Reisebericht: Radreise Provence – Südfrankreich per Rad erleben

15.10. – 24.10.2012, 10 Tage Rundreise mit dem Fahrrad Avignon – Camargue – Olivenroute – Arles – Pont du Gard – Luberon (230 Radkilometer)


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Aktiv unterwegs in einer zauberhaften Gegend
Ein Reisebericht von
Andrea Becker

Reisebericht

Montag, 15.10.2012
Am heutigen Tag begann unser Radreiseabenteuer mit einer Fahrt im modernen, gemütlichen Reisebus quer durch Deutschland. Sicher verstaut, reisten unsere Fahrräder bzw. die Eberhardt-Leihfahrräder im Radanhänger mit uns mit. Am frühen Abend erreichten wir das Elsass und bezogen unser 4-Sterne-Hotel direkt in Sichtweite des Europaturms im Zentrum von Mulhouse. Zum Abendessen gab es vor dem leckeren Menü einen landestypischen Aperitif - einen Kir -, mit dem wir auf einen gelungenen Reisebeginn anstießen.
Dienstag, 16.10.2012
Nach einem typisch elsässischen - das heißt sehr ausgiebigen - Frühstück machten wir uns auf den Weg zu unserem Ferienort Raphèle-les-Arles in der Provence. Allein die rund 700 km lange Fahrt war für uns ein besonderes Erlebnis, denn wir rollten vorbei an den herrlichsten Landschaften. Während die Vogesen sich noch im Nebel versteckten, leuchteten die grünen Hügel des schweizerischen Jura im Sonnenlicht, der Neuenburger See glänzte wie auch der Genfer See, dem wir direkt in Genf einen Besuch abstatteten. Wir hatten eine wunderbare Sicht auf den Mont Blanc und das umgebende Massiv. Weiter ging die Fahrt durchs Tal der Isère bei Grenoble, vorbei am Vercors-Naturpark und schließlich durchs malerische Rhônetal bis in den Großraum Arles, wo wir - sozusagen mitten auf den Feldern - ein malerisches, ländliches Anwesen vorfanden, das für die kommenden Tage unser Zuhause werden sollte. Rustikal, urig, mit viel Lokalcolorit - ja genau, das gefiel uns. Schon am ersten Abend konnten wir feststellen, dass die Mas de la Fenière auch eine exzellente Küche zu bieten hat, die mit frischen Zutaten aus der Region arbeitet. Hmm. Heilbutt mit Linsen in Sahnesauce und weitere drei Gänge, das war einfach lecker!
Mittwoch, 17.10.2012
Heute nun stand unsere erste Radtour auf dem Programm. Wir konnten es kaum erwarten, die ersten Radkilometer zurückzulegen. Unser örtlicher Guide Jacques empfing uns an der Auberge, und mit dem Bus fuhren wir ins nahegelegene Boulbon. Rund um Boulbon erheben sich zahlreiche Kalksteinhügel, die die sogenannte Montagnette - das „Gebirglein" - bilden, durch das wir etwa 25 km radelten. Inmitten der Felsenlandschaft erhebt sich  die  Abtei St. Michel de Frigolet mit ihrer romanischen Kapelle, in der einer der hier noch lebenden Prämonstratensermönche gerade die Andacht vorbereitete. Auf dem Gelände befindet sich eine unerwartet prächtige und große Kirche und viele Klostergebäude. Am Ende unseres Rundgangs konnten wir ein Stück des Gottesdienstes in der Kapelle miterleben, wobei besonders der Gesang der Mönche für uns beeindruckend war.  Besonders schön war dann die serpentinenförmige Abfahrt ins Tal und die entspannende Rückfahrt ins verschlafene, kleine Örtchen Boulbon, von wo aus wir zurück nach Raphèle-les-Arles fuhren. Zum Abendessen gab es als Hauptgericht heute eine sehr leckere, mit Kräutern der Provence gewürzte Kaninchenkeule und einen Ziegenkäse aus der Region.
Donnerstag, 18.10.2012
Strahlender Sonnenschein, hurra!  Wir freuten uns darüber, denn am heutigen Tag stand eine besonders interessante Tour auf dem Programm: Die Entdeckung eines der außergewöhnlichsten Naturparadiese Europas, der Camargue. Dieses tellerflache Schwemmland im Mündungsgebiet der Rhône ist ein Paradies der weißen Pferde, der schwarzen Stiere und unzähliger Vogelarten. Vorbei an ausgedehnten Sümpfen und ganzen Wäldern aus Schilfrohr, vorbei an saftigen Wiesen und abgeernteten Feldern, an den weißen, rietgedeckten Häusern der Manadiers und Gardians gelangten wir zunächst in den berühmten Zigeuner-Wallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer. Dort trafen wir unseren Jacques wieder, und der strahlte - klar, das ist seine Heimat, und er hatte sichtliche Freude daran, sie uns hautnah präsentieren zu können. Nach einem Abstecher in die Wallfahrtskirche, in der auch die Statue der Heiligen Sara steht - der Schutzpatronin der Zigeuner - nahmen wir Kurs auf die Stelle, an der die „Kleine Rhône" ins Mittelmeer mündet. Weiter nördlich überquerten wir den Flussarm mit der Fähre und fuhren noch einige Kilometer auf kleinen Straßen bis Sylvéréal, wo uns Jaques viel Interessantes über die Schönheit aber auch die Gefahren dieser schönen Landschaft erzählte. Weiter ging die Radtour, auf der wir viele Stierherden und weiße Pferde sahen, bis wir an ein Gehöft - hier nennt man so was Manade - kamen, das einem von Jacques Freunden gehört. Hier durften wir an großen Tischen genüsslich unser landestypisches Picknick abhalten - dazu gehörte Baguette, luftgetrocknete Wurst, Käse, Tapenade, Brotaufstrich aus Artischocken, Sardellen, Auberginen u.a.. und natürlich der Vin de sable, der aus Trauben stammt, die auf den sandigen Böden der Camargue gedeihen. Mitunter war der Wind sehr heftig, so dass wir alles gut festhalten mussten. Wir hatten einen Riesenspaß!!! Zur Krönung durften wir mit den wunderschönen weißen Pferden auf dem Anwesen schmusen - und das gefiel nicht nur uns, sondern auch den Tieren!
Weiter ging unsere Radtour quer durchs Gelände bis nach Aigues Mortes, dessen mächtige Stadtmauern uns bereits von der Ferne grüßten. Dort verstauten wir die Räder wieder im Anhänger unseres Busses und gingen zu Fuß auf Entdeckungstour in der schönen Innenstadt von Aigues Mortes. Die ganz Dynamischen nutzten das Angebot, noch zum nahegelegenen Badeort Port du Grau zu fahren und dort ein Bad im immerhin noch 20° warmen Wasser des Mittelmeeres zu nehmen. Unterwegs hatten wir endlich die Gelegenheit, rosa Flamingos in freier Wildbahn zu sehen!
Freitag, 19.10.2012
Die Provence ist das Land der Oliven. Und so stand die heutige Radtour ganz im Zeichen der Olivenroute in den Alpilles. Wir fuhren mit dem Bus nach Maussane-les-Alpilles und trafen dort auf
den örtlichen Radreiseguide, der mit uns in einen der meistbesuchten und schönsten Orte der Provence fuhr - nach Les Baux de Provence. Die Räder ließen wir am Fuße des Felsens, der das Tal um gut 200 Meter überragt und erklommen den Felssporn zu Fuß. Die aus Naturstein gebaute, romantische Unterstadt zog uns sofort in ihren Bann, und so bummelte jeder für sich gemütlich durch die romantischen Gassen - es wurden viele regionaltypische Souvenirs gekauft, und auch die hübschen Restaurants und Cafés luden zum Verweilen ein. Am frühen Nachmittag setzten wir unsere Radtour fort in Richtung Fontvieille und gelangten schließlich zur berühmten „Mühle von Daudet" des Schriftstellers Alphonse Daudet, der zu den Ikonen der provenzalischen Literatur zählt.
An der Abtei von Montmajour endete unsere heutige Radtour, und auch am heutigen Abend verwöhnte uns der Koch der Mas de la Fenière mit einem leckeren 4-Gänge-Menü aus frischen Zutaten aus der Region.
Samstag, 20.10.2012
Am heutigen Tag hatten unsere Fahrräder Ruhepause, und unser Bus fuhr ohne Radanhänger ins nahegelegene Arles. Arles war eine bedeutende römische Stadt, und davon zeugen noch heute viele eindrucksvolle Bauwerke wie z.B. die Arena, das antike Theater und die Konstantinthermen. Während der gemeinsamen Stadtbesichtigung spazierten wir aber auch eine ganze Weile an der Rhône entlang, statteten dem „Nachtcafé" von van Gogh einen Besuch ab und besichtigten das Rathaus und die romanisch-gotische Kirche St. Trophime, besonders das schöne Portal! Samstags ist in Arles großer Wochenmarkt - das nutzten wir natürlich, um so hautnah die Spezialitäten der Provence kennenzulernen und das farbenfrohe Getümmel zu genießen. Wir hatten reichlich Zeit dafür, denn erst nachmittags fuhren wir mit dem Bus weiter nach Remoulins und unternahmen von dort aus einen Spaziergang zum eindrucksvollen Pont du Gard - dem wohl bekanntesten römischen Aquädukt, das in mehreren Ebenen ein ganzes Tal überspannt. Wir hatten - neben dem sonnigen Wetter - auch noch zusätzlich Glück, denn an diesem Tag war am Pont du Gard ein ganzer Verein in historischen Trachten zu einem Fotoshooting. Das gefiel uns natürlich besonders! Da wir viel Zeit hatten, konnten wir das meisterhafte Bauwerk von allen möglichen Aussichtspunkten aus besichtigen. Am Ende hatten wir auch noch Zeit zum Kaffeetrinken im Besucherzentrum. Unser radfreier Tag war für uns sehr schön und erlebnisreich.
Sonntag, 21.10.2012
Am heutigen Sonntag radelten wir durch ein weiteres schönes Stück Provence, das Luberongebirge.
Zunächst startete unser Bus nach Lacoste, wo wir uns mit Jacques trafen. Nach ca. einstündiger Fahrt erreichten wir Ménerbes und besichtigten dort ein sehr kurioses Museum, das sich in einem Weingut befindet: ein Korkenziehermuseum. Erstaunlich, welche kreativen Ideen Menschen entwickeln, um Weinflaschen zu öffnen! Es gab allerhand zum Staunen und zum Schmunzeln. Im Künstlerort
Oppède-le-Vieux, das wir bald darauf mit den Rädern erreichten, war heute Olivenfest und ein entsprechender Markt - auf dem haben wir Brot, Schinken und Oliven fürs Picknick gekauft. Alles andere hatten wir bereits in Arles erstanden und in unseren Rucksäcken bzw. Radtaschen. Picknick gab es an einem netten Picknickplatz am Ortsrand von Oppède - leider begann es bald zu regnen, und glücklicherweise befand sich in unmittelbarer Nähe ein Buswartehäuschen, in dem wir weiter essen konnten. Und der Regen wich bald strahlendem Sonnenschein. An den Endpunkt der heutigen Tour -  Bonnieux - kamen wir über einen super-Radweg, der parallel zur Hauptstraße führt. Nachdem wir die Räder wieder im Radanhänger verstaut hatten, nutzten wir die Möglichkeit, ins nahegelegene Roussillon zu fahren, einem der schönsten Orte der Provence. Dieser wiederum auf einem Hügel gelegene Ort sieht aus wie ein Farbkasten - kein Wunder, denn im Ort und ringsherum befinden sich überall farbenfrohe Ockerfelsen, die von beige bis umbra über gelb, orange und rot in allen Farbschattierungen leuchten. Das fanden wir sehr sehenswert, und wir haben Roussillon ausgiebig besichtigt und dort Kaffee getrunken. Auch nach diesem schönen und interessanten Tag kehrten wir froh und zufrieden in unser Landhotel nach Raphèle zurück.
Montag, 22.10.2012
Der heutige Tag war wieder einmal den Spuren der Römer gewidmet: sowohl ihren architektonisch-künstlerischen Hinterlassenschaften in Vaison-la-Romaine, als auch dem Wein der Provence - denn auch den Weinbau haben die Römer hierhergebracht. In Vaison angekommen, begann es leider zu regnen - trotzdem machten wir erst einmal einen Spaziergang zur mittelalterlichen Stadt. Gar nicht schlecht - denn so hatten wir die verschlafenen, hübschen Gassen und die Festung ganz für uns! Anschließend besuchten wir  die Ausgrabungen am Puymin-Hügel, das Museum mit den wunderschönen Mosaiken der ehemaligen römischen Villen sowie allerhand Wissenswertem zur Stadt in den Zeiten der römischen Herrschaft -  und schließlich waren wir auch noch im römischen Amphitheater. So langsam wurde es heller, der Regen ließ nach. Mit dem Bus fuhren wir bis kurz vor Gigondas. Und siehe da, unser Picknick machten wir erneut bei Sonnenschein an einem Parkplatz mit Picknicktischen. In und um Gigondas, wo wir  als nächstes mit dem Bus hielten, wächst ein edler Tropfen heran, den wir bei einer Weinverkostung in Gigondas ausgiebig probieren konnten. Hier wurde auch sehr leckerer Käse zum Wein gereicht, viele Gäste kauften Wein und auch Gläser.
Anschließend durften die Räder endlich den Anhänger verlassen, und unsere Radtour führte uns durch weitläufige Weingärten bis in den bekanntesten Winzerort Chateauneuf-du-Pape. Nach einer kurzen Rundfahrt durch den Ort verlud Ingo unsere Räder wieder - es waren trotzdem 27 km geworden! - und wir nahmen das letzte Mal Kurs auf unser Hotel. Dort verabschiedeten wir uns von Jacques und dankten ihm für die gute Begleitung auf unseren Radtouren. Das Abendessen bot uns heute wieder ein regionaltypisches Menü der Extraklasse, so dass wir den Koch gern mitgenommen hätten... Nun ging es ans Kofferpacken... leider!
Dienstag, 23.10.2012
Heute hieß es Abschiednehmen von der Provence. Durch das schöne Rhônetal, Teile Burgunds und die Bresse erreichten wir das Elsass und damit unseren Übernachtungsort Mulhouse. Bei einem sehr schmackhaften Abendessen wurden Erinnerungen an die zurückliegenden Tage ausgetauscht.
Mittwoch, 24.10.2012
Quer durch Deutschland fuhren wir heute zurück in unsere Wohnorte, begleitet nochmals von fotografischen und filmischen Erinnerungen an unsere schöne und erlebnisreiche Radreise Südfrankreich, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird!

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