Reisebericht: Rundreise Frankreich – Elsass & Vogesen

02.09. – 07.09.2024, 6 Tage Frankreich–Rundreise im Elsass und den Vogesen mit Straßburg – Hohkönigsburg – Elsässer Weinstraße – Colmar – Eguisheim – Obernai – Munstertal


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„Ich kann nicht vom Elsass reden, ohne es durch den Magen zu sehen. Die Esskunst ist bei uns ein Teil einer eingeprägten Kultur, eine humanistische Erfahrung.“

Tomi Ungerer, Elsässischer Schriftsteller und Künstler (1931–2019)
Ein Reisebericht von
G. Adamietz

Anreise

Ein wunderschöner Spätsommermorgen mit herrlichem Wetter ist der vielversprechende Auftakt zu unserer Reise ins Elsass. Unsere kleine und exklusive Reisegruppe wächst auf einer Fahrt quer durch Deutschland. Unser stets entspannter und gut gelaunter Busfahrer Andreas lenkt uns souverän an allen Staus vorbei. Unterwegs stärken wir uns mit frisch zubereiteten Bordwürstchen mit Brot und Senf, ein legendärer Klassiker, weiter geht es!

Voller Vorfreude erreichen wir planmäßig unser wunderschön gelegenes Hôtel Val-Vignes, ein ehemaliges Klostergebäude mitten in den Weinbergen im malerischen Ort Saint-Hippolyte, zu Deutsch Sankt Pilt. Der Name hat mit dem heiligen Hippolyt von Rom den gleichen Ursprung, wie die Hauptstadt Niederösterreichs Sankt Pölten, das aber nur am Rande. Drei Reisende sind auf eigene Achse angereist und komplettieren nun unsere familiäre Reisegruppe von 23 Teilnehmern.

Wir werden fünf Nächte in unserem Domizil verbringen, einem idealen Ausgangspunkt für Ausflüge in das ganze Elsass und in die Vogesen. Unser erstes elsässisches Abendessen ist verheißungsvoll, wir haben hier unser Zuhause gefunden. Nach einem köstlichen Mahl genießen wir die himmlische Ruhe in unseren gemütlichen Zimmern und träumen erwartungsvoll den nächsten Tagen entgegen.


Hohkönigsburg und Weinseminar

Das erste imposante Besichtigungsziel im Elsass überragt stolz die Weinberge in denen unser Hotel steht, wir müssen dazu nur in den Nachbarort Orschwiller fahren. Der erste Elsässer, den wir treffen, heißt Henri. Er ist eigentlich ein richtiger Franzose spricht allerdings sehr gut deutsch mit Akzent, und bringt uns auf charmante und begeisternde Weise die Geschichte dieser eindrucksvollen und stolzen Burg näher.

In der Nationalromantik Deutschlands in den 1870er-Jahren beschloss man die komplette Erneuerung der einstigen Ruine. Hier wurde ein romantisches Museum der idealen Lebensweise in Burgen verwirklicht. Der Architekt Bodo Ebhardt war unter anderem auch für den Wiederaufbau der Marksburg verantwortlich. Kein Wunder, dass vieles hier aussieht wie im Märchenbuch. Und mehr noch: Bei klarem Wetter reicht der Blick nicht nur bis zum Kaiserstuhl sondern im Süden sogar bis in die Schweiz.

Nach diesem geografischen und inhaltlichen Höhepunkt geht es nun auf erfreuliche Weise erst anderswo in die Berge und dann in die Tiefe. In die Weinberge von Dambach und anschließend in den Weinkeller von Ruhlmann Schutz. Sehr herzlich werden wir von Emil empfangen, dem nächsten Elsässer, den wir kennenlernen. Seine Muttersprache ist der alte Elsässer Dialekt, man hört allerdings auch an einem leichten Akzent, dass bei ihm so wie im ganzen Land, langsam Französisch in den Vordergrund gerückt ist.

Wir werden zu alten Weinfässern geführt und anschließend in einem kleinen Töff-Töff- Zug durch die Weinberge bis zum Probierkeller gefahren. Hier verkosten wir sieben verschiedene Weine der Kellerei, die auch im Languedoc engagiert ist. Unsere Verkostung ist ein regelrechtes Weinseminar, das voll Information, gutem Geschmack und Humor ist. Mit geschenkten Gläsern und gekauftem Wein beladen, bringt uns unser Gastgeber zu unserem Bus zurück, wo Andreas schon auf uns wartet. Zwei weitere Höhepunkte warten noch heute auf uns: Ein Besuch in Ribeauvillé, einer der vielen wunderschönen Orte an der elsässischen Weinstraße. Hier verbringen wir noch eine wunderschöne Stunde und genießen nach unserer Rückkehr ein wiederum köstliches Abendessen in unserem Hotel. Ein erfüllter erster Tag im Elsass klingt auf wunderschöne Weise aus.


Straßburg und Obernai

Nach dem idyllischen und romantischen Beginn unserer Elsass Reise erwartet uns heute eine nicht minder romantische aber doch sehr große Stadt. Straßburg bietet eine historische Altstadt mit Fachwerkhäusern einem eindrucksvollen Münster, alten Palästen und Kirchen, ebenso wie das Gesicht der modernen Hauptstadt Europas.

Unsere Besichtigung beginnt mit einer Busrundfahrt durch die Metropole, gefolgt von einem Spaziergang und Freizeit. Anschließend gibt es noch eine dritte Perspektive auf diese außergewöhnliche Stadt. Von einem Boot aus erkunden wir auch den berühmten Stadtteil Petite France und vieles mehr.

Die bewegte Geschichte dieser Stadt und wie sie nach konfliktreichen Zeiten zwischen zwei Nachbarländern zu einem Symbol der Völkerverständigung und europäischen Perspektive wurde, beeindruckt uns ebenso, wie die Schönheit des historischen und modernen Straßburg.

Eine weitere Kleinstadt an der elsässischen Weinstraße gilt es heute aber auch noch zu entdecken: Obernai oder Oberehnheim auf Deutsch oder Ewernah im lokalen Dialekt. Die ehemalige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation erwartet uns nicht nur mit ihrer Geschichte, sondern mit purer Lebensfreude. Auf dem Marktplatz im Schatten des Kapellturms findet ein fröhliches Volksfest mit Musik, Tanz und selbstverständlich mit Elsässer Wein statt.

Wie alle Tage endet auch dieser mit einem wunderbaren Abendessen in unserem wirklich sehr feinen Hotel. Hier kümmert man sich mit Liebe und vielen kreativen Ideen um das leibliche Wohl der Gäste.


Colmar, Unterlinden Museum und Eguisheim, Flammkuchenessen

Hier ist eine gute Gelegenheit um auch die Qualität des täglichen Frühstücks sehr zu loben! Mit einem ebensolchen beginnt auch der heutige Tag. Heute ist Colmar unser erstes Ziel, die zweitgrößte Stadt im Elsass. Wir beginnen mit einer kurzen Orientierung im Ort und besuchen dann das Unterlinden Museum. Ein außergewöhnlicher Ort in einem ehemaligen Kloster, hier ist eine unglaubliche Vielfalt an Kunstschätzen von der Frühzeit bis zur Moderne zu finden.

Auch die Architektur des Museums in seiner neuesten Form, von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron gestaltet, ist eine Sehenswürdigkeit für sich, der absolute Höhepunkt der Sammlung ist jedoch ist der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald aus den Jahren 1512 bis 1516. Besonders im Kontext mit einer bemerkenswerten Sammlung der Werke von Martin Schongauer ist hier die volle Pracht der Kirchenkunst der Renaissance erlebbar.
Nach dem Museumsbesuch bleibt noch viel Zeit, um die Stadt Colmar zu erleben, natürlich auch ihren berühmten Ortsteil Klein Venedig. Hier gibt es auch überall kulinarische Köstlichkeiten und wunderschöne Fotomotive.

Auch heute wieder wartet ein herrlicher kleiner Ort an der elsässischen Weinstraße auf uns heute ist es Eguisheim, zu deutsch Egisheim, elsässisch Egse. Der Ort wird als Zwiebelstadt bezeichnet. Das hat allerdings nichts mit der beliebten Zutat für Elsässer Flammkuchen zu tun, sondern mit der Anordnung der Straßen in konzentrischen Ringen.

Die Größe der Stadt ermöglicht es uns, alles in kurzer Zeit zu Fuß zu erkunden. Mit weiteren Eindrücken brechen wir auf zu neuen Abenteuern. Noch einmal passieren wir Colmar, zum Abschied grüßt uns die Freiheitsstatue mit ihrer Fackel, wie das? Ganz einfach! Auguste Bartholdi, der Bildhauer der Freiheitsstatue in New York, die ein Geschenk Frankreichs an die Vereinigten Staaten war, stammt aus Colmar. Ihm zu Ehren hat seine Heimatstadt hier eine 12 Meter hohe Kopie seines berühmtesten Werkes errichtet.

Was fehlt jetzt noch um das Elsass vollständig zu erleben? Natürlich der vorhin erwähnte Flammkuchen. In allen seinen Variationen wird uns heute ein mehrgängiges Menü serviert von der originalen Version über verschiedenste Käse-Variationen, unter anderem mit Munster Käse, den wir noch am nächsten Tag genauer kennen lernen werden, wird uns in Kintzheim in der Auberge Saint-Martin ein opulentes Mahl aufgetischt.

Hier muss noch berichtet werden, dass unser Wirt, unser elsässischester Elsässer, den wir auf unserer Reise treffen, perfekt elsässisch /deutsch spricht, eine Sprache die in den letzten Jahrzehnten in der Region immer mehr zurückgedrängt wurde. Die Herberge Sankt Martin wurde im kulinarischen Sinne jedenfalls ein gewaltiger Botschafter der elsässischen Kultur. Die Familie trägt die elsässische Flammkuchenküche inzwischen nach ganz Frankreich, in sechs weiteren Restaurants im Lande kann man diese köstliche Kulturbotschaft erleben.

Garantiert ohne, dass jemand noch Hunger hat, bringt unser Fahrer Andreas uns nun zuversichtlich und bequem bei einbrechender Dunkelheit in unser inzwischen schon äußerst vertrautes Hotel.


Bergheim, Münstertal und Vogesen

Heute erwartet uns der sprichwörtliche Höhepunkt unserer Reise: die Vogesen dieses Mittelgebirge liegt im Rheintal gegenüber dem Schwarzwald und ist in gewisser Weise sein Spiegelbild. Unser Ziel wird heute sein höchster Gipfel sein.

Vor unserer Reise in die Berge erwartet uns ein weiterer kleiner feiner historischer Ort an der elsässischen Weinstraße: das Städtchen Bergheim. Bekannt für seine doppelte Stadtmauer, die noch weitgehend erhalten ist, bietet es eine neue weitere Interpretation romantischer Fachwerkansichten.

Am frühen Morgen gehört uns die Stadt fast ganz alleine, nach einem kleinen gemeinsamen Spaziergang gibt es noch freie Zeit, um alles zu erkunden: Fachwerk, Blumenschmuck und Spuren historischer Zeiten.

Ein kulinarischer Zwischenhalt, gewissermaßen eine Stärkung für unsere Fahrt in die Berge folgt: die Besichtigung einer der traditionsreichsten Käsereien des Munstertales. Natürlich darf auch eine Verkostung nicht fehlen und so ist es kein Wunder, dass unsere Reisegruppe auch einige der besten Käse mit nach Hause nimmt. Wer beim Lesen dieser Zeilen noch ein Stückchen hat: guten Appetit! Kaum etwas ist so besonders wie kulinarische Reiseerinnerungen!

Auf geht es in die Berge. Nach einer Fahrt auf wunderschönen Panoramastraßen, insbesondere der Vogesenkammstraße machen wir einen besonderen Halt. Auch hier wird auf unser leibliches Wohl nicht vergessen. Wir kehren in einer, in den Alpen würde man Alm sagen, ein. Hier erwartet uns ein typisches regionales Melkeressen, das auch keine andere Bezeichnung als opulent verdient. Nach einem Aperitif wird uns köstliche Hausmannskost aufgetischt.

Nun geht es noch weiter in die Berge, unser Ziel ist der höchste Berg der Vogesen, der Große Belchen auf Französisch auch Grand Ballon genannt. Mit dem Bus können wir bis etwa 70 Meter unter den Gipfel fahren und anschließend noch bis zum höchsten Punkt, den ein eindrucksvolles futuristisches Gebäude mit Radarkuppel ziert, wandern.

Von hier wird der Verkehr der Flughäfen Straßburg und Flughafen Basel Mulhouse Freiburg überwacht. Kein Wunder, dass man von hier auch bis in die Schweizer Alpen sehen kann. Besonders schön ist allerdings auch wieder der Blick in den Schwarzwald auf die deutsche Seite des Rheintals.

Auf der Heimfahrt durch weitere wunderschöne Bergtäler begegnen wir noch einmal der Freiheitsstaue Statue in Colmar. Das Abendessen im Hotel ist wieder einmal köstlich – auch wenn wir an diesem Tag sicher nicht vom Verhungern bedroht waren.


Heimreise

Gut ausgeschlafen ist es nun an der Zeit, wieder die Heimreise anzutreten. Eine Reise ist ja auch nur dann gut und interessant, wenn man zu Hause davon erzählen und berichten kann. Wir verabschieden uns zuerst von unseren ***** Luxusreisebus in Richtung Heimat. Es ist verblüffend, hat uns in den letzten Tagen nur bestes Wetter begleitet, tauchen wir an der deutschen Grenze in eine Nebelbank ein. Tatsächlich ist es aber eigentlich auch nur vormittäglicher Nebel vom Rhein. Bald schon scheint die Sonne auch wieder bei unserer Fahrt durch Deutschland. Entspannt erreichen wir alle unsere Ausgangsziele in umgekehrter Reihenfolge.


Schlusswort

Es bleiben Momente und Erinnerungen, Eindrücke und Bilder, die uns niemand mehr nehmen kann. Es ist sicher auch einen ganz besonderen Gedanken wert, dass sich Menschen in Grenzregionen am allerbesten auf friedliche Weise miteinander einrichten können. Die Erfahrungen im Elsass, mit seiner besonderen Integration in Europa, die zur Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft wurden, sind besonders beispielhaft dafür.

Wann immer wir nun Flammkuchen essen werden oder einen guten elsässischem Wein oder ein Bier aus der Region trinken werden, wir diese wunderschönen Tage im Spätsommer immer wieder in uns weiterleben.

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