Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

03.05. – 12.05.2013, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Herrlicher Sonnenschein und atlanische Brise, Kriegsschauplätze und wildromantische Küsten, prähistorische Steinmonster und Wolkenkratzer der Gotik - Diese Busreise durch Normandie und Bretagne bietet viele Facetten Nordfrankreichs.
Ein Reisebericht von
Birgit Janosch

Freitag, 3. Mai 2013

Via Frankfurt und Saarbrücken erreichen wir auf staufreien Autobahnen kurz nach 16 Uhr Metz. Vom Bus aus sehen wir bereits den "Bambushut" - das neue Museum von Metz, welches den gleichen Namen hat, wie sein großer Bruder in Paris: Centre Georges Pompidou. Die französischen Präsidenten haben, mit Ausnahme von Nicolas Sarkozy, alle große Kulturbauten hinterlassen, die auch oft ihren Namen tragen. Vorbei am Deutschen Tor - Zeugnis der Festungsgeschichte von Metz und deutscher Präsenz in der Hauptstadt Lothringens- sind es nur noch wenige Meter bis zu unserem zentral gelegenen Hotel an der Avenue Foch.
Nach der langen Busfahrt kommen alle gerne zu einem Spaziergang durch die Innenstadt mit. Der Weg geht vorbei an Fachwerk, aber auch an „neueren" Häusern aus dem 19.Jahrhundert mit den typisch französischen Fenstertüren. Schon entfacht sich eine Diskussion: Sind die hölzernen Klappläden oder die französischen Ziehharmonika-Läden aus Blech schöner ... ? Jedenfalls lassen sich letztere zu einem kompakten Paket falten und an der Fensterlaibung "verstecken".
Die Place St. Louis mutet fast italienisch an: Laubengänge mit Treppenabgängen wie in Norditalien oder mancherorts in der Schweiz. Auf der Place Saint Jaques locken zahlreiche Restaurants. Hierher zieht es die Studenten, nicht nur am Freitagabend, Metz ist Universitätsstadt! Einen Kir oder einen Pastis an der Bar nehmen, im französischen Flair baden, ... nein, noch nicht! Um die Ecke wartet ein Highlight der Stadt: Die mächtige, gotische Kathedrale! Gigantische Strebebögen halten die Seitenwände des Kirchenschiffs und übernehmen damit die Aufgaben der Lastabtragung, für welche in den romanischen Kirchen schwere, dicke Mauern zuständig waren. Nur so ist es möglich, die Durchbrüche für 6500 Quadratmeter Fensterfläche zu schaffen - gigantisch groß, aber nicht ganz so viel wie "unser" Kölner Dom, welcher mit 10.000 Quadratmetern das Ranking gewinnt!
Der Weg führt hinunter zur Mosel ... pardon, zur Moselle! Bitte die Betonung richtig machen: nicht auf dem o sondern auf der letzten Silbe, wir werden noch üben! Wir werfen einen kurzen Blick auf das Theater und spazieren entlang der Kaimauer. Der „Temple Neuf" liegt wie ein Schiff mitten im Fluss, teilt ihn mit bugartiger Umfriedung. Im katholischen Frankreich sind die "Temple" genannten protestantischen Kirchen eine Ausnahme.

Samstag, 4. Mai 2013

Heute besuchen wir, ausgestattet mit festem Schuhwerk, die Schlachtfelder von Verdun. Die Schilderungen unseres örtlichen Reiseleiters gehen auf sehr anschauliche Art und Weise in die Tiefe eines Themas, welches noch mehr Schattenseiten hat, als den meisten von uns bisher bewusst war. Im Beinhaus von Douaument überwältigt uns die Anzahl der Kriegstoten und das Ringen um einen würdigen Umgang für die Hinterbliebenen. Das gleichnamige Fort von lehrt uns die Schecken des Kriegsalltags im menschenverachtenden Stellungskampf des Ersten Weltkriegs. Alljährlich finden hier Gedenkfeiern statt, der französische Staat finanziert die Pflege sehr vieler Gedenkstätten und Friedhöfe, der 11. November ist in Erinnerung an den Waffenstillstand von 1918 nationaler Feiertag. Zur Zeit bereitet man sich mit großen Instandsetzungsarbeiten auf das hundertjährige Gedenken im Jahr 2014 vor.
Danach geht die Reise weiter  durch die Champagne und die Picardie. Gleich zwei berühmte gotische Kathedralen liegen auf unserem Weg nach Rouen, wo wir wiederum für eine Nacht ein Hotel beziehen wollen. Die Entscheidung fällt für die schnellere Reiseroute und somit für die Kathedrale Notre Dame in Amiens: Klassifiziert als UNESCO-Weltkulturerbe und klassischer Musterbau der französischen Gotik. Sie ist Frankreichs größte Kirche und ihr Innenraum wahrlich beeindruckend.

Sonntag, 5. Mai 2013

An der grandiosen Kathedrale von Rouen erwarten uns zwei örtliche Reiseleiterinnen, die uns entlang beeindruckender Fachwerkzeilen und über stimmungsvolle Plätze führen. Heimliches Wahrzeichen der Stadt ist die herrliche Gros-Horloge, eine Uhr mit Stundenzeiger von 1389, die sich in einem prachtvollen Renaissance-Torbau befindet. Die Führung endet  an der Place du Vieux Marché (Alter Markt), dem belebten Kern der Altstadt, wo die spätere Nationalheldin Jeanne d'Arc 1431 verbrannt wurde. Heute erinnert ein moderner Kirchenbau daran.
Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg ins Hafenstädtchen Fécamp und statten der Benediktinerabteikirche La Trinité einen Kurzbesuch ab. Hat inzwischen jemand herausgefunden, wo sich der Reliquienschrein mit dem Blutstropfen befindet??
Ganz in der Nähe, im Palais Bénédictine, einem noblen Ziegelsteinbau im Neorenaissance-Stil, wird ein Destillat aus einheimischen Kräutern und Arzneipflanzen nach einem 1510 kreierten Rezept hergestellt. Im schönen Wintergarten lässt sich der berühmte Likör, bekannt geworden als Bénédictine  DOM, in angenehmer Atmosphäre verkosten.
Anschließend bringt uns unser Buschauffeur Andreas in den Badeort Étretat, wo wir bei herrlichem Wetter ein einstündigen Spaziergang auf den 70 Meter das Meer überragende Felsen von Aval unternehmen.
An der Strandpromenade treffen wir auf Informationstafeln mit Reproduktionen von impressionistischen Gemälden: Hier entstanden Claude Monets berühmte der Bilder der Kreidefelsen. Es geht weiter nach Le Havre. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg zu 80 % zerstört und gilt heute als herausragendes Beispiel für die Stadtplanung der Nachkriegszeit. Wir besichtigen die Kirche St. Joseph, die nach Plänen von Auguste Perret errichtet wurde. Tausende farbiger Glasbausteine des Turmes malen im Innenraum Lichtpunkte in warmen Farben auf die Sichtbeton-Oberflächenstruktur aus Schalbrettern.
Wir nächtigen im Hotel Mercure, direkt an einem Hafenbecken gelegen, mit wunderschönen Blick von der Hotelbar auf das nächtliche Lichtermeer und die Reflexionen im Wasser.

Montag, 6. Mai 2013

Ein sonniger Morgen empfängt uns - allerdings verhüllt der Nebel über der Seine-Mündung die elegante Schrägseilbrücke "Pont de Normandie"! Erst als wir uns mit dem Bus auf der brücke befinden, erkennen wir die Pylone und Stahlseile.
Das malerische Hafenstädtchen Honfleur an der Seinemündung hat seit jeher Maler, Musiker und Schriftsteller angelockt. Vorbei an mächtigen Salzspeichern durch enge Straßen gelangen wir in einen versteckten Hinterhof mit Galerien der heutigen Künstler. Wir queren den Hafen und  gelangen zu einer außergewöhnlichen Kirche: Es gibt zwei gleichwertige Hauptschiffe und die gesamte Kirche ist aus Holz erbaut, mit Dächern, die an ein umgedrehten Schiffsrumpf erinnern.
Wir machen noch einen kurzen Abstecher in den Werksverkauf einer Fischkonservenfabrik - mit Verkostung und somit kostenloser Vorspeise in Form von Sardinencreme mit Whisky oder  "Émietté de Maquerau" -das sind Makrelenfiletstückchen mit Zitrone, Olivenöl, Tomaten und Kräutern der Provinz- auf  "Pain Croustillant".
Die Weiterfahrt führt uns zum nächsten kulinarischen Genuss: Einige Kilometer landeinwärts im sogenannten Pays d'Auge sind wir zur Besichtigung in einer bekannten Calvadosbrennerei, dem Château du Breuil, angemeldet.
Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Küste passieren wir die aus dem Zweiten Weltkrieg und der Landung der Alliierten bekannte Pegasusbrücke. In Arromanches haben wir oberhalb des Badeortes einen guten Überblick über die Wracks der Senkkästen aus Beton, die Teil des Hafens waren, welcher hier am 6. Juni 1944 als mobiler Hafen für den Nachschub der Alliierten Streitkräfte gebaut wurde.
Am 8 Mai, also in zwei Tagen, wird wie alljährlich das Andenken an des Ende des Zweiten Weltkrieges mit einem nationalen Feiertag und zahllosen Gedenkfeiern im ganzen Land und aufrecht erhalten - genau wie man am 11. November der Gefallenen des ersten Weltkrieges gedenkt.

Dienstag, 7. Mai 2013

Voller Spannung machen wir uns auf den Weg zur berühmten UNESCO-Weltkulturerbestätte Mont Saint Michel. Da die Bucht durch den Bau eines  Dammes zur Erschließung des Berges immer mehr versandete, wurde der große Parkplatz direkt am Berg abgerissen und das Land dem Meer zurückgegeben. Für die Besichtigung nehmen wir uns ausreichend Zeit und Puste, denn es geht kräftig berg- und treppauf!  Da die Mitarbeiter streiken, kann heute eine eigene Führung der Reiseleitung erfolgen.
Nun verlassen wir die Normandie wieder, es geht westwärts durch die Polderlandschaft zur Austernprobe nach Cancale. Die Königin unter den Muscheln wird hier seit dem 13. Jahrhundert gezüchtet, denn die natürlichen Austernbänke der Bretagne waren aufgrund der großen Nachfrage erschöpft. Schon Julius Cäsar und König Heinrich IV. sollen passionierte Austernfans gewesen sein. Wir tasten uns vorsichtig an dieses für die meisten unbekannte kulinarische Vergnügen: Auf dem Markt kaufen wir mehrere Probierteller mit Huîtres Creuses No 3 -das ist die mittlere Größe- , einer Austernart mit tiefem, bauchigem Gehäuse und großem Fleischanteil. Manche bleiben zurückhaltend, aber einige finden Gefallen an dem intensiven Geschmack von Meer und wollen mehr ...!
An der Pointe de Grouin empfängt uns blühender Ginster vor tiefblauem Meer und felsige Inseln, die wie gigantische Reptilien aus dem Wasser ragen.
Anschließend geht es in die Korsarenstadt St. Malo. Bei blauem Himmel hat man von der die gesamte Altstadt  (die sogenannte "Ville Close")  umgebenden mächtigen Festungsmauer immer wieder schöne Ausblicke.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgte man hier Gegensatz zu Le Havre das Konzept des Wiederaufbaus in Anlehnung an den verlorenen Bestand - ähnlich wie in Dresden war vor allem das historische Zentrum im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Die neue Turmspitze der Kathedrale Saint Vincent aus dem Jahr 1971 markiert das Ende des Wiederaufbaus der "Steinkrone auf den Wellen", wie Gustave Flaubert Saint Malo bezeichnete.Die farbigen Glasfenster aus den 50-er Jahren Fenster, nach dem Vorbild mittelalterlicher Glasfenster in einer modernen Formensprache entworfen, hüllen den Chor in ein weiches Licht. An den Decken sieht man in den vorderen Jochen wie in einem Musterbuch für Bautechnik zwei Wölbtechniken direkt nebeneinander: Kreuzgrat- und Kreuzrippengewölbe.
Manche ziehen für den Rückweg ins direkt am Meer gelegene Hotel einen Strandspaziergang der Fahrt mit dem Bus vor. Drei Herren und eine Reiseleiterin erfrischen sich vor dem gemeinsamen Abendessen mit einem Bad im Atlantik bei etwa 14 Grad Wassertemperatur!

Mittwoch, 8. Mai 2013

Das erste Gezeitenkraftwerk der Welt wurde in den sechziger Jahren in den Mündungstrichter der Rance gebaut und wandelt seitdem die Energie des Tidenhubs in Strom um. Das Dammbauwerk beinhaltet natürlich auch eine Schleuse und es kommt zu einer ersten Trennung der Gruppe!  Zum Glück nur für kurze Zeit: Nachdem einige Segler die Schleuse passiert haben, senkt sich die Hebebrücke wieder und die Fahrt  kann ohne wesentliche Verzögerung weitergehen.
Das Cap Fréhel an der Smaragd-Küste im Golf von Saint Malo lockt uns heute mit einem Spaziergang und wunderschönen Ausblicken auf die Brutplätze zahlloser Vögel wie Kormorane, Austernfischer und Seetaucher.
Nach zwei Stunden Fahrtzeit erreichen wir über Ploumanac'h die rosa Granitküste (Côte de Granit Rose). Heute ist Gedenk- und Feiertag in Frankreich, viele Franzosen nutzen die Kombination mit dem folgenden Himmelfahrtstag für ein langes Wochenende. Die Restaurants sind bis auf wenige Plätze besetzt, sodass leider kein gemeinsames Mittagessen möglich ist.
Hier haben Wind und Wellen das Land und den Küstenstreifen seit Jahrtausenden zu Skulpturen aus rosa Granit und bizarren Felsformationen modelliert. Eine Szenerie, die uns zu Entdeckungen einlädt? und zu Mutmaßungen über die Formen: ist das nun „Napoleons Hut"  und wo ist das „Teufelsschloss"? Wo heute Wanderer unterwegs sind, patrouillierten im 19. Jahrhundert Zöllner, um Piraten und Schmuggler abzuwehren. Solche Wachpfade säumten fast die gesamte bretonische Küste, hier haben wir uns am wildromantischsten Abschnitt eingefunden!
Auf der Weiterfahrt steuern wir den 800-Seelen Ort Guimiliau an, der über eine für die Bretagne typische Besonderheit, einen sogenannten Kalvarienberg, verfügt. Inmitten eines von einer Mauer umschlossenen Pfarrhofes mit Kirche, Friedhof und Beinhaus finden wir einen aus Granitstein gehauenen, opulent mit 200 Figuren gestalteten Bilderzyklus auf einem Steinpodest. Passionsszenen stellen Christi Leben und Leiden dar, von der Verkündigung bis zur Auferstehung. Ich weise auf die biblischen Szenen hin, nur die Höllenfahrt der Katherina, Katel Gollet, wie sie auf bretonisch heißt, müssen die Gäste selbst suchen: Die nackte und mit üppigen Brüsten ausgestattete Katharina -das übliche Bild, das "Sünde" verkörpert- wird von Teufeln, dargestellt durch ein zahnbewaffnetes Dämonenmaul, in die Hölle gestoßen.
Auf unserer weiteren Fahrt kommen wir noch an anderen solchen Kalvarienbergen vorbei und am Pfarrhof von Pleyben legen wir eine kurze Foto-Pause ein, bevor es in unsere Bleibe für die nächsten zwei Tage nach Quimper geht.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Die fakultative Rundfahrt auf der Cornouaille-Halbinsel beginnt im kleinen Marktort Locronon, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Quimper. Im Bilderbuchstädtchen stört kein einziger Neubau das Ensemble der stolzen Granithäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Da die elektrischen Leitungen unterirdisch verlaufen, sind ideale Vorrausetzungen als Filmkulisse gegeben: Mehr als 30 Filme wurden hier bereits gedreht, unter anderem „Tess" nach dem bekannten Roman von Tess nach dem Roman von Thomas Hardy von d'Urbervilles mit Nastassja Kinski. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum „Ende der Welt" - Finis Terrae, Namensgeber für Finistère, ist das westlichste Département Frankreichs und bis zur Entdeckung Amerikas, einer der Punkte, an denen die Welt aufhörte. Hier an der „Pointe du Raz", brandet der Atlantik pausenlos gegen den Felsenkamm und frisst steile Schluchten in den Granit. Die Brise des Atlantiks weht uns hier tüchtig um die Nase und wir können gut verstehen, warum nur Ginster, Heide und einige Gräser wachsen.
Nach dem Erkundungsgang erwartet die Gäste ein improvisiertes Picknick im Grünen mit Blick auf die Bucht und dem schützenden Eberhardt-Bus im Rücken. Es gibt viele Leckereien:  Rotweine von der Loire (Chinon und Touraine), Paté Normand und Boudin Noir, Sardinen und Thunfisch in Öl, frische Crevetten, Käse der Region wie ein Tomme mit Algen und der Ziegenfrischkäse Menez Hom sowie der beliebte Klassiker Petit Pont L'Eveque - und natürlich ein großes Stück von der guten normannischen Butter mit Meersalzkörnern. Nur Lob bekamen all die französischen Leckereien - allerdings konnten die  Meeresfrüchte-Skeptiker nicht „bekehrt" werden! Noch nicht! Sie müssen nur oft genug in die Bretagne fahren, denn so frisch und schmackhaft wie hier können die Schätze des Meeres nur an den Küsten sein!
Die Rückfahrt nach Quimper verläuft zügig und wir können die Stunden bis zum Abendessen noch für eine Besichtigung der Kathedrale und einen Stadtbummel durch die Straßen der malerischen Altstadt nutzen. Zahllose Fußgängerbrücken über den Fluss Odet verbinden das Stadtviertel unseres Hotels mit dem historischen Zentrum mit seinen schmucken Fachwerk- und Steinhäusern. Nach dem Abendessen machen sich einige noch einmal auf den kurzen Weg hierher.

Freitag, 10. Mai 2013

Nach kurzer  Fahrt erreichen wir die Hafenstadt Concarneau, deren Zentrum gleich einer schwimmenden Festung im stattlichen Becken des Fischereihafens ruht. Eine einzige Brücke gewährt Zugang zu der Hauptstraße der nur 350 Meter langen "Ville Close". Wir schlendern an zahlreichen Läden mit typisch bretonischen Produkten vorbei, die leider zur für französische Verhältnisse frühen Stunde, es ist neun Uhr, noch geschlossen haben. Da hilft nicht einmal das gestikulierende Betteln der Reiseleiterin! Dafür herrscht auf dem Markt schon reges Treiben: Obst, Gemüse und natürlich fangfrischer Fisch und Austern für das Sonntagsmenü! Eine kleine entschädigung für die ebenfalls verschlossenen Tore zu der Festungsmauer.
Wir verlassen heute das Finistere, um wieder in Richtung Osten zu fahren. Unser nächstes Ziel ist das Département Morbihan, genauer: Die Umgebung von Carnac, dem "Mekka der Megalith-Kultur". Mit 3000 aufrecht stehenden Steinen treffen wir hier auf eine eindrucksvolle Konzentration von Überbleibseln einer bis heute rätselhaften Zivilisation: Weithin sichtbare Steinkolosse, auch Menhire genannt. Zwischen den Steinreihen von Kerzerho dürfen wir spazieren gehen, nur hier gibt es noch "Hinkelsteine" zum Anfassen. An den sehr langen Steinreihen von Le Menec fahren wir mit dem Bus vorbei und haben aus unserer erhöhten Position einen guten Überblick auf die über einen Kilometer lange Gruppierung von Steinen unterschiedlicher Größe, die, gemäß einer von Hunderten von Sagen, in Stein verwandelte römische Soldaten sein sollen.
Unser nächstes Ziel ist der Hafen von Loqumariaquer, wo wir leider keinen Parkplatz für die Mittagspause finden - Viel Franzosen genießen einen Kurzurlaub durch die beiden in diesem Jahr besonders günstig liegenden Feiertage. Wir fahren ein kleines Stück aus dem Ort heraus und verbinden Mittagspause mit der Möglichkeit, einen Blick auf den zwar zerbrochenen, aber größten in der Bretagne gefundenen Menhir zu werfen.
Anschließend erreichen wir über einen zehnminütigen Fußweg den Anleger am Golf von Morbihan, dort starten wir wir zu einer schönen Bootsfahrt durch den "Golf der 365 Inseln". Die Kleinste misst nur wenige Quadratmeter und trägt den Namen "Taschentuch". Heute besteht Bauverbot für alle Inseln, es ist nur erlaubt, bestehende Häuser zu sanieren, die vor allem als Ferienhäuser genutzt werden. Nach einem Zwischenstopp auf der „Mönchsinsel", wo viele Kapitäne herstammen, schippern wir mit einem zweiten Schiff in Richtung Hafen von Vannes, wo die Reisegesellschaft von einer zweiten Teilung aufgrund einer gehobenen Brücke betroffen wird! Diesmal ist die Gruppe zwar komplett, aber Bus und Chauffeur befinden sich auf der anderen Seite!! Man feiert das Fest des Golfes und ein Segelboot nach dem anderen fährt in den Hafen von Vannes ein - ein interessantes Schauspiel! Welches noch eine weitere Stunde dauern sollte, sodass die Entscheidung, den Weg ins Hotel zu Fuß anzutreten die richtige war. Nun zeigt sich nach einer Woche Sonnenschein der typisch bretonische Nieselregen und wir huschen relativ schnell durch das historische Zentrum, ohne die  liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser gebührend zu würdigen. Nur als wir "Vannes et sa Femme" passieren, machen wir einen kurzen Halt.

Samstag, 11. Mai 2013

Bei wiederum herrlichem Sonnenschein und dramatischem Wolkenhimmel erreichen wir Angers, wo das imposante Schloss der Anjou mit hohen Mauern und siebzehn gewaltigen Turmrümpfen aus weißem Tuffstein und schwarzem Schiefer als mächtige Festung vor uns liegt. Einige Gäste entscheiden sich für einen Stadtbummel, die anderen nehmen den Weg über die ehemalige Zugbrücke und besichtigen das Schloss und den ausgestellten Zyklus der Apokalypse, der den Weltuntergang nach den Visionen des Apostels und Evangelisten Johannes darstellt. Das wertvolle Gobelinwerk ist in einem modernen, völlig abgedunkelten Museumsbau bei speziellem, künstlichem Licht präsentiert und ist mehr als überwältigend! Mit seinen geheimnisvollen Figuren und Allegorien zählt der Wandbehang zu den beeindruckendsten Zeugnissen unserer Geschichte und des christlichen Glaubens.
Auch Chartres und seine weltberühmte Kathedrale empfängt uns als letztes Besuchsziel dieser Reise im Sonnenschein! Schon von weitem erkennen wir die sich immer noch über der Stadt erhebenden Türme des Westwerks der gotischen Kathedrale, die Musterbeispiel für viele andere Kathedralbauten dieses Baustils wurde. Wir stehen staunend vor dem dreiteiligen Königsportal und bewundern die vollständig erhaltene romanisch-frühgotische Bildhauerkunst, die der Zerstörungswut der Französischen Revolution ebenso entgehen konnte wie die gesamte Kathedrale den zahleichen Kriegen im Laufe der Jahrhunderte. Fast zweihundert Fenster (2600 Quadratmeter!) verzaubern mit unzähligen bleiverglasten Scheiben in dem berühmten Blau von Chartres und machen uns den Abschied an diesem stimmungsvollen Nachmittag nicht leicht.

Sonntag, 12. Mai 2013

Heute müssen die Koffer in Reihenfolge der Ausstiege geladen werden und ab 8 Uhr machen wir uns auf die Heimreise. Wie schon auf der Hinreise durchfahren wir die idyllische Landschaft der Champagne mit Blick auf die berühmten Weinberge. Wir erhalten durch Hörbilder und Filmdokumentationen  Antworten auf einige der offenen gebliebenen Fragen zu Themen wie der schwierigen Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich nach den beiden Kriegen, lassen die Eindrücke vom Mont Saint Michel anhand einer schönen Fotodokumentation vertiefen. Pünktlich um 22 Uhr erreichen wir den Flughafen Dresden, wo unsere Reise planmäßig endet.
Liebe Gäste,
wie ich Ihnen bereits auf der Rückreise angekündigt habe, ist dies ein vorläufiger Text. Auch die Fotogalerie wird erst Anfang Juni vollständig sein, da uns Frau Mann und Herr Neumann ihre Fotos zukommen lassen wollen.
Frau Mann hat mir bereits das Gedicht zugeschickt, bitte melden Sie sich bei mir per Mail, wenn Sie eine Kopie davon wünschen.
Beste Grüße und nochmals danke an alle, die zum Gelingen dieser Reise begetragen haben!
Ihre Birgit Janosch alias BRIGITTE

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Kommentare zum Reisebericht

Sehr geehrte Frau Janosch, es ist jetzt nicht Ihr Ernst, dass Sie bei so einer tollen Reise von 10 Tagen nur 10 Fotos gemacht haben?! Wo sind z.B. der Mont St. Michel oder auch die Felsentore? Ich war unlängst mit Katrin Deutschbein (und auch wie Sie mit Andreas M.) für 10 Tage in Rom und an der Amalfiküste, da sind einige Fotos mehr entstanden! Auch findet man (wie so oft) keinen Hinweis auf den Busfahrer, welcher eine große Verantwortung trägt und ohne den die Fahrt gar nicht möglich wäre! Viele Grüße von einer oft mit Satra-Eberhardt Reisenden!

Marlies Hofmann
14.05.2013

Ein Hallo an alle, die mit uns gereist sind! Inzwischen sind die eindrucksvollen Reiseerlebnisse gesackt und wir haben jetzt erst realisiert, wie toll diese Reise war. Ein herzliches Danke an unsere Frau Janosch, die Tag und Nacht für unser Wohl und für die umfangreichen Informationen gesorgt hat. Auch unser Busfahrer Andreas Marks hat Höchstleistungen vollbracht! Wir haben uns bei ihm gut aufgehoben gefühlt. Liebe Grüße aus Jessen Ines und Detlef Mann

Ines Mann
20.05.2013

Ja hoppla, wer meckert da über fehlende Fotos. Die hat ja wohl jeder im Kasten! Das unser Busfahrer immer dabei war und mit seiner ruhigen, aber präsenten Art für unser Wohl gesorgt hat, ist ja wohl logisch. Haben Sie ihm, Frau Hoffmann, zum Abendbrot mal ein Bier spendiert? Was soll`s, die Reise war sehr gut. An solchen Kleinigkeiten muss man sich nicht reiben. Unser Fotobuch ist fertig und es war nicht einfach, die Fotos dafür auszuwählen. Wir zehren davon und nochmals, liebe Frau Janosch und Herr Marks, danke für diese Reise! Wir haben diese in allerbester Erinnerung!

Ines Mann
06.06.2013