Reisebericht: Rundreise Peru für Genießer

27.09. – 13.10.2014, 17 Tage oder 21 Tage Rundreise Lima – Ballestas – Nazca – Arequipa – Colca – Titicacasee – Cusco – Ollantaytambo – Machu Picchu – (Amazonas Regenwald)


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Peru - legendäres Andenhochland, so ist den meisten Gästen unser Reiseziel bekannt und darauf sind wir gespannt. Gegensätze zwischen Millionenmetropole und unerschlossenem Hochland, der Mythos Machu Picchu und wunderschöne Natur, das ist es was uns erwart
Ein Reisebericht von
René Wächtler
René Wächtler

1.Tag, 13.09.2014: Anreise nach Lima

Am sehr frühen Morgen des Samstags geht es für unsere kleine Reisegruppe nach Berlin-Tegel, von wo unser Peru-Abenteuer beginnen soll. Alle Transfere sind pünktlich und nach dem Automaten-Einchecken und einem kleinen Frühstückssnack geht es für uns zuerst nach Amsterdam. Die Maschine hat etwas Verspätung aber uns bleibt genügend Zeit, um unseren Anschlussflug mit KLM nach Lima zu bekommen. Nach schier endlos scheinenden 12 Stunden Flug erreichen wir die peruanische Hauptstadt endlich und die Einreise geht erstaunlich schnell, so dass wir erschöpft aber zügig unsere Reiseleiterin für die kommenden Tage, Karina, treffen und umgehend mit unserem Bus zum Hotel durchstarten. Das Hotel Las Giroles liegt im modernen Stadtteil Miraflores und bei der 45minütigen Fahrt bekommen wir bereits einen kleinen Eindruck von Lima. Die Kraft reicht gerade noch um etwas Wasser zu kaufe und dann fallen wir alle todmüde ins Bett.

2. Tag, 14.09.2014: Stadtrundfahrt Lima – Pisco Sour– Chincha – Paracas

Trotz der Erschöpfung vom Vortag sind heute alle übermäßig pünktlich zum Frühstück und wie sich das gehört, werden gleich die ersten landdestypischen Speisen probiert. Um 09.00 Uhr erwarten uns dann Karina und unser Busfahrer Jorge Luiz zur Stadtrundfahrt in Lima. Vorher müssen wir aber alle erstmal unseren Pass von der Rezeption holen und kontrollieren, ob der Einreisezettel auch beiliegt. Dies wird unser Ritual für die kommenden Tage, in jedem Hotel Pass abgeben, am Folgetag wieder abholen, Zettel kontrollieren... Wir starten den Besuch der Millionenmetropole am Pazifik mit einem Fotostopp am Parque del Amor, einem kleinen Park in Miraflores dem der Güell-Park in Barcelona als Vorbild diente und der dominiert wird von einer riesigen Statue „Der Kuss". Die ersten Fotos schießen wir und dann fahren wir weiter in Richtung Altstadt, u.a. vorbei an einem riesigen Pyramidenkomplex, der noch aus der Zeit der Besiedlung des heutigen Gebietes von Lima stammt. Das 28 Meter Hohe Bauwerk diente als Opferstätte und wurde größtenteils aus Lehnziegeln geschaffen. Karina füttert uns mit Informationen zur Geschichte der Stadt vor allem auch aus der Zeit als Lima ein gefährliches Pflaster war und sich die terroristischen Vereinigungen von Tupac Amaru und Senduro luminoso erbitterte Kämpfe lieferten, die Mehrheit der Bevölkerung darum aus der Innenstadt floh und Lima auch die Beinamen wie „die Hässliche" oder „die Schreckliche" trug. Vorbei am Parque de la Exposicion, dem Plaza Miguel Grau und dem Justizpalast fahren wir nun zum Plaza Mayor, dem Zentrum der Altstadt. Uns bietet sich ein fantastisches Ensemble von Kathedrale, Erzbischöflichem Palast, Regierungspalast, Rathaus, Finanzamt etc. Wir stoppen für Fotos und beginnen dann einen kleinen Spaziergang mit Karina, der uns u.a. vorbei am ehemaligen Postamt zuerst zum noch in Betrieb befindlichen Dominikaner-Kloster „Heiligtum der Heileigen Rosa von Lima" führt. Karina führt uns und neben handwerklichen Meisterleistungen beeindruckt vor allem der wunderschöne Patio im Inneren der Anlage, die altehrwürdige Bibliothek mit über 23.000 - teils original erhaltenen - Büchern und natürlich die Kirche an sich. Besonderer sportlicher Höhepunkt des Morgens wird die Besteigung des Glockenturms, von dem man einen super Rundblick auf die Stadt genießen kann, wenn es nicht gerade Nebel hat. Nach dem Abstieg und noch ein paar Besichtigungen, beginnen wir gemütlich über eine Fußgängerzone zum Plaza de San Martin zu schlender, ein prunkvoller Platz zu Ehren des Gründers Perus im Jahre 1821. Hier besuchen wir das ehrwürdige Hotel Bolivar und genießen eine alkoholische Spezialität des Landes - einen Pisco Sour, bestehend aus Pisco (spezieller peruanischer Schnaps aus Traubensaft gewonnen), Limettensaft, Eiweiß und Sirup. Alle finden es echt lecker, auch wenn der Alkohol bei fehlendem Mittagessen und einsetzender Sonne die Müdigkeit befördert. Nebenbei lernen wir mit „Arriba - Abajo - Al Centro y al dentro" auch gleich unseren ersten peruanischen Trnkspruch. Nach dem flüssigen Pausenbrot geht es schnell in den Bus und Richtung Paracas. Wir fahren nach Süden auf der Panamericana, einer der bekanntesten Straßen weltweit. Leider geht die Romantik etwas verloren angesichts voller Straßen vor allem mit LKWs. Die Gegenseite der Panamericana ist über zig Kilometer für eine Ralley gesperrt, an der allerdings gefühlt nur 20 autos teilnehmen, dafür wird ein Kilometer langer Stau aber in Kauf genommen. Wir durchfahren sehr arme Regionen, wo die Häuser hauptsächlich verarmt, wie die Landbevölkerung generell, sind. Bis zum Mittagsstopp dann gegen 16.00 Uhr in Chinch ist noch etwas Zeit und so genießen wir bei einer Mütze Schlaf oder dem Blick auf die Pazifikküste erstmal die Ruhe im Bus. Aber „Langsam, langsam" - wie Karina ständig zu sagen pflegt - nähern wir uns einem zugegebener Maßen sehr chaotischen Stopp an einer Rastmöglichkeit im Städtchen Chincha. Nach unserem Erstkontakt mit Empanadas ist es nicht mehr soweit bis zum Übernachtungsort Paracas. Dieser liegt direkt im Naturschutzgebiet und wir beziehen ein traumhaftes Hotel am Strand mit wundervollem Pool. Jenny, Eva und ich nutzen natürlich dieses Angebot und genießen, wenn auch teilweise bibbernd, einen super Sonnenuntergang überm Meer direkt aus dem Pool heraus. Das gemeinsame Abendessen ist auch in allen Gängen ein Genuss und so gehen wir beseelt zu Bett, denn morgen erwartet uns das erste Riesen-Highlight der Reise....

3. Tag, 15.09.2014: Islas Ballestas – Pisco – Nazca–Linien– Ica – Nazca

Der Tag steht unter dem Motto: Peru, zu Wasser, zu Land und aus der Luft. Heute müssen wir etwas eher raus, denn die Ballestas-Inseln erwarten unseren Besuch. Erstmal genießen wir das Frühstück und dann bringt uns der Bus in die Nähe des Bootsanlegers. Wir besteigen unser offenes Boot und unser Kapitän Giuliano und der Guide Eric gehen mit uns auf eine erstaunliche Fahrt. Direkt vom Hafen weg werden wir von Delfinen aus dem Hafen geleitet und die ersten Pelikane und Kormorane umfliegen unser Schnellboot. Die See ist ruhig und die Sonne strahlt, also ein idealer Tag für einen Ausflug auf den Pazifik. Der erste Stopp findet an „El Cantelabro" statt, einer riesigen Bilddarstellung an einem Fels, die den Nazcalinien ähnelt. Ob ein Zusammenhang besteht, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Nun geht die Fahrt aber weiter zu den Islas Ballestas mit ihrem unvorstellbaren Vogelreichtum. Faszinierend sind sowohl sowohl die Felsformationen aus bizarren Inseln, Grotten und Felsbögen als vor allem die unglaubliche Anzahl an Kormoranen, Pelikanen, Tölpel etc. Dazu gesellen sich jede Menge Seelöwen und an den Felsvorsprüngen sehen wir Krabben, Muscheln und andere Seefrüchte. Auch die Islas Ballestas zählen zu den sogenannten Guano-Inseln, die Peru zu einem gewissen Reichtum verhelfen. Bei Guano handelt es sich um getrocknete Vogel-Exkremente, die vor allem als Dünger nach Europa exportiert werden. Pro Kilo Guano kann man 1 US-Dollar verdienen und es gibt regelrechte Guano-Arbeiter, die für peruanische Verhältnisse gutes Geld verdienen. Allerdings widmen sie sich nur mit Hacke und Schaufel bewaffnet auch einer der gefährlichsten und gesundheitsschädigenden Jobs der Welt. Per Hand wird das Guano „geerntet" und verpackt und nicht selten erreichen die Arbeiter höchstens das 40. Lebensjahr. Warum können wir erahnen, denn neben der Staubentwicklung können wir die Hauptanteile an Ammoniak und Phosphor vor allem in der Nase spüren. Unser Kapitän umkreist die Inseln gemütlich und so bleibt für alle die Chance auf das beste Foto aller Bewohner - wir sind fasziniert. Warum wir heute die Kopfbedeckung nicht vergessen sollten, wird uns bei dem ein oder anderen „Guano-Regen" auch bewusst... Nach gute einer Stunde an den Inseln geht es rasant zurück in den Hafen und mit einem kleinen Präsent in der Tasche spazieren wir durch das kleine Örtchen zurück zum Hotel. Hier bleibt uns noch Freizeit, die die meisten zu einem weiteren Bad im Pool nutzen. Kurz nach Mittag heißt es dann Koffer verladen und Abfahrt zum Flughafen von Pisco, wo unser nächstes Abenteuer wartet.

Mysterium Nazca–Linien

Wir werden heute das Mysterium Nazca-Linien bei einem Überflug kennenlernen. Zuerst checken wir auf dem Mini-Flughafen wie bei richtigen Flügen mit dem Pass ein. Zur genauen Sitzverteilung muss dann nochmal jeder auf die Waage und wir erhalten unsere Bordkarten. Wir fliegen mit 12-Sitzer-Maschinen so dass sich unsere Gruppe auf zwei Flieger verteilt. Noch kurz warten und dann geht der Flug los. Da wir in Pisco starten, können wir erstmal 40 Minuten Flug bis zu den Linien und die Landschaftsformen, u.a. Sanddünen, Oasen und Gebirgszüge, genießen. Anschließend wird es dann nicht mehr ganz so lustig, denn die Piloten wollen allen Insassen den besten Blick auf die geheimnisvollen Linien gewähren und steuern dazu in wilden Manövern und waghalsigen Kurvenflügen die einzelnen Bilder an. Das bekommt nicht wirklich jedem und so müssen einige auf Bilder und Genuss verzichten und mit den eigenen Mysterien kämpfen... Allen denen es einigermaßen gut geht, bieten sich hingegen tolle Ausblicke auf „Astronaut", „Kolibri", „Spinne", „Affe", „Wal"... Trotz des Fluges sehr beeindruckend und die Fragen nach dem „woher" bleiben... Auf dem Flug zurück nach Pisco können sich dann Gleichgewichtssinn und Magen wieder erholen und nachdem alle wieder auf dem Boden sind, starten wir unsere noch ausstehende Busfahrt. Erster Stopp auf unserer langen Strecke ist das Regionalmuseum von Ica. Hier sind wunderbare Exponate aus der pre-inkaischen Kulturen dieser Gegend ausgestellt. Besondere Aufmerksamkeit legen wir dabei auf die nicht unerhebliche Sammlung von Mumien und Totenköpfen aus der Kultur der Nazca, Paracas und Chincha. Bei der kleinen Führung durch Karina blüht die Archäologin zusehends auf und beantwortet uns alle Fragen. Nach dem Besuch liegen weitere 3 Stunden Fahrt in Richtung Nazca vor uns. Dabei durchqueren wir weiterhin die Provinz Ica, die sehr große landwirtschaftliche Bedeutung für Peru hat, da hier die größten Anbaugebiete für Mango, Avocado, Spargel, Wein... des Landes zu finden sind. Wir fahren entlang der Panamericana, auf der das Fahren im Dunkeln keinen wirklichen Spaß macht. Spät erreichen wir Nazca und freuen uns auf unser Abendessen im Restaurant „El Portón". Nach dem Essen fahren wir dann noch kurz ins Hotel und fallen erschöpft kurz vor Mitternacht ins Bett. Doch am nächsten Morgen heißt es sehr zeitig aufstehen...

4. Tag, 30.09.2014: Nazca – Panamericana – Arequipa

... denn LKW-Fahrer haben aus Streik-Gründen eine Blockade der Panamericana angedroht und da dies die einzige Strecke ist, unser Tagesziel zu erreichen, wollen wir diesen Ärger gern umgehen. Also heißt es um kurz nach 5 Uhr frühstücken und direkt los in Richtung Panamericana. Es stehen uns knapp 500 Kilometer bevor und am heutigen Abend werden wir die erste Akklimatisierungshöhe auf 2.200 Metern erreicht haben. Die lange Strecke auf der Panamericana kostet uns voraussichtlich 12 Stunden Fahrtzeit und so stellen wir uns auf einige Stunden im Bus ein. Für diese Strecke benötigen wir auch unsere beiden Fahrer Jorge Luiz und Rodolfo. Am Morgen fahren wir erst noch etwas durch das Nazca-Gebiet, wo auch die Dresdenerin Maria Reiche berühmt geworden ist. Sie gilt als „Entdeckerin" der Nazca-Linien und hat sich in diesem Gebiet um viele Ausgrabungen verdient gemacht. Mit 85 Jahren verstarb sie in Nazca und ist auch dort begraben. Der Weg führt uns heute hauptsächlich entlang der Küste und die bizarren Formationen zu Beginn empfangen uns mit mystischem Nebel. Später klart es auf und wir haben tollen Sonnenschein. Die erste wohlverdiente Pause legen wir in Chala ein. Vielleicht an dieser Stelle ein paar Worte zum Mythos Panamericana, auf der wir heute die meiste Zeit des Tages verbringen. Viele Geschichten ranken sich um die Straße, die von Ushuaia auf Feuerland bis nach Alaska verläuft. Ausgehend von den Landschaften, die wir heute erleben dürfen, zählt sie sicherlich zu den schönsten Straßen der Welt. Allerdings ist der Mythos auch etwas mit der Gefährlichkeit der Straße verbunden. Es reihen sich hier LKW an LKW und allen ist ein recht forscher Fahrstil gemein. Wilde Überholmanöver sind an der Tagesordnung und vor allem im Dunkeln verliert sich so die Romantik des Fahrens auf dieser Fernverkehrsverbindung. Die vielen Schwertransporter führen auch dazu, dass man sich teilweise nur mit 15 km/h fortbewegen kann, obwohl für Busse 90 km/h erlaubt wären. Im Übrigen sind die Mautstellen hier in Peru seit 2007 in brasilianischer Hand und so grüßen unsere Fahrer ungewöhnlicherweise mit Bom Dia beim Bezahlen Wir aber machen die Augen beim Überholen einfach zu und genießen die sensationellen Landschaften, die sich entlang der Strecke permanent abwechseln. Kleine Ortschaften, wechseln mit bizarren Felsformationen, regelrechte Mondlandschaften werden von grünen Oasen unterbrochen und fruchtbare Flusstäler stehen im krassen Gegensatz zu riesigen Dünen einer Sandwüste. Linkerhand Ebenen, Hügel und Gebirge, rechterhand begleitet uns der Pazifik mit seiner Felsküste und einer rauschenden Brandung. Zwischendrin gibt es endlose Sandstrände und Geröllwüsten... Wir sind wirklich fasziniert von der Vielfältigkeit entlang der Küste. Kurze Fotostopps an Riesenkakteen und kurz vor Ocona lockern die Fahrt etwas auf und dienen als Stretching-Pausen. Im Restaurant Rinconcito Trujillano in Camana nehmen wir heute unser Mittagessen ein. Ein kleines Familienrestaurant, nicht spektakulär, aber schmackhaftes Essen wird serviert. Und einige beginnen mit dem Konsum von Mate de Coca, Coca-Tee, der ja bei Beschwerden mit der Höhe helfen soll. Nach dem Mittagessen erwarten uns nun weitere Serpentinenstraßen und der Aufstieg von Meeresniveau auf 2.350 Meter nach Arequipa. Einige holen noch etwas Schlaf nach und alle anderen fiebern der Tagesetappe entgegen. Wir verlassen zwischendurch die Panamericana, die weiter nach Chile abzweigt und fahren auf die Straße 55. Es erreicht uns auch die Nachricht, dass wir bezüglich der Abfahrt alles richtig gemacht haben, denn der angedrohte Streik wird am Nachmittag Wirklichkeit und die Panamericana wird von LKW-Fahrern blockiert - wir sind aber schon durch. Unterwegs erleben wir einen farbenfrohen Sonnenuntergang mit, der die Vulkane in unserem Blickfeld in ein wundervolles orange taucht. Kurz nach 18.00 Uhr erreichen wir das Hotel in Arequipas Innenstadt und nach Lust und Laune verbringt jeder den Abend mit einem kleinen Bummel über Plaza de Armas oder in den Gassen rings um unser Hotel, welches direkt am Hauptplatz gelegen ist. Leider müssen wir uns heute auch von Karina und unseren Fahrern verabschieden, denn ab morgen wird uns ein neues Team begrüßen.

5. Tag, 01.10.2014: Arequipa

Regelrecht erholsam wollen wir heute erst 9 Uhr starten, doch das erste Highlight gibt es schon beim Frühstück. Unser Hotel direkt am Hauptplatz hat einen Teil des Restaurants auf einem Balkon im Freien und so genießen wir Kaffee und Brötchen mit direktem Blick auf die Kathedrale von Arequipa und wer ganz zeitig da war, kann sogar noch eine Prozession von diesem Logenplatz aus verfolgen. Dann treffen wir unsere neue Reiseleiterin für die nächsten Tage, eine echte Quechua, Yudy. Mit einem neuen Bus geht es zunächst auf Stadtrundfahrt und Yudy kann ihre arequipanische Herkunft und ihren Nationalstolz kaum verbergen als sie uns über den Salpeterkrieg mit Chile und dessen Folgen berichtet. Erster Stopp ist am Aussichtspunkt Mirador del Carmen alto, von wo aus wir einen fantastischen Blick in das fruchtbare Arequipa-Tal haben und die Vulkane Chachani, Misti und Picchu Picchu super im Blick haben. Nebenbei erklärt uns Yudy was es mit den Papaya arequipana auf sich hat und stellt uns auch eine sehr gesunde Wurzel, die Maca, vor, deren Likör wir auch probieren können. Und natürlich darf in Vorbereitung auf die kommenden Tage auch eine Erklärung zu Cocablättern nicht fehlen. Die ersten decken sich auch schon mit entsprechenden Bonbons oder Blättern ein und anschließend geht es weiter in das schöne Viertel Yanahuara, wo wir auch nochmal einen schönen Blick auf die zweitgrößte Stadt des Landes haben und eine Kirche im mestizischen Barock bewundern. Ganz nebenbei bestaunen wir auch noch den Dreh eines Musikvideos. Eine untersetzte Dame, verkleidet als Glitzerbonbon singt zum Playback schmachtende Schnulzen... Am Besten mal das Bild in der Bildergalerie anschauen. Fast alle wichtigen Gebäude sind in Arequipa mit Tuffstein errichtet und verhelfen der Stadt zu ihrem Beinamen, „Die weiße Stadt". Nun kehren wir ins Stadtzentrum zurück und besuchen den Convent Santa Catalina, eine Stadt in der Stadt mit einer Fläche von 20.000 km², die noch heute als Dominikaner-Kloster dient. Carmen führt uns auf deutsch und so lernen wir vieles über das eigentlich ganz bequeme Leben der Nonnen und Novizinnen früherer Tage. Nach gut einer Stunde haben wir Unterkünfte, Küchen, Dormitorium etc. gesehen und laufen mit Yudy zurück zum Hauptplatz, wo wir noch einiges über die Kathedrale und die Jesuitenkirche erfahren. Unser Stadtspaziergang endet im ehemaligen Jesuiten-Kloster und für den Nachmittag haben wir Freizeit. Die Mehrheit nimmt dies zum Anlass, sich in ein kulinarisches Abenteuer zu stürzen. Wir gehen gemeinsam ins schöne Restaurant Paladar 1900 und bestellen fast alle Cuy - Meerschweinchen. Es hat allen geschmeckt, auch wenn man vielleicht das Aussehen besser hintenan stellt und als Peru-Besucher sollte und kann man sich auf dieses Erlebnis ruhig einlassen. Die restliche Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen verbringen wir dann mit dem Besuch der Kathedrale, kleineren Einkäufen und einem Getränk auf der Terrasse des Hotels. Am Abend speisen wir in einem Restaurant ca. 5 Minuten vom Hotel entfernt. Im ZIG-ZAG haben sich die meisten für Quinoa-Suppe (eine Art peruanischer Reis als Grundmittel) und die Trilogie vom Fleisch entschieden - so haben wir heute kulinarisch einen Rundumschlag mit peruanischen Spezialitäten getan. Es war köstlich und Herr Reinhold stellt sogar fest, die „...beste Lachsforelle seines Lebens..." gegessen zu haben.

6. Tag, 02.10.2014: Colca–Tal

Heute setzen wir unsere Reise ins Hochgebirge fort und sind gespannt, wie gut wir uns an die Höhe gewöhnen können. Von Anfang an tut Yudy wirklich alles, um uns optimal auf die Höhen vorzubereiten. Als Bergwanderführerin weiß sie, was uns erwartet, nur wir wissen es noch nicht so recht. Wir stoppen also zuerst an einem Laden, wo wir uns mit Cocabonbons und Wasser eindecken. Vor allem soll man viel trinken und bis zu einer Höhe von 3.500 Metern Zucker zu sich nehmen. Außerdem spendiert Eberhardt noch eine Tüte Cocablätter für jeden, die wir später zum Einsatz bringen werden. Wir fahren nun ins Hochland und den dazugehörigen Nationalpark ein und erleben eine faszinierende Landschaft. Das Wetter ist uns auch wohlgesonnen und so können wir scheinbar endlos über die Hochebenen zu den in der Ferne aufragenden Vulkanen schauen. Es begegnen uns die ersten Vicunas und Alpacas, die natürlich fotografiert werden müssen. In einer Höhe von 4.011 Metern rasten wir und ich spendiere zur weiteren Gewöhnung an die Höhe einen Triple-Tee, einen Kräutersud aus Coca-Blättern, Chachacoma und dem Thymian-ähnlichen Muna. So schlecht schmeckt es gar nicht stellen wir fest und allen geht es noch gut. Kurz nach der Weiterfahrt halten wir bei einer Alpaca-Herde um Fotos zu machen und Yudy kommt mit dem Hirtenjungen in Kontakt. David heißt er, hat als Lieblingsfach Mathematik und kämpft gerade mit der 5-er-Reihe der Multiplikation, will später mal Lehrer werden und ist ein ganz schüchterner Hochland-Bewohner. Sein größter Wunsch sind Turnschuhe und unsere Gruppe beweist ein großes Herz und „fördert" das Investitionsvermögen, um diesem Wunsch ein Stück näher zu kommen. Wir müssen allerdings unserem Tagesziel auch näher kommen, darum geht es weiter und nun lernen wir - wir sind jetzt auch hoch genug für die Anwendung - wie man Coca-Blätter richtig zu sich nimmt. Rollen, knicken, kauen - mit ca. 40 Blättern zeitgleich im Mund soll man der Höhenkrankheit entgehen. Wir reden uns zumindest ein, dass es wirkt und kauen (fast) alle fleißig. Da Toiletten im Hochland Mangelware sind, müssen wir auch einen Busch-Stopp einlegen („Männer links von der Straße, die Damen bitte rechts") und dann erwischt es bei gut 4.600 Metern Höhe die ersten mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Die meisten müssen schwerer atmen oder laufen wie auf Watte. Yudy hat auch hier noch eine geheime Medizin mit, eine auf Kräuterbasis einem Riechsalz etwas ähnelnde und die Atemwege frei „brennende" Tinktur, die aber zumindest kurzzeitig sehr gut wirkt. Am höchsten Punkt unserer Etappe, dem Patapampa-Pass mit 4.910 Metern Höhe steigen dann auch nicht mehr alle aus, wobei gerade der Aussichtspunkt Mirador de los Vulcanos mit einem fantastisches Panorama der umliegenden sieben Vulkane lockt. Den höchsten Punkt haben wir geschafft, nun geht es wieder ca. 1.300 Meter nach unten, was die meisten sehr freut, aber dafür werden die Straßen zu unserer Colca-Lodge von Minute zu Minute schlechter und als wir endlich die Lodge erreichen, benötigen einige den angebotenen Sauerstoff wohl nicht nur wegen der Höhe... Wir checken ein in dieser wunderschönen Lodge, treffen uns dann noch zum späten Mittagessen und anschließend ist Ruhe auf ganzer Linie angesagt. Die meisten nehmen das wörtlich und geben dem Körper die Chance, sich besser an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen, anderen geht es so gut, dass die hoteleigenen Thermalbäder ausgiebig getestet werden oder sogar im SPA-Bereich Anwendungen in Anspruch genommen werden. Die Lodge an sich ist schon ein Erlebnis, weil sich wundervoll in das Tal einpasst und traumhafte Fotomotive gewährt. Auf das Abendessen verzichten heute alle und gehen früh zu Bett. Das ist gut für die Akklimatisierung und morgen klingelt der Wecker wieder einmal sehr früh...

7. Tag, 03.10.2014: Cruz del Condor – Chivay – Wanderung

... 05.00 Uhr ist es soweit, aber wir wollen heute DEN Vogel der Anden sehen, einen Kondor. Dafür müssen wir früh raus, denn die Kondore nutzen die Thermik am Morgen, um in ihre ungeahnten Höhen aufzusteigen. Frühstück gibt es rechtzeitig und so schaukeln wir in Richtung Aussichtspunkt Cruz del Condor. Erster Stopp wird das kleine Städtchen Yanque, wo bereits zu dieser frühen Zeit die Kirche geöffnet ist und auf dem Marktplatz reges Treiben herrscht. Zahllose Händler sind bereits unterwegs und Schulklassen tanzen in bunten Trachten traditionelle Tänze der Völker aus der Colca-Schlucht. Von hier aus haben wir auch einen fantastischen Blick auf den Vulkan Sabancaya, der tatsächlich ruhig vor sich hin raucht. Weiter geht es auf einer abenteuerlichen Straße u.a. durch den „Tunnel des Todes" in Richtung Cruz del Condor. Natürlich müssen wir zwischendurch stoppen, um die traumhaften Panoramen, die sich uns zeigen auf Bilder zu bannen und doch schaffen wir es bereits 07.30 Uhr am Aussichtspunkt zu sein. Und nun heißt es warten, denn einen „Fahrplan" haben die Kondore mit ihrer bis zu 3 Meter reichenden Flügelspanne nicht. Hier am Aussichtspunkt tummeln sich zahlreiche Schaulustige, um auf das einzigartige Erlebnis eines aufsteigenden Kondors zu warten. Und warten müssen wir, Ungeduld wird hier zur Falle. Nach zwei einzelnen Tieren in weiter Entfernung ist es dann nach über einer Stunde soweit und zeitgleich machen sich drei Tiere auf, die Thermik in der Colca-Schlucht zu nutzen und vor unseren Augen majestätisch gen Himmel zu segeln. Später können wir noch einen weiteren Vogel beobachten und dem einen oder anderen gelingt sogar ein Bild. Weil wir uns fast alle in der Höhe noch nicht ganz so topfit fühlen, entscheiden Yudy und ich, eine leichtere Wanderung entlang der Schlucht zu unternehmen, da die angedachte Wanderung zu alten Inka-Ruinen eventuell zu anstrengend wird. Wie sich später herausstellt, war die Entscheidung vollkommen richtig. Wir genießen fantastische Blicke in die Schlucht, auf kleine Bergdörfer, Yudy erklärt uns die Pflanzenwelt und wir kommen sogar an einem Platz für Tieropfer vorbei, wo zahlreiche Tierkadaver zu sehen sind. Nach dieser leicht anstrengenden Wanderung freuen sich alle wieder im Bus sitzen zu können und wir treten unsere Rückfahrt an. Zwischendurch stoppen wir in Maca, einem kleinen Dorf, wo wir dank Yudy die Möglichkeit haben, die Sancayo - die Kaktusfrucht - und das aus ihr gewonnene Erfrischungsgetränk zu probieren. Weiter führt uns die Fahrt dann nach Chivay, den größten Ort der Region, wo wir den Markt besuchen - immer ein spannendes Erlebnis, auch wenn wir nicht an jedem Stand kaufen würden... Bisher war uns der Wettergott sehr hold, doch was wir jetzt erleben, hat keiner erwartet. Plötzlich gibt es einen Gewitterguss mit Hagel, der die Straßen Chivays in wenigen Minuten weiß einfärbt... Wir „retten" uns zum Bus und fahren in unsere Lodge auf der Gegenseite des Tals. Wegen der Wetterkapriolen kann die fakultative Wanderung zu den Ruinen von Uyu Uyu jetzt nicht stattfinden - zu gefährlich - aber wir haben ja glücklicherweise unsere Wanderung schon bei schönstem Wetter erledigt. Wir sind am frühen Nachmittag im Hotel und sobald es aufgehört hat mit regnen, verbringt jeder die Freizeit wieder nach Lust und Laune: Spa-Besuch, Thermalbäder, Spazieren, Besuch auf der hoteleigenen Alpaca-Farm, Ruhen... Da heute keine Mahlzeit inkludiert war, treffen wir uns fast vollzählig zur Abendzeit im Restaurant und jeder darf heute mal ganz nach eigenem Geschmack bestellen.

8. Tag, 04.10.2014: Colca–Tal bis Titicaca–See

Heute verlassen wir zwar das Hochland, nicht jedoch die Höhe, die die kommende Woche noch unser Begleiter sein wird. Ganz im Gegenteil, am Ende des Tages wollen wir am berühmten Titicaca-See in Puno noch höher hinaus. Die Fahrt beginnt heute zu einer humanen Zeit und wir können uns auch Zeit lassen, denn außer dem Ziel in Puno steht heute nichts auf dem Programm. Wir müssen zuerst die Strecke zurück nach Patahuasi, zum großen Straßenkreuz nach Cusco, Arequipa und an den Titicaca-See. Das heißt aber auch, wir müssen den höchsten Punkt unserer Reise - den Patapampa-Pass in 4.910 Meter Höhe - nochmals passieren. Da wir inzwischen einigermaßen akklimatisiert sind in der Höhe und dank der medizinischen Anleitung von Yudy, können diesmal alle das fantastische Wetter und das Panorama auf die Vulkane genießen. Wir schießen noch ein Gruppenfoto und dann geht die Fahrt weiter. In Patahuasi, was wir ja auch schon von der Hinstrecke kennen, gebe ich nochmals einen Triple-Tee aus, damit die positive Gesundheit in der Gruppe auch weiterhin anhält. Die ersten Souvenire des Tages werden gekauft und der Wasservorrat aufgefüllt und dann erwarten uns noch über 220 Kilometer nach Puno. Unterwegs bleibt Zeit für weitere Fotostopps, zum Beispiel um Lamas zu fotografieren. Wir passieren die zweithöchste Stelle heute, den Cruzeiro Alto (4.528 m) und stoppen an der Laguna Lagunillas, ein riesiger See eingebettet in das tolle Panorama des Hochlandes. Ein atemberaubender Blick bietet sich uns und wir freuen uns über soviel traumhafte Landschaften. Und dann die Stände der Einheimischen - jetzt geht es los und Mützen, Jacken, Tücher, Läufer... alles können wir scheinbar gebrauchen und decken uns ausgiebig mit Alpaca-Wolle ein. Anschließend geht die Fahrt über Straßen, die eigentlich hauptsächlich aus Löchern bestehen weiter bis nach Puno. Dort erreichen wir am Nachmittag unser schönes Hotel Casa Andina Tikarani. Was bleibt zu Puno zu sagen: Es ist mit Abstand die bislang - Entschuldigung - hässlichste Stadt unserer Reise und auch die wunderschöne kleine Kathedrale kann die unschönen Seiten der Stadt nicht übertünchen. Wir bummeln also schnell über aufgerissene Hauptstraßen und versorgen uns mit Wasser, Geld, Briefmarken und dann kehren wir ins Hotel zurück. Vielleicht tun wir der Hauptstadt der gleichnamigen Region Unrecht, aber sie wird bei der Masse der positiven Eindrücke nicht in Erinnerung bleiben. Zum Abendessen gehen wir heute in ein Restaurant und die Mehrheit freut sich auf ein Alpaca-Steak, eine Spezialität der Region, doch irgendwie geht in der Höhe der Hunger verloren. Wir werden übrigens heute von Maya zum Abendessen begleitet, einer Deutschen, die neben ihrem Job als Lehrerin auch als Reiseleiterin tätig ist. Wir verschwinden schnell im Bett, denn morgen geht es wieder mal sehr früh raus...

9. Tag, 05.10.2014: Inseln der Uros – Taquile – Suasi – Titicaca–See

... heute finden die kommunalen Bürgermeisterwahlen in der Region Puno statt. Um allem Trubel aus dem Weg zu gehen, heißt das für uns Start ab Hotel um 06.15 Uhr. Wir werden in zwei Kleinbussen zur privaten Anlegestelle der Hotelkette Casa Andina gebracht und starten mit unserem Gepäck in ein Boot auf den Titicaca-See. Unser Guide Gilvert erzählt uns alles Wichtige über den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt, der mit 8.500 km² fast 16 x so groß wie der Bodensee ist. Nach einer guten halben Stunde legen wir an einer der faszinierenden schwimmenden Inseln an, für die das Volk der Uros so bekannt ist. Schon die ersten Schritte sind seltsam, denn die bewohnten Inseln bestehen aus Schilf. Wir erhalten einen ausführlichen Eindruck von der Lebensweise, dem Bau der Inseln und den Traditionen dieses Naturvolks. Der Chef der Insel, auf der 35 Personen von 10 Familien gemeinsam wohnen, Juancarlos erklärt uns persönlich alles und beantwortet unsere Fragen. Anschließend dürfen wir die Häuser, die alle 17 Wochen mit neuem Schilf ausgelegt werden müssen, besuchen und natürlich zeigen uns die Frauen der Kommune ihre Handarbeiten. Die meisten von uns trauen sich anschließend auch noch zu einer Bootsfahrt auf den klassischen Schilfbooten über die Lagune und fühlen sich dabei ein wenig wir Thor Heyerdahl. Nach diesem ersten Stopp geht es weiter nach Taquile, einer weiteren Insel, mitten im Titicaca-See. Hier werden wir ebenfalls mit den Traditionen vertraut gemacht und einer der Inselführenden erklärt uns die einzelnen Handarbeiten für die die Insel berühmt ist. Hier stricken die Männer, während die Frauen weben. Eine kleine Folklorevorstellung und dann müssen wir weiter, denn es werden verstärkte Winde angesagt und da unser Gepäck nur auf dem Dach des Schiffes festgezurrt ist, wäre es uns lieb, wenn wir auch nicht in den Regen kommen. Nach gut einer Stunde Fahrt erreichen wir dann endlich Suasi, eine Privatinsel mit einer schönen Hotelanlage, die für die nächsten beiden Nächte unser zu Hause sein wird. Nachdem alle Zimmer verteilt sind, stärken wir uns erstmal bei einem BBQ im Freien bevor jeder die Freizeit genießt. Einige gehen Spazieren und schießen Fotos, einige erholen sich einfach. Am Nachmittag unternehmen wir dann noch mit Raul, unserem englischsprachigen Guide, eine Wanderung, die uns allen trotz Höhe gut bekommt. Wir wandern auf den höchsten Punkt der Insel, Itapilluni, und genießen auf knapp 4.000 Meter Höhe einen traumhaften Sonnenuntergang über dem Titicaca-See, Noch ein Abendessen vom Buffet und dann verschwinden die meisten Gäste auf dem Zimmer, schließlich wir gegen 22 Uhr der Strom abgestellt. Steckdosen findet man übrigens auch nur im Bereich der Rezeption, wo diverse Kameras, Smartphones und sonstige Akkus einträchtig nebeneinander laden.

10. Tag, 06.10.2014: Insel Suasi

Heute erlebe ich ein Novum als Reisebegleiter bei Eberhardt - wir haben einen ganzen Tag FREIZEIT auf der Insel und jeder kann tun und lassen was er will. Spazieren, Kanu fahren, Karten schreiben oder einfach einen Cocktail genießen. Wir alle sind froh über so eine Ruhephase, trotzdem sind wir auch alle am Vormittag wieder mit dabei, als wir mit Raul das kleine Museum der Insel besuchen Wir befinden uns hier auf einer Privatinsel und erfahren etwas über die Geschichte der Region Puno, die Lebensweise früherer und heutiger Generationen und ein wenig über die Besitzerin der Insel, die die Hotelanlage an die Hotelkette Casa Andina verpachtet hat. Anschließend spazieren wir mit Raul noch zur zweiten Anlegestelle der Insel, direkt am Titicaca-See und endlich kann ich den Wassertest durchführen, den es eigentlich bei allen meinen Reisen gibt. Der See dürfte an dieser Stelle allerdings moderate 16 Grad haben, also hält sich die Herausforderung in Grenzen. Zur Mittagzeit erwartet uns dann wieder ein Buffet im Freien und anschließend bleibt wieder Zeit für Entdeckungen auf der Insel (vor allem Tierbeobachtungen von Alpacas, Vicunas und Vizcachas), sportliche Betätigung beim Kanu fahren oder ausgiebige Gespräche. Es donnert und blitzt über de Titicaca-See, doch trotz unheimlich schwarzer Wolken bleiben wir von Regen verschont. Einige schlafen auch vor, denn morgen früh verlassen wir Suasi im Morgengrauen, um unseren nächsten Schritt in Angriff zu nehmen. Und so verschwinden nach dem Abendessen alle schnellstmöglich auf die Zimmer.

11. Tag, 07.10.2014: Suasi – Juliaca – Raqchi – Andahuaylillas – Cusco

Der manuelle Weckruf erfolgt kurz nach 4 Uhr! Die Elektrizität wird erst 30 Minuten später freigegeben... Trotzdem finden sich alle pünktlich zum sparsamen Frühstück ein und es gibt nur ein Gesprächsthema: es regnet in Strömen. Zum ersten Mal sind wir von Schlechtwetter betroffen und es hätte kein blö.... Zeitpunkt sein können. In der Dämmerung müssen wir mit unserem Handgepäck, aufgeteilt in zwei Gruppen zur Ablegestelle des Zodiaks laufen. Verpackt in Regencapes, Plastetüten und unter Schirmen versteckt nehmen wir den Weg auf uns. Von der Anlegestelle geht es in ca. 5 Minuten bei Dauerregen über den Titicaca-See im Schlauchboot - ein echtes Abenteuer. Beide Gruppen und das Gepäck erreichen den winzigen Ort Conima, wo bereits unser Bus und Reiseleiter Jorge auf uns und die zu absolvierenden 460 Kilometer warten. Wie zum Hohn kämpft sich kurz nach der Abfahrt die Sonne durch die Wolken und beschert uns wiedermal wetterseitig einen tollen Tag. Wir starten in Richtung Juliaca und was soll ich sagen: wir haben Puno vollkommen Unrecht getan! Nicht die sondern Juliaca ist mit Abstand die hässlichste Stadt die ich je gesehen habe. Müllberge, Hauptstraßen aus roter Asche und Verkehrsregeln die es scheinbar nicht gibt - und das bei einer 300.000-Einwohner-Metropole. Wir lassen Juliaca so schnell es eben geht hinter uns und harren inzwischen auf der Suche nach einigermaßen benutzbaren Toiletten fast 4 Stunden aus. Unser Bus hat diesmal keine Toilette und so freuen wir uns, in Pucara endlich fündig zu werden. Von dort geht es über den La Raya-Pass (4.335 m) in Richtung Sicuani. Nun haben wir einen weiteren Höhepunkt im Wortsinne hinter uns gelassen und werden bei dieser Reise auch nie wieder so hoch kommen. In Sicuani erwartet uns ein Mittags-Buffet im Restaurant Feliphon mit allerlei peruanischen Köstlichkeiten und so starten wir gestärkt in die Region Cusco, die Region der Inkas. Zuerst halten wir in Raqchi, einer alten Inkastätte, die wohl vorrangig der Lagerung von Lebensmitteln diente. So genau weiß das keiner und auch unser Guide Jorge kann uns nur mit Theorien weiterhelfen. Dies ist eines der Mysterien der Inkas - man weiß einfach zu wenig Konkretes. Bei der Führung durch die Anlage sehen wir erstmals Bauten der Inkas und können uns lebhaft in die damalige Zeit versetzen. Weiter geht die Fahrt in Richtung Cusco und nächster Stopp ist die Kapelle von Andahuaylillas, ein wahres Kleinod. Ich habe selten so eine schöne Kirche gesehen: fantastische Gemälde, ein goldener Altar und eine Deckenkonstruktion, die ich so noch nie gesehen habe, machen diese kleine Kirche einzigartig. Fantastische Wandmalereien und zwei uralte Orgeln vollenden das Bild - diese Kapelle ist ein Muss. Nun heißt es für uns aber ab nach Cusco, die alte Hauptstadt der Inkas. Dazu duchfahren wir das wunderschön saftige Tal des Rio Urubamba. In Cusco angekommen müssen wir unser Gepäck selbst zum Hotel bringen, da die Gassen der Altstadt einfach zu eng für unseren Bus sind. Erschöpft von unserer heutigen Abenteuer-Tour nutzen die meisten die Chance den fehlenden Schlaf nachzuholen. Nur einige Unkaputtbare entdecken noch ein feines Restaurant, was auch gleich für den kommenden Tag reserviert wird, und trotzen dem durchziehenden Gewitter und den damit verbundenen heftigen Regenfällen bei ein paar Getränken.

12. Tag. 08.10.2014: Cusco und Umgebung

Heute starten wir entspannt in den Tag, nicht ganz so früh erwartet uns Jorge zur Erkundung der Umgebung von Cusco und der Stadt selbst. Zuerst spazieren wir ein wenig durch das Viertel, wo unser Hotel liegt - San Blas. Dabei handelt es sich um ein Künstlerviertel mit allerlei kleinen Kunsthandwerksläden und einer schönen Kirche, Sankt Blasius, die vor allem berühmt ist für ihre Holzkanzel, die aus einem Stück geschnitzt wurde. Am Vormittag stehen dann ausführliche Besichtigungen zum Thema Inkas auf dem Programm, wobei eigentlich nur die Könige bzw. Herrscher der Völker als Inka bezeichnet wurden. Aber lassen wir es so, wie es die Mehrheit kennt und staunen wir zuerst über die „Festungsanlage" in Sacsayhuaman bzw. das was noch davon übrig ist, denn die Spanier haben während Ihrer Herrschaft doch mehrheitlich die großartigen Inka-Anlagen zerstört. Darum ist unser Reiseleiter Jorge auch gar nicht gut auf die Spanier zu sprechen. Apropos Jorge, der wäre heute beinahe zu spät gekommen, weil eine riesige Prozession in Cusco stattfindet, warum wir auch den Sonnentempel heute nicht besuchen können. Aber die in Südamerika notwendige Flexibilität lässt uns den Programmpunkt morgen nachholen, aber zurück zu den Inkas. Wir sehen in Sacsayhuaman fantastische Mauerformationen, bei denen man sich kaum vorstellen kann, dass es - selbst wenn es Tausende waren - von Menschenhand erschaffen wurde. Wir kraxeln auf einen Berg in der Anlage und genießen einen tollen rundumblick über Cusco. Noch immer machen uns Anstiege zu schaffen und wir ringen nach Luft, aber im Großen und Ganzen haben wir uns alle sehr gut an die Höhe angepasst. Einzig ein paar kleinere temporär beschränkte Ausfälle wegen Magenbeschwerden, die sich fast durch die ganze Gruppe ziehen, und eine gewisse Schlafunruhe in der Höhe vermelden wir als „Krankheitsfälle". Nach dem Abstieg in der Anlage und ausführlichen Ausführungen durch Jorge fahren wir zur nächsten Anlage nach Tambo Machay. Dabei handelt es sich um einen alten Wasseraltar der Inkas. Noch heute weiß niemand, wo die sprudelnde Quelle die wir sehen genau entspringt. Da uns das Wetter trotz schlechter Vorhersagen - auch wenn man darauf hier im Gebirge sowieso nicht allzu viel geben sollte - hold ist, klettern wir auf eine kleine Erhebung und können so schon unser nächstes Ziel entdecken. Die Fahrt dauert keine 5 Minuten und wir erreichen Puca Pucaru, diesmal vermutlich ein wirkliches Tambo, was so viel wie Ort bedeutet. Klein und wahrscheinlich für Soldaten und Läufer (die „Postboten" der Inkas) gedacht, aber so bekommen wir schon mal einen Eindruck wie die Siedlungen ausgesehen haben könnten. Letzter Inka-Programmpunkt für heute ist die Stelle Quenqo - das Labyrinth. Es ist nur eine ganz kleine Anlage, die ihren Namen voraussichtlich von einer Felsrinne hat, in deren Innerem man eine Art Sezier-, Opfer- oder Operationstisch gefunden hat. Nach diesen ausführlichen Besichtigungen haben wir uns unser Mittagessen redlich verdient. Dazu fahren wir in die Nähe des Plaza de Armas zurück und speisen lecker beim peruano-Italiener INCANTO. Nach der verdienten Pause geht es dann zur Besichtigung der Kathedrale, ein fantastisches Bauwerk mit vielen Gemälden, einem tollen Holz-Chor und einem Silberaltar. Eigentlich besteht der Komplex aus drei Teilen: die eigentliche Kathedrale wird flankiert von der ersten von den Spaniern errichteten Triumph-Kirche und einer Kapelle zu Ehren der Heiligen Familie. Jorge versucht uns in einer Stunde so viel wie möglich zu vermitteln, hauptsächlich beschränken wir uns dabei auf die Elemente des Synkretismus, der in der Kathedrale sehr häufig zu finden ist. Dabei handelt es sich quasi um die Verschmelzung zweier Religionen, in diesem Fall Katholizismus und Inka-Relegion. Am deutlichsten sichtbar wird dies bei der Darstellung des „Letzten Abendmahls" auf einem Gemälde. Jesus und seine Jünger haben hier keinen Fisch auf dem Tablett, sondern ein Meerschwein ... Nach dieser interessanten Führung haben wir Freizeit und wer noch nicht „pflastermüde" ist, erkundet die Altstadt rings um den Plaza de Armas mit ihren kleinen Gassen, zahllosen kleinen Märkten und weiteren sehenswerten Kirchen wie die Jesuiten-Kirche oder die Iglesia de La Merced. Die Abendgestaltung ist auch offen, doch trotz ausgiebigen Mittagessens trifft sich die Mehrheit um im Viertel San Blas, direkt am Hotel, im gestern entdeckten Restaurant Pacha Papa noch eine Kleinigkeit zu essen oder nur etwas zu trinken. Der eine oder andere lässt sich dann - animiert vom Gemälde in der Kathedrale - auch nochmals zur Spezialität Perus hinreißen und isst Meerschweinchen, welches aber im Gegensatz zur Region Arequipa hier nicht frittiert wird, sondern im Spezialofen gebacken...

13. Tag, 09.10.2014: Cusco – Heiliges Tal – Ollontaytambo

Auch der heutige Tag startet entspannt erst gegen 09.00 Uhr. Die Koffer lassen wir im Hotel zurück, denn wir kehren in drei Tagen zurück und bei der Reise ins Heilige Tal, speziell nach Aguas Calientes/Machu Picchu, dürfen wir im Zug jeder nur ein Handgepäckstück mit uns führen. So packen wir also für die nächsten zwei Nächte und starten dann mit Jorge zum Besuch des Sonnentempels, der ja gestern wegen einer Prozession geschlossen war. Bei Ankunft hat man das Gefühl, dass die ganze Welt denselben Plan hat wie wir, denn wir treffen auf Menschenmassen, aber das sollte nicht das letzte Mal sein. Trotz der vielen Besucher findet Jorge in seiner ruhigen Art immer eine Nische oder einen einigermaßen ruhigen Platz, um uns alles Wissenswerte zum Sonnentempel zu erklären. Auch hier finden wir wie so oft Zeichen des Synkretismus, denn auch hier haben die spanischen Eroberer auf alten Inka-Stätten ihre Kirchen errichtet und natürlich konnte man die Bevölkerung nur milde stimmen, wenn man den alten Bräuchen Räume schafft. Wir bewundern also die Inka-Architektur im Inneren des Sonnentempels, der dann als Dominikaner-Kloster fungierte. Nach dieser ersten Station brechen wir heute ins Heilige Tal auf. Die Fahrt führt uns durch fruchtbare Ebenen, in denen hauptsächlich Mais angebaut wird. Das Flusstal hat wild-romantische Züge und wir folgen dem Heiligen Fluss bis nach Pisaq, wo wir zur Mittagszeit einen Stopp machen und uns Zeit nehmen, über den Markt zu schlendern. Dieser ist riesengroß und jeder der bisher noch keine Souvenire gefunden hat, wird hier fündig. Von Handarbeit über Farben, Wolle, Hüte, Shirts, Mineralien bis hin zu Obst und jeder Menge Krimskrams findet man hier alles. Jorge kann uns alles erklären und so entscheidet jeder selbst wieviel Soles er hier ausgibt. In einem Innenhof erleben wir dann noch eine andere Besonderheit. In einem Runden Ofen werden Meerschweinchen gebraten und wir können sehen, wie fast in Massenproduktion diese Spezialität Perus hergestellt wird. Es gibt außerdem ofenfrische Empanadas, was für die meisten die heutige Mittagsverpflegung darstellt. Falsch, denn das eigentliche heute inkludierte Mittagessen gibt es am frühen Nachmittag im Restaurant Muna. Dort sind wir nicht die einzige Gruppe, trotzdem können wir im Garten bei Livemusik die Leckereien vom Buffet genießen. So sind wir gestärkt für den heutigen Höhepunkt, die Besichtigung der großen Inka-Stätte in Ollantaytambo. Dort angekommen findet unser Bus kaum einen Weg durch die engen Gassen und wir kaum einen Weg zur Anlage durch die Menschenmassen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwartet... Jetzt wird es anstrengend, denn die typisch aus der Inkazeit terrassenförmig angelegte Stadt fordert unsere Kraft zunächst einmal beim Aufstieg über 230 steinerne, ungleich hohe Stufen. Unterwegs legen wir immer Atempausen ein, die Jorge dafür nutzt, uns die wichtigen Details, das viele Bekannte und Unbekannte über die Zeit der Inkas zu erläutern. Wir genießen einen tollen Blick in das Heilige Tal und auf die umliegenden Berge, bei dem die Inkas teilweise sogar als Bildhauer am Fels tätig geworden sind. Apropos Bildhauer: Beim Anblick der fantastischen Terrassen und Mauern aus der Inkazeit bildet sich bei uns fast eine Anhängerschar der Theorien von Erich von Däniken. Die unglaubliche Präzision und detaillierte Bauweise der Inkas, lässt uns kurzzeitig zweifeln, ob - und vor allem wie - so etwas von Menschenhand geschaffen werden konnte. Wir sind fasziniert! Den steilen Abstieg spüren wir dann vor allem in den Knien und auf Ortsebene, inzwischen sind wir ja „nur" noch auf 2.800 Meter Höhe unterwegs, erklärt uns Jorge auch noch Vieles über die Bewässerungstechnik der Inkas, die Landwirtschaft im Allgemeinen und wir sehen einen tollen Wasseraltar. Mit diesen Eindrücken fahren wir anschließend nach Urubamba in unser Hotel, eine schöne Anlage, aber hinter verschlossenen Toren abseits der eigentlich lebhaften Straßen der kleinen Stadt gelegen. Da der Highlight-Tag morgen schon früh beginnen soll, essen noch einige im Restaurant des Hotels zu Abend und dann heißt es gute Nacht.

14. Tag, 10.10.2014: Zugfahrt nach Aguas Calientes – Machu Picchu

Heute erwartet uns einer der absoluten Höhepunkte der Reise und so sind wir hochmotiviert noch vor 7 Uhr bereit, dem Mythos Machu Picchu näher zu kommen. Mit unserem Handgepäck geht es zuerst mit dem Bus zurück nach Ollantaytambo, wo wir dann in den Zug nach Aguas Calientes umsteigen. In der Hochsaison verkehren täglich 22 Verbindungen von/nach Aguas Calientes. Wir sitzen im Waggon A, direkt hinter der Lokomotive und nachdem die Pässe und Fahrscheine kontrolliert wurden, können wir starten. Mit Hintergrundmusik aus den Anden gleiten wir vorbei an schneebedeckten Gipfeln, Stromschnellen und später durch urwüchsigen Wald. Zwischendurch wird ein kleiner Snack serviert. Durch die Panoramafenster im Dach des Waggons können wir tolle Ausblicke erhaschen und während wir immer entlang des Rio Urubamba gen Aguas Calientes fahren, bietet sich das eine oder andere Fotomotiv. Pünktlich nach 90 Minuten sind wir da und spazieren mit unserem Handgepäck zum Hotel für die kommende Nacht, wo wir dies unterstellen können, bis wir zurück sind. Und nun geht es los: Fahrt zur legendären Stadt Machu Picchu - wobei Stadt hier schon wieder falsch wäre, denn überliefert ist nur, dass der massive Berg im Hintergrund der Inkastätte Machu Picchu = alter Berg so genannt wurde. Ab Aguas Calientes verkehren permanent Shuttle-Busse zur Weltkulturerbestätte der UNESCO. Etwas waghalsig winden sich die Busse die Serpentinen hinauf bzw. hinab. Schon hier bieten sich uns spektakuläre Blicke auf die bewaldeten Hänge und endlosen Täler des Urwaldes. Nach gut 20 Minuten Fahrt erreichen wir dann endlich Machu Picchu und auch an diesem Tag spielt das Wetter mit: nicht zu heiß, aber doch sonnig, ideal für Entdeckungen.

Mythos Machu Picchu

Und dann geht es endlich los. Zuerst heißt das Passkontrolle, Ticketkontrolle und auf geht's mit Treppensteigen. Steil im Hang und unterschiedlich groß, rauben sie uns gleich von Beginn an den Atem. Aber dann ist das alles vergessen und unser Atem wird nur noch vom klassischen Anblick eines der „neuen Sieben Weltwunder" geraubt. Fasziniert schauen wir auf die damals für bis zu 900 Leute gebaute Stadt, die nie von den Spaniern und auch für die Öffentlichkeit erst 1911 entdeckt wurde. Es ist etwas schwer zu beschreiben, aber man steht einfach da und staunt - ok die Fotoapparate laufen heiß, aber ansonsten genießt man einfach diesen Anblick. Jorge treibt uns aber weiter an und weiter hinauf bis wir eine ganz ruhige Terrasse erreichen, die wir für eine Verschnaufpause, ein Gruppenbild und vielfältige Erläuterungen unseres Reiseleiters nutzen. Anschließend geht es treppab und treppauf und wir lernen die ehemalige Stadt der Inka und deren Überreste ausführlich kennen. Wir besuchen die verschiedenen Tempel, die man vermutet, Wohn- und Lagerhäuser, Grabstätten, Werkstätten, Ritualplätze, Ackerflächen, Wachhäuschen und noch vieles mehr. Überall kann Jorge uns Erklärungen geben und am Ende dürfte keine Frage unbeantwortet geblieben sein. Begleitet von einigen Gewittern in den umliegenden Tälern, die der Besichtigung erst recht einen mystischen Touch geben, sind wir so 4 (!!!) Stunden gemeinsam unterwegs. Dann muss Jorge los, da er die Gruppe heute verlässt und mit dem Zug zurückkehrt, einige begleiten ihn zum Hotel zurück, um die Strapazen der Führung etwas zu lindern. Übrig bleiben 7 Gäste - darunter mit Eva und Petra auch zwei Damen - die scheinbar noch nicht genug haben und am Nachmittag den Aufstieg zum Sonnentor auf 2.720 Meter wagen wollen, Nach der Führung nochmal 1 Stunde ordentlich bergauf auf nicht unbedingt optimalen Wanderwegen... ich weiß nicht, was mich geritten hat, hier dabei sein zu wollen. Aber wer weiß, ob man jemals nach Machu Picchu zurückkehrt. Also machen wir uns auf und kämpfen uns dem Sonnentor entgegen. Ich gebe zu, es war eine harte Wanderung und ich musste den ehemaligen Leistungsportler und dessen Kampfgeist in mir ganz schön bemühen, um nicht zwischendurch aufzugeben. In jedem Fall haben sich am Sonnentor acht glückliche Bezwinger des Weges getroffen, die mit einem trauhaften Blick auf 90 % der Gesamtanlage von Machu Picchu belohnt wurden. Leider setzte sich nun doch einer leichter Regen durch und wir traten den Rückweg an, aber über 6 Stunden im Gelände von Machu Picchu sind dann auch ausreichend. Noch schnell ein - teures - Bier aus medizinisch-isotonischen Gründen versteht sich und per Shuttlebus ging es zurück in die Stadt. Nach einer ausgiebigen Dusche und einem Abendessen oberster Güte - leider ist der Geräuschpegel im Restaurant ähnlich einer Bahnhofshalle - verschwinden wir dann schnell auf den Zimmern, um die müden Knochen zu schonen. Es bleibt aber festzuhalten: Machu Picchu ist ein absoluter Höhepunkt, sehendswert und unbedingt weiter zu empfehlen.

15. Tag, 11.10.2014: Wanderung Aguas Calientes – Huayna Picchu – Cusco

Den heutigen Tag lassen wir ganz geruhsam angehen, denn wir müssen unsere Kräfte nach dem gestrigen Tag erst wieder auftanken. Eigentlich wollte Familie Keiger heute den zweiten Beuch in Machu Picchu inklusive dem Aufstieg auf den Huayna Picchu, den „neuen Berg" wagen, doch leider verhindert der Gesundheitszustand dies. Der markante Felsen im Gebiet von Machu Picchu wäre mit einem Aufstieg von knapp 300 Metern verbunden, nur 400 Gäste pro Tag dürfen den Berg überhaupt besteigen. Die Gesundheit geht aber vor, auch wenn das verlorene Geld, welches man nicht ersetzt bekommt, schmerzt. So gehen wir alle gemeinsam auf eine reichlich vierstündige Wanderung... Diesmal allerdings entlang des Flusses Urubamba und somit auf relativ flachem Terrain. Zum einen vertreibt das den Muskelkater, zum anderen lernen wir so den Urwald noch etwas kennen. Allerdings brennt die Sonne heute teilweise unerbittlich, so dass wir auch auf dem flachen Weg zu kämpfen haben. Außerdem führt der Weg nachdem wir die Stadt verlassen haben entlang der Bahnschienen und somit auf Terrain, was nicht so schön zu laufen ist. Entlang des Flusses können wir trotzdem die wunderschöne Natur genießen und nochmals Blicke gen Machu Picchu richten, nicht ohne Stolz, was wir gestern geleistet haben. Je näher wir unserem Ziel kommen, dem Wald von Mandor mit dem gleichnamigen Wasserfall, desto (sub)tropischer wird die Luft. Dies strengt uns alle etwas an, aber wir sind ja inzwischen lauferprobt. Am Eingang zu den letzten Metern zahlen wir 10 Sol Eintritt ins Naturreservat und dann kämpfen wir uns durch tropische Pflanzen, über eine kleine Hängebrücke und entlang von Kaskaden nochmal 20 Minuten den Berg hinauf. Zum Glück lassen wir uns von einem Rinnsal nicht täuschen und gehen auch noch die letzten Meter zum Wasserfall. Eine schöne, wenn auch anstrengende Wanderung und allemal besser als im Hotel zu sitzen. Nach einer kleinen Rast starten wir dann den Rückweg nach Aguas Calientes, natürlich warten wir aber eines der üblichen kleinen Gewitter erst noch ab. Zwischendurch fahren tatsächlich Züge auf den Bahngleisen, denen wir ausweichen müssen. Erschöpft kommen wir im Hotel an wo dann jeder noch etwas Zeit hat, bevor es zum Bahnhof geht und wir die Strecke zurück nach Ollantaytambo in Angriff nehmen. Mit etwas Verspätung erwartet uns dort Elvis unser Busfahrer. Ollantaytambo wird uns als verkehrschaotischste Stadt in Erinnerung bleiben, denn wir brauchen allein 15 Minuten, um vom Parkplatz aufbrechen zu können. Anschließend geht es dann geradewegs nach Cusco, doch kurz vor der Stadt verlässt uns unser Glück und wir geraten in einen einstündigen Stau. Geschuldet ist dies in Peru vor allem der chaotischen Fahrweise der meisten, denn eine erkennbare Störung gibt es nicht. Ziemlich genervt kommen wir verspätet in Nähe des Hauptplatzes an, wo uns Alex von der Agentur schon erwartet. Einen kleinen Aufreger vorm Abendessen gibt es dann noch, als eine gemischte Gruppe von Franzosen und Niederländern unseren Bus besteigen will, in der Meinung, es wäre ihr Transfer. Nach kurzen, teils hitzigen Diskussionen gehen wir dann aber endlich vollkommen erschöpft zum Abendessen. So richtig können wir um die Zeit unser letztes Abendessen in Peru auch nicht genießen, zumal in überdimensionierter Lautstärke Musik und Tanz dargeboten wird. Nach kurzem, intensivem Essen fahren wir dann also endlich zurück in unser Hotel, wo wir schon 3 Tage zuvor gewohnt haben. Die Koffer stehen schon auf den Zimmern und so verschwinden alle ziemlich schnell.


16./17. Tag, 12./13.10. 2014: Heimreise

Trotz der späten Ankunft im Hotel haben wir alle die letzte Nacht in Peru zum Schlafen genutzt, denn nun steht uns noch unsere lange Heimreise bevor. Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir 10.30 Uhr zum Flughafen Cusco, von wo wir mit Star Peru zunächst nach Lima und somit auch erstmals seit knapp 14 Tagen auf Meeresniveau starten. Die Koffer werden nicht durchgecheckt, aber bei einem Aufenthalt von 6 Stunden bis zum Weiterflug verkürzt Koffer holen und neu einchecken die Zeit etwas. Wir verbringen also genügend Zeit auf dem Flughafen in Lima, um letzte Einkäufe zu tätigen oder sich mental auf den langen Heimflug einzustellen. Am Abend besteigen wir dann die Maschine von KLM nach Amsterdam und nach reichlich 12 Stunden Flug landen wir in der niederländischen Hauptstadt. Unsere Aufenthaltszeit ist nur kurz und so hasten wir zum nächsten Gate und fliegen zurück nach Berlin. Dort erwarten uns die Transfere, die uns nach Hause bringen.
Liebe Reisegäste, es war eine abenteuerliche, anstrengende, aber auch sehr interessante und erlebnisreiche Reise. Wir haben tolle Landschaften gesehen und viel Wissenswertes über das Leben in Peru heute, aber auch die Traditionen und das Brauchtum gerade aus den Inka-Zeiten erfahren. Und wir haben viel gelacht - es hat mir großen Spaß gemacht, Sie zu begleiten und vielleicht trifft man sich auf der einen oder anderen Reise wieder. Wenn Ihnen der Blog gefallen hat, kommentieren Sie (wenn nicht auch, wenn auch nur ungern) und bitte laden Sie auch gern eigene Fotos in der Galerie hoch. Meine nächsten Reisen führen mich nach Kolumbien, Island, Ost-USA und -Kanada sowie nach Zimbawe, vielleicht hat ja ein Leser Lust mich zu begleiten. Ihr René Wächtler

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