Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

16.06. – 25.06.2024, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Während unserer Rundreise durch die Normandie und die Bretagne erlebten wir idyllische Landschaften, malerische Altstädte, großartige Kathedralen und faszinierende Küsten. In Lothringen und an der normannischen Côte de Nacre besuchten wir Orte, die bis heute von den Spuren furchtbarer Kämpfe im I. und II. Weltkrieg gezeichnet sind.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag 16.6.2024 Anreise nach Metz

Am frühen Morgen starteten wir bei noch kühlen Temperaturen unsere Reise am Dresdner Flughafen. Wenig später jedoch bescherte uns das morgendliche Sonnenlicht Wärme und wunderschöne Aussichten in die Landschaften des Vogtlands und Thüringens. Nach Zustiegen weiterer Gäste bei Chemnitz und Eisenach sowie einer Mittagspause bei Frankfurt a. M. erreichten wir am Nachmittag Metz, die alte Hauptstadt Lothringens. Sie ist heute die Metropole der Lorraine und somit Teil der Region Grand Est. Wir stiegen vor dem zu französischer Zeit errichteten Operntheater an der Mosel aus und besichtigten zuerst die imposante Kathedrale. Sie hat das dritthöchste Kirchengewölbe unter den Kathedralen Frankreichs. Von ihren prachtvollen Glasfenstern beeindruckten uns besonders die von Marc Chagall geschaffenen Fenster. Nach dieser Besichtigung unternahmen wir noch einen gemeinsamen Rundgang durch die Altstadt von Metz, bei dem wir über den malerischen langgezogenen mittelalterlichen Marktplatz St. Louis staunten. Dann ging es zurück über die Moselbrücke zur Insel Petit Saulcy, wo wir die evangelische Kirche sahen sowie zum Operntheater. Hier stiegen wir wieder in unseren Bus ein, der uns in unser Hotel in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs von Metz brachte.
Gut eine halbe Stunde nach unserem Check-In trafen wir uns in der Lobby des Hotels. Dort lernten wir die zuvor per Eigenanreise in Metz eingetroffenen Gäste kennen und gingen gemeinsam zum Abendessen, dass in dem Restaurant Brasserie ABC Metz stattfand.
Nach einem sehr guten Abendmenü unternahmen einige von uns noch einen kleinen Spaziergang, während andere gleich zurück zu unserem Hotel gingen.

2. Tag Montag, 17.06.2024 Schlachtfelder von Verdun, Rouen

Gestärkt durch ein gutes Frühstück luden wir unsere Koffer in den Bus und fuhren nach Verdun. Da wir etwas früher ankamen, konnten wir zuvor noch einige Fotos machen und die öffentlichen Toiletten nutzen. Dann kam die örtliche Fremdenführerin Madame Ursula Mériot, die uns in den nächsten drei Stunden sehr sachkundig und kenntnisreich führte. Zuerst besichtigten wir gemeinsam das Fort Douaumont, das 1916 im Zentrum der Kämpfe des I. Weltkriegs in Frankreich stand. Es dokumentiert heute das Grauen des Krieges mit all seinen schrecklichen Ereignisse, die sich hier im Jahr 1916 zugetragen haben. Dann fuhren wir zu den 1932 eingeweihten Beinhaus, unter der sterblichen Überreste von ca. 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten lagern. Über diesen Räumen im Untergeschoss des Beinhauses erhebt sich eine langgestreckte Krypta, deren Mauern die Namen der identifizierten Gefallenen tragen. Nach unserer Besichtigung der Krypta sahen wir einen Film, der uns sehr eindrücklich die Ereignisse an der Front von Verdun vom Frühjahr bis zum Herbst 1916 vor Augen führte.
Stark betroffen ließen wir das Beinhaus und die vor ihm liegenden Gräberfelder hinter uns und fuhren wir nach Verdun zurück, wo wir Madame Mériot dankbar verabschiedeten.
Dann setzten unsere Reise fort, wobei wir zunächst bei der Mühle von Valmy eine Mittagspause einlegten. Hier errang die französische Revolutionsarmee am 20. September 1792 zum ersten Mal einen entscheidenden Sieg gegen die antifranzösische Koalitionsarmee. Anschließend ging es weiter in Richtung Normandie und gegen Abend erreichten wir unser Hotel bei Rouen.
Nach dem Check-In bezogen wir unsere Zimmer und trafen uns später im Restaurant des Hotels zum gemeinsamen Abendessen.


3. Tag Dienstag, 18. 06. 2024 Rouen, Étretat, Honfleur, Caen

Gespannt auf Normandie fuhren wir nach dem Frühstück und der Einladung unserer Koffer nach Rouen. Unsere Entdeckung von Normandie begann mit einer Stadtführung in Rouen durch die örtliche Führerin Madame Françoise Marchand. Sie brachte uns nahe, was die Normandie von Frankreich unterscheidet und zeigte uns die Kathedrale, die Gräber von den frühen Herzogen der Normandie, den alten Pestfriedhof, die Altstadt mit ihren hoch aufragenden Fachwerkbauten und die astronomische Uhr. Am Alten Markt erzählte sie uns die Geschichte von Jeanne d'Arc, deren Leben am 30. Mai 1431 hier auf dem Scheiterhaufen auf grausame Art endete. An ihren Tod erinnert das 20 m hohe Kreuz und die 1979 erbaute, ihr gewidmete Kirche, die Eglise Jeanne'Arc. Hier hinein flüchteten wir vor dem plötzlichen, starken Regen und lauschten Madame Marchand, die über die Kirche und ihre wunderschönen Glasfenster aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent sprach. Nach einer kleinen Pause gingen wir wieder zum Bus, der uns nun an die Normannische Küste bringen sollte.
In Étretat an der Cote d'Abattre, der Kreideküste der Normandie, hatte sich der Regen inzwischen verflüchtigt, so dass einige von uns mit großen Vergnügen die Kreideküste erwandern konnten, während andere die Strandpromenade bevorzugten oder in einem der Restaurants einkehrten. Diese imposante Küste, eingerahmt von der hellen Felswand der „Falais d'Aval“ links und der Steilküste der „Falaise d'Amont“ rechts, beeindruckt bei jedem Wetter, so auch bei tiefhängenden Wolken wie heute.
Im Laufe des Nachmittags setzten wir unsere Reise durch die Normandie fort, erreichten die Seine und mit ihr die 1994 eingeweihte „Pont du Normandie“. Sie ist insgesamt 2,241 Meter lang und war im Jahr ihrer Einweihung mit einer Hauptspannweite von 854 Meter die größte Schrägseilbrücke der Welt. Wir hielten an der Brücke und besichtigten sie von der über der Mautstelle eingerichteten Besucherbrücke. Welch ein Blick war das zur ca. 10 km langen Mündung der Seine über die weite Wiesenlandschaft hinweg ! Wie wunderbar leicht wirkte die „Pont de Normandie“, wenn man sie aus dieser Perspektive betrachtet ! Dann fuhren wir gespannt über die Brücke und erreichten einige Minuten später das alte Hafenstädtchen Honfleur.
Hier legten viele Jahrhunderte lang die Handelsschiffe ab, um die Küsten Kanadas und Brasiliens anzusteuern. Auch der Seefahrer Samuel de Champlain stach von diesem Hafen aus in See bevor er 1608 am Sankt-Lorenz-Strom die erste Siedlung der späteren kanadischen Stadt Québec gründete. Im 19. Jahrhundert entdeckte eine jung Malergeneration aus Paris das malerische Städtchen, die hier eine neue Art der Malerei einwickelte. Sie sollte später unter dem Namen „Impressionismus“ weltbekannt werden. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert war es umgekehrt ein Sohn Honfleurs, nämlich Eric Satie, der als genialer Musiker und Komponist das Pariser Musikleben stark prägen sollte. Wir gingen zusammen zum Alten Hafen und besichtigten später die von Schiffszimmermeistern vollkommen aus Holz errichtete Kirche Ste Catherine. Dann blieb noch etwas Freizeit, in der wir die idyllische Stimmung in dem malerischen Städtchen genossen.
Nach diesen vier Highlights der Normandie, die wir heute erlebten fuhren wir durch die Untere Normandie zu unserem Hotel nach Caen, wo wir heute Abend übernachten sollten.
Im Restaurant Buguet's genossen wir später eine erlesenes Abendmenü. Anschließend unternahmen wir einen kleinen Spaziergang zu unserem Hotel, der uns an der Burg Wilhelms des Eroberer's vorbei führte.


4. Tag Mittwoch, 19.06.2024 Landungsstrände

Wenige Tage zuvor, vor 80 Jahren, landeten am 6.6.2944 die Alliierten an einer 98 km langen Küste der Unteren Normandie, die sich von Ouistreham an der Mündung der Orne im Osten bis nach Sainte-Mére-Eglise im Westen erstreckte. Unter unvorstellbar hohen Opfern unter den alliierten Soldaten begann hier die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom deutschen Faschismus.
Die einzelnen Abschnitte dieser Küste, die von Ost nach West die Namen SWORD BEACH, JUNO BEACH, GOLD BEACH, OMAHA BEACH und UTAH BEACH trugen, wollten wir heute besuchen. Nach dem Frühstück im Hotel und dem Einladen unserer Koffer fuhren wir zunächst zur Pegasus-Brücke bei Bénouville, mit der die SWORD BEACH begann. Sie ist benannt nach dem Flügelross Pegasus, das Wappentier der britischen 5. Fallschirmjägerbrigade, die in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1944 hier landete. 1994 baute man an ihrer Stelle eine neue Kanalbrücke, die von ihrem Vorgänger, die alte kleinere Brücke, den Namen übernahm.
Anschließend ging es an die GOLD BEACH nach Arromanches. Hier wurde unmittelbar nach der Landung ein Mulberry Hafen gebaut, der die ersten lebensnotwendigen Transporte für die Alliierten Truppe ermöglichte. Wir fuhren zuerst zum Aussichtspunkt, von wo man sich die Lage des Pontonhafens anhand der vor der Küste zurückgelassenen einzelnen Pontonelemente vorstellen konnte. Dann gingen einige von uns in das Rundkino, um den Film über den D-Day zu sehen, während andere hinunter in den Ort spazierten.
Vor dem Museum, das die Landung der Alliierten in Arromanches dokumentiert, holte uns unser Bus später ab.
Dann fuhren wir weiter zur OMAHA BEACH und erreichten die Küste von Point du Hoc. Hier kletterte ein Rangerbataillon von 225 Soldaten mit Seilen und Leitern an der Steilküste hinauf, um die deutsche Stellung, die von hier aus die Abschnitte OMAHA und UTAH BEACH beschoss, auszuschalten. Sie wurden jedoch zunächst von den deutschen Soldaten massiv bekämpft und eingekesselt, bevor in der Nacht zum 8. Juni das 116. US-Infanterieregiment und ein weiteres US-Rangerbataillon diesen Küstenabschnitt vollständig einnehmen konnte.
Zum Abschluss unserer Fahrt entlang der Landungsstrände der Alliierten am 6. Juni 1944 erreichten wir St. Mére Eglise an der UTAH BEACH. Dieser Ort ist bekannt für ein schreckliches Ereignis, dass sich hier bei der Landung der 82. amerikanischen Airborne Division zugetragen hatte. Unmittelbar vor ihrer Landung war ein Haus im Zentrum des Dorfes durch eine Bombe in Brand geraten und während die deutschen Besatzer sowie viele Dorfbewohner den Brand löschten, gingen einige Falschirmjäger dieser Division über dem hell erleuchteten Platz an der Kirche nieder. Sie wurden zum leichten Ziel für die deutschen Soldaten. Von diesen Falschirmjägern überlebte nur einer, John Steel, da sein Fallschirm an der Kirchturmspitze hängen blieb und er versuchte, sich tot zu stellen. Er geriet später in Haft, konnte jedoch fliehen und sich seiner Fallschirmjägerdivision wieder anschließen. In der Kirche erinnert heute ein Glasfenster an diese Geschehnisse.
Anschließend ging es durch die schöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie am Mont-Saint-Michel vorbei in die Bretagne.
Unser Hotel lag wieder in der Altstadt. Jedoch mussten wir unsere Koffer vom Busausstieg über das Kopfsteinpflaster dort hin rollen, was für einige von uns beschwerlich war.
Zum Abendessen sind wir später in das Restaurant des Hotel Chateaubriand gegangen, wo wir in einen sehr schönen Saal speisten.


5.Tag Donnerstag, 20.06.2024 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo

Wie schön heute den Koffer im Zimmer zu lassen und ohne Gepäck in den Bus einzusteigen. Auf unserem Programm stand heute zuerst die Besichtigung der Abtei des Mont-Saint-Michel, die als „Wunder des Abendlandes“ weltweit berühmt ist. Um zu ihr zu gelangen, verließen wir die Bretagne und fuhren ein kleines Stück in die Untere Normandie. Dort genau an der Grenze zwischen der Normandie und der Bretagne erhebt sich die imposante Abtei oberhalb eines Inselberges.
Leider wurde unser Besuch jedoch durch die schlechte Organisation der Shuttles, die vom Besucherzentrum zum Mont-Saint-Michel fahren, lange verzögert. Trotzdem die Shuttles nur halb besetzt waren, durfte unsere Gruppe nicht einsteigen. Zudem mussten wir, obwohl wir eine Reservierung hatten, den Schulklassen dort den Vortritt lassen. Nachdem wir endlich in einem mit Schulklassen überfüllten Shuttle am Mont-Saint-Michel ankamen, gingen wir gemeinsam hinauf zur Abtei. Nach einem weiteren umständlichen Prozedere am Eingang der Abtei, konnten wir mit den Tablets, die wir für unseren Besuch bekamen, unseren Rundgang durch die Abtei beginnen. Raum für Raum erschlossen wir uns das legendäre Kloster, in dem der Normannenherzog Richard II. Judith de Bretagne heiratete und das von französischen Königen und Pilger aus ganz Europa aufsucht wurde. Da es im 100jährigen Krieg den Engländern nie gelang sie zu erobern, hatte sie seitdem für Frankreich eine enorm hohe Bedeutung.
Voll von Eindrücken vom Mont-Saint-Michel fuhren wir am Nachmittag wieder zurück in die Bretagne, wo wir die Austernhauptstadt der Nordbretagne Cancale erreichten. Hier konnten wir einen riesigen Austernpark überblicken, der bei Ebbe gerade gut zu sehen war. Wir sahen die Tische mit den darauf liegenden Säcken voller Austern, die hier wunderbar im Wechsel der Gezeiten gedeihen. Von der Qualität der hiesigen Austern konnten wir uns gleich bei einer Austerverkostung erfreuen. Unmittelbar am Meer probierten verschiedene Austernarten wie Huitre creuse (Pazifische Felsenauster) oder Huitre plat (Europäische Auster), die wir von an den Ständen der Austernverkäufer erwarben. Mit Baguette, einem guten Wein und, wer wollte, einigen Zitronen probierten wir die frischesten Austern, die man bekommen kann, da sie erst vor Kurzem von den Austernfischern geliefert wurden. Für einige unter uns waren die Austern eine Entdeckung, für andere, die bereits zu den Kennern zählten, ein wahrer Genuss.
Nach unserer Rückkehr nach Saint Malo genossen wir den Spätnachmittag für eigene Erkundungen in der alten Korsarenhochburg mit ihrer kompletten Stadtmauer, die wunderbare Ausblicke auf ihre Häfen sowie ihre vorgelagerten Inseln bietet.
Am Abend gingen wir wieder in das Restaurant des Hotels Chateaubriand, wo wir in sehr einer wunderschönen Atmosphäre unser Menü genossen.


6. Tag Freitag, 21.06.2024 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau

Heute morgen, nach dem wir die Koffer wieder in unseren Reisebus geladen hatten, nahmen wir mit einigen Lebensgeschichten der Seefahrer und Korsaren dieser Stadt, die uns unsere Reiseleiterin erzählte, Abschied von Saint-Malo. Dann ging es über ein Brückenbauwerk besonderer Art, das erste große Gezeitenkraftwerk der Welt, das sich unter der Straßenbrücke, die über die Rance führt, befindet. Mit insgesamt 24 Generatoren nutzt es den Tidenhub von mehr als 10 m in diesem Küstenabschnitt aus. Es kann soviel Energie erzeugen, um den gesamten Energiebedarf der Hauptstadt der Bretagne Rennes mit ca. 223 000 Einwohnern zu erfüllen. Bis zum August 2011 war es das größte Gezeitenkrafwerk der Welt.
Unsere Rundreise durch die Bretagne führte uns an diesem Tag zu zwei spektakulären Küstenlandschaften. Zuerst fuhren wir an dem bekannten Seebad Dinand vorbei und erreichten die Côte d'Emmeraude, die Smaragdküste, mit ihren weiten, flachen Buchten und steilen Felsklippen. Am Cap Fréhel, einer 70 m hohen Steilküste, legten wir eine längere Pause ein, um dieses bezaubernde Naturparadies zu erwandern. Ein wunderschöner Rundweg führt seit Kurzem an der Küste entlang zum Leuchtturm und zur Spitze des Caps. Während sich rund um den Leuchtturm ein Teppich aus violetter Erika und gelben Ginster ausbreitet, fasziniert die Vogelwelt an den steil aufragenden Felsen des Cap. Es war für uns kaum zu fassen, was für eine einzigartige Naturszenerie uns hier umgab.
Anschließend nahmen wir Kurs auf die nächste bretonische Küste. Es sollte nun die Côte de Granit Rose, die rosafarbene Granitküste, sein. Hier angekommen, machten wir zuerst unsere Mittagspause, wobei einige Gäste von uns unser „Bordmenü“ nutzten, während andere im Ort einkehrten. Dann wanderten wir entlang des alten Zöllnerpfades an bizarren Granitfelsen entlang, entdeckten hier einen schlafenden Hasen, dort ein schlangenhaftes Untier, ganz nach Belieben unserer Fantasie.
Dann kehrten wir dieser spektakuläre Felslandschaft den Rücken und fuhren ins Hinterland der Bretagne. Hier war der Kalvarienberg in Guimiliau im Departement Finistère, einer der berühmtesten Kalvarienberge dieser Region, unser Ziel. Ein breites Triumphtor führt zum Kirchhof, der durch die Kirche und das Beinhaus, beides Bauten aus dem 16. Jahrhundert, und eine gemauerte Einfriedung gerahmt wird. In der Mitte dieses Kirchhofs befindet sich der zwischen 1581 und 1588 geschaffene Kalvarienberg. Bis zu 200 Figuren versammeln sich in eindrucksvollen Passionszenen unter einem hoch aufragenden Kreuz. Es ist kaum vorstellbar, wie es dem Meister dieses Kalvarienberges möglich war, diese vielen Figuren aus dem harten Granitstein zu meißeln. Auch die Kirche beeindruckte uns aufgrund ihrer prachtvollen Ausstattung, wie z.B. eines wunderschönen Taufpavillons.
Voller Eindrücke fuhren wir anschließend weiter nach Quimper, wo wir im Hotel Escale Océania für zwei weitere Nächte blieben. Unserem Abendmenü im Restaurant unseres Hotel gehörte zu den Besten Menüs unserer Reise.


7. Tag, Samstag, 22.06.2024 Locronan und Pointe du Raz

Da alle Teilnehmer unserer Reisegruppe den heutigen fakultativen Ausflug nachgebucht hatten, starteten wir heute in gewohnter Runde. Zuerst besuchten wir das durch Filme wie Filme "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle und „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft“ von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret bekannt gewordene Locronan. Seit seiner Entdeckung durch die Filmwelt sollen ca. 30 Film, vorwiegend Mantel und Degen Filme, hier gedreht worden sein.
Das Dorf liegt in der historischen Landschaft der Cornouaille und wurde benannt nach dem Heiligen Ronan. Er kam im 7. Jahrhundert aus Irland hierher, um die Bretagne zu missionieren und wurde später in der Kirche bestattet. Legenden erzählen, dass er den Bewohnern des Dorfes seinerzeit auch das Weben von Leinen beigebracht habe. Fakt ist, das sich die Bewohner Locronans im Laufe der Jahrhunderte auf die Herstellung von Segeltuch spezialisierte, für das es lange Zeit an der Küste einen großen Bedarf gab.
Im 19. Jahrhundert viel das Dorf in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst vor wenigen Jahrzehnten durch die Filmwelt und den Tourismus geweckt wurde. So blieben die prächtigen Renaissancegebäude sowie der malerische Markplatz mit seinem Brunnen unverändert erhalten.
Anschließend begannen wir unsere Rundfahrt auf dem Cap Sizun, einer Landzunge, die 30 km in den Atlantischen Ozean hineinreicht. Sie teilt die im Norden befindliche Irois See von dem Golf von Biskaya im Süden. Wir legten einen Fotostopp am Cap du Van ein, wo man eine sehr gute Sicht hat auf die Pointe du Raz, die Spitze des Cap Sizun, hat.
Dann errichten wir den Parkplatz an der Pointe du Raz und nahmen uns Zeit, um die bizarre Pointe du Raz auf einen ca. 15 minütigen Fußweg zu erwandern. Fantastischer Weise sahen wir sogar die Ile de Sein mit ihren Häusern für einige Minuten, dann war sie wieder hinter einem Wolkenschleier verborgen. Die vielen Felsriffe an der Küste und die gefährlichen Strömungen im Meer verursachten in der Vergangenheit hier sehr viele Schiffsbrüche. Um sie zu verringern errichtete man seit Ende des 19. Jahrhunderts zwei Leuchttürme. Heute ist die Passage der Pointe du Raz für den Schiffsverkehr gesperrt.
Am frühen Nachmittag verließen wir diese spektakuläre Küste der Pointe du Raz, um an der Südküste zurück nach Quimper zu fahren. Dabei kamen wir durch das Bigoudenland, in dem die Damen als Antwort auf die Zerstörung ihrer Kirchtürme durch königliche Truppen im 17. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Stempelpapierrevolte sehr hohe Hauben kreierten, die sie noch heute zu besonderen Festen tragen.
In Quimper angekommen hatten wir noch einige Stunden Zeit, die wunderschöne Altstadt am Ufer der Odet mit ihrer prächtigen Kathedrale Saint Corentin, ihren stimmungsvollen Gassen, ihren gemütlichen Kaffees und hinreißenden Läden zu erkunden.
Später trafen wir uns wieder im Restaurant unseres Hotels zu einem köstlichen Abendmenü.


8. Tag, Sonntag, 23.06.2024 Concarneau, Carnac, Vannes

Nachdem wir am Morgen unsere Koffer eingeladen hatten starteten wir unseren letzten Tag in der Bretagne mit neuen Zielen.
Zuerst erreichten wir die Hafenstadt Concarneau, die in den letzten Jahren durch die Krimiserie von Jean-Luc Bannalec hochberühmt geworden ist. Wir erkundeten gemeinsam die Altstadt, die einst eine wichtige Festung an der bretonischen Küste war und sich heute ganz auf den Tourismus eingestellt hat. Die Fischerei erlitt 1905 einen tiefen Einbruch, als die Sardinenschwärme plötzlich ausblieben und die Fischer keine Arbeit mehr hatte. Künstler aus dem nahe gelegenen Pont-Aven kamen in dieser Situation auf die Idee, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die Fischerfamilien zu veranstalten. Daraus ging die Fête des Filets Bleus, Festival der blauen Netze, hervor, das heute jedes Jahr Mitte August großartig gefeiert wird.
Nachdem wir uns in Corarneau umgesehen, die Markhalle besucht oder auf ein Getränk im „Amiral“ eingekehrt waren setzten wir unsere Rundreise auf der Schnellstraße N165/ E60 fort. So kamen wir an Pont-Aven vorbei. Hier hatte sich im Jahr 1886 Paul Gauguin niedergelassen und inspiriert von der bretonischen Umgebung seinen Stil gefunden. Zusammen mit seinem Freund Émil Bernard gründete er die „Schule von Pont-Aven“, die grundlegend für die Entwicklung der Klassischen Moderne wurde.
Gegen Mittag kamen wir in das Departement Morbihan, wo wir die weltberühmten Megalithanlagen von Carnac besuchten. Die Steinreihen von Le Menec, wo wir unseren Bus parkten, erstrecken sich über 11 Steinreihen von bis zu 3 m hohen Menhiren auf einer Fläche von einem Kilometer. Die gesamte, aus der Jungsteinzeit stammende Anlage ist ca. vier Kilometer lang und erstreckt sich über mehrere Abschnitte. Wenn eine schlüssige Erklärung für diese 6000 Jahre alte Anlage noch nicht gefunden wurde, so kann man zumindest vermuten, dass es sich hier um die älteste bisher bekannte Kultstätte der Menschheit handelt.
Nachdem wir uns in den Anlagen von Carnac genügend umgesehen hatten, stiegen wir wieder in unseren Reisebus und kamen wenig später nach Vannes, der Hauptstadt des Départements Morbihan. Hier erwartete uns unsere örtliche Stadtführerin Kristin mit einer flotten Begrüßung auf Bretonisch. Dann führte sie uns zu den schönsten Sehenswürdigkeiten ihrer malerischen Altstadt und berichtete uns von den großen Begebenheiten in der Geschichte Vannes. In dieser Stadt wurde schon im 9. Jahrhundert ein Königreich der Bretagne durch Herzog Nominoë gegründet. In den folgenden Jahrhunderten war Vannes ein selbständiges Herzogtum, bevor durch einen 1532 hier geschlossenen Vertrag die Bretagne ein Teil des Königreichs Frankreich wurde.
Nach dieser interessanten Stadtführung erreichten wir unser Hotel, in dem unsere Busfahrer in der Zwischenzeit schon die Koffer ausgeladen hatten. Zu unserer Überraschung bekamen wir hier erst einmal einen Cidre als einen Welcomedrink bevor wir unsere Zimmer bezogen. Am späteren Nachmittag hatten wir Gelegenheit, uns auszuruhen oder die Altstadt von Vannes individuell zu durchstreifen.
Am Abend trafen wir uns wieder zum Menü im Restaurant unseres Hotels.


9. Tag, Montag, 24.06.2024 Angers, Chartres, Pariser Raum

Nach fünf Tagen hieß es heute Abschied nehmen von der Bretagne. Wir luden unsere Koffer in den Bus und setzten unsere Fahrt auf der bretonischen Schnellstraße nach Südosten fort. Bei La Roche-Bernardt verließen wir die Bretagne am einstigen Grenzfluss Vilaine. Später kamen wir noch an Nantes vorbei, das als einstige Residenz der bretonischen Herzöge ursprünglich auch einmal zur Bretagne gehörten und heute Hauptstadt der Region Pays des la Loire ist.
Gegen Mittag erreichten wir das an dem Fluss Maine gelegene Angers. Die Stadt war viele Jahrhunderte Hauptstadt des Anjou. Ihre Herzöge gründeten das Geschlecht der Plantagenet, die als Könige von England ein Territorium regierten, das von Schottland bis zu den Pyrenäen reichte. Mit der Entmachtung der Plantagenet in Frankreich durch König Philippe Auguste gelangte das Herzogtum Anjou an die französische Krone. Die französische Regentin Blanka von Kastilien ließ Anfang des 13. Jahrhunderts eine mächtige Burg als Bollwerk gegen die Bretonen errichten, die später durch ihren Sohn Karl von Anjou ausgebaut wurde und heute noch erhalten ist. Im Innenhof der Burg steht heute ein vor wenigen Jahrzehnten errichtetes Museum, in dem der 1373-1380 in dem Pariser Atelier von Nicola Bataille gewebter Teppichzyklus zur Apokalypse des Johannes ausgestellt ist. Der Auftraggeber dieses Teppichs war der Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des französischen Königs Karl V., der den königlichen Hofmaler Jean de Bruges mit dem Entwurf dieses Teppichzyklus beauftragt hatte. Während einige von uns diesen bedeutenden Teppichzyklus besichtigen, erkunden andere die Altstadt von Angers mit ihrer Kathedrale vor der gerade äußerst spannende archäologische Ausgrabungen stattfinden, oder kehrten ein.
Nach der Mittagspause in Angers ging es weiter nach Norden, wo noch eine bedeutende Sehenswürdigkeit erwartete. Südlich von Paris bogen wir ab nach Chartres und besichtigten dort die weltberühmte Kathedrale. Abgesehen von ihrem Nordturm ist sie seit ihrer Errichtung vollkommen erhalten geblieben. Sie wurde nach dem Brand ihres Vorgängerbaus in sage und schreibe 26 Jahren errichtet und verfügt über den größten und ältesten Bestand an mittelalterlicher Glasmalerei in Frankreich. Architektonisch nimmt sie eine Schlüsselstellung unter den Kathedralen Frankreichs ein und ist seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe. Darüber hinaus zeigt ihre Westportal die ältesten Zeugnisse der mittelalterlichen Bauplastik.
Nach unserer Besichtigung dieser einzigartigen Kathedrale bot sich noch ein Rundgang durch die Altstadt an. Dann stiegen wir wieder in unseren Reisebus und erreichten nach mehreren Staus auf den Autobahnen um Paris am Abend das letzte Hotel unserer Reise: das Hotel Paxton Residence in Ferrières-en-Brie. Im Restaurant des Hotel speisten wir noch einmal sehr gut.


10. Tag Dienstag, 03.07.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden

Am frühen Morgen luden wir zum letzten Mal unsere Koffer in den Bus und starteten unsere Rückreise nach Hause. Gegen Mittag erreichten wir unseren ersten Ausstieg am Hotel Best Western in Metz, dann legten wir auf der letzten Raststätte in Frankreich ein Mittagspause ein. Anschließend ging es zur französisch-deutsche Grenze, wo wir beinahe einen französischen Grenzbeamten mitgenommen hatte, da unser Busfahrer nicht gesehen hatte, dass er noch im Bus ist. In schneller Fahrt ging es dann zum Autohof bei Grünstadt, wo weitere Gäste ausstiegen. Später hatten wir längeren Staus zu kämpfen. Daher kamen wir beim nächsten Ausstiegen bei Eisenach mit einer Stunde Verspätung an. Dann konnten wir noch etwas Zeit aufholen, so dass wir beim Ausstieg von Chemnitz nur noch ½ Stunde Verspätung hatten und mit ca. 25 Minuten Verspätung schlian unserem Ausgangspunkt am Dresdner Flughafen eintrafen. Hier endete unsere schöne Reise, von der wir aus Lothringen, aus der Normandie und aus der Bretagne einzigartige Reiseerlebnisse nach Hause mitgenommen haben.

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