Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Loire mit der MS Loire Princesse

09.09. – 14.09.2020, 6 Tage Loire–Kreuzfahrt in Frankreich: Reims – Nantes – Saint–Nazaire – Ancenis – Azay–le–Rideau – Angers mit Flugan– und abreise


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Eine launige Loire und eine Pandemie, das kann die Reiseplanung ganz schön durcheinanderwirbeln. Sicher, vieles ist in diesem Jahr anders. Dennoch, wir haben viel entdecken können bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

8.September 2020 Anreise nach Reims

Für Anreisen nach Frankreich heißt es immer früh aufstehen. Sechs Uhr morgens am Flughafen Dresden startet die Reise zunächst für sechs Gästen. Der Bus wird sich im weiteren Verlauf noch etwas füllen, wobei wir problemlos Abstände einhalten können. Versetzt sitzen bei uns die Gäste immer mit einer freien Reihe dazwischen. Wir kommen trotz unserer regelmäßigen Pausen erstaunlich gut voran und erreichen das Hotel in einem Vorort von Reims in neuer Rekordzeit. Das kenne ich wahrlich auch schon anders. Es bleibt ausreichend Zeit, um sich frisch zu machen. Unsere gemeinsame Zeit in Frankreich beginnt mit dem ersten Abendessen um 19:30.

9.September 2020 Reims – Nantes

Wie wohl ein entspanntes Frühstück mit Buffet aussehen könnte, fragte sich so mancher Gast. Im Novotel Tinqueux hat man eine recht einfache Lösung gefunden. Am Platz findet man den Teller und Tasse vor. Zum normalen Besteck gesellt sich eine Zange, wie wir sie vom Grillen kennen. Und schon muss nichts mehr angefasst werden, sondern wird mittels der Zange auf den Teller befördert. Kleine Idee - große Wirkung!
Der Himmel ist blau und die vorhergesagten Temperaturen verheißen einen Sommertag. Für uns beginnt aber gleich ein sportlicher Akt. Da die gesamte Île de France als Risikogebiet ausgewiesen ist, können wir dort nicht halten. Nun heißt es Daumendrücken, damit wir ohne größere Staus durch den Verkehr kommen. Und es glingt tatsächlich. Zwar wird der Verkehr im Großraum Paris immer dichter, wir kommen aber nie zum Stehen. Und das, obwohl es immer noch etliche Baustellen gibt. In der Ferne können wir den Eiffelturm und den Tour de Montparnasse entdecken und dann dauert es auch gar nicht mehr so lang und wir können eine Pause einlegen. Mein Blick auf die Uhr sagt mir, ja es passt! Wir können unsere Mittagspause mit einem kleinen Rundgang in Chartres zur Kathedrale verbinden. Sie gilt als das architektonische Modell einer gotischen Kathedrale in Frankreich und beeindruckt immer wieder aufs Neue. Nach ein wenig Bewegung an der frischen Luft ohne Mund-Nase-Bedeckung im Freien, setzen wir unsere Fahrt in Richtung Nantes fort.
Gegen 17:00 erreichen wir das Schiff. Normalerweise können die Gäste nach dem Verladen des Gepäcks durch die Crew auch aussteigen. Nun müssen wir noch ein wenig länger im Bus verweilen, da zunächst das Gepäck desinfiziert wird und dann der Kapitän höchstpersönlich unsere Temperatur misst. So mancher von uns ist vielleicht ein wenig aufgeregt, aber alle habe normale Körpertemperatur. Nun geht es endlich auf das Schiff. Die Formalitäten sind schnell erledigt und alle können die Kabinen beziehen..
Als nächter Programmpunkt steht die Tischwahl an. Hier auf der Loire Princesse hat jeder Gast bis zum Ende der Kreuzfahrt seinen festen Platz. Auf Grund von Covid-19 gibt es dieses Mal nur 4er-Tische. Darüber hinaus wird alles am Platz serviert. Mit maximal 96 Passagieren ist die Loire Princesse ohnehin ein kleines Schiff. Um jedoch genügend Abstand zu bieten, ist es nur zur Hälfte belegt. Und dann beginnt auch schon um 19 Uhr unsere Schiffsreise. Bei einem Begrüßungscocktail lernen wir die Crew kennen und nehmen Kurs auf Saint-Nazaire. Auf uns wartet nun im Restaurant, welches sich im unteren Bereich befindet, das Restaurantteam, um uns mit den Köstlichkeiten aus der Küche zu verwöhnen. Wie pflegt der Chefkoch Sébastien doch immer zu sagen, "egal was passiert, die Gäste müssen gut essen."

10.September 2020 Saint Nazaire – La Baule – Guérande

In der Nacht legt unser Schiff in Saint Nazaire an und somit beginnen wir den Tag in der Bretagne. Wir begrüßen unseren Busfahrer Jens, der seine Nacht in Nantes verbrachte. Die Sonne hat noch nicht die rechte Lust uns zu begleiten, aber das wird sich schon im Verlauf des Vormittages ändern. Für uns geht es zunächst ans Meer nach La Baule. Hier dürfen wir nicht nur die Brise des Atlantiks einatmen, sondern auch einige Schritte an einem der längsten Sandstrände Frankreichs vornehmen. Die Entwicklung dieses Badeortes geht mit der Eisenbahnlinie von Nantes einher. Zwei Hotels aus der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert legen bis heute Zeugnis davon ab, welches Klientel hier einst seine Sommerfrische verbrachte. Wir setzen unseren Weg auf der Halbinseln fort und lernen so einen Teil der Bretagne kennen. Hier dominieren die grauen Granitsteine die zerklüftete Küstelinie. Es sind einige Wanderer unterwegs, denn die Bretagne ist mit ihren ausgewiesenen Routen ein wahres Wanderparadies. Für uns geht es jedoch nun in Richtung der Salzgärten Guérandes. Krimifreunde kennen die Region durch die Ermittlungen eines gewissen Dupin. Schon die Römer haben diesen Teil der Bretagne zur Salzgewinnung genutzt. Reich wurde jedoch die Stadt Guérande mit dem weißen Gold im Mittelalter. In der Gegenwart lag die Salzernte jedoch brach, da die Erzeugerpreise des von Hand geernteten Salzes im Vergleich zum industriell produzierten höher liegen. Mittlerweile wissen die Konsumenten jedoch die Qualität des Salzes mit seinen vielen Mineralien zu schätzen. Der große Teil der Ernte ist schon beendet und so sehen wir die Salzkegel, die das Einkommen für das neue Jahr sichern. Ein Rundgang im schönen Städtchen Guérande schließt unseren Ausflug in der Bretagne ab.
Nach unserer Rückkehr an Bord nimmt das Schiff Kurs auf Nantes.

11.September 2020 Nantes – Route de Muscadet

Die einstige Hauptstadt der Bretagne steht am Vormittag auf dem Programm. Mit einer Kombination aus Stadtrundfahrt und Rundgang wollen wir diese wachsende Stadt kennenlernen. Wir tauchen in die Geschichte der Bretagne ein und lernen eine bedeutende Frau kennen, Anne de Bretagne. Sie hat beim Zusammenkommen mit Frankreich Privilegien ausgehandelt, was sie für die Bretonen so bedeutsam macht, dass viele bretonische Mädchen ihren Vornamen dieser Frau zu verdanken haben. Aber Nantes hat noch so viel mehr zu bieten. Jules Vernes ist ein Sohn dieser Stadt und mit Les Machines werden seine Geschichten erlebbar. Nantes ist aber auch eine Stadt, die durch den Sklavenhandel reich wurde und es hat bis in unsere Zeit gedauert, dass sich die Bewohner diesem Teil ihrer Geschichte stellten und stellen. So viele Eindrücke machen hungrig und so kehren wir zum Essen auf das Schiff zurück. Hier angekommen, teilt mir die Zahlmeisterin mit, dass das Schiff wegen des Niedrigwassers bis zu unserer Abreise in Nantes verbleiben wird. Normalerweise reicht die Flut aus, um die Loire Princesse flussaufwärts in Richtung Ancenis zu bringen. Doch dieses Mal kommen zwei Faktoren ungünstigerweise zusammen: Zum einen hat die Loire selbst sehr wenig Wasser zu dieser Jahreszeit. Zum hat die Flut nicht die gewünschte Stärke. Nach dem Essen starten wir zu unserer Weinprobe, die uns sogar noch nach Italien führt.

12. September 2020 Angers

Zum Frühstück hat die Loire Princesse Nantes verlassen und macht eine kleine Rundtour auf der Loire im Gebiet von Nantes. Ein bisschen Frühsport wird gefolgt von einem spannenden Vortrag über die Loire und ihre Schlösser. Pünktlich zu unserem Ausflug und dem Mittagessen legt unser Schiff wieder in Nantes an. Ein weiteres Schloss werden wir heute besichtigen. Aber zugegeben, es hat mit den prachtvollen Schlösser im Loiretal wenig gemein. Dafür befindet sich in seinen Mauern ein einzigartiges Kunstwerk: der Wandteppich der Apokalypse. Vollendet wurdet dieser wohl um das Jahr 1382. Heute sind nicht mehr alle urspünglichen Teile erhalte. Denn die Bilder umfassten einen Gesamtlänge von mehr als 140 m. Erzählt wird die Johannes Offenbarung. Doch es ist weniger die Darstellung des biblischen Textes, sondern vielmehr die Verbildlichung der Geschichte: die stete Bedrohung durch die Engländer. Ein wirkmächtiges Kunstwerk, was immer wieder in seinen Bann zieht.

13. September 2020 Schlösser der Loire

Zeitig müssen wir aufbrechen, denn von Nantes benötigen wir gute zwei Stunden, um zum Schloss Azay-le-Rideau zu kommen.
Die wenigsten der sogenannten Loire-Schlösser liegen auch an der Loire. Und so führt uns unser Weg zum Renaissance-Schloss Azay-le-Rideau zum Indre. Balzac bezeichnete es „als einen geschliffenen Diamanten, von der Indre gefasst." Seit Herbst 2017 sind die Restaurierungsarbeiten an diesem Schloss beendet. Kein Gerüst trübt mehr die Ansicht.
Es erstrahlt in Weiß vor tiefblauem Himmen. Was für eine Augenweide.
Das Mittagessen nehmen wir in einem Restaurant in Schlossnähe ein. Und gestärkt geht es nun weiter zu unserem zweiten Schloss auf dem Tagesprogramm: Château d'Ussé.
Es wirkt wirklich wie ein Märchenschloss und soll auch den Schriftsteller Charles Perrault nach Aufenthalten hier zu seinem Märchen „ La belle au bois dormant" aus dem Jahr 1696, inspiriert haben. Gerne wollte ich den Gästen noch ein wenig vom Loiretal zeigen. Und so führt uns unser Weg nicht auf dem schnellsten Weg zum Schiff zurück. Und was für ein Zufall, tatsächlich sehen wir auch noch ein weiteres Schloss. Aber nun zügig zum Schiff, schließlich erwartet uns unser Gala-Dinner.

14. September 2020 Ausschiffung und Fahrt nach Reims

Nach dem Frühstück nehmen wir Abschied. Unser Gepäck wird zum Bus gebracht und wir verabschieden unseren Fluggast. Für uns heißt es nun: Adieu Loire Princesse. Es hat uns hier sehr gefallen, auch wenn uns die Loire leider nicht die volle Strecke erleben ließ.
Ganz wollen wir Frankreich ja noch nicht verlassen. Schließlich gilt es in Reims noch die Kathedrale zu besichtigen. Bei einem kleinen Rundgang bekommen wir einen Eindruck von dieser charmanten und zugleich so bedeutsamen Stadt in der Champagne. Im Hotel angekommen, lassen wir unseren Tag beim Abendessen ausklingen.

15. September 2020 Rückreise nach Dresden

Noch immer begleitet uns die Sonne. Wir kommen erstaunlicherweise zügig durch Deutschland und erreichen Dresden eine Stunde früher als geplant. Auch dies ist eine Ausnahme. Aber ich stellte ja schon zu Beginn fest, in diesem Jahr ist alles anders. Eine in vielerlei Hinsicht besondere Reise geht zu Ende. Für mich kommt nach so einer Zeit immer ein bisschen Wehmut auf. Bedanken möchte ich mich bei der Crew der Loire Princesse, die den Aufenthalt auf dem Schiff wieder zu einem schönen Erlebnis machte.
Bei unserem Chauffeur Jens, der uns mit Ruhe und Gelassenheit sicher durch den Verkehr brachte.
Und natürlich möchte ich mich bei Ihnen, liebe Gäste, bedanken. Auch wenn es Ihnen nicht vergönnt war, alles mit dem Schiff zurückzulegen und wir oft mit dem Mund-Nasen-Schutz unterwegs sein mussten, hoffe ich, Sie behalten diese Reise in guter Erinnerung. Vielleicht entdecken wir gemeinsam ja noch andere Regionen in Frankreich oder Europa. Es würde mich sehr freuen!
In diesem Sinne verabschiede ich mich mit
à bientôt, auf bald, Ihre Roswitha Zytowski

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