Reisebericht: Rundreise Frankreich – die Bretagne erleben

18.06. – 25.06.2017, 8 Tage Rundreise durch die Bretagne mit Quimper – Carnac – Concarneau – Rennes – Fougeres – Mont Saint Michel – Angers mit Flugan– und abreise


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Rätselhafte Steinreihen, wehrhafte Schlösser, eine eigene Sprache und kulinarische Verlockungen: Dies alles bietet die Bretagne. Acht Tage wollen wir einen Teil des äußersten Westens Frankreichs mit seinen kulturellen Besonderheiten erkunden.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Sonntag, 18.06.2017 Anreise Dresden – Berlin – Paris – Rennes – Quimper

Für die Teilnehmer der Bretagne-Reise hieß es früh aufstehen: Um 4:50 traten 17 Reisende die Fahrt nach Berlin zum Flughafen Tegel an. Hier trafen wir uns, um gemeinsam eine Woche in der Bretagne zu verbringen und diese Region weit im Westen unseres Nachbarn zu erkunden. Gegen acht Uhr erreichte der Bus Tegel und uns blieb noch Zeit für ein Frühstück, bei dem wir uns schon ein wenig kennenlernen konnten. Das Gepäck war schnell aufgegeben, denn heute am Sonntagmorgen war der Andrang an die Seine nicht allzu groß.
Der Himmel über Berlin ist blau und diese Farbe soll in den nächsten Tagen auch unsere Farbe für die Bretagne sein. In Paris - Charles de Gaulle müssen wir das Terminal wechseln und die Fahrt im Shuttle-Bus macht deutlich, wie groß dieser Flughafen im Nordosten der französischen Hauptstadt ist.
Unsere Maschine nach Rennes startet pünktlich. So rege der Betrieb auf dem Großflughafen Frankreichs war, so beschaulich geht es auf dem Flughafen Rennes, immerhin Hauptstadt der Bretagne, zu. Nachdem wir unser Gepäck in Empfang genommen haben, werden wir von unserem französischen Busfahrer Nicolas begrüßt. Mit ihm treten wir die Reise zu unserem Tagesziel Quimper an, welches wir nach einer zweistündigen Fahrt erreichen.
Wir beziehen unser Hotel, das direkt in der Innenstadt liegt. Bis zum Abendessen machen einige Gäste schon einen kleinen Stadtrundgang. Der Sommer hat hier Einzug gehalten und wer immer mit moderaten Temperaturen gerechnet hat, wurde schnell eines besseren belehrt: Der französische Wetterbericht prognostizierte über 30 Grad und er sollte Recht behalten.
Das Abendessen nehmen wir Hotel ein und wir starten stilecht mit einem Kir breton, einem Aperitif aus Cidre und Fruchtlikör.

Montag, 19.06.2017 Quimper – Locronan – Pointe du Raz – Pont l'Abbé

Nach dem Frühstück treffen wir unsere charmante Stadtführerin, die uns ihre Heimatstadt vorstellen möchte. Unser Weg führt uns zunächst am Odet entlang. Zahlreiche Brücken führen im Stadtgebiet über diesen Fluss, der den Gezeiten unterliegt. Mit seinen charmanten Fachwerkhäusern und der beeindruckenden Kathedrale, die so gar nicht den Anforderungen der Symmetrie folgen will, hat Quimper architektonisch einiges zu bieten. Wir verabschieden unsere Stadtführerin und besteigen den Bus, denn nun steht Locronan auf dem Programm. Der Ort des Heiligen Ronan verzaubert uns durch seinen mittelalterlichen Charme. Die ersten Mitbringsel werden schon erworben, schließlich bietet die Bretagne neben dem bekannten Ringelpullover auch kulinarisch einiges, das sich lohnt mitgenommen zu werden.
Als nächstes geht es zur Pointe du Raz. Auf dem Weg dahin wollen wir einen kleinen Abstecher ans Meer machen, um wenigstens unsere Füße im Atlantik abzukühlen. Die Temperatur zeigt 35 Grad und kein einziges Wölkchen ist am Himmel. Nichts erinnert hier an die Beschreibungen von Simenon, der seinen Maigret in die Bretagne zu Ermittlungen schickte und immer von den tief hängenden Wolken und dem bleigrauen Himmel erzählte. Heute ist hier alles anders: An der Pointe du Raz weht auch nicht einmal der Hauch eines Lüftchens. Überaus tapfer erwandert sich die Gruppe den Weg zur Spitze und alle hätten eine Urkunde an diesem heutigen Tag verdient. Im gut klimatisierten Bus treffen wir uns wieder und nach einem kräftigen Schluck aus der Mineralwasserflasche geht es vorbei an Pointe l'Abbé zurück zu unserem Hotel.

Dienstag, 20.06.2017 Carnac – Concarneau

Heute tauchen wir tief in die Menschheitsgeschichte ein. Faszinierend und rätselhaft zugleich sind die Menhires. Dank unserer Führerin können wir eines der Felder, auf denen sich die Steinreihen befinden, betreten und erfahren von ihr den Stand der Forschung. Auch heute will die Sonne zeigen, dass die Bretagne mit der Provence in Sachen Sonnenstunden und Temperatur konkurrieren kann. Wir sind Nicolas dankbar, dass wir im klimatisierten Bus die weiteren Felder mit den Menhiren abfahren können und so einen Eindruck über das Ausmaß erlangen. Der tiefe Einblick in die Geschichte macht hungrig und so legen wir unsere Mittagspause in Carnac-Plage ein. Am Nachmittag geht es nach Concarneau mit der „geschlossenen Stadt", die in der Festungsanlage vom großen strategischen Baumeister Vauban liegt. Auch ohne einem gewissen Dupin zu begegnen, beeindruckt uns dieses Städtchen. Wieder zurück in Quimper werden wir heute in einer Creperie unser Abendessen einnehmen. Wir lernen die dunklen Crêpes kennen, die als Vorspeise und Hauptgang in einer salzigen Version auf den Tisch kommen, um dann als Nachtisch in hellem Mehl und als süße Variante unseren Gaumen verzaubern. Natürlich darf der Cidre hier nicht fehlen.

Mittwoch, 21.06.2017 Rennes

Sommersonnenwende: Der längste Tag erwartet uns! Und selbigen und die Nacht wollen wir in Rennes auf der Fête de la Musique verbringen. Die Hauptstadt der Bretagne feiert alljährlich auf unterschiedlichen Bühnen und vor diversen Restaurants dieses Musikfest. Doch zunächst müssen wir die gut zwei Stunden dauernde Fahrstrecke zurücklegen. Auf dem Weg nach Rennes machen wir einen Stopp in dem schönen Städtchen Josselin, das mit seiner imposanten Schlossanlage und der alten Bausubstanz in den Bann zieht.
In Rennes angekommen, treffen wir unsere Stadtführerin, die uns ihre Stadt mit viel Charme und Liebe zum Detail näher bringt. Nach dem gemeinsamen Abendessen heißt es endlich: hinein ins Getümmel. Schließlich hat das Musikfest für die Ohren und das Tanzbein viel zu bieten. Gegen zwei Uhr nachts kehrt langsam Ruhe in die Stadt ein, die heute mit ihren  Temperaturen den Regionen des Mittelmeeres problemlos Konkurrenz machen kann.

Donnerstag, 22.06.2017 Fougères – Vitré – Roche aux Fées

Nach einer etwas kürzeren Nacht lassen wir es heute etwas ruhiger angehen. Am Vormittag erkunden wir die phantastische Schlossanlage von Fougères. Das Auf-und-Ab in dem Schloss, das eher an Burgen in Nordengland erinnert, macht hungrig und so fahren wir die kurze Strecke nach Vitré, wo wir im „kleinen Korken" die Spezialität dieser Region, die Roulade Sévigné, probieren wollen.
Gestärkt geht nun ins Zentrum von Vitré, wo die schönen Fachwerkhäuser vom einstigen durch den Tuchhandel begründeten Wohlstand zeugen. Die Landstraße führt uns als letzten Punkt auf unserem Tagesprogramm zu einem wahrlich magischen Ort: Roche aux Fées.
Nicht nur ein Dolmen findet sich hier, sondern eine ganze Ansammlung. Gemeinsam bilden sie sogar eine Kammer. Bis zu 45 Tonnen wiegen diese Steine und sie hierher zu transportieren, muss wahrlich ein Kraftakt gewesen sein. Ob sich hier tatsächlich Feen in diesem Wäldchen treffen? Im Stillen denkt sich sicher so mancher: 'Wo sonst, wenn nicht hier...!'

Freitag, 23.06.2017 Le Mont Saint Michel – Cancale – St. Malo

Ein weiterer Höhepunkt steht heute auf unserem Programm. UNESCO-Weltkulturerbe, Wallfahrtskirche und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Die auf einem Granitfelsen errichtete Abtei wird seit 2012 wieder vom Meer umspült. Der Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Damm ermöglichte es zwar diesen besonderen Ort mit dem Pferdewagen und später mit dem Auto zu erreichen. Allerdings sorgte dieses Bauwerk auch dafür, dass sich immer mehr Schlick ablagern konnte und Le Mont Saint Michel zu versanden drohte. In einem aufwendigen Bau- und Renaturalisierungsprojekt wurde der Schlick beseitigt. Und so kann das Meer den Granitfelsen heute wieder umschließen.
Nach dem Besuch dieses einzigartigen Bauwerkes wollen wir uns einer kulinarischen Köstlichkeit widmen, für die insbesondere die Bretagne bekannt und berühmt ist: die Austern.
Eigentlich sollten wir sie am Hafen von Cancale probieren. Dieser war jedoch wegen eines Straßenfestes abgesperrt. Also ging es wieder retour. Mit Blick auf die Austernbänke probierten wir unsere Austern nun direkt bei den Produzenten. Für einige Gäste war es eine neue Erfahrung und nicht alle stellten sich diesem Gaumenkitzel.
Unseren Ausflug beschließen wir mit einem Abstecher nach St. Malo, jener Stadt, die eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Als der deutsche Kommandat sich weigerte, St. Malo zu übergeben, wurde die Stadt von den Alliierten bombardiert. Von der Bausubstanz blieb nur ungefähr 15 Prozent erhalten. Nach dem Krieg wurde St. Malo nach alten Plänen wieder aufgebaut und vermittelt heute einen wunderbaren Eindruck der einstigen Stadt der Freibeuter.

Samstag, 24.06.2017 Angers

Hatten wir mit Le Mont Saint Michel schon einen Abstecher in die Normandie gemacht, folgt heute ein Ausflug in das Anjou. Eine Region voller Geschichte und kulinarischer Verlockungen. Hier wird der Weißwein Muscadet angebaut, ohne den der Genuss der Austern in der Bretagne kaum denkbar ist. Darüber hinaus befindet sich in Angers auch das Stammhaus von Cointreau, das wir als erste Station besichtigen wollen. Durch die Produktionsstätten führt uns Marie, die gerade ihren Master in Gastronomie und Tourismus macht und ein Praktikum hier beim traditionsreichen Orangenlikör-Produzenten absolviert. Nachdem wir einiges über die Entstehung des hochprozentigen Getränkes erfahren haben, soll nach all der Theorie auch die Praxis folgen. Unsere Verkostung beginnt mit einem Cointreau Fizz, der zwar als Aperitif daherkommt, es dennoch ganz schön in sich hat. Wer möchte, kann dann noch zu zwei weitere Produkte des Hauses testen und ein wenig beschwingt geht es nun in die Altstadt Angers. Da wir nun schon unseren Aperitif hatten, legen wir zunächst eine Mittagspause ein. Schließlich sollten wir für den Besuch des Schlosses von Angers gut gestärkt sein. Beeindruckt das Schloss schon durch seine trutzige Gestalt und das Wechselspiel aus weißem und schwarzem Gestein von außen, beherbergt es in seinem Inneren einen kunstgeschichtlichen Schatz der seinesgleichen sucht. Die Teppiche der Apokalypse sind die größten ihrer Art in Europa. Und auch, wenn sie heute nicht mehr in vollem Umfang erhalten sind, begeistern sie durch ihre Farben, ihre Bilder und der handwerkliche Umsetzung.
Einmal mehr sind wir tief beeindruckt durch die Kunstfertigkeit vorheriger Generationen. Als Abschluss besichtigen wir noch das Fachwerkhaus 'Maison d'Adam' mit seinen wunderbaren Details. Danach kehren wir in die Bretagne zurück und beenden unsere Reise mit dem gemeinsamen Abendessen und einem Glas Cidre.

Sonntag, 25.06.2017 Heimreise

Es ist nicht mehr so heiß wie zu Beginn unserer Reise. Blau ist der Himmel über Rennes noch immer, doch Schäfchenwolken ziehen über uns hinweg und eine Brise ist auch deutlich zu spüren. Beste Bedingungen um in die Luft zu gehen. Wir verabschieden uns von Nicolas, der uns eine Woche gut durch sein Heimatland chauffierte mit einem au revoir und à la prochaine. Die Sicherheitskontrollen passieren wir fast ohne Schwierigkeiten. Ein Camembert ist leider schon zu reif und muss zurückbleiben. Der restliche Käse schafft es jedoch ohne Beanstandungen. In Paris sollten wir einen Aufenthalt von gut zwei Stunden haben. Doch unsere Maschine, die uns nach Berlin Tegel bringen wird, verspätet sich um eine Stunde. Kurz vor 18 Uhr landen wir in Berlin. Der Bus, der die Gruppe nach Dresden bringt, steht schon bereit. Es heißt erneut Abschied nehmen. Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns. Architektonische Besonderheiten und Naturschönheiten haben wir gesehen, aber auch so manche kulinarische Spezialität konnten wir probieren. Und obwohl wir schon einiges besichtigt haben, allein in der Bretagne gäbe es noch vieles zu entdecken. Vielleicht erkunden wir es ja gemeinsam auf einer nächsten Fahrt.
Ich würde mich sehr darüber freuen und verabschiede mich mit einem au revoir et à bientôt, auf Wiedersehen und auf bald, Ihre Roswitha Zytowski

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