Reisebericht: Rundreise Frankreich – Gärten und Schlösser der Normandie

17.08. – 27.08.2024, 11 Tage Busreise durch die Normandie mit Reims – Giverny – Rouen – Atlantikküste – Etretat – Le Havre – Honfleur – Caen – Mont Saint Michel – Chartres – Schloss Fontainebleau


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Sanfte Hügel, grüne Wälder und Apfelbaumwiesen im Landesinneren, 600 Kilometer Küste mit Sandstränden und den steilen Klippen der Kreidefelsen: die Normandie bietet abwechslungsreiche Landschaften mit einer reizvollen, vom Golfstrom begünstigten Vegetation. Die Region blickt auf eine bewegte, mehrere tausend Jahre alte Geschichte zurück. Auch die Spuren der Geschichte des 20. Jahrhunderts sind allgegenwärtig. Die Landung der Alliierten am 06.Juni 1944 haben die Geschichte sowie die Erinnerung der Menschen in Frankreich, Europa und der ganzen Welt geprägt. Die schicksalsträchtigen Orte sind nun die traurigen Symbole für Frieden und Freiheit. Heute leben hier 3,3 Millionen Menschen, die sich über das Interesse an ihrem Land, ihrer Geschichte und ihren regionalen Produkten freuen.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

17.08.2024 Anreise von Dresden nach Reims im komfortablen Reisebus

Am frühen Samstag Morgen trafen die ersten unserer gesamt 15 Reisegäste zusammen mit den Wanderern der Bretagne Reise in Dresden am Flughafen ein. Trotz der frühen Stunde war die freudige Erwartung auf schöne Urlaubserlebnisse spürbar und der Bus machte sich auf Richtung Westen. Die Fahrt führte durch die wunderschönen abwechslungsreichen Landschaften Deutschlands, vorbei an wohl bekannten Städten mit Geschichte: Chemnitz, Gera, Jena, Erfurt und Eisenach, Frankfurt, Ludwigshafen und Kaiserslautern. Bereits in Grünstadt war unsere Reisegruppe vollzählig und durfte in den hübschen blauen Reisebus der Firma Puschmann umsteigen, wo sie von unserem Buschauffeur Heiko schon freudig erwartet wurde. Nach gut 650 Kilometern erreichte sie dann in Saarbrücken die Grenze nach Frankreich. Hier im Saarland, meiner Wahlheimat stieg ich, ihre Reiseleitung, zu. Nach einer herzlichen Begrüßung ging es dann auch gleich los mit vielen Informationen über das Saarland, Frankreich und die deutsch-französische Geschichte. Eine kleine Joggingrunde für´s Gehirn, die uns nicht nur mit der Geschichte bekannt machte, sondern auch mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der beiden großen Nationen. Unser erstes Etappenziel Reims liegt in der neu geschaffenen Region Grand Est, einer Zusammenlegung der historischen Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne. Klangvolle Städtenamen wie Metz, Gravelotte, Verdun, Châlons, Valmy und Reims weckten das Interesse für die nicht immer einfache deutsch-französische Geschichte. Die Zeit verging wie im Flug, gab es doch auf der Fahrt viel zu sehen und zu hören. Reichlich drei Stunden später erreichten wir wenige Kilometer hinter Reims unser Hotel.

18.08.2024 Reims, Château Chantilly und Château Vascoeuil

Am nächsten Morgen stand erst ein Besuch in Reims auf dem Programm, der Stadt, in der 29 französische Könige gekrönt wurden und die heute fest mit feinperligem Champagner verbunden ist. Nur wenige Menschen waren am frühen Morgen in der Stadt, die wir zuerst bei einer kleinen Rundfahrt kennenlernen durften: das römische Erbe, mittelalterliche Höfe, eine königliche Platzanlage, die Neustadt mit ihrem Theater, den Sektkellereien, Hotels und Banken und schließlich die Kathedrale mit ihren mittelalterlichen Skulpturen und den leuchtenden Glasfenstern. Im Ersten Weltkrieg wurde Reims schwer zerstört. Reiche Amerikaner, darunter Rockefeller und Carnegie, sorgten für einen baldigen Wiederaufbau der Stadt und der Kathedrale, die heute Weltkulturerbe Status hat. In ihrem Inneren sind Glasfenster berühmter Künstler der Neuzeit wie Marc Chagall, Imi Knöbl und Greg Tricker zu bewundern. Heute am Sonntag ist Gottesdienst und der touristische Besuch muss sich mit dem hinteren Bereich der Kathedrale begnügen. Doch die Atmosphäre dieses imposanten Gebäudes mit seinem reichen Figurenschmuck ergreift alle Besucher. In Reims hatten wir auch die erste Begegnung mit Jeanne d´Arc, die König Karl VII zu seiner Königssalbung in der Kathedrale begleitete. Kurz hinter Reims gedachten wir einer anderen großen französischen Persönlichkeit: in Fismes, einem kleinen lothringischen Industriestädtchen, ist Albert Uderzo, der unvergessene Zeichner und geistige Vater von Asterix und Obelix im Jahr 1927 als Sohn italienischer Einwanderer, geboren.
Um die Mittagszeit erreichten wir das Château de Chantilly, das 1560 für Anne de Montmorency erbaut wurde. Knapp 100 Jahre später, nach dem Aussterben der Hauptlinie der Montmorency, gelangte es durch Erbschaft an die Prinzen von Bourbon-Condé, in deren Besitz es bis 1830 verblieb. Herzog von Aumale, ein jüngerer Sohn des Bürgerkönigs Louis-Philippe, übernahm danach das in der Revolutionszeit zerstörte Schloss und ließ es ab 1876 wiederaufbauen. Wiederum hundert Jahre später diente das prachtvolle Anwesen als Kulisse für den James-Bond-Spielfilm ´Im Angesicht des Todes´. Das Schloss beherbergt eine hochkarätige Kunstsammlung mit wertvollen Handschriften und Buchmalereien des Mittelalters, deren bedeutendste das Stundenbuch des Herzogs von Berry ist, sowie Gemälde und Zeichnungen von Dürer, Raffael, Poussin, Lorrain und anderen Künstlern, die der Herzog von Aumale zusammengetragen hat. Imposant sind auch die Pferdeställe für 240 edle Rosse. Sie wurden auf Wunsch des siebten Bourbon-Condé, Louis Henri de Bourbon, erbaut, der der Legende nach glaubte, als Pferd wiedergeboren zu werden, und Ställe haben wollte, die seines Standes würdig waren. Die gesamte Anlage von 115 Hektar lag in der prallen Sonne und so lockte uns ein leckeres Eis mit Crème Chantilly in zarter Waffel in den Baumschatten am Rande des Parks.
Und schon ging es weiter zu unserem nächsten, gut hundert Kilometer entfernten Ziel, das wir wegen eines Unfalls auf der Autobahn mit etwas Verspätung erreichten. Nun waren wir inmitten der herrlichen normannischen Landschaft am Rande des Waldes von Lyons, wo sich als idyllische Oase das Schloss von Vascoeuil befindet. Im Park des Anwesens befindet sich eine erstaunliche Sammlung von Skulpturen zeitgenössischer Künstler, darunter berühmte Namen wie Braque, Cocteau, Dalí und Vasarely, zu deren Füßen friedlich eine Schar Hühner nach Futter scharrte. Unsere Zeit reichte noch aus, für einen kleinen Besuch bei Jules Michelet. Ganz oben im Turmzimmer des Schlosses schrieb der berühmte Historiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine wichtigsten Werke, darunter „Die Geschichte Frankreichs" und „Die Geschichte der französischen Revolution".
Reichlich müde von den Eindrücken des Tages erreichten wir am frühen Abend unser Hotel in Rouen, wo wir uns von einem leckeren französischen Abendessen verwöhnen ließen.

19.08.2024 Die Gärten von Claude Monet in Giverny, Boscherville und Rouen

Der ganze Garten ist eine einzige bunte Malerpalette an Farben! Die Rede ist vom Garten von Claude Monet mit dem berühmten Seerosenteich und der Brücke nach japanischem Vorbild in dem französischen Dorf Giverny. Auf dem kleinen Dorffriedhof fand der Maler seine letzte Ruhestätte. In seinem Wohnhaus inmitten des blühenden Gartenparadieses hängen Replikate berühmter impressionistischer Gemälde und Fotografien aus der Zeit sowie Bilder und Holzschnitte des japanischen Malers Hokusai, der, wie vieles mehr aus dem fernöstlichen Raum, großen Einfluss auf das Werk Monets und die Künstler seiner Zeit hatte. Monet liebte diesen Ort und seinen Garten. Er las Fachliteratur und besuchte Gartenausstellungen. Der Garten war ihm Erholung und Inspiration. Sein Spätwerk schöpfte er ausschließlich aus der Idylle seiner selbstgeschaffenen Enklave. Sein nachlassendes Augenlicht ließ ihn seine Bilder mehr erspüren als dass sie reale Abbilder der Wirklichkeit waren. Die Farbenpracht und die Formenvielfalt entzückt nicht nur die Fotografen, wir alle empfanden die Harmonie und Ruhe, die sich, trotz der vielen Besucher, noch immer wie ein Zauber über diesen magischen Ort legt!
Anschließend fuhren wir nach Saint Martin de Boscherville zu der Abteikirche Saint-Georges, einem gut erhaltenen Beispiel normannischer Romanik mit zwei zierlichen Westtürmen und einem reich gegliederten und ornamentierten Stufenportal. Der Skulpturenschmuck im Inneren, vegetabilische und figürliche Kapitelle sowie die figürlichen Reliefplatten der Querhausemporen sind durch übereifrige Restaurierungsmaßnahmen kaum mehr zu erkennen. Der ehemalige Kapitelsaal aus dem 12./13. Jahrhundert begeisterte uns durch eine außergewöhnlich reich gestaltete dreiteilige Portalzone mit Säulenfiguren und einem bemerkenswerten Rippengewölbe im gut sechs Meter breiten Innenraum. Der angrenzende Park aus dem 17. Jahrhundert mit Gemüse-, Kräuter-, und Obstgarten liegt malerisch am Hang und wurde fachkundig vor dreißig Jahren rekonstruiert.
In Rouen angekommen, mussten wir feststellen, dass die ganze Stadt eine einzige, große Baustelle ist und die wenigen offiziellen Parkplätze von Reisebussen aus Italien belegt waren. So war Teamwork angesagt, um unserem Bus ein schönes, schattiges Plätzchen zu schaffen. Cherchez la fortune! Wir begannen unseren Rundgang in der „Stadt der hundert Kirchtürme, deren Glockengeläut himmelauf schwingt", wie der französische Schriftsteller Victor Hugo die Stadt Rouen vor fast zweihundert Jahren beschrieb, an der Kathedrale. Vor der Kathedrale stand einst die Staffelei des Malers Monet, der die Fassade in einem Bilderzyklus verewigte. Ihm gleich versuchten auch wir das Bauwerk mit unseren heutigen Mitteln von dieser Warte aus festzuhalten. Die berühmten Gräber im Inneren der Kirche beleuchten die Meilensteine der Geschichte der Region: hier liegen Rollo, der erste Herzog der Normandie und Richard Löwenherz unter Stein gemeißelten Grabmonumenten begraben- im Falle des Letztgenannten jedoch lediglich sein einbalsamiertes Herz in einem Bleikästchen.
Wenige Meter weiter erhebt sich die Kirche Saint-Maclou, die 1436 im Stil der Flamboyant-Gotik errichtet wurde. Ihre Steinmetzarbeiten erinnern an feinste Häkelarbeiten! Dahinter steht das Pest-Beinhaus L'aître Saint-Maclou, das mit Holzgalerien mit Schnitzereien von Totentanzszenen aus der Zeit um 1530 umschlossen ist. Die Gebäude beherbergen heute Kunstateliers. Durch enge Gassen erreichten wir den Justizpalast im ehemaligen jüdischen Viertel. Er ist das größte nichtsakrale gotische Gebäude Europas und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet. Die eng mit Fachwerkhäusern bestandenen Straßen der Innenstadt führen direkt zum alten Marktplatz. Am 30. Mai 1431 wurde dort das junge Mädchen Jehanne aus der lothringischen Provinz, das sich mutig in die politischen Wirren des 100- jährigen Krieges einmischte, von der Kurie dem Flammentod übergeben. Die moderne, architektonisch einmalige Kirche mit den leuchtstarken Glasfenstern aus der Renaissance ist ihr, Jeanne d´Arc, geweiht.

20.08.2024 Fécamp, Étretat und Le Havre

An den berühmten Kreidefelsen von Fécamp starteten wir am frühen Morgen mit einem kleinen Spaziergang über die Mole zum Leuchtturm und ließen uns die frische Meeresbrise um die Nase wehen. Ein großes Lob für unseren Fahrer Heiko, der souverän den großen Bus durch kleine Straßen am Hafenbecken lenkte!
Das historistische Palais Bénédictine in Fécamp stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist heute ein Kunstmuseum, in dem neben mittelalterlicher sakraler Kunst auch verschiedene Sammlungen von Musikinstrumenten, wertvoller Bücher sowie geschmiedeter Schlösser und Schlüssel ausgestellt sind. In den Kellerräumen befindet sich die Brennerei des Kräuterlikörs DOM Bénédictine, der seit 1863 von dem Unternehmer und Weinhändler Alexandre Legrand hergestellt wird und heute zum Spirituosenkonzern Bacardi gehört. Die Rezeptur soll jedoch auf wesentlich ältere Elixiere der Benediktinermönche zurückgehen. Aus 27 Kräutern und Gewürzen, darunter Melisse, Ysop, Zimt, Thymian, Kardamom, Nelke, Muskatnuss, Safran und Honig sowie Vanille, Tee, Koriander, Myrrhe, Moschuskörner und einer Zitrusnote wird der unverwechselbare Geschmack kreiert. Die Verkostung des originalen Likörs und verschiedener Mischungen fiel für französische Verhältnisse sehr üppig aus und manch ein Fläschchen des edlen Destillats fand seinen Weg in unseren Bus!
Anschließend erwartete uns ein weiterer Höhepunkt unserer Reise: Etretat mit seinen drei markanten Felsbögen der Alabasterküste: Porte d'Amont, Porte d'Aval und Manneporte. Ihre Entstehung verdanken die Klippen nicht der Meeresbrandung, sondern einem Fluss, der parallel zur heutigen Küstenlinie verlief. Die Felsnadel Aiguille besteht aus etwas härterem Kalkstein, der der Erosion bis heute widerstanden hat. Leider war das Wetter noch nicht ganz entschieden, doch nach unserem Aufstieg über die Klippen wendete sich das Blatt in die für uns ungünstige Richtung und es regnete in Strömen. Wir ließen uns den neuen neofuturistischen Garten hoch über dem Meer auf der Klippe d´Amont jedoch nicht entgehen und stiefelten triefend durch eine bizarre Märchenwelt aus immergrünen, zugeschnittenen Pflanzen und modernen Skulpturen. Die riesigen Köpfe des Künstlers Samuel Salcedo ließen uns schmunzeln und wir genossen die Aussicht, die Ruhe und die mythische Stimmung auf den labyrinthisch angelegten Wegen unter den alten Baumriesen.
Am späten Nachmittag erreichten wir Le Havre und erkundeten bei einer Stadtrundfahrt die Stadt, die nach dem zweiten Weltkrieg aus den Trümmern wiedererstanden ist. Besonders beeindruckend ist der 102 Meter hohe Kirchturm der Betonkirche St. Joseph, die in den fünfziger Jahren von dem belgischen Architekten August Perret als Mahnmal für den Frieden errichtet wurde. Im Inneren des Gebäudes entsteht durch die vielfarbigen Glasfenster der Künstlerin Marguerite Huré eine ganz besondere Stimmung. Anschließend fuhren zu den hoch über der Stadt gelegenen Jardins suspendus, die sich in einem Fort aus dem 19. Jahrhundert befinden. Auf den vier Eckbastionen sind vor 14 Jahren aus dem Erbe der Seefahrer und frühen Botaniker, die Pflanzen aus aller Welt nach Frankreich brachten, beeindruckende Themengärten entstanden. Douglasien aus Nordamerika, Araucarien aus Chile, Manukabäume aus Australien und immer wieder die längst in der Normandie heimischen Hortensien, die einst aus Japan ihren Weg nach Frankreich fanden. Mit einem Glas Cidre starteten wir in den Abend und genossen den Blick über die Stadt und den Hafen.

21.08.2024 Pont de Normandie, Honfleur, Cambremer und Caen

Die Fahrt zu der kleinen Hafenstadt Honfleur führte über die Pont de Normandie, einer 1995 für den Verkehr freigegebenen kostenpflichtigen Schrägseilbrücke, die nicht mit Superlativen geizt! Allein die Länge mit 2141 Metern ist rekordverdächtig und wird nur von der Brücke in Millau getoppt. Bei der Entfernung der Stützen mit 856 Metern liegt sie noch immer an erster Stelle! Die Pylone der Schrägseilbrücke ragen 203 Meter in den Himmel. Die Brücke über das Seine Ästuar und die Salzwiesen verbindet Le Havre am rechten Ufer im Norden mit Honfleur am linken Ufer im Süden und wir nahmen uns Zeit am Morgen das Bauwerk zu erkunden.
Honfleur war jahrhundertelang der unbedeutendere Hafen im Gegensatz zu Harfleur auf dem anderen Ufer der Seinemündung. Erst mit der Zeit hat sich das Städtchen mit seinen pittoresken, schmalen, sechs Stockwerk hohen Häusern und den Resten seiner Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert am alten Hafenbecken zu einem der reizvollsten Orte der Normandie entwickelt. Durch Eugène Boudin, hier 1824 geboren, dem ersten Freiluftmaler dieser Küstenlandschaften, wurde der Ort in Künstlerkreisen schnell bekannt und die malerische Atmosphäre des Städtchens und der Seine-Mündung zog Maler wie Courbet, Sisley, Jongkind, Claude Monet, Pissarro, Renoir und Cézanne nach Honfleur. Die Ferme St-Siméon, ein Bauernhof etwas außerhalb, war der Treffpunkt der Künstler und gilt heute als die Wiege des Impressionismus. Im Museum Eugène Boudin konnten wir uns ungestört in die Werke der großen Meister vertiefen. Der Komponist Eric Satie, der Wegbereiter der modernen Musik, erblickte 1866 in Honfleur das Licht der Welt. In seinem Wohnhaus ist ein kleines Museum eingerichtet. Sehr eindrucksvoll ist auch die Holzkirche Sainte Catherine mit dem freistehenden Turm und ihren beiden Zwillingsschiffen, die von Schiffszimmerleuten im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Die bunten Marktstände vor der Kirche lockten mit leckeren regionalen Produkten und so bummelten wir gemächlich über den Markt und durch die pittoresken engen Gassen der Stadt, bewunderten das bunte Angebot an Krimskrams und probierten die leckeren Karamellbonbons mit Fleur de Sel.
Da wir uns im Département Calvados befanden, durfte natürlich auch der Besuch in einer Calvadosbrennerei nicht fehlen. Bei Trouville, inmitten von Streuobstwiesen liegt die Domaine Christian Druin, in der ausschließlich edler Calvados herstellt wird. Bei einer interessanten Führung lernten wir nicht nur die Apfelsorten kennen, sondern auch Destillationsapparate, die aus alten Armeebeständen zusammengebastelt wurden. Die gesamte Anlage wirkt noch sehr familiär und die Patronne in wehenden Gewändern wirkte bei unserer Ankunft etwas aufgeschreckt. Sie führte uns persönlich durch das Anwesen und ließ uns ihre Produkte von Pommeau über Calvados bis hin zu einem Gin aus Äpfeln verkosten.
Auf Apfelwiesen weidende Kühe sind ein typisches Bild für das Pays d'Auge, einem Landstrich in der Normandie. Cidre, Calvados und Camembert gehören deshalb ebenso dazu wie die landestypischen Fachwerkhäuser. Auf dem vier Hektar großen gepflegten Gartengelände von Armelle und Jacques Noppe findet man eine Sammlung dieser alten Gebäude, restauriert und liebevoll eingerichtet mit alten Handwerksgeräten. Dem Landschaftsarchitektin Chantal Lejard-Gasson unterlag die Planung des Gartens, mit unterschiedlichen Themengärten: Sonne- und Mondgarten, Garten der Düfte, Garten der Engel, Garten des Teufels, Purpurgarten und einigen mehr. Und immer wieder die üppig blühenden beeindruckenden Hortensien! Ab und zu hörte man die Glocke der kleinen Kapelle schlagen. Idylle pur!

22.08.2024 Caen

Gleich nach dem Frühstück, besuchten wir das Mémorial de Caen. Es befindet sich in einem streng kubistischen Bauwerk, 1988 eröffnet, das auf einer weiten Freifläche steht. Eine architektonisch wirkungsvolle Freitreppe führt in das Gebäude, dessen Standort nicht zufällig gewählt wurde: hier war 1944 das regionale Hauptquartier der deutschen Besatzungstruppen. In dem unterirdischen Bunker war die Kommandozentrale der 716. Infanteriedivision untergebracht. Auch ein Exemplar des legendären deutschen Enigma-Kodiergerätes findet sich in der Ausstellung. Rund um das Mémorial de Caen erstreckt sich eine große Parkanlage, der Parc international pour la Libération de l'Europe. Die Gedenkstätte von Caen - das Zentrum der Geschichte für den Frieden - hat den hohen Anspruch, den Besuchern die für das Verständnis des Zweiten Weltkriegs wesentlichen Informationen zu geben, angefangen von den Ursachen, die in den Ergebnissen des Ersten Weltkriegs liegen, bis hin zu den Auswirkungen auf die Ereignisse im Jahr 1989. Jeder Besucher ist aufgefordert, sich selbst über den so schnell verblassenden Geschichtsabschnitt, der das Antlitz Europas und der Welt verändert hat, auseinanderzusetzen. Nach so viel Geschichte waren wir alle froh, ein bisschen Freizeit im Blumengarten La Colline aux Oiseaux zu verbringen, den wir zu Fuß in wenigen Minuten erreichten. Dieser Park ist ein ganz besonderer Ort: zuerst ein Steinbruch, dann für 50 Jahre eine Mülldeponie und heute ein öffentlicher 17 Hektar großer Blumenpark. Er wurde 1994 zum Gedenken des fünfzigsten Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie am 06.06.1944 eröffnet. In einer kleinen Farm auf der Spitze des Hügels präsentieren sich alte normannische Tierrassen und zeichnen deren Herkunft nach. Ein Spielplatz, ein Labyrinth und ein wunderschönes Tal der Rosen: Die abwechslungsreiche Gestaltung der gepflegten Anlage lädt zum Flanieren ein. Und gleich am Eingang des Parks lockt ein kleines Restaurant zu einer Pause im Schatten. Mit dem Bus erreichten wir wenig später die Abbay aux Hommes in Caen. Vor den ehemaligen Klostergebäuden, in denen sich das Rathaus und ein Museum befinden, erstreckt sich ein schöner Barockgarten mit bunten Blumen. Ein willkommener Vordergrund für schöne Erinnerungsfotos, der sowohl dem Kloster, wie auch der imposanten rückwärtigen Ansicht der Kirche einen heiteren Rahmen gibt. William der Eroberer ließ im elften Jahrhundert zwei Klöster errichten, St. Étienne, die Abbaye aux Hommes und Sainte Trinité, die Abbaye aux Dames, um, wegen seiner von Papst Leo IX. missbilligten Heirat mit seiner Cousine Mathilde von Flandern, Abbitte zu leisten. In der Abteikirche St. Étienne fand er seine letzte Ruhestätte bis Aufständische mehrfach, zuletzt während der französischen Revolution, das Grab plünderten. Lediglich eine bescheidene moderne Grabplatte im Chor erinnert an dieser Stelle an den großen normannischen Herrscher. Unser Spaziergang durch die Stadt, vorbei an der Kathedrale St. Pierre führte uns zur Burg Williams des Eroberers. Unter dessen Schutz und Herrschaft erlangte die Region im elften Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Die mächtige Wehranlage thront über der Stadt, die im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wurde. Innerhalb der Mauern befindet sich das normannische Kunstmuseum. Leider ist der gesamte Innenhof derzeit eine lärmende Großbaustelle, die wir rasch wieder verließen. Über das ursprüngliche Quartier Vauguex gingen wir zurück zum Bus, der am Freizeithafen auf uns wartete.

23.08.2024 Bayeux, Colleville, Cherbourg

Am nächsten Morgen stand Bayeux auf unserem Programm: Der Wandteppich von Bayeux ist eine Wollstickerei auf Leinen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Auf fast 70 Metern Länge und 50 Zentimetern Höhe zeigt der Wandteppich in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands 1066 durch Wilhelm den Eroberer, Herzog der Normandie. Dieses mittelalterliche Meisterwerk wurde vermutlich von seinem Halbbruder, dem Bischof Odo von Bayeux, in Auftrag gegeben, um die neue Kathedrale von Bayeux zu schmücken, die 1077 eingeweiht wurde. Vorbei an einer Schlange Wartender durften wir uns, ausgerüstet mit Audioguides, langsam an dem im Halbdunkel präsentierten Kunstwerk mittelalterlicher Handwerkskunst entlang bewegen und bekamen eine detailreiche Beschreibung des Geschehens vor fast 1000 Jahren. Lug, Betrug, Verrat, Mord und Totschlag: Eine Chronik der Ereignisse im Vorgriff auf den Stil moderner Nachrichten. Die Kathedrale wird von einem beeindruckenden Vierungsturm überragt. Die Kapitelle der Krypta überraschen mit der Formenvielfalt der romanischen Steinbildhauer. Der einsetzende Regen bescherte uns eine gemütliche Pause in einem hübschen Kaffee. Leider wurde einer unserer Mitreisenden das Portemonnaie aus den Tiefen ihres Rucksacks entwendet. Die herbeigerufene Polizeistreife zeigte sich betroffen. Bayeux sei eigentlich ein ruhiges Städtchen. Glücklicherweise hielt sich der materielle Schaden in Grenzen.
Der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer ist der berühmteste an den Krieg erinnernde Friedhof in der Normandie. Lange Reihen weißer marmorner Kreuze und Davidsterne symbolisieren die Opfer der Vereinigten Staaten von Amerika, die für die Freiheit gebracht wurden. Der Friedhof befindet sich an einer Stelle, von der man einen eindrucksvollen Blick über den Küstenabschnitt Omaha Beach hat, wo die Amerikaner ihre größten Verluste zu beklagen hatten. Viele Elemente verbinden sich zu einem bleibenden Eindruck: Die halbkreisförmige Säulenreihe, die kunstvolle Statue, das große Becken mit klarem Wasser, und der makellose Park, der die Gräber von 9.387 amerikanischen Soldaten umgibt, die am D-Day und bei den folgenden Gefechten der Schlacht um die Normandie ihr Leben ließen. Dieser ganze Ort ist ein Appell an die Verantwortung jedes Einzelnen für den Frieden.
Wenig später erreichten wir den Seehafen von Cherbourg. Schon Ludwig XVI. plante dort einen Kriegshafen einzurichten und begann 1783 mit dessen Anlegung, der jedoch erst 70 Jahre später unter Napoleon III. fertiggestellt wurde. Der Hafen hat heute die größte künstliche Reede der Welt. Hier ankerte gerade eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt aus der Flotte der MSC, das für über 6.000 Passagiere Platz bietet. Wir besuchten die Cité de la Mer mit ihren Attraktionen und erkundeten das in einem Trockendock liegende erste französische Atom U-Boot, La Redoudable. Von 1971-91 stand es im Dienst der französischen Marine. Vom transatlantischen Hafenbahnhof schiffte sich am 13.April 1830 der Exkönig Karl X. nach England ein und am Abend des 10. Aprils 1912 stoppte hier die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt. Da sie für die damaligen Docks zu groß war, wurden die 281 neuzusteigenden Passagiere auf zwei Tenderbooten zum Schiff gebracht. Eineinhalb Stunden lag die Titanic in Cherbourg auf Reede bevor ihre schicksalsträchtige Überfahrt nach New York startete. Am 19. Juni 1940 wurde die Stadt und der wichtige Hafen von den Truppen der deutschen Wehrmacht eingenommen und vier Jahre später von den Alliierten befreit. Unser Hotel lag außerhalb der Stadt, doch nach diesem anstrengenden Tag sanken wir nach dem Abendessen alsbald müde in unsere Betten.

24.08.2024 Vauville, Coutance, Champrépus, Mont St. Michel

Der nördlichste Palmengarten Frankreichs, direkt am Meer gelegen, profitiert vom milden Klima des Golfstroms auf dem Cotentin. So kann man es überall nachlesen. Dass es auch anders geht, erlebten wir bei unserem Besuch. Extra früher losgefahren, damit wir einen kleinen Bummel am Meer machen können, peitschte ein tropischer Regensturm über die Wellen. Zwei Surfer in Neoprenanzügen ließen sich nicht abhalten, sich in die Wellenberge zu stürzen, von uns, wohlig im warmen Bus sitzend, beobachtet. Doch es hilft alles nichts: wahre Gartenfreunde lassen sich von ein bisschen Regen nicht abhalten und so folgten wir dem Terrier Odette hinein in den Palmengarten. Eric Pellerin Junior, ein smarter Mann in den besten Jahren, zeigte uns seine Pflanzenschätze und die Sammlung von alten Gartengeräten, die sein Großvater zusammengetragen hat. Der Park umgibt das Schloss von Vauville am Rande des pittoresken Dorfes und wurde von Eric und Nicole Pellerin im Jahre 1947 geschaffen. Heute ist er ein außergewöhnlicher botanische Garten von 4 Hektar mit mehr als 900 Sorten Pflanzen, die eine erstaunliche tropische Stimmung erzeugen. Palmen, Eukalyptus, Gingko, Guave, Wollemie und Kampferbaum, Rhododendren, üppige Gunnera und bunte Blühpflanzen, darunter wieder verschiedene Sorten Hortensien. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von Eric und eilten zurück zum Bus ins Trockene.
Unsere nächste Station war das kleine knapp 100 Kilometer entfernte Städtchen Coutance. Der Hauptplatz wird gesäumt vom fahnengeschmückten Rathaus und der Kathedrale mit ihren beiden spitzen Türmen. Die ursprünglich romanischen Türme wurden zur Stabilisierung mit Kalkstein aus der Region umkleidet, nach oben erweitert und zusätzliche Treppentürme wurden an den äußeren, vorderen Ecken angebaut. Der Jardin des Plantes ist einer der schönsten Gärten der Basse-Normandie. Er befindet sich auf dem Gelände eines bereits seit 1675 von Julien Rihouey angelegten privaten Gartens. Jean-Jacques Quesnel de la Moriniere, der das Anwesen 1823 erwarb, vererbte den Besitz der Stadt Coutances mit der Auflage, dort ein Museum und einen botanischen Garten zum Wohle des Volkes einzurichten. Es entstanden großzügige italienische Terrassen, seltene Bäume wurden im englischen Stil gruppiert, ein Labyrinth, Wasserspiele und herrliche kunstvolle Blumenmosaike wurden angelegt. Der Park wurde im Jahre 1855 als einer der ersten seiner Art fertiggestellt und wurde zum Vorbild öffentlicher Gärten in der Normandie des Zweiten Kaiserreiches im 19. Jahrhundert. Leider sind die dortigen Toiletten auch noch aus dieser Zeit und eröffneten uns einen Einblick in die Geschichte der öffentlichen französischen Toilettenanlagen!
Der Nachmittag gehörte ganz dem Zooerleben! Im Zoo von Champrépus fügt sich die Wildtierwelt harmonisch in die Landschaft ein. Löwen, Gibbons und Pinguine betrachtet man in ihrer natürlichen Umgebung. Jeder Bereich des Zoos hat eine ganz eigene Flora und Fauna. In den wilden Madagaskar-Gärten haben zu Scherzen aufgelegte Lemuren ihr Zuhause. Unter Bananenbäumen und Baumfarnen verstecken sich Sumatra-Tiger und persische Panther. In der afrikanischen Savanne tummeln sich Zebras und Giraffen. Der Zoo von Champrépus bietet auf 10 Hektar 60 in ihrer Heimat meist bedrohten Tierarten aus fünf Kontinenten eine Heimat in naturnaher geschützter Umgebung. Der Tierpark ist Teil der CEPA, einer französischen Arten- und Populationsschutz Organisation. Er beteiligt sich auch an internationalen Nachzuchtprogrammen. Noch lange könnte man in diesem Tierpark der besonderen Art verweilen. Im Miteinander von Mensch und Tier erlebt man hier eindrücklich, wie wichtig der Tierschutz und das Tierwohl in unserer heutigen Gesellschaft ist und wo wir alle unseren Beitrag dazu leisten können.
Das Hotel für unsere nächste Nacht liegt zu Füssen des Mont St. Michel. Was liegt da näher, als nach einem leckeren Abendessen mit dem Shuttlebus zum Inselberg hinaus zu fahren, um einen spektakulären Sonnenuntergang zu betrachten? Nur noch wenige Touristen stiefelten durch die engen Gassen und wir erreichten das Tor zur Abtei, das ausnahmsweise für ein spektakuläres Licht-Ton Spektakel geöffnet war. Eine mystische Atmosphäre empfängt die Besucher, die durch dunkle Gänge der Klosteranlage in lichtumflossene Räume schreiten. Ein Erlebnis der besonderen Art!

25.08.2024 Besuch des Mont St. Michel, Jardin Francois, Chartres

Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den Weg mit dem Shuttlebus entlang des Couesnon über die Stelzenbrücke zum Mont Saint Michel. Noch vor dem großen Ansturm erreichten wir den Inselberg, der auch bei Ebbe ein imposantes Bild bietet. Um die obere Abteikirche zu erreichen müssen erst viele steile Stufen erklommen werden, doch die grandiose Aussicht von oben entschädigt für alle Mühen! Ausgerüstet mit modernen Tablets ließen wir uns die Geschichte der bedeutenden christlichen Wallfahrtsstätte, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, erklären. Lange Jahre nach der französischen Revolution war die alte Klosteranlage ein gefürchtetes Staatsgefängnis, bevor sich Victor Hugo und andere für die Restaurierung des Ensembles stark machten. Jedes Jahr kommen mehr als drei Millionen Besucher zu dem heiligen Berg im Meer, der seit 1300 Jahren die Menschen in seinen Bann zieht. Bei unserem Rundgang über die Festungsmauern konnten wir die Wattwanderer beobachten und sahen, einer Ameisenstraße gleich, die Besuchermassen den Berg erstürmen. Glück gehabt, das frühe Aufstehen hat sich gelohnt- wir hatten den Berg noch fast ganz für uns und konnten im Kreuzgang noch meditative Stille genießen!
Zur Mittagsstunde kletterten wir wieder in unseren Bus. Wir hatten mit dem Mont St. Michel den westlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Mit den ersten gut 200 Kilometer Richtung Osten begann unsere Rückreise. Wir verabschiedeten uns vom Meer und kamen in den Süden der Normandie ins Département Orne. Hügel, Wälder, Hecken- und Weidelandschaft, Apfelbäume, Herrenhäuser und edle Pferde prägen diesen Teil der Normandie. Der Garten Francois liegt südöstlich des größten zusammenhängenden Waldgebietes der Normandie, dem Forêt de Bellême im Regionalen Naturpark Perche. Der Garten von Francois ist ein kleines friedliches Paradies mit herrlichen Blumen, blühenden Stauden, duftenden Rosen und aromatischen Kräutern. Hier begegneten wir das erste mal den Vorboten des nahenden Herbstes. Rot leuchteten die Hagebutten und das Laub der Bäume begann sich zu färben. Ein plätschernder Bachlauf säumt das Haupthaus und der Patron Francois persönlich bewirtete uns mit selbstgemachtem Cidre und Apfelsaft.
Am frühen Abend trafen wir in Chartres ein. Noch vor dem Abendessen hatten wir Zeit für einen kleinen Stadtrundgang und für einen Besuch in der beeindruckenden Kathedrale. Viele Geschichten ranken sich um das Bauwerk. Dem Baubeginn um 1194 folgte die offizielle Weihe am 24. Oktober 1260. Der Bildhauer Auguste Rodin nannte sie die Akropolis Frankreichs. Seit 1979 steht sie auf der Welterbeliste der UNESCO. Chartres ist nie zerstört worden. Während an vielen Kathedralen die Portalfiguren im Bildersturm der Hugenotten oder der Französischen Revolution zerstört wurden und zahllose Glasmalereien noch nach den Kriegen dem Bedürfnis nach mehr Helligkeit zu Opfer fielen, sind hier der gesamte figürliche Schmuck sowie die Fenster fast unversehrt erhalten. Daher vermittelt die Kathedrale von Chartres die Atmosphäre der Hochgotik so intensiv und unverfälscht wie kein anderes Gotteshaus. Das Labyrinth und die leuchtende Farbe der Glasfenster, dem berühmten Chartres-Blau werden unvergessen bleiben. Nach einem leckeren Abschiedsessen in einer örtlichen Crêperie ließen wir uns von der Lichtshow verzaubern, die die Geschichte der Kathedrale mit buntem Licht auf die Fassade malte.

26.08.2024 Château Fontainebleau ind Château Vaul–le–Vicomte

Heute standen zwei der berühmten Schlösser um Paris auf unserem Programm. Bei unserer Abfahrt in Chartres überraschte uns noch eine Militärparade mit Panzern, Kettenfahrzeugen und schweren Geschützen des zweiten Weltkriegs. Danach fuhren wir auf direktem Weg zum Château Fontainebleau. Hier, 60 km südlich von Paris, wurde europäische Geschichte geschrieben. Mit der Abdankung Napoleons 1814 kehrten die Bourbonen wieder zurück. Von 1949 bis 1966 war das Schloss NATO-Hauptquartier des Allied Forces Central Europe. Es ist berühmt für seine Innenausstattung aus der Zeit der Renaissance, an der zahlreiche italienische Künstler arbeiteten. Es wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Anlage wurde an der Stelle einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert gebaut, deren Donjon in den Bau eingefügt wurde. Unter König Francois I. wurde es zu einem prunkvollen Jagdschloss erweitert. Bauanfang des heute sichtbaren zentralen Gebäudes war 1528. Das Schloss gilt als erster Renaissancebau auf französischem Boden, wurde jedoch mehrfach umgebaut. Schloss Fontainebleau hat fünf Höfe, eine Kapelle, Prunkräume, Fresken und Stuckaturen. Ludwig XIV. ließ in den Gärten ein neues Parterre im Stil des Barocks, einen großen Kanal und einen neuen weitläufigen Park mit Seen anlegen. Mit dem Schloss Fontainebleau sind die sogenannte Erste und Zweite Schule von Fontainebleau verknüpft, von der wichtige Kunstimpulse der französischen Malerei ausgegangen sind. Wir spazierten durch die gespenstisch menschenleeren Gemächer und konnten in aller Ruhe die wertvollen Kunstschätze betrachten. Auch der Park war menschenleer, was jedoch auch an den Temperaturen von 27° und der schattenlosen Gestaltung der Anlage des königlichen Gartenarchitekten Le Nôtre lag. Die wenigen schattigen Plätze im hinteren baumbestandenen Gartenhof waren dünn bevölkert von ein paar Touristen und in der Mittagspause Ruhe suchender Arbeiter.
Wenige Kilometer nördlich des Schlosses Fontainebleau liegt das etwas kleinere und überschaubare Château Vaux-le-Vicomte. Es wurde 1656 im Auftrag des Finanzministers Ludwigs XIV. , Nicolas Fouquet, errichtet. Für sein ehrgeiziges Bauprojekt mussten drei Dörfer weichen. Er beauftragte den Architekten Louis Le Veau, den Maler Charles le Brun sowie den Gartenarchitekten André Le Nôtre, kurz gesagt, die zukünftigen Gestalter des Stils, der unter dem Namen Louis quatorse-Stil berühmt wurde. Der König verpflichtete die drei Künstler ihres Faches wenig später für den Ausbau von Versailles. Die Geschichte Fouquets, untermalt mit Musik aus der Zeit, wurde uns über ein geniales Audiosystem vermittelt und erlaubte uns Einblick in die Denkweise der Menschen im Absolutismus. Am 17. August 1661 veranstaltete Fouquet ein opulentes Fest mit 6000 geladenen Gästen. François Vatel, der berühmte Koch des Prinzen von Condé inszenierte verschwenderisch die Festlichkeiten. Tafelgeschirr aus massivem Gold und Silber, edle Speisen aus aller Welt in teuer ausgestattetem Interieur mit Brokat, Spiegeln und Marmortischen sollen den Neid des jungen Königs erregt haben, der kurz nach dieser prunkvollen Einweihungsfeier den Gastgeber wegen vermeintlicher Veruntreuung inhaftieren ließ. Des Königs Rachefeldzug brachte Fouquet in Kerkerhaft, in der er 1680 verstarb. Trotz dieser Tragik, die das Schloss umgibt, wirkt die gesamte Anlage heiter und strahlt barocke Lebensfreude aus.
Das Paxton Hotel in der Nähe der Autobahn im Marne Tal mit seinen schicken neu renovierten Zimmern bot einige Herausforderungen, und der supermoderne Wasserhahn war Gesprächsstoff beim Abendessen.

27.08.2024 Heimreise nach Dresden

Nach einem leckeren Frühstück in unserem Etappen Hotel kurz hinter Paris bestiegen wir ein letztes Mal mit unseren Koffern, unseren Reiseerinnerungen und unseren zahlreichen Mitbringseln den Bus und nahmen die lange Heimfahrt in Angriff. Was kann man Schöneres von einer Heimfahrt sagen, als staufrei und sicher bei gutem Wetter und schöner Aussicht bequem im klimatisierten Reisebus durch malerische Landschaften gefahren zu werden? An dieser Stelle ein Dankeschön an unseren Fahrer Heiko Dressner, der uns die vergangenen elf Tage durch den herausfordernden französischen Straßenverkehr führte und mit seiner fröhlichen Art zum Gelingen der Reise beigetragen hat.
Auf der Rückfahrt blickten wir noch einmal zurück und ließen unsere Reise Revue passieren. Hinter uns lagen 2300 Straßenkilometer, die wir gemeinsam durch die Normandie gefahren sind. Wir haben bei unserer Rundreise die schönsten Reiseziele, pittoreske Orte, blühende Gärten und Stätten europäischer Geschichte besucht. Gut hundert Kilometer sind wir in den vergangenen Tagen gelaufen, um die schönsten Gärten, Klöster, Kathedralen und die vielen anderen Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Zwischendurch blieb sogar etwas Zeit für eigene Entdeckungen. Das Wetter war uns hold und außer einem tropischen Regenguss in Vauville und etwas Schauer in Étretat, Coutance und Bayeux blieben wir vor weiteren Wetterkapriolen verschont. Nachts spürte man bei 11 Grad schon den nahenden Herbst. Bei Tag stieg das Thermometer nicht über 27° und so hatten wir für unser Besichtigungsprogramm ideale Temperaturen. Viel zu schnell sind unsere gemeinsamen Tage vergangen.

Kurz hinter der Grenze zu Deutschland, in Homburg/ Saar, habe ich Sie, meine lieben Gäste, wieder verlassen. Nach einer herzlichen Verabschiedung ging die Fahrt schon wieder weiter. Sie verlief pünktlich nach Plan und gegen 22:00 Uhr erreichten die letzten Reiseteilnehmer wieder die Busfahrten-Sonderstände am Flughafen von Dresden.

Ich wünsche Ihnen schöne Erinnerungen an diese Rundreise durch die Normandie und in der Zukunft noch viele weitere schöne Reisen!

Bitte bleiben Sie gesund und reisefreudig!

Au revoir, auf Wiedersehen!

Ihre Reiseleiterin
Gabriele Sauer

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Meine Frau und ich entschieden uns dieses Jahr für diese 11-tägige Reise durch die Normandie und können es nur jedem ans Herz legen. Die Reiseleiterin Frau Sauer war immer nett, zuvorkommend und konnte sehr viel zu den besuchten Sehenswürdigkeiten berichten.
Vor allem die Hafenstadt Le Havre und die malerischen Klippen in Etretat haben uns unheimlich gefallen und sind sehr zu empfehlen!!!
Insgesamt ein sehr toller Trip.

Mark Sennel
02.09.2024

Hallo Gabi, vielen lieben Dank für deinen sehr schönen Reisebericht von Frankreich „Gärten und Schlösser der Normandie“ und für die vielen schönen Fotos. Du hast uns Frankreich sehr gut rüber gebracht, Land, Leute, Kulturen die wunderschönen Gärten und Schlösser. Als ich den Reisebericht gelesen habe war ich sofort in der Normandie bei unserer Reise zurück. Als besonderer Höhepunkt war der Abendspaziergang Mont St. Michel im Kloster mit der schönen Beleuchtung innen und außen mit der passenden Musik. Aber der Besuch des U Bootes war auch ein zusätzlich schöner Ausflug. Ich würde jederzeit mit dir wieder eine Reise nach Frankreich machen. Wir waren eine so gute Reisegruppe.

Christian K.
06.09.2024

Immer wieder lese ich diese Reiseberichte mit Freude. Selbst wenn man nicht an der Reise teilgenommen hat, fühlt man sich als Teilnehmer durch die geschickte Mischung von Erlebnissen der Reisegesellschaft (wie die Suche nach einem Parkplatz im Schatten) und der Beschreibung der besuchten Orte. Die Verbindung von heute mit geschichtlichen Ereignissen macht den Bericht lesenswert. Klar, meine ich immer schon das meiste zu wissen. Aber jedes Mal tauchen Details auf, bei denen ich denke: "Mensch, das lese ich zum ersten Mal!" Gabi Sauers Berichte machen Lust auf diese Reisen. Wie sagte Saint-Exupery: " Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem endlosen, weiten Meer." Etwas Ähnliches gelingt diesen Reiseberichten. Sie wecken die Sehnsucht, dabei zu sein. Danke

Ingeborg K.
09.09.2024

Den Reisebericht zu lesen war wie ein zweites Mal zu Reisen. Vor den Augen tauchten die Bilder und Erinnerungen wieder auf. Die Reise war voll gepackt mit Sehenswürdigkeiten und wunderschönen Gärten, so dass manchmal die Zeit für kleine erholsame Pausen zu kurz war. Doch die Erlebnisse auch mit der netten Reisegruppen machten dieses wett.
Unsere Reiseleiterin Fr. Sauer hat uns mit viel Insiderwissen und Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und der französischen Zeitgeschichte versorgt. Besonders in Erinnerung bleibt der abendlichen Spaziergang zum Mont St. Michel.
Vielen Dank für die tolle Reisebegleitung und die bleibenden Erinnerungen.

Christine Z. und Kornelia H.
23.09.2024