Reisebericht: Jordanien – Wandern und Kultur im Königreich

03.04. – 13.04.2023, 11 Tage Rundreise mit Wanderungen: Amman – Ajloun – Jerash – Madaba – Berg Nebo – Biosphärenreservats Dana – Little Petra – Felsenstadt Petra – Wüste Wadi Rum – Kreuzritterburg Shawbak – Totes Meer – Wadi Numeira – Bethanien am Jordan (ca. 71 Wanderkilom


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Wir haben ein erstaunlich grünes Land im Norden gesehen, tauchten ein in die alte und neue Kultur, durchwanderten den Wüstensand und legten uns auf das salzige Wasser des Toten Meeres. Wir bestaunten das Farbspiel der Gesteinsformationen und genossen die Stille der Wüste. Und wir erlebten freundliche Menschen, die uns ein um andere Mal ein Lächeln schenkten.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

3.04.2023 Anreise nach Jordanien

Eine kleine Reisegruppe von neun Gästen und einer Reisebegleitung machen sich zu sehr unterschiedlichen Zeiten und über drei Flughäfen, Berlin-Brandenburg, Stuttgart und Frankfurt, auf den Weg nach Jordanien. Der größere Teil reist gemeinsam über Wien nach Amman, wo wir am Flughafen von einem Assistenten der Agentur abgeholt werden. Ab Landung benötigen wir rund zwei Stunden zum Hotel. Auf dem Wege dorthin werden wir Zeuge des Berufsverkehrs in der Hauptstadt Jordaniens. Im Ramadan verschieben sich die Stoßzeiten etwas nach vorne, weil die meisten früher nach Hause fahren. Wir nehmen es gelassen, zu spannend sich die ersten Eindrücke dieser Millionenmetropole. Bei der letzten Volkszählung im Jahre 2015 wurden hier rund 1,8 Millionen Einwohnen gezählt. Die Metropolregion kam auf gute 4 Millionen. Mittlerweile werden die Zahlen jedoch noch angestiegen sein. Amman wird als weiße Stadt bezeichnet. Dass sie diesen Eindruck vermittelt, hängt mit der Verwendung eines sehr hellen Sandsteines für die Fassadengestaltung zusammen. Dieses Antlitz erhielt Amman jedoch erst vor rund 50 Jahren, als durch die Baubehörde die einheitliche Verwendung des Sandsteines angeordnet wurde. Wir blicken gebannt aus den Fenstern unseres Kleinbusses und verfolgen das Getümmel auf den Straßen. Plötzlich kommt die Frage nach den Ampeln auf. Tatsächlich ist uns bislang keine aufgefallen. Im weiteren Verlauf unserer Reise werden wir sie zählen können. Mit diesem ersten Eindruck erreichen wir unser Hotel welches im Norden liegt. Die Zimmer sind schnell bezogen und wir freuen uns auf das Abendessen. Wir vernehmen den Ruf des Muezzin. Ja, wir sind in einem muslimischen Land und wir reisen im Ramadan. Bis Sonnenuntergang wird gefastet. Doch für uns Touristen gelten Ausnahmen. Während die meisten der ersten Gruppe schon in ihren Kissen schlummern, begrüße ich die Gäste, die über Frankfurt geflogen sind. Auch bei ihnen hat alles gut geklappt. Nun freuen wir uns auf unsere Nachtruhe.

4.04.2023 Wanderung auf Orjan Trail im Naturreservat Ajloun – Besichtigung von Jerash

Nirgendwo sonst in Jordanien regnet es soviel wie in der Gegend von Ajlun. Der fruchtbare Boden ließ die Region schon früh zum Siedlungsgebiet werden. Oliven- und Feigenbäume prägen das Landschaftsbild. Und jetzt im Frühling gesellen sich blühende Obstbäume und Blumen dazu. Wir wollen diese grüne Ecke Jordanien per pedes erkunden und begeben uns in das Naturreservat. Im Jahr 1989 wurde es gegründet und umfasst 13 km². Geschützt wird der immergrüne Eichenwald und die zahlreichen Pflanzen- und Tierarten, die hier zu finden sind. Auf unserem Weg entdecken wir Bekanntes aber auch so manches Unbekannte. Mit Hilfe des jungen Rangers und unserem lokalen Guide Hussein können wir eine Vielzahl der Gewächse benennen. Langsam bricht die Mittagszeit an und die Sonne bescheint uns recht kräftig. Eigentlich eine gute Zeit für eine Rast. Diese legen wir dann tatsächlich auch ein. Mit guter Jordanischer Küche aus lokalen Produkten werden wir von der Hausherrin versorgt, die uns im Familiengarten bewirtet. Dass sie so guter Laune ist, mutet bemerkenswert an. Nicht nur, dass sie für uns und für die Familie kocht, während des Ramadans darf sie den ganzen Tag weder essen und noch trinken. Sie jedoch bekundet nachdrücklich ihre Freude daran, dass es uns schmeckt und fordert uns auf, doch noch etwas mehr zu nehmen.
Nach dieser angenehmen Pause steht nun die Kultur auf dem Programm. Mit unserem Kleinbus und Mohamed, unserem Fahrer geht es in Richtung Jerash. Schon im 6. Jahrhundert v.Chr. haben sich hier Menschen niedergelassen. Der Name Gerasa stammt aus dieser Zeit und er sollte Geschichte schreiben. Kaiser Hadrian rühmte die Metropole als "die Stadt, die alle Schönheiten vereint." Zu klären, wann und durch wen Gerasa tatsächlich gegründet wurde, bleibt noch Arbeitsauftrag der Archäologen. Belegt ist, dass es ein wichtiger Stützpunkt auf der Weihrauchstraße nach Damaskus war. Die Blütezeit beginn nach dem Besuch Hadrians im Winter 129/130. Das Christentum fand hier im 4. Jahrhundert Anhänger und die Bautätigkeit nahm erneut Fahrt auf. Islamisch wurde Gerasa ab dem Jahr 636. Es blieb ein wichtiger Handelsplatz und entwickelte sich zudem noch zu einem bedeutenden Keramikzentrum. Ein Erdbeben setzte dem lebendigen Ort ein Ende. Die Bewohner zogen in andere Gebiete und die Stadt verfiel. Heute können wir das Ausmaß und die Pracht, die diese Stadt einst hatte immerhin noch dank der Ausgrabungen erahnen.
Der erste Tag in Jordanien macht schon Lust auf mehr.


5.04.2023 Berg Nebo – Madaba – Bergdorf Dana

Wir verlassen heute Amman. Der erste Halt ist der Berg Nebo sein. Von hier oben soll Moses das erste Mal das Heilige Land gesehen haben. Ob Moses hier auch begraben ist? Oft wurde es behauptet. Die Franziskaner erwarben 1932 den Berg, da sie dies vermuteten. Belege wurden bislang jedoch nicht entdeckt. Dafür wurden wunderbare Mosaiken gefunden, die Jäger, Hirten und sogar Flötenspieler sowie viele Tiere abbilden. Unser nächsten Ziel ist Madaba. Zuvor nutzen wir noch die Gelegenheit, um den MosaikkünstlerInnen beim Legen der kleinen Steinchen über die Schulter zu schauen.
Nun in Madaba erwartet uns nicht nur ein charmantes Städtchen, sondern einer der kostbarsten Kulturschätze des Landes: die Palästina-Karte in der Kirche des Heilgen Georgs. Ursprünglich bestand dieses Mosaik aus 2,3 Millionen Steinchen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Karte stark dezimiert. Es waren deutsche Archäologen, die im Jahr 1965 das Mosaik vom Boden lösten und neu verlegten. Datiert wurde das Mosaik auf Mitte/ Ende des 6. Jahrhundert. Es ist damit die älteste bekannte Darstellung Palästinas. Wir verlassen Madaba, nicht jedoch ohne uns eine kleine Kostprobe der herrlichen Kekse zu gönnen.
Unser Weg für uns nun nach Dana. Nach der Kultur steht nun wieder die Natur im Vordergrund. Rund um den Ort Dana errichte die Königliche Gesellschaft für die Erhaltung der Natur ein 300 km² großes Naturschutzgebiet. Auf dieses Areal blickt Jordanien mit besonderem Stolz. So konnten nicht nur viele Tier-und Pflanzenarten geschützt werden, die Bevölkerung wurde auch in das Projekt mit eingebunden. An der Rezeption heißt es für uns das Fahrzeug wechseln. Die Koffer bleiben im Bus, wir haben nur das Wichtigste für eine Nacht dabei. Unser Weg führt nach unten, doch wir sind längst nicht am tiefsten Punkt. Eine bemerkenswerte Landschaft öffnet sich. Die Zelt sind schnell bezogen. Die Matratze wird mit den Bettlaken versehen. Zahlreiche Decken sollen uns vor der Kälte der Nacht schützen. Wir werden sie tatsächlich brauchen. In den Zelten gibt es keinen Strom, sodass unsere Lampen zum Einsatz kommen. Das Abendessen ist sehr schmackhaft und bei einem Tee lassen wir den Abend ausklingen.


6.04.2023 Wanderung im Naturschutzgebiet Dana – Burg Shawbak

Nach dem Frühstück verlassen wir das Rumana Camp. Wir werden wieder nach oben gebracht und besteigen dort für ein kurzes Stück unseren Bus, der uns mit unserem Beduinen-Führer zum Ausgangspunkt der Wanderung bringt. Wir warten noch die Anlieferung unseres Lunch-Paketes ab, jetzt kann es losgehen. Wir entscheiden uns nicht für die „klassische Tour“, sondern wählen eine anspruchsvollere, aber sehr schöne Strecke, die uns an Felsformationen vorbeiführt, die an abstrakte Malerei erinnern und uns viele Einblicke in die Vegetation gibt. Höhlen lassen sich immer wieder entdecken. Bis in die Neuzeit wurden sie von den Beduinen als Behausung genutzt. Heute dienen sie noch für die Tiere und als Vorratskammern. Die Beduinen dieser Region wohnen heute vor allem im Dorf Dana. Für unsere Pause haben wir ein schattiges Plätzchen gefunden und unser Wanderführer kocht für uns einen schwarzen Tee mit Thymian. Gestärkt gehen wir die zweite Etappe unser Wanderung an, die uns noch an Grabstellen vorbeiführen wird und sogar einen kleinen beigen Skorpion zu Tage fördert. Unsere Wanderführer wissen eben, wo sie nachschauen müssen. Der Bus erwartet uns schon. Wir verabschieden unseren beduinischen Wanderführer in Dana und fahren zur Kreuzritterburg Shawbak. Mit dieser Burg besuchen wir die älteste Kreuzritteranlage des Ostjardanlandes. Im Jahr 1115 ließ König Balduin I. die Burg errichten. Sie erhielt den Namen Monreal und wurde ein wichtiges Glied in der Verteidigungskette zwischen Kerak und Aqaba. Auf der Burg und in ihrer direkten Umgebung lebten mehr als 6000 Christen. Chronisten beschrieben die Ländereien rund um die Burg als fruchtbare Landschaft, in der Getreide, Olivenbäume und Wein gedeihten. Heute mutet die Region trocken an und präsentiert sich mit kargem Boden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es Saladin die Burg 1189 zu erobern, wobei eine eineinhalbjährige Belagerung vorausging.
Langsam steigt bei den meisten die Vorfreude, schließlich nähern wir uns Petra.
Bevor wir uns jedoch eingehend mit der Felsenstadt beschäftigen, liegt noch eine weitere Nacht im Camp vor uns. Wir merken schon sehr deutlich, dass wir uns dem Weltkulturerbe nähern, denn die Anzahl der Camps und Übernachtungsmöglichkeiten steigt an. Es steigt allerdings der Komfort unserer Übernachtung. Nun schlafen wir in Betten, Wifi und Steckdose gibt es auch. Nur zur Toilette und für die Dusche, die wirklich heißes Wasser parat hält, müssen wir unser „Zimmer“ verlassen. Und natürlich für das wirklich leckere Abendessen und Frühstück.


7.04.2023 – Petra

Heute ist es nun endlich soweit, wir werden Petra durchschreiten. Tatsächlich wählen wir den klassischen Weg, damit wir am darauffolgenden Tag nicht mit den Kreuzfahrttouristen kollidieren. Angesicht der ohnehin zahlreichen Besucher, wir befinden uns in der Hauptsaison und es sind in vielen Ländern Osterferien, eine gute Entscheidung. Petra präsentiert sich heute mit modernen Hotels und Restaurants. Wir fahren bis zum Busparkplatz, lassen unser Gepäck im Bus und betreten über das Besucherzentrum nun endlich den Weg in das Reich der Nabatäer. Lawrence von Arabien beschreibt in „Die sieben Säulen der Weisheit“ auch Petra. Für ihn war Petra „der herrlichste Ort der Welt.“ Ihn beeindruckte dieser Ort weniger wegen der Ruinen, sondern wegen der Farben der Felsformationen. Wir hatten ja im Dana-Tal einen Vorgeschmack bekommen, doch nun gehen die Farben rot und schwarz eine prachtvolle Verbindung ein, angereichert durch Grüntöne. Inmitten dieser Landschaft mit ihren Schluchten begeben wir uns auf die Suche nach den Nabatäer. Die Regie eines Filmes hätte es nicht besser inszenieren können: Durch das Nadelöhr Sik, einer steilwandigen Felsenschlucht, die wir durchschreiten, erreichen wir das Schatzhaus. Viele sind schon vor uns diesen Weg gegangen, wir kennen die Bilder, doch dieser Moment des ersten Erahnens bis zum vollständigen Bild, ist ergreifend. Wir durchwandern das Tal mit seinen Gebäuden. Rund 800 Denkmäler sind hier um das Schatzhaus verstreut. Theater, Opferplätze, Tempel und Wasserleitungen. Vieles ist von dieser 2000 Jahre alten Kultur mittlerweile erforscht und doch gibt sie immer noch Rätsel auf. Die Hochphase der Nabatäer liegt im 2.Jahrhundert v.Chr. Doch im 3.Jahrhundert n.Chr. begann schon Verfall. Im 6. Jahrhundert n.Chr. war Petra nicht mehr bewohnt. Die Kreuzritter errichteten noch auf zwei Gipfeln befestigte Anlagen. Entdeckt wurde Petra im Jahr 1812 durch den Schweizer Orientalist Johann Ludwig Burckhardt . Er hat seine Eindrücke in einem Tagebuch festgehalten, das jedoch erst 1822 nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Die Entdeckung und Erforschung Petras nahm ihren Lauf.
Nach einer Mittagspause erklimmen wir noch den hohen Opferplatz. Eine schweißtreibende Anstrengung, die lohnt. Unser gemeinsamer Treffpunkt ist am Bus, mit dem wir nach wirklich kurzer Fahrt unser Hotel erreichen.
Das Abendessen ist unser nächster Programmpunkt. Wir gehen in ein Restaurant und dürfen nicht nur beim Kochen zusehen, sondern werden teilweise auch für die Zubereitung des Salates eingebunden. Die Nacht bricht herein über Petra. Ein besonderer Tag liegt hinter uns.


8.04. Wanderung Little Petra in die Felsenstadt Petra

Wir wollen uns heute der Felsenstadt von hinten nähern. Eine schöne Wanderung steht bevor. Für die es das Wetter ziemlich gut mit uns meint, denn es verspricht warm zu werden. Unser Ziel ist Ed-Deir, das sogenannte Kloster. Wir nähern uns dem Höhenweg durch die Ebene. Einige Jeep überholen uns. Ein Shuttle-Service für alle, die sich die ersten Kilometer sparen möchten. Aber nicht mit uns. Der Weg bietet alles: Stufen, Felsen und wunderbare Ausblicke. Und eine Begleithündin, die sich einige Meter anschließt. Als erstes erblicken wir die Laterne, bzw. Urne, die die Spitze der Bauwerkes bildet. Die Fassade, hat eine klare Gliederung und gewaltige Ausmaße: Wir blicken auf eine Breite von 47 Meter und 43 Meter Höhe. Allein die Urne hat eine Höhe von neun Meter. Die Bezeichnung als Kloster ist irreführend, kommt aber möglicherweise aus einer späteren Zeit, da das Gebäude auch als Einsiedelei genutzt wurde. Auch wurden keine Nischen für die Bestattung der Toten gefunden. Was gegen ein Mausoleum spricht. Tatsächlich wird es sich eher um einen Tempel handeln. Wir gehen nun zur Felsenstadt und der Weg ist nicht nur eng, sondern bietet auch so manchen Nahkontakt zu den Lasteneseln, die nicht nur die Waren für die Verkaufsstände nach oben schaffen, sondern auch so manchen Touristen....
Nachdem am vorherigen Tag das Falafel schon geschmeckt hatte, legen wir wieder unsere Mittagspause in der Felsenstadt ein. Der Rückweg zieht sich ein wenig, ,doch der letzte Blick auf das Schatzhaus lohnt allemal. Damit wäre auch schon unsere Zeit im Petra fast beendet. Das Abendessen setzt für uns den Schlusspunkt.


9.04.2023 Jeeptour im Wadi Rum

Unsere Eindrücke von Petra hallen noch nach. Vielleicht stellte sich die eine oder der andere die Frage: " Was mag jetzt noch kommen? Ob das Folgende so beeindrucken kann wie Petra? " Diese Fragen können nur individuell beantwortet werden. Unser Programm hält auf jeden Fall noch einiges bereit und die Wüste Wadi Rum ist ohne Zweifel ein besonderes Erlebnis. Gegen Mittag erreichen wir das Besucherzentrum, wo Hussein unsere Eintritte für die kommenden Tage entrichtet. Wir wandeln nun auf den Spuren von Lawrence of Arabien und zugegeben bei vielen dürfte der Film mitgelaufen sein. Am Bahnhof von Wadi Rum bestaunten wir die Eisenbahnschienen und die Lokomotive. Zugegeben, eine Eisenbahn in der Wüste ist eigentlich nicht zu erwarten. Und doch gibt es sie. Zwischen 1900 und 1908 wurde die Hijaz-Bahn von den Osmanen gebaut, um die Pilgerfahrten an die heiligen Stätten des Islam in Arabien zu erleichtern. Sie diente allerdings den Osmanen auch zur verstärkten Kontrolle der weiter entfernten Provinzen ihres Reiches. Die Hauptstrecke verlief über eine Entfernung von 1320 Kilometern, verband Damaskus mit Medina und führte durch Transjordanien über Az-Zarqa’, Al-Qatranah und Ma’an in das nordwestliche Arabien bis Hijaz-Region. Die Eisenbahnstrecke ersetzte die alte Karawanenstraße. Selbstredend waren die Karawanenhändler nicht glücklich über dieses neue Transportmittel, da die Bahn eine ernste Gefahr für ihre Existenzgrundlage darstellte. Sie unternahmen mehrere Versuche, den Bau der Strecke zu verhindern. In den ersten vier Jahren nach ihrer Fertigstellung im September 1908 beförderte die Hijaz-Bahn bereits ca. 300 Tausend Passagiere pro Jahr. Diese waren aber nicht nur Pilger, denn die Türken begannen damit, die Eisenbahnstrecke zum Transport von Truppen und Vorräten zu nutzen. Während des 1. Weltkrieges wurden zahlreiche Versuche unternommen, dies zu sabotieren, um das Vorrücken der türkischen Armee zu verhindern. Das letzte Teilstück nach Mekka wurde schließlich nicht mehr verwirklicht. Übrigens, schon damals wurde Planung und Ausführung von einem internationalen Team ausgeführt, wobei die Gesamtprojetleitung dem Leipziger Heinrich August Meissner oblag. Nach den Weltkriegen und der Neuordnung des Gesamten Mittleren Osten geriet die Bahn fast schon in Vergessenheit. In den 1970er Jahre wurde jedoch mit Hilfe Bundesdeutscher Finanzhilfe eine 116 km lange Bahnstrecke ertüchtigt, die von der wiederbelebten Bahnstation Batn el-Ghul bis nach Aqaba führt und vor allem dem Transport von Phosphat diente. Bis zur Pandemie fuhren tatsächlich auch die nostalgisch anmutenden Züge zur Freude von Touristen. Momentan ist die Bahn jedoch stillgelegt. Ein interessantes Fotomotiv sind die Züge allemal. Wir setzen unseren Weg in Richtung Camp fort. Wie in den Zeiten als die Bahn gebaut wurde, sieht es hier nun nicht mehr aus. Es tauchen immer mehr Camps für Touristen auf. Wir folgen dem Jeep, der uns zu unserer Unterkunft begleitet und zu unserer Überraschung fahren wir tatsächlich noch ein gutes Stück bis wir unser Ziel erreicht haben. Unser Camp liegt abseits der großen Ansammlungen und wir freuen uns über diese sehr besondere Lage. Unsere Zelte sind schnell bezogen, nun mit eigenem Bad und gehen zum Essen. Gestärkt und erwartungsfroh besteigen wir die beiden Jeeps, die uns durch die Wüste fahren. Das Faszinierende an der Wüste des Wadi Rum ist das Wechselspiel zwischen dem Sandstein, der hier durch Erosion unglaubliche Formen annimmt und dem Changieren des Wüstensandes zwischen rosa und glutrot. Die Besonderheit des Wadi Rums wurde auch von der UNESCO erkannt, weshalb sie Wadi Rum 2011 zum Naturdenkmal ernannte und in die Liste der Weltnaturerbestätten aufnahm. Unsere beiden Jeep-Fahrer lenken die Fahrzeuge souverän durch den Sand. Ab und zu passieren uns andere Jeeps oder Dromedare ziehen in der Ferne vorbei. Besonders schön sind immer auch die Schatten, die die einzelnen Felsen zu werfen beginnen. Warum sind wir Menschen nur zwei Händen ausgestattet? Zum Fotografieren und Mütze festhalten, brächte es mindestens vier…An der großen Um Furt legen wir eine längere Pause ein. Um die 15 Meter erhebt sich diese natürliche Brücke über dem Wüstenboden. Die Wagemutigen erklimmen sie. Auf einen Tee und Keks werden wir hier auch eingeladen. Langsam verstehe ich immer mehr, warum Lawrence von Arabien so angetan war von dieser Landschaft. Nach einer Stippvisite bei den Pilzen, wo wir noch Zeugen eines Volleyballspiels wurden und einem besonderen Klangerlebnis, kehren wir in das Camp zurück. Eine Spezialität steht für uns noch auf dem Speiseplan: Al-Zarb. Während wir ins Camp zurückkamen, köchelte der Hauptgang unseres Abendessen im Erdloch. Lamm-Huhn-Gemüse werden in einem besonderen Topf übereinander geschichtet und köcheln abgedeckt vor sich hin. Einfach lecker! Ein junges libanesisches Paar gibt noch ein kleines improvisiertes Konzert. Ein wundervoller Tag geht zu Ende.


10.04.2023 Wanderung Wadi Rum und Fahrt zum Toten Meer

Für einige beginnt der Tag noch vor Tagesanbruch. Wir wollen die Wüste mit einem authentischen Fortbewegungsmittel erkunden und mit etwas Glück auch noch den Sonnenaufgang erleben. Letzteres hat auf Grund der Wolken nur bedingt geklappt, den gemächlichen Ritt auf dem Dromedaren haben jedoch alle genossen. Nach dem Frühstück brechen wir ohne Gepäck zu unserer Wanderung durch die Wüste zu den Sieben Säulen der Weisheit auf. Außer uns sind schon einige Menschen per Jeep und zu Dromedar unterwegs. Wanderer sehen wir keine. Dafür doch einige Pflänzchen und sogar Pilze. Am Besucherzentrum endet dann unser Aufenthalt in der Wüste des Wadi Rum, mit unserem Bus geht es nun in Richtung Totes Meer. Allerdings wählen wir die Route über Aqaba. Wieder ein andere Landschaft und ein Sandsturm begleiten uns nach Norden. Wir nähern uns dem Toten Meer von Süden, passieren die Fabriken für die Phosphat- und Pottascheproduktion. Und natürlich Salz, das für die Produkte der Kosmetik benötigt wird.
Die Blicke gehen immer wieder auf die andere Seite. Wir schauen noch zur Frau des Lot, die das Land nicht verlassen wollte und zurückblickte. Doch Gott wollte die Städte Sodom und Gomorra vernichten, da die Menschen lasterhaft waren. Lot und seine Familie jedoch wollte er retten und schickte zwei Engel, um sie zu warnen. Sie sollten die Stadt verlassen, ohne sich umzublicken. Lots Frau schaute jedoch zurück und erstarrte zur Salzsäule. Gesehen haben wir einen Felsen, der hoch aufragt und mit viel Phantasie eine Frau darstellen könnte. Die Hotels am Toten Meer liegen alle im nördlichen Teil. Leider erfahren wir bei unserem Hotel, dass wir in ein anderes untergebracht werden. Also alle wieder in den Bus und zum anderen Hotel gefahren. Immerhin hier klappt es und wir bekommen auch wirklich schöne Zimmer. Leider ist uns ein Bad auf dem Toten Meer nicht mehr vergönnt. Da sehr starker Wind weht, ist die Badestelle geschlossen. Der beheizte Pool muss das Bedürfnis nach Wasser stillen. Das Wetter schlägt nun doch einige Kapriolen: Wind, Regen und ein veritabler Temperatursturz. Die Jordanier freut es, Wasser ist ein kostbares Gut.


11.04.2023 Bethanien und Wanderung im Wadi Numeira

Nachdem wir unsere letzten Tage eher früh begonnen haben, starten wir nun tatsächlich erst um neun Uhr. Die Strecke nach Bethanien und an den Jordan ist schnell zurückgelegt. Das fruchtbare Jordantal zeigt sich wahrlich als Obst- und Gemüsegarten. Eine Überraschung war dann doch der Blick auf den Jordan. Alle hatten einen viel breiteren Fluss erwartet, doch der Jordan präsentiert sich nicht als mächtiger Strom, sondern vielmehr als schmaler Bach. Die Taufstelle Christi, war sie nun am israelischen oder jordanischen Ufer? Es ficht die Gläubigen nicht an, sowohl hier als auch auf der israelischen Seite werden Taufzeremonien vollzogen. So nahe wie hier waren wir Israel auf unser Reise noch nicht. Wenige Meter und wir wären im Nachbarland. Doch die Region ist eine schwierige. Seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 ist das Westjordanland durch Israel besetzt. Ein Teil unterliegt der pälestinensischer Verwaltung.
Wir verlassen dieses Areal, welches immer wieder Fragen aufwirft und fahren wieder in Richtung Süden. Hier wollen wir unsere letzte Wanderung durch das Wadi Numeira starten. Auf dem Parkplatz werden wir von der Polizei begrüßt, die uns auf das durch die Regelfälle steigende Wasser hinweist. Wir fühlen uns umsorgt. Hussein führt uns durch die Schlucht, die sich immer mehr verengt und wir tatsächlich durch das Wasser waten. Einmal mehr faszinieren uns die Felsen mit Formen und Farben. Jordanien bietet viel für die Fotoalben. Mittlerweile sind die Regenfälle auch vorbei und wir blicken mit Vorfreude auf den Nachmittag im Hotel, der nun gute Bedingungen für das Schweben auf dem Wasser verspricht. Tatsächlich treffen wir uns fast alle am Strand und erproben die Schlammpackung und das Treiben auf dem Wasser.
Die Sonne hat auch noch ein Einsehen mit uns. Sie zeigt sich und beschert uns sogar noch einen schönen Sonnenuntergang.


12.04.2023 Amman

Und schon bricht der letzte Tag an. Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Hauptstadt steht heute auf dem Programm. Auf sieben Hügel wurde das Zentrum erbaut, doch mittlerweile hat die Stadt eine große Ausweitung erfahren. Es sind einige Hügel und Bewohner dazugekommen.
Wir starten mit der König-Abdullah-Moschee, eine der größten und modernsten Moscheen des Nahen Ostens. Wirklich erstaunlich ist, dass hier in Amman die Konfessionen mit ihren Gebets- und Gotteshäusern so eng beieinander liegen. Die Reiseteilnehmerinnen müssen vor dem Eintreten in den Innenraum in die Kleiderkammer. Wir werden mit einem Djellaba ausgestattet. Dann dürfen wir hinein. Bis zu 3000 Gläubige finden hier Platz. Entstanden ist das Gebäude nach den Plänen des deutschen Architekten Jan Ceijka. Nach diesem Gebäude aus der Gegenwart machen wir nun einen Zeitsprung in das antike Amman. Hierfür begeben wir uns auf den Zitadellenhügel. Von hier oben haben wir nicht nur einen schönen Blick auf die Stadt, sondern wir befinden uns am Anfangspunkt der Geschichte Ammans. Gräber aus der Bronzezeit, Byzantinische Kirche, Omaijadenpalast, hier kommt alles zusammen. Mit dem Bus geht es für uns nun wieder hinter in die Stadt, jedoch nicht ohne dem Römischen Theater einen Besuch abzustatten. Und nun schlendern wir mit Hussein gemeinsam durch die Altstadt und den Souk, wo wir uns schon Appetit für das Mittagessen holen. Unser Fahrer Mohammed erspart uns die nassen Folgen des Wolkenbruchs, der nun einsetzt. Unsere Fahrt zum Restaurant zeigt erneut auf, wieviele Menschen in dieser Stadt leben: Die Straßen sind übervoll mit Autos. Für das Mittagessen kommt nochmals die wunderbare jordanische Küche auf den Tisch. Mir werden die Vorspeisen fehlen. Langsam neigt sich unsere gemeinsame Zeit dem Ende zu. Eine letzte Fahrt mit Mohammed und Hussein zum Hotel. Der Himmel schickt immer wieder Regengrüße. Jordanien schein ein wenig traurig, dass wir morgen abreisen.


13.04.2023 Rückflug

Für die Gäste die nach Frankfurt fliegen, steht der Transfer überpünktlich um sieben Uhr bereit. Die anderen Gäste haben mehr Zeit für ein gemütliches Frühstück. Wir starten erst um 12 Uhr in Richtung Flughafen. Über Wien geht es dann nach Berlin und Stuttgart. Bei meinem Flug nach Stuttgart müssen sich alle ganz schön beeilen. Der Flug hat eine Stunde Verspätung und muss noch vor 23 Uhr in der Schwabenmetropole landen. Ich werde aber früher im Bett liegen, als die Gäste aus Sachsen und Thüringen.


Schlusswort

Liebe Wanderbegeisterte, ich hoffe, Ihr seid nun auch Jordanienbegeisterte geworden. Elf angefüllte Tage haben wir gemeinsam in einem sehr interessanten Land verbracht. Ich danke Euch, dass ich dies mit Euch erleben konnte.
Bitte bleibt alle so offen für die wunderbaren Landschaften und Sehenswürdigkeiten. Mögen sie direkt vor der Haustür liegen oder viele Kilometer entfernt, Eure Roswitha

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