Reisebericht: Rundreise durch Litauen, Lettland und Estland

12.08. – 22.08.2024, 11 Tage Baltikum–Rundreise mit Flug: Vilnius – Trakai – Kaunas – Klaipeda – Kurische Nehrung – Ostsee – Riga – Gauja–Nationalpark – Tartu – Peipussee – Tallinn – Lahemaa–Nationalpark


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Im August 1989 bildeten mehr als 2 Millionen Menschen eine über 600 Kilometer lange Menschenkette von Vilnius über Riga bis nach Tallinn. Sie demonstrierten damals friedlich für ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion und prägten den Begriff der "Singenden Revolution". Heute gehören Litauen, Lettland und Estland völlig selbstverständlich zur Europäischen Union.
Ein Reisebericht von
Heike Jack
Heike Jack

Montag, 12.08.24 Anreise, Flug nach Vilnius

Es ist noch sehr früh am Morgen, als ich mich am Dresdner Flughafen mit den ersten Gästen meiner Gruppe treffe. Schnell sind wir eingecheckt und erwarten nun den Abflug um 5:55 Uhr nach Frankfurt, wo wir den nächsten Teil unserer Reisegruppe ins Baltikum treffen. Diskret gratuliere ich einem Geburtstagskind.
In Vilnius werden wir bereits von Lilija, unserer örtlichen Reiseleiterin und dem Busfahrer Gintaras erwartet. In Litauens Hauptstadt müssen wir die Uhren um eine Stunde vorstellen.
Unser modernes Courtyard by Marriott Hotel liegt unweit der Altstadt mit Blick zum Gediminas Burghügel, den einige dann gleich besteigen. Andere gehen mit mir zu einem besonderen Bezirk der Stadt. Užupio, ein Künstlerviertel – auch das Montmartre von Vilnius genannt – war einst das jüdische, dann das heruntergekommenste Viertel der Stadt und gründete die „Republik Užupis“ als kulturelle Sonderzone mit dem Flair der großen Freiheit. Eine 12 Mann-Armee oder der Minister für Faulheit waren Bestandteile der Republik, deren spektakuläre 41 Artikel- Verfassung man in vielen Sprachen an einer Mauer nachlesen kann.
Nach diesen ersten Eindrücken treffen wir uns vor dem gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Gruppe im Hotel zu einer sympathischen Kennenlernrunde.
21 Gäste aus sieben Bundesländern werden die nächsten Tage durch drei Länder reisen. Wir genießen das 3-Gänge-Menü mit Salat, Zander auf Couscous und Passionsfrucht-Kuchen, bevor wir –erschöpft von dem langen Tag – schon früh in die Betten fallen.


Dienstag, 13.08.24 Vilnius – Wasserburg Trakai

„Niemand weiß, wo es ist, aber wenn man es findet, ist es großartig”- so lautet die offizielle Werbekampagne von Vilnius.

Das Frühstücks-Buffet lässt keine Wünsche offen und so starten wir gut gelaunt zu unserer Stadtrundfahrt in Vilnius, der Heimat von Lilija, die uns alles über ihre Stadt, die litauische Geschichte und aktuelles z.B. zur Krankenversicherung erzählen wird.
Wir staunen, hier sind noch O-Busse unterwegs, die es in Deutschland schon lange nicht mehr gibt. (Warum eigentlich nicht?) Vorbei am Gediminas Burghügel führt unser Weg uns zunächst zur Peter & Paul Kirche. Über 2.000 unterschiedliche weiße Skulpturen bzw. Verzierungen beeindrucken das Auge.
Wir spazieren dann durch die Altstadt mit der Burgstraße (Pilies Strasse), durch das Universitätsviertel, sehen den Präsidentenpalast, die St. Johanneskirche. Weiter geht es über den Rathausplatz, das Tor der Morgenröte (Aušros Vartai) in der Stadtmauer, bis zum Kathedralenplatz mit der Basilika St. Stanislaus und dem Glockenturm.
Nach einer gemütlichen Mittagspause treffen wir uns am Bus wieder, der uns nach Trakai bringt. Der Ort gilt als Meisterwerk der spätmittelalterlichen Wehrarchitektur und als einzige Wasserburg in Osteuropa.
Mit einem „eigenen“, solarbetriebenen Boot und bei schönstem Sonnenschein umrunden wir die rote Wasserburg auf dem Galve und können die traditionellen gefüllten Teigtaschen Kibinai mit Brühe verkosten.
Die anschließende Freizeit in Trakai nutzen einige für die Besichtigung des Inneren der Burg, andere genießen die Natur oder schauen sich die Souvenirstände mit Bernstein und anderen regionalen Andenken an. Nach einem Spaziergang durch das gepflegte Örtchen mit seinen traditionellen Holzhäusern fahren wir mit dem Bus zurück nach Vilnius. Dort nehmen wir das Abendessen heute im traditionellen Restaurant „Berneliu Uzeiga“ ein, das sich gleich am Eingang zur Altstadt befindet.


Mittwoch, 14.08.24 Vilnius – Kaunas – Klaipeda (Memel)

Mit gepackten Koffern setzen wir heute unsere Reise durch Litauen fort. Es geht zunächst nach Kaunas, wo wir vom Aussichtspunkt einen tollen Blick über die Stadt am Zusammenfluss von Nemunas und Neris haben. Die Burgruine ist heute eine wunderbare Freilichtbühne für Opernaufführungen.
Unser Spaziergang durch die Altstadt von Kaunas führt uns von St. Georg über den Rathausplatz mit Gildehäusern und restaurierten Fassaden bis zur Peter-und-Paul-Kathedrale, in deren Nähe sich auch das Haus befindet, in dem Napoleon während des Russlandfeldzuges gelebt haben soll.
In der Mittagspause können wir die litauische Spezialität Zeppelinas (mit Hackfleisch gefüllte Kartoffelklösse und saure Sahne probieren.

Danach geht es weiter nach Klaipeda (Memel). Natürlich führt unser Spaziergang zuerst zum „Simon-Dach-Brunnen“, der das Ännchen von Tharau darstellt. Hier stimmen wir gemeinsam das bekannte Volkslied an, sehr zur Freude der Vorübergehenden.
„Ännchen von Tharau ist, die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz, Auf mich gerichtet in Lieb’ und in Schmerz.
Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!...“
Damit ist uns der Ohrwurm sicher.

Vom Theater gehen wir durch die Altstadt bis zum Segelschiff „Meridianas“ am Kanal der Dane und fahren dann zu unserem Hotel Mercure Klaipeda City, wo wir ein sehr leckeres Abendessen genießen. Es gibt Salat mit litauischem Hartkäse, ein sehr zartes Filet von einheimischen Rindern mit karamelisierten Zwiebeln und warmen Rhabarberkuchen mit Vanilleeis.


Donnerstag, 15.08.24 Ausflug auf die Kurische Nehrung

Am heutigen Himmelfahrtstag rechnen wir mit vielen Ausflüglern und fahren schon recht früh los zur Fähre, die uns auf die Kurische Nehrung bringen soll. Die Fährüberfahrt von Klaipeda nach Smiltyne dauert nicht lang. Ein Naturschauspiel von einzigartigen Dünenlandschaften und feinen weißen Sandstränden erwartet uns auf der Halbinsel die seit dem Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und liebevoll die „Perle der Ostsee“ oder „litauische Sahara“ genannt wird.

Der Legende nach soll die schöne Riesin Neringa die Kurische Nehrung erschaffen haben. Sie war bei den Fischern sehr beliebt, half beim Fischfang und rettete oft in Seenot geratene Schiffe. Eines Tages wütete der mächtige Wellengott Bangputys, der in der litauischen Sagenwelt eine große Rolle spielt. Die See tobte und gewaltige Wellenberge drohten die Küstendörfer zu ertränken. Um die Fischer zu schützen, eilte Neringa ans Meer, trug in ihrer großen Schürze Sand heran, kippte ihn in die See und schüttete so schnell einen großen Sandhaufen auf. Hinter dem Sandwall schuf sie schließlich das Haff, so dass die Fischer fortan nicht mehr in die stürmische See zum Fischen fahren mussten.

Aber auf der Fahrt zur 52 Meter hohen Düne sehen wir im Wald auch, was die Überpopulation der Kormorane für unangenehme Nebenwirkungen haben kann. Von der hohen Düne mit der Sonnenuhr wandern wir durch wunderschöne Landschaften mit Blick auf Ostsee und Haff zum Anleger in Nida / Nidden.
Im Verlauf der Bootsfahrt auf dem Haff erfahren wir von Kapitän Marius viel Wissenswertes über die Wanderdünen, die nahe Grenze zu Russland (Kaliningrad) und den Fischfang. Letzterer ist z.B. zurückgegangen, seitdem der Hafen von Klaipeda vergrößert und damit der Zufluss von salzigem Meerwasser in das Haff vermehrt wurde.
Während der Mittagspause genießen wir den frischen Räucherfisch, bummeln durch den romantischen Ort Nida und erfahren danach in einer Bernsteingalerie viel über den „Goldschatz“ der Ostsee. Unser Spaziergang führt uns über die Promenade bis zum Thomas Mann Haus. 1929 kam der Nobelpreisträger nach Nida auf die Kurische Nehrung und ließ sich ein Sommerhaus mit Blick auf das Haff und das Memeldelta bauen, wo er drei Sommer verbrachte. Auf der Rückfahrt nutzen wir das herrliche Wetter für einen Badestopp an der Ostsee, wo sich einige in die gar nicht so kühlen Fluten stürzen.
Das Abendessen bekommen wir heute im Restaurant Pasazo Smuklein in Klaipeda, danach zieht es einige noch auf einen Absacker in das belebte Hafenviertel.


Freitag, 16.08.24 Memel – Berg der Kreuze – Schloss Rundale – Riga

Wieder haben wir unsere Koffer gepackt, unser heutiges Ziel liegt schon im nächsten baltischen Land, in Lettland.
Doch zuerst steht eine einzigartige und sehr berührende Besichtigung am nahen Berg der Kreuze in Šiauliai (dt. Schaulen) an. Der katholisch und inzwischen auch touristisch geprägte Wallfahrtsort ist mit seinen gerade einmal zehn Metern Höhe allerdings eher ein Hügel als ein Berg. Zur Entstehung sagt eine Legende: „Ein Vater schlief am Lager seiner kranken Tochter ein; im Traum erschien ihm eine weiße Frauengestalt, die ihm aufgab, ein Kreuz auf dem Hügel aufzustellen. Der Mann tat, wie ihm von der Frauengestalt geheißen und stellte ein Kreuz auf eben jenem Hügel auf. Bei seiner Rückkehr nach Hause war seine Tochter wieder gesund.“

Am 7. September 1993 besuchte Papst Johannes Paul II. diesen Ort und zelebrierte vor etwa 100.000 Gläubigen eine Messe. Wie viele verschiedenartige Kreuze zwischen 5 cm und 5 Meter Größe sich auf dem Hügel befinden, das weiß man nicht. Bei 50.000 Kreuzen hat man zu zählen aufgehört.

Die Fahrt geht über die litauisch-lettische Grenze nach Zemgale, wo wir unser Mittagessen gleich am Schloss einnehmen: Kalte Rote Beete Suppe, Soljanka etc. – alles ist sehr lecker, dazu gibt es einen erfrischenden Kwas mit Malzgeschmack. Nun haben wir Energie für unsere Führung im Schloss Rundale (Ruhental), das 2020 in die lettische nationale UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde. Der Herzog von Kurland, Ernst Johann Biron, ließ unter Zarin Anna Iwanowna seine prachtvolle Sommerresidenz vom besten Architekten des Russischen Reichs seiner Zeit, Francesco Rastrelli (er hatte bereits die Pläne für den Winterpalast der Eremitage in St. Petersburg erstellt), nach dem Vorbild von Versailles realisieren. Durch den blühenden Rosengarten mit 2.300 Rosensorten fahren wir entspannt mit einem Bähnchen und haben so einen tollen Überblick über das wunderschön angelegte Areal.

Am frühen Abend checken in Riga im Radisson Blu Hotel Latvija ein. Dieses liegt zentral in der Stadt und von den oberen Stockwerken oder aus dem Panorama-Aufzug haben wir einen grandiosen Ausblick über die lettische Hauptstadt.
Das abendliche Buffet im Hotel mundet sehr und weil an diesem Wochenende ein Stadtfest gefeiert wird, können wir noch einen Abstecher in die belebte Altstadt machen oder auch schon einmal den Turm der Petrikirche besteigen.


Samstag, 17.08.24 Entdeckungen in Riga: Jugendstil, Altstadt, Markthallen und mehr

Unsere Stadtbesichtigung in Riga beginnt unweit des Hotels im Jugendstilviertel, wo uns vor allem die reichverzierten Fassaden von Michael Eisenstein (Michail Ossipowitsch Eisenstein) faszinieren. Obwohl anfangs als „verrückter Zuckerbäcker“ verspottet, erhielt er später als „Architekt des Jugendstils“ zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. Sein Sohn Sergej wurde ein bekannter Regisseur in der Sowjetunion („Panzerkreuzer Potemkin“).

Danach bringt uns der Bus weiter zum lettischen nationalen Opernhaus und von dort erobern wir zu Fuß die Altstadt (Vecriga). Wir gehen über den Livenplatz, vorbei an Petrikirche, Pulverturm, Schwedentor, Schwarzhäupterhaus, Rathausplatz und Lärmgasse, bis zur Domkirche, wo wir den Klang der Orgel bei einem kleinen Konzert erleben dürfen.
Ein guter Bekannter, der Humorist Heinz Erhardt, wurde in Riga geboren – seine Sprüche bringen uns immer wieder zum Lachen: „ Manche kaufen mit Geld Dinge, die sie nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht kennen.“ Wie wahr! Oder: „ Ein Besuch macht immer Freude – entweder beim Kommen oder beim Gehen.“
Der beginnende Regen lässt die Gruppe sich schnell zerstreuen, einige machen sich am Flussufer entlang der Daugava (Düna) auf den Weg zu den berühmten Markthallen. Hier gibt es einfach alles. Seit 1930 sind die fünf imposanten Kuppelhallen ein Fest für die Sinne.

Zum Abendessen treffen wir uns im traditionellen Restaurant Kalku Varti, wo wir im Dachgeschoss ein leckeres Menü genießen.


Sonntag, 18.08.24 Riga – Gauja Nationalpark – Burg Turraida – Tartu

Wir haben viel vor am heutigen Tag, deshalb ist schon um 8:30 Uhr Abfahrt in Richtung Gauja Nationalpark. Das neogotische Schloss Sigulda und die mittelalterlichen Ruinen der Burg der Livonischen Ordensbruderschaft bilden ein einzigartiges Ensemble.
Die Gutmannshöhle gilt mit ihren 10 Metern als die höchste des ganzen Baltikums. In früheren Zeiten diente die Höhle als Jagdlager oder auch als Notquartier. Heute ist sie die perfekte Kulisse für unsere Verkostung des Rigaer „Schwarzen Balsams“. Mit diesem Trank aus 24 Zutaten wurde bereits im 18. Jahrhundert die russische Zarin Katharina II geheilt. Nunmehr beschwingt und in bester Laune probieren wir am Weg noch ein paar Spezialitäten wie Moosbeeren oder Knoblauchmandeln.

Eindrucksvoll ist auch das Freilichtmuseum an der Burg Turaida, wo wir die Grabstätte der „Rose von Turaida“, die kleine Holzkirche, den Skulpturenpark und die Bischofsburg aus roten Ziegeln, mit dem 30 Meter hohen Turm besichtigen.

Unterwegs überqueren wir heute die lettisch-estnische Grenze und kommen am Nachmittag in Tartu an, wo wir unser Hotel Soho im Herzen der Stadt, direkt in der Fußgängerzone beziehen. Dann treffen wir unsere örtliche Gästeführerin Edda, die uns ihre Stadt bei einem kleinen Rundgang zeigt. Vom Rathausplatz mit dem schiefen Haus überqueren wir den Fluss Emajõgi, den längsten Fluss in Estland, der in den Peipussee mündet. Gleich hinter der Bogenbrücke stehen die Skulpturen für Lydia Koidula und ihren Vater Johann Voldemar Jannsen. Sie gaben die estnischsprachige Zeitung Eesti Postimees (Estnischer Postbote) heraus, zählten zu den Gründern der Theatergesellschaft „Vanemuine“ und organisierten 1869 das erste allgemeine Sängerfest in Estland. Sie waren Vorreiter der estnischen Nationalbewegung und sie brachten die estnischsprachige Kultur voran.

Tartu ist die zweitgrößte Stadt Estlands, Sitz der renommierten Universität und 2024 Europäische Kulturhauptstadt. An den küssenden Studenten vorbei steigen wir auf den Domberg, gehen zur Universität und zurück zur Altstadt.
Das Abendessen wird im Hotel serviert, wir lassen uns das Lachsfilet schmecken und statten danach noch einem Pub in der Altstadt einen Besuch ab.


Montag, 19.08.24 Tartu – Peipussee über Zwiebelweg – Schloss Alatskivi – Tallinn

Wieder müssen die gepackten Koffer eingeladen werden, auf dem Zwiebelweg geht es durch Estland Richtung Norden. Erster Stopp ist Varnja im Regen, aber der macht uns nichts aus.
Auf dem Programm steht ein Besuch des Museums der Altgläubigen. Hier können wir traditionelle Kleidung, Gebrauchsartikel, Handwerk, Werkzeug, Fotos, Bücher und sogar „Erziehungsmaßnahmen“ der Altgläubigen sehen. Eine sehr nette Frau aus der Gemeinde erklärt uns alles, wir können unsere Russisch-Kenntnisse auffrischen und werden mit Pierogi (Teigtaschen), Kuchen und Tee bewirtet.
Die russischen Altgläubigen (Starovery) halten sich auf unveränderte Weise bereits über 1000 Jahre an ihre religiösen Sitten. In Estland gibt es elf Altgläubigen-Gemeinden mit etwa 15.000 Mitgliedern, die traditionell am Peipussee – in Mustvee, Kallaste, Kolkja, Kasepää, Varnja und Piirissaar – leben.

Am Strand im Örtchen Kallaste besichtigen wir das „Rote Kliff“ – zugegeben, wir hatten es uns etwas größer vorgestellt. Unsere Mittagspause verbringen wir in Mustvee, ebenfalls direkt am „Peipsi“, wie der See auf Estnisch genannt wird.

Am späteren Nachmittag kommen wir in der estnischen Hauptstadt Tallinn an, wo wir unsere Zimmer im stylischen Hotel Metropol Spa beziehen. Dies ist toll gelegen im architektonisch interessanten Rotermann-Viertel, nahe der Altstadt und zum Hafen, in dem viele Kreuzfahrtschiffe anlegen.
Nach dem sehr leckeren Abend-Buffet im Hotel zieht es uns noch einmal hinaus, einige erkunden bereits die Altstadt, andere bleiben im modernen, jungen Viertel rund um das Hotel, um sich einen Absacker zu gönnen.


Dienstag, 20.08.24 Entdeckungen in Tallinn: Kirchen, Gilden, Altstadt und mehr

Heute ist wieder ein Feiertag! Seit 1991 wird am 20. August der Tag der wiedergewonnenen Unabhängigkeit begangen.
Unsere Stadtbesichtigung beginnen wir mit dem Bus nach Kadriorg, wo wir einen Spaziergang um das gleichnamige Schloss und durch den herrlichen Park machen.
Das erste Sängerfest wurde - wie wir wissen – 1869 in Tartu durchgeführt, 1880 zog es nach Tallinn um. Das Tallinner Sängerfeld ist seit 1960 Austragungsort der estnischen nationalen Sängerfeste. Auf der Sängerbühne finden ca. 20.000 SängerInnen Platz und das Gelände kann 120 000 ZuschauerInnen aufnehmen. Auch die größten Freiluftkonzerte der Region finden hier statt.

Der Bus bringt uns bis in die Oberstadt, wo wir das Domschloss mit dem estnischen Parlament und die russ.-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale bestaunen.
Vorbei an St. Mariengilde, Domschule, Mariendom gelangen wir auf eine Aussichtsplattform, wo sich ein herrlicher Blick auf die Altstadt, den Hafen und die Ostsee eröffnet. Beim „Abgang“ über Langes / Kurzes Bein zur Unterstadt hätten wir doch beinahe einen Teil der Gruppe verloren. Aber nur beinahe … also geht es weiter über Rathausplatz, Lange Straße, Stadtmauer, Katharinengilde bis zum Stadttor – nun haben wir Freizeit und können die Stadt auf eigene Faust erkunden. Ein Rundgang auf der Stadtmauer bietet sich an - oder das Meeresmuseum oder ein Ausflug zum Freilichtmuseum, in dem die ländliche Architektur und das Dorfleben Estlands vorgestellt werden.
Zum Abendessen suchen sich einige von uns das Restaurant PELMEN aus. Klein, aber fein liegt es direkt hinter dem Stadttor am Blumenmarkt. Russische Spezialitäten, frisch und lecker zu günstigen Preisen: Pelmeni, Borschtsch, Soljanka und das Knoblauchbrot sollte man unbedingt probieren!


Mittwoch, 21.08.24 Ausflug in den Lahemaa Nationalpark mit Moorwanderung

Nach einem üppigen Frühstück starten wir zu unserem Ausflug in den Lahemaa Nationalpark, dem ältesten unter den sechs estnischen Nationalparks mit schon seit Urzeiten bestehenden Straßen und Wegen. Das 725 km2 große Schutzgebiet umfasst dichte, unberührte Wälder, unendliche, sich bis zum Horizont ausdehnende Moore sowie dünn besiedelte Gebiete an der Ostseeküste, die sich mal felsig-steinig, mal feinkörnig-sandig darstellt und über unzählige malerische Buchten verfügt. Auf dem Weg dahin erzählt uns Lilija über das Leben der Esten. Ruhig und still sollen sie sein – und abergläubisch.

Spektakulär ist unsere Wanderung durch das Moor Viru Rabu. 3,5 km auf Schotter und schmalen Holzstegen durch das Hochmoor. Da darf man nicht vom Weg abkommen! Belohnt werden wir mit einem prächtigen Farbenspiel der dunklen Moorteiche mit grünen Pflanzen und bunten Moosen vor einem strahlend blauen Himmel. Ist das da hinten etwa ein Bär?

Im Lahemaa Nationalpark befinden sich auch einige Gutshäuser, die den Touristen estnische Gutsarchitektur von dem 18.-19. Jh. zeigen. Einen äußeren Eindruck bekommen wir vom Gutshofkomplex Sagadi, dessen Geschichte über 500 Jahre alt ist. In Palmse können wir auch den Gutshof, die Orangerie und das Herrenhaus im Inneren besichtigen. Im Weinkeller spendiert uns Reisebegleiterin Heike noch eine kleine Weinprobe mit estnischen (Moosbeer-)Weinen.
Einen Kontrast zu dieser etwas mondänen Architektur bildet das historische Fischerdorf Altja (Johannischauke) mit reetgedeckten Holzhäusern, einem kleinen Badestrand und den vielen Findlingen im Meer. Bei einigen soll es sich um versteinerte Teufel handeln, andere hat der Riese Kalevipoeg dort hingeworfen. Deshalb gilt: Findlinge verrücken bringt Unglück! Hier feierten übrigens sogar im Juni 2005 der estnische Staatspräsident Arnold Rüütel und der deutsche Bundespräsident Horst Köhler gemeinsam das Mittsommerfest.

Auf der Rückfahrt bedankt sich die Gruppe bereits sehr herzlich bei unserer Reiseleiterin Lilija, die mit ihrem Wissen und unterhaltsamen Anekdoten ganz wesentlich zum Gelingen der Reise beigetragen hat. Auch unser Busfahrer Gintaras bekommt ein Dankeschön für seine zuverlässige, entspannte Fahrweise und die gute Getränkeversorgung.

Mitten in der Tallinner Altstadt nehmen wir heute unser Abendessen im Restaurant Scheeli ein, das im Jugendstil / Art Deco gestaltet ist. Es ist unser letzter Abend und wir müssen uns schon von einigen Gästen aus unserer Gruppe verabschieden, mit denen wir morgen nicht gemeinsam zurückfliegen. Es war eine schöne, intensive, gemeinsame Zeit.


Donnerstag, 22.08.24 Freizeit in Tallinn und Rückflug nach Deutschland

Um acht Uhr werden die Gäste, die nach Berlin fliegen, abgeholt und sagen nunmehr Tschüss Tallinn, Tschüss Baltikum, Tschüss Heike.
Alle anderen können heute etwas ausschlafen, den Spa-Bereich nutzen und stellen dann die Koffer an der Rezeption ab, um noch einmal in die Stadt zu gehen und evtl. letzte Souvenirs zu erwerben.
Eigentlich war es eine überstürzte Flucht vor dem Regen, aber dann stellt sich das Restaurant VIRU LOKAAL als hervorragendes Speiselokal heraus. Ein rustikaler Pub mit sehr guter, günstiger, regional-internationaler Küche und einem alkoholfreien Aperol Spritz für unschlagbare 2,90 €. Hier können wir den Regenschauer entspannt abwarten.
Um 16 Uhr holt uns der estnische Kollege Andros mit dem Bus ab und bringt uns zum Flughafen. Der Himmel weint wieder. Check in und Sicherheitskontrolle verlaufen zügig, nur zwei Nagelfeilen müssen „geopfert“ werden. Pünktlich fliegen wir ab nach Frankfurt, wo auch die Anschlussflüge abgehen. Nur für die Dresdner wird es spannend. Das eigentlich geplante Flugzeug ist defekt, ein neues muss hergerichtet werden, das Nachtflugverbot droht. Mit einer Stunde Verspätung, aber gerade noch rechtzeitig heben auch wir ab, landen kurz vor Mitternacht in der sächsischen Heimat und treten die letzten Kilometer bis nach Hause an.


Schlusswort

Wir haben ca. 1.830 Kilometer durch das geschichtsträchtige Baltikum hinter uns gebracht, drei Länder und drei Hauptstädte besucht, wir haben vorhandenes Wissen aufgefrischt, korrigiert und um ein Vielfaches erweitert. Wir hatten gemeinsame Erlebnisse und gemeinsam viel Spaß.
„A journey is exploration and man is its objective – Eine Reise ist eine Erkundung und der Mensch ist ihr Ziel“ – dieses Zitat findet sich auf dem Tallinner Flughafen. In diesem Sinne wünsche ich Euch und uns noch viele schöne Reisen, Erkundungen und Erlebnisse.
Ich danke Euch für Eure Neugier und freue mich, wenn Ihr wieder einmal bei Eberhardt Travel dabei seid, bleibt gesund und reiselustig, herzlichst Eure Heike

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