Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

07.08. – 16.08.2015, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Normandie und Bretagne - das ist die Natur mit ihren Schönheiten, das ist die Geschichte zweier Weltkriege, das ist die einzigartige Architektur in den Städten, das ist der raue Atlantik, das sind Wind und Wetter und die Gezeiten.
Ein Reisebericht von
Marina Sedlick

1. Tag_07.08.2015


Ein heißer Sommer in diesem Jahr und wir sind mittendrin. Wir starten in Dresden und durchfahren Deutschland fast mittig auf dem Weg durch fünf Bundesländer. Bei 36 Grad Celsius haben wir 778 km bis zu unseren Tagesziel zurück zu legen: Metz. Dieser schönen Stadt an der Mosel widmen wir am Abend einen Spaziergang und sehen die Kathedrale Saint-Etienne vom letzten Sonnenlicht beleuchtet. Wir bummeln bis zur Kirche Temple Neuf, dann zieht ein heftiger Wind auf. Auf dem Rückweg zum Hotel bestaunen wir das rege Treiben der Franzosen in den Lokalitäten dieser sehenswerten Hauptstadt Lothringens. Hier steppt der Bär am Freitag Abend.

2. Tag_08.08.2015


Das zentrale Thema dieses Tages ist der erste Weltkrieg. Wir sind in Verdun mit unserem örtlichen Reiseführer, Herrn Lewerenz, verabredet. Er versteht es mit seinem großen Wissen, uns sehr anschaulich das Geschehen der Schlacht um Verdun im Jahr 1916 nahe zu bringen. Wir besichtigen mit ihm das Beinhaus und stehen vor dem Feld mit den unzähligenen weißen Kreuzen für die gefallenen Soldaten dieses Stellungskrieges. Er berichtet von den unmenschlichen Lebensbedingungen im Fort Douaumont. Und davon, was dieser Krieg für die Stadt Verdun bedeutete. Fast 100 Jahre später hat Grün das einstige Schlachtfeld überzogen. Und im Panzerturm sind Feldermäuse zu Hause. Am Nachmittag setzen wir unsere Reise durch die Region Champagne fort und besuchen in Compiègne das Museum "Wagon de l'Armistice". In dem ausgestellten Eisenbahnwaggon wurde am 11. November 1918 das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das den 1. Weltkrieg beendete. Ein zweites solches Abkommen wurde in diesem Waggon im Juni 1940 mit der Kapitulation Frankreichs gegenüber dem Deutschen Reich ebenfalls dort besiegelt. Ein neu aufgestellter Ring als Mahnmal enthält das Wort Frieden in allen Sprachen. Nach diesem Eintauchen in die Geschichte beziehen wir unser Hotel in Rouen. Und trinken einen Cidre. Das Nationalgetränk der Normannen.

3. Tag_09.08.2015


Heute treffen wir Francoise und Myriam, die uns mit auf einen Streifzug durch ihre Stadt nehmen: Rouen. Wir bestaunen die Kathedrale von außen und von innen und die anderen gotischen Kirchen der Stadt, sehen den Uhrturm inmitten der Fachwerkhäuser, das imposante Gerberviertel und enden an der Kirche, die Jeanne d'Arc gewidmet wurde. Ein großes Kreuz erinnert an den Ort der Verbrennung der französischen Nationalheiligen am 30. Mai 1431. In der Freizeit schauen wir uns in der Markthalle um, die gebäudetechnisch mit der Kirche verschmolzen scheint. Vergangenheit und Gegenwart. Am Nachmittag fahren wir nach Etretat und nehmen uns die Zeit für schöne Wanderungen zu den kuriosen Felsformationen an der Küste. Auf einem oder sogar beiden Felsentoren seitlich der Strandpromenade angekommen, lassen wir uns nach dem Aufstieg den Wind um die Nase wehen und halten die Steilküsten als schönes Fotomotiv fest. Ein bisschen Fantasie braucht es auch, um einen Elefantenrüssel und ein trinkendes Pferd und eine Nadel zu erkennen.

4. Tag_10.08.2015


In aller Frühe bestaunen wir heute die Pont de Normandie, die Schrägseilbrücke, die mit 856 m die größte Spannweite in Europa besitzt und die über die Seine-Mündung die Stadt Le Havre mit Honfleur verbindet. Wir schauen uns im Museum das Baugeschehen um den Schlussstein der Brücke an und sind beeindruckt von der ingenieurtechnischen Meisterleistung. Das Ortseingangsschild von Honfleur weist vier Blumen im landesweiten Wettbewerb um die grünste Stadt aus. Und das sieht man auch im Ort, überall grünt und blüht es. Wir sehen die Kirche St. Leonard mit den wundervoll gezeichneten Buntglasfenstern, die ungewöhnliche, hölzerne St. Catherines Kirche, die bunten Häuser am alten Hafenbecken. Wir bummeln. Dann geht es weiter im Departement Calvados zur Distillerie des Chateau de Breuil en Auge, wo wir durch den wunderschönen Schlosspark spazieren und einen Blick in den Lagerkeller des Calvados werfen. Den bernsteinfarbenen Apfelbranntwein aus der Normandie. Kostprobe inklusive. Der hat es in sich. Am Nachmittag dann sind wir in Arromanches und sehen an den Strandabschnitten der Normandie die verlassenen Mulberrys, die künstlichen Häfen der Alliierten, die hier am 6.6.44 landeten, dem sogenannten D-Day. Im 360-Grad-Kino beeindrucken uns die Bilder dieser Ereignisse. Es gibt Beifall für die Friedensbotschaft am Ende des Films. Unten am Strand und bei Ebbe ist zu sehen, dass sich auch hier die Natur ihr Territorium zurück geholt hat. Die eisernen Überreste der Landungsbrücken sind überwuchert mit Seetang und Muscheln. Wir fahren weiter nach St. Malo und beobachten bei einem Spaziergang auf der Promenade den größten Gezeitenunterschied Europas.

5. Tag_11.08.2015


Heute wollen wir das Wahrzeichen der Normandie besuchen, den Mont-Saint-Michel. Die Bretonen hätten ihn gerne, doch er liegt nun mal geografisch eindeutig in der Normandie. Für den Klosterberg nehmen wir uns richtig Zeit. Mit den speziell angefertigten Bussen fahren wir bis fast zum Eingang des Berges. Dabei können wir sehen, dass die in den letzten Jahren vorgenommenen Maßnahmen zur Renaturierung erfolgreich sind. Wir sind früh dran und so kommen wir im Berg gut vorwärts bis zum Klostereingang. Mit einem Audioguide kann nun jeder sein Tempo bei der Klosterbesichtigung selbst bestimmen. Am Nachmittag sind wir dann bereits in der Bretagne, in Cancale, der Austernhauptstadt. Der Himmel öffnet seine Schleusen und wir finden einen Unterschlupf für unser Picknick am Strand und improvisieren ein bisschen. C'est la vie! Und schlürfen diese Meerestiere und bilden uns dazu eine Meinung: schmeckt, schmeckt nicht oder gerade so, na ja. Wer sich nicht dafür begeistern kann, dem mundet der Käse aus der Normandie. Und das ganze wird garniert mit Cidre und Calvados. So lässt es sich leben! Am späten Nachmittag sind wir wieder in St. Malo und machen eine Fahrt mit dem Petit Train. 

6. Tag_12.08.2015


Der Wettergott hat ein Einsehen und lässt es heute schön sein. Denn es gibt Natur pur. Erst lassen wir uns am Cap Frehel die Haare vom Wind zerzausen und stellen fest, dass diese Möven hier kein Brot wollen. Dann bestaunen wir bei Ebbe die Landschaft der Obelix'schen Hinkelsteine bei Ploumanac'h bei einem Spaziergang auf dem alten Zöllnerpfad. Dass sich früher Schmuggler in dieser unwirklichen Landschaft verstecken konnten, können wir in dieser Umgebung gut nachvollziehen. Mit ein bisschen Fantasie bekommen die Steingebilde auch Namen. Den Nachmittag beschließen wir mit einer Besichtigung der vielen Figuren der Kalvarienberge der Bretagne in Guimiliau, einem kleinen Ort, südlich von Morlaix gelegen. Die Holzschnitzereien in der Kirche des Pfarrbezirkes sind sehr detailreich und geben den Figuren ein lebendiges Aussehen. Am Abend beziehen wir unser Quartier in Quimper.

7. Tag_13.08.2015

An diesem Tag mussten wir uns entscheiden: entweder nehmen wir uns alle Zeit der Welt für die Erkundung von Quimper oder wir machen einen schönen Ausflug in die Umgebung. Die Entdecker machten sich nicht ganz so früh auf den Weg zum westlichsten Punkt der Bretagne, dem Pointe du Raz. Beim Spaziergang zum Leuchtturm können wir erahnen, wie hier die Gischt ans Ufer spritzt, wenn so richtig Seegang aufzieht. Wir aber wandern im Nebel an die Spitze und erahnen den Leuchtturm auf der vorgelagerten Insel. Als es dann richtig zu schütten anfängt, ziehen wir uns in eine Creperie zurück und essen einen typisch bretonischen Buchweizenpfannkuchen, eine Galette. Quasi um die Ecke vom Pointe du Raz liegt der Traumstrand Baie de Trepasses. Mit dem Kaffee to go aus dem Bus laufen wir dem Atlantik entgegen. Am Nachmittag besuchen wir den sehr idyllischen Ort Locronon, wo sich Efeu und Wein malerisch an den Häusern entlang ranken und die Kirchenfiguren sehr ausdrucksstarke Gesichter haben. So auch der heilige Ronan, um den sich wiederum eine Legende rankt. Bei uns liegt alles in Nebelschwaden. Nach einem Gläschen Chouchen, dem bretonischen Pendant zum Cidre, merken wir den Regen nicht mehr so deutlich. Der darin enthaltene Honig ist auch gleich gut für den Hals bei diesem Wetter. Prost!

8. Tag_14.08.2015


Was macht das Wetter? Es regnet. Wir lassen uns nicht abschrecken und sehen uns das Schloss Keriolet von außen an. Hier mal Geburtstag feiern? Machen wir das nächste Mal. Das Städtchen Concarneau ist unser zweites Ziel heute. Die Ville Close, die geschlossene Stadt innerhalb der sie umgebenden Festungsmauer, lädt zum Bummeln ein. Allerdings mehr zum Pfützenspringen auf dem Wehrmauergang. Verdächtig umsatzträchtig ein Laden mit Regenjacken. Wir sehen noch einen Händler ungewöhnliche Muscheln feilbieten, dann sind wir wieder im Bus. Fahren zu den Menhirfeldern von Carnac. Springen vom Bus in den Petit Train. Die Strecke des Zuges zeigt uns die Umgebung und führt an den drei Steinfeldern vorbei. Ein bisschen unheimlich das Ganze, bis heute weiß keiner, warum die vielen Steine so und nicht anders da verstreut liegen. Am Nachmittag schippern wir auf einem Boot über den Golf von Morbihan, sehen die zahllosen Inseln und stellen fest, dass es eine große Anzahl an Fortbewegungsmöglichkeiten auf dem Wasser gibt. Und wir glauben es kaum, die Sonne kommt raus, so wie wir wieder Land betreten. Am Abend treffen wir in Vannes ein. Auch da steppt der Bär an einem Freitagabend im Zentrum und von einer Bühne kommt Musik. Und wir sehen Bretonen in ihrer typischen Tracht mit den weißen Spitzenhäubchen.

9. Tag_15.08.2015


Nun heißt es schon langsam wieder Kilometer machen, wir haben ein halbes Tausend davon zurück zu legen. Zunächst geht es Richtung Nantes. Zwei wichtige Sehenswürdigkeiten wollen wir uns aber nicht entgehen lassen: das Schloss von Angers, eher eine Burg mit 17 dicken Türmen aus dem 13. Jahrhundert. Innen eine Kostbarkeit: die berühmten Teppiche der Apokalypse, 133 m lang, 6 m hoch. Sehenswert. Dann geht es in Richtung Le Mans weiter. Am Nachmittag dann die mächtige Silhouette der gotischen Kathedrale von Chartres. Wundervolle, detailreiche Fenster erzählen Geschichten. Und wir nennen es mal Glück, dass der 15.08. der Tag Marias Himmelfahrt ist und Frankreich ein katholisches Land und in der Kathedrale von Chartres eine heilige Reliquie aufbewahrt wird: ein Stück einer Tunika, die die Jungfrau Maria bei der Verheißung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel getragen haben soll. Wir müssen die Reliquie nicht suchen, sie ist Bestandteil der Heiligen Messe, während der wir die Kirche besichtigen dürfen. Chorale Klänge begleiten unsere Erkundungen und lassen uns inne halten. Wie schön! Am Abend beziehen wir im Pariser Vorort Creteil unser Hotel.

10. Tag_16.08.2015


Heute geht es nach Hause. Bei Reims in der Champagne schließt sich der Kreis der Rundreise. Die Kathedrale und Krönungsstätte der französischen Könige bleibt in Nebelschwaden verborgen. 1100 Autobahnkilometer sind es bis zur Endstation in Dresden, wieder quer durch Deutschland. Am Ende der Reise werden wir 4090 Kilometer zurück gelegt und viel gesehen und erlebt haben. Und wir haben ein Gefühl für das "savoir vivre", das Lebensgefühl der Franzosen, bekommen. Nur an der sprichwörtlichen Gelassenheit, an der müssen wir noch etwas arbeiten. Also a bientot - auf bald!

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