Kunst & Kultur

Rocamadour in Frankreich – das legendäre Schwert im Stein

Von Dr. Michael Krause, 20.03.2020
Schwert von Rocamadour in Frankreich – © Eberhardt TRAVEL - Michael Krause
Die Geschichte von König Artus und seinem zauberkräftigen Schwert Excalibur ist wohl jedem bekannt. Sie gehört zu den mittelalterlichen Sagen und hat ihren Ursprung wohl in Legenden aus der Völkerwanderungszeit. Der Sage nach hatte der sterbende König Uther das Schwert in einen Fels gestoßen und nur der wahre Anführer der Briten – Artus eben – konnte es herausziehen. In vielen keltischen Gegenden

Auf unseren Reisen in den Südwesten Frankreichs, ins Dordogne-Tal und die für ihre leiblichen Genüsse bekannte Landschaft des Perigord kann man tatsächlich den Ursprung für eine solche Legende besuchen. Hier, im mittelalterlich erhaltenen Felsenort Rocamadour, der sich höchst malerisch an eine Steilklippe des Alzou-Tales schmiegt, finden sich Sehenswürdigkeiten auf drei Etagen der Felslandschaft.

In der mittleren Ebene drängen sich allein sieben Gotteshäuser und bilden den Kern des im Mittelalter höchst bedeutenden Wallfahrtsortes, der seit 1998 als Teil des historischen Jakobsweges auf der Liste des französischen UNESCO-Weltkulturerbes steht. Und genau hier – gut sichtbar in einem Spalt – steckt tatsächlich zwischen den Kirchen ein legendäres Schwert in der Felswand.

Es ist zwar nicht das Excalibur von König Artus, aber man sagt, diese Waffe hier habe ein Engel Karl dem Großen übergeben, damit es sein tapferster Gefolgsmann im Kampf tragen solle. In seinem Heft seien Reliquien berühmter Heiliger verborgen, die ihm Unverwundbarkeit zusichern und den Sieg garantieren sollten. Wie die meisten berühmten Schwerter aus Sagen und Heldenliedern trägt auch dieses einen Namen – auf altfranzösisch heißt es "Durendal". Kein Geringerer als der in der nordischen Mythologie als kunstvollster aller Schmiede beschriebene Wieland – der im altfranzösischen Heldenlied "Guallant" heißt – soll es gefertigt haben.

Karl der Große übergab das geheimnisvolle Schwert seinem Paladin und Leibwächter Roland, über den es mit dem "Rolandslied" einen eigenen Sagenkreis gibt. Viele Jahre bescherte es ihm Siege über alle Feinde und es gelang ihm oft, auch des Königs Leben zu retten. Als aber Roland nach einer verlorenen Schlacht beim Decken der Nachhut in eine aussichtlose Situation geriet und von Feinden umzingelt war, wollte er Durendal zerstören. Er wollte es an einem Felsen zerschlagen, aber die Wunderwaffe spaltete den Stein und der Held schlug eine heute noch "Rolandsbresche" genannte, etwa 40 Meter tiefe Felsenschlucht in die Pyrenäen. Da Durendal nicht zerbrach, schleuderte Roland es weit über Wälder und Berge durch die Luft, bis es in der Steilklippe von Rocamadour stecken blieb, wo man es heute noch sehen kann …

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Kommentare zum Reise+Blog

Wie alt ist die Legende vom Schwert in der Felswand? Im Rolandslied verdeckt er das Schwert mit seinem schließlich leblosen Körper. Würde mich sehr freuen, hierauf eine Antwort zu bekommen.

Uwe
24.06.2024

Lieber Uwe,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Die Erzählung stammt aus dem in altfranzösischer Sprache verfassten Rolandslied, einem der ältesten Versepen Europas, das um 1100 niedergeschrieben wurde. Erzählt wird hier die Geschichte des legendären Ritters Roland (frz, Rolande, lat./ital. Orland(o), dem bedeutendsten Helden und wohl auch Herold am Hof Karls des Großen.
Der Stoff ist wahrscheinlich älter, er könnte aus der Zeit des 8. Jh. stammen, denn er nimmt Bezug auf die Kämpfe der Franken gegen die Muslime (Sarazenen) schon unter Karls Großvater Karl Martell. (bedeutendste Schlachten 731/32 und 778) Tatsächlich wurden hier jedoch einige der Geschichten über Karl Martell und seinen Enkel, Karl den Großen und seinen Hof, vermischt.
Im Ergebnis verschiedener, hier zusammenfließenden Legenden, ergibt sich folgendes Bild:
Im Rolandslied übergibt ein Engel Karl dem Großen das Schwert Durendal für dessen tapfersten Helden. Durch vier Reliquien (ein Zahn des Apostels Petrus, ein Stück vom Gewand der Jungfrau Maria, ein Haar des Heiligen Dionysos und ein Blutstropfen vom Heiligen Basilius) erthält es legendäre Kräfte.
Im etwa gleichzeitig gestalteten Heldenlied Chanson d‘Asopremont eroberte der Held das Schwert von Aumont, dem Sohn des Emirs Agolant. Durendal sei so scharf gewesen, dass es jede Rüstung durchdringen konnte, außer dem durch Reliquien geschützten Helm Karls des Großen.
Über das Ende Rolands und seines Schwertes gibt es auch zwei Varianten. Nach der verlorenen Schlacht von (778 im Baskenland, wichtigster Ursprung der Rolandssage) wollte der dem Tod geweihte Held das Schwert nicht den Feinden überlassen. Beim Versuch, es an einem Felsen zu zerbrechen, soll Roland eine Schlucht in die Felswand der Pyrenäen geschlagen haben – sie heißt heute noch Rolandsbresche. Danach schleuderte es das Schwert vom Schlachtfeld, wo es in der Felswand von Racamadour steckenblieb.
Nach einer anderen Endversion des Heldenliedes stürzt sich Roland in aussichtsloser Lage in sein Schwert und deckt es mit seinem Körper zu.
Beide Varianten sind überliefert.

Weiterhin viel Freude mit unseren Blogs und Reiseberichten.

Herzliche Grüße
Ihre Doreen Päßler und
Ihr Eberhardt TRAVEL-Team

Doreen Päßler 26.06.2024