Reisebericht: Wanderreise Mosel in Rheinland–Pfalz

14.09. – 19.09.2014, 5 Tage Wandern in Rheinland–Pfalz rund um die Mosel mit Cochem – Moselkern – Burg Eltz – Müden – Valwigerberg – Neumagen – Dhrontal (ca. 46 Wanderkilometer)


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Zwischen den Weinbergen durch die Zeit. Von Jura und Devon über die Altsteinzeit, die vorrömische Eisenzeit bis hin zu Römerzeit und Mittelalter.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Montag, 15. September 2014 – Wanderung zur Burg Eltz


Montag Morgen wurden wir von Christiane Horbert am Hotel abgeholt, um mit ihr nach Karden zu fahren, wo wir an der Stifts- und Kollegiatskirche des Heiligen Castor, eines Einsiedlers, der als so etwas wie der "Apostel des Moseltals" gelten kann, unsere Wanderung durch die Weinberge und über die Moselhöhen zur Burg Eltz starteten. Nach einem kurzen Blick in die romanische Kirche des Heiligen Castor stiegen wir die verschieferten Höhen der Mosel zwischen teils brach liegenden Weinbergsterrassen hoch. Regional- und Weinbotschafterin Christiane erklärte uns hierbei die Unterschiede von Grauwacke und Schiefer und ihre Bedeutung in Haus- und Weinbau in der Region und machte uns auf die mediterranen Pflanzen und Tiere aufmerksam, ein Relikt aus einer Wärmephase des Postglazial. Im Moseltal konnten sich diese Pflanzen und Tiere aufgrund der besonderen klimatischen Bedingungen halten. Der Weiße Mauerpfeffer (Sedum Album) etwa ist besonders beliebt bei den Raupen des Apollofalters.
Nach der Erklimmung der steilen Hänge des Weinbergs erreichten wir die Hochebene mit dem Klickerterhof, von dem aus wir auf das Moseltal herunterschauten. Durch Feld und Wald zogen wir dann zur Burg Eltz, in der wir an einer Führung teilnahmen. Die Burg Eltz besteht aus dem ursprünglichen Bau, der wohl allen Familienzweigen gleichermaßen gehörte. Als Ganerbenburg gehörte die Burg zu gleichen Teilen drei Familienzweigen derer zu Eltz, die gemeinschaftlich über das Schicksal der Burg entscheiden mussten. Sie errichteten auf der Burg drei Wohnhäuser. Ein bunter und doch harmonischer Stilmix aus Romanik, Gotik und Renaissance.
Auf dem Rückweg an Moselkern vorbei durch ein flurbereinigtes (also nicht mehr terrassiertes) Stück Weinberg nach Müden an der Mosel naschten wir ausgiebig von den Rieslingtrauben des Winzers.

Dienstag, 16. September 2014 – Die Zeitreise von der Altsteinzeit zum Mittelalter


Wir trafen Christiane in Oberfell, von wo aus wir wiederum zunächst einen steilen Pfad über Schiefergeröll hocharbeiten mussten. Schließlich erreichten wir nach längerer Wanderung das Plateau des Pleidenberges, der seinen Namen von den Bliden, jenen Wurfgeschützen erhalten haben soll, welche in der Thuranter Fehde 1246 - 1248 von hier aus auf die etwas niedrigere Thuranter Burg bei Alken ca. 500 m weit ihre Kugeln schleuderten, um die Mauern der Burg zu brechen.
Oben angekommen begannen wir unsere Zeitreise durch die Menschheitsgeschichte. Wir besuchten ein Lager des feuermachenden Homo Erectus mit Waldelefanten und Wollnashorn, dann den Nachbau einer keltischen Pfostenschlitzmauer. Im Hangprofil konnten wir das eisenzeitliche Original sehen, davor die moderne Rekonstruktion. Dann gab es, von Christiane vorbereitet, ein kleines Mahl, mit „Gerupften", verschiedenen belegten Broten, Würsten, Quiche Lorraine und selbstgebackenem Olivenbrot.
Dazu reichte Christiane diverse Riesling-Weine, die lieblich, halbtrocken und trocken ausgebaut waren. Anschließend ging es, leicht angeheitert, zur Dreifaltigkeitskirche.
Zunächst hatte an diesem Ort eine romanische Marienkapelle gestanden, die dann vom Trierer Fürstbischof durch eine Dreifaltigkeitskirche zu Ehren des Sieges von ihm selbst und seinem Kölner Amtskollegen über die Thuranter Raubritter an selbiger Stelle errichten ließ. Während der Erklärung in der Kirche konnten wir uns ein wenig vom Weingenuss erholen, bevor wir die Weinbergpfade den Berg herunter nach Alken wanderten, wo wir nach dem Abschied von Christiane noch ein wenig Freizeit hatten.

Mittwoch, 17. September 2014 – Durch den zukünftigen Nationalpark zur Wildenburg


Heute trafen wir uns mit Anja, einer Wanderführerin im zukünftigen Nationalpark Hunsrück-Hochwald in einem Ortsteil von Idar-Oberstein. Anja ist selbst sehr stark involviert in die Etablierung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.
In sanfter Steigung überbrückten wir, ohne dass wir es richtig merkten, 400 Höhenmeter. Auf unseren Wegen vorbei an Weiden mit Deckbullen und durch den Hunsrücker Wald mit seinem angenehm weichen Waldboden und den zukünftigen Nationalpark entdeckten wir Unmengen an Pilzen, die ein ganzes Heer von Pilzsammlern glücklich gemacht hätten. Aber es war eben ein feuchter Sommer in Rheinland-Pfalz, der offenbar das Pilzwachstum begünstigt hatte. Wir spürten davon allerdings bei strahlendem Sonnenschein nichts, allenfalls konnten wir die Feuchtigkeit des Sommers anhand des aufsteigenden Dunstes aus den umliegenden Wäldern, die wir vom Wildenburgberg überblicken konnten, sehen.
Auf dem Wildenburgberg selbst, besuchten wir das vorrömische keltische Oppidum mit seinen Pfostenschlitzmauern. Hier war in der Spätantike dann noch einmal von den Römern ein kleines Kastell angelegt worden, welches aber nicht lange besetzt gehalten wurde. Im Mittelalter hatte man hier eine Höhenburg angelegt, deren Turm man rekonstruierte und der in achtzig Stufen noch einmal über den Wald hinausragt. Nach 400 Höhenmetern konnten die achtzig Stufen die meisten von uns dann auch nicht mehr schrecken
.
Nach einem Ausklang im Café-Restaurant im früheren Wildenburger Forsthaus ging es dann mit dem Bus zurück in unser Hotel.

Donnerstag, 18. September 2014 – Wanderung entlang des Moselsteigs von Dhron zur Moselschleife und nach Neumagen


Der letzte Wandertag führt uns in den Weinort Dhron, wo wir erneut mit Anja verabredet waren. Sie führte uns zunächst durch die Weinberge ins "Hinterland". Bei dem Ort Papiermühle bogen wir dann in Richtung Moselschleife ab, wo wir uns einen schweren Anstieg dadurch sparen konnten, dass die Straße aufgrund von Bauarbeiten für den Durchgangsverkehr gesperrt war. So sparten wir einen Teil des Wanderweges und einen Auf- und Wiederabstieg vor dem nächsten Aufstieg ein und hatten schließlich nur einen Aufstieg, was uns bei der schwül-warmen Luft sehr entgegen kam. Schließlich erreichten wir den Aussichtspunkt über der Moselschleife von Trittenheim und machten am Zummethof Rast.
Im Anschluss an die Pause begaben wir uns zunächst über den Höhenrücken und durch die Weinberge, zunächst allmählich, dann steil bergab.
Während dieser Wanderung war es richtig deutlich zu bemerken, wieso der Wein insbesondere in Steil- und Steilstlagen so gut gedeiht. Das Moselwasser speichert die Wärme und gibt sie wieder ab, die warme Luft strömt die Berge hoch, was an manchen Stellen wie ein warmer Föhn zu spüren ist. Man sagt an der Mosel, der Wein müsse im Sommer kochen und im Herbst braten. Das soll heißen, ein regnerischer aber warmer Sommer und ein trockener Herbst macht die idealen Trauben, ganz nach dem Geschmack von Ferdinand Oechsle, jenem Pforzheimer Mechaniker, der im 19. Jahrhundert eine Methode zur Bestimmung des Mostgehalts ermittelte. Die Steil- und Steilstlagen sind dafür ideal.
Auf dem Rückweg erlebten wir auch die Gefahren des Sonnenbadens auf Wegen, zumindest aus der Sich einer Ringelnatter, die Reifenspuren auf ihrem Rücken hatte...
Die Wanderung endete in Neumagen, dem alten Römerkastell Noviomagus, welches für sich in Anspruch nimmt, der älteste Weinanbauort Deutschlands zu sein. Hier befinden sich eine Reihe antiker Grabsteine, von denen das sogenannte Neumagener Weinschiff überregionale Bekanntheit erreicht hat. Das Original steht in Trier, ein Abguss kann in Neumagen noch besichtigt werden. Die Stella Noviomagi, der Nachbau des Weinschiffes durch Azubis der HWK Trier war leider unterwegs und lag nicht in ihrem Hafen.
Zurück in Dhron verabschiedete sich Anja von uns und wir fuhren nach Cochem, wo wir von der gegenüberliegenden Moselseite einen Blick auf Burg und Stadtpanorama erhaschten.
Was das Wetter angeht, so hatten wir ganz großes Glück, denn in der Ferne sahen wir die Blitze einschlagen und als wir uns unserem Hotel annäherten, kamen uns ganz verschlammte Fahrzeuge entgegen. Es hatte entlang der Straße mehrere kleinere Erdrutsche gegeben, so dass Matsch und Schiefer auf der Straße lagen.

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