Reisebericht: Singlereise Usbekistan – zwischen Orient und Seidenstraße

17.10. – 26.10.2016, 10 Tage Rundreise in Zentralasien für Singles & Alleinreisende mit Taschkent – Chiwa – Buchara – Schachrisabs – Samarkand


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Blaue Kuppeln lechtend in der Sonne. Dieses Bild hat man im Kopf bei USBEKISTAN, oder? Das Schönste an einer Reise aber ist, wenn man sich als Gast willkommen fühlt. So wie hier - in Usbekistan.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

1. Tag: Montag, 17.10.2016 Reise nach Usbekistan

Von Berlin und Leipzig geht es diesmal los. Später treffen wir uns in Istanbul. Noch einmal vier Stunden Flug und schon sind wir da. Verkürzt wird die Zeit von Turkish Airlines mit Videos und gutem Essen und Trinken. Zur Einreise müssen wir uns an der Passkontrolle anstellen. Es geht, nicht schnell, aber auch nicht dramatisch langsam. Das fühlt sich nur so an, weil wir müde sind. Anschließend füllen wir die Einreiseformulare aus, in zweifacher Ausfertigung, und nicht ganz immer zur vollsten Zufriedenheit des Kontrolleurs. Aber er ist nett zu uns, wir dürfen nachtragen, was fehlt und fertig.

2. Tag: Dienstag, 18.10.2016 Taschkent

Zika erwartet uns am Ausgang. Es ist acht Uhr morgens. Geschlafen haben wir seit gestern gefühlte null Stunden. Also erstmal ins Hotel, einchecken und schlafen. Es besteht auch die Möglichkeit ein kleines bescheidenes Frühstück im Hotel einzunehmen. Um zwölf treffen wir uns in der Lobby. Inzwischen regnet es wie aus Kannen. Es ist kalt. Aber unser Taschkent-Programm ruft. Taschkent ist die Hauptstadt von Usbekistan. Im April 1966 wurde die Stadt durch ein Erdbeben zu großen Teilen zerstört. Aus allen Teilen der damaligen Sowjetunion kamen Freiwillige, die beim Aufbau der Stadt halfen. Viele von ihnen blieben gleich anschließend dort wohnen. Seit der Unabhängigkeit Usbekistans, 1991, ist Taschkent weiterhin die Hauptstadt des Landes. Uns führt der Weg zum Hast-Imam-Komplex. Hier befindet sich Taschkents religiöses Zentrum. Auf dem großen Platz dominiert die Barak-Khan-Medrese, neben der sich auf der einen Seite zwei Minarette und auf der anderen Seite die Hasrati-Imam-Moschee befinden. Die Moschee wurde 2007 in traditionellem Stil erbaut. Eigentlich dürfen wir sie nicht betreten, denn hier wird gleich eine Delegation erwartet. Aber Zika setzt sich durch und schleust uns hinein. Ein riesiger Saal, der Boden komplett mit einem Gebetsteppich bedeckt. Na hier möchte ich mal Mäuschen sein, wenn es voll ist. Schnell müssen wir die Moschee wieder verlassen und gehen zum Kaffa-Schaschi-Mausoleum. Hier ist der Stadtheilige Kaffal al Schaschi beigesetzt. Vor dem Mausoleum sind noch einige andere Gräber zu sehen, denn es bedeutete Glück, in der Nähe eines Heiligen begraben zu werden. Wir müssen uns jetzt unbedingt aufwärmen und so geht Zika mit uns in ein Einkaufszentrum, in dem man auch Tee oder Kaffee trinken kann. Der Versuch, Schuhe zu kaufen, scheitert grandios. Wenigstens gibt es eine Toilette, die jedoch nicht allen behagt, ihr wisst schon, was ich meine. Schnell fahren wir zum Hotel City Palace, um uns wärmer anzuziehen und persönliche Dinge zu erledigen, dann geht es zur Kukedasch-Medrese. Diese wurde 1551-1575 errichtet. Noch heute werden Schüler hier unterrichtet. Wir besuchen die Kaligraphie-Klasse, wo uns ein Meister kurz in dieses Kunsthandwerk einführt. Unser nächster Besuch gilt dem Bazar. Auch hier sind die Menschen dem heutigen unschönen Wetter ausgeliefert. Es ist kalt und viele frieren. Trotzdem werden wir an den Ständen freundlich begrüßt und nach unserem woher und wohin befragt. Eine Stunde nehmen wir uns Zeit zwischen verschiedenen Reissorten, halben Schweinen, Gewürzen, Obst und Gemüse zu spazieren. Nun ist eine Fahrt mit der einzigen zentral-asiatischen U-Bahn vorgesehen. Fotografieren dürfen wir nichts, nicht mal das große M. Schade. Denn die Bahnhöfe wären es wirklich wert, einer ist schöner als der andere. Nicht so prunkvoll wie in Moskau, aber liebevoll thematisch gestaltet. Vom Kosmonautenbahnhof fahren wir zur Tiumr-Station, wo unser Bus auf uns wartet und uns ins Hotel bringt. Nach einer halben Stunde treffen wir uns schon wieder in der Lobby. Ein leckeres Abendessen im Restaurant Piligrim mit folkloristischer Unterhaltung, rundet das heutige Tagesprogramm ab.

3. Tag: Mittwoch, 19.10.2016 Chiwa

Nicht euer Ernst, oder? Fünf Uhr Wecken??? Definitiv zu früh. Halb sechs gibt's ein kleines Frühstück, um sechs sitzen wir im Bus. Keine halbe Stunde bis zum Flughafen. Es ist nicht voll hier. Gepäckkontrolle, einchecken, alles easy. Zehn vor acht sollen wir fliegen. Draußen wabert Nebel. Das führt zu einer Verspätung von ca. anderthalb Stunden. Wir fliegen mit einer IL114, einer Propellermaschine. Man sitzt eigentlich ganz bequem, also der Sitzabstand ist recht komfortabel. Es gibt ein Getränk zur Überbrückung der Wartezeit (für die, die noch nicht wieder im Tiefschlaf liegen), später ein Brötchen mit Käse und noch ein Getränk. Statt einer Stunde zehn benötigen wir fast zwei. Warum, wissen wir nicht. Gegen zwölf landen wir in Urgentsch, der Hauptstadt von Choresmien. Wir fahren durch neu erbaute Straßen, die von modernen Häusern flankiert sind. Sieht nett aus. Unser Ziel ist aber Chiwa (sprich Hiwa), das wir nach einer knappen Stunde erreichen. Wir beziehen unser Hotel und beginnen mit den ersten Besichtigungen. Auf dem Weg zur Zirkusfamilie begegnen wir mehreren Brautpaaren. Die Bräute sind wundervoll in weiß gekleidet, umringt von ihren Familien, Musikanten und Fotografen. Die Zirkusfamilie finden wir im zweiten Hof der Mohammed-Rahim-Khan-Medrese. Zwei Männer führen Kunststückchen auf dem Seil vor. Höhepunkt ist die Einbeziehung eines dreijährigen Mädchens, das in süßer Weise dabei ist. Im Anschluss an die Vorführung besichtigen wir die Räume der Medrese, wo Alltagsgegenstände und alte Bücher und Schriften ausgestellt sind. Zum Mittagessen kehren wir in eine Teestube ein. Als Vorspeise gibt es verschiedene Salate und Suppen, zum Hauptgang gefüllte Paprikaschoten oder Plow, das usbekische Nationalgericht. Alle werden satt. Wir setzen unseren Spaziergang fort. Vorbei am Denkmal für Al-Choresmi, der die Ziffer Null in das arabische und europäische Rechensystem eingeführt hat. Von seinem Namen stammt der Begriff Algorithmus ab. Das 28 Meter hohe Minarett Kaltar Minor leuchtet im Sonnenlicht. Kaltar Minor wird auch das Kurze Minarett genannt. Der Sage nach sollte es das höchste Minarett aller Zeiten werden. Dennoch wurden 1855 die Bauarbeiten plötzlich eingestellt. Über die Gründe gibt es verschiedene Geschichten. Eine hat uns Zika erzählt. Der Khan wollte nicht, dass die Muezzins Einblick in seinen Harem bekommen und stoppte den Bau. Oder, was Zika nicht erzählte: der Khan wollte den Baumeister umbringen, damit er nicht noch einmal so etwas Schönes bauen kann. Der Baumeister bekam davon Wind, verwandelte sich in eine Taube und flog davon. Oder: der Baumeister war mit dem verfeindeten Emir von Buchara verbündet und wurde vom Khan aus Wut darüber vom Minarett gestoßen, bis er zu Tode kam. Wahrscheinlich ist, dass der Bau aufgegeben wurde, weil andere Dinge (Kriege) wichtiger wurden und der Auftraggeber verstorben ist. Die Dschuma-Moschee, die wir anschließend besuchen, ist eines der ältesten Bauwerke der Stadt. 250 Säulen halten ein flaches Dach. Die ältesten Säulen stammen aus dem 10. Jahrhundert. Wir spazieren weiter durch die Straßen von Chiwa, die inzwischen von der untergehenden Sonne golden beleuchtet werden. Wir klettern auf das Dach einer Zitadelle und genießen den Ausblick. Wir kehren in einer gemütlichen Teestube ein und/oder flanieren noch einmal durch die Straßen mit ihren Ständen voll mit Pelzmützen, Tüchern und ortsüblichen Püppchen. Es ist gemütlich hier. Im Restaurant Zerafshan sollen wir heute unter freiem Himmel unser Abendessen einnehmen. Na, das wird wohl nichts. Kaum ist die Sonne weg, wird es wieder bitter kalt. Im Inneren des Restaurants ist es aber gemütlich und wir lassen uns Salate, Suppe, grüne Nudeln und die leckere Melone schmecken.

4. Tag: Donnerstag, 20.10.2016 Chiwa – Buchara

Gemütlich gibt es Frühstück zwischen sieben und neun. Die Fotografen sind natürlich zeitig unterwegs und werden mit traumhaften Motiven belohnt. Eine Stadt, die erwacht, keine Touris... Die anderen schlafen aus, frühstücken und steigen um neun in den Bus. Eine lange Fahrt liegt vor uns. Zunächst geht es zurück nach Urgentsch, dann nach Beruni. Wir überqueren den Fluss Amudarja, den wir fotografieren dürfen, die Brücke, die wir überqueren, aber nicht. Jetzt geht es schnurgeradeaus nach Süd-Osten. Quer durch die Wüste. WC gibt es nicht, nur Buschpause. Als der Amurdaja einmal etwas näherkommt und wir nach Turkmenistan schauen können, legen wir eine Foto-, Buschpause ein. Zika und unser Busfahrer kochen Kaffee und Tee und kredenzen uns Kekse und Schokolade. Weiter geht's. Mittags halten wir bei Wyshka Nr. 2. Hier nehmen wir unser Picknick ein, das fleißige Hände im Hotel in Lunchpakete verpackt haben. Zur Verdauung gibt es Wodka. Und nun weiter geradeaus. Ein Schläfchen darf sein. Zika erzählt uns inzwischen usbekische Märchen und zeigt uns Bilder von Wüstenblumen. Kurz vor Buchara halten wir an einem Baumwollfeld. Es ist, wie fast alle, bereits abgeerntet, aber für Fotos ist noch genügend Material da. Halb sechs erreichen wir unser Hotel. Es liegt direkt an der Altstadt. Uns bleibt ein kleines Stündchen, um die Zimmer zu sortieren, uns frisch zu machen oder auf erste Fotojagd zu gehen. Dann treffen wir uns zum Abendessen. Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir das gemütliche Restaurant. Wieder gibt es Rote-Beete- und Auberginen-Salat. Frisch gegrilltes Hähnchen mit Reis und eine süße Nachspeise.

5.Tag: Freitag, 21.10.2016 Buchara

An Hodscha Nasreddin vorbei spazieren wir zu unserem Bus. Ziel ist heute Vormittag als erstes das Samaniden-Mausoleum. Es ist vor allem deshalb einzigartig, weil es eines der wenigen Baudenkmäler ist, das nicht der Zerstörungswut der Mongolen unter Führung von Dschingis Khan entging. Es wurde im Jahr 900 von Ismail ibn Ahamd für seinen Vater errichtet. Dieser wurde verehrt, weil er Arabisch anstelle von Persisch zur Amtssprache machte. Während seiner Herrscherzeit machte er sich nicht nur Freunde, was letztendlich dazu führte, dass er keines natürlichen Todes starb. Das Mausoleum ist ein großer Steinwürfel aus Backsteinen. Diese wurde unterschiedlich angeordnet, woraus sich ein Muster ergab. Im Mausoleum befindet sich eine steinerne Grabstätte, in der drei Familienmitglieder von ibn Ahmad beigesetzt sind. Heute lehnen diverse Bücher an das Grabmal, die hier an Touristen verkauft werden. Wir spazieren weiter, an einem Wasserbecken vorbei, aus dem in früher Zeit die Bewohner Bucharas mit Trinkwasser versorgt wurden. Das Wasser war nicht gereinigt, was dazu führte, dass tausende Menschen erkrankten. Die Regierung musste eingreifen. Die Wasserbecken wurden ausgetrocknet und das Wasser in Tanks gelagert. Nun kommen wir zu den Überresten der alten Stadtmauer. Dahinter befindet sich der Bazar. Wir schlendern durch die Abteilungen, kosten Käse, kaufen Honig und allerlei Süßigkeiten. Anschließend besuchen wir das Chashma-Alyub-Mausoleum, das durch seine verschiedenen Kuppelchen auffällt. Gegenüber befindet sich ein Monument, das an das zweitwichtigste Buch des Islams nach dem Koran erinnert. Das Bolo-Chaus-Ensemble, welches wir als nächstes besuchen, besteht aus der Bolo-Chaus-Moschee, einem achteckigen Wasserbecken und einem kleinen Minarett. Vor dem Eingang der Moschee befinden 20 schön geschnitzte Holzsäuen, die das Vordach tragen. Aus der richtigen Perspektive spiegeln sich die zwanzig Säulen im Wasser des Beckens, so dass man vierzig Säulen zählen kann. Vierzig ist eine Glückszahl in Usbekistan. Wir besichtigen die Moschee von Innen und für einen kleinen Obulus wird uns sogar das Licht angeschaltet. Unser nächster Besuch gilt der Festung Ark, die sich auf einem kleinen Hügel, etwas außerhalb der Altstadt, befindet. Bis ins 20. Jahrhundert war sie Palast und Regierungssitz der Herrscher von Buchara. 1920 wurde die Festung von der Roten Armee eingenommen. Der letzte Emir von Buchara verließ die Festung durch einen unterirdischen Gang und verbrachte den Rest seines Lebens im Exil. Seine Schätze wurden auf 48 Eisenbahnwaggons verladen und verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Bevor der Emir die Flucht ergriff, soll es ihm gelungen sein, einen Teil seiner Schätze mit einer Karawane in die Wüste zu schicken. Aber auch diese sind bis heute spurlos verschwunden. Am Nachmittag besuchen wir den Kalon-Komplex. Zunächst kommen wir am Kalon-Minarett vorbei. Es ist fast fünfzig Meter hoch und Bucharas bekanntestes Wahrzeichen. Das Minarett stammt ebenfalls aus vormongolischer Zeit. 1127 wurde es erbaut. An seiner Stelle stand vorher ein anderes Minarett, was vermutlich wegen bautechnischer Unkenntnisse einstürzte. Am höchsten Punkt des Minaretts konnten mehrere Muezzins gleichzeitig in verschiedenen Richtungen zum Gebet rufen. Bis 1848 wurde die Minarettspitze auch dazu genutzt, verurteilte Verbrecher, die in einen Sack gesteckt wurden, publikumswirksam hinunterzuwerfen und damit die Todesstrafe zu vollstrecken. Wir besuchen die Kalon-Moschee, die in grauer Vorzeit bis zu 12.000 Gläubigen Platz bot. Heute kommen nur noch drei- bis vierhundert am Freitag zum Gebet. Ein weiteres Gebäude der Anlage, ist die Mir-i-Arab-Medrese, die 1535 erbaut wurde und noch heute zu den aktiven Medresen des Landes gehört. Nun ist endlich Shopping-Zeit. Wir besuchen den Messerschmied, den Miniaturen-Maler, das Silberschmuck-Geschäft und diverse Stände, an denen Tücher, Mützen, Taschen und Souvenirs zum Verkauf angeboten werden. Frohgelaunt, mit vollen Tüten und leeren Geldbörsen gelangen wir zum Hotel. Ein kleines Stündchen zum Frischmachen und es geht zum Abendessen. Im Hof einer Medrese speisen wir unter freiem Himmel bei ca. 10 Grad Außentemperatur, aber mit großartiger Folkloredarbietung und Modenschau.

6.Tag: Sonnabend, 22.10.2016 Buchara und Umgebung

Ein ereignisreicher und auch anstrengender Tag geht zu Ende. Ich bin satt vom guten und vielen Essen und müde, aber ein Rückblick auf den Tag muss noch sein. Am Vormittag besuchen wir den Nakschbandi-Komplex. Das Mausoleum für Nakschband wurde in den 90er Jahren zu seinem 675. Geburtstag mit der Unterstützung türkischer Sufis restauriert. Vom Haupteingang kommen wir inn einen großen Innenhof. Hier befindet sich ein Wasserbecken und ringsherum Kolonaden. Auf einem Marmorpodest steht ein Fahnenmast mit einem stilisierten Granatapfel und einem Rosshaarwimpel. Im nächsten Hof liegt ein alter Maulbeerbaumstamm, der demjenigen Glück bringt, der es schafft, sich ein Stückchen von ihm mitzunehmen. Der Stamm ist glatt und hart wie Stahl, niemand kann hier mehr ein Stückchen abbrechen. Dafür dient der Stamm als beliebtes Fotoobjekt sowohl für Einheimische als auch für Touris. In der Anlage sind viele fleißige Hände unterwegs, die dafür sorgen, dass alles schön sauber bleibt. Wir kommen zu einer Küche, in der heute Essen für Bedürftige zubereitet wird. Die Frauen, die damit beschäftigt sind, lassen sich von uns nicht stören und auch gern fotografieren. Wir fahren zum Sommerpalast des letzten Emirs von Buchara. Am Eingang breiten pfiffige Verkäuferinnen riesige bestickte Decken aus, die wir für 10 € erwerben sollen. Wir aber haben ein kulturelles Anliegen und besuchen die exquisit ausgestatteten Prunkräume, die einen Einblick in das luxuriöse Leben der damaligen Herrscher erlauben. Auf dem Weg zum Ausgang kommen wir an einem Miniatur-Maler vorbei, der uns nicht nur seine schönen Bilder verkauft, sondern diese auch persönlich signiert und sich mit den Käufern fotografieren lässt. Weiter geht es nach Tschor-Bakr. Dies ist eine drei Hektar große Nekropole, also ein Friedhof. Tschor heißt vier und Bakr ist ein Familienname. Die vier Brüder Bakr fanden hier Ende des 10. Jahrhunderts ihre letzte Ruhestätte. Die Moschee können wir nicht besuchen, da hier gerade das Mittagsgebet vorbereitet wird. Wir fahren zur Chor-Minor-Medrese, die mit ihren vier blauen Kuppelchen sehr ansehnlich ist. Sie wurde von einem turkmenischen Baumeister erbaut, nach dem sie nicht benannt werden durfte. Dafür hat er aber jeden einzelnen Turm entsprechend der Persönlichkeit seiner vier Töchter gestaltet. Ein kleiner Souvenirstand lockt die Kaufwilligen und es entzündet sich eine Diskussion darüber, ob die zur Verfügung stehende Zeit zwischen Freizeit und Shopping sowie Kultur gerecht verteilt ist. Wir fahren zum Mittagessen, das wir heute bei einer Familie einnehmen, die sich professionell mit Susanna-Stickerei beschäftigt. Nach einem ausreichenden Mahl aus Salat und Suppe wird uns das alte Handwerk vorgestellt und entsprechende Produkte präsentiert. Wieder einmal werden einige fündig und deren Koffer ein paar Gramm schwerer. Oh Gott, es ist halb zwölf, ich müsste mal langsam ins Bett, aber den Nachmittag zu beschreiben, schaffe ich noch. Also: nach dem Mittagessen besuchen wir die Synagoge von Buchara. Was wir dort erlebt haben, erzähle ich nicht. Könnte als antisemitisch ausgelegt werden. Ihr ward ja dabei und wisst, wie es dort aussah und wie der Typ sich benommen hat. (Alle Klischees zu Juden wurden hier bedauerlicherweise bedient). Widmen wir uns den anderen Erlebnissen des Nachmittags. Acht Damen haben beschlossen, einen Hamam zu besuchen. In unseren Köpfen spukt die Vorstellung von einem gemütlichen Wellness-Nachmittag. Weit gefehlt. Der Hamam ist über fünfhundert Jahre alt und das sieht man auch. Wir werden bereits erwartet. Durch ein steinernes Tor betreten wir das Etablissement. Wir werden freundlich begrüßt. Die Chefin führt uns in einen Raum, wo wir gebeten werden, bis auf die Unterwäsche alles auszuziehen. In Hemd und Schlüpfer durchqueren wir die nächsten Räume, bis wir angehalten werden, nunmehr auch den Rest der Bekleidung abzulegen. Dann betreten wir den Sauna-Raum. Wir legen uns auf Geheiß nebeneinander flach auf den harten Steinfußboden. Wer Glück hat, bekommt als Erstes sein Seidenhandschuhpeeling, die Waschung und die Massage. Andere müssen länger warten. So wie vor fünfhundert Jahren. Hier konnten sich fünfzig bis sechzig Frauen gleichzeitig aufhalten und darauf warten, gewaschen zu werden. Während dieser Zeit wurden Neuigkeiten ausgetauscht und der neuste Klatsch verbreitet. Schwangere Frauen und Frauen nach der Entbindung hatten eigene Räume. Wir nehmen hier also an einem jahrhundertealtem Ritual teil, ganz authentisch.

7. Tag: Sonntag, 23.10.2016 Wir sind Helden

Denn außer uns traut es sich keiner, den Weg nach Schahrisabs auf sich zu nehmen. Normalerweise liegt Schahrisabs auf dem Weg nach Samarkand, jedoch ist eine Brücke wegen Altersschwäche bei einer Überschwemmung marode geworden und wir bzw. Busse dürfen die Brücke nicht mehr überqueren. Das bedeutet, dass wir 270 Kilometer nach Samarkand fahren und von dort 170 Kilometer nach Schahrisabs und wieder zurück. Wir werden und halb sechs geweckt und fahren um sieben los. Mittags um zwei sind wir in Schahrisabs. Wir sind ziemlich malade. Zunächst kehren wir bei einer Bauernfamilie zum Mittagessen ein. Beliebtes Fotoobjekt im Garten ist ein Strauch mit zwei Granatäpfeln. Nun besuchen wir die Hinterlassenschaften des usbekischen Volkshelden Timur. Zunächst geht es zum Weißen Palast, wobei WEISS hier nicht für die Farbe steht, sondern als ehrender Zusatz verwendet wird. Wir sehen Teile des Portals, die noch heute die ehemalige Pracht erahnen lassen. Alles war aufwendig mit blauen Mosaiken dekoriert. Der Palast war ein Großprojekt, das sich über mehrere Jahrzehnte hinzog und wahrscheinlich nicht abgeschlossen wurde. Nach gründlicher Bewunderung setzen wir unseren Spaziergang fort. Wir kommen am Denkmal vom großen Timur vorbei, das sich direkt vor dem Palast befindet. Von Weitem ist jetzt schon die blaue Kuppel der Kok-Gumbas-Moschee zu sehen. Im Innern der Moschee sind wundervolle Malereien zu sehen, an denen man chinesische Einflüsse erkennen kann. Wir flanieren weiter durch eine neu angelegte Parkanlage, die zum 860. Geburtstag von Timur im nächsten Jahr fertig werden soll. Schon jetzt ist zu sehen, wie schön es hier zukünftig sein wird. In der Mitte viele Springbrunnen, rechts und links viele Läden, die bald den Touristen das Geld aus den Taschen ziehen werden. Nun müssen wir aber aufbrechen, denn wir fahren nach Samarkand zurück. Unterwegs gibt es noch einen Stopp bei einer Bauernfamilie, die sich mit Teppichknüpferei ihr Geld verdient. Sie laden zu Tee und dunklem Brot ein und präsentieren uns ihre Stücke. Touristengröße und Touristenpreise (also erschwinglich) verleiten dazu, das eine oder andere Stückchen zu erwerben. In Samarkand ist es dunkel als wir ankommen. Wir essen heute im Hotel, weil der Tag so anstrengend war, wollten wir nicht noch in ein Restaurant fahren. Leider erweist sich die Küche des Hauses, dem sonst prächtigen Hotel nicht würdig. Die Salate schmecken so la la, der Reis ist pur, das Fleisch hart und fast ungenießbar. Wir reklamieren beim Chefkellner, er entschuldigt sich und lässt uns Omelett bringen, das wir aus Höflichkeit dann essen (eigentlich sind wir ja satt). Schade.

8. Tag: Montag, 24.10.2016 Samarkand – ein ereignisreicher Tag

Am Vormittag besuchen wir den Gur-Emir-Komplex. Hierzu gehört die Gur-Emir-Moschee, die Grabstätte des großen Volkshelden Timur. Sie wurde 1403 bis 1404 errichtet und ist besonders wegen ihrer melonenförmigen Kuppel bekannt. Nach ausgiebiger Besichtigung gilt nun unsere Aufmerksamkeit dem Registanplatz. Dieser ist umgeben von restaurierten Medresen, in denen das Handelsleben tobt. In einem Shop treffen wir auf einen Mann, den wir aus der Usbekistan-Reportage kennen. Wir haben reichlich Zeit, unsere Summ an den Mann zu bringen. Nach dem Mittagessen fahren wir zum Atelier der Künstlerin Valentina Romanenko. Die Modenschau ist toll, nur die Gastgeberin ist muffelig und wir fühlen uns nicht gut aufgenommen. So kann sie auch kein Geschäft mit uns machen. Anschließend fahren wir in die Weinkellerei Khovrenko. Der Tisch ist gedeckt, doch bevor wir kosten dürfen, werden wir durch das kleine Museum geführt. Seit 1868 werden hier Weine gesammelt. Wir beginnen die Verkostung mit einem trockenen Weißwein, gefolgt von zwei trockenen Rotweinen. Anschließend wird es immer süßer und endet mit einem Kognac und einem Kräuter. Zum Schluss sind viele Gläser noch voll. Wir haben es hier wohl nicht mit vielen Weinliebhabern zu tun. Nun wartet noch das Kostümtheater auf uns. Wir kommen ein bisschen zu spät und müssen uns in den kleinen Saal schleichen. In den schönsten glitzernden Kostümen wird hier getanzt. Eine Hochzeit wird gespielt, wir kennen die Rituale, Zita hat sie uns ausführlich vorgestellt. Nach einer Stunde ist der Spaß vorbei und wir fahren zum letzten Programmpunkt für heute - zum Abendessen bei einer Familie. Der Tisch biegt sich unter dem Gewicht der leckeren Speisen. Zum Hauptgang gibt es traditionellen Plow. Gut gesättigt steigen wir zu Umir in den Bus. Obwohl wir reichlich geschafft sind, freuen wir uns, dass Umir für uns im illuminierten Samarkand noch Fotostopps einlegt.

9. Tag: Dienstag, 25.10.2016 Samarkand – Taschkent

Wir können ausschlafen, es geht erst um zehn los. Wir fahren zur Seidenpapierfabrik Koni Ghil Meros. Wir lernen, wie aufwendig es ist, aus den Zweigen des Maulbeerbaums, Seidenpapier herzustellen. Außer Papier werden hier auch einige Souvenire angeboten, wie Tüten, Kalender, Masken und Püppchen - alles aus Seidenpapier. Nun fahren wir zur Bibi Hanim Moschee, dem größten Projekt von Timur. Dieser hatte nach einem Besuch in Indien, den Plan, die größte und prächtigste Freitagsmoschee seines gesamten Reiches zu errichten. Beeindruckend ist das Bauwerk noch heute. Wir aber lieben die Begegnung mit den Menschen, vor allem den usbekischen Frauen, deren bunte Gewänder wir immer wieder bewundern. Eine Gruppe einheimischer Frauen fällt uns „zum Opfer". Natürlich fragen wir vorher, ob sie sich mit uns fotografieren lassen. Sie scheinen etwas verwundert, haben aber nichts dagegen. Ein tolles Erinnerungsfoto entsteht. Kurz danach erleben wir die gleiche Geschichte, nur umgekehrt. Eine junge Usbekin möchte sich unbedingt mit unserer Gruppe fotografieren lassen. Na klar machen wir da mit. Wir bummeln über den naheliegenden Bazar und kaufen nochmals Tücher, Gewürze und andere Andenken. Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Schnellzug nach Taschkent. Nach zwei Stunden treffen wir Umid, der uns am Bahnhof abholt. Unser Abendessen nehmen wir heute in einer kirgisischen Jurte ein. In der Mitte flackert ein Feuer, das eine wohlige Wärme erzeugt. Zum Hauptgang gibt es ein typisch kirgisisches Essen, dass sich „Fünf-Finger" nennt und aus gekochtem Nudelteig mit Rindfleischstückchen besteht. Spät kommen wir im Hotel City Palace an. Hier hatten wir in unserer ersten Nacht etwas Pech mit den Zimmern, was das Management wieder gut machen will, in dem wir heute in großen luxuriösen Suiten übernachten dürfen.

10. Tag: Mittwoch, 26.10.2016 Heimflug

Früh müssen wir raus. Halb fünf gibt es Kaffee und Tee und Lunchpakete. Rechtzeitig sind wir am Flughafen, geben die Koffer auf, checken ein und stellen uns der Passkontrolle. Über Istanbul geht es zurück nach Leipzig und Berlin.
Meine lieben Reisefreunde, nun ist es geschafft. Fotogalerie und Reisebericht stehen Euch zur Verfügung. Mir bleibt nur, DANKE zu sagen, für diese schöne Reise, die ich mit Euch unternehmen durfte. Danke auch für die Versorgung mit Pillen und Taschentücher beim Kampf gegen meine Erkältung. Ich wünsche Euch vor allem Gesundheit und freue mich auf ein Wiedersehen. Macht's gut! Eure Reisebegleiterin Sabine

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für dieses gelungene Reisetagebuch und die wunderbaren Bilder. Man kann jeden Tag noch einmal erleben und manch eine Situation zaubert im Nachhinein ein Lächeln der Erinnerung ins Gesicht. Es war eine ganz tolle Reise. Wir haben wirklich sehr viel gesehen und gelernt. Märchenhafte Moscheen und Medresen konnten bewundert, außergewöhnliche Landschaften bestaunt usbekisches Treiben erlebt werden.
Schön wäre ein nicht ganz so straffer Zeitplan gewesen, denn leider war fast keine Zeit, mit den gastfreundlichen Usbeken mal auf eigene Faust und allein in Kontakt zu kommen, zu handeln oder nur zu schatzen (mit unseren Rest Schul-Russisch-Kenntnissen)
Ganz doll DANKE an unsere großartige Reisebegleiterin Sabine. Freundlich, ruhig, ausgeglichen, immer präsent und für uns da. Jedes "große" Problem wurde umgehend und lächelnd gelöst. Es bleibt nur, nochmals ganz lieben Dank zu sagen und sich auf die nächste Reise mit Sabine zu freuen.

Esther
29.11.2016