Reisebericht: Wanderreise Bretagne – Brise des Atlantiks

08.06. – 17.06.2012, 11 Tage Wandern und Kultur an der Atlantikküste Frankreichs mit Vannes – Carnac – Halbinsel Penmarch – Concarneau – Pointe du Raz – Quimper – Lannion – Ploumanach – Cancale – Mont–Saint–Michel – Rouen (57 Wanderkilometer)


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In der Bretagne, einem Landstrich der voller Geheimnisse und Eigentümlichkeiten ist, kann man wunderbar wandern. Die Landschaft ist Abwechslungsreich wie das Wetter, aber lesen Sie selbst.
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker

08.06.12 Anreise nach Evry

Am Morgen starten wir in Dresden. Über Chemnitz, Jena, Erfurt, Eisenach erreichen wir am Kirchheimer Dreieck die Autobahn 5. Über diese fahren wir Richtung Frankfurt/Main. An der Raststätte Wetterau steigen bei dieser Reise Gäste zu, welche in der Nähe wohnen. Die Skyline von Frankfurt/Main lassen wir links liegen und fahren weiter in Richtung Mainz, Kaiserslautern zur Raststätte Goldenen Bremm bei Saarbrücken. Hier erfolgt ebenfalls noch ein Zustieg und jetzt ist unsere Wandergruppe mit 19 Gästen komplett. Unser Weg führt und jetzt vorbei an Metz, Verdun und Reims Richtung Paris. Kurz vor Paris geraten wir in einen Stau, so dass wir kurz vor unserem Ziel nochmal eine Pause machen müssen, da unser Buschauffeur sonst seine vorgeschriebene Fahrzeit überschritten hätte. Nachdem wir unser Hotel Mercure Le Coudray erreicht haben gehen wir sofort zum Abendessen.

09.06.12 Fahrt in die Bretagne – Wanderungen im Wald von Brocéliande – Vannes

Gut gelaunt nehmen wir unser Frühstück am Buffet des Hotels ein. Zuerst setzten wir unsere Fahrt in die Bretagne fort, fahren vorbei an Chartres, Le Mans, Laval und erreichen vor Rennes die Bretagne. Nach Rennes fahren wir über kleine Orte nach Tréhorenteuc und dann noch etwas weiter bis nach Folle Pensée Hier machen wir einen ersten kleine Wanderung zu Quelle von Barenton. Die soll, wie das gesamte Waldgebiet von Brocéliande ein verzauberter Ort sein. Der Legende nach wurde hier der Zauberer Merlin aus der Artus-Sage von der Fee Viviane verzaubert worden sein. Das ganze Waldgebiet ist Heimstätte der legenden um König Artus.
Eigentlich sind uns diese eher aus Südengland bekannt, durch die Wanderung keltischer Brythonen im 6. Jh. kam diese Legende von der britischen Insel in ihre neue Heimat Armorica, welche sie später Bretagne nannten. Schon nach 45 Minuten sind wir wieder am Bus. Zurück in Tréhorenteuc beginnt unsere Wanderung durch das Tal ohne Wiederkehr, das „Val sans Retour“. Gleich nach dem Eingang sehen wir den Goldenen Baum. Der Künstler Francois Davin versah einen Baumstumpf mit 90 g Blattgold. Mit weiteren verbrannten Bäumen erinnert dieser an den verheerenden Waldbrand vom September 1990. Durch einen wirklichen Märchenwald laufen wir jetzt in Richtung Chateau Trécesson. Auch hier soll die Fee Viviane ihren Zauber verbreitet haben und mancher verzauberte ist aus dem Tal nicht wieder zurück gekehrt. Wir steigen aus dem Tal aus erreichen einen Höhenzug bevor wir wieder zum Chateau absteigen. Dieses kleine Wasserschloss, heute in privater Hand und nicht öffentlich zugänglich, liegt wahrlich zauberhaft vor uns. Von hier haben wir noch eine Stunde zu fahren und erreichen am Abend unser Hotel in Vannes.

10.06.12 Vannes – Le Ménec – Kermario – Erdeven – Quimper

Nach dem Frühstück machen wir zuerst einen gemeinsamen Spaziergang durch Vannes. Die Stadt ist zu Teilen noch in ihrer Ursprünglichkeit aus dem späten Mittelalter erhalten. Die alten Fachwerkhäuser mit ihren schiefen Wänden beeindrucken. Die Kathedrale St. Pierre steht mitten in diesen Häusern. Der Weg führt uns Richtung Hafen, hier haben auch mehrere Bäcker am Sonntag Morgen schon offen und so können wir uns gleich mit Wanderproviant versorgen.
Durch den Markt mit seinen verführerischen Auslagen gehen wir zum alten Waschhaus und mit Blick auf die Stadtmauer erreichen wir das Port Prison und damit wieder die Innenstadt. Jetzt hat auch die Kathedrale geöffnet und wir können noch einen kurzen Blick hinein werfen, es ist gerade Gottesdienst und wir wollen natürlich nicht stören. Zurück am Hotel laden wir unser Gepäck und fahren nach Carnac. In Le Ménec beginnen wir unsere Wanderung entlang der Steinreihen. Mehrere Tausend stehende Steine stehen hier in Reihen aufgestellt. Die Bretonen nennen diese Steinreihen auch „Soldats de St. Cornely“. Der Legende nach waren römische Soldaten hinter dem Hl.Cornelius her, und als vor ihm nur noch der Ozean war drehte er sich um und erblickte nur noch die versteinerten Soldaten. In Kermario machen wir eine Pause fürs Picknick und wandern anschließend über den Tumulus St. Michel nach Carnac. Hier holt uns der Bus wieder ab. Nach einem kleinen Stopp in Le Ménec am Besucherzentrum zum Kauf von Postkarten u.ä. Fahren wir zur zweiten Wanderung. Diese beginnen wir in Crucuno, einem kleinen Dorf in der Nähe von Erdeven. Durch einen schönen Wald führt der Weg zu den Steinreihen von Erdeven. Hier angekommen sehen wir gewaltige Menhire und können direkt durch die Steinreihen laufen, was bei Carnac nicht möglich ist. Wenn man an die Kraft der Steine glaubt kann diese vielleicht Berge versetzen. Anschließend fahren wir nach Quimper, wo wir im Hotel Escale Océania die nächsten drei Nächte wohnen werden.

11.06.12 Wanderung auf der Halbinsel Penmarc'h

Nur wenige Kilometer haben haben wir heute zum Wanderausgangspunkt zu fahren. Start ist an der Kirche von Notre-Dame de Tronoën. Hier bestaunen wir zuerst den aus dem 15 Jh. stammenden ältesten Kalvarienberg der Bretagne.
Kalvarienberg bezeichnet zunächst die Hirnrichtungsstätte von Jesus vor den Toren Jerusalems, im weiteren Sinne auch umfangreiche Nachbildungen der Kreuzigungsszene, die im Zuge der Gegenreformation entstanden und von Katholiken als sakrale Stätten genutzt werden. Die Darstellung der einzelnen Szenen ist beeindruckend, auch wenn die Verwitterung manches Detail nicht mehr erkennen kann. Der Wanderweg führt uns zuerst durch Felder, die Dünen und das Meer schon im Blick. Noch vor dem Mittag erreichen wir den Pointe de la Torche und machen hier eine Pause. Wer möchte kann den die vorgelagerte Halbinsel umrunden, zum Strand gehen oder einfach nur aufs Meer schauen. Entlang des Strandes laufen wir weiter, später ändert sich die Küstenlandschaft, der Sandstrand endet und die Küste wird felsiger. In einer dieser Felsenlandschaften machen wir eine zweite Pause und können noch einmal unsere Einkäufe aus dem Supermarkt genießen. Kurz vor dem Ziel erreichen wir die kleine Schifferkapelle Notre Dame de la Joie. Die Deckenkonstruktion sieht aus wie ein mit Kiel nach oben liegendes Schiff. Unser Ziel ist der Leuchtturm Eckmühl, welchen wir schon eine Weile recht gut sehen können. Der Leuchtturm ist nach Maréchal Louis Nicolas Davout, Herzog von Auerstädt, Prinz von Eckmühl benannt. Er ist 60 m hoch und sein Leuchtfeuer hat eine Reichweite von 100 km. Mit dem Bus fahren wir anschließend noch nach Concarneau. Hier ist besonders die Ville Close interessant, eine kleine Festungsstadt, in ihrem jetzigen Zustand aus dem 17. Jh. stammend und vom Festungsbaumeister Vauban entworfen. Unterwegs fahren wir durch starken Regen, der ich aber in der Stadt schon fast wieder gelegt hat. Am Abend sind wir dann wieder zurück in Quimper.

12.06.12 Wanderung zum Pointe du Raz

Am Morgen besuchen wir unterwegs die Ruine der Abtei von Langidou. Diese Kleinod aus dem 11. Jh. liegt sehr romantisch und bietet uns romanische Baukunst vom Feinsten. Lediglich im 16. Jh. wurde eine gotische Fensterrose eingebaut. Vielleicht wollte man damals mit der Zeit gehen. Für unser Picknick am Mittag kaufen wir unterwegs wieder in einem Supermarkt ein,
jeder kann sich so nach seinem Geschmack den Rucksack füllen. Unsere Wanderung beginnt in der kleinen Siedlung Kergroas. Dort steht auf einer Anhöhe eine kleine Kapelle mit dem Namen „ Notre Dame de Bon Voyage“. Von hier steigen wir zum Küstenweg hinab. Das Wetter meint es heute sehr gut mit uns, Sonnenschein und leichte Bewölkung begleiten und den ganzen Wandertag. Die Ausblicke auf die Küstenlandschaft begeistern immer wieder neu, nach jeder umlaufenen Bucht haben wir einen anderen Blick. Unsere Mittagspause machen wir im kleinen Hafen Feunteun Aod. Wir sind ganz allein unterwegs und genießen an dieser Stelle auch die Sonne und die Ruhe. Kaum Vorstellbar ist, das die französische Regierung an dieser Stelle einmal ein Atomkraftwerk bauen wollte. Wir sitzen einfach in den kleinen Booten oder auf der Kaimauer. Weiter folgen wir dem Weg bis zum Pointe du Raz, die Sicht ist so gut das wir die einige Kilometer entfernte Ile-de-Sein gut sehen können. Jetzt folgen wir dem Weg entlang der Küste weiter bis zur Bucht von Trépassée, hier wartet unser Bus. Leider ziehen jetzt Wolken auf und ein kühler Wind bläst uns ums Gesicht. Im Bus hat Ingo für uns schon Kaffee fertig gemacht und dazu gibt es verschiedene bretonische Leckereien, wie zum Beispiel Kouign Amann. Irgendwie steckt uns allen die Wanderung in den Beinen, die 13 km waren angefüllt mit vielen schönen Blicken. Für den Nachmittag ändern wir das Programm etwas, den Besuch von Locronan verschieben wir auf den nächsten Morgen. So bleibt nach Rückkehr im Hotel noch etwas Zeit für einen Spaziergang durch Quimper und zum Besuch der wunderschönen Kathedrale.

13.06.12 Locronan – Pointe St. Mathieu – Distillery Warenghem Lannion

Nur kurz ist der Weg am Morgen nach Locronan. Bei leichtem Nieselregen haben wir am Morgen das bretonische Bilderbuchstädtchen ganz allein. Die grauen Granithäuser werden öfters als Filmkulisse genutzt und man kann
sich durchaus vorstellen wir die Drei Musketiere durch den Ort reiten. Anschließend fahren wir durch Brest und bewundern dabei,das gerade eine neu eingerichtete Straßenbahnstrecke mit den neuen Triebwagen getestet wird. Die Wanderung zum Pointe St. Mahtieu beginnt bei Keryunan. Der Weg verläuft wieder entlang der abfallenden Klippen, das Wetter meint es gut mit uns und so können wir den Weg im Sonnenschein genießen. Am Ende unserer kurzen Wanderung erwartet uns das Bild eines Leuchtturms, welcher unmittelbar neben eine Abteiruine gebaut wurde. Von Weitem hat es den Anschein, als stünde der Leuchtturm mittendrin. Nach unserer Mittagspause fahren wir in Richtung Lannion, passieren dabei noch einmal Brest. Eine Pause legen wir im kleinen Ort Gumilliau ein und sehen uns hier nochmals einen wunderschön gestalteten Kalvarienberg an Dieser stammt aus dem 16. Jh. und besticht durch die Darstellung seiner Figuren. Den Abschluss des Tages bildet ein Besuch bei der Distillery Warenghem in Lannion. Hier wird der einzige bretonische Whisky hergestellt, etwas, was man mit den keltischen Verwandten in Schottland, Irland und Wales gemeinsam hat. Die Führung führt und durch den Produktionsbereich und in das Lager. Anschließend darf auch gekostet werden. Da in der Distillery auch andere hochprozentige Getränke hergestellt werden findet jeder etwas. Wem es geschmeckt hat, der kann natürlich auch kaufen.

14.06.12 Granitküste – Trégastel – Ploumanach – Cancale

Nach dem Frühstück fahren wir zur „Cote de Granit rose“, zur Rosa Granitküste. Auf dem Weg nach Trégastél machen wir einen Halt am Park Radomé. Unter einer,
heute als Museum für Telekommunikation genutzten, Tragluftkuppel befand sich das erste Radar zur Satellitenübertragung aus dem All, welches 1962 in Betrieb genommen wurde. Unweit von hier haben wir die Möglichkeit einen christianisierten Menhier anzusehen. Das einschlagen christlicher Symbole am Menhier von St. Duzec erfolgte in der zweiten Hälfte des 17. Jh. Den uralten Felsblock verbanden die bretonischen Bewohner mit allerhand Aberglauben und Zauberei. Das war den kirchlichen Würdenträgern ein Dorn im Auge. Anschließend wandern auf dem Zöllnerpfad von Trégastel über die Ile Renote nach Ploumanach. Da Ebbe herrscht können wir die eigenartigen Felsgebilde aus rosafarbenene Granit besonders gut sehen. Es ist faszinierend und regt immer wieder dazu an Fotos zu machen. In zahlreichen Felsen kann man auch Tiere oder Figuren erkennen. Besonders ausgeprägt ist dies auf der Ile Renote. In Ploumanach nutzen wir dann die Möglichkeit zur Einkehr. Die Speisekarte bietet allerhand Leckerbissen, angefangen von Muscheln in verschiedenen Saucen bis hin zur Galette und zum Crêpe. Jeder kann nach seinen Bedürfnissen etwas essen. Anschließend fahren wir weiter nach Cancale. Auf dem Weg dahin machen wir noch einen kurzen Halt bei Dinard, am weltweit einzigen Gezeitenkraftwerk.

15.06.12 Mont St. Michel – Cancale – Pointe de Gruoin

Nach dem Frühstück fahren wir zum Mont St. Michel. Diesen 80 m hohen Felsen mit seiner Abtei konnten wir schon gestern bei der Anfahrt nach Cancale kurz sehen. Mit dem neuen Shuttlebussystem klappt alles ohne Probleme.
Majestätisch liegt der Berg vor uns und seine Ausstrahlung ist unbestreitbar. Über zahlreich Treppen gelangen wir nach oben zur Abtei und nach dem Kauf der Eintrittskarten und dem verteilen der Audio-Guides für jeden kann die Besichtigung beginnen. Jeder kann jetzt in seinem Tempo gehen und das Bauwerk und die Blicke von oben auf die Bucht St. Michel genießen. Auf dem Rückweg zum Busparkplatz werden wir von einem sehr kräftigen Regen erwischt. So machen auf der Rückfahrt nach Cancale zuerst einen Halt im Hotel, denn mancher von uns möchte sich trockene Sachen anziehen. Zwischendurch hört es auf zu regnen, doch als wir im Hafen von Cancale zum Austern verkosten sind regnet es wieder. Wir lassen uns die Laune jedoch nicht verderben, finden einen kleinen Unterschlupf, teilen Cidre aus und kosten Austern. Für Gäste die das nicht mögen gibt es ein bretonisches Relais, welches auch sehr gut mundet. Zum Wandern hat dann keiner mehr recht Lust, zumal der Regen nicht nachgelassen hat. Wir fahren dennoch zum Pointe du Grouin. Jetzt finden sich doch noch zwei Mutige die gemeinsam mit Frau Janosch zurück nach Cancale wandern. Alle anderen genießen erstmal einen sehr guten Cappuccino oder Kaffee im Restaurant. Inzwischen hat sich aller Regen gelegt, es klärt auf und so können wir noch einen kleinen Spaziergang machen und die Landschaft genießen.

16.06.12 Rouen – Reims

Heute heißt es Abschied nehmen von der Bretagne. Die Sonne strahlt am Morgen, solches Wetter hätten wir uns für den gestrigen Nachmittag gewünscht. Unsere Fahrt führt und
über die Autobahn vorbei an Caen nach Rouen. Hier legen wir einen Stopp ein und erkunden das Stadtzentrum mit seinen zahlreichen Fachwerkbauten und der alles überragenden Kathedrale Notre Dame. Sehr ungewöhnlich ist hier die Spitze des Vierungsturmes. Sie besteht aus Gusseisen, nachdem ein Blitzeinschlag im 19. Jh. die Turmspitze zerstörte. Mit 156 m ist es der höchste Kirchturm Frankreichs. Am Markt endet unser kleiner Rundgang, leider ist der Markt gerade zu Ende und wir können das Markttreiben nicht mehr kennen lernen. Einen kleinen Imbiss bekommen jedoch auch um den Markt herum. Unsere Fahrt setzten wir jetzt Richtung Paris fort, fahren durch das Tal der Seine. Paris begrüßt uns mit dichtem Verkehr, wir könne von Ferne gut den Eiffelturm sehen. Gegen Abend erreichen wir unser Hotel in Reims wo wir sehr gut zu Abend essen.

17.03.12 Heimreise

Am Morgen statten wir der Kathedrale von Reims noch einen Besuch ab. Dieses wunderschöne hoch gotische Bauwerk fasziniert immer wieder. Wir haben Zeit uns ein wenig die Kathedrale anzusehen. Unsere Fahrtroute führt uns anschließend vorbei an Verdun und Metz wieder nach Saarbrücken. Unseren ersten Ausstieg erreichen wir direkt an der Grenze. Über Kaiserslautern, Mainz, Frankfurt/Main geht es nach Eisenach und weiter über Erfurt, Jena, Chemnitz nach Dresden. Hier endet eine schöne Wanderreise welche uns durch die abwechslungsreiche Landschaft der Bretagne geführt hat.

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