Reisebericht: Bahnromantik und Bergerlebnis Schweiz – Glacier– und Bernina–Express

14.06. – 22.06.2010, 9 Tage Rundreise Schweiz: Davos – Fahrt mit dem Zug des Bernina–Express – St. Moritz – Zugfahrt mit dem Glacier–Express – Zermatt – Matterhorn – Säntis


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Was gibt es Schöneres, als die Schweizer Alpen bei der Fahrt im Glacier-Express oder Bernina-Express zu erleben? Immer wieder eröffnen sich neue Ausblicke auf die Bergwelt. Ein weiterer Höhepunkt dieser Reise ist der Raclette-Abend hoch über Zermatt.
Ein Reisebericht von
Jörg Nesse
Jörg Nesse

1. Tag, 14.06.2010: Busreise Dresden – Bodensee – Davos

Über Nurnberg, Ulm und Lindau erreichen wir zunächst Österreich, die Region Vorarlberg. Nach der Passage des knapp 7 km langen Pfändertunnels bietet sich ein erster Blick auf die majestätische Bergwelt. Erst uber den Rhein hinweg, dann seinem Lauf folgend entlang der Grenze zum Furstentum Liechtenstein erreichen wir die Region „Heidiland“. Am gleichnamigen Rastplatz wird ein letzter Stopp eingelegt. Wir verlassen bei Landquart die Autobahn, der gleichnamige, aus dem Prättigau kommende Fluss gibt die weitere Richtung vor. Es beginnt die Auffahrt nach Davos. 1000 m Höhenunterschied zwischen Rhein und Ortslage sind dabei zu uberwinden. Besonders toll ist dabei die Fahrt uber die Sunnibergbrucke, eine im kuhnen Rechtsbogen uber die Landquart ausgefuhrte Konstruktion, welche seit wenigen Jahren Teil der Ortsumfahrung von Klosters ist.
In Davos angekommen, werden wir bei einem Apero im Sunstar Hotel herzlich willkommen geheißen. Ein köstliches Abendessen beschließt diesen ersten Reisetag.

2. Tag, 15.06.2010: Pontresina – Fahrt mit dem Bernina–Express – Tirano

Heute steht die Fahrt mit dem Bernina Express auf dem Programm. Unser Reisebus der Firma „Felsland Trip“ bringt uns zunächst auf den uber 2300m hohen Fluelapass. Von dort kurvenreich talwärts ins Engadin. Wild sprudelnd präsentiert sich uns der junge Inn, welcher vom Malojapass kommend das Tal prägt.
In Pontresina besteigen wir den Zug. Reservierte Plätze in Panoramawagen lassen die tunnelfreie Fahrt uber den Pass und die Talfahrt durch das Puschlav zu einem einzigartigen Erlebnis werden. Einziger Wermutstropfen; die Bergspitzen sind bei der heutigen Witterung nicht zu erkennen, zu tief hängen die Wolken. In Tirano, im italienischen Veltlin endet unsere Fahrt. Weinhänge prägen das Bild. Die 2h Aufenthalt nutzt jeder auf seine Weise; italienische Ristoranti locken, die Wallfahrtskirche will besichtigt werden, aber auch die Altstadt auf der anderen Seite der Adda hat einige imposante Palazzi zu bieten. Mit dem Bus geht es zuruck. Auf dem Weg zum Pass naturlich mit Fotostopp am beruhmten Kreisviadukt von Brusio. Auch auf der Passhöhe selbst und am Morteratschgletscher, immerhin 7km lang, pausieren wir.
Rechtzeitig zum Abendessen treffen wir am Hotel ein. Vielleicht vor dem reichhaltigen Menu noch ein paar Bahnen im hauseigenen Schwimmbad ziehen?

3. Tag, 16.06.2010: St. Moritz – Julierpass – Landwassertal

Die eine Hälfte der Gruppe nutzt den heutigen Tag individuell. Obwohl das Wetter nicht besonders gut ist, es regnet immer wieder, gibt es genugend Möglichkeiten vor Ort. Eine Auffahrt zur Schatzalp mit Besichtigung des Alpengartens, eine Zugfahrt nach Klosters, die Nutzung von Schwimmbad, Dampfbad oder Wellnessangeboten im Hotel.
Mit der anderen Hälfte geht es nach St.Moritz, bekannt fur das Champagnerklima und uber 330 Sonnentage im Jahr. So ist es wenigstens etwas Besonderes, dass es auch hier regnet.
Wir gelangen durch die neue Design Gallery in den Ort. Vorbei am Palace Hotel spazieren wir durch den Ort bis hinauf zum „Schiefen Turm“. Mit den Sportbegeisterten geht es dann noch zum Eiskanal, der Cresta Run, bzw. jener Stelle wo diese beruhmte Skeletonstrecke jedes Jahr neu modelliert wird. Als wir nach der Freizeit St. Moritz Richtung Julierpass verlassen, ist unser Resumee: Man muss schon mal hier gewesen sein, auch wenn der Ort „Sommerschlaf“ hält.
Auf dem Julierpass scheint kurzzeitig die Sonne - genau richtig fur eine Kaffeepause. Auch wenn es mit dem Sonnenschein dann schon wieder vorbei ist, die Talfahrt Richtung Tiefencastel vorbei am Maromerastausee ist schön. Herrliche Gebirgslandschaft, kleine Ortschaften mit engen Durchfahrtsstrassen und letztendlich sitzt man in unserem Bus ja auch sehr angenehm. Während wir durch das Landewassertal zum Rinerhorn fahren können wir von der Verbindungsstrasse hinab ins tiefe Tal der Landwasser schauen, der beruhmte gigantische Viadukt nimmt sich von hier oben betrachtet bescheiden aus.
Das Rinerhorn indes ist komplett in Wolken gehullt und es regnet wieder. Also zuruck zum Hotel. Wir kommen gerade recht um mit anderen Gästen und einem Teil des Personals im eigens eingerichteten „WM Studio“ das Spiel Schweiz-Spanien auf Großleinwand zu sehen. Das auch Schweizer aus sich herausgehen können erleben wir nach dem uberraschenden 1:0 Sieg ihrer Mannschaft; Stimmung im Hotel, Hupkonzert auf den Straßen - und schlagen im Ort die 18:00 Glocken nicht auch lauter?

4. Tag, 17.06.2010: Davos – Fahrt mit dem Glacier–Express – Zermatt

Heute heißt es Koffer packen und Abschied nehmen von Davos. Unser Bus fährt mit unserem Gepäck Richtung Zermatt, wir begeben uns zum Bahnhof Davos-Platz um den Glacier Express zu besteigen. Mit dem langsamsten Schnellzug der Welt werden wir heute die Schweiz durchqueren. Die Fahrt fuhrt uns zunächst Richtung Chur. Wir uberqueren zunächst das beruhmte Landwasserviadukt, einen wirklich spektakulären Bau uber den tief in die Landschaft gefrästen Fluss. Vorbei an Reichenau wo sich Vorder- und Hinterrhein vereinigen erreichen wir die Hauptstadt Graubundens. Die Weiterfahrt durch die Rheinschlucht nach Disentis erleben wir auf spezielle Weise; im Restaurantwagen ist fur uns zum Mittag eingedeckt. Köstliches Bundnerfleisch und leckerer Bergkäse mit frischem Brot in stilvoller Atmosphäre.
In Disentis Lokwechsel; die Auffahrt zum Oberalppass ist nur mittels Zahnrad / Zahnstange möglich. Die Fahrt auf uber 2000 m Höhe beeindruckt, aber auch die Talfahrt Richtung Andermatt gewährt herrliche Ausblicke. Über den Furkatunnel erreichen wir das Goms und folgen der jungen Rohne uber Brig bis nach Visp. Hier beginnt die letzte Etappe unserer Zugfahrt; nochmals steil bergan nach Zermatt. Acht Stunden Zugfahrt auf einer der beruhmtesten Bahnlinien der Welt liegen hinter uns, als wir nach kurzem Spaziergang vom Bahnhof in Zermatt das Hotel Perren erreichen. Das Gepäck steht schon in der Rezeption bereit, es wird Zeit sich aufs Abendessen vorzubereiten.

5. Tag, 18.06.2010: Zermatt – Auffahrt auf den Gornergrat

„Der fruhe Vogel fängt den Wurm“ - dieses Sprichwort soll sich heute bestätigen. Die Fruhaufsteher unter uns haben gegen 06:00 Uhr einen herrlichen Blick vom Hotel zum Matterhorn. Bei unserer gestrigen Ankunft hingen die Wolken zu tief, aber heute Morgen - phantastisch.
Nach dem Fruhstuck machen wir uns unmittelbar auf zur Gornergratbahn, um den Berg der Berge noch intensiver zu erleben. Kein Fehler wie sich zeigen sollte; wir hatten Zeit den Blick auf Matterhorn, Breithorn, Liskamm, Monte Rosa Massiv und zahlreiche weitere Viertausender zu genießen, bevor es gegen Mittag wieder komplett zuzog. Also Zeit, um bei der Talfahrt noch den einen oder anderen Zwischenausstieg einzulegen; eine kleine Wanderung oder Einkehr in einen der Berggasthöfe.
Zum Abendessen traf sich die Gruppe im Hotelrestaurant wieder. Ein umfangreiches Menü wurde serviert und die Erlebnisse des Nachmittags ausgetauscht.

6. Tag, 19.06.2010: Matterhorn Museum – Sunegga (Raclette–Abend)

Heute geht’s ins „Zermattlantis“ ein neues Museum, welches sich auf interessante, multimediale, kurzweilige Art und Weise mit der Geschichte des Ortes (speziell auch in vortouristischer Zeit), der Erstbesteigung des Matterhorns und anderen regionalen Themen auseinandersetzt.
Da das Wetter heute nicht zu weiteren Bergfahrten einlädt, schlendern wir durch Zermatt. Der Besuch des Bergsteigerfriedhofs, der Kirchen und des alten, von traditionellen Walliser Häusern geprägten Teils des Ortes lassen die Zeit schnell vergehen.
Zum Abendessen geht es zum Sunnegga paradise (2288 m), der "Sonnen-Ecken" von Zermatt, von Zermatt mit der unterirdischen Standseilbahn in nur 3 Minuten erreichbar. Von der Sonnenterasse des Restaurants hat man einen herrlichen Ausblick aufs Matterhorn - sagt man uns wir mussen es heut einfach glauben. Trotz fehlender Aussicht ist der Schweizer Raclette-Abend ein Genuss.

7. Tag, 20.06.2010: Freizeit in Zermatt – fakultativ: Brig – Wanderungen

Da es das Wetter auch heute nicht allzu gut mit uns meint, können wir auch heute leider keine Bergbahn nutzen. So fahren einige mit dem Zug nach Brig um die Stadt und das Stockalperschloss zu besichtigen. Andere unternehmen zum Teil ausgedehnte Wanderungen, zur Gornerschlucht, nach Furi,... Auch die Sauna des Hotels wird als angenehm empfunden und rege genutzt.

8. Tag, 21.06.2010: Zermatt – Schwägalp

Vor dem Fruhstuck verladen Fahrer und Reiseleiter schon die Koffer. Entspannt schlendern wir nach der letzten Mahlzeit im Hotel Perren zum Bahnhof. Der Shuttlebus bringt uns nach Täsch, von wo aus wir uber Brig und das Goms zunächst zum Grimselpass fahren. Zwischenstopps in Biel mit schöner, uralter Bausubstanz und einer sehenswerten Kirche sowie ein Aufenthalt in Gletsch, am Bahnhof der Furka Dampfbahn werden eingelegt. Den unteren Teil des Rhonegletschers im Blick geht es nochmals auf uber 2000m. Frisch gefallener Schnee lässt uns vergessen, dass heute Sommeranfang ist. Talwärts Richtung Meiringen durch das Haslital folgen wir der Aare. Welche Kraft der Fluss hat wird uns bei einem Spaziergang durch die Aareschlucht bewusst. Vorbei am Vierwaldstätter See erreichen wir uber den Zurcher See das Berghotel Schwägalp, den letzten Übernachtungsort auf dieser Reise. Hier an der Talstation zum ca.2500m hohen Säntis zu ubernachten ist schon speziell. Man kann die gigantische Felswand in aller Ruhe auf sich wirken lassen. Die Ruhe wird nur durch das Bimmeln der Kuhglocken „gestört“.

9. Tag, 22.06.2010: Schwägalp – Dresden

Mit der ersten Bergbahn geht es auf den Gipfel. Vor der Heimfahrt wollen wir uns neben dem Fruhstuck am beruhmten 6-Länder-Blick erfreuen. Aber wir mussen uns mit dem Blick aufs uppige Buffet begnugen. Während wir vor allem den verschiedenen leckeren Käsesorten zusprechen stellen wir fest; die Wettergötter waren nicht mit uns - aber vielleicht ist auch das ein Grund, die uns auf dieser Reise dennoch „erlebte“ Schweiz wieder einmal zu besuchen.

Kommentare zum Reisebericht

Hallo, Herr´Jörg Nesse, mit viel Freude und gleichzeitig nochmals ein Erinnern an die Reise haben wir so eben Ihren Reisebericht gelesen und fanden unsere gemeinsame Reise sehr gut dargestellt, wir selbst haben auch für uns einen Reisebericht geschrieben . Das dazughörige Fotobuch folgt im Winter, der Sommer wird jetzt mehr draußen erlebt. In unserem persönlichen Reisebericht haben wir uns über Ihre Darstellungen hinaus auch an unseren kompetenten, uns auf den Fahrten auch verwöhnenden Reiseleiter Jörg und den netten Busfahrer Rene, die netten Leute aus der Reisegruppe erinnert. Wir denken voll Feude an diese schöne erlebnisreiche Reise zurück, auch wenn uns die Wettergötter nicht immer hold waren - wir sahen das Matterhorn!!! und haben alle das Beste aus der Situation der unterschiedlichen Wetterphasen gemacht.Sicher werden wir die Schweiz nochmals an anderer Stelle besichtigen. Danke für Ihren Bericht, bleiben sie weiterhin so ein kompetenter Reiseleite und gesund. freundlichst Irene und Wolfgang Strübing

Irene und Wolfgang Strübing
08.07.2010