Reisebericht: Ausführliche Rundreise im Königreich Jordanien

15.10. – 24.10.2022, 10 Tage Amman – Jerash – Ajlun – Moses–Berg Nebo – Madaba – Kerak – Felsenstadt Petra – Jeep–Safari im Wadi Rum – Aqaba am Roten Meer – Totes Meer


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Der ausgezeichnete Einführungsvortrag von Patrick Fritzsche, dem Produktmanager, ließ uns vorglühen für diese Reise, die außergewöhnlich zu werden versprach. Unser großartige Reiseleiter Mahmoud, die ausgewählten Besichtigungsorte, die schönen Hotels mit überbordenden Buffets und eine sehr gute Organisation machten diese Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Vivian Kreft

Flug nach Amman – in die Hauptstadt Jordaniens

Um 2.30 Uhr aufstehen, der Flug geht um 7 Uhr über Wien. In unseren Jugendjahren sind wir um diese Zeit erst schlafen gegangen oder aufgebrochen wie unser Reisegast aus Pirna um 23.50 den Zubringer zum Berliner Flughafen besteigt. Prima Sache, der Zubringer, der einem erlaubt, noch ein wenig die Augen zuzumachen, während man gefahren wird und der einem die Parkplatzsorge abnimmt.
Um 4.30 Uhr treffen wir uns im Berliner Flughafen.. Der Tag ist für uns alle lang, doch es klappt alles reibungslos. Ab der israelischen Küste ist Land in Sicht und wir fliegen über eine braune Fläche, die durch keine anderen Farben unterbrochen wird. Selbst die Ortschaften sehen aus, wie aus dem Stein gehauen. Ich muss mein Fernglas zur Hilfe nehmen, um zu erkennen, dass es Häuser und keine Felsen sind. Hier also wollen wir Urlaub machen. Und zum Glück wissen wir, was uns erwartet. Der gute Vortrag von Herrn Fritzsche hat uns eingestimmt auf all die Sehenswürdigkeiten, die wir an den kommenden Tagen besuchen werden.

In Amman gelandet, ist das Gepäck schnell zu Hand. Die Bänder stehen in einer hohen Halle, Licht flutet von beiden Seiten durch die großen Scheiben in den Raum. Ein angenehmer Ort, um auf die Pässe zu warten, die ein Zollbeamter entgegen genommen hat für die Einreiseformalitäten. Nachdem wir sie zurückerhalten haben, treffen wir draußen unseren Reiseleiter Mahmoud, der uns sein Land und seine Kultur nahebringen wird. Ein charismatischer Mensch, mit, einem schwarzen Schnurrbart und einem oft lächelnden Mund. Mit seinem Kopftuch leuchtet er aus der Menge und ist uns künftig ein guter Wegweiser.

Wir fahren ins Landmark Amman Hotel. Das eigentlich gedachte Hotel war überbucht und so logierte uns die Agentur vor Ort kurzerhand in ein anderes Hotel um. Ganz toll, denn nun übernachten wir unter fünf Sternen anstatt unter vier, die Zimmer sind großzügig und das Buffet ist von einer Üppigkeit, die wir nicht erwartet haben. Zum Sonnenuntergang ruft der Muezzin gegen den Straßenlärm an. Aufgekratzt von dem vollen Tag nehmen wir einen Absacker von der Dachterrasse im 13. Stock. Ein beliebter Ausgehort auch für die poshy Einheimischen. Nach über 20 Stunden Wachsein schlafen wir alle gut in den bequemen Betten. Morgen erwartet uns volles Programm.

Besuch der Zitadelle und Fahrt in den Osten zu den Wüstenschlössern

Kurze Stadtrundfahrt. Die Stadt wächst und wächst. Mittlerweile hat sie 4,3 Mio Einwohner und es wird viel gebaut - auf den sieben Hügeln, auf denen die Stadt erbaut worden ist ähnlich Rom und auf weiteren Hügeln und Hängen. So sind es mittlerweile 17 Hügel, über die sich die Stadt krakenähnlich ausweitet, denn einen behördlichen Bebauungsplan gibt es nicht. Nadelöhr sind die Brücken und Tunnel, die die Stadtviertel verbinden. Und anhand einer Brücke ohne Fußgängerweg erkennt man das Verständnis vom Vorwärtskommen: nur im Auto. Und so sitzt in jedem Fahrzeug eine Person, wie bei uns, und sorgt regelmäßig für Stau. Hier und dort entstehen Neubauten, manche sehr elegant wie ein dreistöckiges Haus mit übergroßen Fenstern, einer überdachten Terrasse mit Zugang zum Pool – alles im Rohbau, doch es verspricht, schick zu werden. Für eine oder mehrere Familien? Mit Blick auf zwei Hauptstraßen, eine führt nahe vorbei und ordentlichen Lärm. Etwas weiter steht eine moderne Villa mit Pool, auf dem zwei sonnenbeschirmte Inselchen für die sicherlich poshy Bewohner schwimmen, auch hier mit Aussicht auf eine laute Hauptstraße.

Die Neubauten werden mit Balkonen gebaut, die in den arabischen Ländern keine Tradition haben: Man zeigt sich so nicht – auch einem Balkon sitzend - und es ist auch viel zu warm. Also ist der Balkon reines Stilelement für die westlich erscheinenden Bauten.
Das Viertel um die amerikanische Botschaft – eine der größten – ist sehr wohlhabend, vorsichtig ausgedrückt. Großzügig dimensionierte Villen, eher schon Paläste im französischen oder englischen Stil mit Kamin auf den Dächern und entsprechenden Schmuckmotiven wie Säulen, Balkone, Geländer, Pilaster. Hier zeigt sich ein Eklektizismus und der damit verbundene Wunsch, sich ganz westlich zu geben. Ein Viertel, in dem man nicht fotografieren darf, was den Bewohnern sicher recht ist.

Die Zitadelle Jabal al-Qala führt vom Namen her in die Irre, denn es ist kein Burgberg, den wir besuchen, keine Befestigung, sondern vielmehr hat jede Kultur hier ihr Heiligtum errichtet, weithin sichtbar und nebeneinander. Und so ist ein Spaziergang durch die Kulturen, ein kurzer Abriss über die Herrscher dieses Landes. Es stellen sich vor: die Römer mit einem Herkulestempel aus der Zeit Marc Aurels, 2. Hälfte des 2. Jhs. n.Chr. Um die hohen Säulen mit ihren prächtigen Kapitellen zu errichten, brauchte es womöglich übernatürliche Kräfte. Die Byzantiner haben eine dreischiffige Basilika gebaut. Und der örtliche Gouverneur der Omaijaden ließ sich im frühen 8. Jh.n.Chr. seine Residenz bauen und integrierte die römische Kolonnadenstraße gleich, um sich und seine Herrschaft damit zu schmücken.
Das kleine Museum auf dem Gelände hat es in sich. Zauberhafte Tonfiguren sind ausgestellt, darunter die ältesten Menschenfiguren aus Ton, die ca. 10.000 Jahre alt sind. Große Tonsärge, die Ähnlichkeit mit Matroschkafiguren haben, waren gleich für mehrere Tote gedacht.

Es gäbe noch so manches zu gucken, doch die Wüstenschlösser der Omaijaden, die als wichtige Zeugnisse der frühislamischen Epoche gelten, locken. Und so stehen wir nach rund einer Stunde Fahrt Richtung Osten vor einer entscheidenden Abzweigung: rechts geht es nach Saudi-Arabien, links nach Syrien. Diese Länder spielen in der Tagesschau eine Rolle und so fühlen wir uns hier ganz weit weg von Zuhause. Wir nehmen die Straße nach links und haben es zum Glück nicht mehr weit. Eigentlich sind wir schon mittendrin - in der Oase Azraq, an der sich die Karawanenrouten kreuzten: von und nach Saudi-Arabien, Irak und Syrien und der Mittelmeerküste. Und wo jeder Reisende nach Tagen und Nächten durch die Wüste auf schaukelnden Dromedarrücken neue Kräfte tankte.

Hier steht das Fort Qasr Azraq, das zur römischen Zeit Straße und Oase gesichert hat, später dann den Kreuzrittern Widerstand leistete. Da Holz Mangelware war, gab, baute man Dachstuhl und Estrich aus zugehauenen Steinblöcken, die noch sehr robust die eine oder andere Decke tragen und auf festen Wänden ruhen. Das Eingangstor sowie die Fluchttür sind aus Stein gehauen wie auch die Angeln. Wie mag sich die Tür gedreht haben?
Hier begegnen wir erstmals Lawrence von Arabien, der im Winter 1917/18 die Eroberung von Aqaba geplant hat und bitterlich gefroren haben soll. Das Fort macht trotz strahlender Sonne einen kalten Eindruck, die Mauern aus großen Blöcken aus Lavagestein zusammengefügt, sehen wehrhaft aus.
Im Hof steht eine Moschee, in der uns Mahmoud erklärt, dass die Reihen der Gläubigen eng geschlossen sein müssen, damit sich durch die Lücke nicht der Teufel zwischen die Menschen drängen kann....

Das Mittagessen ist eine wunderschöne Überraschung, denn wir sind bei einer drusischen Familie eingeladen. Wir sitzen auf Polsterbänken den Wänden entlang und werden mit einem mit Kardamon gewürzten Kaffee begrüßt. Es gibt „Magluba“ „umgestürztes Huhn“, so nenne ich es. Hier das Rezept in Kürze: Die Hühnerteile werden mit Zwiebeln angebraten, Kardamon, Ingwer, Kurkuma, Zimt und evtl Curry dazugeben und mitrösten, Reis dazugeben, mitrösten, dann Wasser dazu gießen, abhängig von der Menge Reis, und Erbsen sowie kleingeschnittene Möhren hinzugeben, salzen und pfeffern, abschmecken und vor sich hingaren lassen. Wenn der Reis fertig gegart ist, eine große Platte auf den Topf legen und das Ganze umdrehen. Dann den Topf langsam hochheben und auf der Platte präsentiert sich das umgestürzte Huhn. Nach dem Essen wird uns ein Tee mit Salbei kredenzt, sehr bekömmlich. Der Sohn des Hauses, ein junger Mann, bewirtet uns während die Mama in der Küche steht.
Dermaßen gut gestärkt fahren wir zu einem Lustschloss und zu einer Karawanserei.

An diesem ersten Tag wird uns klar, welche Rolle das Wasser in Jordanien spielt, in jedem arabischen Land, wo es ein kostbares Gut ist.
Oasen, Quellen, Fluss- und Bachläufe bestimmten die Ansiedlung von Menschen und Handelsrouten. Man fing das Wasser auf, wo es nur möglich war, bohrte Brunnen oder sammelte das kostbare Nass in Zisternen. Das muss man sich vor Augen halten auf unserer heutigen Fahrt. Denn links und rechts erstreckt sich nur noch die Öde. Keine Wüste, wie Mahmoud uns aufklärt, die von Sand geprägt ist. Nein, Öde. Und wenn ich wieder hören sollten, „das Theaterstück war aber öde“, werde ich an dieses Landschaftsbild denken, dass lebensfeindlich ist. Dass sich von Mensch und Tier abwendet, weder Nahrung noch Schutz bietet.
Wir brauchen unsere Phantasie für das kleine Lustschloss Qusair Amra, das in der ersten Hälfte des 8. Jhs. n. Chr. errichtet worden ist. Kalif Walid I. lud hier ein zur Jagd auf Antilopen, ließ vielleicht auch Falken Jagd auf Beute machen. Es war ein Ort, an dem man damals gerne verweilte. Die Lebensfreude teilt sich über die Fresken mit, für die das kleine Anwesen berühmt ist. Jagdszenen, nackte Badende, Musikanten – die Erzählfreude ist groß. Und diese gut erhaltenen Fresken beweisen auch, dass das Verbot im Islam, naturgetreue Bildnisse anzufertigen, erst später kam.
Ein Thronsaal und ein römisches Bad mit Fußbodenheizung – mehr enthalten die wohnlichen Räume nicht, die inzwischen zum Unesco-Weltkulturerbe und wie ein fremder Stern inmitten der Öde liegen.

Nicht auf einem Wüstenschiff, doch mit dem Bus geht es zum letzten Besichtigungsort für heute: Qasr-al-Kharana. Die einen deuten es als Festung, dieser viereckige, fensterlose Bau, die anderen als Karawanserei. Eine früharabische Inschrift – eher ein Graffiti – besagt, dass dieses Gebäude bereits 711 stand und somit in der Zeit Kalif Walid I.liegt, von dessen Jagdschlösschen wir gerade kommen. Der Gedanke an eine Karawanserei gefällt mir und passt zu dem, was wir heute gesehen und erfahren haben. Wir durchlaufen die zwei Stockwerke treppauf, treppab, besteigen unsere motorisiertes Wüstenschiff und fahren zurück nach Amman.

Ausflug in den Norden, nach Ajlun und Jerash, dem "Pompeji des Ostens"

Mahmoud hält unsere grauen Zellen auf Trab. Nur im Bus sitzen und rausgucken, is nich. Es gibt drei Erfindungen und eine Entdeckung, die nach Mahmoud „ das Gesicht des Menschenlebens grundlegend verändert haben.“- Also? Das Rad erfinden die Assurer 3000 v. Chr. 1400 v. Chr. erfinden die Phönizier das Alphabet. Das Zahlensystem mit der „0“ ist die dritte entscheidende Erfindung. Und die Entdeckung ist die des Feuers.
Auf so unterhaltsame Art fahren wir in nördliche Richtung zur Burg Qala’at er-Rabat in Aljun. Die Landschaft ist ganz anders als gestern, es geht bergauf und bergab, vorbei an mit Pinien wiederaufgeforstete Wälder und Steineichen. Olivenhaine säumen die Straße. Einige Straßenverkäufer bieten die drallen grünen Früchte bereits an, die Erntezeit beginnt jetzt.

Wir fahren über Jerash, entlang der Ausgrabungsstätte, so dass wir sehen, was uns nachher noch erwartet. Noch einige Kilometer, dann kommt die Burg in den Blick. Wie ein Adlerhorst sitzt sie oben auf dem Berg – wie es sich für eine richtige Burg gehört. Von Saladin hören wir nun zum ersten Mal, jener, dem Lessing im „Nathan der Weise“ ein Denkmal gesetzt hat. Denn sein Neffe errichtete im späten 12. Jahrhunder eine Kette von Burgen gegen die Kreuzritter, um die Pilgerroute nach Mekka zu schützen und drei Hauptrouten, darunter die wichtigste zwischen Jordanien und Syrien. Die Burg ist sehr schön restauriert und auch jetzt wird noch weiter ausgegraben und das Gemäuer instand gesetzt. Und auch hier: Zisternen sorgten für das Überleben bei Belagerungen und ein Wasserkanal zieht sich sogar durch einen der Räume. Früher war die Burg gar durch einen Wassergraben gesichert.
Sie war auch wichtiger Meldestützpunkt zwischen Bagdad, Damaskus und Kairo und setzte Brieftauben ein, um Nachrichten zu schicken.

Wir fahren zurück nach Jerash, der römischen Ausgrabung, die zu Recht „Pompeji des Ostens“ genannt wird. Wasser war auch hier ein Grund für die Ansiedlung am Westufer des Chrysorhoas. Bis ins erste Jahrhundert n.Chr. unbedeutend, erlebt die Stadt unter der römischen Herrschaft einen ungeheuren Aufschwung. Sie wird Mitglied der Dekapolis, einem Zusammenschluss von zehn antiken Städten unter der Herrschaft der syrischen Provinz Syrien. Die mit Erzvorkommen gesegnete Handelsstadt investiert in eine rege Bautätigkeit. Was für ein Reichtum, von dem die Ausgrabung zeugt. Triumphtor, gleich daneben das Hippodrom, der Zeustempel, das Theater mit 3000 Sitzplätzen, der Artemistempel, ein weiteres Theater, die Prachtstraßen Cardo Maximus, mit rund 260 Säulen gesäumt und geschmückt mit einem großzügigen Nymphäum und das ovale von Säulen umstandene Forum. Über die Kolonnaden gelangte das Frischwasser in die Stadt. Man kann sich auch heute noch gut vorstellen, wie die Straße damals belebt war, mit Pferd und Wagen, deren Abdrücke sieht man noch im antiken Pflaster, Bürgerinnen, die ihre Besorgungen machten, sich auf dem breiten Bürgersteigen ergingen und sich am kühlenden Prachtbrunnen erfrischten.
So viel Schönes, was wir auf Schritt und Tritt sehen und immer wieder bieten sich neue Blicke auf die antike Stadt. Das Triumphtor ist ergänzt worden in den letzten Jahren, so dass es seine stattliche Höhe wiedergewonnen hat. Auch die kommenden Generationen werden mit der weiteren Instandsetzung beschäftigt sein.

Nach diesen zwei Besichtigungen haben wir alle Hunger und fahren in das Restaurant „Artemis“. Die vielen Busse vor der Tür machen stutzig, wir sind wohl nicht die einzigen. Das Lokal ist auf Touristen spezialisiert und alles klappt wie am Schnürchen. Ein Stimmengewirr wie auf der Baustelle des babylonischen Turms. Es schmeckt, beim Nachtisch wird gerne noch mal zugegriffen und so fahren wir gut gestärkt ins Hotel, nicht ohne in Staus zu geraten. Denn am Sonntag ist hier ein Arbeitstag und jeder scheint auf den Beinen bzw. im Auto zu sitzen.

Fahrt in den Süden über Berg Nebo und Kerak bis nach Petra

Nach dem guten Frühstück besuchen wir die König-Abdullah-Moschee, die größte Moschee des Landes und aufgrund ihrer blauen Kuppel wird sie auch die Blaue Moschee genannt. Mahmoud erklärt uns die Glaubensbekenntnisse des Islam, mit welchen Worten der Muezzin fünfmal am Tag zum Gebet ruft und da fällt uns auf, dass die Bücher „verkehrt herum“ liegen, da sie ja von rechts nach links gelesen werden. Friedrich Rückert hat den Koran übrigens auszugsweise in poetischen Worten übersetzt und Mahmoud, der in Hamburg studiert hat und ausgezeichnet Deutsch spricht, hat eine Ausgabe in seiner Bibliothek.

Wir verabschieden uns von Amman und fahren Richtung Süden. Am Abend werden wir in Petra sein, doch bis dahin sehen wir noch sehr viel.
Heute schlagen wir zum ersten Mal in der Bibel nach, im Fünften Buch Moses (34.1), denn auf dem Berg Nebo soll Moses gestorben sein. Da er Gott entzürnt hatte, durfte er nicht im Gelobten Land sein langes Leben beenden, sondern durfte nur einen Blick auf jenes Land werfen.
Eine Tafel gibt uns die Orientierung, in welchen Richtungen sich die christlichen Stätten wie Jericho und Jerusalem befinden. Das nördliche Ende des Toten Meeres erblicken wir. Dort werden wir unsere Reise in wenigen Tagen aufs Schönste beenden.
Um 393 n. Chr. wird auf dem Berg eine Kirche errichtet, die im Laufe der Zeit immer wieder umgestaltet wird. Ihre Mosaikfußböden sind sehenswert, besonders einer mit der Darstellung von Tieren ist reizend Dromedar, Esel, ein Raubtier und ein Strauß sind zu erkennen.

Was es mit der Kunst der Mosaikherstellung auf sich hat, lernen wir in einer Werkstatt, die wir besuchen. Hier werden die Umrisse der Formen vorgezeichnet und in mühsamer Handarbeit mit den kleinen farbigen Steinchen belegt. Wir dürfen auch mal die Zange in die Hand nehmen, um die Steinchen zu zerlegen und sind überrascht, wie viel Kraft dafür nötig ist.

Weiterfahrt nach Madaba, ein alter Handelsstützpunkt an der früheren Königstraße und Zentrum der Mosaikkunst. Unter den Römern erlangte es einen Aufschwung und war gleichbedeutend mit Jerash und Amann. Doch von dieser Glanzzeit ist kaum mehr etwas übrig. Weit eindrucksvoller sind die Zeugnisse aus der byzantinischen Zeit, zu der auch die Sehenswürdigkeit gehört, die ihresgleichen sucht: eine Palästinakarte als Mosaik. Sie ziert den Boden der griechisch-orthodoxen St. Georgskirche. Zuerst erhalten wir eine Einführung, sitzen wie Schüler in den Bänken und Mahmoud erklärt uns anhand einer Wandkarte mit Zeigestock die Karte. Unten ist der Osten mit Jerusalem und Jericho, darüber das Tote Meer. Diese Erklärung ist sehr hilfreich, denn das Mosaik ist stark beschnitten, ein Kirchenpfeiler wurde einfach hinein gerammt. Die Topographie ist abgebildet und zwei Brücken überspannen den Jordan und verbinden beide Ufer miteinander. Es gab auch friedliche Zeiten.

Wir laufen die hübsche Ladenstraße zurück, die mit Tüchern überspannt ist, um vor der Sonne zu schützen und mit ihren Auslagen sehr verführerisch wirkt. Doch Mahmoud gibt den Schritt vor, der uns ins Lokal „Haret Sitti“ lenkt. Hell und freundlich ist der Gastraum im ersten Stock und wir lassen es uns schmecken.

Danach geht es weiter auf der Königsstraße nach Kerak. Die Königsstraße ist eine mehr als 4000 Jahre alte Handelsroute und führt von Nordsyrien bis zum Roten Meer. Sie war eine Lebensader zunächst der Moabiter, dann der Nabatäer. Kaiser Trajan ließ von 111 bis 114 n. Chr. die 430 km lange Strecke zu einer römischen Straße ausbauen, zur Via Traiana Nova. Diese verband Damaskus und Bosra, die Städte der Dekapolis (Skythopolis, Pella, Gerasa/Jerash, Philadelphia/Amman), die Nabatäerstadt Petra und den Golf von Aqaba. Die neue Fernstraße erleichterte den Warenaustausch zwischen Syrien und Palästina und der neuen römischen Provinz Arabien.

Wir lassen uns bequem wie Könige durch die Landschaft fahren. Unser nächstes Highlight ist landschaftlicher Natur: das Wadi Mujib, der Grand Canyon Jordaniens. Ein imposantes breites Teil, das von einem Fluss durchzogen war. Nun hemmt ein Stausee seinen Lauf, doch enthält er kein Wasser. 2019 war er das letzte Mal gefüllt. Nun freuen sich die Schafe am frischen Grün der Stauseesohle. Beduinenzelte sehen wir rechts und links der Straße; anstatt des Dromedars übernimmt das Auto nun den Transport. Unser Busfahrer Achmed fährt die vielen Kurven sehr achtsam runter und auf der anderen Seite wieder hoch. Für uns ergeben sich immer neue Blicke bis wir in Kerak landen. Es ist die imposanteste Kreuzritterburg, die hoch oben über der Kleinstadt thront und wichtiges Glied in einer ganzen Kette von Burgen, die von der Südtürkei über Syrien bis an das Rote Meer reichte. Obgleich die Burg 1142 den neuesten Verteidigungsmaßgaben entsprach, hielt sie gerade 40 Jahre, bevor Saladin sie 1188 eroberte. Die Gewölbegänge und Säle sind imposant und zeugen von einer großen Wehrhaftigkeit der Burg.

Der Tag ist noch nicht zu Ende, denn wir müssen heute noch Petra erreichen und gelangen im Dunkeln dort an. Das hat etwas Geheimnisvolles, denn die zwei vollen Tage in der Ausgrabung gehören zu den Höhepunkten der Reise und erst morgen sehen wir unsere Umgebung.
Unser Hotel liegt gerade vor dem Besucherzentrum, da haben wir es morgen nicht weit. Doch erst einmal allen eine gute Nacht.

Erster Besichtigungstag der Felsenstadt Petra

Um 8 Uhr sind wir alle am Start und bereits auf dem Weg zum Siq erklärt uns Mahmoud anhand von Gräbern links und rechts die Bedeutung. Einige von uns haben Dokumentationen über die Stadt gesehen und haben schon den Blick geschärft, z.B. für die Wasserrinne, die uns auf der linken Seite durch den Siq begleitet, in den Fels geschlagen mit Becken hie und da, um die Tiere zu tränken. Die engen Felswände links und rechts, das Sonnenlicht, das einfällt, die Farbigkeit des Sandsteins, wir recken unsere Hälse, drehen sie in alle Himmelsrichtungen, stolpern dabei fast über die Überbleibsel der alten Römerstraße und stehen dann beeindruckt vor dem bekannten Bildmotiv: Das Schatzhaus leuchtet von der Morgensonne angestrahlt durch den dunklen Siq uns entgegen. Herzlich willkommen in der Hauptstadt eines Königreiches, das um Frieden und Reichtum beneidet worden ist, scheint es uns sagen zu wollen. Es ist eine Skulptur, kein Bauwerk, da im Ganzen aus dem Fels geschlagen. Es ist auch das Paradebeispiel, wie frei und spielerisch sich die Nabatäer der Formensprache anderer bedient haben. Das Giebeldreieck teilten sie und zogen es um die Ecke, dazwischen setzen sie eine Rotunde. Wir treffen noch auf Obelisken, Elefanten, was für die Einzigartige Verbindung von Morgen- und Abendland steht.
Der Platz vor dem Schatzhaus ist belebt mit all den Touristen, die durch den Siq hierher gespült werden. Die Dromedare, die auf Reiter warten, haben die Ruhe weg, während die Esel noch ein wenig schläfrig wirken.

Die Nabatäer sind offensichtlich im 4. Jh. v. Chr. aus Zentralarabien nach Petra gekommen und betrieben von hier aus regen Handel. Hier lag das Tor zum Orient, nach Indien, zum Mittelmeer, dazwischen lagen Wüsten, die hohe Transportkosten verursacht haben. Nur die Beduinen kannten die Routen durch die Wüsten und die lebensnotwendigen Wasserstellen. Der aufwendige Transport lohnte sich daher nur für Luxusgüter wie für Weihrauch und Myrrhe (Harze), die für kultische Handlungen benutzt wurden und deren Wert z.T. jenen von Gold übertraf. Die Nabatäer setzten sich als unumgängliche Zwischenhändler durch und Petra wurde ein Knotenpunkt der Etappe.

Nach diesem ersten und überwältigenden Eindruck machen wir mit Mahmoud eine Besichtigungstour, kehren in einem Beduinenzelt für einen Tee ein, mit Blick auf das große Theaterrund und laufen dann oberhalb der Ausgrabung zum Großen Tempel. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf die Königswand mit 12 Mausoleen. 620 Fassaden hat man gezählt. Sie sind weder Wohnräume noch Tempel, sondern Grabstätten.
Hier beim Großen Tempel schmücken Elefantenköpfe schmücken die Kapitelle, rund 480 individuelle Tierköpfe. Ein besonders schöner ist im Petra Museum ausgestellt. Und daneben war das große Wasserbassin, Wasserbecken mit Inselpavillon und Ziergärten davor. Es diente dem Genuss, der Erholung, dem Prestige, hiermit wurde die kostbare Ressource Wasser zur Schau gestellt.

Die Nabatäer waren große Wasserbaumeister. 15 km um die Stadt herum befinden sich acht Quellen, 40 Staumauern, über 200 Zisternen und Wasserspeicher und über 200 km Kanalisation. 8l Wasser pro Tag hatte ein Bürger zur Verfügung, was über dem Durchschnitt lag. König Aretas IV., ist der bekannteste Herrscher des Nabatäerreiches, über ihn weiß man am meisten. 9 v. Chr. bis 40 n. Chr. war seine Regierungszeit, die längste in der Geschichte der Nabatäer. Er hat wohl das Schatzhaus als Familiengrabstätte in Auftrag gegeben und auch für den prächtigen Ausbau des Stadtzentrums gesorgt mit Säulenkolonnade, Nymphäum und verschiedenen Tempelanlagen.
Zum Abschluss ein vitaminhaltiger Fruchtsaft in unserem Beduinenzelt, dann kann jeder seine Schritte selbst lenken.
Es gibt viele Angebote an Souvenirs, doch ähneln sie sich alle. Um auf sich aufmerksam zu machen, ruft uns eine Beduinin zu „Gucke hier, gucke da, alles nur ein Dinar.“, was uns Schmunzeln lässt.

Zum Abendessen geht es wieder den Weg durch den Siq zurück, um gegen 20 Uhr erneut aufzubrechen. Vor dem Schatzhaus erwartet uns „Petra by night“. Den ganzen Weg entlang sind „Tütenlampen“ aufgestellt – Kerzen in Butterbrotbeuteln. Sie leuchten uns warm entgegen. Und N. unser Physiker rechnet schnell hoch, dass es 400 Lampen sein müssten. So gelangen wir durch den nun im Dunkeln liegenden geheimnisvollen Siq zum Schatzhaus und finden sehr bequem Platz auf gepolsterten Bänken gegen einen Kaffee. Zunächst ertönt eine Flöte, dann ein Instrument, das nur auf einer Seite gespielt wird. Die Fassade des Schatzhauses wird in verschiedenen Farben angestrahlt. Erläuterungen eines hiesigen Reiseführers folgen und dann können wir noch eine ganze Weile sitzenbleiben und die Stimmung auf uns wirken lassen.
Das war Petra satt heute und morgen geht es weiter. Zum Glück haben wir noch einen zweiten Tag.

Petra, der zweite Tag

Seit 2007 hat Petra den Status, eines der Neuen Sieben Weltwunder zu sein und heute gehen wir der Stadt noch einmal auf den Grund.
Wieder durch den Siq am uns nun vertrauten Schatzhaus vorbei, führt Mahmoud die Wanderwilligen und Trittsicheren über viele Treppenstufen auf den Opferplatz. Wir bleiben bei jeder Gelegenheit stehen, um das vor uns Liegende erneut in den Blick und in den Fokus der Kamera zu nehmen. Dabei entgeht uns eigentlich, dass der Opferplatz und auch der daneben liegende Berg abgetragen worden sind. Die zwei Obelisken, die dort stehen, sind nicht etwa dort aufgebaut, sondern aus dem oberem Felsteil herausgearbeitet worden. Der Opferplatz ist begradigt worden. Man wundert sich - hier ist doch eigentlich nichts normal, sondern alles mit großem handwerklichen Aufwand einem großen Plan untergeordnet.

Und nicht weit von diesen Wundern lokaler Baukunst steht das nächste Beduinenzelt, davor Teppiche auf dem Fels ausgebreitet, der Teekessel auf offenem Feuer. Und wir haben den raumgreifenden Blick über die ganze Stadt mit ihren 620 Fassadengräbern.
Und unser Blick ist nun auch mächtig geschärft – wie beim Pilzesuchen – wir erkennen vorgeglättete Felswände, die damit für den passenden Ort einer Grabstätte werben wollen, so scheint es. Wir machen uns auf Wasserrinnen aufmerksam, die – richtig – zum Löwenbrunnen führen. Die Stufen sind steil, z.T. rutschig, Vorsicht ist geboten. Wir erreichen den Gartentempel mit Zisterne und einem Röhrensystem. Der Winkel liegt ein wenig verborgen, wirkt fast heimelig. Wir bestaunen Grabräume, in denen der Sandstein in den unwahrscheinlichsten Farben leuchtet. Und finden den Weg in unser Beduinenzelt, wo wir alle wieder zusammentreffen.

Nach dieser Pause gehören wir uns selbst und alle bleiben in der Ausgrabung und schauen sich noch einmal das an, was sie noch nicht gesehen haben oder noch einmal genauer in Augenschein nehmen wollen. Ich mache mich auf zum Felsentempel Ed-Deir, das über unzählige Treppenstufen zu erreichen ist. Auf der Strecke geht es zu wie auf der Autobahn.
Da ist es gut, die recht stille Tour zum Opferplatz zu kennen. Oben angekommen, präsentiert sich Ed-Deir in seiner vollen Wucht und Schönheit. Dem Schatzhaus nachgeahmt, ist es viel größer und füllt die ganze Breite der Felswand aus. Die Urne auf der Rotunde misst neun Meter und um sie überhaupt sichtbar werden zu lassen, ist die Rückseite des Felsens abgetragen worden.

Die Nabatäer sind nicht etwa an Erschöpfung gestorben wie man vermuten könnte aufgrund dieser enormen Schaffenskraft, sondern 106 n.Chr. annektierten die Römer die Region und schlugen sie der Provinz Arabien zu. Die Nabatäer erkannten darin neue Handelsströme und Abnehmer und assimilierten sich.

Ein paar Schritte weiter - und Stille umfängt einen. Der Blick geht von hier aus ins Wadi Araba, durch das teilweise die Grenze zwischen Jordanien und Israel verläuft. Wieder runter, den Weg durch die Stadt zum Siq, durch den Siq zum Hotel
Doch halt, da steht ja noch das Petra Museum am Weg. Und mit vorletzter Kraft und kurz vor der Schließung laufe ich noch rein und bin heilfroh. Denn das neue Museum ist wunderschön gemacht. Eine klare Gliederung, nicht zu viel Text, nicht zu viele Objekte. Doch unfassbar schöne Gegenstände, die in Petra gefunden worden sind und die Bauwerke passend ergänzen. Das Bild der Nabatäer formt sich – friedliebend, geschäftstüchtig und mit gutem Geschmack. Ich hätte sie gerne kennengelernt.

Der für alle ereignisreiche Tag endet mit Regen. Wie gut, dass wir gestern „Petra by night“ besucht haben. Es gewittert, dünne Blitze kommen von der Seite und dann wird es plötzlich stockdunkel im Hotel – auch draußen, stockdunkel. Zweimal fällt für Sekunden der Strom drinnen und draußen aus, gerade, als wir beim Essen sitzen. Darüber kann man dann doch erschrocken sein, doch es scheint die Bewohner nicht zu befremden.

Jeep–Tour im Wadi Rum und Ankunft in Aqaba am Roten Meer

Heute haben wir eigentlich einen ziemlich faulen Tag mit nur einem Programmpunkt, doch der Tag beginnt mit dem Geburtstag eines Gastes und so finden wir uns alle um 7 Uhr beim Frühstück ein, um „Viel Glück und viel Segen“ zu singen. Das deutsche Liedgut nach Jordanien tragen und Mahmoud kannte es auch noch nicht. Der Geburtstagskuchen wird vom Koch und den Servicepersonal gebracht, die „Happy Birthday“ singen in Englisch und Arabisch. Das ist wirklich gelungen. Und wer erhält einen Kuchen, auf dem in arabischen Schriftzeichen „Herzlichen Glückwunsch“ steht. Der Auftakt ist gelungen und so geht es dann auch weiter.

Wir fahren zum Wadi Rum, der schönsten und größten Wüstenlandschaft Jordaniens aus rotem Sand mit bizarren Gesteinsformationen. Auf dem Weg fahren wir parallel zur Hedschahsbahn. Jener berühmten Schienenverbindung, die Medina mit Damaskus verbunden hat über 1320 km weit. Davon sind nur noch Teilstücke erhalten und die Nachricht, die wichtigsten Strecken wieder dauerhaft herzurichten, wird immer wieder aufs Neue wiederholt.

Im Besucherzentrum von Wadi Rum angekommen, nehmen wir auf den umgebauten Ladeflächen von Toyota-Auflegern Platz, dann heißt es, sich gut festhalten. Doch zuvor noch einen langen Blick auf das Gesteinsmassiv gegenüber: die sieben Säulen der Weisheit. Das Buch von Lawrence von Arabien, in dem er die Befreiung von Aqaba und Damaskus beschreibt und damit die Befreiung vom Osmanischen Reich, trägt diesen Titel. Die Tour führt uns zur Lawrence-Quelle, die wir oben in der Felswand ausmachen. Es gibt keinen Weg dorthin und so klettern einige Neugierige über die Steine nach oben. Wir bleiben unten, in Petra sind wir genug hoch und runter gelaufen. Es geht weiter zu einem engen Sik, in dem wir Tierzeichnungen an den Steinen erkennen können. In einem nahegelegenen Beduinenzelt wird uns Kräutertee gereicht, der sehr schmackhaft ist. Auf dem Weg sieht man einige Camps, in denen man mit allen Annehmlichkeiten das Wadi Rum erleben kann.
Wir steigen wieder in den Bus um, der uns nach Aqaba bringt, jener Ort, den Lawrence von Arabien von den Türken befreit hat. Viel ist davon nicht übrig geblieben. Die Stadt ist heute als Bade- und Touristenort angelegt, mit baumgesäumten Einfallstraßen. Hierüber erreichen wir schnell unser Mövenpick-Hotel. Rauf aufs Zimmer, rein in die Badehosen und dann ans Rote Meer.

Diese Erfrischung tut sehr gut und so finden wir uns erholt am Abend in der Lobby ein, um mit Mahmoud in ein Fischlokal zu gehen, das „Suzanne“. An einem langen Tisch sitzen wir alle zusammen. Die Vorspeisen sind köstlich und so reich, dass der Hauptgang – Dorade – nicht nottut. Das Geburtstagskind lädt auf ein Glas Sekt ein und in guter Stimmung brechen wir zum Souk auf, zu dem uns Mahmoud geleitet, um in einem Gewürzladen all das zu kaufen, was wir zum Nachkochen benötigen: Kardamon, Kaffee, Gewürz für Huhn, für Fleisch, für Gemüse, Kräutertee. Der Koffer riecht danach wie ein Gewürzmarkt.

Fahrt über die Taufstelle Jesu zum Toten Meer

Wir verlassen Aqaba Richtung Norden. Auf einer Bundesstraße geht es zügig voran. Hin und wieder tönt die Hupe unseres Busses, um Eseln dicht an der Fahrbahn zu signalisieren, wir kommen. Und keine Mär, es gibt sie wirklich, die wilden Dromedare, die als gesellig gelten und ihre langen Hälse nach den Schirmakazien strecken.

Der Wasserstand des Toten Meeres fällt kontinuierlich, jedes Jahr um einen Meter und in 100 Jahren wird es nicht mehr da sein. Schuld daran sind der Abbau von Mineralien und die kontinuierlich wachsende Landwirtschaft im Jordantal. Jeder bedient sich und macht seine Umsätze. Auf jordanischer Seite ist es Arab Potash, auf israelischer Seite drei Unternehmen, die über große Verdunstungsbecken Magnesium und Pottasche gewinnen. 2018 waren es nicht weniger als 100 Millionen Tonnen Pottasche, die man für die Herstellung von Glas, Schmierseife, Kakaopulver oder Keksen benutzt. Und auch Düngemittel lässt sich daraus herstellen. Mit staatlicher Genehmigung lässt sich der See leerpumpen, kostenlos – mit Gewinn für die Industrie und mit Nachsehen für den Tourismus und kommende Generationen. Wer zurückguckt, der wird bestraft, das erfahren wir in Kürze.

Die Klimaanlage im Bus haben wir bisher sehr moderat genutzt, doch als sie unerwartet ausfällt, ist jedem von uns klar, hier stimmt was nicht. Wir sind auf dem Weg zur tiefsten zugänglichen Landstelle der Erde, 400 Meter unterm Meeresspiegel und somit ist auch die Außentemperatur wärmer als noch in Aqaba.

Wir erreichen einen Aussichtspunkt am Toten Meer. Gegenüber steht Frau Lot, die zu einer Salzsäure erstarrt ist. Sie wollte sich nach ihrer Heimat – Sodom - noch einmal umdrehen, ein letzter Blick zurück, was Gott verboten hat und so strafte er sie mit der Verwandlung. Der Gehorsam der Menschen ist Allah wie Gott gleichermaßen wichtig, wie auf dieser Reise wieder zu erfahren ist.

Wir werden zum Glück an dieser Stelle nicht bestraft, sondern von zwei Kleinbussen aufgenommen, die eilig zur Hilfe gerufen worden sind und uns zu unserem letzten Besichtigungsort bringen: zur Taufstelle von Jesus am Jordan. Entlang der Johannesquelle laufen wir zu jener Stelle, wo Johannes der Täufer Jesus getauft haben soll. Da an diesem Ort eine Kirche errichtet worden ist, die nach jedem Erdbeben wieder aufgebaut worden ist, sind die Jordanier fest der Meinung, genügend Hinweise zu haben, dass dieser Ort wie in der Bibel beschrieben auf ihrer Seite liegt.. Der Jordanfluss hat im Laufe der Jahrhunderte seinen Lauf geändert und bildet heute den Grenzfluss zwischen Jordanien und dem von Israel besetzten Westjordanland.

Der Jordan, ein Strom, mit so viel Verheißung aufgeladen ist wie Donau blau ist. Jedes Land – Jordanien und Israel – proklamiert die Taufstelle für sich und so sind auf beiden Uferseiten Zugänge eingerichtet. Erstaunlich doch, dass beide Länder sich auf diese Stelle im Jordan einigen konnten und die Zugänge nicht auf unterschiedlichen Höhen liegen. Zehn Meter trennen uns von den Besuchern der gegenüberliegenden, israelischen Seite. Dort hat man einen breiten Treppenzugang errichtet, auf jordanischer Seite einen angenehmen Schattenplatz aus Holz mit Sitzbänken und einer kleinen Treppe. Fast idyllisch, wenn nicht der Militärposten wäre, der die Grenze bewacht. Gegenüber versenkt man sich in den Jordan und lässt sich dabei ausgiebig fotografieren. In welchem biblischen Fluss wird die Taufe nachgeholt? - Ein milchkaffeebrauner Bach ist das stolze Gewässer mittlerweile geworden.

Gegen 14 Uhr ist es so heiß geworden, dass wir uns auf unseren klimatisierten Bus freuen, der uns in unser letztes Hotel bringt. Hier werden wir in einer kleinen Zeremonie mit frischen Zitronensaft begrüßt und gleich geht es uns besser. Von Mahmoud und Achmed, unserem Busfahrer, der jede kleine Straße, jede Schwierigkeit im Straßenverkehr mit Bravour genommen hat und erst laut geworden ist, als die Klimaanlage ausfiel und er die rettenden Kleinbusse herbeigetrommelt hat, von ihnen beiden verabschieden wir uns nun. Mahmoud war ein brillanter Reiseführer und Erklärer seines Landes, geduldig und umsichtig. Und nie ließ er sich seinen geheimen Zeitplan anmerken, der im Hintergrund lief. Wir hatten für alles Zeit und seine Aufforderung „jetzt macht ihr schöne Fotos“ war für uns das Versprechen an ihn, auch wirklich schöne Fotos zu machen und nicht nur draufzuhalten.

Als wir uns selbst überlassen sind, nehmen wir wahr, in welches zauberhafte Resort es uns verschlagen hat. Wie eine Karawanserei ist das Hotel gebaut, ein Dörfchen inmitten einer Oase, mit Plätzen, Brunnen, Brücken und Treppen. Jedes Zimmer hat eine Terrasse oder einen Balkon. Es gibt zwei Pools, eine Aktionsfläche, auf der den ganzen Tag über Programm läuft, einen Marktplatz mit Restaurant und Bühne und den Zugang zum Toten Meer.

Freizeit pur in unserer Oase

Heute ist Sonntag und so fühlt er sich auch an. Die ersten sind schon morgens im Toten Meer und lassen sich in den Tag treiben, die anderen schlafen aus und kommen später zum Frühstück. Man begegnet sich den Tag über entweder am Meer oder an einem der zwei Pools mit ihrem ins Unendliche reichenden Beckenrand. Heute ist An- oder Abreisetag und wir haben das Privileg: Wir sind schon da und genießen.

Abschied und Rückflug nach Deutschland

Ein ziemlich idealer Abflugtag liegt vor uns, denn der Bus holt uns erst um 12 Uhr vom Hotel ab. Nun erneut die Frage: zuerst ans Tote Meer oder den Pool oder erst frühstücken? Wenn man zuerst ins Wasser geht, kann man das Badekleid noch rasch von der Sonne trocknen lassen, bevor es im Gepäck verstaut wird. Auf der Liege, sei es am Pool, auf dem Balkon, noch mal ganz tief Sonne tanken, die Atmosphäre der Umgebung in sich aufnehmen, die letzten Tage in Bildern Revue passieren lassen… dann ist es kurz vor 12 und Mohammed nimmt uns in Empfang. Er fährt uns zum Flughafen, den wir in einer Stunde ohne Stau erreichen Und auch dort geht alles zügig, so dass wir kurzerhand am Gate stehen.

Um 15.20 Uhr schallt der Ruf des Muezzin durch die Lautsprecher des Flughafens. Kurz darauf empfangen uns im Flugzeug von Austrian Airline bekannte Walzermelodien. „Selig ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.“ Und so lassen wir uns selig heimfliegen über Wien nach Berlin. Die Koffer kommen so schnell, dass es eine Freude ist und der Zubringerdienst kommt zügig, um die Gäste Richtung Dresden und Chemnitz heimzugeleiten. Der Abschied aller ist herzlich.

Schlusswort

Ich danke meiner bezaubernden Reisegruppe für diese schönen, erlebnisreichen Tage. Trotz der gut durchgetakteten Tage, habt Ihr immer fröhlich und erwartungsfroh im Bus gesessesen, wart gespannt auf das, was kommt und habt diesen Urlaub genossen.
Ein großes Dankeschön geht an Mahmoud, unseren versierten Reiseleiter, der sehr kenntnisreich durch sein Land geführt hat. Nie hat er auf die Uhr geschaut, so dass man den Eindruck hatte, Zeit zu haben für all die Sehenswürdigkeiten. Mit dieser Gelassenheit hat auch Busfahrer Achmed jede noch so enge Straße genommen und uns sicher das Land getourt. Und so sind wir unbeschwert und guter Dinge durch das Königreich Jordanien gekommen und wieder nach Hause.
Ich hoffe, Ihr habt Freude an Euren Mitbringseln und lasst die Küche ordentlich nach den Gewürzen und dem Kaffee duften, die wir auf dem Souk in Aqaba gekauft haben.

Ich wünsche Euch alles Gute, bleibt gesund und wohlgemut und weiterhin reisefreudig und neugierig, Eure Vivian.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht