Zeitreisen

Kirchdörfer in Schweden

Von Dr. Michael Krause, 21.08.2024
Kirchdorf „Gammelstad“ bei Luleå, seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe – © Norbert Birner - Eberhardt TRAVEL
In Schweden entstanden Kirchdörfer, in denen die Einwohner weitläufiger Gemeinden zusammen kamen, um Handel zu treiben und gesellschaftliches Leben zu pflegen – einige zählen heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Eberhardt-Reisebus am Kirchdorf von Lulea - UNESCO Weltkulturerbe Gammelstads kyrkstad – © Martin Büchner - Eberhardt TRAVEL

In Skandinavien, vor allem in Europas drittgrößtem Land Schweden, gibt es flächenmäßig riesige Gemeinden mit nur relativ wenigen Einwohnern. Die Gemeinden sind größer als Sachsen – und haben nur relativ wenige tausend Einwohner. Die Kirche gilt dann als Ortsmittelpunkt und nach der Christianisierung Skandinaviens waren jährliche Kirchenfeste der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.

Kirchdorf Lövanger in Mittelschweden – © Dr. Michael Krause - Eberhardt TRAVEL

In dieser Situation bildete sich eine Besonderheit heraus, die bis heute den europäischen Norden kennzeichnet: Kirchdörfer! Was ist das für ein Phänomen? Die Idee dahinter ist ganz einfach – ein oder zweimal im Jahr finden sich die Einwohner flächenmäßig riesiger Gemeinden an ihrer Kirche zusammen und treiben Handel. Austausch und gesellschaftliches Zusammensein. Während sie den Rest des Kirchenjahres weit außerhalb des Kirchenbezirkes vollbringen und eben aufgrund der großen Entfernungen NICHT jeden Samstag und Sonntag zur Messe gehen können, nehmen sie kirchliche Feste und Gegebenheiten zur Zusammenkunft wahr. In Finnland, Norwegen und Schweden gibt es solche flächenmäßig riesigen Gemeinden – wie Inari, Jokkmokk oder Karasjok, die flächenmäßig größer sind als deutsche Bundesstaaten, aber nur knapp 5000 - 7000 Einwohner haben.

Lappen-Kirchdorf bei Arvidsjaur (Schweden nahe dem Polarkreis) – © Dr. Michael Krause - Eberhardt TRAVEL

Für die Zeit ihrer Anwesenheit nahe der Kirche haben sie kleine Blockhütten erbaut, in denen die Familien während der Kirchenfeste wohnen. Diese „Kirchenstädte“ – nur wenige Wochen im Jahr bewohnt – enthielten die Dokumente und Geschichts-Zeugnisse der Familien, ihre Namens – und Standeslisten sowie die wertvollste Habe.
Einige dieser als „Kirchdörfer“ zusammengefassten Siedlungsstrukturen sind bis heute als besondere Denkmäler erhalten – vor allem in Schweden.
Obwohl viele Handelsspeicher ihnen den Rang ablaufen – wie in Härnösand oder Skellefteå – sind einige der alten Kirchenstädte bis heute in Schweden berühmt: Lövanger, Arvidsjaur – die berühmte „Lappenstadt“ oder die abseits von Luleå gelegene Gammelstadt zeigen immer noch die alte Gewohnheit, für mehrere Wochen im Sommer das gesellschaftliche Leben nahe einer der bedeutenden Kirchen zu konzentrieren.
Hier gab es Rechtssprüche, komplizierte Verfahren der altgermanischen Thinge aber auch kurze und klare Entscheidungen christlicher Priester in moralisch damals unklaren Situationen.
Gammelstad in Luleå, nur wenige Kilometer von der lebhaften nordeuropäischen Stadt entfernt, ist ein lebendiges Beispiel für die nordeuropäische Tradition, die heute zum Welt-Kulturerbe der UNESCO gehört.

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