Reisebericht: Wanderreise Bretagne – Brise des Atlantiks

03.06. – 13.06.2017, 11 Tage Wandern und Kultur an der Atlantikküste Frankreichs mit Vannes – Carnac – Halbinsel Penmarch – Concarneau – Pointe du Raz – Quimper – Lannion – Ploumanach – Cancale – Mont–Saint–Michel – Rouen (57 Wanderkilometer)


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Leichte Wanderungen in der Bretagne vereinen sich mit Zeugnissen christlicher Kultur von Mt. St. Michel und Kalvarienbergen sowie Stadtbesichtigungen in Troyes, Vannes, Quimper, St. Malo und Rouen
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag (03.06.2017) mit dem Bus quer durch Deutschland in die Champagne

Unsere Wandergruppe von siebzehn Teilnehmern summierte sich ab Dresden bei der Fahrt bis Grünstadt in der Pfalz. An Kaiserlautern, Saarbrücken, Metz vorbei ging es weitere fünf Stunden mit dem Bus, bis wir mitten in der Champagne Richtung Chalon in der Champagne einschwenkten und weiter nach Troyes fuhren. Gegen zwanzig Uhr erreichten wir unser nettes, sauberes Hotel Golden Tulip im Gewerbegebiet von Troyes. Das gereichte 3-Gang-Menü war durchaus manierlich (Schinken in Petersilienaspik als Vorspeise, Kalb, leckeres karamelisiertes Fruchtdessert mit Eis); die Bedienung gut auf uns eingestellt. Wer wollte, schaffte es bis 22 Uhr ins Bett.

2. Tag (04.06.2017) Troyes, Fahrt in die Bretagne nach Vannes

Troyes liegt nun nicht gerade auf der logistischen Geradlinigkeit zwischen Saarbrücken und Vannes, aber der kleine „Südschlenker" in der Champagne sollte sich lohnen. Schiefwinklig stehende Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert prägen das Stadtbild um die gotische Kathedrale mit ungewöhnlich breiten Säulen ebenso wie Renaissance- und Barockbauten ehemaliger Hospitäler.
Leichtigkeit im Stadtbild kommt am Canal auf und den neuzeitlichen Flussinstalationen vor den Gebäuden der Departementverwaltung und der Bazilika. Hier hätte man noch länger bummeln können, zumal Troyes eine Ville fleures mit vier Blüten ist; aber bis Vannes sind es noch sechshundert Buskilometer. Diese schaffen wir durch große Landwirtschaftsgebiete Frankreichs in acht Stunden. Unser Hotel escale oceania befindet sich nur wenige Meter neben der Altstadt von Vannes, so dass nach dem Abendessen alle noch die Möglichkeit zum Bummeln haben.

3. Tag (05.06.2017) Vannes, Wald von Broceliande

Mit Kristin, unserer Stadtführerin, bummelten wir durch Vannes: vom alten Hafenbecken, durch das St. Vincent-Tor, entlang der Stadtmauer mit Blick zum Schloss und in den grünenden Schlossgarten, dann Blick auf den alten Waschplatz und weiter in die Altstadt mit Häusern aus fünf Jahrhunderten zur Kathedrale. Recht unüblich für die Bretagne der Anbau eines Renaissancekapelle an eine gotische Kathedrale. Abschluss der Tour am Rathaus unweit des Hotels. Nach elf Uhr stiegen wir in den Bus, um in den Wald von Broceliande zu gelangen. Für den späten Nachmittag war Regen angesagt; um wenigstens die Tour zum Feenspiegel - einem See - und zum Wasserschloss Trecesson trocken zu genießen, fuhren wir zunächst nach Trehorenteuc. Über ein Hochplateau mit Schieferfels und recht weiter Aussicht ging es hinab ins Tal zum See des Spiegels der Feen. Durch Forst, der durchaus an einen Sagenwald erinnern konnte, durchquerten wir das Tal ohne Rückkehr. Mit einem Abstecher erreichten wir den Dolmen Thombeau des Ge'ant. Nach reichlich sechs Kilometern hatten wir das Wasserschloss Trecesson erreicht - auch der Bus hatte es erreicht und halblegal sich parkend positioniert. Um noch einenanderen Kultureindruck als Wald zu erfahren, stoppten wir in Paimpont. Das hiesige ehemalige Augustinerkloster stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert und zeigt im Kirchenschiff den baulichen Übergang von Romanik zu Gotik. Mancher bummelte dann individuell durch die zwei Ortsstraßen mit ein wenig touristischen Angeboten; eine kleine Gruppe umrundete auf einem bestens angelegten Weg den See von Paimpol, immer wieder mit Bliken über vdas Wasser auf den Klosterkomplex. Abendessen dann wieder in Vannes. (3 km Stadtwanderung, 7 km, (+5 km))

4. Tag (06.06.2017) Megalithkultur bei Carnac und Loqmariaquer

„Hinkelsteine" standen am vierten Tag der Reise im Mittelpunkt unseres Interesses. Zunächst fuhren wir nach Carnac, um im Norden der „Steinstadt" am Alignement von Menec einen Bummel zu unternehmen. Da ein neuer Besichtigungsweg angelegt wird, konzentrierten wir uns zunächst auf eine Umrundung des nordwestlichsten Menhirsteinfeldes, dessen sechstausend Jahre alte Steine in Reihen wohlgeordnet stehen. Eine zweite kleine Tour führten wir südlich des Feldes von Kemerzo aus und gelangten an der Fontaine St. Michel vorbei zum Tumulus St. Michel, auf dem in der Neuzeit - das heißt: in der Renaissance - eine Kapelle und ein kleiner Kalvarienberg entstand. Schöner Blick von hier ober über die Landschaft des Morbihan bis zum Meer. Am zeitigen Mittag dann ein Stopp am Freiluftmuseum von Locmariaquer Cite' des Megalithes mit dem wohl einst größten Megalithstein und einer begehbaren Grabanlage. Mittagspause am Hafen von Locmariaquer mit Muscheln, Crepes oder Far Breton. Am Nachmittag wurde dann ein gemütlicher fünf Kilometer langer Weg bei Erdeven gewandert: vorbei an alten Grabanlagen (Dolmen) und Menhirsteinen im Wald. Der Abschluss der Wanderung erfolgte am Menhirsteinfeld von Kerzerho, in dessen Nähe sich mit den Giants einige wohl sieben Meter hohe Steingiganten befinden.
Unser Reisebus brachte uns dann an Lorient vorbei nach Quimper, wo man uns im Hotel Oceania erwartete. (Wanderstrecken 4 km und 5 km)

5. Tag (07.06.2017) Halbinsel Penmarch, Concarneau

Nachdem wir an den vergangenen Tages eher Kurzwanderungen zum Eingewöhnen durchführten, stand nun heute eine Zwölf-Kilometer lange Tour auf dem Plan. Wir starteten an am ältesten Kalvarienberg der Bretagne, Tronoen. Auf direkter „Chaussee" erreichten wir den Atlantik, wo sich das Wasser gerade noch zurückzog. So konnten wir die ersten Kilometer in Wassernähe auf festem Sand wandern bis wir die kleine Halbinsel Pointe de la Torche erreichten. Das Meer brandete in schäumenden Wellen; über uns blauer Himmel. So setzten wir den Weg genussvoll durch die Dünen fort und rasteten im weißen, warmen Dünensand. Eine Wasserprobe im Meer ergab indes: nicht badefähig. Vorbei am Hafen und der alten Fischerkirche von St. Guenole' erreichten wir den Leuchtturm Eckmühl. Unser Reisebus stand bereits und so konnten wir nach Kaffee und / oder Leuchtturmaufstieg unsere Fahrt Richtung Concarneau fortsetzen. Gegen 16 Uhr erreichten wir die „Geschlossene Stadt", die Festungsstadt von Concarneau - Zeit zum Bummeln..
Unser Abendessen nahmen wir im Restaurant Nova in Quimper ein und mancher bummelte am Abend noch durch die Altstadt. (Wanderstrecke 12 km)

6.Tag (08.06.2017) Pointe du Raz, Locronon

Die zweite, etwas längere Wanderrung sollte uns zum Pointe du Raz führen, dem westlichsten Zipfel des französischen Festlandes. Wir starten an der Kapelle Notre Dame de Bon Voyage auf einem Hügel in Meeresnähe. Ein uriger, natürlich überdachter Hohlweg zwischen alten Steinmäuerchen führte uns zum GR34, dem Küstenwanderweg der Bretagne und Normandie. Dieser schlängelt sich um Buchten und führt im Auf und Ab in Meernähe durch die Küstenvegetation aus Heidelandschaft mit bodendeckendem Stechginster und steiler Abbruchkante zum Meer. Auf manchen Felsen hausen Vogelkolonien, in einer Bucht sahen wir Robben. Heute blies uns der kühle Wind beträchtlich entgegen und der Himmel war eher verhangen. Aber zum Regen kam es nicht, so dass wir ein Picknick in der Nähe des Pointe du Raz machen konnten. Auf unserer Fahrt nach Locronon stoppten wir an der Kirche von Confort, um den rekonstruierten Kalvarienberg zu bewundern und dem Glöckchenspiel des Rades in der Kirche zu lauschen. Zum fortgeschrittenen Nachmittag dann die Visite in Locronon, einem Örtchen, wo einst Wohlstand durch Segeltuchweberei erarbeitet wurde. Heute ist Locronon ein gefällig für Touristen herausgeputzter Ort. Rechtzeitig zum guten Hotelabendessen erreichten wir Quimper. (Wanderstrecke 13 km)

7. Tag (09.06.2017) Quimper, Guimillau, Ile Grande, Lannion

Mit Jolande bummelten wir am frühen Vormittag durch die kleine Innenstadt von Quimper, beendeten den Rundgang an der Kathedrale mit dem Seitenschwenk im Kirchenschiff. Anschließend hatte noch jeder Zeit für einen Besuch der Markthalle mit frischem Fisch- und bestem Fleischangebot. Mit dem Reisebus verließen wir Quimper Richtung Norden und erreichten Guimillau mit seinem Kirchebezirk. Der Kalvarienberg mit über zweihundert figürlichen Darstellungen gehört zu den bedeutendsten seiner Art. Immer wieder eindrucksvoll aber auch die Kirche selbst mit einem holzgeschnitzten Baldachin über dem Taufbecken und einem für solch kleine Kirchen ungewöhnlich reichhaltigen Portal. Am zeitigen Nachmittag erreichten wir dann die nördliche Küste der Bretagne. Auf der Insel Grande bummelten wir am Ebbestrand und fanden gar Jakobsmuscheln. Das Szenario von Halbinsel, Inselchen, Leuchtturm auf kleinem Inselchen mutet schon fast kitschig an. Wir waren bei Ebbe hier - wie wird es bei Flut aussehen? Wir konnten nicht auf die Flut warten, da unsere Vereinbarung in der einzigen bretonischen Whisky-Destillerie eingehalten werden sollte. Neben dem Wasser ist es wohl insbesondere das Zusammenspiel verschiedener Fassarten, die den typischen Geschmack des bretonischen Whiskys ausmachen. Nach einem kurzen Stopp in Lannion erreichten wir ungewöhnlich zeitig unser Hotel Kyriad in der Nähe des Flugplatzes von Lannion. Zum Abendessen dann etwas Besonders: Galettes und Crepes, bei deren Zubereitung auf Gästewunsch wir nicht nur Einfluss nehmen sondern auch zuschauen konnten. (Wanderstrecke inkl. Stadtwanderung 4 km)

8. Tag (10.06.2017) Rosa Granitküste bei Tregastel, St. Malo

Von unserem Kyriad-Hotel bei Lannion sind es nur zwanzig Busminuten bis Tregastel. Schnell hatten wir den Zugang Richtung Hafen gefunden und bei der Ortsdurchquerung bereits etwas Typisches der Haus-Garten-Anlagen gesehen: riesige Granitsteine gehören zur Gartenlandschaft und rahmen zuweilen das Wohnhaus ein. Wir wanderten knapp zehn Kilometer auf leichtem Weg immer wieder mit Blick auf das abebbende Meer mit großen, interessant geformten Granitsteinen. Der Weg zieht sich um Halbinseln und Buchten, immer wieder ein neuer fotogener Ausblick. Aber das Wasser fehlt zum Badebesuch. In Ploumenach, oder besser am Strand St. Guirec von Ploumenach, hatte dann jeder die Möglichkeit individuell weiter zu wandern oder sich eine Restauration zu suchen. Am Nachmittag starteten wir zur Weiterfahrt nach St. Malo. Davor machten wir einen Stopp am Gezeitenkraftwerk Rance. Hier war aber wohl weniger diese technische Faszination Grund für einen recht langen Halt, als vielmehr das Öffnen der Schleuse und Straßenbrücke. Gut in der Zeit erreichten wir den Ausstiegspunkt in St. Malo am St. Vincent-Tor und rollten unsere Koffer zum Hotel Chateaubriand. Abendessen dann mit brennender Eisbombe im historischen Haus. Langer Abend dann für Alle in ST. Malo - der 4. Längengrad westlicher Länge bringt gegenüber Sachsen einfach eine Stunde mehr Abendlicht. Schöner Sonnenuntergang von den Remparts beobachtet im Meer. (10 Wanderkilometer)

9. Tag (11.06.2017) Mont St. Michel, Austern in Cancale, Pointe du Grouin

Am zeitigen Vormittag erreichten wir als erster Reisebus Mont St. Michel und so waren wir bereits vor dem großen Ansturm auf unserer Besichtigungstour im ehemaligen Kloster. Dreietagig erhebt sich der Klosterkomplex auf dem Felsen und ist nur über eine Vielzahl von Treppen zu erkunden. Romanische und gotische Architekturelemente bestimmen die Architektur: eines der wohl größten Sanktuarien, großartige Kreuzgewölbe der Krypta, ein im Umbau befindlicher Kreuzgang.
Nach noch individuellem Schlendern fuhren wir nach Cancale, um in der Nähe der Austernbänke selbst Austern zu kosten. Anschließend fuhren wir wenige Kilometer nördlich von Cancale um am Pointe du Grouin unsere kleine Abschlusswanderung durchzuführen. Gegenüber der felsigen Ile des Landes wanderten wir zum Cap und auf der Westseite am Steilküstenufer zurück. Badewünsche bei grauem Himmel, Wind und fast Nieselregen verwarfen wir in Hoffnung auf Sonne über St. Malo.
Nach kaum fünfzehn Kilometern mit dem Bus erreichten wir St. Malo... im Sonnenschein. Zwei Stunden waren Zeit, die Sonne und, wer wollte, das Meer zu genießen. (5 Wanderkilometer)

10. Tag (12.06.2017) Rouen

Nach dreihundert Kilometer Autobahnfahrt an Caen und Le Havre vorbei erreichten wir zur Mittagszeit Rouen. Einen Ausstiegsplatz fanden wir in der Nähe der Kathedrale. Unser Stadtbummel ging an der Kathedrale vorbei durch Altstadtgassen mit herausragenden Fachwerkgebäuden, zum Pestfriedhof / Gebeinhaus, später am Uhrturm, dem Justizpalast vorbei zum Alten Markt, wo 1431 Jeanne d´ Arc als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen sterben musste. Anschließend war noch etwas Zeit für individuelle Zielverwirklichungen. Unsere Weiterfahrt nach Reims führte an Paris vorbei. Navigeleitet und an mehreren die Straße blockierenden Blechschäden vorbei, wurde es indes zur Qual. Zwei Stunden benötigten wir länger als vorab berechnet. So kamen wir richtig in die Misere der Umsetzung der Ruhezeiten, was unser Ankommen in Tinqueux bei Reims auf 20:45 Uhr verschob. Das Abendessen war gut; aber ob da noch jemand nach Reims zum individuellen Bummeln kann und will?

11. Tag (13.06.2017) von der Champagne nach Thüringen und Sachsen

Durch den gestrigen Stau und diesjährige Frankreichreiseerfahrungen gewarnt, starteten wir acht Uhr Richtung Heimat. Aber bereits Grünstadt in Rheinland-Pfalz erreichten wir eine Stunde zeitiger als geplant. Die Rheinbrücke zwischen Ludwigshafen und Mannheim und auch die Autobahn bei Frankfurt bildeten kein Hindernis. So erreichten wir überpünktlich auch die thüringschen und sächsischen Ausstiegsorte nach 4200 Buskilometern und etwas mehr als sechzig Wanderkilometern in der Bretagne.

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