Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Loire mit der MS Loire Princesse

13.04. – 18.04.2019, 6 Tage Loire–Kreuzfahrt in Frankreich: Reims – Nantes – Saint–Nazaire – Ancenis – Azay–le–Rideau – Angers mit Flugan– und abreise


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Für die Franzosen ist sie der Königliche Fluss: die Loire. In ihrem Tal finden sich gleich mehrere hundert Schlösser, alle architektonische Schmuckstücke. Doch für viele ist es vor allem die Landschaft, welche Reisende in ihren Bann zieht.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Freitag, 12.04.2019 Dresden – Reims

Trotz der frühen Stunde brachen acht gutgelaunte Gäste und ich zu unserer Fahrt in Richtung Frankreich auf. Da es über 900 Tageskilometer bis Reims sind, fuhr uns zunächst Andreas ein gutes Stück unserem Ziel entgegen. Nach und nach füllte sich unser Bus, wobei wir insgesamt nur 17 Gäste waren, welche die Strecke per Bus zurücklegten. Weitere sechs Fluggäste werden wir am nächsten Tag auf dem Schiff begrüßen.
In Neudietendorf gab es dann den Fahrerwechsel. Es nahm nun Jörg Hoffmann hinter dem Lenkrad Platz. Mit ihm würden wir auch alle Ausflugsfahrten bestreiten. In Eisenach-Süd begrüßen wir weitere Gäste. Nun sind wir komplett und schon geht es weiter in Richtung Hessen. Vorbei an Frankfurt und durch die Pfalz erreichen wir schließlich das Saarland. Unserem heutigen Ziel sind wir schon ein gutes Stück nähergekommen. Wir passieren die Schlachtfeldern der Grande Guerre, wie ihn die Franzosen nennen und sehen in der Ferne die Mühle von Valmy, wo Goethe war und später von der Kanonade berichtete. Ein bisschen macht sich die lange Fahrt bei den Reisenden bemerkbar. Ob sich wohl auch Goethe dachte, dass die Strecke sich ganz schön zieht?
Gegen 19 Uhr ist immerhin unser Hotel erreicht. Hier werde ich an der Rezeption freundlich begrüßt. Es ist immer schön, wenn man bekannte Gesichter wiedersieht. Der kleine Hunger hat sich bei uns allen eingestellt und wir genießen unser erstes Abendessen in Frankreich. Müde, aber guter Stimmung, geht es nach einem langen Tag ins gemütliche Bett.

Samstag, 13.04.2019 Nantes

Nach einem reichhaltigen Frühstück heißt es wieder die Koffer in den Bus laden. Nicht jedoch ohne ein Band mit der Kabinennummer daran zu befestigen, damit die Crew des Schiffes auch gleich weiß, wohin das jeweilige Gepäckstück gehört. Der Himmel erfreut uns in freundlichem Blau. Ein bisschen frisch ist es allerdings schon noch. Doch die vergangene Woche mit ihren warmen Temperaturen hat die Vegetation auch in Frankreich sprießen lassen und so erfreuen wir uns an dem saftigen Grün der Felder und den Farbtupfern der Obstbäume. Wir nehmen Kurs auf die französische Hauptstadt, lassen diese jedoch rechts liegen, denn wir umfahren sie auf dem südlichen Kreis. Wir kommen erstaunlich gut voran, denn eigentlich ist hier, gleichgültig zur welcher Tages- oder Nachtzeit man fahren muss, irgendwo immer eine Engstelle, die für Staus sorgt. Weitergeht es vorbei an Chartres, Le Man, um schließlich gut in der Zeit in Nantes einzufahren. Die Hoffnung vielleicht ein wenig früher das Schiff zu erreichen, löst sich durch zwei Ereignisse in Luft auf: Frühlingsfest und Gelbwesten-Proteste sorgen dafür, dass die gesamte Innenstadt abgesperrt ist. Unsere Gäste sehen auf diesem Wege Teile von Nantes, die wir sonst nicht als Stadtrundfahrt eingeplant haben. Ich bin froh, dass ich Jörg an meiner Seite habe, denn wir arbeiten uns nun gemeinsam mittels Stadtplan durch den Verkehr. Ein Anruf auf der Loire Princesse gewährleistet, dass die Crew uns in Empfang nimmt und wir können unsere Kabinen beziehen. Rasch noch ein Platz im Restaurant ausgesucht und dann können wir uns alle darauf freuen, die Besatzung bei einem Gläschen kennenzulernen und zum ersten Mal die gute Küche genießen.

Sonntag, 14.04.2019 Nantes – Paimboeuf – St.Nazaire

Schon zeitig starten wir in den Tag. Um 8:15 soll unsere Stadtbesichtigung von Nantes beginnen. Vom gestrigen Gewusel keine Spur. Wir beginnen zunächst mit einer kleinen Stadtrundfahrt, um dann zur Kathedrale zu fahren. Diese aber und auch das Schloss wollen wir zu Fuß zu besichtigen. Nach zwei Stunden endet die Zeit mit unserer Stadtführerin Eva. Die verbleibende Freizeit nutzen wir gemeinsam zu einem erweiterten Stadtrundgang. Schließlich ist Nantes im Laufe der Geschichte zu großem Wohlstand gekommen. Vor allem im 18. Jahrhundert als der Sklavenhandel florierte, ließen sich die Händler prachtvolle Häuser erbauen, die heute restauriert in neuem Glanze erstrahlen. Mit dem Bus verlassen wir Nantes und fahren nun unserem Schiff hinterher. Dieses liegt in Paimboeuf und erwartet uns zum Mittagessen. Doch zuvor heißt es „Leinen los und Kurs auf St.Nazaire". Wir fahren in Richtung Mündung der Loire, die hier zu einem breiten Strom wird. Die einzige Schleuse, die wir passieren werden, wartet auf uns, um das Niveau zum Hafenbecken von St.Nazaire auszugleichen. Bevor wir vor Anker gehen, passieren wir die mächtige U-Bootanlage der Deutschen. Lange hat die Stadt mit diesem Bunker gehadert. Heute wird er als Kulturzentrum genutzt. Unsere Busse stehen schon bereit für einen kleinen Ausflug. Es gilt ein wenig die Bretagne zu entdecken, die mit ihrer Kultur aber vor allem mit ihren Naturschönheiten jährlich viele Besucher lockt. Hier ist vieles anders: eine eigene Sprache, eine besondere Musik, unterschiedliche Regionen, eine außergewöhnliche Küche.

Montag, 15.04.2019 Nantes – Ancenis

Unser Kapitän hat um 2:30 den Motor angeworfen und die Schaufelräder in Bewegung gesetzt. Trotz des Frühjahrs führt die Loire wenig Wasser. Der trockene Sommer des vergangenen Jahres fordert auch hier seinen Tribut. Wir nutzen die Flut, um wieder nach Nantes zu gelangen. Hier haben die Gäste noch bis zum Mittagessen Gelegenheit die letzten Fotos zu schießen. Gestärkt starten wir dann in Richtung Clisson. Ein Städtchen, das uns unerwartet nach Italien versetzt. Nach unserem Rundgang geht es zur Weinprobe, wo wir natürlich den Muscadet verkosten werden, der dem Anbaugebiet auch den Namen gibt. Auf dem Weingut Cassemichère werden wir freundlich begrüßt. Wir erfahren Wissenswertes über den hier produzierten Wein. Damit die Theorie jedoch nicht allzu grau ist, dürfen wir das eben gehörte auch gleich auf der Zunge schmecken. Beschwingt kehren wir, ohne Stau, nach Nantes zurück, wo nach dem Abendessen auch noch die Überraschung der Crew wartet. Unser Schiff verlässt um 23:30 die einstige Hauptstadt der Bretagne in Richtung Ancenis.

Dienstag, 16.04.2019 Ancenis – Chalonnes – Bouchemaine

Der erste Blick geht in Richtung Himmel. Noch ein wenig grau, doch die ersten blauen Lücken deutet sich an. Es ist zwar recht frisch am Morgen, doch Petrus blickt für unseren heutigen Schiffstag wohlwollend auf uns herab. Auch die Loire ist gnädig mit uns: Wir können die gesamte Strecke fahren. Die Loire in ihrer ganzen Schönheit breitet sich vor uns aus. Das kritische Auge sieht allerdings auch die Sandbänke, die für diese Jahreszeit zu große Ausmaße haben. Trotz aller vorhandenen Technik dieses modernen Schiffes, schiebt sich die Loire Princesse an einigen Stellen ganz langsam durch das Wasser voran. Gegen Mittag erreichen wir Chalonnes-sur-Loire. Heute steht Angers auf unserem Programm. Erneut treffen wir unseren Stadtführer Jürgen, der uns schon am vorherigen Tag begleitete und uns nun vor allem den Wandteppich der Apokalypse zeigen möchte. Wohl um 1382 vollendet, geben die noch vorhandenen Teile einen Einblick in die Geschichte. Mächtig und reich waren die Herzöge des Anjou. Davon zeugt die Qualität der Arbeit. Wir befinden uns aber auch in einer Zeit und einer Region, die geprägt ist von der Auseinandersetzung mit den Engländern. Dieses lässt sich an den Motiven ablesen. Jürgen ist in seinem Element! Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Teppich und vermittelt dessen Geschichte auch für die „Nichtbibelfesten". Es schließt sich noch ein Rundgang durch die Altstadt von Angers an, bevor wir dann den kurzen Rückweg zu unserem Schiff antreten. Die Loire Princesse ist in Bouchemaine, der Mündung der Maine in die Loire, vor Anker gegangen. Dieser Ort ist vor allem bei Wassersportlern beliebt, denn es lässt sich von hier aus wunderbar zu Kanutouren aufbrechen. Unser Schiff wird die Nacht hier bleiben und ich freue mich schon auf das Erwachen auf der Maine.

Mittwoch, 17.04.2019 Bouchemaine – Nantes

Nebel steigen ganz langsam auf. Fische springen und die Vögel stimmen ihr morgendliches Konzert an. Die Fahrt auf der Loire bietet viele besondere Momente. Diese Morgenstimmung hier zählt für mich mit zu den schönsten. Wir starten um 8:15 zu unserer Schlössertour. Mit Azay-le-Rideau steht eines der schönsten Renaissance-Schlösser als erste Station auf unserem Programm. Aufwendig restauriert, erstrahlt es seit dem vergangenen Jahr wieder ohne Gerüst in voller Schönheit. Nach unserem Mittagessen in einem Restaurant, geht es in Richtung Saumur. Hoch über der Loire gelegen, bot es eine optimale strategische Lage. Mehrfach durch Gräben und Zugbrücken geschützt, führte ein Geheimgang hinunter zum Fluss und sicherte so die Versorgung. Heute erfreuen wir uns vor allem an dem schönen Ausblick auf die Loire. Ein bisschen Wehmut kommt auf, denn nun heißt es schon wieder Abschied nehmen von dem königlichen Fluss. Wir kehren zurück nach Ancenis, wo nun unser Schiff auf uns wartet. Es wird jetzt wieder Kurs auf Nantes nehmen und wir haben Zeit uns auf den Gala-Abend vorzubereiten. Einmal mehr verwöhnt uns Sébastien und sein Team mit wunderbaren Kreationen der französischen Küche. Unsere letzte Nacht auf der Loire Princesse verbringen wir in Nantes.

Donnerstag, 18.04.2019 Nantes – Reims

Unsere Fluggäste können noch ein wenig länger auf dem Schiff verweilen. Ihr Transfer wird sie gegen 10 Uhr zum Flughafen bringen. Wir jedoch besteigen unseren Bus gegen 8:30. Damit Jörg sich auch von den Kreisverkehren in Nantes verabschieden kann, drehen wir noch eine kleine Extra-Runde: Mein Ladekabel steckt noch in der Steckdose meiner Kabine. Herzlichen Dank, lieber Jörg, für deine Gelassenheit! Aber dann nehmen wir Kurs auf Reims, wo wir noch einen Stadtrundgang machen wollen und die Kathedrale besichtigen möchten. Es ist traumhaftes Wetter und die Reimser starten das lange Wochenende mit einem Gläschen Champagner. Wir beziehen wieder unser Hotel von der Hinreise und lassen uns unser letztes Abendessen in Frankreich schmecken.

Freitag, 19.04.2019 Reims – Dresden

Blauer Himmel über Reims. Das Osterwochenende verspricht sonniges Wetter auch in Deutschland. In Frankreich nehmen auf der Gegenfahrbahn die deutschen Kennzeichen zu. Die Osterferien haben nun überall begonnen. Zwei Staus erwischen uns dann leider doch, aber um 21:20 erreichen wir schließlich den Flughafen Dresden. Eine erlebnisreiche Reise liegt hinter uns, die für mich gerne noch hätte länger dauern können.
Mit Jörg Hoffmann hatten wir nicht nur einen hervorragenden Chauffeur hinter dem Lenkrad, er machte mit seiner Ruhe und seinem Humor die Fahrt für mich sehr angenehm. Merci beaucoup dafür und für die Fotos, die ich verwenden durfte. Ich hoffe, unsere Wege treffen sich wieder.
Bei Ihnen, liebe Gäste, möchte ich mich ebenfalls sehr herzlich bedanken. Es hat mir großen Spaß bereitet mit so interessierten Gästen zu reisen. Ich hoffe, unsere Fahrt hat Ihnen Lust gemacht auf unseren Nachbarn im Westen, der nicht nur eine Käsesorte für jeden Tag bereithält, sondern auch zahlreiche Kulturgüter, Kunstschätze, außergewöhnliche Landschaften und wunderbare Menschen.
Bleiben Sie gesund und neugierig, au revoir et à bientôt,Ihre Roswitha Zytowski

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