Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

03.09. – 15.09.2017, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Die "Grüne Insel" entpuppt sich bei unserer September-Reise nicht nur als Land des Guiness, der schwarzköpfigen Schafe und stoisch wiederkauenden Kühe, sondern auch als Land des Regenbogens.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 03.09.2017): Flug nach Dublin und Spaziergang durch die Altstadt

Wir erreichen Dublin pünktlich zum großen Hurling-Finale zwischen den Counties Galway und Waterford. Die ganze Stadt ist in den Farben Braun-Weiß bzw. Blau-Weiß geschmückt. Auch der irische Regengott legt anlässlich dieses Sportereignisses eine Pause ein, von der auch wir profitieren. So können wir mit unserem Stadtführer John die irische Hauptstadt zu Fuß erkunden. Von unserem Hotel sind es nur wenige Minuten bis zum General Post Office auf der O'Connell Street, das 1916 Schaubühne des berühmt-berüchtigten Osteraufstandes war. Den River Liffey, der Dublin in zwei Hälften teilt, überqueren wir auf der Ha'Penny Bridge und stehen dann mitten im Kneipenviertel Temple Bar. Doch auch viele Künstler, Galerien, Theater und Museen haben hier ihr Zuhause. John führt uns durch allerlei schmale Gassen, Passagen und versteckte kleine Plätze. Wir spazieren an der Christchurch Cathedral vorbei zum Dublin Castle, wo uns John den Unterschied zwischen Englisch und irischem Gälisch demonstriert. Unsere Führung endet dann im Innenhof des Trinity College. Gern würden wir die Stadt gleich weiter erkunden, doch müssen wir im Hotel noch unsere Zimmer beziehen und vor allem wartet dort das reichhaltige Abendessen auf uns. Etwas Hunger haben wir schon nach unserer Anreise und diesem schönen Spaziergang, bei dem sich am Ende sogar ganz scheu an einigen Stellen der blaue Himmel zeigte.

2. Tag (Montag, 04.09.2017): Hill of Slane – Brú na Bóinne – Monasterboice – Letterkenny

Am Morgen lernen meine Gäste auch unseren Fahrer Donal kennen, der unsere kleine Reisegemeinschaft nun komplettiert. Zwar haben wir durch unseren Stadtführer John schon einiges über die Geschichte Irlands, vor allem Dublins, gelernt. Doch Dublin betritt erst mit den Wikingern so richtig die große Bühne der irischen Geschichte. Im Boyne Valley, welches wir heute auf unserer Fahrt in den Norden erkunden, siedelten jedoch schon lange vorher Menschen und errichteten gewaltige Bauwerke und bestimmten das Schicksal der "Grünen Insel". Auf dem Hill of Slane entzündete der heilige Patrick im Jahre 433 das erste Osterfeuer Irlands und zog damit den Zorn des Hochkönigs in Tara auf sich. Heute befinden sich hier die Ruinen eines Franziskanerklosters. Wir können weit ins Land blicken und erahnen, welche Wirkung das Feuer auf die Einheimischen gehabt haben muss. Unser Besuch des Ganggrabes von Knowth führt uns noch weiter in die Vergangenheit, insgesamt 5.000 Jahre um genau zu sein. Noch 1.000 Jahre vor den ägyptischen Pyramiden erbaute eine geheimnisvolle Zivilisation in einer Biegung des Flusses Boyne eindrucksvolle Ganggräber, die wahrscheinlich zur damaligen Zeit die größten von Menschenhand erschaffenen Bauwerke waren. Doch die Erbauer haben in Knowth nicht nur ihre Toten bestattet, sondern auch die Tag- und Nachtgleiche bestimmt. Mit unserem Stopp in Monasterboice kehren wir dann wieder ins frühchristliche Irland zurück und sehen drei der berühmten irischen Hochkreuze, darunter das höchste Hochkreuz in Irland und das besonders reich verzierte Muiredach's High Cross. Die Hochkreuze dienten den Mönchen im frühchristlichen Irland als Altar und Sammelpunkt. Mit ihrer Hilfe erklärten sie der einheimischen, des Schreibens und Lesens i. d. R. unkundigen Bevölkerung die Geschichte(n) des Christentums. Den Regen umschiffen wir übrigens mit dem heutigen Programm geschickt, d. h. es regnet immer dann, wenn wir gerade im Bus sitzen. Wir hoffen natürlich, dass es auch für den Rest der Reise so bleibt und fahren gespannt zu unserem nächsten Hotel nach Letterkenny, ins County Donegal.

3. Tag (Dienstag, 05.09.2017): Glenveagh National Park

Mitten im Herzen von Donegal hat sich ab 1870 der reiche irische Geschäftsmann und Landspekulant John George Adair für sich und seine Frau ein kleines Paradies erbauen lassen. Auf einer Halbinsel am malerischen Lough Veagh liegt das Glenveagh Castle, das wir nach einer kurzen Videopräsentation im Besucherzentrum des Glenveagh-Nationalparks besichtigen, bevor wir zu unserer ersten Wanderung auf dieser Reise aufbrechen. Sie führt am Ufer des Sees entlang bis zu einem kleinen weißen Cottage, welches von den Gästen des Schlosses während der Jagd als Ausgangspunkt genutzt wurde. Auf dem Rückweg zum Schloss werden wir von einem kurzen leichten Regenschauer überrascht. Doch als wir hinauf zum Aussichtspunkt gehen, von dem aus wir einen herrlichen Blick auf Schloss, den viktorianischen Garten und das ganze Tal haben, scheint schon wieder die Sonne. Am Nachmittag fahren wir noch zu einem traumhaften Strand an der Sheephaven Bay, aber ich kann meine Gäste leider nicht überzeugen, eine Runde schwimmen zu gehen - ohne Neoprenanzug, natürlich. Nur mit den Füßen wird vorsichtig die Temperatur gefühlt.

4. Tag (Mittwoch, 06.09.2017): Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway – Derry

Heute haben wir einiges vor bei unserem Besuch in Nordirland. Am Mussenden-Tempel sind wir die ersten Gäste und überraschen das Personal, das noch gar nicht auf Besucher eingerichtet ist. Aber wir bekommen die Tickets und können nun vom Tempel hoch oben auf den Klippen einen tolle Aussicht auf den Strand bei Downhill genießen. Der Name des Tempels soll an die in jungen Jahren verstorbene Cousine des Erzbischofs von Derry, Frideswide Mussenden, erinnern. Mit ihr hatte der Bischof angeblich eine unbotmäßige Beziehung. Vom nahegelegenen Bischofspalast existieren heute nur noch die Grundmauern. Auch hier überrascht uns wieder eine Regenwolke, die zwar ebenso schnell wieder vorüberzieht, aber einiges an Wasser mitgebracht hat. Noch nie kam mir der Weg vom Tempel zu den einigermaßen Schutz bietenden Mauern des Palastes so lang vor wie heute. Da passt es doch ganz gut, dass wir uns beim anschließenden Besuch der Old Bushmills Distillery erstmal sowohl von außen als auch innen - mit irischem Lebenswasser nämlich - aufwärmen können. So ist die Stimmung auch wieder sehr gut, als wir auf den Klippen oberhalb des Giant's Causeway spazieren gehen bzw. uns gegen den starken Wind vorwärts kämpfen. Der Giant's Causeway aus schätzungsweise 40.000 Basaltsäulen wurde der Legende nach vom Riesen Finn MacCool errichtet, damit er sich mit einem verfeindeten Riesen in Schottland prügeln konnte. In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um Magma, das vor 60 Millionen Jahren durch Erdspalten nach oben gedrückt wurde und langsam abkühlte. Unsere Exkursion nach Nordirland beenden wir dann am späten Nachmittag mit einem gemütlichen Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry, wo ich meinen Gästen von der erfolglosen Belagerung 1689 durch Jakob II. und auch vom Nordirlandkonflikt erzähle, denn hier war damals einer der Brennpunkte. Nachdenklich fahren wir zum Hotel zurück und wünschen uns, dass sich die Situation für die Einwohner mit dem Brexit nicht wieder verschlimmert, denn momentan ist Derry eine friedliche, hübsche und lebendige kleine Stadt.

5. Tag (Donnerstag, 07.09.2017): Drumcliff – Museum of Country Life – Westport – Croagh Patrick

Wir beginnen unsere mehrtägige Reise an der wilden Atlantikküste gen Süden und verlassen nach drei Übernachtungen unser Hotel in Letterkenny. Der Tafelberg Ben Bulben versteckt sich heute mal wieder scheu hinter einer dicken Wolkendecke. Als wir das kleine Örtchen Drumcliff erreichen und dort das Grab des irischen Nationaldichters und Literaturnobelpreisträgers William Butler Yeats besuchen, naht für mich die Stunde der Wahrheit: Wandern oder nicht wandern? Da auch auf dem Weg nach Castlebar regelmäßig ein kräftiger Regenschauer über uns hereinbricht, und der Wetterbericht mich wenig optimistisch stimmt, entschließe ich mich als Alternativprogramm für einen Besuch des Museum of Country Life. Hier gibt es nicht nur leckeres Essen, sondern es wird auch sehr anschaulich vermittelt, unter welchen harten und einfachen Bedingungen die irischen Bauern Ende des 19. Jahrhunderts oder sogar noch später ihr Dasein fristeten. Im schönen kleinen Städtchen Westport haben wir dann Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang entlang des Kanals und kaufen Proviant für die nächsten beiden Tage ein. Bei einem Stopp in Murrisk würde ich meinen Gästen gerne den Croagh Patrick, den heiligen Berg, zeigen. Allein, er ist überhaupt nicht zu sehen. Selbst, als wir zum Aussichtspunkt an der Statue des irischen Nationalheiligen am Startpunkt des Pilgerpfades laufen, bleibt uns der Gipfel im Nebel verborgen. Zumindest bietet sich uns auch von hier aus ein schöner Blick auf die Clew Bay mit ihren vielen kleinen Inseln. Durch das Doolough Valley fahren wir dann nach Leenaun zu unserem nächsten Hotel, das direkt am Killary Harbour liegt, dem einzigen echten Fjord Irlands.

6. Tag (Freitag, 08.09.2017): Aran Islands – Inishmore – Dun Aenghus

Es ist eine wieder einmal sehr ruppige Überfahrt nach Inishmore, auf die größte der Aran Islands in der Bucht von Galway. Als ich im Hafen von Kilronan oben auf dem Deck der Fähre stehe und warte, bis ich von Bord gehen kann, denke ich so bei mir: "Oh, das ist aber eine wirklich düstere Wolke, die da angeflogen kommt." Im nächsten Augenblick bin ich auch schon pitschnass. Na, das ist ja mal ein toller Empfang. Doch er täuscht - wir erleben bei unserer Wanderung entlang der kilometerlangen Trockensteinmauern einen sehr schönen Tag auf der Insel und werden nicht nur von der Sonne begleitet, sondern grüßen unterwegs auch Esel, Kühe, Pferde und einen (ur)alten Ziegenbock. Während unserer Mittagspause können wir außerdem ein paar Kegelrobben beobachten, die sich faul auf den Felsen rekeln. Dann endlich nach einem kurzen Aufstieg haben wir unser Ziel erreicht: Dun Aengus, das mächtige Steinfort, das hoch oben auf den Klippen thront. Wer die Menschen waren, die ungefähr 1.100 v. Chr. mit dem Bau der Anlage begonnen haben, weiß man nicht, und es ist schwer nachvollziehbar, vor wem oder was sie sich hier in der Abgeschiedenheit mit den gewaltigen Mauerringen und einem Wall aus Felsnadeln schützen wollten. Wer mutig genug ist, kann sich im Inneren des Steinforts auf den Bauch legen, an den Rand der Klippe krabbeln und hinunter auf die Wellen schauen, die in bis zu 87 m Tiefe gegen die Felsen donnern. Mit einem Kleinbus fahren wir dann zum Hafen von Kilronan zurück. Ich glaube ja fast, dass uns die Besatzung der Fähre dann absichtlich draußen warten ließ, bis uns eine weitere dunkle Regenwolke noch einmal ganz nass gemacht hat, ehe sie uns erlaubt, an Bord zu kommen. Beim ersten Teil der Rückfahrt ist die See ebenfalls wieder sehr rau, doch in der zweiten Hälfte wird es deutlich angenehmer. Auf der Rückfahrt zum Hotel sehen wir dann über der geheimnisvollen Landschaft Connemaras einen wunderschönen Regenbogen.

7. Tag (Samstag, 09.09.2017): Killary Harbour – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Galway

Kaum haben wir uns von unserem Hotel in Leenaun verabschiedet, werden wir auch schon wieder von einem schönen Regenbogen begrüßt. Es scheint, als möchte das Land wirklich seine Freude über unseren Besuch zum Ausdruck bringen. Schon nach wenigen Minuten Fahrt machen wir den ersten Photostopp und schauen uns den 15 km langen und bis zu 45 m tiefen Killary Harbour mal genauer an. Wenig später, am Rosroe Pier, an der Atlantikmündung des Killary Harbour, erklimmen wir einen Hügel und haben eine traumhafte Aussicht auf den Atlantik und den Fjord. Auch bei unserer anschließenden Wanderung im Connemara National Park können wir vom Fuße des Diamond Hill aus einen Blick auf die Atlantikküste werfen, ehe uns der kräftige Wind wieder ins Tal zurücktreibt. Zurück am Bus erspähen meine Gäste gleich die Flasche "Irish Mist" in meinen Händen - ihnen entgeht auch wirklich nichts. So muss ich doch mit ihnen teilen und wir feiern bei dieser Gelegenheit unser Bergfest. An der Kylemore Abbey können wir gerade so noch einen Parkplatz für unseren Bus ergattern. Man merkt eindeutig, dass es sich um eines der beliebtesten Reiseziele Irlands handelt. Doch nicht nur das 1867 ursprünglich als Schloss erbaute Hauptgebäude ist sehr sehenswert. Es ist vor allem der sorgfältig rekonstruierte viktorianische Garten, der so viele Besucher (und auch uns) anzieht. Im Jahre 1920 kauften Benediktinerinnen aus Ypres in Belgien das Anwesen und richteten hier ein internationales Mädcheninternat ein, das bis 2010 betrieben wurde. Heute steht die Kylemore Abbey allerdings ganz im Zeichen des Tourismus, auch wenn noch einige Nonnen dort wohnen. Auf dem Weg zu unserem nächsten Hotel in Gort halten wir noch an der riesigen Kathedrale in Galway.

8. Tag (Sonntag, 10.09.2017): Kilfenora – Wanderung im Burren – Dunguaire Castle

Wir begrüßen am Morgen unseren Ersatzfahrer Billy, denn Donal muss einen Tag Zwangspause machen (begleitet uns aber auf der Wanderung). Billy fährt uns zunächst nach Kilfenora, wo wir die Überreste einer alten Kathedrale und das Burren Visitor Centre besuchen. In Lisdoonvarna wollte ich eigentlich beim Matchmaking Festival nach einer irischen Frau Ausschau halten, aber so richtig ist hier am Vormittag noch nichts los, wahrscheinlich liegen alle noch verkatert in ihren Betten. Also weiter in Richtung Küste. Beim Photostopp am Atlantik sehen wir schon, dass ein starker Wind weht und ab uns zu auch mal eine dicke Regenwolke in Richtung Land schiebt. Dennoch brechen wir guter Dinge zu unserer Wanderung durch den Burren auf. Auf dem ersten Teilstück der Wanderung durch das romantische Caher Valley wiegt uns der Sonnenschein noch in Sicherheit. Nach einer kurzen Pause beginnen wir in gemütlichem Tempo den Aufstieg. Je höher wir kommen, umso mehr wird von der kargen Karstlandschaft, die den Burren bildet, sichtbar. Vielerorts tritt der Kalkstein offen zutage. Gibt es doch eine dünne Schicht Erde, so wachsen hier im Burren sowohl mediterrane als auch arktische Pflanzen. Kaum vorstellbar, dass das Gebiet vor Ankunft des Menschen einmal komplett bewaldet war. Oben angekommen, weht uns der Sturm fast sofort wieder ins Tal hinab. Zu allem Überfluss setzt auch noch der Regen ein. Mühsam kämpfen wir uns voran, denn umkehren können wir nicht. Am Ende lässt zwar der Regen nach, und die Sonne kommt wieder zum Vorschein, doch wir sind trotzdem froh, als uns Billy mit dem Bus entgegenkommt und erlöst. Die Pause im Pub von Fanore haben wir uns hart erkämpft. Am Nachmittag machen wir dann noch zwei Photostopps: einmal im Hafen von Ballyvaughan und einmal am Dunguaire Castle. Für einen kurzen Moment können wir hier bei der Anfahrt sogar erleben, wie das Schloss von einem Regenbogen eingerahmt wird. Am Abend sind wir froh, dass wir im Hotel sind, denn Regen und Sturm kehren sogar noch verstärkt zurück.

9. Tag (Montag, 11.09.2017): Kilmacduagh Abbey – Cliffs of Moher – Shannon Ferry – Lartigue Monorail

Donal is back, yeah! Auf geht es auch gleich in Richtung der weltberühmten Cliffs of Moher. Zuvor jedoch wieder ein Photostopp, diesmal an der Kilmacduagh Abbey mit dem schiefen Turm von Irland. 32,5 m ist er hoch und damit einer der höchsten Rundtürme in Irland. Allerdings steht er sichtbar außer Lot. Eigentlich ist es verwunderlich, dass es nicht noch mehr schiefe Türme in Irland gibt, denn die Rundtürme wurden üblicherweise ohne Fundament erbaut. Auch heute werden wir natürlich wieder von einem Regenbogen begrüßt. An den bis zu 214 m hohen Klippen müssen wir uns dann gegen starke Sturmböen behaupten, um das eine oder andere gute Photo schießen zu können. Auch die vielen Seevögel, die hier nisten, kommen heute gegen den Wind nicht an. An eine kleine Wanderung ist unter diesen Umständen leider nicht zu denken. Regnen tut es zumindest nicht und es gibt im Besucherzentrum noch ein schönes Museum. Auf der Fahrt zur Fähre über den längsten Fluss von Irland, den Shannon, halten wir noch kurz am Spanish Point, an dem die Überreste der Großen Armada an Land gespült wurden und die spanischen Soldaten vergeblich auf die Hilfe der Einheimischen hofften. Die Lartigue Monorail in Listowel ist ein technisches Kuriosum, dass immer wieder für Erheiterung sorgt, spätestens dann, wenn wir die Gruppe genau aufteilen müssen, damit das Gleichgewicht während der Fahrt auf der rekonstruierten, 500 m langen Strecke gewahrt bleibt. Ursprünglich stellte diese Einschienenbahn eine clevere und kostengünstige Alternative dar, um die Stadt Listowel mit dem Strand im 10 Meilen entfernten Ballybunion zu verbinden. Wie so viele Bahnstrecken in Irland wurde auch diese während des Bürgerkriegs stark beschädigt, so dass der Betrieb nach 34 erfolgreichen Jahren eingestellt werden musste. Nach dem Abendessen im "Brandon Hotel" in Tralee besuchen fast alle meine Gäste noch das National Irish Folk Theatre "Siamsa Tire".

10. Tag (Dienstag, 12.09.2017): Ring of Kerry

Die wohl berühmteste Panoramastraße von Irland ist der "Ring of Kerry". Er führt einmal um die Iveragh-Halbinsel im County Kerry herum. Wir starten von unserem Hotel in Tralee aus und fahren nach Killorglin, wo wir mit unserer Rundfahrt beginnen. Nach einem Photostopp, bei dem wir einen herrlichen Blick auf die Dingle-Halbinsel haben, wartet eine Überraschung auf meine Gäste: ein Besuch auf einer Schaffarm. Und wir hätten uns wohl keinen besseren Schäfer aussuchen können, denn mit viel Charme und Witz zeigt uns Brandon mit seinen beiden Hunden, wie man eine Schafherde kontrolliert. In der Nähe von Cahersiveen, dem Geburtsort des großen Katholikenbefreiers Daniel O'Connel, spielen wir am Steinfort Cahergal einen Rinderraub nach. Zu spät erkennen wir, dass wir im Bus gar keinen Platz für das erbeutete Rindvieh haben. Gerade als wir in Waterville Mittagspause machen, kommt der angekündigte Wetterumschwung und es fängt an, aus vollen Eimern zu schütten. Da Donal und ich ein großes Herz haben, lassen wir uns erweichen, vier völlig durchnässte Schweizer_innen mitzunehmen, die heute tollkühn den Ring of Kerry mit dem Fahrrad abfahren wollten. Vom Coomakista-Pass ist dann auch nicht viel zu sehen, da wir uns mitten in der Wolkendecke befinden. Was also tun? Wir halten für eine halbe Stunde am Derrynane House, dem ehemaligen Landsitz von Daniel O'Connell, und werfen zumindest einen kurzen Blick auf den schönen Strand. Die Fahrt zum Killarney-Nationalpark vertreiben wir uns mit irischen Geschichten und irischer Musik. Am Abend werden wir doch noch ein bisschen für das schlechte Wetter entschädigt. So können wir am Ladies' View nicht nur einen wunderschönen Regenbogen sehen (mal wieder), der den Muckross Lake überspannt, sondern noch ein Stück vom eindrucksvollen Torc-Wasserfall bis zum Muckross House laufen und dort den großen gepflegten Garten bewundern. Auch am sorgfältig rekonstruierten Ross Castle in Killarney können wir noch halten und ein paar tolle Photos knipsen.

11. Tag (Mittwoch, 13.09.2017): Blarney Castle – Cork – Enniskerry

Langsam müssen wir uns damit anfreunden, dass sich unsere schöne und abenteuerliche Reise dem Ende nähert. Heute werden wir über Blarney und Cork zurück an die Ostküste fahren. Das Blarney Castle ist vor allem deshalb berühmt, weil sich hier der berühmte Stein befindet, der nach einem Kuss die "Gabe der Beredsamkeit" verleihen soll. Es sind vor allem amerikanische Touristen, die an diese Legende glauben, und auch heute liegt wieder ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Cobh, das früher Queenstown hieß und von wo aus die Titanic zu ihrer schicksalhaften Begegnung mit dem Eisberg aufbrach. Nichtsdestotrotz ist das Wetter gut und die Schlange erstaunlich kurz, so dass sich ein Aufstieg auf den Bergfried heute wirklich mal lohnt. Nur küssen wollte den Stein von meinen Gästen am Ende niemand. Vielleicht hat es sie abgeschreckt, dass im Englischen die Redewendung "to talk blarney" so viel wie "sinnloses Geschwafel von sich geben" bedeutet? Der Steingarten mit der Wunschtreppe und der Giftgarten neben der Burg scheinen schon eher das Interesse meiner Reisegruppe geweckt zu haben, wobei mir gerade letzteres etwas zu denken gibt. Es ist mal wieder Glück, dass der Regen erst einsetzt, als wir sowieso schon fast im Bus sitzen und nach Cork weiterfahren wollen. Und als wir nur 20 min später am St Patrick's Quay in Cork aussteigen, ist schon wieder alles vorbei. Ich zeige meinen Gästen erstmal den altehrwürdigen English Market mit dem berühmten Farmgate Café im Obergeschoss, dass ein Treffpunkt für Literaten und Literaturnobelpreisträger war, bevor sie noch Zeit haben, um Postkarten zu schreiben und Souvenirs zu kaufen, oder einfach mal auf der Suche nach den vielen guten Straßenmusikern durch die Stadt zu bummeln. Am Nachmittag fahren wir dann auf der Autobahn ins kleine Städtchen Enniskerry in den Wicklow Mountains südlich von Dublin, wo wir im Hotel "Summerhill House" unser letztes Quartier beziehen.

12. Tag (Donnerstag, 14.09.2017): Glendalough – Powerscourt Gardens

Zum Abschluss unserer Reise erleben wir noch einmal ein bisschen von allem, was diese so schön und besonders gemacht hat. Im wunderschönen Tal von Glendalough wandern wir gemütlich an den Ufern des Lower und Upper Lakes entlang bis zu den Ruinen des Miner's Village und fragen uns auf dem Rückweg, wie der heilige Kevin 120 Jahre alt werden konnte, angesichts des Steinlochs, in dem er angeblich gehaust hat. Wer noch genug Kraft und Energie hat, kann mit mir noch einen kurzen Abstecher zum Poulnabass-Wasserfall machen, der in einem kleinen friedlichen Tal mit alten Eichenbäumen liegt. Zurück am Besucherzentrum sehen wir nach der Besichtigung der Ausstellung eine Videopräsentation über die frühchristliche Kirchengeschichte Irlands und werden dann von Antonella mit der Anlage vertraut gemacht. Den überraschend einsetzenden Regenschauer warten wir geschickt im Besucherzentrum ab. Dann führe ich die Gäste ein bisschen durch die Anlage und zeige ihnen den Rundturm, die Ruine der Kathedrale und "St. Kevin's Kitchen". Hier hat der Heilige aber nie gekocht; vielmehr handelt es sich um eine kleine Kirche, deren Turm an einen Schornstein erinnert. Nun wartet noch der letzte Programmpunkt der Reise auf uns, die Powerscourt Gardens. Zuvor müssen jedoch noch die Flasche "Irish Mist" endgültig gelehrt und als Ersatz für die abschließende Geschichtsprüfung, mit der ich die ganze Reise über gedroht habe, ein irischer Pub-Song gesungen werden. Dann lasse ich mich sogar noch überreden, für meine Gäste "Molly Malone" zu singen. Gottseidank unterstützt mich Donal dabei! In den Powerscourt Gardens können meine Gäste noch einmal durch eine wunderschöne großflächige Parkanlage schlendern, wohl eine der schönsten Parkanlagen Irlands. Zurück im Hotel genießen wir unser letztes gemeinsames Abendessen, bevor es heißt: Koffer packen und zeitig schlafen gehen, denn unser Flug geht schon früh um 7 Uhr!

13. Tag (Freitag, 15.09.2017): Rückflug nach Deutschland

Vielleicht ist es ganz gut, dass es noch dunkel ist, als uns Donal am frühen Morgen zum Flughafen fährt, und wir die schöne Landschaft der grünen Insel nicht noch einmal an uns vorbeiziehen sehen. So fällt uns allen der Abschied etwas leichter. Am Flughafen verabschieden wir uns zunächst von Donal, den ich nun erstmal bis Juni 2018 nicht mehr sehen werde, und nach dem Check-In von den Gästen, die nach Frankfurt bzw. Hamburg fliegen. Alle anderen Gäste darf ich bis nach Berlin begleiten. Hier trennen sich dann endgültig unsere Wege - vorerst, möchte ich gern sagen, denn ich habe Sie alle sehr liebgewonnen und würde mich sehr freuen, wenn ich Sie noch einmal auf einer Eberhardt-(Wander)Reise begrüßen darf.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

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Kommentare zum Reisebericht

Nochmals herzlichen Dank für Ihre sehr professionelle und informatieve Reisebegleitung auf unserer Irlandreise (03.09. bis 15.09.2017). Vielen Dank auch für Ihren Reisebericht und die Bilder, der/die uns noch einmal die ganze schöne Reise nacherleben lassen. Ihnen persönlich wünschen wir nochmals alles Gute und noch viele schöne Reisen mit "liebenswerten" und interesierten Gästen. Herzliche Grüße Ingrid und Lothar Hüttner

Fam. Lothar Huettner
23.09.2017

Vielen Dank für Ihren lieben Kommentar! Ich wünsche Ihnen auch noch viele schöne Reisen - mit etwas weniger Wind und Regen, aber ebenso netten Mitreisenden. Vielleicht begegnen wir uns bei einer Ihrer nächsten Reisen sogar wieder.

Herzliche Grüße

Andreas Wolfsteller

Andreas Wolfsteller 04.10.2017

Vielen Dank für Ihren lieben Kommentar! Ich wünsche Ihnen auch noch viele schöne Reisen - mit etwas weniger Wind und Regen, aber ebenso netten Mitreisenden. Vielleicht begegnen wir uns bei einer Ihrer nächsten Reisen sogar wieder.

Herzliche Grüße

Andreas Wolfsteller

Andreas Wolfsteller
04.10.2017