Reisebericht: Große Rundreise durch ganz Frankreich

17.05. – 01.06.2014, 16 Tage Rundreise in Frankreich mit Reims – Champagne – Tal der Loire – Tours – Villandry – Amboise – Cognac – Bordeaux – Medoc – Düne von Pilat – Bayonne – Atlantikküste – Pau – Pyrenäen – Lourdes – Toulouse – Carcassonne – Camargue – Arles – Pont du G


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Champagnerkeller in Reims - Schlösser an der Loire - Bordeauxwein und Dünen - Brise des Atlantiks - Bayonne und das Baskenland - Camargue-Pferde - Sur le Pont d'Avignon - Beaujolaisrundfahrt - Kostbarkeiten des Burgund - Störche in Straßburg - Flammkuchen
Ein Reisebericht von
Birgit Janosch

Reims – Chambord – Chenonceau – Tours

Das erste Ziel unserer Frankreichrundreise ist die beeindruckende Kathedrale von Reims,
die als Krönungsstätte der französischen Könige und wegen ihres umfangreichen Skulpturenschmucks berühmt wurde. Die Westfassade ist teilweise versteckt, da bereits seit einigen Jahren sehr umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vorgenommen werden. Im Inneren bewundern wir vor allem die Wand der Westfassade, die einmalig in der Geschichte der gotischen Architektur ist. Auch die berühmten Fenster von Marc Chagall in der Scheitelkapelle des Chores sorgen mittlerweile für neuzeitliche Pilgerströme in dieses Gotteshaus.
Neben Epernay ist Reims das zweite Champagnerzentrum der Champagne, zahleiche renommierte Häuser sind hier zuhause. Nach dem Rundgang durch die weitläufigen und verzweigten Kellergänge des Traditionshauses Pommery genießen wir bei der anschließenden Verkostung die moussierende Köstlichkeit im schönen Ambiente der großzügigen Empfangshalle.

Villandry – Tours – Amboise – Cave Montlouis

Bei idealem Wetter - sonnig, aber nicht zu warm - erreichen wir das Loire-Tal, das glanzvolle Schaustück des königlichen Frankreichs. Den Zauber der Renaissance-Gärten kennen wir aus alten Stichen, keine der ursprünglichen Anlagen ist erhalten geblieben. Um so bedeutsamer ist der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachgeschaffene Garten von Villandry. Wir staunen über die weitläufige Garten- und Parkanlage, die sich über drei Ebenen erstreckt: Küchengarten, Ziergarten und Wassergarten.
In Tours treffen wir auf eine Mischung von bürgerlichem Wohlstand, intelligenter Restaurierung und munterer Studentenszene. Unseren Rundgang beginnen wir an der Kathedrale St. Gatien, erbaut zwischen dem 12. und 16.Jahrhundert, im Stil der Gotik und der Renaissance. Die wundervollen Kirchenfenster, immer wieder zu Kriegszeiten ausgebaut und eingelagert, sind Zeugnis der Bleiglaskunst des Mittelalters.
In der Rue de Commerce sehen wir das Haus, wo Jeanne d'Arc (die Jungfrau von Orléans) ihre Rüstung bekam, um das demoralisierte französische Heer für die Schlacht gegen die Engländer im Hundertjährigen Krieg zu motivieren. An der quirligen Place Plumereau machen wir Mittagspause und probieren einen „Complète" - eine Galette mit Schinken, Ei und Käse. Dazu gibt es Cidre in einer „bolée" (Trinkschale speziell für Cidre) aus Keramik. Eigentlich sind das bretonische und normannische Spezialitäten, aber im ganzen Land als leichter Imbiss beliebt.
Die Sankt-Martins-Basilika wurde am Ende des19. Jahrhunderts über dem Grab des Heiligen Martin von Tours errichtet - seine Reliquien sind in der Krypta zu sehen.
Nun verlassen wir die Hauptstadt der Region Centre und fahren nach Amboise, um dem einstigen Wohnsitz von Leonardo da Vinci einen Besuch abzustatten. Im Clos Lucé besichtigen wir seine Wohnräume, ausgestattet mit kostbaren Möbeln und Gemälden und bestaunen die Ausstellung mit Modellen von da Vincis Erfindungen. Anschließend ist noch Zeit für eigene Erkundungen in dieser pittoresken Stadt an den Ufern der Loire.
Der örtliche Reiseleiter Martin verlässt uns und wir genießen ein schönes Abendessen im Kellerrestaurant Cave Montlouis.

Cognac – Blaye – Bordeaux

Im Zentrum von Cognac machen wir eine improvisierte Würstchenpause, um eine Grundlage für die anschließende Cognac-Probe bei Hennessy zu schaffen. Die Spirituose wird aus Weißwein gewonnen und als geschützte Herkunftsbezeichnung "AOC" ist der Name für den dort hergestellten Weinbrand reserviert. Zunächst geht es mit der Fähre zur anderen Seite der Charente, wo sich die Produktionshallen befinden. Wie schon im Champagnerkeller in Reims bewundern wir sehr alte Fässer mit wertvollem Inhalt. Die unterschiedlichen Anbaugebiete der geschützten Marke Cognac werden anschaulich an einem Modell erklärt.
Am späten Nachmittag erreichen wir die beeindruckende Festung Blaye, welche die Gironde einst beschützte und noch immer imposant überragt. Sie bildet ein ausgedehntes, von Courtinen umgebenes Befestigungssystem, dessen Planung auf den bekanntesten Festungsbaumeister Frankreichs, auf Sébastien Le Prestre, Marquis de Vauban, zurückgeht. Mit Blaye und zwei weiteren gegenüber gelegenen Forts war die Gironde-Mündung bestens abgesichert.
Am Abend beziehen wir unser Hotel Mercure in Bordeaux, der Hauptstadt Aquitaniens. Keine andere Stadt Frankreichs hat in den vergangenen Jahren eine derart tief greifende Wandlung durchgemacht, wie Bordeaux. Die Beziehung zur 500 Meter breiten Garonne wurde völlig neu definiert: Alle Quais, bisher öde Streifen aus Stein und Beton sind nun Teil des städtischen Lebens mit Märkten, Parks, Spielplätzen, Skater-Treffs und Radwegen. Das Zentrum des berühmtesten Weinbaugebiets der Welt beeindruckt natürlich auch mit seinen klassizistischen Bauten des 18.Jahrhunderts und drei wichtigen Kirchen, die Weltkulturerbe des Jakobswegs nach Santiago de Compostela sind.

Médoc – Pilat – Bayonne

Ein besonderer Höhepunkt der Reise ist die Weinprobe im Chateau d´Aney im Haut Médoc. Bei einer sehr interessanten Führung durch den Inhaber des Weinguts erfahren wir viel Wissenswertes über den Weinbau, die Region sowie die Besonderheit dieser Reben, welche je nach Sorte, Bodenqualität, Mikroklima und Ausbaumethode unterschiedliche, sehr hochwertige Weine hervorbringen.
Die Düne von Pilat im Becken von Arcachon ist die höchste Düne Europas: Ein gigantischer, etwa 3 km langer, 500 m breiter und 114 m hoher Sandberg, entstanden durch das Zusammenspiel der Winde und der Meeresströmungen. Sie wandert übrigens noch immer! Aber nicht schnell genug, sodass wir sie erklimmen können und einen imposanten Ausblick über die Bucht genießen dürfen. Unser heutiges Ziel und Domizil der kommenden drei Nächte ist das zentral gelegene traditionsreiche Grand Hotel in Bayonne im Baskenland.

Bayonne + Biarritz

Den busfreien Tag nutzten wir zum Besuch des benachbarten Biarritz. Dank des gut ausgebauten Linienbusnetzes erreichten wir schnell das mondäne Seebad am Golf von Biskaya. Die herrliche Lage an der zerklüfteten Felsküste, die langen Sandstrände und das wintermilde Seeklima lockten schon Kaiser Napoléon III. und seine Frau Eugénie in das ehemalige Piratennest, welches zu einem der berühmtesten Seebäder wurde. Am idyllischen Port des Pêcheurs (Fischereihafen) schlemmen wir Muscheln oder Langusten und beobachten vom Casino aus die Wellenreiter, denn die Brandung des Atlantiks macht Biarritz seit den fünfziger Jahren auch zum Mekka der Surfer.
Bayonne, die Hauptstadt des französischen Baskenlandes liegt am Zusammenfluss von Adour und Nive, welche die Stadt in drei Teile gliedern. Architektonisches Herz der Altstadt ist die Kathedrale Sainte-Marie, der erste Sakralbau südlich der Loire, der dem Vorbild der nordfranzösischen Gotik folgt. Die malerischen Gassen rings um das Gotteshaus sind vor allem von Fassaden des 18. Jahrhunderts gesäumt, aber auch einige mittelalterliche Fachwerkbauten auf massivem Steinsockel prägen das Stadtbild.

Baskenlandrundfahrt

Die Hinweisschilder sind gespickt mit Zungenbrechern und selbst die Schrift weist einige eigenwillige Varianten des lateinischen Alphabets auf: Die baskische Sprache müssen wir zum Glück nicht beherrschen, wir haben eine örtliche Reiseleiterin und einen lokalen Busfahrer, da unser Fahrer Heinz heute einen Ruhetag einlegen muss und darf. Nach einer kurzen Anfahrt gelangen wir mit der nostalgischen Zahnradbahn von 1924 auf den 900 Meter hohen Pyrenäengipfel La Rhune, welcher das Wahrzeichen des französischen Teils des Baskenlandes ist. Der Name "Iarrun" bedeutet "gutes Weideland" und auf den sogenannten „Touyas", der Heidelandschaft mit Steckginster und Farn, welche wir bei der Zugfahrt passieren, grasen die Pottok-Ponys. Ein herrlicher Rundblick über das Meer, die baskischen Pyrenäen und im Süden in das Tal der Bidassoa erwartet uns auf dem Gipfel - allerdings nicht sofort, wir müssen uns nach der etwas kühlen Fahrt mit einem heißen Tee oder Kaffee aufwärmen! In der Zwischenzeit sind die Regenwolken weggepustet und wir genießen eine sehr schöne Abfahrt!
Die Höhle von Sare gehört zu einem ausgedehnten Netz unterirdischer Gänge, die durch herabfließendes Wasser aus dem festen Kalkgestein gespült wurden. Einer riesigen Vorhalle schließt sich ein 900 m langer Gang an. Bis zur Steinzeit von Menschen bewohnt, sind heute nur zahlreiche Fledermäuse in dieser Höhle beheimatet.
Saint Jean de Luz ist ein elegantes Seebad mit unübersehbarer Prägung durch die Baskenkultur, was sich vor allem im Baustil der Fachwerkhäuser mit flacher Dachneigung zeigt. Gleich neben der gepflegten Altstadt gibt es einen langen Sandstrand mit Promenade, Casino und schönen Villen. Am Hafen beeindruckt das Château Lohobiague, wo Ludwig XIV. im Jahr 1660 Hochzeit mit Maria Theresia, Infantin von Spanien, feierte. Die Kirche St. Jean Baptiste aus dem 13.Jahrhundert ist die größte und berühmteste der baskischen Kirchen - nicht nur weil die prominente Trauung hier stattfand. Das prachtvolle Kircheninnere mit der dreigeschossigen Empore aus Eiche sowie dem goldglänzenden Altarretabel stehen im krassen Gegensatz zum schlichten Äußeren.
Im Anschluss an den Aufenthalt in Saint Jean de Luz fahren wir vorbei an Ciboure, dem Geburtsort des Komponisten Maurice Ravel, zum Château d´Abbadie. Der Forscher und Astronom Antoine d´Abbadie hat sich diesen neugotische Bau mit Türmchen und Zinnen vom damaligen Stararchitekten Viollet-le-Duc entwerfen lassen. Die Einrichtung und Ausstattung spiegeln das Leben und die Interessen des Bauherren wider.
Das Abendessen gibt es zum Abschluss des Baskenland-Tages in einem typisch baskischen Restaurant in Biarritz.

Pau – Lourdes

Pau, die Heimat von Heinrich IV. von Frankreich und Navarra ist die am malerischsten gelegene und eleganteste Stadt am Rand der Pyrenäen. Die größte Attraktion ist das Schloss, welches ab dem 14.Jahrhundert erbaut, aber im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert wurde, sodass es eine eklektische Silhouette erhielt. Gerade sind die Restaurierungsarbeiten der letzten zehn Jahre abgeschlossen und wir können die Wohngemächer besichtigten. Besonders gefällt uns der Panzer einer Galapagos-Schildkröte, welcher Heinrich IV. als Wiege gedient haben soll. Vom berühmten Boulevard des Pyrénées genießen wir einen wunderbaren Blick auf die Pyrenäenkette.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Lourdes, den berühmten katholischen Wallfahrtsort in den Ausläufern der Pyrenäen. Vom Hotel Stella Matutina gelangen wir in wenigen Minuten in den Wallfahrtsbezirk. Eine ehrenamtliche Helferin der Kirchengemeinde erzählte uns viel über die Marienerscheinungen des Hirtenmädchens Bernadette Soubirous (1844 - 1879) und die Entstehung des Wallfahrtsbezirkes mit der im neobyzantinischen Stil erbauten Rosenkranzbasilika. Einige besuchen den anschließenden Gottesdienst in der riesigen unterirdischen Basilika. Das ovale Kirchenschiff von 201 m Länge und 81 m Breite ist eine Stahlbetonkonstruktion von 1958 und kann bis zu 20 000 Pilger aufnehmen.?Am Abend fällt leichter Nieselregen, natürlich findet die tägliche Lichterprozession von der Grotte zur Esplanade du Rosaire trotzdem statt.

Toulouse – Carcassonne

Es heisst, dass die Stadt morgens in rosa, mittags in rotvioletten und abends in roten Tönen erstrahlt. Toulouse, ehemalige Hauptstadt Okzitaniens, ist zum größten Teil aus Backstein erbaut, denn dies war lange Zeit der einzige Baustoff, welchen die Schwemmlandebene der Garonne zu bieten hatte. Wir besichtigen Saint Serain, die berühmteste und schönste der großen romanischen Wallfahrtskirchen Südfrankreichs, sie ist dem hl. Saturinus geweiht, der das Languedoc missionierte und erster Bischof von Toulouse wurde. Auch die Jakobinerkirche mit ihrem Kreuzgang ist sehenswert, besonders das Sternengewölbe in der Apsis - ein Meisterwerk gotischer Baukunst.
Wir verlassen die Region der Pyrenäen und fahren durch die Region Languedoc-Roussillon nach Carcassonne, wo sich einst eines der Zentren der Katharer befand. Der befestigte Teil von Carcassonne liegt am Steilufer der oberhalb der Aude und
ist ein großartigstes Beispiel mittelalterlicher Festungsbaukunst in Europa. Die strategische Lage zwischen Atlantik und Mittelmeer, am Übergang der iberischen Halbinsel zum übrigen Europa, führte zur ersten Besiedelung. Die Stadtburg ist von einer doppelten Ringmauer mit 54 Türmen umgeben. Aufgrund der Restaurierung im 19.Jahrhundert durch Viollet-le-Duc ist die Anlage in sehr gutem baulichem Zustand, zahlreiche Läden und Cafés laden ein, in den mittelalterlichen Gassen zu verweilen.
In der schachbrettartig angelegten Unterstadt wohnen wir im Hotel Terminus, einem stimmungsvollen Hotelbau der Belle Epoque mit imposanter doppelläufiger Treppe aus Pyrenäen-Marmor in der großen Lobby und wunderschönen Zimmern mit vielen Antiquitäten.

Abtei Valmagne – Camargue – Petit Rhone – Arles

Am frühen Morgen setzen wir unsere Reise durch das Roussillon nach Valmagne fort. Die im 12. Jahrhundert gegründete Zisterzienserabtei liegt mitten in den Weinbergen des Languedoc. Sie gehörte zu den reichsten Abteien in Südfrankreich, wurde jedoch im Laufe der Geschichte stark mitgenommen und umgebaut. Seit der Umwandlung zu einem Weingut lagern große Weinfässer in der ehemaligen Klosterkirche. Das Ergebnis der Weinbaukunst dürfen wir im Anschluss an die Besichtigung probieren - und für den Genuss zuhause einkaufen!
Die Fahrt geht weiter in Richtung Mittelmeerküste ins Delta zwischen den beiden Hauptmündungsarmen der Rhône: Sumpf, Wiesen, Marschland, Dünen und Salzfelder - die Camargue ist Heimat einer einzigartigen Flora und Fauna. Symbole der Camargue sind die rosafarbenen Flamingos, die schwarzen Stiere, die weißen Pferde, der Wein, der Reisanbau, die Salzgewinnung sowie die Cabane, die typischen Häuser.
In der mittelalterlichen Wehranlage von Aigues Mortes, die noch sehr gut erhalten ist, verbringen wir die Mittagspause, die Gassen laden zum Bummeln und Flanieren und die zahlreichen Restaurants zum Essen ein.
Im Anschluss erkunden wir bei einer Schifffahrt den Rhone - Sete - Kanal und die kleine Camargue. Wir sehen eine Gardian-Vorführung - so heißen die Männer mit breitkrempigen, schwarzen Hüten, die vom Rücken ihrer Pferde aus die Stierherden zusammenhalten.? Durch den Naturpark erreichten wir Les-Saintes-Maries-de-la-Mer. Hier treffen sich Jahr um Jahr die fahrenden Völker Europas.

Arles – Pont–du–Gard – Avignon – Lyon

Ganz in der Nähe unseres Hotels liegt die berühmte Brücke von Langlois, die durch zwei Gemälde von Vincent van Gogh weltberühmt wurde. Das Original wurde beim Bau der Umleitung des Kanals zerstört und so besichtigen wir eine hierher transferierte Brücke gleichen Modells. In Arles sind viele der bekanntesten Bilder van Goghs entstanden und für so manchen schlägt hier das Herz der Provence. Von der großen Vergangenheit der Stadt zeugen beeindruckende römische und mittelalterliche Bauten, die zum Welterbe der UNESCO zählen. Die römische Arena bot Platz für 20 000 Zuschauer - jeder römische Bürger besaß eine Dauerkarte für die blutigen Kämpfe zwischen Gladiatoren, Raubtieren und Sklaven. Auch heute finden hier wieder Kämpfe statt: Stierkämpfe nach spanischer und nach Camarguaiser Art.
Wir setzen unsere Fahrt fort und erreichen etwa 25 Kilometer nordöstlich von Nîmes den Pont du Gard - einen gewaltigen römischen Aquädukt von 275 Metern Länge und 50 Metern Höhe, welcher aus massivem Felsgestein ohne Mörtel errichtet wurde (50 n.Chr.) und bis heute im Original erhalten ist. Er war Teil einer etwa 50 Kilometer langen Wasserleitung, die mit einem Gefälle von nur 0,03 Grad Wasser nach Nîmes transportierte.
Beeindruckt von diesem Bauwerk erreichten wir Avignon. Im 14. Jahrhundert war die Stadt Mittelpunkt der Christenheit, neun Päpste residierten hier und brachten der Stadt einerseits unermesslichen Reichtum andererseits auch unerträgliches Leid. Während die Päpste im Überfluss im monumentalen Papstpalast residierten, litt das Volk unter Hunger, Pest und Plünderungen.

Lyon – Beaujolais

An der Place Bellecour treffen wir unsere Stadtführerin, die uns mit ihrem französischen Charme Lyon zeigt. Zunächst genießen wir vom Hügel Fouvriere einen schönen Blick auf die Hauptstadt der Region Rhône-Alpes am Zusammenfluss von Saône und Rhone - an besonders klaren Tagen kann man sogar den Mont-Blanc sehen! Die Basilika Notre-Dame-de-la-Fourvière (1896) ist im Inneren reich mit Mosaiken und Malereien geschmückt. Sie stellt eines der schönsten Beispiele des romanisch-byzantinischen Stils dar. Anschließend bummeln wir durch die Gassen und Traboules. Letzteres ist typisch für Lyon: Durch diese schmalen Durchgänge konnten die Tuchballen im Trockenen befördert werden, später dienten sie auch als Fluchtwege. Insgesamt gibt es über 300 solche Gänge mit insgesamt 50 Kilometern Länge.
Nach dem Mittagessen in einem der gemütlichen und für ihre Qualität bekannten Bistros, die in Lyon "Bouchons" genannt werden, starten wir eine Rundfahrt durch das berühmte Weinanbaugebiet des Beaujolais. Wir besichtigen den kleinen Ort Oingt, von dessen Kirchplatz wir einen wunderschönen Blick auf die Hügellandschaft mit Weinbergen und Feldern haben. An besonders exponierter Stelle steht die Wallfahrtskapelle der Winzer. Durch das waldreiche Hinterland erreichen wir in der schönen Nachmittagssonne Vaux en Beaujolais. Dieses Winzerdorf hat Gabriel Chevallier zu seinem unvergesslichen Roman Clochemerle inspiriert.?Im Weinkeller probieren wir den gleichnamigen Wein und kaufen für den Genuss zuhause reichlich Vorrat ein!

Cluny – burgundische Weinstraße – Tournus – Beaune

Heute besichtigen wir die weltbekannte Abtei von Cluny im Burgund. Als Mutterhaus von über 1000 Klöstern wurde Cluny zum Zentrum des größten Mönchsordens des Abendlandes. Erst wenn man vor den Fundamenten der Säulen des ehemaligen Kirchenschiffes steht, kann man das Ausmaß dieser mächtigen Kirche und des gesamten Komplexes erahnen.
Wir fahren durch das Mâconnais, eine an Baudenkmälern reiche Agrarlandschaft, deren mildes Klima den Anbau edler Weine ermöglicht. Unterwegs legen wir eine Pause am rechten Saône-Ufer in Tournus ein, um die Abteikirche und den malerischen kleinen Ort kennenzulernen.
Anschließend geht die Reise weiter nach Beaune. Südlich von Dijon gelegen, gehört die Stadt wegen ihrer mittelalterlichen Bauten und auch wegen des Weines zu den schönsten Zielen im Burgund. Das Hotel-Dieu ist die bekannteste Sehenswürdigkeit: Ein im burgundisch-flämischen Stil erbautes Hospiz. Die schlichte Außenfassade verrät wenig von der Pracht, die sich im Innenhof entfaltet: Hohe, mit farbig glasierten Ziegeln gedeckte Dächer mit geometrischen Mustern umgeben einen malerischen Innenhof. In den Innenräumen beeindruckt der große Krankensaal mit seinen Holzeinbauten sowie der berühmte Flügelaltar (1443) mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts von Rogier van der Weyden.
Am Abend erreichen wir das Hotel Escargotière im Süden von Dijon, wo es auf Sonderwunsch einiger Gäste sogar Schnecken als Vorspeise gibt - Nomen est Omen!

Dijon – Straßburg

In der 2000 Jahre alten Hauptstadt des Burgund haben wir mit Annie eine Stadtführerin, die sich von ganzem Herzen ihrer Aufgabe widmet. Bereits früh konnte sich die Stadt zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum entwickeln und ist bis heute eine reiche, elegante Stadt, deren prachtvolle Vergangenheit uns in ihren Bann zieht. Herzogspalast, Kirchen, Kathedrale und zahlreiche Museen laden besonders Kunstfreunde zum Verweilen ein. Im Jahr 2008 wurde die Stadt als „Ville d'art et d'histoire" ausgezeichnet. Aber auch die leiblichen Genüsse spielen in Dijon eine große Rolle: Die Markthallen mit ihrem eindrucksvollen Angebot sind Beweis dafür! Senf aus Dijon und der Johannisbeerlikör Cassis sind weit über die Grenzen Frankreichs berühmt.
Leider müssen wir uns schon wieder von Annie verabschieden und auch dem schönen Burgund kehren wir den Rücken. Durch die Region Franche Comté und die Burgundische Pforte erreichen wir das Elsass, wo wir die letzten beiden Nächte der Reise im wunderschönen Straßburg verbringen dürfen. Zum Abendessen lernen wir eine typisch elsässische Winstub und das deftige Essen dieser Region kennen, die auch viel deutsche Tradition kennt. "Choucroute" ist ein Teller mit Würsten und Bauchfleisch auf Sauerkraut -sehr schmackhaft, aber auch nicht ganz leicht verdaulich! Deshalb unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Münster, welches wunderschön in der Abendsonne liegt.
Anschließend lernen wir La Petite France bei einer Bootsfahrt auf der Ill kennen. Wir fahren durch eines der malerischsten Viertel des alten Straßburg. In der Abenddämmerung übt die Stadt mit ihren sich im Wasser des Kanals spiegelnden Häusern einen besonderen Charme aus.

Straßburg – Elsässer Weinstraße – Colmar

Der kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkt des Elsass empfängt uns bei wunderschönem Wetter. Zunächst sehen wir vom Bus aus einige Gebäude des Europäischen Parlaments und den Europarat. Hier im Norden von Straßburg treffen wir aber auch auf Bewohner, die wir in einer der Hauptstädte Europas nicht vermutet hätten: In einer Wohnstraße am Parc de l'Orangerie sehen wir auf mehreren Schornsteinen große Storchennester einschließlich ihrer Bewohner!
Goethe hat über das Münster geschrieben: „ Je mehr ich die Fassade desselben betrachte, desto mehr bestärkte und entwickelte sich jener erste Eindruck, dass hier das Erhabene mit dem Gefälligen in Bund getreten sei." Der rote Sandstein der Vogesen prägt das äußere Bild in der von Goethe beschriebenen Art. Wir besichtigen auch die Astronomische Uhr, welche eine äußerst beliebte Sehenswürdigkeit des Münsters ist.
Nach dem Mittagessen wartet eine weitere Perle des Elsass auf uns: Colmar. Die Stadt ist ein Museum der Fachwerkbauten und auch eine Stadt bedeutender Künstler. Der Maler Martin Schongauer hat im Mittelalter hier einen Teil seiner Werke geschaffen und Frédéric-Auguste Bartholdy, der Schöpfer der Freiheitsstatue, eine Reihe verschiedener Statuen.
Vorbei an den Weinbergen des Elsass und durch malerische Städtchen mit farbenfrohen Fachwerkhäusern gelangen wir zur größten Burg des Elsass, der Hoch-Koenigsburg. Sie war schon fast verfallen, als Kaiser Wilhelm II die Ruine von Schlettstadt als Geschenk erhielt. Der letzte Deutsche Kaiser ließ den Komplex wieder aufbauen, wobei er dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt die Federführung übergab.
Das beschauliche Städtchen Kinzheim ist das Abschlussziel der Reise. Noch einmal gibt es eine elsässische Spezialität: "flammekueche" - ein sehr dünn ausgerollter Brotteig, bestrichen mit Crème Fraîche und belegt mit Speck und Zwiebeln, aber auch mit kräftigem "Munster" - Münsterkäse. Im Holzofen gebacken erhält die Spezialität erst den richtigen Geschmack! Zum Dessert gibt es ebenfalls Flammkuchen - mit Äpfeln und Calvados flambiert - köstlich! Mit einem Glas Edelzwicker beschließen wir diese sehr schöne und umfangreiche Reise durch unser Nachbarland.
Dresden, im Juni 2014 Birgit Janosch

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