Reisebericht: Rundreise Frankreich entlang der Atlantikküste

17.04. – 28.04.2019, 12 Tage Busreise in Frankreich entlang der Atlantikküste mit Le Mans – Noirmoutier – La Rochelle – Ile de Re – Rochefort – Ile d'Oleron – Saintes – Cognac – Bordeaux – Medoc – Orleans – Reims


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Grandiose Westfrankreich-Rundreise über Le Mans, Gezeiteninsel Noirmoutier, Salinen, historische Hafenstadt La Rochelle, Marine-Arsenal Rochefort, den Inseln Ré und d'Oléron über Saintes, Cognac-Verkostung nach Bordeaux und ins Médoc und nach Arcachon
Die Atlantikküste gehört zu den Regionen in Frankreich, in denen sich die Natur und ihre reine Schönheit mit kultureller Bedeutung und Wertschätzung des Schönen treffen. Die wie Gliedmaßen auskragenden und dem Festland unmittelbar vorgelagerten Inseln Noirmoutier, , Ile de Ré und Ile d'Oléron mit ihren Salinen, Stränden und den UNESCO-gelisteten Vauban-Festungen, historische Städte wie Le Mans, La Rochelle und Bordeaux lagen auf der Route unserer Rundreise, aber auch herrliche Naturlandschaften der Vendèe und der einstmals großen, teilweise naturbelassenen Sumpf- , Polder- und Marschgebiete am Atlantik. Nach einem längeren Aufenthalt in La Rochelle, wo wir direkt im Stadtzentrum neben den überaus belebten Hafenbecken wohnten, schlossen wir unsere Tour in einer der aufregendsten Gegenden Westeuropas im ehemaligen Aquitanien ab - eine Schau der französischen Atlantikküste von der Loiremündung nach Süden über eine Vielzahl von historischen Orten und spektakulären Inseln und Küstenabschnitten bis zur südlichen Biscaya-Küste.
Das fast ganzjährig milde Klima in der Küstenregionen, eine Vielzahl malerischer alter Städte, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, aber auch die kulinarischen Genüsse dieser französischen Ferienregionen fordern geradezu zu einem Besuch auch außerhalb der Hochsaison auf. Deshalb waren der April und die Zeit über Ostern eine gute Wahl: es ist bereits recht warm, aber noch nicht vom Massentourismus überlaufen.
Aber jetzt folgen Sie mir noch einmal in die schönsten Ecken Westfrankreichs, wo wir als besondere Höhepunkte bei unseren Ausflügen all die westfranzösischen Inseln gesehen haben, die noch als „echte Paradiese" gelten und einen bezaubernden Teil Frankreichs fanden, in dem auch unsere westlichen Nachbarn gerne Urlaub machen ...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Tag 1: Mittwoch 17. April: Dresden – Saarbrücken – Metz – Paris–Saclay

Um sechs Uhr früh ging es wie immer vom Startpunkt Dresden-Flughafen los und während unserer Fahrt über die Autobahnen von Sachsen, Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz stiegen unsere Reisegäste zu - erwartungsvoll, denn zumindest schönes Wetter und eine interessante und abwechslungsreiche Reise standen in Aussicht.
Am Nachmittag erreichten wir das Saarland und waren rasch über die Grenze ins Nachbarland Frankreich gefahren. Nur unterbrochen von den üblichen Pausen alle zwei Stunden an einer Raststätte durchquerten wir Lothringen, vorbei an Metz, und die Champagne, vorbei an Reims. Nach einem doch aufgrund der langen Strecke recht anstrengenden ersten Reisetag erreichten wir unser Hotel südlich von Paris, wo wir zur Übernachtung und zum ersten französischen Abendessen einkehrten.

Tag 2: Donnerstag, 18. April: Paris – Le Mans – La Baule

Nach dem Frühstück setzten wir unsere Rundreise in Richtung Westfrankreich fort. Wir passierten das UNESCO-Weltkulturerbe, die Kathedrale von Chartres - zwar sichtbar, aber in gehöriger Entfernung. Am Vormittag erreichten wir dann Le Mans. Bekannt ist die der Stadt für ihre Autorennen, die berühmten „24 Stunden von Le Mans", eines der wichtigsten Autorennen der Welt. Jedes Jahr im Juni findet das Ereignis auf dem hiesigen knapp 14 km langen Parcours statt. Weniger bekannt ist, dass der Ort, seit keltischen Zeiten eine Festung und bedeutender Besitz des aus dem französischen Anjou stammenden Herrschergeschlecht der Plantagenets war. So bietet er bis heute seine Altstadt als architektonisches Juwel dar, geschmückt mit schönen und teilweise reich verzierten Fachwerkhäusern, überwiegend aus der Epoche der Renaissance. Der auf einem Hügel liegende Stadtkern wird umrahmt von einer bemerkenswerten Mauer aus gallo-römischen Zeiten, teilweise mit architektonischem Schmuck versehen, zu der noch mehrere gut erkennbare Typen von Festungstürmen gehören. Der die Stadt dominierende Bau der Kathedrale ist einer der größten Kirchenbauten Frankreichs. In Saint-Julien sind aber nicht nur die mittelalterlichen Glasfenster besonders sehenswert, sondern auch die Baulichkeiten einer romanischen Kirche des 11. Jh., der in späteren Bauphasen ein gotisches Querschiff, ein Turm sowie ein ausschweifender gotischer Chor zugefügt wurden, dessen zahlreiches, vielfältiges und an vielen Stellen mit Figurenschmuck und grotesken Wasserspeiern versehenes Strebewerk man von den beiden großen Plätzen der Neustadt bewundern kann. Nach einem kleinen Stadtbummel und etwas Freizeit hier setzten wir die Reise westlich in Richtung Meer fort. Am frühen Abend erreichten wir die Küste im Badeort Le Baule. Bei herrlichem Wetter und genug Zeit für einen ausgedehnten Strandbummel konnten wir uns über die frische Seeluft freuen. Ein leckeres französisches Begrüßungsabendessen rundete den Tag ab - und durch die tolle Lage des Hotels am Meer konnten wir auch in der Dämmerung noch etwas am Ozean bummeln...

Tag 3: Karfreitag, 19. April: La Baule – Ile de Noirmoutier – La Rochelle

Kurz nachdem wir am Morgen nach einem exzellenten Frühstück unser Hotel in Richtung Süden verlassen hatten, erwartete uns der erste Reise-Höhepunkt: Wir überquerten die Loiremündung auf der St.-Nazaire-Brücke, bei ihrer Eröffnung eine der weltweit größten Schrägseilbrücken. Bei einem ausgedehnten Fotostopp hatten wir Gelegenheit, das Wunderwerk der Ingenieurtechnik zu bestaunen. Später durchquerten wir die küstennahe Marschlandschaft der Region Vendèe mit den an ihren Kanälen malerisch aufgestellten Setznetzen. Ein besonderes Erlebnis wurde dann die Überfahrt zur ersten der bekannten Inseln unserer Reise. Bis in die siebziger Jahre war das knapp 50 Quadratkilometer große Eiland Noirmoutier nicht ständig mit dem Festland von Frankreich verbunden. Es war bis dahin nur bei Ebbe über einen Dammweg, die Passage du Gois, erreichbar. Ein Blick auf die Gezeitentabelle hatte uns aber gezeigt, dass gerade heute Vormittag die Passage möglich sein sollte. Es war ein wirkliches Erlebnis, mit dem Bus über die befestigte Passage zu rollen, die sonst den größten Teil des Tages unter Wasser liegt und dabei die zahlreichen Wattwanderer und Muschelsammler zu beobachten, die Dutzende ihrer Autos auf dem gerade vom Wasser befreiten Sand und Geröll geparkt hatten. Die große Brücke die Einwohner und Touristen dann später von ihrer Abhängigkeit von den Gezeiten befreit hat, nutzten wir dann bei der Rückfahrt. Für uns war die Passage du Gois, die bei Flut stets überschwemmte Straße, so etwas wie ein kleines Abenteuer.

Salzgarten und Inselhauptstadt

Bei einer Reise an die Atlantikküste von Frankreich darf die Besichtigung eines „Salzgartens" nicht fehlen - seit dem frühen Mittelalter wird diese Art der Saline ohne Veränderung der Technik betrieben! Wir konnten vieles über Salzgewinnung lernen, die hier auch heutzutage immer noch per Hand erfolgt und bei der die erfahrenen Salzgärtner naturbelassenes Salz aus dem Meer herausholen und damit Gastronomie und Industrie beliefern. In flachen Becken mit einem ausgeklügelten Zirkulationssystem wird Meerwasser durch Verdunstung immer salzreicher, bis man dann die feinkörnige „Salzblüte" abschöpfen oder das grobkörnigere auskristallisierte Salz vom Beckenboden ernten kann. Als Abschluss unserer Inselrundfahrt besichtigten wir den Insel-Hauptort Noirmoutier-en-l'Ile, dessen hübsche weiße Häuser und kleine Gassen sowie der Hafen typisch für die Gegend sind. Eine Kirche mit einer interessanten Krypta aus frühromanischer Zeit und einem mittelalterlichen stark befestigten Wehrturm, in Frankreich „Donjon" genannt, sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Inselhauptstadt. Am späten Nachmittag setzten wir von Noirmoutier unsere Reise fort und waren am Abend in der wunderhübschen Hafenstadt La Rochelle, in deren Zentrum wir direkt am Hafenviertel in traumhafter Innenstadtlage übernachten würde. Eine reiche Auswahl an Restaurants und Bistros in unmittelbarer Umgebung bot genügend Möglichkeiten für typisch französische Abendessen.

Tag 4: Samstag, 20. April: La Rochelle – Maris de Poitevin – Maillezais

Bei einem geführten Rundgang durch die malerische Altstadt von La Rochelle, der bei unserem Hotel begann, tauchten wir ein in der Geschichte „Perle am Atlantik" . Mehrere Beinamen trägt La Rochelle, das für Frankreichs Geschichte wichtig ist. Jedes Jahr zieht die Hafenstadt am Atlantik damit, ihrem ausgeprägten maritimen Charakter sowie ihrem reichen Kulturerbe und der besonderen Lebensqualität zahllose Besucher an. Sogar für die einflussreiche deutsche Hanse war die Stadt, die sich immer um gewisse Unabhängigkeit von den französischen Herrschern bemühte, ein wichtiger Handelsort der französischen Atlantikküste. Durch den Salz- und Weinhandel zu Reichtum gekommen, baute La Rochelle starke Verteidigungsanlagen auf. Deren markantestes Beispiel und bis heute Wahrzeichen der Stadt sind die Türme am Alten Hafen. Der linke Turm ist dem Heiligen Nikolaus geweiht, unter anderem Schutzpatron der Seefahrer. Von diesem burgartigen Turm, beinahe so etwas wie eine Hafenburg führte einst eine Sperrkette zum gegenüberliegenden Turm, dem Kettenturm, die nachts die Kette die Hafeneinfahrt sperrte. Rechts davon findet man einen gotischen Turm, der einst als Leuchtfeuer und deswegen noch heute „Laternenturm" genannt wird. Erbaut zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert gehören sie zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von La Rochelle und bezeugen als Reste der einstmals mächtigen Befestigung von Hafen und Stadt deren reiche maritime Vergangenheit.
Unser Hotel befand sich direkt neben dem Haupteingang der Altstadt vom Hafen her, dem Uhrturm-Tor „Grosse-Horloge". Eigentlich stammt das Bauwerk aus der Gotik, wurde aber im 18.und 19. Jh. Prägend umgebaut. Von hier gelangt man rasch in den Stadtkern mit seinen malerischen Gassen. Da Namen der Gebäude und Straßen erinnern an historische Begebenheiten und die glorreiche Vergangenheit der Stadt. Zu den sehenswerten Besonderheiten von La Rochelle gehören kilometerlange Arkadengängen und Fachwerkhäuser, deren Fassaden verputzt sind und deren Holzbalken mit Schiefern vernagelt sind - als Schutz vor zu schneller Verwitterung durch die salzige Seeluft.
In der alten Hafenstadt hatten z.B. die Schiffsärzte ihr eigenes Viertel mit schönen Patrizierhäusern, es gab die alte Börse, die aus dem 18. Jh. stammende Handelskammer mit Architekturschmuck aus Schiffshecks. Außergewöhnlich ist das Rathaus. Es stellt, protestantischen Traditionen folgend, wehrhaft in den Formen der Spätgotik und der Renaissance erbaut, den Glanzpunkt der Altstadt dar und betont damit seine Wichtigkeit gegenüber Sakralbauten. Wehrgang und Belfried sichern den Hof, in dem sich der Hauptbau, ein prächtiger Renaissancepalast erhebt. Stolz trägt er das über dem Eingang angebrachte Stadtwappen. Wappen, erhebt. Nach einem Brand vor einigen Jahren wird das Rathaus gerade restauriert.
Interessanterweise - und wohl an die Tradition als einstiges Hansekontor anknüpfend, ist La Rochelle heute als einzige Stadt in Frankreich Mitglied im 1980 gegründeten und als „länderübergreifende Kulturgemeinschaft" gedachten Bund der „Neuen Hanse".

Im Marais des Poitevin

Am Nachmittag war Gelegenheit, anstelle des Bummels in der Innenstadt von La Rochelle - an einem fakultativen Ausflug teilzunehmen. Der führte ins Herz des „grünen Venedig Frankreichs", dem gewaltigen Sumpfgebiet von Poitevin, geschaffen durch den Einbruch und dann den Rückzug des Meeres an der französischen Atlantikküste. Das Naturreservat Marais Poitevin liegt nordöstlich von La Rochelle und ist bis heute eines der größten Sumpfgebiete Europas, liegt aber noch abseits der großen Touristenströme.
Per Flachkahn laufen hier nahezu alle Transporte, ähnlich wie im Spreewald. Viele Klöster gab es hier einst in der Einsamkeit und damaligen Unwirtlichkeit - ihre Mönche und Laienbrüder haben das Gebiet trockengelegt und für landwirtschaftliche Nutzbarkeit gesorgt. Vor allem in der Zeit Heinrichs IV. wurden ausländische Spezialisten zur Entwässerung hinzugezogen. Wir erlebten bei Höhepunkt konnten einer Bootsfahrt diese idyllische Naturlandschaft und konnten noch einen Besuch einer ganz besonderen Abtei einbauen.

ungewöhnliche Abtei

Das riesige ehemalige Kloster Maillezais lag bei seiner Gründung aus einer alten Festung noch mitten im Meeres-Überflutungsgebiet. Ungewöhnlich für ein Kloster im Landesinneren hat es demzufolge einen gewaltigen gemauerten Wellenbrecher mit einem „Pfefferbüchse" genannten Wachturm darauf. Aus der prächtigen Abteikirche wurde nach Willen des ersten in Avignon residierenden Papstes Johannes XXII. ein Bischofssitz und die Abteikirche von Maillezais wurde Kathedrale! Die Klosterbauten bekamen große Bedeutung, lagen sie doch an einer Seitenstraße des Jakobsweges, erfuhren beträchtliche Erweiterungen und haben bis heute deutliche Reste der Kirche, der Wirtschaftsgebäude und des Palastes hinterlassen.

Tag 5, Ostersonntag, 21 April 2019: La Rochelle – Ile de Ré

Heute besuchten wir zunächst die große und überaus interessante Markthalle von La Rochelle. So etwas gibt es bei uns in Deutschland nicht: täglich am Vormittag wird hier eine bunte und spannende, aber auch überaus große Vielfalt an regionalen Produkten präsentiert: Obst, Gemüse und Wein, aber auch Gebäck, Fleischereiartikel mit phantasievollen Kreationen und kochfertig vorbereitet. Man bekommt dadurch einen Einblick in die leckere und ideenreiche Kochkunst der Umgebung und die Vorlieben der Bewohner. Vor allem aber die unterschiedlichsten Meeresfrüchte der traditionell auf Fischerei ausgerichteten Region kann man bewundern: eine riesige Auswahl an Krebsen und Schalentieren und natürlich Fisch - manches für unsere Gäste noch unbekannt und vielleicht sogar misstrauisch betrachtet...
Dann fuhren wir zur Ile de Ré, die wie ein gewaltiger Felsriegel liegt zwischen zwei langgestreckten Inseln die Bucht von La Rochelle. Aufgrund der Wichtigkeit des Hafens von La Rochelle und des südlich gelegenen Marine-Arsenals von Rochefort gibt es auf den Inseln und den Küstenabschnitten der Umgebung eine Unmenge großer und kleiner Festungen. Angekommen nach Passieren der seit 1988 existierenden knapp drei Kilometer langen Brücke auf der Ile de Ré, wandten wir uns den besonders interessanten Befestigungsanlagen des Hauptortes der Insel zu, deren schiffsbugartig vorspringende Festungsmauern zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen und einst nach Plänen von Sébastien Le Prestre de Vauban, errichtet, dem berühmten Festungsbaumeister des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Nach einem Spaziergang auf den Stadtwällen - das Vauban Fort liegt separat - hatten die Gäste Freizeit in der Innenstadt Freizeit, während unser Busfahrer André, Reisebegleiterin Sabine und ich für die Gäste ein Osterpicknick vorbereiteten, für das wir am Vortag eingekauft und heute aus der Markthalle frisches Baguette mitgebracht hatten.

Leuchttürme der Wale

Nach diesem landestypischen Mittagspicknick mit Baguette, Käse, Wurst, Sardinen und mehreren Sorten typischer Leberpastete sahen wir uns mehr von der Insel Ré an: „Ré la Blanche"(Ré die Weiße) wird sie genannt. Die Insel ist über 30 Kilometer lang und an der breitesten Stelle etwa fünf Kilometer, an der schmalsten hingegen nur etwa 100 m breit. Sie bietet auf ihre Gesamtgröße von gerade einmal 85 km² bezogen ungewöhnliche Vielfalt an Sehenswürdigkeiten und Landschaften.
Am äußersten Ende der langgestreckten Insel stehen zwei historische Leuchttürme. Beide heißen „Phare des Baleines"(Leuchtturm der Wale). Der eine ist ein immer noch arbeitender Turm aus der Mitte des 19. Jh. mit insgesamt 57 m Höhe. Benannt sind die Türme - der ältere von Vauban entworfen, 29 m hoch, ein steinernes Bauwerk von 1682, das heute ein Museum beherbergt - wohl nach dem Umstand, dass hier vor der Küste immer wieder Wale strandeten. Sehr interessant hier sind auch die historischen, ziemlich genial angelegten Fischschleusen, die schon seit dem Mittelalter genutzt werden. Um ohne Boote, Angeln oder Fischernetze auszukommen, hat man ein ineinander verschachteltes System von steinernen Mauern errichtet, die bei Flut meterhoch überspült werden. Beim Zurückziehen des Wassers bleiben die von der Flut hereingespülten und bei Ebbe zurückgelassene Meeresbewohner liegen und lassen sich leicht und frisch einfangen oder einsammeln. Nicht all zu spät kehrten wir nach La Rochelle zurück.

Tag 6, Ostermontag, 22.April: La Rochelle – Rochefort – Seilerei – Fouras:

Nach dem Frühstück heute wandten wir uns der Marinegeschichte Frankreichs und seinem Aufbau einer Flotte zu. Im 17. Jh. wollte König Ludwig XIV. eine starke Flotte aufbauen und beauftragte damit seinen Minister Colbert. Der sah den idealen Ort für die Errichtung eines gut geschützten Marinestützpunktes und eine Hauptwerft der französischen Kriegsflotte am Ende der Bucht von La Rochelle, die auch Antiochia-Bucht genannt wurde. Aus einer Felsenburg in damals sumpfiger Gegend, wurde die neu gegründete Stadt Rochefort zum bedeutenden Marinearsenal. Bis heute sind einige der historischen Bauwerke rund um die alten Trockendocks erhalten. Unter anderem wurde die Stadt auch durch Catherine Deneuve und ihre Schwester mit dem Filmmusical „Die Mädchen von Rochefort" bekannt.
Wir starteten mit dem beeindruckenden, in voller Größe und Detail-Vielfalt erhaltenen, etwa 300 m langen Gebäude der einstigen Königlichen Seilerei. Für alle Groß-Segler waren gute Seile, manövrierfähige Segel und bewegliche Ausrüstungen zum Hantieren entscheidend für die Einsatzstärke des Kriegsschiffes - bis zu 60 Kilometer Tauwerk befand sich auf jedem der Seefahrzeuge. Für die Fertigung der Schiffsausrüstungen entstand die gewaltige mit architektonischem Schmuck versehene „königliche" Produktionsanlage, bis heute original erhalten.
Beim Besuch dieser besonderen Fertigungs-Stätte wurden wir bei einer kleinen Führung mit den Einrichtungen und Herstellungsmethoden der historischen Marineseilerei bekannt gemacht und lernten, wie die riesigen Taue durch Verdrehung simpler gesponnener Hanffäden entstehen, die letztlich zur Besegelung großer Schiffe unverzichtbar sind.
Später besichtigten wir das Marinemuseum, dessen Vielfalt von Schiffsmodellen einen Überblick über die Besonderheiten militärisch genutzter Schiffe gab. Modelle von Fregatten und mit mehreren Kanonenreihen ausgestattete Kriegsschiffe - sogenannte Linienschiffe - waren ebenso Bestandteil der Ausstellung wie Seekarten, Handwerkszeug und Navigationsinstrumente. Selbst Experimentiervorlagen wie Pläne des nie gebauten U-Bootes Nautilus und verschiedener Leuchttürme konnten wir besichtigen.

Schwebefähre und Badeort

Ein besonderes Erlebnis war der Besuch der Schwebefähre von Rochefort. Wir hielten diesem für Europa seltenen technischen Denkmal. „Transbordeur" wird hier die noch erhaltene Schwebebrücke genannt. Um 1900 errichtet führte ein gewaltiges Eisengestell über die Charente, eine hängende Plattform mit Fahrzeugen und Personen hing unter der Konstruktion und fuhr immer hin und her über den Fluss. Zwar wird derzeit das recht einzigartige Objekt restauriert - aber dennoch ist es eines von noch insgesamt sieben historischen derartigen Industriedenkmälern weltweit in Betrieb und eine virtuelle Fahrt im Besucherzentrum ersetzt derzeit recht eindrucksvoll die originale Überfahrt.
Bei dem zweiten Abstecher warfen wir einen Blick in den für seine Strände bekannten Badeort Fouras. Er liegt direkt oberhalb der Mündung der Charente und ermöglicht einen unverstellten Blick auf das Meer mit dem Fort Boyard und die Inseln d'Aix und d'Oléron. Unser Bus stand neben der Hauptsehenswürdigkeit des Ortes, der Burg von Fouras, einem ursprünglichen mittelalterlichen Wehrschloss. Das malerische und fotogene Bauwerk ist ein weiteres Beispiel für die stattlichen Befestigungen rund um die alte Bucht von La Rochelle und den französischen Küsten. Das „Fort Vauban" ist vom Genannten allerdings in der mittelalterlichen Anlage belassen und nur Ende des 17. Jh. etwas modernisiert worden. Am späten Nachmittag kehrten wir nach La Rochelle zurück.

Tag 7: Dienstag, 23. April: Ile d'Oleron – Fort Boyard – Chateau d'Òleron – Austernverkostung:

Die nach Korsika die größte der europäischen Inseln Frankreichs, die dritte große an der Westküste, wollten wir heute erkunden. Vorbei an Rochefort, das wir von gestern kannten, und weiter durch die Polder - die dem Meer abgewonnenen und jetzt landwirtschaftlich genutzten Landstriche - ging es auf die Insel Oléron. Seit 1966 ist sie durch eine knapp drei Kilometer lange Brücke mit dem Festland verbunden.
Unser erstes Ziel war der malerische Hafenort Boyardville. Von hier aus unternahmen wir eine Bootsfahrt, die uns nahe an eine europaweit durch Film und Fernsehen bekannte Sehenswürdigkeit brachte: Das Artillerie-Fort Boyard, eine ovale Festung, wächst direkt aus dem offenen Meer zwischen der Ile d'Oleron und der Ile d'Aix. Als künstlicher Felsen aus dem Meer aufragend ist die Festung an einer Stelle erbaut, wo ihre Errichtung jahrhundertelang unmöglich schien. Selbst der berühmte Festungsbaumeister Vauban scheiterte bzw. resignierte hier im 17. Jh. Erst unter Napoleon wagte man sich ernsthaft an diese Arbeiten und erbaute die über 20 m aus dem Wasser aufragende Artilleriefestung, die sich bis heute majestätisch aus dem Wasser erhebt. Heute zwar militärisch ohne Funktion, sicherte sie einst den Zugang zur militärisch bedeutsamen Arsenalstadt Rochefort.

Totenlaterne

Danach erlebten wir bei einem Abstecher eine besondere Sehenswürdigkeit: im ansonsten unscheinbaren Ort St.Pierre d'Oléron steht nahe der Markthalle als eines der wenigen weltweit erhaltenen Exemplare eine „Totenlaterne". Die Existenz solcher Monumente ist heute zwar selten, früher aber wurden sie in verschiedenen Regionen auf Friedhöfen errichtet. Laut dem verbreiteten Volksglauben sollten sie als „Friedhofsleuchte" eine Art Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und der Toten herstellen und die Heimkehr Verschollener - gerade in Küstennähe stets ein Thema - erleichtern. Über die von uns besuchte Totenlaterne von St. Pierre d'Oléron, die mit ihren etwa 25 m Höhe zu den größten bekannten zählt, sind keine Einzelheiten zu Bau und Verwendung bekannt, nur dass es im Inneren eine Wendeltreppe gibt und zu hohen katholischen Feiertagen immer noch eine Kerze im Obergeschoss als „Seelenleuchte" angezündet wird.
Danach erreichten wir den bedeutendsten Ferienort der Insel, den von seiner Vauban-Festung dominierten Ort Le Château d'Oléron. Neben den malerischen Festungsmauern hat sich im vorgelagerten alten Hafen hier ein fotogenes Künstlerdorf mit bunten Hütten und interessanten Angeboten etabliert.

Besuch einer Austernzucht

Nach unserer ausführlichen Mittagspause ging es zum letzten Höhepunkt des Tages: Marennes, die „Hauptstadt der atlantischen Austern" in Frankreich.
Der Ort ist in eine erstaunliche Landschaft aus Salzsumpfwiesen und den Gezeiten ausgesetzten Flachwasser-Gebieten, die für Austernzucht, Krabben- und Hummerfischerei bekannt sind, eingebettet. Selbst der Atlas bezeichnet die weitläufige, von Dämmen, Wasserbecken, Sumpfinseln und Strömungsrinnen durchzogene Mündung des Flusses Seudre mit „Austernparks". Im den Gezeiten ausgesetzten Gebiet mit Brackwasser und Schlamm finden die in bankartigen Kolonien von Austern - inzwischen hier überall als Gourmet-Austern zum Verzehr gezüchtet - reichlich Nahrung und entwickeln dadurch den angeblich würzigsten Gerschmack europäischer Austern.
Unser letzter Stopp heute war bei einem Austernfarmer, bei dem wir viel Wissenswertes über Aufzucht, Vermehrung und Vermarktung der beliebten Muschelart erfuhren. Weltweit gilt die Auster als besondere Delikatesse - in Europa und Amerika wird sie roh gegessen, d.h. „geschlürft" und gekaut. Dennoch - Hauptnahrungsmittel ist die Auster in Asien, wo etwa 90% aufgezogen und verzehrt werden, In Europa gilt jedoch Frankreich als bedeutendster Austernproduzent.
Im nahrungsreichem Gezeiten- und Sumpfgebiet wird das in der Paarungszeit der Austern ausgestoßene „Laich" (Austernmilch) mit der die Möglichkeit zum Anheften und Wachsen. Angelockt. Hier wachsen die Jungtiere heran und gewinnen nach vielen Monaten ihre verzehrfähige Größe. Sie werden unterdessen mehrfach gesäubert und voneinander getrennt - weil die kalkhaltigen Außenschalen mitunter zusammenwachsen - und immer wieder umgeschichtet, zum länglichen statt rundem Wachstum angeregt und in nährstoffreiche Gebiete gebracht. Nach der endgültigen Ausprägung werden die Austern schließlich nach Größen geordnet, verpackt und zum Verzehr versendet.
Danach hatten wir Gelegenheit, zu lernen, wie man Austern professionell öffnet und wir konnten die besonders würzigen Austern von Marennes probieren. Führerin Amélie zeigte uns, wie man eine Auster korrekt öffnet, ohne sich dabei an der Hand zu verletzen. Zum Schluss hatten wir Brot Wein und genug Austern, um all unsere kulinarischen Wünsche zu befriedigen.
Zum letzten Mal kehrten wir nach La Rochelle zurück.


Tag 8, Mittwoch 24.April 2019: La Rochelle - Saintes - Cognac - Bordeaux

Heute hiess es Abschied nehmen, denn wir verließen das malerische La Rochelle. Wir brachen auf zum weiteren Kennenlernen der Atlantikküste, um die alte Hafenstadt Bordeaux zu erreichen. Davor jedoch besuchten wir die Stadt Saintes, einen kleinen Ort, der als historische Station des Jakobs-Pilgerweges nach Santiago de Compostela und für viele romanische Bauwerke bekannt ist. Die wohl älteste Sehenswürdigkeit ist das in seinen Grundmauern erhaltene römische Amphitheater. Eine erstaunliche Menge an Zuschauern konnte die Arena zu römischen Zeiten aufnehme. Über die Reste dieser antiken Arena erzählt man sich, dass ihre Akustik bis heute noch so hervorragend erhalten sei, dass wenn jemand in der Mitte steht und singt, man ihn selbst noch in den hintersten Sitztribünen gut hören würde! Dieses Amphitheater, aber auch ein römischer Triumphbogen, zeugen bis heute von der einstigen Bedeutung der Stadt im römischen Reich!.
Den Triumph- Bogen, der heute am der Altstadt gegenüberliegenden Ufer des Flusses Charente steht und der dem Germanicus, einem der Adoptivsöhne des Kaisers Tiberius gewidmet ist, errichtete man kurz nach der Zeitenwende.

Pilgerkirche als UNESCO-Weltkulturerbe

Vorher jedoch sahen wir die alte Pilgerkirche Sainte Eutrope, die als einst bedeutende Kirche am Jakobsweg in Frankreich schon seit 1998 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Dominierendes Bauwerk der ganzen Stadt ist ihr Glockenturm, der aber lange nach der eigentlichen, aus der Romanik stammenden Kirche in spätgotischem Flamboyant-Stil errichtet wurde, benannt nach den flammenartig züngelnden Verzierungen des Maßwerks. Mit 65 m Höhe und seiner wuchtigen Gesamterscheinung beeindruckt der Turm bis heute. Romanisch hingegen sind die eigentlichen Besonderheiten der Kirche in ihrem doppelgeschossigen romanischen Umgangschor und der aus dem 11. Jh. stammenden, ungewöhnlich großen Krypta. Letztere, oft auch als Unterkirche bezeichnet, lässt tatsächlich das Leben und Treiben in einer großen mittelalterlichen Pilgerkirche erahnen, Hier wird Kirchengeschichte lebendig und lässt das Treiben im Mittelalter lebendig werden: schiere Größe und Weitläufigkeit, Qualität, Kunstfertigkeit und Vielfalt ihrer Kapitelle und Verzierungen zogen die Jakobspilger an..
Nach Besuch der Pilgerkirche und einem Stadtrundgang, der am Charente-Ufer gegenüber dem Germanicusbogen endete, gab es noch Freizeit für weiteren Bummel oder einen Mittagsimbiss, bevor wir nach Cognac weiterfuhren.

Cognac

Bei diesem Namen weiß man gleich, dass der Ort namengebend wurde für eine ganze Kategorie von Spirituosen, alle hergestellt in den zahlreiche Cognac-Brennereien. Wir lernten hier das Haus Remy Martin kennen, dessen Cognac zu den beliebtesten gehört. Von hier aus wird der weltweit als besondere Spezialität geschätzte Weinbrand exportiert. Als eine der ersten Brennereien und als einzige von einem einheimischen Winzer gegründet, geht die Marke auf das Jahr 1724 zurück. Das traditionelle Brennerei-Unternehmen blieb seither all seinen Prinzipien treu, legt bis heute auch die recht strengen Vorschriften noch strenger aus. Bei einer interessanten Führung durch die Herstellungs- und Lagerräume erfuhren wir viel über die Besonderheiten der Marke Remy Martin. Verwendet wird der auf eigener Rebfläche von etwa 150 Hektar angebaute Brennwein sowie der von knapp 2000 Vertragswinzern. Obwohl das Haus kleinere als die vorgeschriebenen Maximal-Brennblasen verwendet, bezeichnet sich Remy Martin selbst als von der Menge her zweitgrößter Cognacproduzent weltweit mit etwa 23 Millionen Flaschen. Das aromatische Bouquet des hier entstehenden Cognacs mit fruchtig-süßem Geschmack und würziger Note gewinnt das Destillat aus langer Lagerung in Weinfässern - auch die Lagerzeit ist bei diesem Produzenten länger als vorgeschrieben und in anderen Brennereien. Bei der Verkostung des leckeren Branntweins konnten wir neben der Standardsorte auch einen besonders samtigen, kostbaren Cognac probieren.
Durchaus beschwingt setzten wir unsere Reise fort und erreichten am Abend Bordeaux, die Hauptstadt der Region Aquitanien. Viele Frankreich-Liebhaber sehen sie als eine der attraktivsten Städte des Landes an. Die nächten Übernachtungen und das heutige Abendessen erfolgten in unserem modernen, im Weinhändlerviertel gelegenen Hotel.


Tag 9, Donnerstag, 25. April: Bordeaux - Médoc-Rundfahrt

Bei einer Stadtführung mit Regine, die schon seit den achtziger Jahren des 20. Jh. in Bordeaux lebt. Lernten wir die Altstadt an der Garonne etwas näher kennen. Bemerkenswert ist die Stadt in ihrer historischen Bedeutung als Hauptstadt von Aquitanien und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung als Weinhandels-, Hafen- und Universitätsstadt. Dazu kommt noch ihre besondere kulturelle Bedeutung, die ihr einen Platz auf der Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen hat. Seit 2007 gehört der Stadtkern, der sogenannte Port de la Lune, zum UNESCO-Weltkulturerbe - und verströmt mit seinen vielen einladenden Cafés, Restaurants und Bistros ein aufregendes Flair. Zur historischen Bedeutung trägt natürlich auch die Tatsache bei, dass bereits dreimal während deutscher Invasionen - 1870/71, 1914 und ab 1940 - zeitweise der französische Regierungssitz hierher verlegt wurde. Das festigt bis den Ruf von Bordeaux als „heimliche Hauptstadt Frankreichs".
Vom Girondistendenkmal, an dem der Bus stehen bleiben konnte, gelangten wir nach wenigen Schritten zur Fußgängerzone marschierten und zum „Place de la Comédie", an dem das „Große Theater" steht. Er wurde 1780 eröffnet und im Stile des italienischen Klassizismus errichtet und diente als Vorbild der meisten Theaterbauten in Frankreich. Auch der Architekt der Opera Garnier in Paris nahm sich beispielsweise das schöne Treppenhaus des Theaters von Bordeaux als Vorlage. Durch die Gassen der Altstadt marschierten wir an den Weinkontoren - heute zumeist einladende Restaurants mit Bordelaiser und anderen südfranzösischen Spezialitäten und schlossen mit einem Blick auf den „Place de la Bourse". Ab. Er ist ein absolutes Highlight der Architektur dieser besonderen Stadt und besteht aus einem eleganten, im klassischen Stil gebauten Gebäude-Ensemble. Es ziert fast alle Informationsblätter zum UNESCO-Welterbe Bordeaux und gilt als „grandioser Bau2 einer neuen Epoche, des „Zeitalters der Erleuchtung". Eigentlich entstand das Ensemble als „königlicher Platz" 1733 - 43 und besaß ursprünglich ein Standbild Ludwigs XIV. Doch nach der bürgerlichen Französischen Revolution wurde es durch den Grazienbrunnen ersetzt, der noch heute den Platz ziert.
Von hier aus hatten wir Gelegenheit für eigene Unternehmungen um uns etwas später am Denkmal der Girondisten wiederzutreffen, oder werr wollte ging noch mit Stadtführerin Regine zur zweiten Hauptkirche der Stadt, zur Kathedrale von St. André. Als größter Kirchenbau der Stadt geht er auf romanische Bauten zurück, zeigt sich heute aber gotisch. Hier fand im 12. Jh. die später annullierte Eheschließung des französischen Königs Ludwig VII. mit Eleonore von Aquitanien statt. Es war die Herzogin, die später für die Geschichte Europas höchst bedeutsam werden sollte, da sie später den englischen König Heinrich II. ehelichte und ihm Aquitanien vererbte, was später den 100jährigen Krieg auslösen sollte. Ebenfalls bedeutsam war hier1615 die Hochzeit Ludwigs XIII. mit Anna von Österreich. Auch die Kathedrale St. André von Bordeaux gehört - als Bestandteil des Jakobsweges in Frankreich - seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe

Wein-Halbinsel Médoc

Unser Ziel am Nachmittag war das Médoc, die Weinbau-Landschaft der dreieckigen Halbinsel zwischen der Biscaya-Küste, dem Mündungstrichter Gironde und dem Meeresbecken von Arcachon. Vorbei an zum Teil weltbekannten Weingütern mit Weinbergschlössern und durch kleine verträumte Ortschaften erreichten wir das traditionelle Weingut von Chateau Aney. Auf diesem traditionellen und altverwurzelten Weinhof des Médoc erfuhren wir einiges über die einheimischen Weine, ihre Produktion und die Besonderheiten, Marken, Traditionen und Weinqualitäten zu erhalten - und ein Wenig auch zur Preisgestaltung eines guten Rotweines! Bei der anschließenden Verkostung von zwei der markanten Weinsorten des Hauses konnten wir uns von besagter Qualität überzeugen und natürlich auch die Produkte erwerben. Anschließend ging es zurück zum Hotel in Bordeaux.


Tag 10, Freitag, 26. April: Düne von Pilat - Arcachon -Bordeaux

Zwar stand der heutige Tag zur freien Verfügung für einen ausführlicheren Bummel in Bordeaux, aber alle unserer interessierten Gäste hatten den fakultativen Tagesausflug in den Badeort Arcachon und zu Europas höchster Wanderdüne gebucht.
Diese ist die knapp achtzig Kilometer südlich von Bordeaux direkt an der Biscaya liegende Dune du Pilat. Die höchste Wanderdüne Europas ist über 100 Meter hoch und fast drei Kilometer lang. Mit ihren 500 m breiten Sandmassen bedeckt sie etwa 135 Hektar Fläche. Sie entstand im Verlauf mehrerer tausend Jahre nach der letzten Eiszeit durch Erosion, Sandverwirbelung und andere Vorgänge, bei der geschätzte 60 Millionen Kubikmeter feinster Sand aufgehäuft wurden. Von oben aus bietet sich ein wunderbarer Ausblick über die Region und den Atlantik, der bei uns allerdings durch dunkle Wolken und stark regnerisches Wetter und Wind getrübt wurde. Doch konnte, wer wollte, in recht mühsamem Aufstieg durch den Sand stapfen, aber die Krone der Düne ist auch über eine dafür gebaute Treppe zu erreichen. Der immer wirbelnde Sand ist so fein, dass er früher für Sanduhren verwendet wurde. Heute kann man hier in den Souvenirbuden eigens angefertigte farbigen Sandbildern erwerben, die beim Umdrehen ein ständig sich veränderndes Bild zeigen. Durch die heute ungebrochene ständige Erosionstätigkeit bietet die Düne aber auch Gefahren: bis zu fünf Metern pro Jahr bewegt sich die Düne auf Häuser zu hat schon Gebäude und Kiefernwald „verschlungen".

Arcachon

Nach unserem Aufenthalt auf bzw. an der Wanderdüne wandten wir uns Arcacon zu, der hübschen Gemeinde am Rande des „Bassin d'Arcachon" liegt, einer tief ins Festland eingeschnittenen, flachen, aber dennoch den Gezeiten ausgesetzten Meeresbucht. Sie entstand wie die Dune du Pilat als Erosionsprodukt nach der letzten Eiszeit.An ihrem Südufer liegt Arcachon, der Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. äußerst beliebte Badeort, der stets als besonders mondän galt und sich durch das damals als etwas Besonderes angesehene Casino zum Luxusbadeort aufschwang. Bis heute zeugen davon noch zahlreiche Villen aus der Belle-Epoque . Trotz schlechten Wetters wagten wir einen kurzen Bummel durch das Herz des Ortes. Dann allerdings gab es einen Dämpfer: Die geplante Bootsfahrt durch die Bucht von Arcachon mit Austernzucht und dem Zentrum, der „Ile aux oiseaux" (Vogelinsel) mit bedeutendem Vogelreservat, musste wegen schlechten Wetters, zu starkem Wind und zu hohem Seegang abgesagt werden. Daher waren wir recht früh zurück in Bordeaux und hatten in einem angesehenen Restaurant am Garonne-Ufer noch unser Abschieds-Abendessen.


Tag 11, Samstag 27. April: Bordeaux - Orleans - Reims

Heute nahmen wir Abschied - nicht nur von Bordeaux, sondern auch von unseren mitreisenden Fluggästen, die vom Flughafen Bordeaux ihre Heimreise antraten. Immer nordwärts fahrend gelangten wir mit dem Bus vorbei an bekannten Städten wie Poitiers und Tours bis ins Loiretal, wo wir in Orléans einen Halt für einen kleinen Stadtbummel einlegten. Aufs engste mit der Geschichte des Landes und der des hundertjährigen Krieges gegen England verbunden, gilt die Großstadt an der Loire als eine der „Schicksalsstädte" Frankreichs. Zudem spielt in der Geschichte dieser Bischofs- und Universitätsstadt die Person der Heiligen und Nationalheldin Jeanne d'Arc eine Rolle. Im 100-jährigen Krieg Frankreichs gegen England war nur Orléans als letzte Bastion noch in den Händen Frankreichs und verhinderte den englischen Übergriff auf den Süden des Landes. Kurz vor ihrem Fall in der Belagerung durch englische Truppen, der unausweichlich schien, drang unerwartet die junge Jeanne , an der Spitze einer französischen Armee durch die englischen Reihen und brachte Entsatz für die Stadt. Damit errang sie den ersten großen Sieg für Frankreich gegen und „drehte" mit diesem Ereignis das Kriegsglück zugunsten der „Grande Nation".
Zwar hatten wir aufgrund der langen heutigen Strecke nicht allzuviel Zeit, doch ein kleiner Bummel zeigte uns einen Teil der sehenswerten Innenstadt von Orléans. Wir fanden auf dem zentralen Platz das gewaltige Standbild der Nationalheldin in voller Rüstung sowie auch das (rekonstruierte) Wohnhaus der Jeanne d'Arc. In der knapp bemessenen Freizeit gelang es gerade, entweder die große Kathedrale zu sehen oder im Zentrum ein paar letzte Spezialitäten zu erwerben. Dann ging es weiter auf der französischen Autobahnvorbei am Ring um Paris in die alte Krönungsstadt Reims. Wir erreichten Sie noch vor Einbruch der Dunkelheit und hatten noch ein leckeres Abendessen.


Tag 12, Sonntag, 28. April: Reims - Saarbrücken - Frankfurt - Eisenach - Dresden

Gleich nach dem Frühstück starteten wir heute von Reims zu unserer langen Heimreise, die aber zügig von statten ging. Natürlich dauert eine solche Strecke den ganzen Tag und einige Baustellen vor allem auf den deutschen Autobahnen machten es nicht einfacher. Aber pünktlich erreichten wir am Abend nach mehreren Stopps unterwegs unseren Ausgangsort Dresden.

Epilog

Eine Reise, die aufgrund ihres Abwechslungsreichtums und ihrer vielen Höhepunkte gewiss lange im Gedächtnis bleibedn wird, ist zu Ende gegangen. Für viele unserer Gäste ist es bestimmt die Anregung gewesen, im nächsten Jahr wieder eine unserer besonderen Rundreisen zu buchen oder sich vielleicht auch einmal anderen Regionen unseres liebenswerten und voller Zauber steckenden Nachbarlandes Frankreich zuzuwenden. Ich jedenfalls freue mich auf meine nächste Tour durch Frankreich und auf meine nächsten Reisen mit Ihnen.
Bis bald - und niemals die Reiselust vernachlässigen... sie gehört zu den schönsten "Gelüsten"!
Ihr Reiseleiter Dr. Michael Krause

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