Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Loire mit der MS Loire Princesse

20.06. – 25.06.2019, 6 Tage Loire–Kreuzfahrt in Frankreich: Reims – Nantes – Saint–Nazaire – Ancenis – Azay–le–Rideau – Angers mit Flugan– und abreise


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Über 1000 Kilometer bahnt sich die Loire ihren Weg durch Frankreich. Wir werden nur einen kleinen Teil im unteren Flusslauf bereisen, aber immerhin mit einem besonderen Verkehrsmittel: dem einzigen Flusskreuzfahrtschiff auf der Loire.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Mittwoch, 19.06.2018 Anreise Dresden – Château–Thierry

Über 900 Kilometer liegen vor den Gästen bis wir gemeinsam unser erstes Abendessen in Frankreich einnehmen werden. Wobei nicht alle Gäste gemeinsam mit uns im Bus anreisen werden. Vier Reisende nehmen ab Hamburg den direkten Weg mit dem Flugzeug nach Nantes. Gegen sechs Uhr morgens starten wir bei noch recht frischen Temperaturen. Aber immerhin es ist trocken. Ab jetzt führt unser Weg immer gen Westen und dort werden wir auch unseren letzten Zustieg haben. Am Frankfurter Flughafen komplettiert sich unsere Gruppe und wir setzen unsere Fahrt sicher fort. Die Pfalz liegt als nächstes auf unserer Route und unser Buschauffeur Günter bekommt hier sogleich Heimatgefühle. Schnell noch das Saarland und nun kommen wir wirklich unserem Reiseland näher, denn wir passieren die französische Grenze. Die Region Grand Est werden wir nun durchfahren, vorbei an Ortsnamen, die eng mit der Geschichte Frankreichs und Deutschlands verbunden sind: Verdun, Metz, Valmy. Weiter geht es in Richtung Reims. Dieses Mal werden wir auf unser Anreise dort nicht übernachten. Doch auf unserer Rückfahrt werden wir dieser Stadt einen Besuch abstatten, nicht zuletzt, um auch die Krönungskathedrale zu besichtigen. Nun lassen wir jedoch die Hochburg des Champagners ersteinmal rechtsliegen und fahren in Marne-Tal nach Château-Thierry. Auch wenn der Ort Schloss in seinem Namen trägt, so darf man hier kein Schloss wie an der Loire oder Versailles erwarten. Vielmehr handelt es sich um eine Burgruine. In Château-Thierry trafen im Ersten Weltkrieg amerikanische und deutsche Truppen aufeinander. Die Friedhöfe erzählen hiervon.

Donnerstag, 20.06.2018 Château–Thierry – Nantes


Der Morgen beginnt mit Regen. Es wird ein kurzer Abschied. Wir nehmen Kurs auf Paris. Laut Wetterbericht soll es aber um die Mittagszeit wieder aufhellen. Wir erreichen die Île de France und umfahren Paris von Osten nach Westen auf der südlichen Seite. Der Verkehr ist zwar zäh, aber immerhin, er fließt.
Wir liegen so gut in der Zeit, dass wir unsere Mittagspause ein wenig anders gestalten können. Wir verlassen die Autobahn und fahren nach Chartres hinein, um einen Blick in die Kathedrale zu werfen. Schließich ist sie nicht nur der Inbegriff des französch-gotischen Kirchenbaus, sondern sie ist auch für ihre Fenster weltberühmt. Das bekannte Chartresblau entsteht durch Kobalt, welcher, und hier schließt sich der Kreis, aus dem Erzgebirge stammt. Beeindruckt von der Baukunst früherer Zeiten, setzen wir unseren Weg in Richtung Nantes fort. Am späten Nachmittag erreichen wir die einstige Hauptstadt der Bretagne. Die vielen Kräne und Bausstellen belegen eindringlich, dass der Großraum Nantes zu den Regionen Frankreichs zählt, die im Wachsen begriffen sind. bedauerlicherweise zählt auch der Straßenverkehr dazu. Dennoch erreichen wir relativ staufrei das Schiff, wo wir schon von Teilen der Crew erwarten werden. Die Kabinen werden bezogen und die Vorfreude auf unsere Zeit hier auf dem königlichen Fluss steigert sich langsam, aber sicher. Das Abendessen unterstreicht einmal mehr, dass es sich um ein französches Schiff handelt, denn Sébastien und sein Team haben wieder gezaubert. Heute verbleibt unser Schiff noch in Nantes, denn schließlich wollen wir diese Stadt morgen früh noch ein wenig besser kennenlernen.

Freitag, 21.06.2019 Nantes – Paimboeuf – St.Nazaire

Der Morgen startet mit einer Kombination aus Stadtrundfahrt- und rundgang. Mit unserer Stadtführerin Anna erkunden wir einige Sehenswürdigkeiten aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart. Auffällig ist, dass Nantes eine recht junge Stadt ist. Einige Unternehmen haben sich hier angesiedelt und auch Fachhochschulen tragen dazubei. Immerhin hat Nantes auch eine schnellere TGV-Verbindung erhalten, so dass man nun nur noch gute zwei Stunden von Paris hierher benötigt. Unsere Besichtung endet auf der Île, gegenüber der Anlegestelle der Loire Princesse. Zwar hatten wir schon am Vorabend
das große Karussell gesehen, doch nun entdecken wir, dass dort wo einst Schiffe gebaut wurden, heute eine Phantasiewelt, inspiriert durch die Literatur des großen Sohnes der Stadt Jules Vernes, geschaffen wurde. Star ist dabei natürlich der Elefant, der uns den Gefallen tut sein Nachtquatier für das Foto-shooting zu verlassen.
Für heute verabschieden wir uns von Nantes und fahren im Bus dem Schiff flussabwärts hinterher. In Paimboeuf empfängt es uns wieder und wir freuen uns auf das Mittagessen. Für die Crew heißt es wieder Leinen los, nun aber mit uns als Passagiere, denn es geht nach St.Nazaire. Am Nachmittag erreichen wir die Stadt, die für die Deutschen im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Standort der Kriegsmarine war. Der U-Boot-Bunker ist bis heute ein mahnendes Zeichen. Die Stadt hat lange mit diesem Koloss gehadert. Zerstören ließ er sich nicht, also was damit anfangen. Mittlerweile ist die Kultur eingezogen!
Da es der weitere Tagesplan zulässt, machen wir einen kleinen Ausflug an die bretonische Küste. Immerhin eines der Lieblingsreiseziele der Franzosen aber auch viele Deutsche haben die Vorzüge dieser wildschönen Region weit im Westen Frankreichs entdeckt. Zurück an Bord steht außer dem Abendessen noch ein musikalischer Beitrag auf dem Programm, der uns auch die Kultur der Bretagne näherbringt.

Samstag, 22.06.2019 St.Nazaire – Nantes – Route de Muscadet


Schon vor dem Frühstück hat unser Kapitän die Schaufelräder in Bewegung gesetzt. Den Vormittag verbringen wir mit unser Schiffsfahrt in Richtung Nantes. Vorbei an den großen Werften, die heute wieder, auch dank des Kreuzfahrttourismus, volle Auftragsbücher haben, werden wir der Breite der Loire hier in ihrer Mündung gewahr. Leider werden wir dieses Mal wegen des niedigen Wasserstandes nicht das letzte Teilstück flussaufwärts fahren können, so dass sich nur teilweise erahnen lässt, wie sich die Loire auf ihrer Reise durch Frankreich verändert.
Gegen Mittag erreichen wir wieder Nantes. Gestärkt durch das Mittagessen verlassen wir das Schiff, um uns mit dem Wein der Region zu beschäftigen. Bei einer Weinprobe erfahren wir Wissenswertes über den Muscadet und lernen bei der Gelegenheit noch einen echten Familienbetrieb kennen.
Danach machen wir noch einen kleinen Ausflug nach Italien. Clisson wurde einst nach einem Brand im italienischen Stil wieder aufgebaut. Und tatsächlich erinnert hier einiges an die Landschaftsbilder zwischen der Toskana und Rom. Doch was ist das? Erstaunlich viele jüngere Menschen in schwarzer Kleidung sind hier unterwegs? Wir sind just an dem Wochenende in Clisson, an dem das weit über die französichen Grenzen hinaus bekannte Hell-Festival stattfindet - sozusagen das Wacken Frankreichs. Da das Gelände, wo sich die bis zu hunderttausend Musikfans treffen und aufhalten, vor den Toren der Stadt liegt, bekommen wir von dem „Höllenspektakel" nicht viel mit. Wieder zuück auf dem Schiff erwartet uns heute allerdings auch noch eine besondere Darbietung. Die Crew gibt uns mit ihrem „Abend" die Ehre.

Sonntag, 23.06.2019 Nantes – Ancenis – Angers


Wir verlassen Nantes flussaufwärts zu morgendlicher Stunde. Die Landschaft gleitet an uns vorbei. Zunächst noch die Ausläufer der Metropole Nantes, doch schon bald erhält die Natur ihren Raum. Einige kleinere Motorboote begegnen uns und auch Kanufahrer. Wir werden von „Land- und Wasserratten" gleichermaßen freundlich begrüßt. Schließlich ist die Loire Princesse das einzige Kreuzfahrtschiff hier und immer wieder eine Attraktion.
Sandbänke, die vor allem im Frühjahr auch Brutstätte verschiedener Vorgelarten sind, zeichnen sich deutlich ab. Zwar hat man für uns die Fahrrinne markiert, doch es geht sehr langsam voran, denn das Bett der Loire ist ständig in Bewegung, weshalb es auch keine Karten gibt. Unser „Auge" ist vorn am Bug des Schiffes und gibt dem Kapitän Auskunft darüber, wieviel Tiefgang der nächste Meter hat. Die Loire stellt eben eine besondere Herausforderung dar. Gegen Mittag erreichen wir Ancenis. Bis hierher kann das Schiff auf Grund der Gezeiten immer fahren. Das letzte Stück aufwärts werden wir dieses Mal nicht erreichen, da die Loire zu wenig Wasser führt.
Am Nachmittag steht ein Ausflug nach Angers an. Im Schloss befindet sich mit der Tappisserie der Apokalypse ein herausragendes Kulturgut, welches durch Jürgen auf besondere Weise zugänglich gemacht wird. Ein kleiner Rundgang duch die Stadt schließt sich noch an, wobei wir mittlerweile schon die schattigen Seiten aufsuchen müssen, denn es wird langsam aber sicher Sommer.
Zurück an Bord bietet ein Jazz-Duo noch die passenden Takte um einen ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen.

Montag, 24.06.2019 Ancenis – Azay–le–Rideau – Saumur


Schon bricht unser letzter Tag auf dem Schiff an. Heute stehen zwei Schlösser auf unserem Programm: Azay-le-Rideau und Saumur. Beide erstrahlen nach aufwendigen Restaurierung in neuem Glanz und sind, ganz wichtig, ohne Gerüste zu bestaunen.
Da auch das Wetter mitspielt, haben wir beste Bedingungen, um die beiden Schlösser im Bild festzuhalten. Azay-le-Rideau ist eines der schönsten Renaissance-Schlösser und wurde auf Pfählen im Wasser des Indres erbaut. Mit Saumur lernen wir eine andere Form des Schlossbau kennen, denn hier ging es nicht nur um Repräsentation, sondern um Verteidigung. Hoch über der Stadt und der Loire erbaut, konnte man das Terrain bestens überblicken. Wir heute als Besucher mit friedlichen Absichten erfreuen uns an der wunderbaren Aussicht. Zurück an Bord bleibt noch genügend Zeit, um sich auf den Gala-Abend vorzubereiten und vielleicht schon ein wenig Abschied zu nehmen von dieser Region, denn gegen 23 Uhr wird unser Kapitän die Rückreise nach Nantes antreten.

Dienstag, 25.06.2019 Nantes – Reims


Wir erwachen wieder in Nantes. Ein letztes Frühstück auf „unserem" Schiff, dann starten wir mit unserem Bus in Richtung Reims. In Frankreich scheint nun wirklich der Sommer mit Macht beginnen zu wollen: ein blauer Himmel und Temperaturen über 30 Grad werden prognostiziert. Vorbei an Le Mans und Chartres erreichen wir den Großraum Paris.
Das Umfahren von Paris ist zäh, aber alle, die diese Strecke kennen, haben mittlerweile gelernt damit umzugehen. Für viele LKW-Fahrer heißt das oft genug, einfach am Seitenstreifen stehen zu bleiben, damit sie keine Strafen wegen der Überschreitung der Lenkzeiten riskieren. Wahrlich kein einfachen Leben.
Wir jedoch schaffen es schließich doch recht zügig um Paris herum zu kommen und nehmen Kurs auf Reims. Hier angekommen, geht es in die Kathedrale. Der Zufall will es, dass ein Jugendchor aus Frankfurt an der Oder eine kleine Kostprobe seines Könnens zu Gehör bringt und wir folgen der Einladung zu bleiben sehr gern. Unseren kleinen Stadtrundgang verlegen wir auf den Abend in der Hoffnung auf sinkende Temperaturen. Nach dem letzten gemeinsamen Abendessen starten wir noch zu einem Spaziergang. Es ist immer noch warm und ganz Reims scheint das Abendessen heute auf den Terrassen der Restauraunts einzunehmen.

Mittwoch, 26.06.2019 Reims – Dresden


Sonne, Wärme, Sommer, dies sind die Zutaten für unsere Heimreise. Gespickt wird das Ganze noch mit zwei LKW-Unfällen und dennoch erreichen wir Dresden nur mit 15-minütiger Verspätung. Mit meiner Bahnverbindung am nächsten Tag nach Karlsruhe sollten es drei Stunden werden, aber dies ist eine andere Geschichte.
Ich möchte mich bei unserem Busfahrer Günter ganz herzlich bedanken. Mit seiner ruhigen und humorvollen Art hat uns allen die zahlreichen Kilometer sehr angenehm gestaltet. Und auch Ewald sei gedankt. Er brachte uns sicher durch die Staus am letzten Tag.
Ihnen liebe Gäste danke ich für eine schöne gemeinsame Zeit auf der Loire Princesse und bei unseren Ausflügen. Ich hoffe, Sie können ein wenig verstehen, warum mich diese Region begeistert. Und auch wenn wir nicht alles mit dem Schiff absolvieren konnten, denke ich, Sie haben einen Eindruck bekommen, warum dieser Fluss nicht nur für die Franzosen etwas Besonderes ist. Ich, die diese Region nun schon viele Male bereist habe, kann eigentlich nur noch unserem Stadtführer Jürgen beipflichten: Die Loire kann süchtig machen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch viele schöne Reisen. Möglicherweise auch an die Loire, immerhin gibt es doch noch das eine oder andere Schloss zu entdecken.
Au revoir, Ihre Roswitha

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht