Reisebericht: Wanderreise Schottland

04.07. – 14.07.2010, 10 Tage Rundreise Loch Lomond – Stirling – Oban – Glen Coe – Fort William – Urquhart Castle – Loch Ness – Highlands – Dunkeld – Edinburgh (47 km)


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Schottland nicht nur aus dem Busfenster kennenzulernen ist Sinn dieser Reise. Zu Fuß auf dem West Highland Way oder im Glencoe, manche Dinge lassen sich langsamer viel besser erfassen. Und dann ist ja da noch das Wasser des Lebens...
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker

04.07.10 – Flug nach Glasgow

Kurz nach 15 Uhr treffen alle Gäste per Haustürtransfer, wie bei Eberhardt TRAVEL üblich, in Berlin Schönefeld ein. Mit Familie Schönfelder gibt es dabei ein Wiedersehen, sie wanderten schon 2009 mit mir durch Irland. Die Abfertigung ging, dank Online Check in, schnell. Danach hieß es allerdings ganz schön lange warten, unser Flugzeug kam mit 45 Minuten Verspätung in Berlin an. Mit selbiger Verspätung kommen wir in Glasgow an. Zwischen Deutschland und Glasgow liegt ein Temperaturunterschied von über 15 Grad, bei Ankunft teilt man uns mit, das 14 Grad Außentemperatur sind. Ich finde es herrlich, wie eine Erlösung. Die Wolken hängen tief, es hat vor unserer Ankunft geregnet, halt typisches Wetter für hier. Das es anders sein kann habe ich zur Wanderreise letztes Jahr erlebt und ich hoffe das wir auch dieses Jahr die Sonne ab und zu sehen werden. An Flughafen empfängt uns unser Buschauffeur Duncan. Auch er ist ein alter Bekannter, mit ihm habe ich die Reise im letzten Jahr gemacht und ich bin sehr froh, denn mit ihm zu arbeiten macht Spaß. Gleich nach Ankunft im Winnock Hotel in Drymen gehen wir zum Abendessen. Parallel zum Essen ist ein öffentlicher Tanzabend, ein Public Ceillidh. Man tanzt Volkstänze, jung und alt sind dabei. Auch ich bekomme meine Chance zu tanzen und zu zeigen, das etwas Schotte in mir steckt. Und ein Dudelsackspieler ist auch dabei, das ist gleich der richtige Empfang in Schottland. Nach dem guten Essen werde ich noch mal aufgefordert und meine Tanzpartnerin wundert sich dann, dass die Gäste von unseren Tischen nicht getanzt haben. Ich erkläre ihr, das es eine deutsche Reisegruppe ist und sie keine Ahnung von den Tänzen haben. Inzwischen ist es spät geworden, langsam lichten sich die Tische und auch ich gehe zu Bett.

05.07.10 – Stirling und Wanderung Carron Valley

Das schottische Frühstück lernen wir an diesem Morgen kennen. Es unterscheidet sich eigentlich kaum vom englischen, allerdings wird uns noch Porridge gereicht. Porridge ist ein Haferbrei, man kann sich etwas Honig oder Zucker darüber machen oder Früchte dazu essen, Es ist sehr bekömmlich und am Morgen für einen Wanderer eigentlich das richtige. Danach fahren wir nach Stirling, Die Stadt im Herzen von Schottland wir dominiert von dem auf einem Felsen thronenden Castle. Diese war über viele Jahrhunderte Sitz der schottischen Könige aber auch oftmals Zankapfel der Geschichte, denn wer es besaß hatte auch die Macht über das Land. Wir beginnen unseren Rundgang bei Old Stirling Bridge, hier in der Nähe hat eine Schlacht stattgefunden, bei welcher die Schotten unter Führung von William Wallace (Brave Heart) die Engländer besiegen konnten. Das hat allerdings nicht immer so funktioniert. Auf dem Weg zum Castle kommen wir an Stirlings ältestem Alehouse, Settle Inn, vorbei, streifen Cowans House, kommen zum Marktplatz, gehen am Marktkreuz und dem alten Rathaus Toolbooth vorbei und kommen dann zur Kirche Holy Rude. Neben der Westminster Kathedrale in London ist es die einzige Kirche in Großbritannien, in welcher ein König gekrönt wurde. Hier war es Maria Stuarts Sohn, welcher im Alter von knapp einem Jahr zum König James VI gekrönt wurde. Die Krönung wurde durch Maria Stuart ärgsten Widersacher, den schottischen Kirchenreformer John Knox vorgenommen. Da die Kirche noch geschlossen, wir besichtigen sie später, ist gehen wir zuerst zum wenige Meter entfernten Stirling Castle. Vor dem Eingang finden wir noch das Monument von Robert the Bruce.
Obwohl er als schottischer Adliger dem englischen König Edward I die treue geschworen hatte besann er sich doch noch eines besseren und kämpfte gegen die Truppen Englands, welche Stirling besetzt hielten. In der Schlacht von Bannockburn konnten 9000 Schotten über 25000 Engländer siegen. Der Rundgang durch das Castle erfolgt individuell, zur Zeit kann der königliche Palast wegen Restaurierungsarbeiten nicht besucht werden.
Am Nachmittag machen wir unsere erste Wanderung. Wir fahren ins unweit von Stirling gelegene Carron Valley. Unsere Wanderung führt entlang des Carron Water Reservoir, eines knapp 4 km² großen Stausees. Hier ist vor allem das Fliegenfischen von Forellen sehr populär, jedes Jahr gibt es hier dazu einen Wettbewerb. Der Weg verläuft teils am Ufer aber auch teils durch den Wald, der hier aufgeforstet wurde. Immer wieder eröffnen sich Blicke auf die uns umgebenden Berge, Ausläufer der Trossachs. Nach ca. 2,5 h erreichen wir das andere Ende des Stausees und dort wartet Duncan mit dem Bus. Das Wetter hat es ausgesprochen gut mit uns gemeint, mal ein paar kleine Spritzer Regen, Wolken aber auch immer wieder ließ sich die Sonne blicken.
Nach diesem Tag lassen wir uns das üppige Abendessen schmecken.

06.07.10 – Wanderung West Highland Way

Der West Highland Way ist der wohl populärste Wanderweg Schottlands. Ein Teilstück des 158 km langen, von Glasgow nach Ft. William führenden, Weges werden wir heute begehen. Startpunkt der Wanderung ist in Rowardennan, am Loch Lomond. Allerdings kann der Bus nicht dahin fahren, die Straße ist zu schmal. So nutzen wir ab Tarbert das Schiff, den West Highland Rambler, der uns zum Wanderausgangspunkt bringt. Der Loch Lomond ist Schottlands größter See und sicher auch einer der Landschaftlich am schönsten gelegenen. Der Schriftsteller Sir Walter Scott nannte den See „The Queen of the Scottish Lakes", also die Königin der schottischen Seen. Sehr bekannt ist natürlich ach das Lied „Bonnie Banks of Loch Lomond", dessen erste zwei Strophen ich den Gästen im Bus vorsinge. Dieses Lied ist so etwas wie die heimliche Nationalhymne Schottlands, auch bei Konzerten von Rockgruppen, wie der schottischen Band Runrig, wird dieses Lied von tausenden mitgesungen. Im Schatten des Ben Lomond wandern wir zuerst in Ufernähe, dann steigt unser Weg allmählich an.
Durch die Bäume können wir immer mal wieder den See sehen, dann wendet sich der Weg für eine Zeit etwas vom See ab. Wir laufen durch natürlich gewachsenen Wald, manchmal sieht er einen Märchenwald ähnlich. Baumstümpfe sind von Moos überwachsen, dazwischen blüht Fingerhut, manchmal auch etwas Glockenheide. Wir erreichen den Platz für das Mittagspicknick, ein Aussichtspunkt mit Blick über einen Teil des 35 km langen Loch Lomond. Dann führt der Weg wieder zurück an den See und wir haben die Gelegenheit unsere Füße im Wasser zu kühlen. Allerdings gibt es auch ein Ärgernis an diesem Platz, und das heißt Midges. In deutsch heißen die kleinen Tierchen Gnitzen, sind winzige kleine Mücken, welche beißen. Diese gefräßigen Dinger sind ganz schön lästig. Im letzten Teil wird unser Weg schmaler, manchmal muss ein kleiner Bach überwunden werden, geht es ein bisschen hoch und runter, sozusagen über Stock und Stein. Am Ende der Wanderung erreichen wir das Inversnaid Hotel. Jetzt setzt leichter Regen ein, den ganzen Tag über hatten wir Glück, es war zwar bewölkt aber blieb trocken. Bevor wir mit der Fähre wieder zurück nach Tarbet fahren bleibt noch genügend Zeit für einen Tee, Kaffee oder ein Shanty, das ist ein Radler. Sogar Whisky Verkoster werden gesichtet. In Tarbet wartet unser Chauffeur Duncan auf uns und bringt uns sicher zum Hotel nach Drymen zurück.

07.07.10 – Inveraray – Oban – Ft. William

Am Morgen scheint schon die Sonne ins Zimmer und der Wetterbericht verspricht auch einen schönen Tag. Wir reisen heute von Drymen ab, unser Ziel wird Ft. William sein. Das Wetter scheint es wieder gut mit uns zu meinen, schon am Morgen grüßt uns die Sonne. Alle hoffen wir natürlich, dass es nicht nur ein Belegexemplar ist, sondern den ganzen Tag so bleibt. Noch einmal fahren wir entlang des Loch Lomond bis Tarbet, dann halten wir uns Richtung Westen und fahren ein Stück am Loch Long entlang und treffen spätere auf den Loch Fyne. Das Wort Loch steht für See, im englischen heißt es Lake. Es stammt aus der gälischen Sprache und wird auch, etwas anders geschrieben in Irland benutzt. In einigen Teilen Schottlands wird immer noch Gälisch gesprochen. Es ist die alte Sprache des keltischen Volkes der Skoten. Keltische Sprachen gibt es noch mehrere in Europa, einige sind auch noch als Sprachen des täglichen Gebrauch, auch wenn die Anzahl der Sprecher begrenzt ist. Neben dem irischen Gälisch, spricht man noch cymrisch in Wales (Cymru), bretonisch in der Bretagne und Manx auf der Isle of Man. Inzwischen sind wir kurz vor Inveraray angekommen. Wir wollen in den Ort hinein laufen.
Durch eine Allee aus Eiben kommen wir zu einem Aussichtspunkt, welcher uns einen Blick auf das Inveraray Castle erlaubt. Ganz Fotogen liegt es im Sonnenschein. Es gehört dem 12. Duke of Argyll, Ian Campbell. Das Oberhaupt der Familie Campbell, ist gleichzeitig das Oberhaupt von über 12 Mio. Mitgliedern des Campbell Clans. Das Schloss ist in einem pseudoromantischen Stiel errichtet. Der englische Reiseschriftsteller Samuel Johnson weilte 1773 auf dem Castle und meinte: „Was ich hier am meisten bewundere, ist die völlige Missachtung der Kosten." Das Städtchen Inveraray wurde mit dem Bau des Schlosses ab 1760 gebaut. Es zeichnet sich vor allem durch seine weiß getünchten Häuser aus und liegt einladend in der Mittagsonne. Nach unserer Mittagspause fahren wir weiter nach Oban. Unterwegs gibt es nochmal einen Fotostopp am Loch Awe, an dessen Westende die Ruine des Kilchurn Castle liegt. In Oban angekommen erwischt uns doch ein leichter Regenschauer. Wir lassen uns davon allerdings nicht beeindrucken und laufen vom Parkplatz zuerst zum Mac Caigs's Tower. Das ist kein Turm im eigentlichen Sinn, sondern ein schottisches Kolosseum, allerdings unvollendet. Der aus Oban stammende Bankier Mac Caig hatte ein soziales Herz und beschäftigte arbeitslose Fischer mit dem Bau und setzte sich dabei gleichzeitig ein Denkmal.
Von Oban aus führt uns der Weg noch zum Dunstaffnage Castle, nur wenige Meilen von Oban entfernt. Diese alte Festung soll einmal den schottischen Krönungsstein auf seinem Weg nach Scone beherbergt haben. Die alte Festung gehörte den Campbell's, welche sie 1958 an den National Trust abgaben. Heute gibt es immer noch einen Capitan of Dunstaffnage, wenn auch die militärische Bedeutung längst vorbei ist. Aber Tradition ins Tradiotion und muss beibehalten werden. So muss der Capitan im Jahr mindestens drei Nächte im Castle übernachten. Entlang des Loch Linhe fahren wir dann weiter nach Ft. William. Im Hotel Alexandra bleiben wir drei Nächte. Ganz wichtig ist am Abend noch das WM Halbfinale zwischen Spanien und Deutschland. Die Deutschen haben verloren, bleibt uns nur uns mit einem guten Whisky zu trösten. Und da stellen die Schotten verdammt guten her.

08.07.10 – Wanderung am Caledonian Canal

Der Tag beginnt mit einem Geburtstag. Frau Martin feiert diesen heute und so darf Sie am Morgen die Kerzen ihrer kleinen Geburtstagstorte ausblasen. Alle Gäste gratulieren ihr herzlich und später im Bus bekommt sie auch noch ein Ständchen. Wir wollen heute entlang des Caledonien Canals wandern, welcher sich im Great Glen befindet. Der Name Caledonien stammt von den Römern, welche das Land im nördlichen Teil Schottlands so bezeichneten. Das Wetter meint es heute mit uns nicht so gut, aber wir sind alle ausgerüstet mit entsprechender wetterfester Kleidung. Bei Regen fahren wir in Ft. William los zu unserem Wanderausgangspunkt Gairlochy. Wir sind direkt am Kanal und können auch gleich beobachten, wie eine Brücke so gedreht wird das ein Schiff durchfahren kann.
Ohne Regen wandern wir los, zuerst bis Moy Bridge. Hier befindet sich wieder eine Drehbrücke, welche extra für den Besitzer des Farmlandes links und rechts des Kanals gebaut wurde. Der Kanal ist mit einer Länge von fast 100 km ist seit 1822 in Betrieb. Führender Ingenieur bei den Bauarbeiten war Thomas Telford, welcher auch zahlreiche andere Verkehrsbaute in Großbritannien errichtet hat. Erwähnt sei hier nur die Menai Suspension Bridge in Bangor oder das Pontyscyllte Aquadukt bei Llangollen in Wales. Die Kosten waren für die damalige Zeit immens, betrugen sie doch insgesamt 912000 £, nach heutigen Maßstäben waren das 40 Mio.£. Gedacht war der Kanal ursprünglich für die Heringsfischer um den Weg von der Nordsee zum Atlantik zu verkürzen und die stürmische Umfahrung der Hebrideninseln zu vermeiden. Heute befahren fast ausschließlich Freizeitkapitäne mit ihren Yachten den Kanal. Auf unserem weiteren Weg bekommen wir das wechselhafte Wetter immer wieder zu spüren. Unsere Mittagspause machen wir an einem der vier Aquadukte und genau zu diesen Zeitpunkt erscheint über uns blauer Himmel und Sonnenschein, eine Wohltat. Nach der Pause laufen wir noch ca. 45 min. und erreichen dann die berühmte Schleusentreppe „Neptuns Staircase". Hier wird auf einer Distanz von 500 eine Höhe von 20 Metern überwunden. Leider befindet sich gerade kein Schiff in der Schleuse, aber alle sind von dem technischen Wunderwerk begeistert. Hier an der Schleuse wartet unser Bus auf uns. Nach knapp 12 km besteht hier die Möglichkeit mit dem Bus ins Hotel zu fahren. Das wird auch von einigen Gästen wahrgenommen. Alle anderen laufen direkt bis zum Hotel zurück, das sind noch einmal gut 4 km. Bevor es aber soweit ist stoßen wir noch auf den Geburtstag von Frau Martin an. Unser Weg führt uns dann noch zur Mündung des Kanals in den Loch Linnhe, dann durch die Siedlung Caol, vorbei an den Ruinen des Inverlochy Castle und dann ist schon das Ende in Sicht. Nach 5,5 h Wanderung kommen wir, trotz des Wetters, froh und zufrieden am Hotel an.

09.07.10 – Zugfahrt durch das Rannoch Moor – Glencoe

Nach dem Frühstück ist heute Morgen Zeit zur freien Verfügung. Jeder Gast nutzt diese um einige Dinge zu erledigen. Da gilt es Postkarten zu kaufen und zu schreiben, auf der Post Briefmarken zu kaufen oder auch Geld zu tauschen. Und dann gibt es noch in einigen Geschäften verlockende Angebote vor allem für Wanderkleidung. 11.30 Uhr treffen wir uns alle auf dem Bahnhof, zur gleichen Zeit trifft auch der Zug aus Mallaig kommend ein. Weiter fährt er nach Glasgow, wir nutzen den Zug für ein Teilstück und fahren bis Tyndrum Upper. Nach ein wenig Suchen finden wir auch die für uns reservierten Sitzplätze und schon fährt der Zug wieder los. Wir fahren mit dem Zug durch das Rannoch Moor, eine der einsamsten Gegenden in Schottland. Es ist die größte zusammenhängende Moorlandschaft in Großbritannien. Es führt keine Straße durch dieses Gebiet, man kann es nur mit der Eisenbahn durchfahren. Obwohl das Wetter nicht das Beste ist hat die Landschaft etwas einmaliges an sich. Nach 1,5 h Fahrt erreichen wir unser Ziel und alle sind sich einig das die Fahrt noch etwas hätte weiter gehen können. Am Bahnhof erwartet uns heute Jim, unser Busfahrer für die nächsten Stunden. Duncan hat heute, entsprechend der Regelungen für die Lenkzeiten einen freien Tag, welchen er in Ft. William verbringt. Nach einer Pause fahren wir weiter in Richtung Glencoe. Unseren ersten Stopp machen wir oberhalb des Loch Tulla. Hier steht auch immer ein Dudelsackspieler, welcher für Touristen spielt. Auch heute ist das so. Für sein Spiel legt man ihm ein kleines Trinkgeld in seine Schale. Als der erste unserer Gäste etwas hinein legt schaut der Spieler etwas nach vorn, sieht das beim Geld einige Kupferstücke sind, bricht sein Spiel ab und verschwindet in sein Wohnmobil.
Er war beleidigt darüber, das er nur solches Kleingeld bekam. Da habe auch ich wieder etwas gelernt, also nie weniger als 50 Pence, besser 1 Pfund in die Schale legen. So gestaltet sich unser Stopp hier etwas kürzer. Inzwischen ist das Wetter besser geworden, die Wolken beginnen sich zu verziehen, langsam kommt Sonne durch. Wir fahren am Westrand des Rannoch Moor vorbei, haben noch einmal einen Blick auf diese grandiose Landschaft, bevor wir den nächsten landschaftlichen Höhepunkt, das Glencoe erreichen. Das Tal der Tränen, wie es auch genannt wird, hat eine traurige Geschichte erlebt. Der einst hier lebende Clan der Mac Donalds of Clencoe wurde wegen einer Nichtigkeit auf Befehl des Königs Wilhelm III umgebracht. Dabei wurde die schottische Gastfreundschaft missbraucht und die Mac Donalds im Schlaf überfallen. Uns präsentiert sich das Tal in einem fantastischen Wetter mit tollen Aus- und Einblicken. Wir genießen unsere kleine Wanderung durch das Tal. Einen weiteren kurzen Stopp machen wir noch im Glencoe Visitorcenter, auch von hier ist noch einmal ein toller Blick in das Tal zurück. Von hier aus fahren wir weiter nach Ft. William zurück und treffen dort bei strahlendem Sonnenschein ein.

10.07.10 – Urqhart Castle, Culloden Moor, Clava Cairns, Benromach Distillery

Heute heißt es Abschied nehmen von Ft. William, wir reisen weiter nach Aviemore in den Grampian Mountains. Unterwegs haben wir aber noch einiges zu besichtigen. Ein Halt am Comando Memorial in Spean Bridge erlaubt uns einen Blick zurück zum Ben Nevis, welcher sich die beiden Tage zuvor nur am Abend gezeigt hat. Jetzt können wir ihn in voller Schönheit bewundern. Weiter fahren wir zum Urqhart Castle am Loch Ness. Dieser ist sicher der weltweit bekannteste der schottischen Seen, bekannt geworden durch das Ungeheuer von Loch Ness. Dieses Ungeheuer soll wirklich existieren? Jedes Jahr erscheint es wieder in der Presse und füllt regelmäßig ein Sommerloch. Es steht sogar unter Naturschutz und sollte man es bei einem Besuch hier fangen, so muss es sofort wieder freigelassen werden. Die Burgruine von Urqhart liegt romantisch am Ufer des Sees und war über Jahrhunderte eine wichtige Burg hier im Great Glen, diente sie doch vor allem auch zur Kontrolle des Verkehrs hier im Tal. Damit sie den aufständischen Jakobiten zu Beginn des 18 Jh. nicht in die Hände fiel wurde ein großer Teil der Burg gesprengt. Das übrige hat der Zahn der Zeit gemacht. Heute wird die Anlage vom Scottish National Trust verwaltet. Wir sehen zuerst einen kurzen Film über die Geschichte der Burg und können dann die Burg erobern. Das Wetter meint es heute gut mit uns, so macht es doppelt viel Spaß sich alles anzusehen. Im Nachbarort Drumnadrochnit gibt es noch eine Ausstellung zum Thema Nessi und aus Spaß hat man auch ein entsprechendes Tierchen platziert. Wir halten natürlich zum fotografieren. Weiter fahren wir
vorbei an Inverness zum Schlachtfeld von Culloden Moor. Die Geschehnisse des Jahres 1745 und 1746 haben sich tief in die Seele des schottischen Volkes eingebrannt. 1745 machten sich die Stuarttreuen Jakobiten unter Führung von Charles Edward Stuart auf den Thron für die Stuart wieder zurück zu erobern. Man stellte ein Heer auf und marschierte bis 160 km vor London. Dann entschloss man sich, auf Grund des beginnenden Winters nach Schottland zurück zu ziehen. Die Engländer nutzten das und marschierten den Schotten hinterher, natürlich um sie bei nächster Gelegenheit zu schlagen. Das war dann am 16.04.1746 der Fall. Als beide Heere in Culloden aufeinander trafen. Die Schotten waren noch vom Winter geschwächt, hatte weniger Truppen und die schlechtere Ausgangsposition. Alles das und sicher noch einiges anderes haben dazu beigetragen, das sie verloren haben. In nur 25 Minuten war diese Schlacht vorüber, dabei mussten hunderte schottischer und englischer Soldaten ihr Leben lassen. Was nach der Schlacht kam war aber weitaus schlimmer. Per Gesetz wurde das tragen der eigenen Tracht, das sprechen der eigene Sprache und die Ausübung der eigenen Kultur verboten. Charles Edward Stuart, der auch Bonnie Prince Charly genannt wurde, musste fliehen und ging nach Italien ins Exil. Er liegt heute im Petersdom begraben. Erst ab 1822 lockerte man diese Verbote, als es der König Georg IV schick fand, sich schottisch zu kleiden. Nur 5 Minuten vom Schlachtfeld entfernt befinden sich die Clava Cairns. Dabei handelt es sich um Grabanlagen, welche ca. 2500 - 3000 Jahre alt sind. Zwei der Dolmen sind als Ganggräber ausgeführt, alle der drei Grabhügel werden von Steinkrisen umgeben. Die Lage ist recht romantisch, es sieht ein bisschen aus wie in einem Feenwald. Von hier aus fahren wir weiter nach Forres zur Benromach Distillerie. Hier in Speyside gibt es jede Menge Distillerien, wir besuchen die kleinste von Ihnen. Zuerst sehen wir einen kleinen Film, danach besichtigen wir die Produktionsanlagen und erfahren alles über die Herstellung und vor allem auch, warum der Whisky hier immer eine rauchige Note hat. Diese kommt daher, dass die gemälzte Gerste über einen Torffeuer getrocknet wird und der im Feuer entstehende Rauch durch das Getreide zieht. Seine Farbe und die weitere geschmackliche Verfeinerung kommt dann im Fasszustande, entweder Bourbone- oder Sherryfässer. Zum Abschluss des Rundgangs verkosten wir einen 10 jährigen Benromach, der gar nicht so schlecht schmeckt. Mein persönlicher Favourit ist allerdings der Benromach Organic, der einzige aus biologisch angebautem Getreide hergestellte Whisky. Viele unterschiedliche Höhepunkte haben wir an diesem Tag erlebt und fahren nun in unser Hotel nach Aviemore.

11.07.10 – Wanderung im Rothiemurchus Forrest

Nach einem guten Frühstück brechen wir auf in den nahe gelegenen Rothiemurchus Forrest, ein Waldgebiet welches seit dem 16 Jh. der Familie Grant gehört. Hier kann man neben wandern auch zahlreichen anderen Freizeitaktivitäten nachgehen. Vom Hotel sind es nur fünf Minuten zu fahren und schon geht die Wanderung los. Über schöne Waldwege erreichen wir zuerst einen kleinen See auf dem großflächig Seerosen wachsen. Wäre es etwas sonniger würden sie sicher noch mehr aufblühen. Nach einem Stück Straße treffen wir auf den Loch an Eilean, welchen wir umwandern werden. Im See befindet sich eine Insel mit den Resten eines kleinen Castle, es gehörte einst Alexander Stuart, welcher im 14. Jh. lebte und Wolf von Badenoch genannt wurde. Auf ihn zurück geht die Zerstörung der Kathedrale von Elgin. Unser Weg erlaubt uns immer wieder schöne Blicke auf den Sees und auf die Cairngorm Mountains, wo wir von weiten noch Schneereste erkennen können. Nach der Umrundung des See erreichen wir unseren Picknickplatz, alle Gäste der Gruppe sind heute von Eberhardt TRAVEL zum Picknick eingeladen.
Wir lassen uns Käse, Schinken, Lachs, Tomaten, Obst und etwas süßes schmecken. Es überrascht uns zwar ein kleiner Schauer, aber den Appetit haben wir uns dadurch nicht nehmen lassen. Danach kommt der sportliche Teil der Wanderung. Auf unserem Weg müssen wir mehrfach einen Zaun übersteigen um durch ein Hirschgehege zu laufen. Mit sportlicher Eleganz und dem nötigen Humor nehmen wir diese Hürde. Danach durchlaufen wir eine Farm und finden in deren Park einen Coast Redwood Baum. Um seinen mächtigen Stamm zu umfassen sind 6 Personen aus unserer Gruppe notwendig. Bevor wir nach 12 km wieder am Bus ankommen haben wir nochmals schöne Ausblicke auf die Cairngorm Mountains. Auf dem Weg zum Hotel machen wir einen kleinen Umweg und besichtigen noch die Überreste der Ruthven Barracks, eine alte Kaserne aus dem Jahre 1715, errichtet zur Kontrolle des Hochlandes. Der Blick rund um uns herum ist einmalig schön und man kann es eigentlich nur im Geiste fotografieren. Am Fuße der Ruine stehen noch wie bestellt Hochlandrinder, mit ihrem zottigen Fell ein beliebtes Fotomotiv. Von hier sind es 12 Meilen mit dem Bus bis Aviemore, ein schöner Tag geht zu Ende.

12.07.10 – Loch Tummel, Dunkeld, Edinburgh

Wir nehmen Abschied von den Bergen und fahren hinunter in die Lowlands, nach Edinburgh. Aber wir machen das langsam, damit der Übergang nicht allzu schnell erfolgt. Zuerst fahren wir an den Loch Tummel an den Aussichtspunkt „Queens View". Von hier aus hat man bei gutem Wetter einen Blick bis zu den Bergen des Glencoe und auch wir können so weit sehen. Das Wetter meint es heute wohl gut mit uns. Da waren sie also noch mal, die hohen Berge. Vorbei an Pitlochry ist es nicht sehr weit bis nach Dunkeld. Bevor wir los wandern lassen wir uns im Grünen unser Picknick schmecken. Es gab jeden Tag die Möglichkeit etwas ganz nach seinen persönlichen Wünschen einzukaufen, meistens hatten wir einen Supermarkt in unmittelbarer Nähe zum Hotel. Wir wandern im Waldgebiet Hermitage bei Dunkeld. Zuerst laufen wir entlang des River Tay, des längsten Flusses in Schottland. Am Ende des ufernahen Weges haben wir eine kurze aber intensive Steigung zu überwinden, welche uns auf neues Höhenniveau bringt. Jeder geht in seinem Tempo und oben angekommen warten wir aufeinander. Das ist etwas, was bei dieser Reise sehr gut funktionierte, alle haben aufeinander Rücksicht genommen, Jung auf Alt und umgekehrt. Auch unseren Junior Ricardo, mit 14 Jahren der jüngste Teilnehmer dieser Reise wurde gut in die Reisegruppe integriert. Er hatte auch einen guten Freund in unserem Buschauffeur Duncan gefunden. Kurz vor dem Ende unserer Wanderung erreichen wir Ossians Hall. Ossian ist eine Figur aus der keltischen Mythenwelt und lebt in der sogenannten Anderswelt, dem Tir na nog. Mir ist er vor allem aus der Biographie des hl. Patrick von Irland bekannt, da kommt er auf einem weißen Pferd geritten und hat langes weißes wehendes Haar. Betritt man diesen kleinen Tempel erwartet einem am anderen Ende ein Balkon mit Blick auf einen reißenden Fluß mit Wasserfall. Das ist etwas, was man hier überhaupt nicht vermutet hätte. Nur wenige Gehminuten sind es bis zum Parkplatz und dann fahren wir auch nur 5 Minuten bis in den Ort Dunkeld hinein. Wir besichtigen gemeinsam die Kathedrale, welche dem hl. Columban geweiht ist. Seine Gebeine sollen ebenfalls hier ruhen, unter den Stufen der Kanzel. Der schottische König Kenneth Mac Alpin soll diese, aus Furcht vor Plünderungen der Wikinger, von der Insel Iona hierher gebracht haben. Auch das Grab des Wolf von Badenoch, Alexander Stuart, befindet sich hier. Interessant an der Kathedrale ist auch noch, dass sie zu Hälfte Ruine und zur anderen Hälfte funktionsfähige Gemeindekirche ist. Anschließend bleibt noch Zeit für einen Bummel im Ort oder für einen Kaffee bevor wir unsere Reise nach Süden fortsetzen. Rund 80 km sind es bis Edinburgh. Bevor wir die Stadt erreichen müssen wir noch den Firth of Forth überqueren.
Über diesen Mündungstrichter führt eine Autobrücke, welche im Jahre 1964 eingeweiht wurde. Viel imposanter ist aber die daneben liegende Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1890. Sie ist 2,5 km lang, besteht aus 51000 Tonnen Stahl und wurde mit 8 Mio. Nieten zusammengesetzt. Der letzte Niet soll ein goldener gewesen sein, allerdings weiß keiner wo er ist. Duncan fährt mit uns nach Queesferry, von wo aus wir einen wunderschönen Blick auf beide Brücken haben. Edinburgh empfängt uns bei Sonnenschein, die Kulisse der Stadt ist wie immer beeindruckend. Das Carlton Barceló Hotel an der Nordbrücke ist der ideale Ausgangspunkt für unseren Tag in Edinburgh. Nach dem Abendessen gehen wir alle gemeinsam noch in den Pub Biddy Mulligans am Grasmarket und genießen die Atmosphäre mit Live Musik und dazu das Bier und den einen oder anderen Whisky.

13.07.10 – Edinburgh

Heute erobern wir die Hauptstadt Schottlands, Edinburgh. Der Tag verspricht sehr schön zu werden, bereits am Morgen scheint die Sonne und nur wenige Wolken sind am Himmel zu sehen. Unser Stadtführer John, ein waschechter Schotte begrüßt die Gruppe am Hotel. Ich bespreche kurz mit ihm den Ablauf und schon kann es los gehen.
Zuerst fahren wir in Richtung Holyrood Park, allerdings ist dort alles abgesperrt. Die Königin, Elisabeth II, ist auf Staatsbesuch in Edinburgh und am Nachmittag gibt sie ihre Gartenparty. Dazu werden ca. 8000 Gäste erwartet. Auch auf den Aussichtspunkt Arthurs Seat kann aus Sicherheitsgründen nicht gefahren werden. Aber John kennt sich aus und so fahren wir auf einen anderen Hügel mit Aussicht auf die Stadt. Anschließend fahren wir in die Neustadt, deren Architektur durch John Adams geprägt wurde. Die bekannten Straßen sind die Queens Street, die George Street und natürlich die Princess Street. Wir machen an einigen Punkten halt, so u.a. an dem Haus, in welchen Robert Louis Stevenson seine Kindheit verbracht hat. Er ist Autor des Romans
„Die Schatzinsel", welchen ich in meiner Kindheit sehr geliebt habe. „...oh,oh,oh und die Bottel voll Rum..." war eines der Lieder auf meiner alten Schallplatte, die ich immer noch zu Hause habe. Danach geht es zurück in die Altstadt, vorbei an der Figur von Greyfreiers Bobby, über den Grasmarket wo sich früher der Galgen befand zum Edinburgh Castle, welches hoch über der Stadt thront. John gibt uns an mehreren Stellen Erklärungen zur Geschichte. Gemeinsam gehen wir die schottischen Kronjuwelen besichtigen und sehen den Krönungs- oder Schicksalsstein. Nach Meinung unseres Stadtführers ist dieser nicht echt und er erklärt auch warum. Im Anschluss daran verabschiedet er sich von uns und alle Gäste haben des Rest des Tages Zeit zur freien Verfügung. Es gibt viel zu entdecken, man kann zum Beispiel ohne einen Pence Eintritt zu bezahlen die Schottische Nationalgalerie oder auch das Nationalmuseum besuchen. Einige Gäste wollen natürlich auch in das eine oder andere Geschäft gehen oder auf den Calton Hill hinaufgehen um von dort das Edinburgh Castle zu fotografieren. Nach einem schönen Tag treffen sich alle Gäste zum Abendessen wieder.

14.07.10 Heimreise

Der Abschied fällt uns heute nicht so schwer, denn es regnet am Morgen in strömen. In Englisch sagt man dazu: „It's raining cats and dogs", also es regnet Katzen und Hunde. Wir fahren eine gute Stunde nach Glasgow und haben noch die Möglichkeit die Kathedrale von Glasgow zu besichtigen. Dieses gewaltige Bauwerk ist besonders interessant, da sich die Krypta nicht unter der Erde befindet sondern, da die Kirche am Hang gebaut wurde, über der Erde. Gleich hinter der Kathedrale befindet sich Glasgows Necropolis, ein Friedhof aus den 18./19. Jahrhundert. Über die Toten wacht weithin sichtbar, auf einer Säule stehend, der schottische Reformer John Knox. Gegenüber der Kathedrale befindet sich noch das älteste Haus von Glasgow, aus dem Jahre 1471 stammend. Dieses kann man besichtigen, kostenlos. Danach fahren wir zum Flughafen, beim überqueren des River Clyde sehen wir noch die Stadt. Wir kommen am Flughafen einige Minuten zu zeitig an, so dass wir noch etwas warten müssen, bis wir mit der Gepäckabgabe dran sind. Nach der Sicherheitskontrolle heißt es dann noch warten. Einige Gäste erfüllen sich noch einen Whiskywunsch im Duty Free. Mit einer halben Stunde Verspätung starten wir dann nach Hause. In Berlin erwarten uns die Fahrer der Haustürtransfers, welche uns sicher nach Hause bringen.

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