Reisebericht: Rundreise Kapverden – Inselzauber im Atlantik

27.03. – 10.04.2010, 14 Tage Wanderreise und Rundreise auf den Kapverdischen Inseln vor der Nordwestküste Afrikas mit Insel Santiago – Praia – Insel Fogo – Sao Filipe – Weinverkostung – Sao Vicente – Mindelo – Sal – Cruzinha – Santo Antao – Ponta do Sol – Insel Sal – Santa M


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Ein Fleckchen heile Welt inmitten des Atlantischen Ozeans - auf Cabo Verde erwartet uns eine abwechslungsreiche, fantastische Natur, gastfreundliche Menschen und interessante Geschichte!
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

1. Tag: Flug auf die Kapverden

Am Flughafen Dresden beginnt unsere Reise zu den "Inseln des grünen Kaps". Bei dem vorausgegangenen Informationsabend haben sich unsere Reisegäste bereits kennengelernt und so ist ein fröhliches Wiedersehen! In Frankfurt treffen wir auf die übrigen Gäste und fliegen via Lissabon nach Praia. Wir kommen spät in Praia an und freuen uns auf unser komfortables Hotelzimmer.

2. Tag: Inselrundfahrt Santiago

Die Nacht war zwar kurz, aber voller Neugier starten wir in den Tag, um die afrikanischste Insel der Kapverden auf einer Rundfahrt kennenzulernen. Unser kapverdischer Reiseleiter Euclides - wir nennen ihn Juki - holt uns vom Hotel ab und los geht es. Wir verlassen die Hauptstadt Praia gen Norden. In São Domingos stoppen wir kurz, um Wasser für den Tag zu kaufen. Es ist Sonntag und wir bekommen einen ersten Eindruck vom Leben der Menschen im Dorf: die Kinder spielen in den Höfen, Frauen tragen Schalen und Päckchen auf dem Kopf und Händler verkaufen Bananen am Straßenrand. Weiter geht es mit unserem Coaster - dem typisch kapverdischen Bus - nach Assomada, im Herzen der Insel gelegen. Bei einem Bummel durch die Stadt entdecken wir eine Statue des Nationalhelden Amílcar Cabral. Wir sehen die kolonialen Fassaden der Häuser, eine hübsche Kirche und nicht zu vergessen den farbenfrohen Markt. Hier bieten Frauen Gemüse, Fisch und andere Waren an. Juki gibt uns einen „Grundkurs“ in Kreol: Bom dia (Guten Morgen), Boa tarde (Guten Tag), Obrigado (Danke) und das Wichtigste - FISH! Das soll angeblich so viel heißen wie „cool, danke, toll, gut gemacht“ usw. Dazu gibt man das Zeichen „Daumen hoch“.Wir wollen es erst nicht so recht glauben, aber es funktioniert tatsächlich und die Einheimischen grüßen lachend zurück mit FISH! Schließlich erreichen wir die Serra Malagueta, einen markanten Gebirgszug im Norden. In das Bergland schneiden sich tiefe Trockentäler, die Ribeiras, die bis zur Küste reichen. Auch unser Ziel ist die Küste mit dem Fischerdorf Tarrafal. Hier kehren wir in einem Restaurant oberhalb des Strandes zum Mittagessen ein. Viele Kapverdier nutzen den Tag ebenso zum Baden und wir fühlen uns als Europäer fast wie Exoten. Die Kapverden sind - zum Glück - noch verschont vom sogenannten Massentourismus! Wir haben die Wahl zwischen mehreren Fisch- und Fleischgerichten und dem Nationalgericht, der Cachupa. Über die Küstenstraße fahren wir zurück nach Praia und haben Zeit, am schönen Hotelpool zu entspannen.

3. Tag: Stadtrundgang in Praia und Wanderung nach Cidade Velha

Heute werden zum ersten mal die Wanderschuhe geschnürt. Auf dem Plateau von Praia spazieren wir durch die Altstadt und besuchen den Markt. Hier bieten Tag für Tag die Händler verschiedene Gemüse- und Obstsorten an, es gibt frischen Fisch und Fleisch und eine gute Portion kapverdisches Lebensgefühl. Es ist erstaunlich, wie elegant die Frauen die schweren Waren auf dem Kopf tragen - ein Bild, dass wir während der Reise immer wieder sehen. Anschließend fahren wir zum Ausgangspunkt unserer ersten Wanderung. Oberhalb des Tales "Ribeira Grande" ist die Landschaft sehr karg - es ist das Ende der Trockenzeit und kaum ein grüner Strauch ist zu sehen, ein Blick in das Tal zeigt allerdings eine grüne Oase. Auf unserem Weg hinunter haben wir regen "Gegenverkehr" - Einheimische begegnen uns mit Eseln. Stellt sich nur die Frage, wer hier Vorrang hat? Das Tal ist üppig grün mit Mango-, Papaya- und Tamarindenbäumen. Terrassen mit Zuckerrohr säumen den Weg. Bei so viel Zuckerrohr ist es kaum verwunderlich, dass es jede Menge Brennereien gibt, wo man auch eine Kostprobe des klaren Feuerwassers bekommt. Am Ende des Tales erreichen wir Cidade Velha, die alte Hauptstadt. Die Rua Banana ist die älteste Straße des Ortes und wurde durch Fördermittel der UNESCO schmuck restauriert. Auf dem zentralen Platz steht der Pelourinho, der Pranger, wo über Jahrhunderte Sklaven verkauft wurden. Heute bieten fliegende Händler Kunsthandwerk feil. In einem Strandcafé genießen wir ein kühles Getränk - das haben wir uns verdient! Wir fahren zurück zum Hotel und genießen noch einmal die Annehmlichkeiten des Hotels. Zum Abendessen fahren wir hinauf zum Plateau in ein lokales Restaurant mit Live-Musik. Fisch steht fast immer auf der Speisekarte - wie könnte es anders sein.

4. Tag: Flug nach Fogo, Stadrundgang São Filipe

Vom Flughafen Praia startet unsere Propellermaschine nach Fogo. Jeder hofft, auf der richtigen Seite zu sitzen, um den perfekten Vulkankegel des Pico de Fogo schon aus der Luft zu erblicken. Tatsächlich ist der Feuerberg aber in Dunst gehüllt, so dass wir gar nichts sehen können. Der Flug dauert nur knapp 45 Minuten und schon sind wir auf Fogo gelandet. Annica holt uns vom Flughafen ab und begleitet uns zum Hotel Xaguate. Anschließend unternehmen wir einen Rundgang durch São Filipe. Das schmucke Städtchen entpuppt sich tatsächlich zum schönsten Ort der Kapverden: koloniale Fassaden in leuchtenden Pastellfarben säumen die kopfsteingeplasterten Straßen, die Frauen sitzen vorm Haus und stricken und in der ältesten Bäckerei des Ortes wird noch gebacken wie vor hundert Jahren. Im Museum wird ein Film zum Ausbruch des Pico Pequeno von 1995 gezeigt - zwar auf portugiesisch, aber die Bilder sind dennoch eindrucksvoll und machen uns neugierig auf das, was uns am nächsten Tag in der Caldeira erwartet. Zum Mittag kehren wir ein in das "Le Bistro" und Renate bewirtet uns mit einer köstlichen Tomatensuppe. Dazu ein Schluck weißer Fogo-Wein - perfekt! Wir bummeln zurück zum Hotel, das auch über einen schönen Pool mit Panorama auf den Atlantik verfügt. Zeit zum Entspannen.

5. Tag: In der Caldeira

Unser Fahrer Adilson holt uns am Morgen ab und wir bunkern zunächst einen größeren Vorrat an Wasser, da das in der Caldeira Mangelware ist. Die teilweise unbefestigte Straße windet sich den Hang hinauf bis wir erste Anzeichen der Lava erblicken. Den Eingang des Nationalparkes markiert eine Holztafel vor der eindrucksvollen Kulisse des Pico de Fogo - da ist er, der mächtige Vulkankegel! Fotostopp! An beiden Seiten der Straße breiten sich schwarze Lavafelder aus. Hier geht es für uns zu Fuß weiter und Mustafa, unser Wanderleiter, begrüßt uns. Über die schwarz-graue Lavaasche führt der Weg hinauf zum Gipfel des Pico Pequeno. Von hier haben wir einen fantastischen Blick in die Caldeira. Das Lavagestein schimmert in rot, braun, schwarz und grau. Gelbe Schwefelablagerungen zeugen von der vulkanischen Aktivität und ja, man riecht es auch ein wenig. Aus Erdlöchern kommt heiße Luft und wir erinnern uns an die Bilder des Filmes vom Ausbruch des Vulkanes. Wie oft hat man schon Gelegenheit in einen Vulkanschlot zu blicken?! Der Abstieg geht fix, denn wir lassen uns durch die lose Vulkanasche gleiten. Anschließend steigen wir hinein in das gigantische Lavafeld: bizarre Formationen aus brauner und schwarzer Lava lassen uns nur staunen. Ebenso erstaunlich ist es, dass in dieser kargen Mondlandschaft tatsächlich Wein angebaut wird und gedeiht! Am Rande der Bordeira findet sich tatsächlich allerhand Flora wie die Australische Steineiche, Rhizinus, Kongobohnen, Granatäpfelsträucher und sogar Jacarandabäume. Der Lavastrom vom Ausbruch 1995 hat genau am Gebäude der einstigen Weinkooperative halt gemacht. Heute ist die Kooperative in Chã das Caldeiras. Nach dem Einchecken in unserer netten Pension "Casa Marisa" erfahren wir mehr über den Weinanbau und die edlen Tropfen und probieren selbstverständlich auch jede Sorte. Köstlich! Nach einem leckeren Abendessen besprechen wir den Plan für den nächsten Tag. Für alle, die den Pico de Fogo mit Mustafa besteigen wollen, wird es eine kurze Nacht. All diejenigen, die die leichtere Alternative am Rande der Bordeira wandern wollen, können ausschlafen.

6. Tag: Tanz auf dem Vulkan

Genau die Hälfte der Gruppe entschließt sich für die Gipfelbesteigung und ich schließe mich an. Bereits 05.30 Uhr klingelt der Wecker, denn 06.00 Uhr soll es los gehen. Das Frühstück nehmen wir bei Kerzenschein ein und auch eine Taschenlampe erweist sich als äußerst praktisch, da nachts der Strom abgestellt wird. Es ist noch kühl am Morgen. Mit dem Ziel vor Augen starten wir zum Pico. Zunächst steigt der Weg leicht an und wird schließlich etwas steiler. Mustafa zieht mit dem Tempo an, denn vor uns ist eine Gruppe von 17 Personen, die wir überholen wollen. Bei dem losen Gestein am Hang besteht immer die Gefahr von Steinschlag, der wir so etwas aus dem Weg gehen wollen. Schon hier überdenke ich meine Entscheidung, ob ich nicht die leichte Wanderung hätte machen sollen - ich glaube mit dieser Überlegung bin ich nicht ganz allein. Wir legen mehrere kurze Trinkpausen ein und schaffen es schließlich, die Gruppe zu überholen. Ab jetzt ist das Tempo gemäßigt, aber das Gelände wird unwegsamer. Wir konzentrieren uns mit jedem Schritt über die losen Steine - zwei Schritte vor, einer zurück. Teilweise führt der Weg über Felsbrocken, wo etwas Geschick zum Klettern nützlich ist. Der Blick zurück ins Tal belohnt uns zwischendurch schon für die Mühen des Aufstieges und nach 4 Stunden haben wir es endlich geschafft! Wir erreichen den Kraterrand des Pico de Fogo auf ca. 2.800 Metern Höhe und haben somit ca. 1.100 Höhenmeter überwunden. Ja, es war die richtige Entscheidung, diese Wanderung zu machen! Mustafa hat sogar einen Gipfelschnaps eingepackt und so stoßen wir auf unseren Erfolg an. Das obligatorische Gipfelfoto darf natürlich auch nicht fehlen. Es ist ein tolles Gefühl, wir stehen auf dem zweithöchsten Berg im Atlantik und haben ein fantastisches Panorama auf den gigantischen Einsturzkrater von Chã das Caldeiras und die Bordeira. Irgendwo da unten ist die andere Hälfte unserer Gruppe. Nach einer ausgiebigen Pause beginnen wir den Abstieg. Plötzlich stehen wir vor einem riesigen Feld aus feiner dunkelgrauer Lavaasche. Ab geht's! Es wird gerannt, gesprungen, gejubelt und ratz fatz sind wir am Fuße des Gipfels. Die feine Asche setzt sich in allen Taschen und Nähten ab, aber was soll's, den Spaß ist es Wert. Nun heißt es schon Abschied nehmen vom Pico de Fogo und der unberührten, eindrucksvollen Landschaft von Chã das Caldeiras. Auch die Gruppe der "Langschläfer" schwärmt von einer schönen Wanderung bis zum Nebelwald. Wir fahren wieder zurück ins Hotel Xaguate.

7. Tag: Flug über Santiago nach São Vicente

Bereits am Morgen verlassen wir Fogo und landen kurze Zeit später erneut in Praia. Da unser Weiterflug erst am Abend geht, nutzen wir die Zeit für einen zusätzlichen Ausflug nach Cidade Velha. Wir stoppen unterwegs am Fort Real São Filipe, von hier haben wir zur einen Seite den Blick hinab ins Ribeira Grande, das wir durchwandert haben und zur anderen Seite hinab nach Cidade Velha. Wir kehren zum Mittag in der Strandbar ein und haben großes Glück, dass unmittelbar vor der Küste Wale auftauchen. Schließlich geht es zurück zum Flughafen und ab nach São Vicente. Hier empfängt uns Lena, unsere Reiseleiterin für die nächsten Tage. Wir checken ein im Mindelhotel und gehen zum Abendessen in ein Restaurant unweit des Hotels. Vom Balkon der ersten Etage sehen wir die Osterprozession, die durch die Straßen von Mindelo zieht.

8. Tag: Mindelo

Mindelo ist eine quirlige Hafenstadt mit allerlei interessanten Plätzen. Wir spazieren vorbei am „Club Nautico“, wo sich Seefahrer aus aller Welt auf einen „Sundowner“ treffen. Die farbenfrohen Fassaden der Kolonialgebäude säumen die Straßen und spiegeln die Einflüsse aus der portugiesischen und britischen Blütezeit wider. Marktfrauen verkaufen frisches Obst und Gemüse - es wird geschnattert und gehandelt. Am Hafen treffen wir auf ein unverkennbares Relikt der Portugiesen, hier steht ein Nachbau des Torre de Belém, der im Original natürlich in Lissabon zu finden ist. Unmittelbar daneben ist der Fischmarkt, wo die Händlerinnen Fisch von Groß bis Klein anbieten: riesige Thunfische, Juwelenbarsche und sogar Muränen gibt es hier zu kaufen! Unser Rundgang führt uns weiter vorbei an der Kirche „Nossa Senhora da Luz“ zum Rathaus und schließlich in die große Markthalle. Auf diesem Weg findet übrigens zur Faschingszeit auch der große Karnevalsumzug statt. Die Kapverdier stehen in Kreativität und Stimmung dem berühmten Karneval in Rio de Janeiro wohl in nichts nach. Auch die Markthalle bietet ein farbenfrohes Bild mit jeder Menge buntem Obst und Gemüse. Anschließend fahren wir zu einem Aussichtspunkt und haben so einen tollen Blick über die Stadt und den großen Hafen. Aber ein weiterer Höhepunkt steht auf dem Programm - der Besuch einer Gitarrenwerkstatt. Musikliebhaber aus aller Welt lassen sich in der kleinen Werkstatt eigens ihre Gitarre anfertigen. Wir bekommen nicht nur einen Einblick in das Handwerk des Gitarrenbauens sondern auch eine Kostprobe des musikalischen Könnens der Band „Baptistinhas“. Wir bedauern sehr, dass es keine CD der Gruppe gibt, um diesen Ohrenschmaus mit nach Hause zu nehmen, denn es war wirklich großartig. Künstlerisch geht es weiter und wir besuchen das Atelier des Künstlers Alex da Silva, der auch international bekannt ist. Wir haben Glück, er ist selbst da und plaudert mit uns über seine Bilder. Der Nachmittag steht uns zur freien Verfügung für einen individuellen Bummel durch die Stadt. Am Abend tun wir es den Seefahrern gleich und kehren in einer kleinen Runde im „Club Nautico“ auf einen „Absacker“ ein.

9. Tag: Fähre nach Santo Antão

Fortsetzung folgt...

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