Reisebericht: Rundreise in der Lüneburger Heide – Niedersachsen

09.09. – 14.09.2014, 6 Tage Rundreise in Nord–Deutschland: Celle – Schneverdingen – Kutschfahrt in der Lüneburger Heide – Heidschnuckeneintrieb – Weltvogelpark Walsrode – Hansestadt Bremen – Museumsdorf Hösseringen – Lüneburg – Mühlenmuseum in Gifhorn


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"Es ist so still; die Heide liegt im warmen Mittagssonnenstrahle,..., die Kräuter blühn; der Heideduft steigt in die blaue Sommerluft; Kein Klang der aufgeregten Zeit drang noch in diese Einsamkeit" Theodor Storm
Ein Reisebericht von
Petra Hanschke

1.Tag, 09.09.2014: Anreise zum Allertal mit Aufenthalt in Celle

Pünktlich 8.00 Uhr starten wir unsere Reise in Dresden. In Döbeln steigen acht Gäste zu. Auf der Autobahn ist heute sehr viel Verkehr, so dass unsere Ankunft etwas verspätet ist. Unsere 13 Zusteiger warten aber geduldig und in bester Reiselaune geht es weiter. Bei Magdeburg kommen noch zwei Gäste dazu, nun ist unsere Gruppe mit 32 Gästen komplett. Nach einer schönen Fahrt und einem kleinen Mittagsstopp erreichen wir Celle, die schöne Kleinstadt am Rand der Lüneburger Heide. In Celle haben wir einen Aufenthalt zum Bummel durch die schöne Altstadt mit ihren historischen Fachwerkbauten aus dem 15. und 16. Jahrhundert Aber nicht alle Gäste sind gut zu Fuß. So wird der Vorschlag, mit der Touristenbahn durch die Stadt zu fahren, gleich in die Tat umgesetzt. Alle fahren mit, keiner hat es bereut. Gemütlich und beschaulich fahren wir durch den schönen Schlosspark, durch die historische Altstadt, entlang der Fassaden der alten Fachwerkhäuser und durch den Französischen Garten. 45 Minuten Stadtrundfahrt vergehen wie im Fluge, aber wir haben viel von der Stadt gesehen. Zeit für Kaffee und Kuchen bleibt auch noch genügend, Am Spätnachmittag fahren wir ins liebliche Allertal. Das Land-gut-Hotel Allerhof soll für die nächsten Tage unsere Heimstatt sein. Neugierig erkunden wir die schöne Umgebung. Das Hotel ist direkt an der Aller gelegen, ein schöner Park mit Springbrunnen und alten Bäumen lädt zum Spazieren oder Ausruhen ein. Die Abendstimmung am Fluss ist an Romantik nicht zu überbieten! Gern setzt man sich ans Ufer und schaut zu, wie schnell das Wasser fließt und nur die schwarzbunten Kühe leisten auf der Weide Gesellschaft.

2. Tag, 10.09.2014: Lüneburger Heide – Kutschfahrt – Schäferhof

Erwartungsvoll starten wir nach einem wohlschmeckenden und reichlichen Frühstück unseren zweiten Tag. Heute soll es zu den Heidschnucken gehen! Ob wir sie wohl sehen? Wir fahren mit dem Bus nach Schneverdingen, wo es alles gibt, was für die Lüneburger Heide so typisch ist. Das Naturschutzgebiet Osterheide liegt östlich von Schneverdingen und grenzt mit seinen ausgedehnten Heideflächen an das Naturschutzgebiet mit dem Wilseder Berg. Der Wilseder Berg ist mit seinen 169,2 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der Lüneburger Heide und erhebt sich deutlich über dem Land, die Landschaft "drumherum" ist sanft und flachwellig. Der Schäfer hat heute die Heidschnucken sehr früh aus dem Schafstall getrieben, obwohl das Wetter etwas feucht und trüb ist. Aber er meint nur trocken: warum soll Regen ein Problem sein? Wir sehen es ebenso und machen einen schönen Heidespaziergang und verweilen im Heidegarten mit über 100 Heidesorten und 80.000 Pflanzen. Der Heidegarten ist ein Teppich blühender Heide, farblich schön aufeinander abgestimmt. Danach geht es mit der Kutsche weiter. Wir fahren nach Wilsede, spazieren durch den beschaulichen Ort. Hier ist die Zeit stehengeblieben! Schön, in vergangene Zeiten einzutauchen. Leider müssen wir aber nach der Uhr sehen, denn pünktlich soll es weitergehen. Unsere Kutscherin hat ihre zwei Pferde fest im Griff und liebt ihren Beruf. Das merkt man ihr an, sie erzählt uns viel über die Lüneburger Heide. Das Wetter zieht alle Register, von Sonne bis Regenschauer ist alles dabei. Wir sind beeindruckt, wie mystisch und stimmungsvoll die Heide bei Regen ist! Um uns ist das Rauschen der Blätter zu hören, dunkelgrüner Wacholder steht im wunderbaren Kontrast zu den lila Heideflächen und den Nadelbäumen entströmt ein aromatischer Duft.
Nach einer kurzen "Siesta" haben wir noch einen Höhepunkt auf dem Programm. Wir wollen den Schäferhof e.V. bei Neuenkirchen besuchen. Der 1976 von Bürgern gegründete Verein Schäferhof bemüht sich um Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auf Heide- und Moorflächen sowie der Schaffung von Rückzugsgebieten für bedrohte Tierarten. Derzeit werden ca. 400 Morgen Heide und 200 Morgen Grünland bewirtschaftet. Der Schäferhof unterhält eine Gebrauchsherde von etwa 350 Muttertieren mit Lämmern. Hinzu kommen ca. 170 Jährlinge. Unsere Gästeführerin Uschi Timm erzählt ausführlich über das Leben in der Heide damals und heute. Der Schäferhof versetzt uns in eine vergangene Zeit und ist doch gegenwartsbezogen. Wir erfahren viel über ökologische Zusammenhänge, vor allem in der Erlebnis-Sonderaustellung über Ameisen. Ein lebendiger Ameisenhaufen zum Reinschauen ist Mittelpunkt der Ausstellung. Uschi Timm ist es eine Herzensangelegenheit, ihre Gäste in die Welt der Ameisen mitzunehmen und Vorurteile abzubauen und so zum Schutz der Winzlinge beizutragen. Endlich ist es so weit! Die Heidschnuckenherde kehrt zum Stall zurück. Wir begegnen ihr auf einer Lichtung im Wald und begleiten sie ein Stück. Schnell vergeht die Zeit mit dem Schäfer, seinen zwei Hütehunden und den Schnucken. Schließlich sind alle Schafe im Stall, es gibt noch Spezialitäten zu kaufen oder eine Heidschnucken-Grillwurst zu kosten, aber nun heißt es Abschiednehmen, es ist schon spät. Zurück im Hotel Allerhof freuen sich alle auf das gute Abendbuffet. Ein ereignisreicher Urlaubstag neigt sich dem Ende zu.

3. Tag, 11.09.2014: Vogelpark Walsrode und Iserhatsche

Heute fahren wir zum Weltvogelpark Walsrode.
Die Farbenpracht und Artenvielfalt der Vögel ist kaum in Worte zu fassen - das muss man einfach erlebt haben. Bei über 4000 Vögeln aus 675 Arten fällt es schwer, eine Auswahl zu treffen, denn jeder Vogel ist auf seine Weise einzigartig und sehenswert! Zuerst gehen wir zu den Pinguinen, einige sind so handzahm, dass sie sich von uns über den Rücken kraulen lassen. Aber alles freiwillig! Wenn sie genug haben, dann springen sie einfach ins Schwimmbecken und tauchen ab. Nur Hunger haben sie keinen großen, sie sind auch Feinschmecker. Der heutige Fisch ist nicht nach ihrem Geschmack. Dann eben nicht, gehen wir halt weiter mit der Tierpflegerin zu den hungrigen Pelikanen, die fangen den Fisch geschickt in ihren großen Schnabel. Keiner will die unterhaltsame und informationsreiche Vogelshow versäumen, alle finden sich rechtzeitig auf der Flugschau-Wiese ein. Auch wilde Kanadagänse und ein Storch auf der Durchreise mischen sich unter die gefiederten Stars. Und haben keine Angst vor dem tieffliegenden Condor! Dabei ziehen sogar wir manchmal unwillkürlich den Kopf ein! Der Sekretär "Socke" fängt Schlangen und ärgert die Tiertrainer und am Schluss fliegen über 70 Vögel über unsere Köpfe. Wir haben viel Spaß an der 30-ig minütigen Vorstellung und sind uns einig: wunderschön! Der Park mit seinen Rosenbeeten und Wasserspielen bildet die perfekte Kulisse für die Show. Besonders erfreuen die gelben kleinen Goldsittiche und der blaue Hyazinth-Ara.
Am Nachmittag gibt es ein Kontrastprogramm: Iserhatsche „Neuschwanstein des Nordens" nennt der Hausherr seinen Besitz, aber der Vergleich trifft es nicht: Neben der bizarren Welt von Iserhatsche wirkt das Schloss Ludwigs II. wie die brave Idee eines Puristen: ein bisschen Barockschloss, ein bisschen Geisterbahn, ein feuerspuckender Vulkan, und dazu die Arche Noah, alles nah beieinander, dazu die größte Biersammlung der Welt, die größte Streichholzschachtelsammlung der Welt... Eine eigene skurrile und schräge Welt umfängt uns.
Am Ende der Führung bleibt Zeit für einen ruhigen Spaziergang durch den Park oder ein Stück Kuchen zum Kaffee, und in der Ferne spielt der eiserne mechanische Glockenbaum "Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus". Eigentlich ist das nicht zu toppen, aber doch: in Bispingen an der Autobahnauffahrt steht ein Wohnhaus auf dem Kopf!
Auf der Heimreise sind wir uns nicht ganz sicher, wo die Grenze zwischen Kunst und Kitsch liegt. All diese überflutenden Eindrücke müssen erst verarbeitet sein. Die ruhige Wald- und Heidelandschaft und der beschauliche Allerfluss bieten Ausgleich und Erholung.

4. Tag, 12.09.2014: Ausflug in die Hansestadt Bremen

Nach dem Frühstück begeben wir uns mit dem Bus nach Bremen, unsere Stadtführerin erwartet uns zu einer zweistündigen Stadtrundfahrt bzw. Stadtführung. Wir bekommen einen Einblick in Kunst und Geschichte der Stadt Bremen, bummeln durch den historischen alten Stadtkern und sehen u.a. das alte Rathaus, den Dom, das Denkmal der Bremer Stadtmusikanten, die Böttcherstraße und das ältesten Stadtteil "Schnoor". Anschließend hatten wir noch Freizeit zur individuellen Erkundung, zum Mittagessen oder Kaffeetrinken. Nicht vergessen, dem Esel der Bremer Stadtmusikanten die Beine zu umfassen, damit ein Wunsch in Erfüllung geht!
Wir fanden uns wieder pünktlich 15.00 Uhr zum Glockenspiel auf der Böttcherstraße ein. Sieben Minuten lang erklingen Melodien auf 30 Meißner Porzellanglocken, dazu drehen sich zeitgleich 10 Bildtafeln, die den Entdeckern und Abenteurern gewidmet sind, die den Ozean überquerten, sei es mit dem Schiff oder auch zu Luft.
Am Abend gibt es ein rustikales Bauernessen mit musikalischer Unterhaltung. Drei Herren mit Schifferklavier spielen auf, wir singen manches Volkslied und Schunkeln zum Akkordeonklang.

5. Tag: 13.09.2014: Museumsdorf Hösseringen – Lüneburg

Nochmals wollen wir Einblick nehmen in die Geschichte und Kultur der Lüneburger Heide. Nirgendwo besser geht das, als in einem Museumsdorf. Hösseringen bietet zwischen Wäldern und Wiesen im Tal des Heideflüsschen Hardau eine Idylle vergangener Zeiten In ruhiger abgeschiedener Lage, wo heute noch die Straßen enden, liegt das Haufendorf mit Bauerngehöft, Schmiede, Ställen und Bauerngärten. Beim Rundgang durch das Freilichtmuseum unter fachkundiger Führung wird schnell klar, dass das Bauernleben keine Idylle war, sondern harte Arbeit und karges Auskommen. Die Heide zeigt heute ein trübes Gesicht, Nieselregen begleitet unseren Rundgang,Weiter geht es nach Lüneburg, der alten Salzstadt mit seiner backsteingotischen Häusern und Treppengiebeln, dem 800 jährigen alten Rathaus und dem Hafenviertel an der Ilmenau. Im Bereich des alten Hafens steht noch die Barockfassade des Alten Kaufhauses, und der Alte Kran, eine bis heute funktionsfähige mittelalterliche Holzkonstruktion, in deren Inneren zwei große Laufräder das Heben und Senken des Kranseils ermöglichen. Besonders hervorzuhebende Gebäude sind die drei verbliebenen Stadtkirchen St. Johannis am Sande, die Kirche St. Michaelis, in der Johann Sebastian Bach von 1700 bis 1702 Chorknabe war, und die fast modern wirkende Stadtkirche St. Nicolai, die ab 1407 erbaut wurde. In St. Nicolai findet gerade eine Hochzeit statt. Überhaupt wird in Lüneburg viel geheiratet. Vor dem Standesamt sind immer Heiratswillige. Liegt das an der romantischen Fernsehserie „Rote Rosen", wo Lüneburg als Kulisse für die Herz-Schmerz-Geschichten immer in romantisches Licht gesetzt wird? Auf alle Fälle bietet die Stadt viele schöne Fotomotive Wir merken, die Zeit vergeht viel zu schnell, es gibt einfach viel zu sehen und zu entdecken. Liebhaber der Fernsehserie "Rote Rosen" haben manches Gebäude erkannt, das im Film als Drehkulisse diente. Manch einer wäre gerne länger geblieben...
Auf dem Rückweg entlud eine dicke Regenwolke ihre ganze Wasserlast, zeitweise sintflutartig strömte der Regen herab. So beschließen wir, die Autobahn zu nehmen, aber das haben wohl auch viele andere Autofahrer gedacht, und so müssen wir uns in Geduld üben, denn der Verkehr staut sich mehrmals.

6. Tag, 14.09.2014: Orchideenzentrum Celle – Heimreise

Nach dem letzten reichhaltigen und guten Hotel-Frühstück müssen wir Abschied nehmen vom Hotel "Allerhof", das uns alle Tage mit guter, frischer und schmackhafter Kost bewirtet hat.
Die Wirtin verabschiedet uns und wir werfen einen letzten Blick auf die ruhig fließende Aller, fahren durch die wunderschönen alten Alleen mit ein wenig Wehmut und vielen Erinnerungen ab. Das Wetter ist und bleibt heute ganztags regnerisch. Nach kurzer Busfahrt ist das Orchideen-Zentrum Wichmann bei Celle erreicht. Ein kleiner Film gibt Einblick in die Kunst der Orchideenzucht, die Führung durch das Orchideenzentrum lässt keine Fragen offen, Blumenfreund erhalten fachmännischen Rat und es gibt natürlich auch die Möglichkeit, eine Orchidee als Souvenir zu kaufen .Aber so eine zarte Pflanze will natürlich gut gehegt und gepflegt sein. Viel pflegeleichter und praktisch verwendbar ist doch ein Regenschirm! Das haben wohl die Damen gedacht, die als Souvenir lieber einen Schirm mit wunderschönen Orchideenmotiven kauften. So wird ein einzigartiges leuchtendes Blumendach vor jeden Regen schützen und die Stimmung aufheitern.Die anschließende Busfahrt nach Hause verging schnell, immer wieder holte uns eine Regenwolke ein, aber der Verkehr rollte, so dass wir sogar etwas früher als geplant unsere Ausstiegsorte erreichten.Unsere schöne Reise durch die Lüneburger Heide ist zu Ende. Aber ich wünsche Ihnen, dass Sie die Bilder der blühenden Heide und der weidenden Heidschnucken noch lange in Ihrem Gedächtnis behalten. Zum Schluss möchte ich mich mit dem Gedicht/Lied "Auf der Lüneburger Heide" vom Heidedichter Hermann Löns verabschieden.
Zuvor alles Gute! Bleiben Sie gesund und reiselustig!
Ihre Petra Hanschke
Auf der Lüneburger Heide
Auf der Lüneburger Heide,
In dem wunderschönen Land
Ging ich auf und ging ich unter,
Allerlei am Weg ich fand;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
Brüder, lasst die Gläser klingen,
Denn der Muskatellerwein
Wird vom langen Stehen sauer,
Ausgetrunken muss er sein;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
Und die Bracken und die bellen,
Und die Büchse und die knallt,
Rote Hirsche woll'n wir jagen
In dem grünen, grünen Wald;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.Ei du Hübsche, ei du Feine,
Ei du Bild, wie Milch und Blut,
Uns're Herzen woll'n wir tauschen,
Denn du glaubst nicht, wie das tut;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
Hermann Löns, aus der Sammlung "Der kleine Rosengarten"

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