Reisebericht: Färöer – Dänemarks unbekannte Schafsinseln

06.06. – 14.06.2024, 9 Tage Rundreise mit vielen Höhepunkten in Färöers vielfältiger Natur – Kopenhagen – Vagar – Eysturoy – Ambadalur – Klaksvik – Vidoy – Torshavn – Sandoy – Kirkjubour – Nolsoy


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Herzlich Willkommen auf unserer Gruppenreise zu den faszinierenden Färöer-Inseln! Ich möchte Sie mitnehmen und ein Archipel näherbringen, dass meist nur wirkliche Nordland-Fans auf ihrer Bucketlist der Reiseziele stehen haben. Eine Inselwelt voller rauher, unberührter Naturschönheiten, mitten im Atlantik gelegen, Heimat eines gastfreundlichen, wenn auch speziellen Volkes. Lassen Sie sich inspirieren von unserer Reise: Alle Texte und alle Bilder OHNE KI ;-) - ein authentischer Bericht mit authentischen Fotos.
Ein Reisebericht von
René Wächtler
René Wächtler

Anreise über die Hauptstadt Dänemarks – Kopenhagen

Gut gelaunt starten wir in unser skandinavisches Abenteuer. Insgesamt haben sich 17 Wagemutige gefunden, die einen Besuch auf den Färöer-Inseln zu Ihrem aktuellen Uraubswunsch erklärt haben und mit mir gemeinsam Richtung Norden starten. Wir haben diese Mal Gäste, die aus Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg geflogen kommen. Die Mehrheit der Gäste trifft sich allerdings am späten Vormittag in Berlin. Erstaunlicherweise läuft unser Check-In vollkommen problemlos, auch wenn wir noch nicht ganz glücklich sind, dass wir unsere Gepäck-Tags selbst drucken und befestigen müssen. Die Sicherheitskontrolle läuft gut und so bleibt Zeit, bevor wir unseren Miniflug in die dänische Hauptstadt nach Kopenhagen antreten. Diese ist als Drehkreuz auf dem Weg auf die Inseln ein Muss, anders gelangt man flugtechnisch von Deutschland aus nicht auf die Färöer. Und einen Besuch ist die wunderschöne Stadt am Wasser allemal wert.
Gut gelandet in Kastrup gibt es trotz der kurzen Flugstrecke tatsächlich ein Miniproblem mit fehlendem Gepäck, was aber nach einer halben Stunde gelöst ist und so bringt uns unser komfortabler Transferbus zum hochmodernen SCANDIC Hotel SPECTRUM im Stadtzentrum von Kopenhagen. Das Haus ist riesig, modern und hat eine super Lage für Erkundungen in der Hauptstadt Dänemarks. Das nutzen die meisten von uns auch, bevor wir im Hotel-Restaurant ein köstliches 3-Gänge-Menü serviert bekommen. Champignon-Cremesuppe, Putenrollbraten und Käsekuchen stehen heute auf dem Plan. Nach dem köstlichen Essen zieht es einige nochmals an die frische Luft für einen Abendspaziergang, andere lassen den Abend in der wunderschönen Roof Top Bar des Hotels ausklingen. Für alle geht es nicht allzu spät ins Bett, denn morgen müssen wir für eine Urlaubsreise früh raus.

Stadtrundfahrt Kopenhagen – Flug auf die Färöer–Inseln – Vagar

Heute heißt es früh aufstehen. Die Glocken des Rathauses, die den Glockenton des Big Ben aus London imitieren, wecken die meisten gegen 6 Uhr. Heute wollen und müssen wir mal die ersten am Frühstücksbuffet sein, denn halb acht wartet bereits unser Bus und unser deutschsprachiger Guide auf uns für die kurze, knackige Stadtrundfahrt. Wir schaffen es alle pünktlich, auch wenn das Frühstücksbuffet im SCANDIC Hotel schon einmal eine Menge Schritte auf die Uhr bringt - es ist extrem lecker, aber auch weit verteilt im der Größe des Hotels angepassten Frühstücksraum. Für das Frühstück haben wir extra am Vortag bereits Slots gebucht. Mit unseren Koffern warten wir auf unseren Bus und den Stadtführer. Der Bus ist da, der Stadtführer fehlt... Ein kurzer Anruf - Dirk hatte sich für das falsche der 6 in Kopenhagen vorhandenen SCANDIC Hotels fertig gemacht. Aber in nullkommanix ist er bei uns und wir starten unsere kurzweilige Stadterkundung. Dirk ist ein Unikum - ein Wallone, der seit 15 Jahren in Kopenhagen zuhause ist, perfekt 5 Sprachen spricht und uns Kopenhagen näher bringt, als wäre es tatsächlich seine Stadt. Witzig, charmant und energiegeladen erfahren wir alles vom Heringshandel, der nach der Gründung der Stadt zu deren Erblühen gesorgt hat, bis hin zu den letzten Neuigkeiten aus dem Königshaus. Ich habe selten so eine inspirierende Stadtführung erlebt wie diese. Natürlich werden auch die bekannten Sehenswürdigkeiten wie Schloss Amalienborg, der TIVOLI oder der Nyhavn ausführlich behandelt. Wir steigen an der Kleinen Meerjungfrau und an der neuen Oper Kopenhagens aus und erfahren alle Details zur abgebrannten Börse, der "geheimen Stadt" Christiania und auch so alles zum Leben in der Metropole. "...Keiner soll besser sein als der andere im Ameisenstaat Dänemark und jeder Mensch ist mit seinen speziellen Fähigkeiten besonders..." - so die Attitüde von Dirk. JU! Die Stadtrundfahrt endet dann direkt am Flughafen, denn wir wollen vom Domestic Terminal in Richtung Färöer fliegen. Nach einigen Unwegbarkeiten beim Self-CheckIn mit unserem Gepäck erreichen alle pünktlich den Flieger und wir landen ebenso nach einem spektakulären Anflug auf den Färöer Inseln. Die ersten sichern sich im Dutyfree-Shop noch die dringend notwendigen Rationen und dann trifft man sich am Gepäckband. Es geht langsam voran, sehr langsam. Wie an großen Monitoren ersichtlich ist, herrscht auf den Inseln seit 4 Wochen Generalstreik, weil alle wichtigen Gewerkschaften einen Arbeitskampf für höhere Löhne führen. Das bedeutet auch, dass der ÖPNV nur eingeschränkt funktioniert und die Supermärkte inzwischen kaum noch über Frischwaren verfügen. Für unsere Rundreise scheint es jedoch vorerst keine Relevanz zu haben, außer dass wir am Gepäckband länger als sonst warten müssen. Nachdem alle Ihre Koffer haben, gehen wir aus dem Flughafen raus, wo uns unsere charmante Reiseleiterin für die nächste Woche, Oda Andreasen, bereits erwartet - ebenso ein großer Bus in 007-James-Bond-Lackierung. Jetzt erkunden wir die landschaftlichen Highlights der Insel Vagar, auf der auch der internationale Flughafen liegt. Wir fahren zuerst nach Gasadalur - dem Gänsetal. Schon auf dem Weg dahin sind nicht nur die Blicke auf die Berge und die vorgelagerten Inseln beeindruckend, sondern vor allem die Tunneldurchfahrt nach Gasadalur - ewig lang, kaum beleuchtet, einspurig und somit auf eine Miteinander angewiesen und einfach in den Fels gehauen. In Gasadalur angekommen erwartet uns ein fieser Nieselregen, aber natürlich sind alle gespannt auf die Sehenswürdigkeiten. Somit laufen wir die paar Meter zu einem der bekanntesten Fotopunkte der Färöer, dem 35 Meter hohen Mulafossur bzw. dahin, wo man ihn fantastisch sehen kann. Anschließend läuft Oda bei richtigem Schietwetter noch eine Runde durch den Ort mit uns, bevor es zurück durch den Tunnel und zum nächsten süßen Ort, Bøur, geht. Hier spazieren wir ein paar Minuten, bewundern den Wasserfall am Ortseingang, die alte Kirche, die gerade restauriert wird und gehen an den Sandstrand vulkanischen Ursprungs im Ort. Danach geht es die längere, aber landschaftlich schönere Straße nach Torshavn, nicht ohne unterwegs noch ein paar Fotostopps einzubauen. In Torshavn beziehen wir unser Hotel für die kommende Woche - das Hotel Føroyar über den Dächern von Torshavn gelegen. Wir genießen ein leckeres 2-Gang-Abendessen und dann ist für die meisten der lange Tag vorüber. Einige haben noch nicht genug und die Helligkeit bis tief in die Nacht inspiriert uns, der Stadt direkt den ersten Besuch abzustatten. Schließlich ist heute auch Kulturnacht in Torshavn. Vom Hotel benötigt man allerdings ungefähr 30 Minuten ins Zentrum, was bergabwärts kein Problem ist - nachts bergauf jedoch... Diejenigen, die die Kulturnacht mit den Einheimischen mehr oder weniger genossen haben, sind erst weit nach Mitternacht zurück am Hotel und es ist immer noch nicht dunkel.

Tag zur freien Verfügung – Erkundungen in und um Torshavn

Heute lassen wir uns das Frühstück etwas später schmecken. Der Tag steht zur freien Verfügung und allen Laufwilligen biete ich einen Spaziergang/eine Wanderung in den Außenbereichen Torshavns an, denn die eigentliche Altstadt erwartet uns im Verlauf der Reise noch. Wir starten vom Hotel in Richtung Osten und unser erstes Ziel ist das Nordische Haus. Hier wird in einem Gemeinschaftsprojekt die Zusammenarbeit der nordischen Nationen sichtbar. Konzertsäle und eine interessante, gerade erst neu entstandene Kunstausstellung besichtigen wir, bevor wir unsere Wanderung fortsetzen. Unterwegs können wir einen schönen Blick auf das Nationalstadion werfen und sind dann ganz fasziniert von einem wunderschönen kleinen Tal - eine grüne Oase mitten in einer so schon sehr grünen Hauptstadt. Irgendwo zwischen den Felsen und Wiesen hören wir ein Plätschern, was uns zum "Schwarzen Wasserfall" - dem Svartafoss - lockt. Wir spazieren weiter und der interessante Weg - mal auf Straßen, meist jedoch in der Natur - bringt uns zum Heimatmuseum, für das bei dem für die Färöer-Inseln sensationellen Wetter (8 Grad, trocken, gelegentlich sogar mit Sonne) heute aber niemand Interesse zeigt. So können wir in unserer fast vollständigen Gruppe weiter wandern und endlich in Richtung Wasser kommen. Wir landen am Freilichtmuseum, wo wir in einige der geöffneten Häuser schauen, den wunderschönen Kräutergarten bewundern und den kleinen Abstieg zum Meeresspiegel in Angriff nehmen. Am Steg angekommen werden wir nicht nur von einer Gruppe junger Männer, die mit einem Ruderboot gekommen sind und hier zum Team-Event Station machen, überrascht. Nein, es sind tatsächlich 2 Damen am Kai, die für eine kurze Erfrischung das 7-8 Grad kalte Wasser des Atlantik mit ein paar Schwimmzügen durchziehen und sich unseren höchsten Respekt verdienen. Wir sind inzwischen knapp 3 Stunden unterwegs und laufen nun durch eine wildromantische Küstenlandschaft zurück in Richtung Altstadt Torshavn. Unser letztes gemeinsames Ziel - bevor tatsächlich jeder seine heutige Freizeit ganz nach seinen Wünschen verbringt - "Skansin" steht noch auf dem Programm. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Verteidigungsanlage gegen fremde Piraten. Geprägt ist das Fort vom markanten Leuchtturm, eines der Wahrzeichen der Hauptstadt. Am Nachmittag bleibt anschließend immer noch Zeit für einen Stadtbummel, etwas Shopping oder Sightseeing oder was auch immer auf der Wunschliste steht. Den Weg hinauf zu unserem Hotel nehmen einige zu Fuß in Angriff, andere nutzen ein Taxi. Zum Abendessen mit Kabeljau und Vanilleeis treffen wir uns dann alle wieder. Morgen beginnt dann die Rundreise über einige der 18 Inseln mit ihren ganz speziellen Sehenswürdigkeiten und unserer örtlichen Führerin Oda.

Altstadt Tinganes in Torshavn – Kirkjubøur – Insel Sandøy

Unser Tag beginnt heute nach dem Frühstück um 9 Uhr und unser Bus samt Oda warten bereits auf uns zur Erkundung des südlichen Teils der Hauptinsel Streymøy und der Insel Sandøy. Doch zuerst wollen wir die geschichtsträchtige Altstadt von Torshavn - Tinganes - zu Fuß erkunden. Vorbei an den meisten Sehenswürdigkeiten, die wir gestern schon einmal passiert hatten, fahren wir ins Stadtzentrum. Im Hafengelände parkt unser Bus und wir begeben uns zu Fuß nach Tinganes - die Altstadt Torshavns und wie der Name schon sagt ehemalige Thingstätte aus der Wikingerzeit. Hier wurde die Stadt gegründet und heutzutage sind in den wunderschönen alten Holzhäusern die Ministerien der Inseln und diverse Konsulate anderer Länder untergebracht. Einige sind sogar normale Wohnhäuser. Oda versorgt uns mit allen wichtigen Informationen und anschließend spazieren wir noch durch den restlichen Teil der Altstadt. Und dann verlassen wir Torshavn und widmen uns den landschaftlichen Schönheiten des südlichen Teils der Hauptinsel Streymøy. Unsere erste Station ist Kirkjubøur - ein kulturelles Zentrum der Färöer. Das Wetter ist uns heute hold - für die Inseln heißt das zumindest trockenes Wetter. Wind gibt es trotzdem und die Sonne kämpft sich gelegentlich durch, alles in allem also ein perfekter Ausflugstag. Auf dem Weg bieten sich schon fantastische Ausblicke auf die Berge, die alle auf Färöer nicht besonders hoch sind. In Kirkjubøur angekommen besuchen wir dann zuerst die älteste protestantische Kirche des Landes , die St. Olavs Kirche, benannt nach Olav dem Heiligen. Direkt daneben befinden sich die Ruinen der ehemaligen katholischen St. Magnus Kathedrale, die in den streiterischen Glaubensauseinandersetzungen zerstört wurde. Wir genießen die Ruhe und Oda führt uns in die historische "Rauchstube", den Mittelpunkt eines ehemaligen Wikingerlanghauses, wo ehemals das Feuer dauerhaft brannte. Ein paar färingische Sagen und ein wenig generelle Geschichte passen hervorragend zu den Exponaten, die wir im "Königsbauernhof" zu sehen bekommen. Nun wartet aber die nächste der 18 Inseln auf uns. Durch einen der neuesten Tunnel, den Sandoyartunnelin, mit einer Gesamtlänge von 10.785 Meter auch einer der längsten unterseeischen Tunnel des Archipels, erreichen wir die südliche Insel Sandøy. Hier steuern wir zuerst Skalavik an. Ein kurzer Spaziergang ans Meer und zum ersten Mal genießen wir die Brandung, bevor wir ins Café Á Mølini einkehren, Es gibt eine leckere Suppe als überraschenden Mittagsimbiss und das Café entpuppt sich als faszinierendes Kleinod. Die Möbel sind alle antik, teilweise bis zu 200 Jahre alt. Das Pärchen, welches diese Lokalität in x-ter Generation als Familienbetrieb führt, kümmert sich rührend um uns und erklärt auch zu den einzelnen Möbelstücken. Frisch gestärkt setzen wir unsere Reise fort nach Husavik. Auch hier erkunden wir die Örtlichkeiten zu Fuß bei einem kleinen Spaziergang. Und dann wartet noch Sandur auf uns mit einem kleinen, aber feinen Dorfmuseum, welches liebevoll gepflegt wird und extra für unsere Gruppe auch öffnet. Zum Abschluss der heutigen Entdeckungen geht es noch an den Strand - tatsächlich gibt es in Sandur ein Dünengebiet und einen breiten weißen Sandstrand... Leider bleibt für lange Spaziergänge oder sogar einen Wassertest heute keine Zeit, denn unser Bus wird aufgrund des stattfindenden Torshavn Marathons bereits in der Stadt erwartet. Also kehren wir in unser Hotel zurück und beenden den Abend bei einem leckeren 2-Gang-Menü - wieder mit regionalen Spezialitäten, dieses Mal Lamm und Rhabarber.

Klaksvik – Nördliche Inseln

DER GENERALSTREIK IST BEENDET! Auch wenn wir nicht wirklich durch den Arbeitskampf beeinflusst wurden, ist dies die freudige Nachricht, die beim Frühstück die Runde macht. Ein wenig früher als gestern startend, steht heute unser längster Ausflugstag auf dem Programm. Wir haben dieses Mal einen kleineren Bus, zumindest für das erste Teilstück. Nachdem wir die letzten Tage luxuriös mit 50 Sitzplätzen für 18 Gäste gefahren sind, geht es heute zunächst im 20-Sitzer in Richtung Klaksvik. Wie sich herausstellen sollte, wird der Tag ein abenteuerlicher. Es beginnt schon mal mit dem Wetter, welches im Vergleich zu den letzten Tagen doch recht wechselhaft, windig und eben auch teils regnerisch daherkommt. Der Weg in die zweitgrößte Stadt des Landes ist wieder mit einem "Inselwechsel" verbunden. Dieser kann über diverse Straßen auf dem Land erfolgen oder aber über die neuen Tunnelkonstruktionen, die im Inselreich immer neu entstehen. Wir haben also gleich 2 Highlights vor uns - den Eysturoyartunnilin und den Nordoyatunnilin. Ersterer ist der längste Tunnel des Archipels mit ca. 11.2 Kilometer Länge und wurde erst 2020 mit norwegischer Hilfe fertiggestellt. Der Nordoya-Tunnel verbindet zwar schon seit 2003 die beiden Inseln Eysturoy und Bordoy, hat seine Bekanntheit aber hauptsächlich durch die Lichtinstallationen des Künstlers Trondur Pattursson mittig in Höhe des tiefsten Punktes des Tunnels von 150 Metern erlangt. Natürlich liegt an dieser Stelle auch ein sogenannter Geocache und da wir in unserer Gruppe einen Geocacher haben, halten wir mitten im Tunnel, um den Schatz zu suchen. Auch der Eysturoy-Tunnel hat an seinem unterseeischen Kreisverkehr eine Lichtinstallation, die wir ausgiebig genießen können, denn unser Fahrer Daniel fährt 3 Runden extra. In Klaksvik angekommen, erwartet uns eine kleine Fähre, die uns zur Insel Kalsoy bringen soll. Unser Bus bleibt im Hafen zurück und uns erwartet eine sprichwörtlich frische Überfahrt, die gegen Ende sogar ein zauberhaftes Schlingern und Schaukeln des Schiffes für uns bereit hält. Auf Kalsoy angekommen, erwartet uns unser neuer Bus - ein alter Linienbus, der seine besten Zeiten bereits hinter sich hat. Und weiter geht das Abenteuer, denn die Dörfer auf Kalsoy sind nur über Straßen, die durch 4 Tunnel führen, zu erreichen. Aber wir sprechen hier nicht von Tunneln, die wir kennen, sondern von einspurigen, ca. 2 Kilometer langen Röhren, die schmal sind und nur grob aus dem Stein gehauen. Wir fahren also im Schritttempo vorsichtig durch, aber auch das bewahrt Daniel nicht vor einem kleinen Stoß an die Außenspiegel des Busses. Hinter Tunnel 4 erwartet uns das Dorf Trøllanes mit seinen 12 Einwohnern und die Hoffnung auf Sichtung von Papageitauchern. Wir werden vom reichsten Großgrundbesitzer der Insel geführt, der mit Herzblut jedes Detail erklärt und jede unserer Fragen beantwortet. Wir sehen keine Papageitaucher und so drehen wir sozusagen um und fahren zurück zum nächsten Ort - Mikladalur. Hier wurde für uns ein interessanter und kurzweiliger Ortsrundgang organisiert. Wir besichtigen nicht nur die Kirche, die alte Schmiede und eine Kunstausstellung, sondern backen auch Waffeln im neuesten Ferienhaus des Ortes und verkosten Wein und Käse in einem traditionellen Lagergebäude. In Letzterem reift der Kuhmilchkäse der Insel, der der berühmteste des gesamten Archipels ist, zur Vollendung. Natürlich darf ein Höhepunkt nicht fehlen. Wir besuchen die weit über die Inselgrenzen hinaus bekannte "Robbenfrau" - Kopakanan. Wir fotografieren die Statue und lauschen der dazugehörigen Sage bei einer leckeren Fischsuppe im örtlichen Edge Cafe. All die überdachten Pausen tragen natürlich dazu bei, dass die Laune trotz des teilweise heftigen Regens, bei allen bestens bleibt. Nach all diesen Erlebnissen, fahren wir zurück zur Fähre und setzen als Fußpassagiere wieder über nach Klaksvik. Hier erwartet uns unser großer Bus im "James Bond 007-Design" mit einem neuen Fahrer. Daniel wird uns heute leider überraschend verlassen, aber das Ende des Generalstreiks bedeutet auch für ihn, dass ab sofort wieder Liniendienste gefahren werden und keine Touristen. Unser Tag ist noch nicht zu Ende und der Bus bringt uns - dieses Mal über einen simplen Damm - auf eine weitere Insel der Färöer, nach Kunoy. Unsere Reiseleiterin Oda beschließt einen kleinen Spaziergang mit uns zu unternehmen und trotz Nieselregens sind fast alle abenteuerlustig und folgen ihr. Auch hier etwas abenteuerlich, weil der Weg zunächst über eine vollkommen aufgeweichte Schafweide führt, bevor wir durch ein kleines Wäldchen und entlang eine Flusses ins Ortszentrum des gleichnamigen Dorfes Kunoy laufen. Hier besteigen wir den Bus und kehren durch die beiden Tunnel zurück nach Torshavn zu unserem Hotel. Zum Abendessen gibt es heute Kabeljau und ein Küchlein und da wir morgen wieder etwas eher starten müssen, endet der Abend für die meisten direkt nachdem Restaurantbesuch.

Insel Streymoy – Schifffahrt zu den Vogelfelsen von Vestmanna – Saga–Museum – Kvivik

Bereits um 8 erwartet uns Oda für unseren heutigen Ausflug. Der Bus ist bekannt, der Fahrer noch nicht wirklich - jetzt chauffiert uns Karl Johann. Die zu bewältigenden Entfernungen sind heute auch überschaubar, wir bleiben auf der Hauptinsel Streymoy. Unser heutiges Hauptziel ist Vestmanna, ein kleiner 1.200 Einwohner-Ort, der nahezu ausschließlich vom Fischfang lebt. Hier erwartet uns ein Schiff, mit dem wir uns die Vogelfelsen an der Küste vom Wasser aus ansehen wollen. Glücklicherweise sind wir so früh da und so bleibt unsere Gruppe fast unter sich. Unser Kapitän entscheidet sich für eine südgehende Route, denn nordgehend sind aufgrund des Windes knapp 2 Meter hohe Wellen zu erwarten. Heute haben wir wirkliches Wetterglück - es ist trocken und meist scheint sogar die Sonne. Und der Kapitän behält natürlich recht mit seinem Fahrplan. Die Fahrt ist wunderbar - zuerst fahren wir ganz nah an der Küstenlinie um nach Möwen, Lummen und natürlich vor allem Papageitauchern Ausschau zu halten. Wir bekommen alle zu sehen, wenn auch nicht unbedingt "fotogen". Am meisten bewundern wir die vereinzelten Schafe auf den steil ansteigenden Berghängen. Dann zieht der Kapitän plötzlich einmal quer über die Meerenge und kurzzeitig spüren wir den Seegang, bevor wir auf der anderen Seite der Bucht wieder langsamer werden und eine faszinierende Felsküste mit Grotten, Torbögen und märchenhaften Steinformationen zu sehen bekommen. Höhepunkt ist die Sichtung des "Hexenfingers", einer einzigartigen Felsskulptur. Nun geht es doppelt so schnell in den Hafen zurück, wo schon die nächsten Touristen auf Ihre Fahrt warten. Wir gehen ein paar Schritte ins Besucherzentrum, in dem sich auch das Saga-Museum befindet. Wir bekommen Audioguides und hören 12 Sagen und Geschichten aus der Region und von den Inseln. Bildhaft begleitet werden die Stories durch Szenendarstellungen mit Wachsfiguren. Die Darstellungen und auch die Figuren sind allerdings ziemlich martialisch. Im Anschluss an das Museum erwartet uns direkt vor Ort ein kleines, aber feines Mittagsbuffet. Im Übrigen sind wir jeden Tag von einem nicht vorher bekannten, leichten Mittagessen durch Eberhardt überrascht worden. Nach dem leckeren Essen bleibt noch etwas Freizeit und dann starten wir unsere Heimfahrt nach Torshavn. Eigentlich hätten wir gern noch der Faer Isles Distillery einen Besuch abgestattet, aber leider darf man das nur, wenn man auch eine Führung vorbestellt hat. Die Destillierie ist ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt und produziert Wodka, Gin und demnächst ist auch der Whisky fertig gereift. Da wir im Moment nicht dürfen, werden wir unser Spirituosen-Glück auf dem Flughafen nochmals versuchen.... Wir haben aber noch eine Zwischenstation auf unserem Weg vor uns - Kvivik, eine kleine Stadt auf halbem Weg zurück in die Hauptstadt. In Kvivik wurde eine Wikingersiedlung entdeckt und frei gelegt, welche wir uns anschauen. Ansonsten ist Kvivik ein kleiner pittoresker Ort mit einem Geschäft für Wollprodukte aus Handarbeit, einer hübschen Kirche und jeder Menge romantischer Fischerhäuser. Der tatsächliche Höhepunkt war für die meisten aber der unter der örtlichen Brücke abgehängte Proviant. Über dem Fluss, unter einer normalen Autobrücke hingen neben Trockenfischen auch salamiähnliche Würste, die aus Walfleisch geformt waren. Nach einem gemütlichen Spaziergang geht es nun zurück in Richtung Hotel. Da es erst Nachmittag ist und die Sonne nach wie vor scheint, entscheiden sich die meisten für einen weiteren Innenstadtbesuch und genießen im Hafengebiet ganz entspannt das schöne Wetter. Zum Abendessen wird Tenderloin Steak und Pannacotta serviert und anschließend noch das eine oder andere Getränk genossen.

Bauernhof – Gjogv – Tjørnuvík – Elduvik – Folkloreabend

Heute dürfen wir ausschlafen. Oda erwartet uns erst um 11 Uhr am Bus, dafür ist der Tag bis in die Abendstunden gefüllt. Wir fahren heute über das Mannafalsdalur, ein für die Geschichte der Färöer äußerst wichtiges Tal, in Richtung Norden der Insel Streymoy. In diesem Tal fand die erste entscheidende Schlacht im sogenannten färingischen Bürgerkrieg zwischen Nordinsulanern und Südinsulanern statt und viele färöische Männer verloren Ihr Leben. Bei wirklich schönem Wetter lauschen wir Odas Erzählungen gespannt, noch mehr sind wir aber auf die landschaftlichen Schönheiten, die uns heute erwarten, gespannt. Unser erstes Ziel ist Tjørnuvik ganz im Norden Streymoys. Vorbei an einer ehemaligen norwegischen Walfangstation gelangen wir in das kleine Örtchen mit 45 Einwohnern. Es gibt hier einen wunderbaren feinsandigen Strand und einige unserer Gruppe sind vorbereitet und willens den Atlantischen Ozean zu betreten. Bei tatsächlich eisigen 7 Grad Celsius heißt es also Schuhe aus und ab geht's für ein paar Sekunden mit den Füßen ins Wasser. Für alle, die nicht ganz so mutig sind, bleibt genügend Zeit am Strand, um ein schönes erstes Foto von der Felsformation "Der Riese und die Hexe" - natürlich handelt es sich dabei um versteinerte Trolle - zu schießen. Anschließend genießen wir noch eine Tasse Kaffee oder Tee im Ortskern und sehen die kleine Kirche und die Wikingerausgrabungen, die zu den ältesten der Inseln gehören. Danach wollen wir nach Eysturoy, die große Nachbarinsel, stoppen aber zuvor noch am Fossa Wasserfall. Momentan führt er nicht allzu viel Wasser. Trotzdem ist er ein wunderbares Fotomotiv mit seinen 140 Meter Höhe, die sich auf 2 große Terrassen verteilen. Wir fahren auf die nächste Insel, aber nicht irgendwie, sondern standesgemäß über die erste Brücke, die über den Atlantik geht - hier zwischen Streymoy und Eysteroy. In Varmakelda besuchen wir den Milchbauernhof von Bäuerin Bara und ihrer Familie. Bara nimmt uns mit ihrer Tochter Brunlid in Empfang und serviert als Überraschungs-Mittagslunch erstmal eine wunderbare Rindfleischsuppe und selbst gebackenen Kuchen. Anschließend erzählt sie uns alles zur Landwirtschaft in der Region, ihren Bauernhof und die aktuelle Lage, speziell in der Milchwirtschaft. Bara und ihr Mann gehören zu den 14, noch auf den Inseln produzierenden Milchbauern und besitzen beispielsweise einen von nur 3 hochmodernen Melkrobotern. Wir dürfen uns die Stallungen anschauen, lernen glückliche Kühe kennen und löchern Bara mit allem, was uns zum Thema Landwirtschaft auf den Inseln einfällt. Nach 2 hochspannenden Stunden müssen wir leider weiter und fahren in Richtung Norden. Vorbei an Eidi mit dem einst vom National Geographic zum schönsten Fußballplatz der Welt gewählten Stadion - heute ist es leider ein Campingplatz - unterbrochen von einigen spektakulären Fotostopps, zum Beispiel mit Blick auf den höchsten Berg der Färöer Inseln (Slaettaratindur mit 882 Metern), erreichen wir am Nachmittag Gjogv. Dieser kleine Ort ist vor allem bekannt durch seinen Naturhafen, eine Bucht, die dem Ort auch seinen Namen gab. Als wir an der Bucht ankommen, findet gerade ein Team-Event für eine Gruppe statt und eine Zipline, die im Hafenbecken endet, ist vorübergehend gespannt. Wir spazieren also lieber zu Marys Bank - einer Bank an einem Felsvorsprung, auf der vor einigen Jahren die damalige Prinzessin Mary, heutige Königin von Dänemark, gesessen haben soll und die Landschaft genossen hat. Der Ausblick ist tatsächlich atemberaubend. Über für einen Touristenbus extrem schmale Bergstraßen fahren wir weiter nach Elduvik, denn das heutige Abendessen findet nicht im Hotel statt. Wir sind heute zu Gast bei Frida und Paul Johann, einem Bauernpärchen, welches sein Haus für Reisende öffnet, um Ihnen die traditionelle färöische Kulinarik und ein wenig Folklore näherzubringen. Frida zaubert ein Buffet mit den Hauptzutaten Lamm und Kabeljau in allen möglichen Varianten und wir können sogar getrocknetes Walfleisch und Walspeck probieren. Nach einem typischen Rhabarber-Dessert hören wir noch kurz etwas zur Familiengeschichte, bevor wir alle - in dem Fall eine finnische Touristengruppe und wir - auf die Straße hinaustreten, um unter Anleitung von Jens den typisch färingischen Kettentanz gemeinsam zu tanzen. Wir lassen uns auch von ein paar lästigen Flugtieren nicht beeindrucken und geben uns größte Mühe zum Gesang von dänischen und färöischen Balladen ein gutes Bild abzugeben. Meist gelingt uns das... So geht ein langer, aber wundervoll authentischer Tag zu Ende und wir fahren zurück ins Hotel in Torshavn.

Torshavn – Insel Nolsoy

Auch heute kann jeder seine Frühstückszeit individuell gestalten. Nachdem wir gestern erst spät im Hotel waren, startet unser letzter Ausflug auf den Färöer-Inseln erst am Mittag. Die kleine Nachbarinsel Nolsoy ist unser Ziel. Später Start heißt aber auch nochmal die Chance, auf eigene Faust die färingische Hauptstadt zu erkunden, bevor wir morgen zurück nach Deutschland fliegen. Alle die sich dafür entschieden haben, warten gegen Mittag im Fährhafen von Torshavn auf den Rest der Gruppe, der per Transfer ins Stadtzentrum gebracht wird. Gemeinsam gehen wir dann als Fußpassagiere auf die Fähre nach Nolsyoy. Die Fährüberfahrt dauert ungefähr 30 Minuten und auch wenn sich die Sonne nicht zeigt, es bleibt zumindest trocken. Nolsoy ist eine Insel, deren Hauptort 220 Menschen beheimatet und wir starten unsere Erkundungen an den "Princess Ruins", eine Wohnstätte aus dem 14. Jahrhundert. Der Legende zufolge soll eine schottische Königstochter hierhin mit Ihrem vom König nicht geduldeten Ehemann geflüchtet sein. Wir spazieren zurück in den Ort, wo uns Barbara empfängt und wir werden nochmals Gäste des inzwischen auf Färöer beliebt gewordenen "House Dining", bei dem man seine Mahlzeit - in unserem Fall der Überraschungslunch - in den Wohnräumen der Gastgeber zu sich nimmt. Unsere Gruppe ist zwar zu groß für Barbaras Wohnhaus, aber wir haben eine anderes Haus zur Leihe und genießen wunderbaren Kabeljau aus dem Ofen und hausgemachte Waffeln. Anschließend führt uns Barbara durch das örtliche Heimatmuseum und bringt uns die Geschichte und Geschichten von Nolsoy näher. Wieder einmal spüren wir die Herzlichkeit, Gastfreundschaft und die tiefe Verbundenheit gerade der jungen Leute zu ihrer Heimat - wieder ein tolles Erlebnis. Wir haben gar nicht mehr allzu viel Zeit, bis unsere Fähre zurück nach Torshavn geht, darum starten die schnellen Wanderer unter uns zum westlichsten Punkt der Insel durch, weil es dort Papageitaucherkolonien geben soll - ein Erfolg. Die anderen lauschen Barbara noch ein wenig und spazieren dann auf einen Aussichtsberg in Ortsnähe, um noch einmal einen fantastischen Blick auf die umliegende Inselwelt zu werfen. Noch ein schnelles Bier im Insel-Pub oder ein kurzes Fußbad im Atlantik und dann bringt uns das Fährschiff zurück in die färöische Hauptstadt. Hier erwartet uns Karl Johann mit unserem Bus und bringt uns zurück ins Hotel. Dort heißt es leider Abschied nehmen von Oda, denn Sie wird uns morgen nicht extra zum Flughafen begleiten. Eine wunderschöne gemeinsame Woche mit vielen tollen Erlebnissen geht zu Ende. Langsam aber sicher müssen wir uns mit dem Thema Kofferpacken auseinandersetzen und sehen uns zum letzten Abendessen unserer Tour - der bisher schmerzlich vermisste Lachs und ein Lava-Schokokuchen versüßen uns den letzten Abend.

Rückflug über Kopenhagen und Heimreise

Nach einem letzten Frühstück in unserem Hotel Føroyar erwartet uns kurz vor Mittag unser Transferbus zum internationalen Flughafen auf der Insel Vagar. Von dort aus geht es wieder über Kopenhagen - dieses Mal allerdings nur im Transitbereich - zurück in unsere Ausgangsflughäfen. Mit ein wenig Verspätung geht eine erlebnisreiche Rundreise zu Ende.

Schlusswort

Die Färöer Inseln sind auf jeden Fall eine Reise wert! Eines der wenigen Ziele, die touristisch - zumindest innerhalb Europas - durchaus als Geheimtipp zählen können. Wir haben die traumhaften Landschaften, die unglaubliche Ruhe ausstrahlen in vollen Zügen genossen. Das typische Wetter gehörte genau so dazu wie die eine oder andere spürbare Einschränkung durch den Generalstreik am Anfang. Aber alles in allem hat die Reise alle Erwartungen erfüllt. Also unsere Empfehlung: Es lohnt sich die Färöer auf die Reisewunschliste aufzunehmen!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für den umfassenden Reisebericht und die tollen Fotos. Ich werde auf jeden Fall zum Wandern wieder auf die Färöer reisen.

S. Kaiser
19.06.2024