Reisebericht: Rundreise Nizza und die Cote d'Azur in Südfrankreich

16.02. – 22.02.2020, 7 Tage Rundreise an der Cote d'Azur mit Nizza – Monaco – Eze – Menton – Antibes – Cannes – St. Tropez – Mittelmeer


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Die frühlingshafte Cote d´Azur empfängt im Februar mit Karneval in Nizza und dem Zitronenfest von Menton, bereichert durch mediterranes Flair und Kultur von St. Paul, Cannes, Antibes und St. Tropez
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag 16.02.2020 Anflug Nizza über die Alpen

Winterferien in Mitteldeutschland - Karneval in Nizza und das Zitronenfest in Menton zogen 19 Gäste zur Reise an die französische Mittelmeerküste: auch in Hoffnung auf einen Hauch Frühling. Aus verschiedenen deutschen Landesteilen und Österreich kommend, versammelten sich nach Zubringerflügen oder direkt anreisend, sechzehn Gäste zunächst in Frankfurt, um zum Flug nach Nizza zu starten. Der A 320 brachte uns über die Schweiz, ohne Alpenblick, an die französische Mittelmeerküste. Über dem Meer fliegend ging es parallel zur Küste Richtung Nizza. Lichterfahrt dann vom Flughafen mit dem Bus und Toni ins Stadtzentrum, wo wir das Hotel „Grimaldi" zur Abendessenszeit erreichten. Unsere Rand-Linzer - Gäste aus Österreich waren zu diesem Zeitpunkt schon anwesend. Diese Reise bietet zur Organisation des Abendessens zwei Möglichkeiten: individuell (das heißt auch individuell) oder durch vorab Buchung eines Abendessens gemeinsam in kleiner Gruppe mit dem Reiseleiter. Die Letztgenannten starteten zu zwanzig Uhr: das typisch französische Restaurant - klein, karierte Tischdecke, tatsächlich kochendes Küchenpersonal zum Zugucken - befindet sich direkt neben dem Hotel. Marinierte Paprika, Coque au vin und Desserts zur Wahl - wir entschieden uns für Creme Brulee', dazu ein Rose' - ja, wir sind angekommen. Bienvenue!

2. Tag, 17.02.2020 St. Paul, Monaco

Für die Jahreszeit typisch benötigten wir nur vierzig Minuten mit dem Bus für die zwanzig Kilometer bis St. Paul. Die festungsartig umbaute Altstadt des Örtchens lag in leicht niesligem Wolkendunst. Enge Gassen durchziehen das Örtchen auf dem Hügel mit einer Kirche, deren romanischer Ursprung wohl im 13. Jahrhundert lag. Verkaufsaustellungen von Künstlern prägen das auf den Tourismus ausgerichtete Örtchen. Nach einem Bummel durch die Gassen erreichten wir das Grab von Marc Chagall unterhalb der Aussichtsbastion: Zeit für einen Blick auf ein bewegtes Leben, des in Witebsk geborenen Künstlers. Wer einen fünfzehnminütigen Weg an drei kleinen Kapellen und den folgenden Aufstieg nicht scheut, sollte zur Fondation Maeght aufsteigen, einem 1964 eingeweihten Museum der zeitgenössischen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gebäuden der architektonischen Nachkriegsmoderne mit Bauhaus-Brasilia-Flair. Neben den Klassikern der Museumsgründerzeit - u.a. Miro und Chagall - war in diesem Jahr eine Sonderausstellung mit Werken des israelischen Malers Levy zu sehen. Die meisten Gästen blieben jedoch im kleinen Örtchen. Am Nachmittag dann: die Plattenbausiedlung für Multimillionäre - Fürstentum Monaco. Ja natürlich, ein wenig Altstadtgassen, Fürstenpalast, Jachthafen, neoromanische Kathedrale, Blick auf Häusermeer und die Formel 1- Strecke. Diese fuhren wir dann auch mit dem Bus in angemessener Geschwindigkeit Richtung Monte Carlo. Dort ein kleiner Aufstieg zum Casino - bauliches Gardemaß der Belle Epoque. Die wenige Sonne des Nachmittags hatte uns längst verlassen und mitunter heftiger Wind wehte, als wir die mittlere Corniche-Straße nach Nizza zurückfuhren.

3. Tag, 18.02.2020 Eze, Menton und Zitronenfest

Von der Corniche-Straße zwischen Nizza und Menton in mittlerer Höhe hatten wir prächtige Ausblicke auf die Hügelhänge im Norden und das Mittelmeer. Oberhalb von Villefranche und dem Cap machten wir einen Fotostopp. Überpünktlich fanden wir uns bei Fragonard in Eze ein. Bei einer kurzen Führung in deutscher Sprache erfuhren wir mehr über die mannigfaltigen Pflanzen, die zu Essenzen für Kosmetika verarbeitet werden, deren Anteil an den handelsüblichen Erzeugnissen und machten selbst Geruchsproben, um die Pflanzen zu bestimmen, was vielleicht hälftig gelang. Danach nochmals Duftproben und die Animierung zu Kaufentscheidungen. Am späten Vormittag stiegen wir - an einer strahlend gelben Mimosenblüte vorbei - nach Eze Village und weiter hinauf zum Burgfelsen. Durch schmale Gässchen erreichten wir den Garten mit exotischen Pflanzen - und hier nicht hineinzugehen, wäre wohl doch ein Verlust gewesen: Sukkulentenpracht am felsigen Hang mit Blick auf das azurblaue Meer unter uns. Von Eze ging es mit dem Bus die Küstenstraße weiter Richtung Menton, dem letzten / ersten französischen Ort vor der Grenze zu Italien. In Menton angekommen, hatten wir doch einen Kilometer zu laufen, um an den Eingang des Festgeländes an der Tourismusinformation zu gelangen. Das Hauptziel unseres Besuches in Menton war erreicht: das Zitronenfest. Neben Umzügen ist es bekannt für eine Vielzahl von Figuren, die auf Drahtgeflechten mit Zitronen und Orangen gestaltet werden Es sind wohl eintausend Tonnen Früchte die dabei verarbeitet werden. Die Thematik diesen Jahres war „Die Feste der Welt", folglich ganz viele Darstellungen von Figuren, die bedeutende Feste in den Ländern der Erde symboliiseren; darrunter natürlich auch das Oktoberfest. Bei warmen und sonnigem Wetter hatte jeder dann noch ausreichend Zeit individuell durch die Altstadt zu bummeln oder am Meer zu sitzen. Rechtzeitig zum Abendessen waren wir - jetzt über die A8 fahrend - wieder in Nizza.

4. Tag, 19.02.2020 Nizza und Carneval de Nice / Blumencorso

Die Stadtbesichtigung in Nizza führte uns zunächst mit dem Bus in den Stadtteil Cimiez. Bereits die Römer hatten hier eine Stadtanlage mit Amphitheater errichtet. In der Belle Epoque wurden große Hotels errichtet, um Adligen und Großindustriellen aus ganz Europa einen Sonnenplatz am Hang über Nizza zu gewähren. Henry Matisse und Marc Chagall lebten hier und hinterließen Werke, die in den ihnen gewidmeten Museen gezeigt werden. Wir bummelten durch die römische Arena und den Park voller Olivenbäume am Matisse-Museum und dem ehemaligen Franziskanerkloster. Die Museumsbesuche bei Matisse oder Chagall sind eher etwas für Spätflieger am letzten Reisetag. Unser örtlicher Reiseleiter Richard führte uns dann in die Altstadt von Nizza mit engen Gassen zwischen Bauten aus dem 15. Jahrhundert und einigen barocken Kirchen - deutliches architektonisches Zeichen dafür, dass Nizza eine lange italienische Periode hinter sich hat.
Mit ausreichend zeitlichem Puffer vor Beginn des Blumencorsos im Rahmen des Karnevals von Nizza trafen wir uns am Nachmittag auf unseren Tribünenplätzen. Wohl sechzehn gestaltete Karnevalswagen voller Blüten, Musik- und Tanzensemble aus aller Welt gestalteten den fröhlichen Umzug, der 2020 unter dem Motto „König der Mode" stand - ein wenig um die Ecke schaute dabei eine riesige Büste, die auf Karl Lagerfeld (oder Dali?) abzielte. In der zweiten Runde des Corsos verteilen die Umzugsteilnehmer die wohl 80. bis 100.000 Blumen an die Zuschauer auf den Tribünen, die sich zunehmend lichteten.
So gehört der Karneval von Nizza zu den größten Karnevalsumzügen der Welt. Alles war gut bewacht von einem nicht übersehbaren Aufgebot an CRS-Polizei - eine Nationale Antiterroreinheit und Heerscharen von Helfern, denn der Ausnahmezustand in Frankreich ist zwar seit November 2017 aufgehoben, aber das neue Anti-Terror-Gesetz ist gespickt mit Maßnahmen, die aus dem Ausnahmezustand abgeleitet wurden.
Am späten Nachmittag wieder Zeit für individuelles Bummeln durch Nizza und - für eine kleine Gruppe - gemeinsames Abendessen, heute im „La Ligure".

5. Tag, 20.02.2020 Cannes, Antibes


Nach knapp einer Stunde Busfahrt erreichten wir Cannes, dessen Uferstraße Croisette ein wenig vergleichbar ist mit dem Boulevard Angleterre von Nizza. Hotelbauten der Belle Epoque prägen das mittelmeernahe Stadtbild. Seit 1946 ist das Filmfestival von Cannes, das die „Goldene Palme" vergibt, der Medienhöhepunkt von Cannes. Der Kongress- und Festivalpalast ist indes im typischen Architekturstil der sechziger und siebziger Jahre erbaut: nicht ganz „Raffinerie" wie das Centre Pompidou in Paris, aber dennoch mit wenig Charme, zudem von Absperrungen und Baustellen an der Croisette umgeben. Dennoch entdeckten wir zahlreiche der Handabdrücke bedeutender Filmschauspieler und Regisseure, wenn auch alles sehr unspektakulär und kaum auffallend. Manche Unterschrift konnten wir dann auch deuten: Nicole Kidman ganz zart und Silvester Stallone fast tatzenhaft. Wer Lust hatte, stieg westlich des Hafenbeckens zum kleinen Plateau an der Kirche auf und blickte in warmen Sonnenlicht auf die Bucht von Cannes. Zur Mittagszeit ging es weiter nach Antibes mit einem Hafenbecken für wohl 1700 Boote und Jachten; manche sucht auch einen neuen Eigner (für schlappe 4 bis 15 Millionen Euro). Wir bummelten bescheiden und individuell durch die Altstadt, wo sich im Grimaldi-Schloss eine Kunstwerkeausstellung befindet, darunter zwei Dutzend Picassos aus seiner Zeit in Antibes. Auf der Küstenstraße ging es etwas stauig zurück nach Nizza; im Hintergrund die schneebedeckten Berge der Seealpen.

6. Tag, 21.02.2020 St. Tropez


Auf zu Brigit Bardot und Luis de Funes, dem Gendarmen von St. Tropez. Im Februar reichen einhundert Busminuten für den Weg von Nizza nach St. Maxim. Im sommerlichen Urlauberverkehr könnte es doch etwas eng werden. So waren wir rechtzeitig am kleinen Hafen von St. Maxim, um an Bord des Wassertaxis nach St. Tropez zu kommen. Die vierzigminütige Fahrt führte uns über die Bucht hinaus bis zum Cap, an dessen Uferseite der Maler Signac, die Schauspieler Belmondo und Brigitte Bardot oder der Carwash-Gründer ihre bescheidenen Hütten hatten oder noch haben. Anders als zur Top-Ferienzeit war es im Februar doch recht ruhig in St. Tropez; viele Geschäfte noch geschlossen und das Gastronomieangebot recht eingeschränkt. Zur Orientierung starteten wir gemeinsam zum Gebäude der Gendarmerie Nationale, bekannt aus den Filmen mit Luis de Funes als Gendarm. Heute befindet sich hier ein Museum der Gendarmerie und des Films. Individuell besuchten éinige die Zitadelle über dem Örtchen, die 1610 zum Schutz des Hafenortes errichtet wurde - heute ein kleines Marinemuseum.
Die zweistündige Rückfahrt mit dem Bus führte wieder durch das Esterel-Gebirge mit seinem roten Porphyr-Gestein. Noch vor 18 Uhr erreichten wir das Hotel Grimaldi in Nizza, so dass jeder einen individuellen Abend in Nizza verbringen konnte oder gemeinsam zu Marie auf der Rue Massena zum Abendessen gegangen wurde.

7. Tag, 22.02.2020 von Nizza zurück nach Deutschland


Dreigeteilt trat die Gruppe ihre Heimreise nach Deutschland an. Bereits um acht Uhr startete ein erster Gast, gegen Mittag ging es für die österreichischen Gäste über Genf nach Wien. Alle anderen Gäste hatten noch gut Zeit für einen Besuch des Matisse- oder Chagal - Museums in Cimiez oder einen Bummel in der Altstadt von Nizza. An diesem Sonnabend war wieder Karneval, der Platz Massena und alle Zufahrten gesperrt, dutzende Busse kippten Touristen aus und ein bewacht-geschäftiges Treiben quirlte durch die Gassen und Straßen. Am Nachmittag fuhren Gäste zur Lufthansa-Maschine via Frankfurt. Auf bekannter Flugtrasse am Westrand der Alpen ging es für alle zurück nach Deutschland.
Allen alles Gute - bis zum Wiedersehen in Frankreich oder bei einer anderen Eberhardt-Reise.
Lesetipp:
Müchler, Günter: Napoleon - Revolutionär auf dem Kaiserthron. Darmstadt 2019

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