Reisebericht: Italien – Wandern und Thermalbaden auf Ischia

11.05. – 18.05.2013, 8 Tage Wanderreise Ischia mit Neapel – Forio – Inselrundfahrt – Buonopane – Frassitello – Piano Liguori – Monte Epomeo – optionaler Ganztagesausflug zur Insel Procida – (ca. 55 Wanderkilometer)


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Zwölf WanderfreundInnen, die sich entweder von der Arbeit oder von der 2012er Wanderreise durch Kroatien kennen, finden sich auf dieser Tour zusammen. Auch zwei Weltreisende von 2007 und eine erstmals mit Eberhardt verreisende Dame sind dabei. Der Reisebegleiter und Autor dieses Berichtes versucht sich hier nur in der Wiedergabe des Verlaufes dieser Reise und nicht in der Interpretation oder Bewertung des sich überschlagenden und nicht immer durch wissenschaftliche Erkenntnisse und Paradigmen gedeckten gruppendynamischen Prozesses.
Ein Reisebericht von
Dr. Uwe Lorenz
Dr. Uwe Lorenz

11.05.2013 Flug nach Neapel – Ischia

Gegen Mittag werden alle Reisegäste von zu Hause mit dem Flughafentransfer abgeholt und zum Flughafen Schönefeld gebracht. Mit EasyJET-Flug kommen wir pünktlich in Neapel an und erreichen wir kurz nach 20 Uhr den Fährhafen. Wir erfahren, dass unsere Fähre nach Ischia über 1 ½ Stunden später gegen 23.30 Uhr starten wird. Unser örtlicher Reiseleiter Alberto bietet uns einen abendlichen Stadtrundgang durch Neapel, der von 5 Gästen gern angenommen wird. Um 1 Uhr nachts kommen wir in Ischia Porto an, dann geht es mit Bus  nach Forio in unser Hotel Punta Imperatore. Wir beziehen unsere Zimmer, probieren noch von unserem Kalte-Platte-Abendessen, fallen dann aber todmüde und mürrisch ins Bett.

12.05.2013 Inselrundfahrt und Besuch des Botanischen Gartens „La Mortella"

Wir haben es mit dem Aufstehen heute nicht eilig, frühstücken bis kurz vor 10 Uhr - und dann geht es los: mit dem Bus im Uhrzeigersinn um die Insel. An Forio vorbei gelangen wir zum ersten Fotostopp in Lacco Ameno, dann weiter über Casamicciola und Ischia Porto nach Ischia Ponte. In der Nähe des Torre del Guevara, in dem Michelangelo gewohnt und von  da aus seine Geliebte Vittoria Colonna besuchthaben soll, blicken wir auf das Castello d"Ischia Aragonese, das Wahrzeichen der Insel. Dann kurven wir über Barano nach Fontana, dem höchstgelegenen Dorf der Insel. Unterwegs besuchen wir das groteske Casa Museo, eine bis vor wenigen Jahren bewohnte Felsenwohnung, die jetzt von dem Eigentümer als Privatmuseum betrieben wird. In Fontana machen wir Pause, genießen wir Cappuccino, Limoncello oder kaufen wir Obst. Weit unter uns liegen der Strand von Maronti und die Halbinsel Sant Angelo. Unser Reiseführer Alberto entpuppt sich als Cubanito, der viele Jahre in der ehemaligen DDR arbeitete und heute noch Sächsisch spricht. Wir fahren die Serpentinen hinab und machen einen Spaziergang an den Spiaggio S. Angelo mit seinen mondänen Restaurants, Boutiquen und Hotels. Sant Angelo wird jetzt von den Ischitanern Sant Angela genannt: nach seiner berühmtesten Besucherin Angela Merkel.
Den Nachmittag verbringen wir bei einem Spaziergang durch den Botanischen Garten „La Mortella". Wir gehen mit Giovanna „piano, piano, piano" durch die von Sir William Walton und seiner Frau Susana gestaltete Anlage. Wir genießen die engagierten und sachkundigen Erklärungen von Giovanna, fotografieren die Blütenpracht der Orchideen (im Victoria House) und anderer tropischer Pflanzen und beobachten und belauschen amüsiert das Liebeswerben der Laubfrösche zwischen den Lotusblüten in den Teichen. Nach dem obligatorischen Nachmittagskaffee geht"s zum Hotel zurück. Am Abend spricht Alberto mit uns das Wochenprogramm durch und belehrt er uns zum vernünftigen Baden im Thermalwasser.

13.05.2013 Wanderung Punta Imperatore – Sorgeto – Succhivo– Lido die Maronti

Bei schönstem Sonnenschein steigen wir von der Citara-Ebene über Cuotto zum Punta Imperatore (ca. 200m) hinauf. Unser Wanderführer Biagio=Blasius, von uns „Fräulein Blase" genannt, hat es schwer, mit uns mitzuhalten. Dann geht es leicht bergab durch Campotese nach Panza und dort wieder via Treppen auf  Meereshöhe hinunter in die Felsenbucht von Chiarito, um in dem vom heißen Wasser der Sorgeto-Quelle erwärmten Meerwasser zu baden. Die meisten lassen sich dieses Erlebnis nicht entgehen. Erfrischt geht es wieder bergan zu unserem Mittagsrestaurant im Hotel Belvedere, auf dessen Terrasse wir ein schmackhaftes Essen und einen wunderschönen Blick auf Sant" Angelo genießen. Wir wandern durch Gärten, die reizvoll und nicht ungefährlich für ihre Nutzer am Rande und in einer Tuffsteinspalte liegen, nach Sant Angelo hinunter. Hoch über dem Urlaubsort von Angela Merkel, vorbei an den Termen San Michele und Apollon, gelangen wir zum langgestreckten Strand von Maronti. Um nicht ziellos zu sein und in der Sonne sitzen zu müssen, streben wir weiter bis Lido die Monti. Hier warten wir vergebens auf den Linienbus. Deshalb chartern wir zwei Minibus-Taxen, die uns zum Hotel Punta Imperatore zurückbringen. Heute gehen nun fast alle ins Thermalbecken, um aufkommendem Muskelkater und anderen Schmerzen die Stirn zu bieten.

14.05.2013 Monte Epomeo

Endlich haben wir eine richtiges Tages- bzw. Leistungsziel: die Besteigung des Monte Epomeo (787m). Unser Kleinbus bringt uns bis in das Bergdorf Calimera. Von da aus geht es steil und durch eine Tuffstein-Klamm hinauf zum Panorama-Weg, der seinen Namen aufgrund seiner wundervollen Blicke auf die Westseite von Ischia zu Recht trägt. Das Wetter erlaubt uns ein seltene Fernsicht, die bis zu den uns bisher unbekannten Inseln Santo Stefano - eine ehemalige Gefängnisinsel - und Ventotene reicht. Um einer langsam aufsteigenden Wandergruppe auszuweichen - unser Wanderleiter Biagio ist einfach zu stolz, dieser zu folgen -, steigen wir in den Falangowald hinab, um von dort einen steilen, aber schattigen Steig (unter Pinien) nach oben zum Pietra dell"Aqua zu nutzen. Auf der Hochebene streben wir dann dem imposanten Tuffsteinfelsen Monte Epomeo zu, von dem wir nun einen allseits unverstellten Rundblick genießen: auf den Vesuv, Neapel, die sorrentinische Halbinsel, auf Capri, Ischia - sogar das Cilento ist in der Ferne zu sehen. Unterhalb des Epomeo verwandeln wir ein schattiges Plätzchen unter hohen Bäumen zum Picknick-Restaurant - es wurde aber auch Zeit. Weißbrot, Wein, Schinken, Käse, Oliven und Tomaten beleben Körper und Geist und verleiten zu flotten Sprüchen. Die gute Stimmung begleitet unseren langen Abstieg bis zur Buceto-Quelle, mit deren Wasser wir unsere Flaschen auffüllen. In Cretalo nimmt uns unser Kleinbus wieder auf, um uns zum Hotel zurück zu bringen. Es bleibt Zeit für einen Kaffee in einem Strandrestaurant und das obligatorische Bad im Thermalbecken. Zum Abendessen hören wir von Michelangelo laute und stimmungsvolle neapolitanische Weisen und italienische Schlager zur roten Gitarre. Textlücken schließt er manchmal kaum merklich durch Lala und andere italienisch klingende Laute. Wir haben unseren Spaß.

15.05.2013  Heilquelle Nitrodi – Wanderung auf dem „Eidechsenweg"

Zwischen Barano d"Ischia und Buonopane entspringt in einem grünen und engen Tal die Heilquelle Nitrodi, die Linderung den Hautkranken, Schönheit den Unschönen und Klugheit den Unklugen verspricht. Wir lassen hier das Wasser über und in unsere Körper rieseln und warten dann in der Sonne auf das erhoffte Ergebnis. Mit einem gestärkten Selbstbild steigen wir in den höher gelegenen Ort Buonopane auf und von dort geht es weiter auf einem eher leichten Panoramaweg in ca. 350 Meter Höhe. Wir genießen die Ausblicke auf den Vesuv, die Inseln Procida und Capri und fotografieren uns vor der Madonnenstatue, die diesen Teil der Insel segnet. Durch Gärten und Obstplantagen schlängeln wir uns unter dem Monte Tripodi in Richtung Norden und steigend dann in die Ortschaft Faiano ab. Bei einer Pause unterwegs versickern drei Liter ischitanischen Rot- und Weißweins in unserem Verdauungssystem.
Schlussendlich kehren wir bei einem Weinbauern zum Mittagessen ein. Er hat für uns schon eine lange Tafel vorbereitet und wir stärken uns mit Bruschetta, frischem Salat, Nudeln in herzhafter Bolognesesouce und Hauswein. Aufkommender Nieselregen lässt uns die Entscheidung treffen, den Bus schon jetzt für die Fahrt zu Hotel zu bestellen. Die Zeit bis zum Abendessen wird von einigen zum Schlafen, Thermalbaden oder zum Bummel nach Forio genutzt.

16.05.2013 Wanderung zum Monte di Vezzi und durch die Weinberge von Piano Liguori

Der morgendliche Regen verschwindet Gott sei Dank, als wir in unseren Bus zum Ausgangspunkt unserer Wanderung in Vateliero einsteigen; von ihm bleibt uns für den ganzen Tag noch schwülwarme Luft erhalten, die die Sonne kaum durchdringen kann. Zuerst geht es gemächlich auf Wegen durch Gemüse- und Obstgärten bis zur Kirche Madonna di Montevergine, dann aber steil ansteigend auf den Monte di Vezzi auf 395m. Unterwegs haben wir atemberaubende Blicke auf die senkrecht vor uns abfallende Steilküste, auf die Halbinsel S. Pancrazio und in der Ferne auf Capri. Vom Gipfel genießen wir das Panorama auf das Inselinnere zwischen S. Angelo im Westen und Ischia Porto im Osten. In den Weinbergen von Piano Liguori kehren wir zuerst zum Mittagsimbiss auf der Terrasse des Restaurants „Da Maria e Giuseppe" ein. Wir werden schnell, freundlich und reichlich mit Bruschetta, Salat, Wurst und Käse und natürlich Wein versorgt- das meiste aus eigener Herstellung. Dann steigen wir durch die Weinberge weiter ab, bis wir im Weingut „O"Sole mio" einkehren. Francesco, der Weinbauer und hiesige Caruso, begrüßt uns mit genau diesem Lied. Für eine unserer blonden und blauäugigen Damen singt er noch ein Liebeslied. Die Gastfreundschaft und die urige Atmosphäre halten uns noch eine Weile gefangen, bevor wir berauscht auf die letzte Etappe unserer heutigen Wanderung gehen, die uns nach Campagnano führt. Dort verabschieden wir uns herzlich von unserer heutigen Wanderführerin Martina, die unsere Erlebnisse und Eindrücke mit Ihrem Wissen sehr bereichert hat, und steigen in unseren Bus, der uns zum Hotel zurück bringt.

17.05.2013 Tag zur freien Verfügung oder Ausflug zum Castello Aragonese

Der Morgen empfängt uns mit Regen, aber mit der hoffnungsvollen Botschaft aus dem Internet, dass es noch ein schöner Tag werden soll. Die Absichten über die Gestaltung des freien Tages gehen weit auseinander, trotzdem machen sich immerhin acht Wanderfreunde gemeinsam auf den Weg, um mit dem Linienbussen nach Ischia Ponte zum Castello Aragonese zu gelangen. Bei inzwischen schönstem Sonnenschein durchstreifen wir die riesige, inzwischen sehr gepflegte mittelalterliche Ruinen-Anlage. Im ehemaligen Klarissenkloster gruseln wir uns in der Krypta - hier wurden vor 400 Jahren die verstorbenen Nonnen in Nischen gesetzt und bei ihrer Verwesung in täglichen Meditationen über den Tod beobachtet. Wir genießen von den Terrassen zwischen den Ruinen die schönen Ausblicke auf Ischia Ponte, auf Procida und Neapel. Zum Schluss gibt es noch einen bildlich anschaulichen Kurs über mittelalterliche Methoden der Folter und Strafe im Mittelalter. Umso entspannter genießen wir dann in Ischia Ponte frisch gegrillten Fisch und kühlen Weißwein. Am Abend treffen sich wieder alle mit ihren Tagesberichten beim Abendessen.

18.05.2013 Heimreise

Wir verlassen unsere Zimmer bis auf eines zum Duschen und Umziehen für die, die noch einmal den Thermalpool nutzen wollen. Die meisten treffen sich zum Mittagessen in einem der Strandrestaurants und je nach dem durch die gute Ernährung der letzten Tage angesammelten Völlegefühl werden Fisch oder nur Salate vor der Kulisse des Meeres genossen. Am frühen Nachmittag fährt uns der Bus zum Hafen von Ischia Porto, von dem wir nach Neapel per Fähre übersetzen. In Neapel bringt uns ein Bus zum Flughafen und mit EasyJET geht es nach Berlin. Um Mitternacht herum sind wir dann alle mit Kleinbussen zu unseren Heimatorten unterwegs.

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