghurt, Quark, Müsli - es ist das reinste Schlaraffenland. Dieser Tag beginnt wunderbar; frohgelaunt und zu den Klängen von Wilhelm Tell fahren wir durchs Schweizer Juragebiet, vorbei an Bern, bis nach Interlaken. Hier schwächelt das Wetter zum ersten und einzigen Mal während dieser Reise.

Wir machen eine kleine Tour durch die Stadt und können Eiger, Mönch und Jungfrau hinter den Nieselregenwolken nur erahnen. Zurück zum Bus geht es entlang der gletscherblauen Aare, von wo aus wir immer wieder reizvolle Ausblicke auf Interlaken und den altertümlich-romantischen Stadtteil Unterseen haben. Wir setzen die Fahrt durch das Simmental fort und erreichen Gstaad, wo wir den Panoramic-Express besteigen. Eine wunderschöne grüne Berglandschaft bringt uns ins Schwärmen, und besonders die langgezogene steile Anfahrt auf Montreux ringt vielen ein Aaah und Ooooh ab.

Montreux am Genfer See. Mediterranes Wetter, Palmen, gepflegte Parkanlagen, mondäne Hotels, und viel Betrieb entlang der Seepromenade. Auf unserer Weiterfahrt nach Martigny legen wir einen Fotostop am meistbesuchten historischen Bauwerk der Schweiz, dem malerischen Schloss Chillon, ein. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die von beeindruckenden Bergmassiven umgebene Stadt Martigny. Nach dem Abendessen unternehmen noch einige besonders toughe Gäste einen Spaziergang Martigny by night, aufgrund des milden Wetters und der herrlich angestrahlten Bauwerke ein lohnenswertes Unterfangen.
 
Dritter Tag: Der Blick aus dem Hotelfenster fällt auf eine sonnenbeschienene traumhafte Berglandschaft. Hier könne man es auch gut und gerne länger aushalten, so die Meinung vieler. Aber nichts da!  Nach dem Gepäckladen und einem ausgiebigen Rundgang durch die Stadt mit ihren römischen Wurzeln, von denen das Amphitheater, die Grundmauern von Tempeln und diversen Wohnhäusern sowie die Überreste einer mit Steinplatten belegten römischen Straße zeugen, begeben wir uns zum Bahnhof und warten voll Hochspannung auf unser zweites Zugabenteuer.

Der Mont-Blanc-Express bringt uns durch das gleichnamige Massiv zunächst bis Vallorcine und weiter auf französischer Seite bis zum Olympiaort Chamonix. Bei unglaublicher Fernsicht und nur kleinen Wattewölkchen vergeht diese Fahrt wie im Flug lässt wahrlich keine Wünsche offen: einander abwechselnde grün bewachsene und schneebedeckte Berge, Gletscher, schroffe nackte Felsen, die bedrohlich über winzig kleinen Ortschaften thronen, mal liebliche Täler, mal wilde Schluchten... Die einzige Konstante ist die Sonne, die uns bis Chamonix begleitet. Jeder hat sich sein eigenes Chamonixprogramm ausgewählt, und nach einem kleinen Snack aus der Bordküche gehen wir erwartungsfroh zur Talstation der Seilbahn, von wo aus 7 Gäste die Auffahrt auf knapp unter 4000 Meter wagen. Die anderen Gäste fahren mit der altehrwürdigen Montenversbahn zum Mer de Glace und sind nicht nur von der sagenhaft schönen Natur beeindruckt, sondern auch von der ingenieurtechnischen Leistung, die hinter der Überwindung von Gefällen von 25 % steckt.

Mit der atemberaubend steilen Gondelbahn und über weitere 300 Stufen gehts hinab zur Gletscherzunge und direkt hinein ins Eismeer. Nach einer Stippvisite in der künstlich angelegten Gletschergrotte nehmen wir den beschwerlichen Rückweg in Angriff und lassen uns entspannt ins Bähnle und schließlich in die gemütlichen Sitze unseres Busses fallen.
Hans chauffiert uns sicher nach Échirolles bei Grenoble in unser Hotel. Das Abendessen und die anschließende Nachtruhe haben wir uns wahrlich verdient!
 
Vierter Tag: Heute machen wir Grenoble unsicher! Wir unternehmen einen kleinen Rundgang durchs Stadtzentrum und fahren mit der ?Seifenblasen-Luftbahn? zum Fort de la Bastille, einer riesigen Festung hoch über der Stadt.

Dort veranstalten wir zunächst ein umfangreiches Fotoshooting, denn die Porträts vor der herrlichen Kulisse der Stadt und ihrer bergigen Umgebung sind zum Neidischmachen der Daheimgebliebenen vorzüglich geeignet. Abenteuerlustig begeben sich recht viele Gäste zu Fuß zurück zur Talstation, und aus dem angekündigten gemütlichen Spaziergang wurde schon bald eine anspruchsvolle Bergwanderung. Merke: Der rechte Weg ist nicht immer der rechte, manchmal ist der linke einfach kürzer!

Stolz auf unsere sportliche Spitzenleistung lassen wir uns im Bus frisch vom Bäcker geholte Fougasses, Mini-Quiches und Körnerbaguettes schmecken und genießen einige Momente der Erholung. Am Paul-Mistral-Park mit seinem ehemaligen Olympiastadion vorbei fahren wir durchs malerische Isère-Tal nach Montfort und sehen schon von weitem die vielen Paraglider und Drachenflieger, die von St. Hilaire-du-Touvet aus starten und aufgrund der hervorragenden Thermik bis zu neun Stunden in der Luft bleiben können. Die Standseilbahn bringt uns innerhalb von 25 Minuten über eine Hangneigung von bis zu 83 % zu diesem fast 1000 Meter hoch gelegenen Ort. Die Meisten nutzen die Zeit bis zur Talfahrt für einen wirklich erholsamen Spaziergang bei frischer Bergluft und toller Aussicht. Unser Bus steuert, begleitet von den Klängen moderner französischer Chansons, das Tor zur Hochprovence an, das entzückende Städtchen Sisteron.

Wir beziehen unser Hotel direkt gegenüber der herrlich beleuchteten alten Stadtmauer und residieren in einem Haus, das provenzalischen Charme en masse versprüht. Hier ist das Abendessen mit besonderer Liebe und sehr regionaltypisch zubereitet und krönt diesen abwechslungsreichen Tag.
 
Fünfter Tag: Heute hat unser Hans, unser Kraftfahrer, seinen härtesten Tag! Erst windet sich die Straße durch die Lavendelfelder nach Riez, wo wir alle auf die Suche nach dem echten Lavendelhonig gehen. Weiter geht es nach Moustiers-Sainte-Marie, einem unglaublich romantischen Ort, der direkt an die Felsen gebaut ist (Kraxeln war angesagt) und über den eine Kapelle wacht, die quasi zwischen den Felsen eingeklemmt Dutzende von Metern oberhalb der Siedlung erbaut wurde.
 



 
Ein Städtchen wie aus dem Bilderbuch, das jeder für sich erkundet. Weiter geht unsere Fahrt auf der kurvenreichen Strecke hin zum Verdongebiet. Als allererstes verzaubert uns das intensive Blau des Sainte-Croix-Stausees, der zwischen  den weiß-grau-rosa Felsen dahinschlummert. Bergauf, noch weiter bergauf führt uns die Fahrt, schließlich hat sich der Verdon bis zu 700 Meter tief ins Gestein gegraben. Auf mehreren Halten an den schönsten Aussichtspunkten können wir ihn tief unten gerade noch sehen und sind beeindruckt von dem Werk, das er in Jahrmillionen verbracht hat. Wir stärken uns noch mal in der Bordküche und schlagen die Route Napoléon ein, die uns ins Parfümstädtchen Grasse führt.

Da es unsere Zeit erlaubt, besichtigen wir mit Ester, der Expertin des Hauses Galimard, die Räumlichkeiten dieses traditionellen Duftproduzenten und tauchen ein in die Welt von Lavendel, Jasmin, Rose, Ylang-Ylang und Co. Einfach unwiderstehlich! Der ganze Bus duftet hinterher wie ein Blumengarten, vor allem weil jeder seine neuerworbenen Mitbringsel gleich ausprobiert. Hinab geht die Fahrt nach Nizza, wo wir im zweiten Anlauf die richtige Strecke ins benachbarte Beaulieu-sur-mer finden. Wir wohnen mitten im Ort, nur wenige Schritte vom Meer entfernt. Das nutzen viele nach dem Abendessen noch für einen ausgiebigen Spaziergang und genießen Beaulieu by night.
 Sechster Tag: Unser Tagesprogramm sieht heute zwei sehr interessante Städte vor. Zunächst fahren wir mit dem Bus nach Nizza und steigen nach einem kleinen Abstecher zum berühmten Luxushotel "Negresco" in unmittelbarer Nähe der Altstadt aus.

Über den wunderbar restaurierten Place Masséna  und den Parkgürtel geht es zunächst zum Haltepunkt des Touristenbähnchens, mit dem einige Gäste die Stadt ganz bequem erkunden. Die Fitten stürzen sich ins Getümmel und nehmen den Blumenmarkt, die Kathedrale und das mondäne Palais Lascaris in Augenschein. Nizza mutet fast schon italienisch an mit seinen hohen, schmalen Gassen und den bunten Renaissancehäusern. Und einmal davon abgesehen, schmeckt das Eis hier mindestens so lecker wie in Italien (wir haben es getestet!!!). Mit der neu gebauten Straßenbahn fuhren wir um die Mittagszeit zum Bahnhof und fuhren mit dem Zug, ohne Stau und immer direkt am Meer entlang, nach Monaco.

Monaco ist wahrhaft ein Traum! Toll präsentiert von unserer Annelies, die uns in die Geheimnisse und Schönheiten dieses Ministaates einweiht und uns so manches Detail von den Vorbereitungen auf die bevorstehende Jahrhunderthochzeit offenbart. Alle Gäste sind total beeindruckt, nicht nur von den übereinandergestapelten Häusern am Berg, den herausgeputzten Straßen und Fassaden, sondern auch von den immer wieder wunderschönen Ausblicken auf den Hafen und das Meer. Mit dem Stadtbus fahren wir zum Stadtteil Monte Carlo und seinem berühmten Casino. Jetzt hat das Monaco-Fieber wahrscheinlich auch den Letzten gepackt, angesichts des vor, in und um dieses prestigeträchtige Bauwerk herum zur Schau gestellten Reichtums.

Annelies und ich trinken im Café de Paris nebenan einen Cappucino zum Preis von 5,50  - man gönnt sich ja sonst nichts! Wir nehmen Abschied vom schönen Monaco und fahren mit dem Zug innerhalb weniger Minuten zurück nach Beaulieu, wo uns wie jeden Abend ein leckeres 3-Gang-Menü erwartet.

Siebenter Tag: Viele Gäste nehmen heute eine Auszeit und genießen auf eigene Faust hier in Beaulieu einen kleinen Erholungstag, ob nun am Strand, im Pool oder in der nahegelegenen Villa Kerylos, die einst  von einem angesehenen Griechenlandforscher absolut stilecht hier in Beaulieu erbaut wurde. Der harte Kern unserer Gruppe begibt sich auf die Fahrt ins berühmte Cannes. Natürlich darf ein Spaziergang entlang der schier unendlichen Strandpromenade Croisière mit Blick auf die zahlreichen prächtigen Hotelbauten nicht fehlen. Der rote Teppich des Festivalpalastes leuchtet uns an und vermittelt ein wenig vom Glamour der Filmfestspiele und ihrer Stars und Sternchen. Gemeinsam folgen wir dem Ruf der Altstadt Le Suquet, die vor uns auf einem Hügel liegt.

Heute haben wir ganz besonderes Glück, denn ausgerechnet an diesem Wochenende findet das Blumenfest Le Suquet fleuri statt, und überall sind wunderschöne Blumenarrangements aufgebaut, die phantasievoll und farbenfroh sind und den altertümlichen Altstadtgebäuden und der Festung einen ganz speziellen Schmuck verleihen. Wir verlängern kurzerhand den Aufenthalt in Cannes und fahren am frühen Nachmittag weiter nach Antibes, einer wunderschönen, typisch provenzalischen Stadt. Unser Bus parkt am Jachthafen, wir betreten Antibes durch die mittelalterliche Stadtmauer und folgen ihr zum Grimaldipalast, der heute das Picassomuseum beherbergt. Das Besondere daran ist, dass es eben nicht nur ein Museum ist, sondern dass Picasso jahrelang in diesen Mauern gearbeitet hat! Von der Terrasse haben wir einen phantastischen Blick bis zum Esterel-Massiv.


Nach einem Rundgang durch das Museum pilgern wir noch ein wenig durch die Straßen von Antibes, lassen die Seele baumeln, atmen die Provence und kaufen auf dem stimmungsvollen Marché provencal so manches Andenken oder Präsent.Gutgelaunt treten wir die Rückfahrt nach Beaulieu an und haben dort noch drei Stunden Freizeit, die die meisten von uns im angenehm warmen Wasser des Mittelmeeres genießen. Urlaub pur. Hans und ich sind unterdessen damit beschäftigt, mit Unmengen Azeton die Graffitikunstwerke vom Bus zu entfernen. Aktivurlaub pur. Wir möchten unsere Gäste am nächsten Morgen mit einem sauberen Bus überraschen.
Achter Tag: Überraschung gelungen, alle sind happy und trotzdem ein wenig traurig, dass es schon wieder in Richtung Heimat geht... Aber zunächst einmal fahren wir ins Herz der Provence, nach Avignon.

Sur le pont d'Avignon, l'on y danse, l'on y danse, singen wir gemeinsam im Angesicht dieser von zahlreichen Hochwässern halb hinweggespülten Brücke über die träge dahinfließende Rhône. Wir steigen hinauf in die Altstadt und sind vom Anblick des riesigen Emsembles aus Papstpalast und Kathedrale überwältigt. Einige Gäste besichtigen den Papstpalast von innen, andere schlendern einfach gemütlich durch die Fußgängerzone oder über einen der Märkte. Gemeinsam treten wir den Weg zum Shuttlebus an, der uns zum TGV-Bahnhof bringt, der etwas außerhalb liegt.

 Endlich können wir, nachdem wir nun schon mit so vielen historischen Eisenbahnen gefahren sind, mal einen supermodernen, schnittigen Hochgeschwindigkeitszug nehmen, der uns in einer knappen Stunde die über 230 Kilometer bis nach Lyon bringt. An uns ziehen die Berge der Hochprovence vorbei, wir haben einen ganz klaren Blick zum Mont Ventoux mit seiner weißen Spitze, und jenseits der Rhône grüßt bereits das Zentralmassiv. In Lyon wartet bereits Hans auf uns, und wir steigen wieder in unseren schönen Bus, durchqueren die Stadt Lyon und fahren schließlich einige hundert Kilometer Richtung Norden mit dem Ziel Burgund. Am frühen Abend erreichen wir Châlon-sur-Saône, wo wir nach dem Bezug unserer Hotelzimmer unseren gemeinsamen Abschlussabend zelebrieren. Zuerst gibt es einen Toast auf die wunderschöne Reise. Dann stoßen wir mit einem Kir, dem typischen Burgunder Apéritif, an, und schließlich wartet da noch ein kleines Erinnerungsgeschenk auf jeden Gast. Die Handhabung desselben (es handelt sich um eine provenzalische Gewürzmühle für Kräuter) wird auf unterhaltsame und humorvolle Art von Herrn Lesch demonstriert.
Neunter Tag: Heute heißt es Abschiednehmen von Frankreich. Wir fahren über Mulhouse zurück wieder nach Deutschland und lassen mit einer kleinen Reise-DVD die Provence noch mal Revue passieren. Peu à peu leert sich der Bus an den verschiedenen Ausstiegsstellen, bis schließlich alle Gäste wieder am Ausgangspunkt ihrer Reise angekommen sind, vollgepackt mit unzähligen Erinnerungen.
 

 

Ich möchte mich noch einmal recht herzlich bei allen bedanken, die ich als Reiseleiter auf dieser Tour begleiten durfte. Wir waren wirklich eine prima Gruppe, und es würde mich sehr freuen, den Einen oder Anderen auf einer der zukünftigen Reisen wiederzusehen. Ein ganz besonderer Dank geht an unseren Kraftfahrer Hans Apelt, der uns souverän und zuverlässig durch unsere drei Reiseländer chauffierte, einen tollen "Draht" zu den Gästen hatte und mit Ruhe und Humor so manche knifflige Situation meisterte.
Alles Gute und bis zum nächsten Mal!
Herzlichst, Ihre Andrea Becker.

 

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht