Reisebericht: Segelreise – mit dem Rad auf Rügen und Usedom

06.06. – 13.06.2015, 8 Tage Segelreise Stralsund – Lauterbach – Sellin – Peenemünde – Wolgast – Heringsdorf – Ahlbeck – Greifswald – Stralsund (ca. 250 Radkilometer)


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Was gibt es schöneres als mit einem Segler und per Rad entschleunigt und dafür mit allen Sinnen "Richtig zu Reisen" zwischen der Weltkulturerbe- und Hansestadt Stralsund, Rügen und Usedom? 291 herrliche Kilometer, ein unvergessliches Gruppenerlebnis.
Ein Reisebericht von
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Tag 1: Anreise, Einschiffen, Stadtführung in UNESCO–Welterbe– und Hansestadt Stralsund


Nach planmäßiger Ankunft wurden wir vom festlichen Treiben im Hafen empfangen. Es war nicht möglich, bis zum Schiff mit Bus und Radhänger heranzufahren.
So haben wir als Gruppe eine erste Bewährungsprobe super bestanden. Alle Gäste haben zugefasst, um Gepäck, Räder und Zubehör ein paar hundert Meter durch das Getümmel des Hafenfestes zu transportieren.
Nach dem alles gut verstaut war, konnte der Stadtrundgang beginnen. Die professionelle Stadtführerin Helga brachte uns ihre Heimatstadt in Wort und Bild, an Modellen und in der Realität nahe. Wir konnten hautnah erleben, welche großartige Bauleistung in den letzten 15 Jahren erbracht wurde, um diesen historischen Stadtkern wieder zum Leben zu erwecken.
Am Abend freundeten wir uns mit dem Kapitän Johan, seiner Crew und dem unwiderstehlichen Charme der Marie Galante - unserem Schoner - an.

Tag 2: Von Stralsund in die Residenzstadt Putbus und bis zum Hafen Lauterbach 52 km


Bevor wir mit dem radeln starten konnten, wies uns Tilo in die Handzeichengabe bei Gruppenfahrten ein: „Achtung - Gefahr!", „Achtung - Gegenverkehr - Einordnen!", „Achtung - Fußgänger - vorsichtig überholen!". Auch Rufe ergänzten die Zeichengabe, wie z.B. „Achtung Poller!", „Achtung Sand!". Diese Zeichen mussten natürlich weitergegeben werden. Das haben wir als sehr nützlich empfunden und wir hatten dabei ein sicheres Gefühl. Auf Wunsch einiger Gäste, führte unser Reiseleiter Tilo uns als erstes zu einem Supermarkt, um uns mit einigen fehlenden Utensilien versorgen zu können. Was war das? Der Markt hatte geschlossen. Wo gibt's denn so was? Einer hatte die zündende Idee: Heute ist Sonntag! Urlaub heißt auch Zeit und Raum vergessen.
Der Blick zurück ist immer der schönste, sagt man.
Auch heute traf dies zu. Stralsund verließen wir über den alten Rügendamm und vor dem Erreichen Deutschlands größter Insel gab es den atemberaubenden Blick zurück - die Silhouette der Hansestadt Stralsund, einfach faszinierend. Wir radelten entlang der Südküste Rügens, durch Felder und Wälder, entlang der Alleenstraße, auf alten Bahntrassen Richtung Putbus.
Tilo führte uns auch über interessante Schleichwege, vorbei an herrlich blühenden Kastanien- bäumen.
Die Residenzstadt des Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus empfing uns mit dem Marktplatz und dem Theater. Vorbei an der Orangerie und dem Schlosspark bestaunten wir den Circus mit seinem klassizistischen Ensemble. Wir erfreuten uns an herrlich alten Bäumen und dem Marstall. Nun waren wir gespannt auf Lauterbach. Wir erreichten es vom ersten provisorischen Badeplatz unseres Fürsten Malte kommend. Ein herrlicher Tag geht zu Ende.

Tag 3: Von Lauterbach nach Sellin und weiter über Lobbe 54,5 km


Mit super Wetter und einem schönen Blick auf die Insel Vilm startete unser Tag.
Bei guter Sicht konnten wir über den gesamten Greifswalder Bodden bis Lubmin schauen.
Unser Leipziger Dietmar hat dies ausfindig gemacht und uns die Richtung zum KKW gewiesen. Wir radelten entlang der Alleenstraße, vorbei an der Granitz mit Sicht auf den Turm am Jagdschloss, hinein nach Sellin und hinauf durch die Wilhelmstraße, vorbei an den Prachtbauten der Wilhelmstraße zur Seebrücke.Über die Südpromenade ging es weiter nach Baabe, durch die Baaber Heide bis Göhren.
Da klar war, dass wir es nicht zum „Südpferd*" schaffen würden und wollten - hat uns das „Nordfperd*" geschafft. Tilo hat uns über den Berg gescheucht. (*exakt Perd!)
Durch die neue Ferienhaussiedlung, durch den Campingplatz und entlang des Küstenwaldes
gelangten wir zum Badestopp in Lobbe. Die Rücktour führte uns küstennah über eine Fähre am Mönchsgraben zur Radlerrast mit Kaffee, Kuchen und Schlagsahne.

Tag 4: Unter vollen Segeln von Lauterbach nach Peenemünde (45 sm)

und weiter mit dem Rad über Karlshagen nach Wolgast 22 km


Auf diesen Tag haben wir uns besonders gefreut. Heute werden die Segel gesetzt und wir sind life dabei. Wir haben gelernt, was Luv und Lee ist, wie die Segel heißen und haben selbst mit zugefasst beim Setzen und Einholen der Segel - eine fantastische Erfahrung. Hut ab vor unserem Kapitän Johan, Steuermann Eline, und Maat Joan. Jetzt wissen wir, wie hart der Job ist und mit welcher Leidenschaft sie dabei sind.

Tag 5: Von Wolgast über die Insel Usedom zu den Kaiserbädern 45 km


Ein erster Höhepunkt war das Radeln durch den Küstenwald zwischen Trassenheide und Zinnowitz.
Angekommen in Zinnowitz hatten wir von der Seebrücke einen schönen Blick über das Ostseebad. Die Ostseewellen begrüßten uns. Der Tag versprach, viel versprechend zu werden. Für ein Bad war es noch zu kühl.
Wir durchfuhren die Bernsteinbäder. Dünen, Wald, interessante Bungalowsiedlungen und Campingplätze wechselten sich ab.
An den traditionellen Salzhütten in Koserow hielten wir eine erste Badepause und stärkten uns mit allerlei leckerem Fisch. Ordentlich hügelig wurde es am Streckelsberg und am Langen Berg. Mit der Ortskenntnis unsers Reiseleiters Tilo umfuhren wir die 16 Prozenter zwischen Stubbenfelde und Ückeritz.
In den Kaiserbädern konnten wir die herrliche Bäderarchitektur bestaunen, auf den Promenaden und Seebrücken bummeln. Wir konnten erleben: Seebad verheißt Sonne, Strand und Meer - die Kaiserbäder versprechen noch zusätzlich Eleganz, Luxus und historisch-kulturelle Tradition. In Bansin bestaunten wir z.B. die Badekarren an der Promenade.
Für die Rückfahrt nutzten wir den Regionalzug der UBB. Unser Chefkoch, Kapitän Johan, bereitete uns mit seiner Crew wieder ein fürstliches Mahl.

Tag 6: Wolgast – Greifswald 61 km


Heute gab es ein Kontrastprogramm zu den Kaiserbädern. Gute Radwege, Wiesen und Felder, auch durch die Heide ging es. Erster Höhepunkt war der Fischerort Freest. Dietmar übernahm ab heute die Funktion des Schrittmachers und berichtete uns aus seiner Kindheit. Der Halt am KKW mit dem Zwischenlager flößte uns Respekt ein und eine ausgiebige Diskussion entfachte sich. Wir hatten viele Vorschläge an die Politik und an die Energiewirtschaft. Am Ende waren wir uns einig: Es gibt nur eine Welt und jeder von uns kann einen kleinen Beitrag mit energie- und umweltbewusstem Verhalten leisten.
Es folgte ein ausgiebiger Badehalt am schönen Strand vom Seebad Lubmin.
Weiter radelten wir küstennah und hatten eine angenehme Kaffeepause am Kap Alte Schanze.
Vom Strand aus konnte man über die Dänische Wieck schon Greifswald sehen.
Als wir die Hansestadt erreichten, nutzten wir die Freizeit zum ausgiebigen Bummel durch die sehenswerte Altstadt.

Tag 7: Von Wieck/Greifswald nach Stralsund 56 km


Die Etappe heute war eine Herausforderung für Mensch und Technik.
Die Variante 35 km Kopfsteinpflaster haben wir dank Tilos Ortskenntnis verändert auf gefühlte 15 km Kopfsteinpflaster und sind ca. 20 km ausgewichen auf den Küsten nahen Weg
durch Felder, Wiesen, Schilfsäume, der selten befestigt war. Das war zwar anstrengend und doch sehr abwechslungsreich für uns Naturliebhaber. Genau das Richtige für die letzte Radtour. Ab der Insel Riems radelten wir den schmalen Küstenweg über Stahlbrode mit gemütlicher Einkehr. Wir näherten uns Niederhof, der Komoran-Kollonie. Unter den herrlich alten Bäumen, vollbesetzt mit hunderten von Nestern, machten wir einen Halt. Wir fühlten uns wie inmitten einer Naturbühne mit großem Konzert. Die Hauptdarsteller - die Komorane - gaben, was sie konnten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, Starten und Landen aus und zu ihren Nestern. Einige planschten im nahen Teich. All unsere Sinne waren in Aktion, sogar einen Duft, ähnlich wie im Zoo, nahmen wir wahr. Still applaudierten wir diesem großartigen Schauspiel. Wir waren aber nicht die Einzigen. Mückenalarm! Nichts wie weg!
Beim geselligen Beisammensein in der Messe unserer Marie Galante stellten wir fest, dass wir uns richtig gut zusammengefunden haben, es wieder eine tolle Erfahrung war, mit EHT zu radeln. Unsere Gruppe bedankte sich beim Kapitän und seiner Mannschaft und unserem Radreiseleiter Bernd-Tilo Mildner für die schönen Tage.
Es waren 291 herrliche Kilometer, ein unvergessliches Gruppenerlebnis. Wohin radeln und segeln wir denn nächstes Jahr?


Das letzte Wort hat der Reiseleiter:

Danke für die schöne gemeinsame Zeit und die netten Gespräche mit Euch, bleibt schön gesund. Ahoi bis zum nächsten Mal
Euer Tilo

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