Reisebericht: Silvester im winterlichen Harz

28.12. – 02.01.2012, 4 Tage Silvesterreise in den Harz – Quedlinburg – Sondershausen – Nordhausen – Gernrode – Brocken – Schierke – Kyffhäuser Denkmal und Barbarossahöhle


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In fröhlicher Stimmung begingen wir den Jahreswechsel im Harz. Von Neustadt aus unternahmen wir erlebnisreiche Touren durch den zum Teil verscheiten Wald, durch Berg und Tal in malerische Städte und zu faszinierenden Naturschönheiten...
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Reisebericht

1. Tag.  Anreise über Quedlinburg
 
Pünktlich geht es von Dresden aus los. Nach und nach füllt sich der Bus mit Gästen. In Leipzig ist die Sicht ist gut und man kann das Völkerschlachtdenkmal sehen. Die A14 führt mitten durch das Flughafengelände. Brücken über die Strasse verbinden die Start- und Landebahnen.
Wir erreichen Quedlinburg, wo uns ein Gästeführer auf dem Busparkplatz empfängt, um uns durch die über 1000 jährige Stadt mit ihren mehr als 1300 Fachwerkhäusern aus fast 8 Jahrhunderten zu führen. Nicht nur deshalb steht die Stadt seit 1994 auf der Welterbeliste der Unesco. Über allem trohnt, die Stiftskirche St. Cyriacus mit der Grablege Heinrichs I. und seiner Frau Mathilde.Über den Marktplatz gelangen wir auf den Kornmarkt, durch die Jüdengasse in die Hölle. Durch den schmalen Schuhhof geht es über den Kirchhof der Marktkirche zu einem der ältesten Gebäude der Stadt, dem Ständerbau in der Wordgasse aus der 1. Hälfte des 14. Jh. Die Führung endet auf dem Finkenhof, wo Heinrich I. von seiner Wahl zum ersten deutschen König im Jahr 919 gehört haben soll.


Nun reisen wir weiter nach Neustadt zum Hotel. Dabei durchqueren wir das erste mal den Harz von Nord nach Süd und kommen duirekt am Hexentanzplatz oberhalb von Thale vorbei. Der wunderbare Blick ins tief unter uns gelegene Bodetal und zur gegenüber liegenden Roßtrappe begeistert alle. Aber es herrscht Sturm und der Nieselregen macht den Aufenthalt dort nicht angenehmer. Bronzeskulpturen erinnern an die Sage, dass  sich die Hexen zu Walpurgis, wie an anderen Orten des Harzes mit Luzifer ein Stelldichein geben.
Am späten Nachmittag kommen wir vor unserem Hotel in Neustadt an. Herzlich werden wir noch im Bus mit einem Begrüßungstrunk verwöhnt.
Die gute Harzer Luft hat alle hungrig gemacht, und so finden wir uns nach dem Bezug der Zimmer geschlossen gegen 18.30 Uhr zum Abendessen im Restaurant ein. Es gibt ein sättigendes 3 Gänge Menü mit zusätzlichem Buffet. 
Neustadt ist ein malerischer, sehr ruhiger Ort mit vielen Fachwerkhäusern und einem Roland vor dem Rathaus. Keinerlei Krach stört die nächtliche Ruhe. 
 
 
2. Tag, Brocken
 
Heute geht es schon gegen 8 30. Uhr los nach Wernigerode, wo der Zug der Brockenbahn schon auf uns wartet. Wir können sofort einsteigen.
Am Bahnhof ist die Parksituation für Reisebusse optimal. Der Brocken hat 306 Nebeltage, sowie über 176 Tage mit Eis und Schnee dort pro Jahr. Tage mit Sonnenschein und Fernsicht sind selten. Unser heutiger Tag macht vom Wetter her keine Ausnahme.
Pünktlich fährt der Zug ab. Das alte Dampfross lässt jedem Eisenbahnfreund das Herz höher schlagen. Es schnauft und dampft immer stärker, je steiler die Strecke wird. Fast 2 Stunden geht die Fahrt mit Stops in Drei Annen Hohne und Schierke. Hier müssen wir warten, denn die Strecke wird eingleisig. Der Zug ist brechend voll, doch wir haben für die EHT Gäste Sitzplatzreservierungen.


Als wir auf dem Brocken ankommen umfängt uns Nebel und ein starker Sturm. Schnell gehen alle in die gastronomischen Betriebe um etwas warmes an Essen und Trinken zu sich zu nehmen.
Auf der Rückfahrt steigen wir schon in Drei Annen Hohne aus. So sind wir mit dem Bus etwas eher am Hotel und jeder hat noch etwas Zeit für sich, bevor es am Abend wieder ein leckeres Menu gibt. 
 
3. Tag:  Nordhausen - Sondershausen - Kyffhäuser
 
Das Frühstück gibt es ab 6.30 Uhr. Heute reisen wir in die Brennerei von Nordhausen. Der Nordhäuser Korn ist weltberühmt, weil er einfach der Beste ist. Die Stadt hat eine lange Brennereitradition ab 1507 und ist ab dem 18. Jahrhundert auch Mittelpunkt der deutschen Kautabakindustrie.
Keine Stadt Thüringens hat der 2. Weltkrieg so schwer getroffen wie Nordhausen. Von der alten Fachwerkstadt ist fast nichts übrig. Aber die Brennerei hat überlebt und wir genießen eine hervorragende Führung durch die Jugendstilfabrik aus dem Jahre 1908. Engagiert bringt die Gästeführerin uns die Brennerei nahe und wir verkosten reichlich die Produkte der Brennerei.
Ich kann nur sagen: Der beste Korn!
Am frühen Mittag treffen wir in Sondershausen ein. Zwischen Hainleite und Windleite grüßt uns schon das größte Barockschloss Thüringens. Die alte Bergbaustadt hat nichts mit dem Harzer Bergbau zu tun, sondern wies Kalisalz im Untergrund auf. Das älteste Kalibergwerk Thüringens befindet sich hier. Heute ist es ein Schaubergewerk. Wir wollen aber zum Schloss. Es ist riesig.


Der gesamte riesige Komplex ist beheizt. Wir erleben barocke Pracht des absolutistischen Zeitalters in der  ehemaligen Residenz derer von Schwarzburg-Sondershausen.
Höhepunkt ist die Staatskarosse: Eine goldene Kutsche, sechsspännig, die es sonst nur noch in Lissabon, St. Petersburg und Stockholm gibt. Das ist fast unglaublich und wir alle stehen staunend vor dieser barocken Prachtentfaltung. Wer hätte das gedacht, dass Sondershausen mit so etwas aufwarten kann.
Auf vielfachen Gästewunsch besuchen wir am Nachmittag zusätzlich das große Denkmal auf dem Kyffhäuser. Hier soll der Legende nach Kaiser Barbarossa ruhen und zur Rettung eilen, wenn das Land in Gefahr ist. Stürmisch ist es heute dort oben und wir kehren im warmen Bus zurück zum Hotel.
Nach dem reichhaltigen Abendessen erwartet bietet der Heimatverein Naustadt noch einen bunten Abend in seinem Vereinshaus an, wo u. a. auch der Männerchor der Stadt zu hören ist.
 
 
4. Tag, Gernrode, Aschersleben, Harzgerode
 
Heute Vormittag steht eines der romanischen Highlights des Harzkreises auf dem Programm. Die Stiftskirche von Gernrode. Schon von weitem ist die mächtige Basilika aus dem Jahre 759 zu erblicken. Ihre Ausstattung ist sensationell. Wir staunen über eine fast 1000 jährige Ausmalung, die prächtiger nicht sein kann, und über eine Nachbildung des hl. Grabes mitten in der Kirche. Der Pastor selbst erläutert uns das Bauwerk, bei deren prächtiger Ausgestaltung Kaiserin Theophanou, die Gemahlin von Kaiser Otto II. persönlich ihre Hand im Spiel gehabt haben soll.  Schon nach kurzer Zeit gehörte Gernrode zu den reichsten und mächtigsten Damenstiften des Reiches.
Wir reisen weiter nach Aschersleben. Die Stadt sagt von sich selbst, dass sie die älteste Sachsen-Anhalts ist. Tatsächlich leitet sich von Ihrem lateinischen Namen Ascaria der Name eines der mächtigsten Fürstengeschlechter des hohen Mittelalters ab, nämlich die Askanier, dessen wohl bekanntester Vertreter Albrecht der Bär ist. Unser Stadtführer erläutert uns die z. T. gut erhaltene Stadtbefestigung mit ihren mächtigen Türmen. Wir sehen die riesige Stadtkirche, deren Turm sich wegen des sandigen Untergrunds bedenklich neigt, und kommen nach einer guten Stunde wieder am Bus an.


Weil noch etwas Zeit ist, befahren wir von Hettstett aus die Harzhochstrasse und machen noch einen Photostop in Harzgerode, dass mit einem romantischen Marktplatz und einem alten Schloss aufwartet.
Die Silvesterfeier beginnt gegen Abend mit einem üppigen Buffet. Musikalisch wird der Abend von einem Musiker untermalt, der live singt.  Das Restaurant ist schön geschmückt und als es auf Mitternacht zugeht, treibt die Stimmung ihrem Höhepunkt entgegen. Dann läuten die Glocken, Sektgläser klingen und draußen steigen die ersten Raketen in die Luft. Das Neue Jahr 2012 hat begonnen.
 
5. Tag. Rappbodetalsperre, Baumannshöhle, Walkenried
 
Nach ausgiebigen Schlaf und einem reichhaltigen Frühstück begeben wir uns heute nach Rübeland. Auf dem Weg dorthin queren wir die riesige Staumauer der Rappbodetalsperre. Mit weit über 400 m. Länge und einer Höhe von fast 120 m bis Gründungssohle ist sie die größte Talsperre Deutschlands. Ihr Trinkwasser läuft bis in den Grossraum Halle/Leipzig.
In Rübeland sind wir zu einer Führung durch die Baumannshöhle angemeldet.  Sie gehört zu den schönsten Tropfsteinhöhlen des Harzes. Beeindruckt sind wir von mächtigen Skelett eines Höhlenbären. Diese Großsäuger habe die Höhle während der letzten Eiszeit oft aufgesucht. In den verwinkelten Gängen bekommen wir gar nicht mit, dass wir 600 m gelaufen sind und dabei 300 Stufen bewältigt haben.


Höhepunkt des Tages ist ein Besuch des Klosters Walkenried. Unsere Gästeführerin ist mit Begeisterung bei der Sache und bringt uns die Architektur und die Geschichte des Klosters leicht verständlich nahe. Im gut eingerichteten Museum bestaunen wir die vielen Dinge aus dem ehemaligen Klosterleben. Walkenried war durch seine Beteiligung am Harzer Silberbergbau sehr reich geworden und die Kirche gehörte im 13. Jh. mit über 90 m Länge zu den größten Norddeutschlands. Auch heute noch lässt die mächtige Ruine viel von der einstigen Pracht erahnen.
Viel zu schnell geht dieser Tag zu Ende und wir lassen ihn bei einem deftigen Abendessen ausklingen.
 


6. Tag. Köhlereimuseum, Heimreise
 
9.30: Nach dem Frühstück ist check out. Das Personal verabschiedet sich am Bus noch einmal winkend von der Gruppe.
Um 10 Uhr besichtigen wir die Köhlerei in Hasselfelde. Es ist regnerisch kalt und die Führung geht eine knappe Stunde durch die frische Luft. Ein kleiner Kräuterschnaps, vom Gästeführer angeboten, wird dankend angenommen und wärmt die Gäste auf.
Das Museum ist im wesentlichen ein Freilichtmuseum mit einem kleinen Ausstellungsraum am Ende, und einem Verkaufsraum am Eingang. Trotz der Kälte ist es aber sehr informativ und gut gestaltet. Wir erfahren sehr viel über diesen ehemals so wichtigen Wirtschaftszweig im Harz, ohne den die Erzverhüttung nicht möglich gewesen wäre.




Gegen 11.30 Uhr treten wir endgültig die Heimreise an. Die Rückreise verläuft planmäßig und ohne besondere Vorkommnisse.
Eine erlebnisreiche Reise mit dem Jahreswechsel im Harz geht zu Ende. Es werden viele schöne Erinnerungen bleiben.

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