Reisebericht: Rundreise London in kleiner Reisegruppe

15.08. – 20.08.2024, 6 Tage Städtereise in die Weltmetropole mit Stadtrundfahrt – Wachablösung – Kanalbootsfahrt nach Little Venice – Tower of London – Borough Market – Kensington Palace – Westminster Abbey – Tower Bridge – Jack the Ripper Tour


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Bericht von unserer fünf- bzw. sechstätigen Reise nach London ins Strand Palace Hotel.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Donnerstag, 15.08.2024 – Ankunft in London

Für den Verfasser dieser Zeilen begann die Reise mit einer Überraschung: Vor der Sicherheitskontrolle in Frankfurt wollte ich meine Flaschen eben schnell austrinken, da sagte einer der Mitarbeiter zu mir, dass das nicht mehr nötig sei. So ricjhhtig glauben konnte ich das nicht und fragte als ich endlich an der Reihe war, meine Sachen durch die Sicherheitsschleuse zu geben, den nächsten Mitarbeiter, ob das denn wohl wirklich stimme und der bestätigte das: "neue Technik".

Dort wo zwar der Kaiser alleine hingeht, aber Prinzessinnen offensichtlich nicht, hatte eine Mitreisende, eben in Heathrow angekommen, eine königliche Begegnung: Sie sah ein Mädchen und dachte "die sieht ja beinahe aus, wie Prinzessin Estelle von Schweden." Nur einen Augenblick später gesellte sich Victoria von Schweden zu ihrer Tochter.

So richtig konstituierte sich unsere Gruppe erst in London Heathrow und selbst dann waren wir noch nicht ganz vollständig, denn zwei, die mit dem Zug durch den Tunnel gekommen waren, nahmen wir erst unterwegs auf. Der Rest kam mit verschiedenen Fliegern von Berlin, Hamburg und Frankfurt in Heathrow an, wo uns Ulla bereits in Empfang nahm und während der Wartezeit - es waren nicht alle Flieger pünktlich - bespaßte.

Als wir dann endlich alle beieinander hatten, ging's endlich los. Unsere Tour führt uns vorbei am Südrand des Hydepark durch Kensington, wo wir einige eingeflogene Sportwagen mit Kennzeichen arabischer Emirate sehen konnten, in Richtung Innenstaft. Wir sahen das Haus, das Lord Wellesley, der durch seine Siege gegen Napoleon in Spanien und bei Waterloo zusammen mit dem Titel des Dukes of Wellington erworben hatte und das bis heute seinen Nachfahren gehört (aber zumindest teilweise als Museum verwendet wird. Bald waren wir am Piccadilly Circus und wenig später am Trafalgar Square, so benannt nach dem Kap von Trafalgar in Südspanien an dem Admiral Nelson 1805 die spanisch-französische Flotte besiegte. Jetzt waren wir nur noch kurz vom Hotel entfernt, aber stattdessen bogen wir ins Regierungsviertel ab und fahren an den Houses of Parliaments und Westminster Abbey vorbei. Da es mittlerweile 17:00 Uhr war, versuchten wir, den Klang von Big Ben (so heißt eigentlich nur die Glocke, aber jeder meint den Turm) einzufangen, aber allein durch das geöffnete Fenster des Busfahrers war der natürlich nicht zu hören, aber Ulla meinte, wir hätten in den kommenden Tagen sicherlich noch das ein oder andere Mal Gelegenheit, den Klang zu hören. Recht hatte sie.
Wir fuhren dann weiter zunächst in Richtung von Westminster Cathedral, einer im italienischen Stil errichteten Kathedrale aus dem 19. Jhdt., die für Londons Katholiken errichtet wurde. Ulla meinte, dass dank der osteuropäischen Einwanderer die katholische Kirchen wohl wesentlich stärker frequentiert würden, als die anglikanischen, da die Briten selbst kaum noch zur Kirche gingen. Wir fuhren dann am MI6 vorbei und sahen das Gebäude des MI5 - das gar nicht in Trümmern lag, Skyfall ist glatt gelogen! Auch am London Eye ging's vorbei und über die Waterloo Bridge nach London City, die besonders durch Christopher Wren nach dem Brand von London 1666 neugestaltet wurde. Auf Wrens Grab - der für sich nie ein Denkmal benaspruchte - in der St. Pauls Cathedral steht der Spruch, dass, wenn jemand sein Denkmal suche, er sich doch bloß umschauen müsse. So ist heute St. Pauls das Denkmal für Christopher Wren - ein Denkmal, dass im Zweiten Weltkrieg beinahe zerstört worden wäre. Die tatsächlichen Schäden hat man aber längst ausgebessert. Das Problem der City allerdings ist die Gentryfizierung, obwohl (oder weil?) oder ständig gebaut wird, kann sich niemand mehr, der dort arbeitet, die Mieten in der City leisten. Pubs schließen und Leute ziehen nach außerhalb, müssen lange Anfahrtswege zu ihren Arbeitsplätzen in der City in Kauf nehmen.

Hinter der Kathedral bogen wir irgendwo in Richtung Themse ab und kehrten in Richtung unseres Hotels zurück.

Nach dem Check-In hatten wir Gelegenheit uns kurz im Zimmer frisch zu machen, um dann in der Hotelbar einen Cock- oder Mocktail (Cocktail mit, Mocktail ohne Alkohol) zu trinken und uns gegenseitig zu beschnuppern. Letzteres geschah mehr oder weniger ausgiebig und einige aßen direkt dort, andere gingen noch mal auf die Straße, um sich ein wenig umzusehen und ich glaube, auch die ersten Pubs wurden schon erkundet.

Der Verfasser dieser Zeilen jedenfalls ging am mittlerweile fortgeschrittenen Abend nach zu Charrington Cross, um die Oysterkarten für die Gruppe aufzuladen. Auf dem Rückweg zum Hotel wurded dabei ein Pub gestreift, aus dem gefühlt die ganze Gästeschar 'Zombie' von den Cranberries mitgrölte. So was von 1994!

Freitag, 16.08.2024 – Changing the Guards – State Rooms und Tower Bridge

Wir starteten den Tag mit einem Strandspaziergang. Wir waren am Strand, aber nicht am Beach! Die Straße Strand hat ihren Namen tatsächlich von demselben Wort, wie der Strand im Deutschen Strand heißt. Innerhalb von London City heißt sie Fleet Street, was aber nichts mit der Flotte (engl. fleet) zu tun hat, sondern mit einem heute nur noch unterirdisch fließenden Fluss zu tun hat, der eigentlich nur noch durch den Namen der Straße erinnert wird. Strand heißt die Straße außerhalb on London City in etwa bis sie auf den Trafalgar Square trifft. Es war gewissermaßen die Straße parallel zur Themse, welche die City of London mit der Abtei des westlichen Klosters (monasterium > minster) verband: der von Edward dem Bekenner erstmals errichteten Westminster Abbey. Nach Edwards Tod stritten drei wichtige Personen um die Krone Englands, nämlich der Angelsachse Harold Godwinson, der norwegische König Harald Hardrada (unterstützt von Tostig Godwindson, dem Bruder Harolds) und Wilhelm von der Normandie, der sich von Harold Godwinson hintergangen fühlte, weil er sicher war, nach Edwards Tod den englischen Thron angeboten zu bekommen. So musste sich Harold innerhalb weniger Tage gleich zwei Invasionsarmeen zum Kampf stellen, den Norwegern (und seinem Bruder) bei Stanford Bridge (bei York) in Nordengland, eine Schlacht die Harold gewann, die aber seinem Bruder und dem norwegischen König Harald III. das Leben kostete, und schließlich, keine drei Wochen später, in Hastings, sein halbe Armee schon wieder auseinandergelaufen, Wilhelm, der die Schlacht gewann und fortan englischer König war. Wilhelm ging als William the Conquerer oder Wilhelm der Eroberer in die Geschichte ein, von ihm stammten (seit seiner Enkelin Matilda, nur noch über die weibliche Linie) bis zu den Tudors alle englischen Königshäuser ab.
Die Verbindungsstraße zwischen der City und Westminster Abbey (wo die Regierung saß) war im mittelalterlichen England das, was heutige Immobilienmakler beste Lage nennen würden. Außerhalb Londons an der Verbindungsstraße zwischen London und Westminster gelegen mit Zugang zum Fluss, so dass die Anwesen bequem vom Wasser aus zu erreichen waren und man nicht unbedingt über die Straße musste. Hier lag später auch der königliche Palast Whitehall ('Weiße Halle'; heute heißt so die Straße, die durch das Regierungsviertel führt). Direkt gegenüber von unserem Hotel aber lag das Savoy, das seinen Namen von einem Palast hat, der hier im 13. Jhdt. stand: Henry III. hatte Eleanore von Provence geheiratet, die wiederum die Nichte von Peter von Savoyen war. Peter von Savoyen (Südostfrankreich an der Grenze zu Italien und der Schweiz) diente sich seinem Schwiegerneffen als Berater an und erwarb für die symbolische Pacht von drei Pfeilen das Gelände, auf dem er seinen Palast errichten ließ. Nach seiner Rückkehr auf den Kontinent fiel der Palast an die Königsfamilie und war u.a. auch die Residenz von Johann von Gent (John of Gaunt, Duke of Lancaster), einem Sohn Edwards III., der für seinen Neffen Richard II. die Regentschaft übernahm. So richtete sich eine Revolte der Bauern unter Führung von Tyler Watt auch vor allem gegen den Duke of Lancaster und dessen Residenz, den Savoy Palace, der jetzt, ca. 140 Jahre nach seiner Errichtung geplündert und niedergebrannt wurde. Später wurde an dieser Stelle ein Hospital errichtet und heute steht an dieser exklusiven Adresse eines von Londons berühmtesten und teuersten Hotels.

Unsere erste Station war das Charing Cross, eine im viktorianischen Zeitalter wieder errichtete kegelförmige Säule, die an die letzte Station der Reise des Sarges von Eleanore von Kastilien, der Frau von Edward I. (The Hammer of the Scots, der Schottenhammer) von ihrem Todesort Harby nach Westminster Abbey erinnerte. An allen zwölf Übernachtungsstationen der dreizehntägigen Reise von Harby nach Westminster Abbey ließ Edward ein solches Memorial Cross errichten.

Bei St. Martin in the Fields (Sankt Martin in den Feldern) kann man sich heute kaum noch vorstellen, wie diese Kirche zu ihrem Namen kam, liegt sie doch mitten im Zentrum von London, am zwischen Regierungs- und Vergnügungsviertel. Doch im Mittelalter, als an dieser Stelle eine zunächst gotische Kirche errichtet wurde (der heutige Kirchbau an derselben Stelle ist klassizistisch), waren hier tatsächlich nur Felder, die Kirche war für die Bauern, die zwischen London und Westminster lebten. Heute ist sie die offizielle Gemeindekirche für die Bewohner des Buckingham Palace.

Über den Trafalgar Square mit Admiral Lord Nelson auf der Säule, sämtliche Hoheiten überragend, gingen wir am - total verkleideten - Admiralty Arch (Admiralitätsbogen) vorbei, der gerade zu einem Hotel umgebaut wird. An den Horse Guards vorbei gingen wir in Richtung der Downing Street, bemerkten die Mohnblumen (aus Plastik) an den Kriegerdenkmalen an der Straße und bogen bei den Imperial War Rooms, in denen Churchill sein Kriegskabinett hatte in Richtung des St. James Parks ein. Im St. James Park begegneten wir neben Schwänen - Eigentum der Krone! - auch Pelikanen.

Endlich kamen wir am Buckingham Palace an, auf dem die Union Flag (nicht Union Jack, so heißt die Fahne nur, wenn sie auf Schiffen gehisst wird) wehte. Aber der König ist doch in Schottland? Richtig. Wenn die Uniion Flag auf Buck' Palace weht, dann ist der König nicht da. Ist der König da, weht der Royal Standart.

Wir wohnten jetzt dem Wachwechsel (Changing the Guard) bei, der drei Mal die Woche publikumswirksam stattfindet.
Nach ein wenig Zeit für uns selbst, trafen wir uns, um die State Rooms in Buckingham Palace zu besichtigen, was jedes Jahr im August möglich ist, wenn früher die Queen, jetzt der King das Familienschloss Balmoral beleben. (Tatsächlich gehört Balmoral Castle der Familie Windsor, Buckingham Palace dem Staat.) Obwohl ich mit dem Gruppeneintritt bei Gate A (Groups) aufschlug, wurde ich zu Gate B weitergeschickt. In Gate B nahm man das mit Verwunderung auf, aber erst, als ich am Schalter war, wurde ich wieder zurück zu Gate A geschickt, jetzt kamen wir hinein und konnten durch die State Rooms wandeln.

Schließlich landeten wir im Garten, wo aber gerade keine der berühmten Gartenpartys stattfand, auch ließ Charles III. uns nicht zum Tee bitten. Ach ja, der läuft ja gerade im Balmoral Tartan Kilt durch seine schottischen Jagdreviere.

Jetzt konnten wir endlich unsere Oyster Cards einsetzen: Mit dem Bus ging es zur U-Bahn-Station Green Park und von dort aus zum Borough Market. Hier hatten wir leider weniger Zeit als vorgesehen und mussten bald schon wieder los in Richtung der Tower Bridge, die nicht wegen ihrer zwei Türme, sondern wegen ihrer Lage am Tower so heißt. Zwei aber blieben am Markt zurück, weil sie eher am Markt (und der Haustür von Bridget Jones) interessiert waren, als an der Tower Bridge und ihren Glasböden..... Hier wartete uns schon Petra (eine der drei Petras in unserer Gruppe), die sich bereits vor dem Wachwechsel von uns getrennt hatte, um einen Buchladen aufzusuchen und sich mit Literatur einzudecken.
Mit dem Lift fuhren wir hoch und nach einem kurzen Einführungsfilm in die Geschichte der östlichsten Themsebrücke betraten wir endlich den Upper Walkway. Der Upper Walkwy (oberer Gehweg) wurde ursprünglich gebaut, damit Passanten weiterhin die Brücke überqueren könnten, wenn die untere Brücke gerade geöffnet war, um Schiffe nach London hinein zu lassen. Sie wurde aber von den Passanten fast nie genutzt, zu anstrengend und oft kaum Zeitersparnis gegenüber dem Warten, bis der unter Gehweg wieder passierbar war. Nachdem wir oben fertig waren, besichtigten wir noch die alten Maschinenräume am Südufer der Themse, die heute nur noch Museum sind. Hier wurden per Dampfmaschine Gewichte bewegt, welche für das Heben und Senken der beiden Hälften der Fahrbahn verantwortlich waren.

Ein Teil der Gruppe beschloss den Abend mit einem Besuch des Dickens Inn in den St. Katherine Docks.


Samstag, 17.08.2024 – Bootsfahrt nach Venedig und Kensington Palace

Camden Town ist bekannt für seine Märkte. Hier bekommt man alles und nicht bloß Legales. Seit den 60er Jahren hatte sich hier eine Art Anti-Kultur angesiedelt (zunächst Hippies, in den 70ern dann Punks), aber wie das so ist, wird auch jede Anti-Kultur, ehe sie sich versieht, kapitalisiert. Heute ist Camden Town ein Touristenmagnet, wo man eben, wie gesagt, alles bekommt. Wir hatten etwa eine Stunde, uns hier umzutun, bevor wir das Boot in Richtung Little Venice bestiegen. Einige haben hier auch tatsächlich etwas gefunden, was sie für sich oder Familie und Freunde mit nach Hause nahmen.
Mit dem Boot fuhren wir den Regent's Canal in Richtung Little Venice. Der Kommentar des Bootsmanns: Diejenigen, die Little Venice so tauften, hätten wohl nie auch nur einen Fuß ins echte Venedig gesetzt. Nur wenige Meter vom Anleger von dem wir ablegten, kamen wir an einem vom Regent's Canal abzweigenden Tunnel vorbei, der in ein Gebäude führte, das früher mal eine Fabrik war, die Waren konnten hier per Boot angeliefert werden, es macht eben einen Unterschied, ob ein von Pferden getreideltes Boot 30 t Waren anliefern kann, oder ein Pferdekarren 2 t Waren.
Dieser Tunnel jedenfalls war - nachdem in Skyfall das MI6-Quartier zerstört worden war - in Spector der Eingang zur geheimen MI6-Zentrale, nur, dass James Bond/Daniel Craig sich von der Themse aus diesem Tunneleingang näherte, was, wie unser Bootsmann betonte, geographisch völlig unmöglich sei.

Direkt dahinter kam das Pirate's Castle, die Piratenburg. Das ist ein Gebäude, das im Stil einer mittelalterlichen Burg errichtet wurde, in einer Zeit, als immer noch zu viele unvorsichtige Londoner in den Gewässern Londons - so auch im Regents's Canal ertranken. Der Gründer wollte die Londoner hier an den Umgang mit Gewässern gewöhnen und bot Schwimmkurse an. Heute liegen dort Kajaks und Kanus.

Nach einer Fahrt durch ein Villenviertel, bei der wir auch an einem Garten eines Scheichs aus Brunei vorbeikamen, den dieser nie betreten hatte (er ist mittlweile verstorben), erreichten wir den Regent's Park, in dem auch London Zoo liegt. London Zoo erstreckt sich auf beiden Seiten des Kanals und wir kamen am Affenhaus und dem Gehege für Afrikanische Goldwölfe vorbei, sahen aber keines der Tiere. Irgendwann erreichten wir dann Little Venice, von wo aus wir in Richtung Paddington Station liefen, wo wir einem peruanischen Bären, der Marmeladenbrote liebt, begegneten.

"Mittagspause?"
"Nö, weiter, wir bekommen ja heute Nachmittag Afternoon Tea."
"Okay."

Schneller als erwartet erreichten wir den Hyde Park, bzw. die Kensington Gardens, nämlich genau am Nordende des Serpentine [ßørpentajn] genannten künstlichen Sees, den Königin Charlotte für Bootsfahrten hatte anlegen lassen. Wir hatten Zeit und folgten der Beschilderung der Princess Diana Memorial Fountain. Hierbei handelt es sich um einen kreisförmigen Brunnen mit einer Wiese in der Mitte in der Form von zwei durch weiße Steine eingefassten Bachläufen, der bei dem sommerlichen Wetter vor allem von Familien mit Kleinkindern frequentiert wurde, die in dem Wasser plantschten und ziemlich offensichtlich viel Spaß hatten.

Nachdem wir das wenige Minuten beoachtet hatten, wandten wir uns gen Kensington Palace, wo wir ja noch eine Besichtigung und besagten Afternoon Tea vor uns hatten.
Zuerst aber betraten wir den Sunken Garden, wo Lady Di mit drei Kindern - also nicht mit ihren Söhnen - dargestellt ist, in einer ihrer Rollen als Frau, die ihre Reichweite dazu nutzte, den Focus auf krebskranke Kinder und AIDS-Patienten zu richten.

Im Kensington Palace kann man mehreren Führungen folgen, den Gemächern des Königs, den Gemächern der Königin und auch der Kindheit und Jugend Königin Victorias.

Um 16:00 Uhr waren wir in der Orangerie zum Afternoon Tea mit Sandwiches, Scones (die nicht bei jedermann Beliebtheit erfuhren) und Süßkram verabredet. Ich glaube, die meisten sind hier satt geworden, zumindest blieb einiges übrig. Im Anschluss hieran hatten wir Freizeit.


Sonntag, 18.08.2024 – von Tower zu Tower und auf den Spuren Jack the Rippers

The Tower of London, bzw. the White Tower ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in London. Historisch lag hier ein Römerlager, dass Schiffe, die vom Meer kommend die römisch-keltische Siedlung Londinium erreichen wollten passieren mussten. Später errichteten die Normannenkönige hier eine Motte (Turmhügelburg), the White Tower. Im Hoch- und Spätmittelalter bauten Könige rund um diesen White Tower (weißen Turm) weitere Paläste, die z.T. auf den Außenwällen - vor allem zur Themse hin - standen. Heute ist der Tower auch ein Ort zur Aufbewahrung der Kronjuwelen.

Zunächst gingen wir also zum Eingang, aber - "oh Schreck" - die ausgeteilten Eintrittskarten waren ungültig. Kein Problem, digital hatte ich gültige Karten. Eberhardt Travel hatte empfohlen, die Kronjuwelen als erstes aufzusuchen, um lange Schlangen zu vermeiden. Ein guter Hinweis, wie sich schnell herausstellte, denn die Schlangen vor den Kronjuwelen wuchsen mit hoher Geschwindigkeit an. Außer den Kronjuwelen sind die teilweise rekonstruierten mittelalterlichen Paläste zu sehen, das "Gefängnis", da der Tower zeitweise als Gefängnis für prominente Gefangene diente, ein Museum für die London Fusiliers, eine Truppe die ihre Wurzeln in der Artillerie-Mannschaft des Towers hat, heute zur britischen Armee gehört, den White Tower mit seiner mittelalterlichen Waffenkammer, und, und, und. Mich fasziniert immer wieder der Eisbär, der in der Themse fischen "durfte".

Nach dem Besuch des Towers gingen wir - bzw. - der größte Teil der Gruppe zum Sky Garden im Turm (Tower), der von den Londonern den Spitznamen the Walkie Talkie erhalten hat, da er eben an ein Funkgerät erinnert. In der obersten Etage hat man einen Garten mit Palmen und Baumfarnen angelegt und natürlich Aussicht auf London, z.B. auf die auf der gegenüberlegenden Themseseite gelegene Shard/Scherbe.

Für den Rest des Nachmittags hatten wir alle frei und verstreuten uns in alle Winde. Am frühen Abend trafen wir uns dann mit Margret, die uns durchs Londoner Eastend führte, durch den berüchtigten Stadtteil Whitechapel. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war London berühmt für seinen Nebel, den wir ja auch aus Edgar Wallace-Filmen nur zu gut kennen. Nebel? Wir hatten keinen. Das verwundert auch nicht, wenn man weiß, dass der berühmte Londoner Nebel - anders als im Asterix-Comic - eben kein natürliches Phänomen ist bzw. war, sondern im Grunde genommen Smog. 5 Millionen Einwohner zählte London bereits im 19. Jhdt., da war Berlin noch eine Stadt mit ein paar zehntausend oder hunderttausend Einwohnern. 5 Millionen Einwohner, die mit Kohle und Holz heizten und kochten. Als man in den 1950er Jahren feststellte, dass viele der Toten in London auf den Smog zurückgingen, wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die Energieerzeugung mit Kohle und Holz in London verbot. Auch die noch jungen Elektrizitätswerke wurden aufgegeben und beherbegen heute Museen und andere kulturelle Einrichtungen.
Eben dieses nebelige London, das heutige Besucher eben aus genannten Gründen nicht mehr erleben, war Schauplatz der sechs oder sieben Morde, die Jack the Ripper zur Last gelegt werden. Wer Jack the Ripper ist? Da gibt es mehrere Verdächtige, wie etwa ein amerikanischer Arzt, der in Krankenhäuser nach Organen von Frauen nachfragte oder auch ein britischer Arzt, der seinerzeit als sexuell gestört galt und von seiner eigenen Familie für Jack the Ripper gehalten wurde (in der Tat wurde er sieben Wochen nach dem letzten Mord aus der Themse gezogen), aber auch andere Verdächtige, für die einiges spricht. Vielleicht gab es ihn ja auch gar nicht "Jack the Ripper", sondern es waren mehrere Täter, die z.T. als Trittbrettfahrer auftraten.

Nach der Führung durch das Eastend blieben einige noch dort, andere fuhren in Richtung Covent Garden, um hier oder dort den Hunger oder Bierdurst zu stillen.


Montag, 19.08.2024 – Zu Besuch in Westminster Abbey (und eine Fahrt mit dem London Eye oder Besuche im Albert und Victoria Museum bzw. bei Harry Potter)

Unser Morgen startete mit einem Spaziergang zur Westminster Abbey. Dabei nahmen wir die Route an der Themse entlang, hielten bei dem als Cleopatras Needle ([ni:dl] Kleopatras Nadel) bekannten Obelisken, dessen Zwilling im New Yorker Central Park steht. Mit Kleopatra haben beide Obelisken nur insofern etwas zu tun, als dass sie tatsächlich aus Ägypten stammen. Tatsächlich stammen die Obelisken von Thutmosis III. Das wäre in etwa so, als würde man den Silberschatz von Sutton Hoo (7. Jhdt.) als 'Queen Camillas Silver' bezeichnen (und da habe ich noch etwa zweihundert Jahre geschlabbert).
Weiter ging es vorbei am Boudicca-Denkmal. Boudicca war die Frau des Prasutagus, des Königs des britannischen Stammes der Icener. Prasutagus, der seinen Stamm aus den römisch-britannischen Kriegen heraushalten wollte, kam mit den Römern überein, eine Doppelherrschaft über die Icener zu begründen, er selbst und der Statthalter Roms sollten fortan die Stammesführer sein. Als Prasutagus starb, misshandelten römische Legionäre Boudicca und ihre Töchter. Boudicca organisierte daraufhin einen Aufstand gegen die Römer, den diese nur mit erheblich Militäraufgebot niederschlagen konnten.
An den meistfotografierten Telefonzellen Londons (mit dem Elizabeth Tower ('Big Ben' ist nur die Glocke darin) im Hintergrund) standen meterlange Schlangen und niemand wollte sich hier fotografieren lassen, also ging's vorbei an den Statuen wichtiger Politiker Großbritanniens und des Commonwealth, auch solchen, derer man zu ihren Lebzeiten nicht unbedingt ein Denkmal gesetzt hätte, wie die Souffragette Millicent Fawcett (die allerdings geadelt wurde: Dame, das weibl. Gegenstück zu Sir) oder Mahatma Ghandi. Aber auch Benjamin Disraeli (seinerzeit britischer Premier) oder Nelson Mandela. Leider mussten wir, bevor wir in Westminster Abbey eintreten konnten, geschlagene 65 Minuten anstehen. Wie sich herausstellte, bekam jeder, trotz digitaler Eintrittskarte oder papiernen Voucher, noch eine Eintrittskarte ausgedruckt, was unheimlich aufhielt. Naja, es war August, halb Europa (und die Briten selbst) im Urlaub.... Anschließend nach dem Besuch in Westminster Abbey, der Grablege einiger englischer Könige und vieler Persönlichkeiten, daunter auch Geoffrey Chaucer, der im ausgehenden Mittelalter die Canterbury Tales schrieb oder dem anglisierten deutschen Komponisten Friedrich Händel, besuchten einige von uns das London Eye, andere fuhren ins Victoria and Albert Museum (VAM) und die kleine aus Oma, Onkel und Enkelin bestehende Familie die Harry Potter-Ausstellung.

Leider wurde heute einer Mitreisenden irgendwo zwischen VAM und Hotel vermutlich das Portemonnaie gestohlen. Wir haben noch eine Anzeige bei der Polizei aufgegeben, mussten das aber letztlich online tun. Das wird dann in die Statistik eingehen...

Andere verlebten den Abend glücklicher, eine Mitreisende besucht das Michael Jackson-Musical, andere schossen kurzfristig Eintrittskarten für die ABBA-Show, wovon sie am kommenden Morgen begeistert berichteten. Ihre Empfehlung: Block H. Der ist zwar etwas teurer, aber man vergesse dort zeitweise, dass man sich nicht in einer echten Live-Show befände, sondern es tatsächlich nur mit den Hologrammen von Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid zu tun hat.


Dienstag, 20.08.2024 – Abreise von London

Für unsere "Berliner" ging es schon recht früh nach Hause. Viertel nach Sieben wurden sie bereits abgeholt. Für die anderen gab es humanere Abholzeiten. Der Verfasser dieser Zeilen nutzte die Zeit, um noch mal ein bisschen am Südufer der Themse und dort am Themse-Strand spazieren zu gehen, wo einige Mudlarker unterwegswaren. Mud-was? Mudlarker: Leute, die den Themseschlamm (mud) nach interessanten Dingen absuchen. Ich selbst fand Schiffsnägel und Pfeifenreste, sowie Knochen (vermutlich Rind) und zuletzt noch eine salzglasierte Scherbe, einer der Mudlarker meinte zu mir, mit Keramik kenne er sich nicht gut aus, aber es handele sich vermutlich um einen Import aus Dtld. aus dem 15. oder 16. Jhdt. Ich ließ natürlich alle Funde vor Ort zurück.

Durch den dichten Londoner Verkehr ging es dann in Richtung Flughafen und gerade die "Hamburger", die den früheren Flug hatten, waren etwas nervös, ob wir denn rechtzeitig zum Flughafen kämen. Kamen wir. Was wir noch nicht wussten: Es gab Delay-Delay-Delay - Verspätung-Verspätung-Verspätung. Doch irgendwann ging es für die "Hamburger" dann endlich los.

Uns "Frankfurtern" war ein ähnliches "Schicksal" beschieden. Auch wir flogen mit erheblicher Verspätung ab, aber nur wenige Minuten nach den "Hamburgern".
Leider kamen wir so spät an, dass eine Reisende gleich entschied, die Nacht in Frankfurt zu verbringen, da sie es nicht mehr nach Hause schaffen würde. Eine andere, die es laut Fahrplan hätte nach Hause schaffen können. Blieb in Frankfurt am HBf. hängen. Hier hatte ein Mord, fast eine Hinrichtung stattgefunden. Die Lage war zunächst noch unklar, "Schießerei am Frankfurter HBf" hieß es und es ging nicht vor- und rückwärts. Sie verbrachte dann später auch die Nacht im Hotel und fuhr erst am Folgetag zurück in die Heimat.

Schlusswort

So beendeten wir also eine ereignisreiche Reise, die uns mit schönen, aber eben leider auch nicht so schönen Erlebnissen in Erinnerung bleiben wird. Ich denke aber, dass trotz allem die schönen Erinnerungen am Ende überwiegen und der eine oder die andere sicher noch mal wieder nach London kommt, denn London ist immer eine Reise wert.

Kommentare zum Reisebericht