Reisebericht: Große Rundreise durch ganz Frankreich

11.09. – 26.09.2011, 16 Tage Rundreise in Frankreich mit Reims – Champagne – Tal der Loire – Tours – Villandry – Amboise – Cognac – Bordeaux – Medoc – Düne von Pilat – Bayonne – Atlantikküste – Pau – Pyrenäen – Lourdes – Toulouse – Carcassonne – Camargue – Arles – Pont du G


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16 Tage durch 14 Regionen Frankreichs - eine gute Gelegenheit, unser Nachbarland besser kennenzulern
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht


Tour de France - eine Erlebnisreise durch die Grande Nation Sonntag, 11.09.2011 Wieder einmal habe ich Gelegenheit, mit Gästen von Eberhardt-Travel auf die große Tour zu gehen, ja, sie ist sogar noch größer geworden. Aus ursprünglich 14 Tagen sind nun 16 geworden, ohne dass weitere Regionen einbezogen wurden. Die Erweiterung betrifft vor allem zwei sehenswerte Regionen: das Baskenland und das Beaujolais. Es werden auch ?nur? 14 der 22 Regionen als Verwaltungseinheiten besucht, den Rest erfassen Regionalreisen in die Normandie und Bretagne, nach West- oder Zentralfrankreich und ? das wird leider oft übersehen ? nach Korsika, einer eigenständigen Region. Auch die Verkürzung der Anfahrt bis Reims statt Paris ist ein Gewinn und die Einbeziehung der Kathedrale von Reims an Stelle der von Chartres ist ein vollwertiger Tausch.
Reims, durch die Taufe Chlodwigs Ausgangspunkt für die ältesten Tochter der katholischen Kirche. Reims der Krönungskirche und der Ort der Wiederaufrichtung des Königtums mit Hilfe der Jungfrau von Orleans. Reims, Stätte der Kapitulation der Westfront im 2. Weltkrieg und der auf Regierungsebene begonnenen Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland. 800 Jahre ist in diesem Jahr die heutige Kathedrale alt, prächtig der Place Royale aus der Zeit Louis XV, 2000 Jahre alt die Porte du Mars, ein Überbleibsel aus der römischen Zeit, als Reims schon fast eine Großstadt war. Und Reims als Kapitale des Champagners. Wie er gemacht wird und wie er schmeckt, erfahren wir in den Kellnern des Champagnerherstellers Mumm. Dann wechseln die Landschaftsbilder: die Weinberge der Champagne, die Wälder der Ile de France, die weiten Feldern der Kornkammer Beauce. An der Loire, man sagt es sei der letzte naturbelassene Strom Europas, haben Frankreichs Könige und ihr Gefolge Schlösser bauen lassen, immer größer entsprechend des wachsenden Hofstaates und mit der aus Italien eingeführten Renaissance immer prächtiger. Das größte davon ist Chambord mit illustren Bewohner in der Vergangenheit. Schon zu Zeiten der Reformation hatte ein Moritz von Sachsen mit Henri II ein Abkommen gegen den Kaiser geschlossen, ein anderer Moritz, Sohn August des Starken und der Aurora von Königsmarck, erhielt das Schloss als Marschall für seine Verdienste um Frankreich auf dem Schlachtfeld. Wir durchstreifen die Räume des Erbauers Francois I und seines seltenen Gastes Louis XIV. Dann bringt uns der Bus auf dem Deich aus dem 16.Jahrhundert nach Tours. Dienstag, 13.09.2011 Mit Francois I kam nicht nur die Kunst der Renaissance in Architektur und Malerei nach Frankreich, sondern auch einer ihrer bedeutendsten Künstler: Leonardo da Vinci. Wir besuchten sein Schlösschen,
das der König ihm zur Verfügung stellte. Er war aber nicht nur Künstler, sondern auch Wissenschaftler. Das zeigt eine Ausstellung von vielen Modellen, die nach seinen technischen Visionen geschaffen wurden: mechanische und hydraulische Maschinen. Flugmaschinen, aber auch Kriegsmaschinen. Leider bleibt nicht so viel Zeit, um auch das Städtchen und sein königliches Schloss näher kennenzulernen. Tours erwartet uns mit seiner Kathedrale St.-Gatien und deren Glasmosaikfenstern mit Szenen aus dem Leben des heiligen Martin, sein Grab in der Basilika und das mittelalterliche Plumereauviertel. Dann begeistern uns die Renaissancegärten des Schlosses Villandry, ein absoluter Höhepunkt französischer höfischer Gartenkunst mit Ziergärten und Nutzgärten und in den Laubengängen werden nicht wenige Weintrauben abgezupft. Wir haben nur einen Tag in der Touraine, nur eine kleine Kostprobe, aber Eberhardt-Travel bietet ja auch Reisen von 7 bis 9 Tagen zu den Schlössern und Gärten der Loire an. Mittwoch, 14.09.2011 Der Weg nach Süden führt zuerst in die Region Poitiers-Charente, benannt nach der Stadt Poitiers (man denkt an die Schlacht Karl Martells gegen die Araber) und dem Fluss Charente. An diesem Fluss liegt eine unansehnliche große Fabrikanlage, in der ein teueres Produkt entsteht: Cognac der Marke Hennesy. Die
Konkurrenz hat sich gleich im Schloss eingenistet, in dem Francois I geboren wurde und aufwuchs. Die Chais, die Lagerkeller liegen auf der anderen Seite der Charente. Eine davon wird für eine eindrucksvolle Darstellung des Weinbaus, der Fassherstellung und der Gewinnung des Cognac aus dem Traubensaft genutzt. Und wir dürfen auch eine kleine Probe nehmen, natürlich nicht von einem 200 Jahre alten eau de vie oder aus der Baccaratflasche Ellipse (im Internet schon für 6595,95 ? zu haben). Viel breiter als die Charente ist die Gironde, die 100 km lange gemeinsame Trichtermündung der Garonne und der Dordogne. Natürlich musste man feindlichen Kriegsschiffen die Einfahrt in die reiche Stadt Bordeaux verwehren und natürlich war wieder einmal Vauban, der geniale Festungsbaumeister Louis XIV und Marschall von Frankreich dafür zuständig. Wir besuchen die riesige Zitadelle von Blaye, wie das Fort Paté in der Flussmitte und das gegenüberliegende Fort Medoc seit Kurzem UNESCO-Weltkulturerbe. Am Abend erreichen wir Bordeaux, das Tor zur Welt für den Wein des berühmten Bordelaiser Anbaugebietes. Donnerstag, 15.09.2011 Bordeaux. Was für eine prachtvolle Stadt am Ufer der Garonne. Selbst in den Außenbezirken sind die Häuser, meist noch in unansehnlichen Grau, mit prunkvollen schmiedeeisernen Balkongittern und viel plastischen Schmuck verziert. Die Garonneseite strahlt im Stile Louis XV, frisch renoviert und selbst die Speicherhallen des Quartiers Chartrons sind moderne Zentren für Kultur, Sport und edle Boutiquen geworden. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen. Aber es geht weiter nach Norden, auf die Medoc-Halbinsel, dem großen Dreieck zwischen Atlantik und der Gironde. Jedes Weingut heißt hier Chateau und die größten der Schlösser brauchen einen Vergleich mit denen an der Loire nicht zu fürchten. Nur gut, dass es Weingüter wie das Chateau Anet steht, dessen Weine zwar nicht in der ewigen Bestenliste mit den Rothschilds und deren Kollegen von 1855 steht, aber als cru bourgeois geadelt ist. Und der Preis ist ebenfalls bürgerlich. Selten erfährt man so viel über die Weinzubereitung wie hier und zu frischen Baguettte, Wurst und Käse schmeckt der rassige Rotwein einfach köstlich. Schon vorher hatten wir die Weinlese gesehen und einen Fotostopp eingelegt. Die Trauben werden mit Hand gelesen, sicher keine leichte Arbeit, aber die Menschen sind trotzdem sehr fröhlich.
Die höchste Düne der Welt in Pilat (Pyla), ein Riesenhaufen feinsten Sandes, umgeben von einem riesigen Kiefernwald, abfallend zum blauen Meer. 116 m wollen erst einmal auf Stufen bestiegen sein, aber der Ausblick ist einfach grandios. Durch die, vor allem in der Zeit Napoleon III, kultivierte Landschaft der Gascogne, früher ein Meer von Wanderdünen und Sümpfen, geht es nach Bayonne, dem Eingangstor zum Baskenland. Unser Hotel mit typischer baskischer Küche steht direkt am Adour, der je nach Gezeiten wie die Gironde seine Strömungsrichtung wechselt. Freitag, 16.09.2011 Baskenland. Was wusste man schon vorher darüber ? Hier trägt kaum einer eine Baskenmütze (die stammt aus den Pyrenäen, aus dem Bearn). Es gibt kaum eine Landschaft in Frankreich, wo alle Häuser so gepflegt erscheinen wie hier. Die Farben des Baskenlandes finden sich immer wieder an den Häusern: dasRot des Fachwerkes, das Weiß des Putzes, dasGrün der Fensterläden. Der Berg La Rhune ist das Wahrzeichen des französischen Baskenlandes. Eine Zahnradbahn mit offenen, überdachten Wagen fährt hinauf. Etwas ist immer ! meint der Pyrenäenbesucher Tucholsky. Na ja, die Sicht in der Gaststätte war gut. Die Baken sind stolz auf ihre geheimnisvolle Herkunft, ihre mit allen anderen Sprachen nicht verwandte Sprache, ihre kulturellen Traditionen und auf eine lange Vergangenheit. Sie meinen, dass der erste homo sapiens sapiens ein Baske war und beschäftigen sich in der Grotte von Sare und seinem Museum mit der Evolution des Menschen. Die Grotte selbst zeigt die Wirkung des Wasser über viele Zehntausende Jahre, eine Reich fantastischer Karsthöhlen. St. Jean-de-Luz ist ein Juwel an der baskischen Küste, früher Walfanghafen, jetzt familienfreundliches
Seebad. Seine Besonderheit ist aber die außen eher unscheinbare Kirche St.-Jean-Baptiste mit seiner riesigen vergoldeten Altarwand. Hunderte von Schüler erfahren hier in einen Vortrag von Kunst und Geschichte, denn in dieser Kirche hat Louis XIV Maria Theresia von Spanien geheiratet. Nach Cibourne, vorbei am Geburtshaus von Maurice Ravel zu klippenreichen baskischen Küste und zum Märchenschloss des Antoine d?Abadie, Astronom, Vermesser und Völkerkundler, inspiriert durch einen Aufenthalt von 10 Jahren im damaligen Abessinien. Wir durchstreifen die Räume des 19,Jahrhunderts, das Observatorium zur Himmelsdurchmusterung, den Prunk der damaligen Zeit, gemischt mit Einflüssen. Wieder in Bayonne. 10 Stunden sind schnell vergangen. Alle kennen jetzt das Baskenland viel besser. Sonnabend 17.09.2011 Biarritz ist sehr bequem mit dem Stadtbus zu erreichen. Der Fahrpreis (0,80 ?) und der Einsatz kostenloser Kleinbusse in Biarritz und Bayonne sollten die Preisstrategen des sog. ÖPNV bei uns eigentlich Stoff zum Nachdenken geben. Biarritz. Napoleon III hatte hier am Strand eine Spanierin kennengelernt, die zur Kaiserin Eugenie wurde. Bismarck wäre beinahe ertrunken, aber ein Fischer rettete ihn. Und dann kamen auch die andere Schönen und Reichen. Die bizarre Felsküste wurde zu einem Garten, Gustave
Eiffel baute die Brücke zum einsam stehenden Felsen der Jungfrau. Die hohen Wellen machen den ?Strand der Verrückten? für das Baden wenig geeignet, aber dafür tummeln sich die Surfer. Am geschützten Strand, mitten in der Stadt, finden einige Gäste doch noch die Gelegenheit, im Atlantik zu baden. Bayonne ist nicht nur durch die Erfindung des Bajonettes oder seinen Schinken bekannt, sondern auch durch die Schokolade, die durch vertriebene portugiesische Juden hier eingeführt wurde. Es ist nicht einfach für manchen Gast, an den Läden der chocolatiers nur vorüberzugehen. Für den Kunstliebhaber bietet die Kathedrale im Stile der nordfranzösischen Gotik und der rekonstruierte Kreuzgang viele schöne Motive, so wie auch die Stadt mit ihren hohen, schmalen Fachwerkbauten und ihre baskische Farben ? grün ? weiß ? rot. Sonntag 18.09.2011 Die Stadt Pau lebt von der Erinnerung an den guten König Heinrich IV, dessen Leben Heinrich Mann nach sorgfältigen Studium in den Archiven so gut beschrieben hat. Nach den vielen Hugenottenkriegen und den Verfolgungen der Anhänger der Reformation sorgte der ?Zaunkönig? aus Navarra für ein Frankreich, in dem wieder Stabilität und ein beschiedener Wohlstand herrschte. Jeder sollte am Sonntag ein Huhn im Topf haben, in französischen Hotelrestaurants wird die Tradition für Rundreisegäste oft gleich auf mehrere Tage ausgedehnt. Bei uns war das nicht so ausgeprägt der Fall, denn wir bekamen Proben der Küche der Loire, des Baskenlandes, des Languedoc und des Elsass auf unserer Reise zu kosten. Zwar Ist die französische Küche neuerdings UNESCO-Weltkulturerbe, aber es gibt sie eigentlich nicht, sondern sie es ist ein Potpourri von vielen eigenständigen Regionalküchen. Das Wochenende der nationalen Denkmäler gestattete uns auch den kostenfreien Eintritt in das prächtig ausgestattete Schloss in Pau und wir sahen den Schildkrötenpanzer mit dem Fahnenbaldachin, der dem späteren Henri IV als Wiege diente. Lourdes. Ein Ort, der wie kaum ein anderer die unterschiedlichsten Emotionen auslöst. Religiöse Inbrunst, innere Einkehr, das Schauspiel des Elendes der geistig und körperlich Kranken, Hoffnung auf das Wunder und der hemmungslose Kommerz füllen den Ort im Tal der Vorpyrenäen. Emile Zola, Kurt Tucholsky Franz Werfel und viele andere haben sich mit dem Phänomen Lourdes beschäftigt. So wie es psychosomatische Erkrankungen gibt, sollte es auch möglich sein, mit Hilfe des klaren Gebirgswassers und einem Glauben, beispielsweise auch an die eigenen Selbstheilungskräfte, eine Gesundung zu befördern. Montag, 19.09.2011 Das Baumaterial der Umgebung bestimmt die Farbe einer Stadt. Nach dem hellgelben Bordeaux und dem grauen Cognac stellt sich Toulouse als rote Stadt, vor mit alten und neuen Gebäuden aus Backsteinen. Eine Wanderung durch die Stadt führt vom mächtigen Kapitol aus zuerst zur größten romanischen Kirche der Welt, St. Sernin. Sie ist auch die an Reliquien reichste Frankreichs. Ganz anderes die außen fast schmucklose Dominikanerkirche Le Jacobins mit einem prächtigen Netzgewölbe. Im letzten Pfeiler münden die Rippen des Chors. Die Zählungen der Zweige dieser ?Palme? ergibt unterschiedliche Werte: es sind 28, der Chor ist siebeneckig. In der Mitte ein prächtiger vergoldete Sakophag mit den Reliquien des großen Scholastikers Thomas von Aquino. Die angrenzende Kreuzgang und die Räume des Klosters runden das Bild ab. Es ist der erste Bau des spanischen Paters Dominikus, des großen Eiferers beim Versuch, die Katharer zu bekehren, dem Gründer des Ordens, dem dann die Inquisition anvertraut wurde.
Die Kirche Notre-Dame-la-Daraude ist völlig umbaut. Die von den Westgoten erbaute Kirche ist heute durch eine Barockkirche ersetzt, in die wenig Licht einfällt. Hier genießt die schwarze Jungfrau, Schutzpatronin und Retterin vor Brand und Pest, nach wie vor große Verehrung, auch wenn ihre Vorgängerin in der Revolution verbrannte. Gibt es hier denn nur Kirchen ? Nein, wir lernen auch mit dem Hotel d?Assézat den Palast eines der reichen Waidhändler kennen, die bis zum Aufkommen des Indigos märchenhafte Vermögen mit diesem Farbstoff erwarben. Und an der Kathedrale mit der eigenwilligen Fassade aus Romanik, Gotik und Renaissance in einer Anordnung, die den Preis der Unregelmäßigkeit verdient, gehen wir dann doch vorbei. Auf der Weiterfahrt begegnen wir einige Male dem Canal du Midi, 240 km lang, wichtige Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer. Unser Hotel in Carcassonne liegt direkt am Kanal, auf dem Hausboote ankern. Aber vorher erkunden wir noch die Altstadt, die Cité, Europas größte Festung, deren Ursprünge noch vor der Römerzeit liegen. Das Mittelalter ist hier konserviert. 2 Mauerringe mit mächtigen Türme umschließen das befestigte Grafenschloss und die kleine Stadt und deren romanisch-gotische Kathedrale. Die Festung war vor 350 Jahren nach dem Frieden mit Spanien militärisch bedeutungslos und wurde in der Zeit der Rückbesinnung auf die Werte der Vergangenheit im 19.Jhdt. vor dem endgültigen Verfall gerettet. Dienstag, 20.09.2011 Noch einmal kehren wir bei Béziers im Languedoc an den Canal du Midi zurück, zur Schleusentreppe von Fonserane bei Béziers. Erstmalig wurde an diesem Kanal, dem größten Bauwerk des 17.Jhdt., ein künstlicher Wasserweg über Berg und Tal geführt. Die Fahrt über die 6 Schleusenkammern, mit denen 21,5 m Höhenunterschied bewältigt wird, bereitet den Freizeitkapitänen so viel Spaß, dass das benachbarte moderne Schiffshebewerk schon bald mangels Interesse seinen Betrieb wieder einstellen musste.
Mitten in den Weinfeldern des Languedoc liegt ein Zisterzienserkloster mit einer der größten Kirchen des Südens. Ihr blieb das Schicksal von Cluny erspart, weil sie in der Revolutionszeit ganz profan genutzt wurde: in den Arkaden wurden riesige Weinfässer eingebaut. Da offene Brunnenhaus im Kreuzgang und die prachtvollen Räume zeigen aber auch, dass die sonst so strengen Mönche die Schönheit im schätzten. Wir fahren am Bassin du Thau mit seinen Tausenden von Austernbänken vorbei, zu dem kleiner Ort, an dem der heilige Ludwig einen befestigten Hafen für seine Kreuzfahrerflotte anlegen ließ. Mächtige Mauern umschließen das malerische Städtchen, das heute für Touristen und Freunde eines guten Essens ein Anziehungspunkt ist. Hier beginnt auch die Camargue, jenes fast naturbelassene Landschaft zwischen den 2 Mündungsarmen des Rhone. Seine weißen Pferde, schwarzen Stiere und die Flamingos sind legendär. Mit einem Boot fahren wir von Saintes-Maries-de-la-Mer aus den Petit Rhone hinauf, sehen die Herden der Stiere und Pferde und manchen Fischreiher und andere seltene Vögel. Das Schiff heißt ?Quatres Maries?, benannt nach 2 Marien aus der heiligen Sippe und Maria Magdalena, die ausgesetzt, im Schiff ohne Ruder und Segel hier ankamen, geleitet von der Himmelskönigin Maria und die in der Provence missionierten. Ihre Dienerin Sara ist die Schutzpatronin der Sinti und Roma, ihre Statue, festlich geschmückt, steht in der Krypta der Wehrkirche des Ortes. Ehe wir in Arles unser Hotel beziehen, unternehmen wir noch einen Abstecher zur Brücke von Langlois, deren Vorgängerin an dieser Stelle von van Gogh gemalt wurde. Mittwoch, 21.09.2011 Wer bedeutende Zeugnisse der Baukunst der Römer sehen möchte, muss nicht unbedingt nach Italien fahren. Die Römer haben im südlichen Gallien große Arenen, Theateroder Wasserversorgungssysteme in der Provinz hinterlassen, die sich mit ihren Schwestern in der Hauptstadt durchaus messen können. Der Arena und dem Theater begegnen wir ebenso auf unserem Spaziergang, wie dem Mittelalter mit St.-Trophime und ihrer prächtigem Pforte, durch die Barbarossa bei seiner Hochzeit schritt. Auch eine weitere Erinnerung an van Gogh ist dabei, der blumengeschmückte Innenhof des Hotel Dieus, jenes Krankenhauses, in dem sein verstümmeltes Ohr behandelt wurde.
Der mächtigste Aquädukt der alten Welt führt über den Fluss Gard. Den technischen Stand der antiken Baumeister kann man nur bewundern, wenn man die 6 t schweren Steinblöcke sieht, die 40 m in die Höhe gehoben werden mussten oder weiß, dass genau 34 cm Gefälle auf 1 km in der Wasserleitung eingehalten werden mussten, 11 m auf der gesamten Länge von 55 km. Die römische Stadt Nimes wurde mit einem Übermaß an Wasser versorgt, genügend für die Bewohner, Thermen, Wasserbecken und Fontänen. Später noch einmal war die Provence das Zentrum der Welt, als die Päpste, nicht ganz freiwillig, Avignon zu ihrer Residenz machten. Ständig in Furcht, versteckten sie sich hinter den Mauern der Stadt Avignon, in der sie den größten Palast errichten ließen, eine uneinnehmbare Festung. Von einem Park aus blickte man auf den Rhone, über den sich eine Brücke mit 22 Jochen spannte, die immer wieder vom Rhone zerstört wurde. Nur 4 Joche blieben und man tanzte in Gartenlokalen unter diesen Bögen. Gegenüber zeigt das Fort St.-André die Macht des französischen Königs. Von fern leuchtet die weiße Kappe des Mont Ventoux herüber. Im Rhonetal geht es dann nach Norden. Ein kurzer Aufenthalt wird zu Einkäufen eines feinen Produktes aus dem Honig und den Mandeln der Provence genutzt: Nougat de Montelimar. Donnerstag, 22.09.2011 Auch das Stadtbild von Lyon ist UNESCO-Weltkulturerbe, seine Lage an Rhone und Saone. Vom Berg Fourvrière aus, der Ausgangspunkt keltischer und römischer Besiedlung war, überblickt man weite Teile der Halbinsel zwischen beiden Flüssen und des linken Rhoneufers. Über die Schönheit der nach dem Krieg 1870/71 als Wallfahrtskirche gebauten Basilika kann man sich streiten, das Wiederaufleben alter byzantinischer Traditionen der Wandmosaike ist jedoch von hohem Wert. Prächtige Repräsentationsgebäude sehen wir bei der Stadtrundfahrt aber auch das Vieux Lyon, die Häuser der Gotik und Renaissance, die sich an den Abhang des Fourvrière-Hügels schmiegen. Lyon war als Handelsplatz beutend, aber die Seidenmanufakturen haben es zur sehr reichen Stadt gemacht. Einst waren es 30.000 Weber, jetzt sind es noch 9. Einen davon besuchen wir in seinem Atelier mit über 200 Jahren alten Maschinen. Er arbeitet immer noch wie im Vorjahr an seinem Auftrag über 50 m Seidenvelourtapete. Wenn es gut läuft, schafft er 40 cm am Tag. Das Beaujolais. Idyllische Dörfer in einer hügligen Landschaft mit goldbraunen Weinbergen, von denen die meisten Trauben bereits geerntet sind. Kleine Waldstücke, Rinderherden, immer wieder Ausblicke auf die schöne, ruhige Landschaft. Das Ziel ist Vaux-en-Beaujolais. Niemand würde davon Notiz nehmen, wenn
nicht Gabriel Chevalier dafür gesorgt hätte, dass das Dorf noch ein zweites Ortseingangsschild kam: Clochemerle. Manch einer erinnert sich noch an das Buch oder den Film vor einem halben Jahrhundert. Das Weingut vermarktet den Namen Clochemerle gut, mit einer automatischen Puppenbühne und vielen Bildern. Nur das Zinkblechhäuschen, Anlass des Aufruhrs, haben wir an der Kirche nicht gesehen, dafür Brunnen, aus denen gelesene Auszüge aus dem Roman sprudelten. Einfach schön ist auch das mittelalterliche Pérouges. Die Zeit ist hier stehen geblieben und mit viele Liebe wurde der Verfall im kleinen ummauerten Dorf aufgehalten. Gut für die Musketiere und Fanfan den Husaren, die hier ihre Filmkulissen fanden. Noch einmal kehren wir nach Givors zu unserem Hotel am Rhone zurück. Freitag, 23.09.2011 Cluny, einst Zentrum eines Klosterimperiums, hat nur die Reste der bis zum Bau des Petersdomes größten Kirche des christlichen Abendlandes aufzuweisen. Aber die Gewölbe und beiden Türme des einzigen verbliebenen Querschiffarmes lassen die gewaltige Größe der major ecclesia erahnen. Es gibt viele Fotomotive: die romanischen Häuser des Ortes, die aufgefundenen Kapitelle aus dem Chorbereich im Kornspeicher des 13.Jhdt., die Wehrbauten des Klosters, das Gestüt. Dann folgt eine erholsame Fahrt durch das Hügelland Burgunds mit Wiesen, Viehherden, Wäldchen, Schlössern, kleinen Dörfern, auch 2 Menhiren und einem prächtiger Vertreter frühromanischer Baukunst, der Dorfkirche von Chapaize. Hier rasten wir. Der Wein aus Clochemerle schmeckt. Und wieder Autobahn in das Zentrum des Weinanbaues der Bourgogne: Beaune. Der Reichtum Burgunds in der Zeit der vier großen Herzöge war so groß, dass sich ein Kanzler und seine Frau leisten konnte, ein prächtiges Krankenhaus für Arme und für das eigene Seelenheil zu stiften. Einer der bedeutendsten Ältäre des Abendlandes von Rogier van der Weyden mahnt die Kranken an das Weltgericht. Bis zum fliegenden Wechsel in einen Neubau 1971 war das Krankenhaus in Betrieb. Die Einrichtung aus dem Mittelalter blieb erhalten. Ausstattung des Armensaales und des Saals der Reichen zeigt aber auch, dass die Zweiklassengesellschaft in der Medizin keine moderne Erfindung ist. Alle größeren Städte Frankreichs haben in den letzten Jahren moderne Straßenbahnen bekommen, teils sehr moderne Ausführungen mit Gummirädern und oberleitungsfreier Stromeinspeisung über eine Mittelschiene. So blieb die gerade renovierte Innenstadt von Bordeaux zum Beispiel frei vom Drahtgewirr des Oberleitung und ihrer Abspannungen. Auch Dijon ist diesmal im Umbruch und die Baustellen verschaffen uns eine zusätzlich Stadtrundfahrt. Sonnabend, 24.09.2011 Schon wieder eine Kathedrale. Aber die von Dijon hat als Besonderheit eine riesige romanische Krypta. Wer hat so etwas schon einmal gesehen? Um den Hof der burgundischen Herzöge, die zeitweise reicher und mächtiger als der französische König waren, reihen sich Adelspaläste und Häuser reicher Bürger. Viele kunstvolle Details sind an den Fassaden und in den Innenhöfe zu entdecken und auch hier vergeht die Zeit viel zu schnell. Durch das Franche-Comtè, die Freigrafschaft geht es in das Elsass. In der waldreichen Landschaft liegen bedeutende Städte wie Montbeliard, jahrhundertelang württembergische Exklave und Refugium der Hugenotten, heute Automobilstadt oder Belfort, mit seinem Festungssystem, in allen deutsch-französischen Kriegen hart umkämpft und heldenhaft verteidigt, heute Herstellungsort des TGV.
Und auch das Elsass ist ein bekanntes Weinanbaugebiet. Sechs sortenreine Weißweine und ein Rotwein werden erzeugt, nur der Schaumwein, der Cremant und der Edelzwicker sind Cuvées aus verschiedenen Rebsorten. Emil unterhält wieder einmal mit viel Witz und fundiertem Wissen die Gäste, fährt uns mit dem kleinen Zug durch die Weinberge und den märchenhaft schönen Ort mit seinen Fachwerkhäusern und füllt die Probegläser. Am Schluss ist der Bus durch blaue Kartons wieder etwas schwerer geworden. Strasbourg am Abend und zum Riesling oder Edelzwicker das berühmte ?Fitnessgericht? (so Emil) Couchroute garni, feinstes Sauerkraut belegt mit Würstchen, Schinkenspeck, Eisbein und Kassler. Nur gut, dass wir einige Schritte zur Bootanlegestelle laufen müssen. Dann fahren wir durch das nächtliche Straßburg auf der Ill um die Altstadt und zum europäischen Viertel. Einige Wenige arbeiten noch oder haben das Licht nicht ausgeschaltet. Sonntag, 25.09.2011 Wir werden durch die Altstadt geführt, das kleine Frankreich (deren Häuser ganz und gar nicht französisch erscheinen, aber wir wissen nun, woher der Name kommt), werfen einen Blick in die Thomaskirche (Mozart, Schweitzer spielten hier, Moritz von Sachsen, siehe Chambord, ruht hier), bewundern das Münster, erleben einige Minuten Orgelspiel und gehen schon wieder weiter zum Bus. Eine weitere Perle des Elsass wartet auf uns: Colmar. Die Stadt ist ein Museum der Fachwerkbauten und eine einzige Freiluftgaststätte, in der Scharen von Touristen, meist deutschsprachig ihren Tagesausflug verbringen. Es ist auch eine Stadt bedeutender Künstler. Der Maler Martin Schongauer hat im Mittelalter hier einen Teil seiner Werke geschaffen und Frédéric-Auguste Bartholdy eine Reihe von Statuen (seine kolossalen stehen jedoch in Belfort, Paris, New York).
Durch die Weinfelder des Elsass und malerische Städtchen mit farbenfrohen Fachwerkhäusern im Schmuck der Geranien kommen wir nach Kintzheim und von dort durch den Wald aufwärts zur größten Burg des Elsass, der Hoch-Koenigsburg. Sie war schon fast verfallen, als die Stadt die Reste dem Kaiser Wilhelm II schenkte. Er ließ sie restaurieren im mittelalterlich-imperialen Stil der Zeit. Ein einsamer Landgasthof in Gertwiller ist das letzte Ziel der Reise. Noch einmal gibt es eine elsässische Spezialität: Flammkuchen. Einfacher geht es nicht mehr: ein dünner, ausgerollter Brotteig, belegt mit Speck, Zwiebel, aber auch Munsterkäse und im Holzkohleofen gebacken. Die Krone ist ein Kuchen mit Birnen und Äpfeln, mit Calvados flambiert. Das Ergebnis ist einfach köstlich. Es war ein schönen Abschluss einer sehr schönen Reise.
Montag. 26.09.2011 Auch die Rückfahrt muss nicht langweilig sein. Noch etwas vom Elsass, vorbei an Sessenheim, wo Friedericke, Goethes erste Liebe, auf den Jurastudenten, wartete, der mit dem Pferd aus Strasbourg kam. Die moderne Zeit: 2 Überschallvögel sind in Sinsheim zu sehen und die relativ neue Autobahn führt mit Tunneln und Brücken durch die schöne Landschaft des Thüringer Waldes. Auf Wiedersehen Frankreich ! Manch einer wird es wieder sehen, bei einer der vielen Reisen in die schönsten Regionen Frankreichs, die Eberhardt-Travel in seinem neuen dicken Katalog 2012 anbietet. Die Welt mit allen Sinnen genießen, lautet sein Untertitel. Und das haben wir getan, in einem kleinenn, aber wunderschönen Stückchen dieser Welt.

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