Reisebericht: Städtereise Klassisches Paris – 6 Tage

21.07. – 26.07.2011, 6 Tage Städtereise Frankreich in der Metropole an der Seine: Eiffelturm – Montmartre mit Sacre–Coeur und Place du Tertre – Ile de la Cite – Cabaret Paradis Latin und Versailles zubuchbar – mit Busanreise


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Begleiten Sie uns auf eine Reise in die Metropole Paris.
Ein Reisebericht von
Dörthe Kaiser

Donnerstag, 21. Juli

Eine reibungslose Anreise nach Paris, während der die Vorfreude auf spannende Tage in einer der schönsten Städte der Welt mitschwingt, endet gegen 21 Uhr am Novotel Vaugirard in Montparnasse.
Inzwischen hat sich die Gruppe schon ein bisschen kennengelernt. Und wir wissen, dass ganz besondere ?Fracht" an Bord ist: Ein frisch gebackenes junges Ehepaar, für das diese Reise die ?voyage de noces", die Hochzeitsreise ist! Diesen ganz besonderen Anlass durften wir schon mit ihnen feiern und sie hoch leben lassen, als sie uns während der Fahrt netter weise zu einem Getränk einluden. Das war der perfekte Moment, um allen Gästen auch die Kekse in Eiffelturm-Form anzubieten, die ich noch zu hause für Sie gebacken hatte.

Freitag, 22. Juli

Nach einem wirklich sehr guten Frühstück (während der Fahrt hatte ich mögliche Erwartungen an das frz. Frühstück zu dämpfen versucht, so dass man hier äußerst positiv überrascht wurde), bei dem wir auch die neun Flugreisenden kennen lernen, starten wir zu unserer Stadtrundfahrt. Nun ist unsere Gruppe komplett und besteht aus Reisenden zwischen sieben und mehr als siebzig Jahren. Michael Schramm, der die lokalen Führungen macht, überzeugt schnell durch seine unterhaltsamen sowie durch hohe Orts- und historische Kenntnis geprägten Darstellungen. So erfreuen wir uns dann bei unserem ersten Stopp am Jardin du Luxembourg an der schönen Örtlichkeit, aber auch an seinen spannenden Erzählungen über Katharina di Medici. Weiter geht es die Pariser Straßen entlang, wir sehen u.A. den Louvre, die Tuilerien, die Place de la Concorde und in der Ferne den Arc de Triomphe.
Unser nächster Halt ist dann die Place du Trocadéro/Palais de Chaillot, der klassische Fotostopp für den stadtweit besten Blick auf den Eiffelturm. Diesen sieht man heute nahezu überscharf und gewaltig vor sich. Vielleicht liegt es an der Witterung und dem dadurch bedingten besonderen Licht, jedenfalls hat man an diesem Tag fast das Gefühl, auf ein surrealistisches Gemälde zu blicken. Unsere jüngste Reiseteilnehmerin bekommt hier von ihren Eltern schon mal einen Miniatureiffelturm geschenkt, den sie später auf dem Montmartre stolz-schüchtern präsentiert. Dort, wo u.A. van Gogh und Toulouse-Lautrec, Salvador Dáli und Pablo Picasso gearbeitet haben, machen wir erst einmal eine Mittagspause, bevor wir alles näher erkunden. Unser Rundgang führt uns durch malerische Gässchen, vorbei an den berühmten Treppen, bis hoch zur Place du Tertre und dann hinauf nach Sacré-Coeur, der Zuckerbäckerkirche, die wir auch von innen besichtigen. Trotz viel Regens gefällt das allen sehr, so dass wir später gut gelaunt unser Abendessen im ?Relais de Montmartre" einnehmen, in dem Essen und Ambiente gleichermaßen erfreulich sind. Auch die Grammophonmusik macht Spaß.

Samstag, 23. Juli



Der fakultative Ausflug heute Morgen führt einen Teil der Gruppe ins Marais, während sich ein anderer Teil der Pariser Mode widmet ? nicht in akademischer Form, sondern mit der Kreditkarte bewaffnet in den Galeries Lafayette. Im Marais, dem alten jüdischen Quartier, lernen wir, dass dieser berühmte Stadtteil einst ein Sumpfgebiet vor den Toren der Stadt war und sich auch in späteren Zeiten keiner großen Beliebtheit erfreute. So schrieb Victor Hugo 1831 im Glöckner von Notre Dame über diejenigen, die man dort traf: ?Zigeuner, entlaufene Mönche, versumpfte Studenten, Schurken aller Nationen, wie Spanier, Italiener, Deutsche, und alle Religionen, Juden, Christen, Mohammedaner, Götzenanbeter, am Tag bettelnd, nachts als Räuberbanden ausschwärmend ..." Aber die Zeiten änderten sich, und in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts war das Marais mit seiner berühmten Place des Vosges, seinen koscheren Läden, kleinen Kneipen, bekannten Restaurants und junger, innovativer Mode DER Pariser Szene-Stadtteil. Das ist mittlerweile etwas überholt: wer hip ist oder sich so fühlt, geht rund um die Bastille aus. Aber dem besonderen Flair des Marais kann sich auch heute niemand entziehen. Nach einer Mittagspause, die einige Reisende am Brunnen mit den bunten Figuren von Niki de Saint Phalle verbringen, fahren wir los Richtung Eiffelturm, auf den wir um 14 Uhr auffahren wollen. Und darauf freuen sich besonders alle unter zwanzig! Wir haben nämlich eine Reihe von jüngeren Leuten dabei, von denen einige diese Reise als Geschenk zur Jugendweihe bekommen haben. Am Eiffelturm angekommen, müssen die Gäste ? und haben so jedenfalls Schutz vor dem strömenden Regen ? länger im Bus warten als gedacht: Wegen einer Bombendrohung sind der Eiffelturm und das gesamte Areal unter ihm gesperrt. Da wir auch Schüsse gehört hatten und allen die Nachricht vom schrecklichen Massaker in Norwegen einen Tag zuvor präsent ist, nehmen wir das sehr ernst, ohne dass jemand die Ruhe verliert. Und etwa eine halbe Stunde später werden Platz und Turm wieder freigegeben, so dass einer Auffahrt nichts mehr im Wege steht. Später am Nachmittag besorgen 16 Gäste und ich gemeinsam Metro-Tickets, bevor sich die Gruppe für den restlichen Tag wieder trennt: Ein größerer Teil verbringt den Abend individuell, während wir zu zwölft das älteste und von Gustave Eiffel gebaute Pariser Cabaret besuchen: das Cabaret Paradis Latin. Kurz zuvor spazieren wir noch spontan gemeinsam zur Seine, um einen Blick auf den Fluss im Abendlicht zu erhaschen. Eine der Reisenden lächelt und sagt mir: ?Bei Ihnen spürt man die Liebe zu dieser Stadt in allem". Die Show im Paradis Latin ist großartig, wir bewundern die Trapezkunst ohne Netz, Champagner und Rotwein munden. Nach einer Metrofahrt zurück nach Montparnasse, die allen Spaß macht, beschließen wir den Abend auf der Hotelterrasse im 7. Stock, von der aus man einen großartigen Blick auf die Stadt und den erleuchteten Eiffelturm hat.

Sonntag, 24. Juli

Heute Vormittag steht Versailles auf dem Programm. Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, wie ich auf der kurzen Fahrt dorthin einen geballten Überblick geben kann, und mich mit mir selbst auf drei Themenbereiche ? Architektur, Meilensteine deutsch-französischer Geschichte (Ausrufung des dt. Kaiserreiches durch Otto v. Bismarck 1871, Versailler Verträge, Hitlers Demütigung der Franzosen durch Unterzeichnung der Kapitulation in Versailles/Louis XIII/Louis XIV) sowie die frz. Revolution - und damit auf Louis XVI. und Marie Antoinette geeinigt. Besonders gehe ich auf Marie Antoinette ein, um durch meine Erzählung, wie sie als Dreizehnjährige aus Wien nach Frankreich geschickt wurde, auch die jungen Mädchen anzusprechen. (Ist es mir gelungen, mes filles, die ihr diesen Blog lest?) In Versailles, wo heute die Eaux Musicales stattfinden, herrscht ein abnormer Andrang. Ich kalkuliere eine Wartezeit von mindestens 2h ein, die ich nicht tolerabel finde. Also lasse ich mir etwas einfallen und gehe mit meinen Einzeltickets zum Eingang für Gruppen mit Reservation (wo ich mit diesen Tickets nichts zu suchen habe) - und tue erstmal so, als könnte ich hier mit 31 Leuten einfach hereinspazieren. Der Responsable erläutert mir, was ich natürlich sowieso weiß - dass das mit diesen Tickets nicht möglich ist. Ich gebe mich erstaunt und verlege mich sodann auf Bitten. Auf intensives Bitten. (?Bitten" heißt im Frz. ?prier". Und hat eine Doppelbedeutung: Neben ?bitten" heißt es nämlich auch ?beten". Das muss man wissen, um diese Geschichte nachvollziehen zu können). Mein Bitten ist sehr inständig, denn der Responsable reagiert mit einem ?Ich bin nicht Gott, Madame". Hier ist meine Chance! Ich lächle ihn an und sage: ?Na ja, in Versailles sind Sie es irgendwie doch." 8 Minuten später ist meine Gruppe drinnen!!! Das war das ?Miracle de Versailles", das Wunder von Versailles! Nachmittags fahren wir zurück nach Paris, noch unbehindert durch die Tour de France, und haben Gelegenheit, an der Opéra einen Kaffee zu trinken und/oder spazieren zu gehen. Les filles, die Mädchen, die Versailles nicht so toll fanden, werden gleich wieder munter und gut gelaunt, als ich ihnen vorschlage, jetzt doch mal im Hardrockcafé vorbeizuschauen, das sich unweit von hier auf dem Boulevard Poissonnière befindet. Gesagt, getan ? sie finden selber hin und zurück und haben eine gute Zeit. Als wir später zu unserem Restaurant schlendern, stoßen auch Till und sein Großvater wieder zu uns. Statt in Versailles waren sie auf den Champs Elysées, um sich das Finale der Tour de France live anzuschauen. Beide habe gelbe Tour-de-France-Tshirts an und sind begeistert! Wir essen dann im ?Les Noces de Jeanette", einem Pariser Traditionsrestaurant. Nach dem Essen macht uns die Tour de France dann doch noch zu schaffen: Unser Bus steht im Stau, so dass wir eine Stunde später als geplant am Pont d'Alma eintreffen, wo wir auf eines der berühmten Bateaux Mouches steigen, auf dem wir den historischen Kern von Paris umschiffen. Obwohl ich das schon unzählige Male gemacht habe, raubt mir die Schönheit der Stadt besonders vom Wasser aus jedes Mal wieder den Atem. Und besonders natürlich den Gästen, die das zum ersten Mal erleben! Ich habe den Eindruck, alle sind begeistert von den großartigen Gebäuden, an denen unser Boot entlanggleitet: Dem Musée d'Orsay, derzeit mit einem Brigitte-Bardot-Großplakat geschmückt (s. Fotogalerie), dem Palais de Justice, und, besonders majestätisch vom Boot aus: Notre-Dame...

Montag, 25. Juli

Der Vormittag steht heute zur freien Verfügung und wird von vielen für einen Besuch im Louvre benutzt. Um 14 Uhr treffen wir uns dann am Hôtel de Ville, um zu unserem Inselspaziergang über die Ile St. Louis und die Ile de la Cité aufzubrechen. Auf der Ile St. Louis machen wir natürlich Halt bei Berthillon und gönnen uns dort ein Eis. Wundervoll! Dass Berthillon das beste Eis von Paris macht, ist eine Binsenweisheit. Aber seit wann gibt es dieses göttliche Rhabarbereis? Auf der Ile de la Cité spazieren wir um Notre-Dame herum. Manche nutzen die halbstündige Pause dort, um sich in die lange Schlange von Wartenden einzureihen, die Notre Dame von innen sehen wollen. Und siehe da, sie haben Glück und kommen hinein, was im Juli keinesfalls selbstverständlich ist. Jede/r, die/der Notre Dame von innen gesehen hat, kommt fasziniert von der Schönheit dieser Kathedrale wieder heraus. Zum Abschluss fahren wir zur Tour Montparnasse und dort in den höchsten Stock. Auch, wenn wir in diesen Tagen schon viele spektakuläre Ausblicke auf Paris genossen haben (von Sacre Coeur, der Dachterasse der Galeries Lafayette, dem Beaubourg und, last not least, vom Eiffelturm aus): Der Blick vom Tour Montparnasse ist einfach einmalig . Ich zeige einer Reisenden den Cimétière Montparnasse und erzählte, dass Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir dort begraben liegen. Vielleicht könnte man nächstes Mal dort spazieren gehen? Denn diese Reise nähert sich ihrem Ende. Nach diesem letzten gemeinsamen Ausflug, der als würdiger Abschluss empfunden wird, klingt für viele der Abend in Montparnasse und auf der Hotelterasse aus.

Dienstag, 26. Juli

Die Zeit ist nur so verflogen, wir fahren schon wieder nach Deutschland zurück! Während der Fahrt gibt es viele interessante Gespräche, auch werden Ideen für weitere Reisen entwickelt: Wie wäre es mit einer Jugendreise nach Paris, mit wenig Versailles und viel Hardrockcafé? Und ganz, ganz vielen neuen Wegen? Und eine Reise ?Literatur und Schlemmen", die uns nach Südfrankreich führt, besonders nach Sanary-sur-Mer, dem Exil deutscher Schriftsteller im Dritten Reich, wäre die nicht schön? Wir haben viel Zeit, uns über so etwas Gedanken zu machen, denn durch eine Autobahnsperrung in Nordfrankreich verlieren wir zwei Stunden - oder gewinnen sie, das hängt von der Betrachtungsweise ab. Jedenfalls wird niemand ungeduldig, und das ist genauso vorbildlich wie die außergewöhnliche Pünktlichkeit, die in dieser Reisegruppe herrschte. Und dann ist es auf einmal schon Zeit, ?Auf Wiedersehen" zu sagen.
Und bevor ich mich an dieser Stelle verabschiede, verrate ich Ihnen hier noch das Rezept für die Eiffelturmkekse (wo man die Förmchen dafür bekommt, bleibt vorerst noch mein Geheimnis):
200 gr kalte Butter
400 gr Mehl
150 gr Zucker
1 Ei
1 Prise Salz
Die Butter in kleine Stücke schneiden. Mit den restlichen Zutaten in eine Schüssel geben und zunächst mit dem Knethaken des Handrührers, dann mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten.
Den Teig in Klarsichtfolie wickeln und mind. 1h kalt stellen. Danach ausrollen und Plätzchen ausstechen.
Bon appetit et au revoir,
Ihre Dörthe Kaiser

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Kommentare zum Reisebericht

Die Reise war super! Ich fand es toll. dass Sie uns Tipps zu eigenen Unternehmungen gegeben haben. Es hat Spaß gemacht, Ihnen zuzuhören, da Sie Ihr Wissen interessant vermittelt haben. ich liebe Paris und möchte später mindestens noch einmal dorthin. Ich habe viel von Ihnen gelernt.

Steffi
31.07.2011

Seh ich genauso. Sie haben irgendetwas an sich, das Sie zu einer bewundernswerten Person macht.

Anica
02.08.2011