Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

18.08. – 28.08.2011, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Von Hastings über Brighton, Arundel und Chichester nach Portsmouth zu „HMS Victory“. Von der Isle of Wight, Stonehenge und Salisbury nach Cornwall. Über Lands End, St.Michaels Mount, Tintagel, Clovelly, Glastonbury und Wells durch die Cotswolds.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Reisebericht

Großbritannien ist Europas größte Insel - übrigens auch die achtgrößte der Welt - und sie ist außerordentlich vielfältig. Hier entstand aus dem Zusammentreffen verschiedener historischer Kulturen und Gewohnheiten ein neues Volk mit eigener Kultur, aus dem die einst größte Kolonialmacht der Welt wurde, die mit ihrem „British Empire“ etwa ein Viertel der gesamten Welt beherrschte.
Seefahrt war der Schlüssel für diese Größe und Seefahrt beherrscht bis heute viele Bereiche der Insel und das Denken des Inselvolkes. Südengland ist das Kernland der britischen Seefahrer und mit seinen Traditionen und seiner reichhaltigen Geschichte hat es die britische Geschichte maßgeblich geprägt. Hinzu kommt, dass die Landschaften hier einzigartig sind. Rosamunde Pilcher hat sie in zahllosen Romanen kolportiert und ebenso zahlreich ist die Liste der romantischen Filme, die in den herrlichen Landschaften spielen. Namhafte britische Maler wie John Constable oder William Turner haben ihr Herz an diesen Landstrich verloren, der zu Recht als eine der schönsten Gegenden Europas gelten darf. Von Kent über Sussex und Devon - die schönsten der südenglischen Grafschaften - führt die Eberhardt-Reise Südengland schließlich nach Cornwall., das mit malerischen Fischerorten, herausragenden Sehenswürdigkeiten und einmaliger Naturschönheit aufwarten kann.
Also - folgen Sie mir auf unsere Reise nach „Südengland“, die ich mit 34 erwartungsvollen Eberhardt-Reisegästen am18. August antrat …


Erster Tag, 18.08.11
Ganz pünktlich trafen wir uns am Flughafen Dresden. Nach pünktlicher Abfahrt wuchsen wir bis zur letzten Abholung in Erfurt Neudietendorf auf die stattliche Anzahl von 34 Reiseteilnehmern. Aber ganz richtig los ging es erst in Aachen, denn auf der Raststätte Aachener Land stieß zum Fahrerwechsel unser Buschauffeur Ingo Freiberg zu uns, der den Bus die nächsten elf Tage fahren würde. Natürlich hatte ich schon in Höhe Erfurt mit der Reiseleitung und den Informationen angefangen - die umfassten sogar mittelhochdeutsche Gedichte in Höhe der Wartburg! Aber es ging weiter nach Belgien und zu unserem Tagesziel Calais. Zeit genug für mehr Informationen und einige „Preisfragen und besondere Informationen: Beispiel gefällig? „In der Nationalhymne welchen Landes kommt der Rhein vor“? Das wissen Sie nicht? - Na dann los, fahren Sie mit mir nach Belgien oder in Richtung Großbritannien! Dabei erfahren Sie alles Mögliche an Wissenswertem zur Strecke und vor allem zum Zielland. Natürlich haben wir auch einen ganz kleinen französischen Sprachkurs gemacht da wir den ersten Abend in der französischen Hafenstadt Calais verbringen würden. Zunächst war es ein recht weiter Weg durch das Siegerland, an Köln vorbei und nach Belgien, wo wir die Maas und die Stadt Lüttich, die auf französisch „Liege“ und auf flämisch „Luik“ heißt passierten, um uns im Berufsverkehr am Ring um Brüssel anzustellen. Wolkenbruchartiger Regen sorgte hier für massive Beghinderung und durch den gewaltigen Stau um Brüssel haben wir mehr als eine Stunde verloren. Die gestzlichen Fahrzeitregelungen brachten es mit sich, dass wir nach Passieren des Staus einme sehr lange Rast in Höhe der flämischen Stadt Gent einlegen mußten. Dann brachen wir auf zur letzten Tagesetappe: quer durch Flandern erreichten wir Frankreich und die Stadt Calais, in deren Nähe sich unser Hotel befand. Ein sehr spätes Abendessen (das wir glücklicherweise noch bekamen) und dann wurde es langsam Zeit, denn am nächsten Tag stand ein früher Aufbruch bevor.
Zweiter Tag, 19.08.11:
Obwohl es schon 06.15 Uhr Frühstück gab, war dieses sehr gut und entsprach keinesfalls der Einfachheit, die man französischen Frühstück sonst nachsagt. Wir brachen pünktlich auf zum Hafen, wo wir zunächst durch den Container mit der Passkontrolle mussten, ehe wir uns einschiffen konnten. Wenig später waren wir auf dem Fährschiff der „P & O-Line“. Jetzt waren wir nur noch knapp zwei Stunden vor Großbritannien entfernt - auf dem Schiff galt es noch die Uhr umzustellen und dann auf dem Deck nach der auftauchenden Kreideküste Ausschau zu halten, die vielleicht den antiken Namen „Albion“ (die Weiße) für Großbritannien zu verantworten hatte.


Mit dem Erreichen der großen Insel wurde zunächst das Wetter ganz hervorragend: es stimmte uns auf eine tolle Fahrt ein und entsprach so gar nicht der Unkerei mit dem „englischen Wetter“ - zumindest für den ersten Eindruck.
So gerieten die ersten Stunden England zu einer Fahrt voller Optimismus und voller Superlative.
Wir konnten uns zunächst im Hafenort Rye umsehen, der an vielen Stellen mittelalterlichen Charakter bewahrt hat und in der „Mermaid Street“ noch genauso aussieht wie vor 500 Jahren. Einst gehörte Rye zu den „Cinque Ports (französisch = Fünf Häfen), einem ein Bund von ursprünglich fünf, heute 14 Hafenstädten in den englischen Grafschaften Kent und Sussex. Die militärische und wirtschaftliche Allianz der fünf Gründungsmitglieder stellte im spätmittelalterlichen England eine einflussreiche politische Macht dar. Heute dient der Städtebund vorwiegend der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Hafenstädte an der Kanalküste Südostenglands.
Gründungsmitglieder waren die Häfen Dover, Hastings, Hythe, Roniney (heutiger Name New Romney) und Sandwich. Zusätzlich wurden auf Wunsch der Stadt Hastings, die den Vorsitz des Bündnisses innehatte, die Orte Rye und Winchelsea in das Bündnis aufgenommen, da ihre Häfen strategisch günstiger lagen als der von Hastings. Erstmals offiziell erwähnt wurde die Allianz 1155 in einer königlichen Urkunde. In dieser wurden die Mitglieder verpflichtet, der Krone Schiffe zur Verfügung zu stellen, sollte sie diese benötigen. Das Hauptaugenmerk richtete sich dabei auf den Schutz vor dänischen Angriffen. Da England damals noch nicht über eine permanente Marine verfügte, war der König darauf angewiesen, dass die Hafenstädte ihm Schiffe und Besatzungen zur Verfügung stellten.


Im Gegenzug gewährte der König den Städten weitgehende Rechte. Sie durften sich in vielen Bereichen selbst verwalten, waren von Abgaben und Zöllen befreit und übernahmen die Gerichtsbarkeit für ihre Seeleute - kriminelle Seefahrer durften nur durch die Städte, nicht aber durch die Krone verfolgt und bestraft werden. So wurden damals Piraterie und Schmuggel toleriert und verschafften den Städten hohe Einnahmen. Zudem wurde den „Ports“ zugestanden, dass angeschwemmtes Strandgut in ihren Besitz überging und gestrandete Schiffe umgehend geplündert werden durften, so dass zeitweise falsche Leuchtfeuer entlang der Küste entzündet wurden, um Schiffe vorsätzlich auf Grund laufen zu lassen. Die Städte gewannen durch diese Vollmachten an Wohlstand und Einfluss, insbesondere Hastings als Sitz der Allianz.
Dort trafen wir dann etwas später ein. Neben der Führungsrolle im Städtebund ist Hastings für die englische Geschichte noch von anderer, immenser, Bedeutung : Am 28. September 1066 ging Wilhelm der Eroberer, der Herzog der Normandie, mit seinem Heer bei Hastings an Land, wo er am 14. Oktober 1066 in der Schlacht bei Hastings (die allerdings nicht bei Hastings, sondern bei der heutigen Ortschaft Battle stattfand) Harold Godwinson (Harald II.), den letzten angelsächsischen König Englands, besiegte und tötete. Der Sieg der Normannen leitete deren Herrschaft über England ein.
Nach dem Aufenthalt in Hastings, heute als Fischerort und vor allem Touristenort mit zahlreichen „Amusement-Centers“ - Hallen mit Spielautomaten - bekannt, konnten wir als „Richtig-Reisen-Extra“ einen Abstecher zur Cliff-Küste beim Seebad Eastbourne. Besonders sehenswert ist hier „Beachy Head“, eine Landspitze und Teil der South Downs. Der Kreidefelsen ist übrigens der mit 162 m über dem Meeresspiegel höchste in Großbritannien. Ihm schließen sich die Seven Sisters genannten weiteren Kreideklippen an.


Die gute Sichtbarkeit von Beachy Head vom Meer macht ihn zu einer Landmarke für Schiffe auf dem Ärmelkanal, gleichzeitig aber auch zu einer Gefahr für die Schifffahrt. 1831 begann man deshalb einen ersten Leuchtturm, das sogenannte Belle Tout Lighthouse, auf einer Klippe . Der Leuchtturm wurde 1834 in Betrieb genommen, aber 1902 durch einen auf einer Plattform mitten im Wasser stehenden Leuchtturm ersetzt.
Die letzte Etappe für heute führte uns ins wohl bekannteste britische Seebad, nach Brighton. Nach dem Zusammenschluß mit zwei Nachbargemeinden hat ie Stadt etwa 150.000 Einwohner und ist bekannt für ihre Parties und ihr Nachtleben, für das „Leisure Pier“ - eine Seebrücke mit unzähligen Spielautomaten, Kiosken und Rummel-aktivitäten - sowie für den „Royal Pavillion“. Er gilt als das exotischste Schloß Europas. Den Royal Pavilion ließ der Prinz von Wales Georg IV. in den Jahren 1815-1822 im Seebad vom Architekten John Nash erbasuen. Seine Vorbilder waren die Mogulpaläste in Indien.Nach dem Tod des Erbauers George IV im Jahre 1830 wurde der Palast zwar noch von seinem Nachfolger, William IV. benutzt, aber unter Königin Victoria verlor Brighton an Bedeutung und die Regierung verkaufte den Palast 1850 für £53,000 an die Stadt Brighton. In der Folge diente das Gebäude zu Versammlungszwecken, im Ersten Weltkrieg dann als Lazarett für verwundete Soldaten aus Indien und Westindien. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Stadt große Anstrengungen unternommen, den Pavillon originalgetreu zu restaurieren.
Direkt an der Strandpromenade lag unser Hotel, das „Holiday Inn“, in dem wir englische Bürokratie kennenlernten: Kein Reisegast erhielt den Zimmerschlüssel ohne vorheriges Ausfüllen und Unterschreiben eines Anmeldeformulars (sonst unüblich) und am nächsten Morgen mussten alle den Empfang des Frühstücks quitttieren.
Dritter Tag, 20.08. 11:
Später als gestern erfolgte unsere Abfahrt heute, denn die Strecke war wesentlich kürzer: Zunächst führte unsere Fahrt von Brighton nach Arundel. einer Ortschaft im Süden Englands in der Grafschaft West Sussex. Überregionale Bekanntheit weist die nur etwa 3000 Einwohner zählende Stadt wegen Arundel Castle auf, das zu den besterhaltenen Schlössern des Mittelalters zählt. Es wurde im 11. Jahrhundert in der Zeit von Eduard dem Bekenner in typischer Festungsbauweise mit Zinnen und Zugbrücken erbaut und unter Roger de Montgomerie, 1. Earl of Shrewsbury vollendet. Seitdem war es standesgemäßer Sitz mehrerer Adelsgeschlechter (mit kurzen Unterbrechungen durch die Krone). Und ist heute der Wohnsitz des Herzogs von Norfolk und seiner Familie. Der Großteil des Schlosses kann gegen Eintrittsgeld besichtigt werden, allerdings machen die meisten Abteilen erst ab Mittag auf. So konnten wir nur die Gärten besichtigen, nicht aber die Innenräume des Schlosses. Viel Leben herrschte in der kleinen Gemeinde, denn gerade lief das weithin bekannte Sommerfest, mit zahlreichen Märkten, aber auch kulturellen Darbietungen. Bevor die Schlossgärten öffneten, sind wir noch bei einem Stadtbummel bis zur neogotischen Kathedrale der Stadt vorgedrungen.


Später begaben wir uns zu einem kleinen „Extra“ in die Stadt Chichester. Hier sahen wir zunächst das historische Marktkreuz, in den Jahren 1478 bis 1503 errichtet und später verändert. Das Chichester Cross gilt als eines der schönsten seiner Art in ganz England und steht am Kreuzungspunkt der vier Hauptstraßen der Stadt. Unweit von hier liegt die Kathedrale von Chichester, die im 11.Jahrhundert auf den Fundamenten einer römischen Basilika errichtet wurde. Die Kathedrale hat einen für Großbritannien ungewöhnlichen einzelstehenden Glockenturm. Der Turm der Kathedrale aus dem örtlichen Stein gebaut, brach im 19.Jh. während Restaurierungsarbeiten zusammen und wurde neu aufgebaut. Schutzpatron der Kathedrale und der Stadt ist Richard von Chichester, dessen Standbild vor der Kirche steht und dessen Grab in der Kathedrale bis zu seiner Zerstörung in der Reformation ein Wallfahrtsort war. Zudem ist die Kathedrale ein schönes Beispiel sakraler englischer Baukunst, enthält aber auch mehrere moderne Kunstwerke. Herausagendes Beispiel, das besonders viele Besucher anlockt ist das in der nördlichen Chorapsis gelegene Chagall-Kirchenfenster von 1976 mit der überwiegend in Rottönen gehaltenen Darstellung des 150. Psalms. Beeindruckend anzusehen ist auch der überwältigende, gleich nahe dem Westeingang gelegene von John Skelton 1983 geschaffene Taufstein aus schwarzem Cornwall-Stein und Kupfer.
Nach dem Aufenthalt in Chichester ging es zu einer der bedeutendsten britischen Hafenstädte, nach Portsmouth. In der 200.000 - Einwohner-Stadt spielt das Militär spielt traditionell eine große Rolle. Der Marinestützpunkt Portsmouth ist der wichtigste militärische Hafen Europas. Etwa 50 Prozent der Schiffe der Royal Navy sind hier stationiert, darunter sämtliche Flugzeugträger. Auch das U-Boot Trainingszentrum Gosport sowie das Hauptquartier der Royal Navy befinden sich hier. Die Marine ist daher ein großer wirtschaftlicher Faktor und größter Arbeitgeber der Stadt.

HMS "Victory"
Ebenso bemerkenswert sind die - natürlich meist militärischen - Sehenswürdigkeiten. Mehrere Marinemuseen und Kriegsschiffe sind hier ausgestellt. Alle anderen aber stellt ein Schiff in den Schatten: HMS „Victory“, das Flaggschiff der britischen Flotte beim Seesieg der Engländer gegen Napoleon in der Schlacht von Trafalgar 1805. Das 1765 in Dienst gestellte Linienschiff - so genannt wegen der in mehreren Etagen angeordneten „Kanonenlinien“ - verfügte über 104 Kanonen, war über 70 m lang und hatte 850 Mann Besatzung. Heute noch gehört es zum Marinedienst und ist damit wohl das älteste Kriegsschiff der Welt. Allerdings dient es als Museum, in dem man eindrucksvoll die Lebensbedingungen englischer Seesoldaten des 19. Jahrhunderts vorgeführt bekommt und phantastische Einblicke in Schiffsbau und Geschichte der Seekriege erhält. Immer wieder ist es für unsere Reisenden ein besonderes Erlebnis, dieses historische Kriegsschiff und den Museumsteil der Marinebasis zu besichtigen.
Nicht mehr weit war es - nach ausführlichem maritimem Nachmittag - bis zu unserem Hotel im Herzen von SouthamptonVierter Tag, 21.08.2011:
Sonntags ist ein frühes Frühstück in Großbritannien gar nicht so einfach zu bekommen. Wir brauchten es aber, denn nur das Erreichen einer frühen Fähre ermöglichte es, den Tag mit schönem Wetter auf der Isle of Wight optimal zu nutzen.
Die „Red Funnel“ Fähre erreichte nach einer knappen Stunde Fahrzeit über den „Solent“, eine flache Meeresbucht, die während der letzten Eiszeit durch Überflutung entstand und die Isle of Wight vom „Festland“ trennt, den Ort East Cowes, bekannt für seine Segelregatten.
Englands zweitgrößte Insel ist rund 35 km lang und bis zu etwa 20 km breit. Auf einer Fläche von 381 km² leben rund 138.400 Menschen. Von East Cowes durchquerten wir das Inselinnere, fuhren vorbei an Newport, der Inselhauptstadt und erreichten das Vorzeigedorf Godshill. Mit reetgedeckten alten Häusern, jeder Menge Cafés und Souvenirgeschäften ist es eine der Attraktionen der Ferieninsel. Wight gehört zu teuersten aber auch meistbesuchten Regionen Südenglands. Die zahlreichen Touristen haben ihr wegen der Blütenvielfalt und landschaftlichen Schönheit viele Namen touristischer Begeisterung verliehen: „Diamant im Ärmelkanal“, I“Insel der Blumen“, „Garteninsel“ …
Godshill wäre ein ganz liebliches, verträumtes Dörfchen, wenn nicht die Touristen tagsüber die Einwohnerzahl verzehnfachten…
Ein ähnliches Schicksal hat auch Shanklin, eine der touristisch aktivsten Städte der Insel. Auch hier finden sich schilfgedeckte Häuser, verträumte Winkel und unweit des Ortes Badestrände sowie eine der rissähnlichen Felsenschluchten, die hier auf Wight „Chine“ genannt werden. Hier im Küstenort legten wir unsere Mittagspause ein, bevor es am Nachmittag zur bedeutendsten Sehenswürdigkeit der Insel ging. Fast eine halbe Umrundung der Isle of Wight war nötig, unterbrochen durch einen Fotostopp an der steil abfallenden Kreideküste, um zunächst die Freshwater Bay zu erreichen. Hier in der Nähe fand ein Legendäres Rockereignis statt: ein „Isle ogf Wight Festivasl“, bei dem nahezu alle Rockgrößen der späten 60er Jahre auftraten. Es war das mit Abstand größte und sicherlich auch chaotischste Isle of Wight Festival und es fand vom 26. bis zum 30. August 1970 auf dem Gelände der East Afton Farm bei Freshwater statt und profitierte vermutlich weitgehend von den Informationen über das damals bereits legendäre Woodstock-Festival im Jahr zuvor. Mit geschätzten 600.000 Besuchern war es das vermutlich größte Rockfestival aller Zeiten.


Kurz darauf erreichen wir die Alum Bay, eine Bucht im äußersten Westen der Isle of Wight, diue bekannt ist für ihre Klippen aus farbigen Sand(stein)schichten, die senkrecht zum Meer hinabfallen. Von rot über braun bis hin zu schwarz gibt es dort alle Farben zu finden. Oberhalb der Alum Bay befindet sich ein kleiner Rummelplatz mit kleinen Karussells und Souvenirläden für Touristen. Ein besonderes Souvenir der Alum Bay sind diese verschiedenen Sandschichten, die man zusammen gepackt in kleinen Gläsern kaufen kann. Von diesen Klippen führt außerdem ein Sessellift zum Meer hinunter. An dem ca. 5 m breiten Strand kann man zwar kaum baden, aber man kann eine Bootsfahrt machen. Dramatisch ragen am Ende der Bay mehrere drei- und viereckige bis zu 30 m hohe Kreidefelsen aus dem Wasser, denen spektakulär ein Leuchtturm vorgelagert ist. „Needles“ - Nadeln - werden sie genannt und zählen zu den schönsten und außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten Südenglands. „Versteinerte Segel“ nannte sie einst der hier lebende Dichter Lord Tennyson, und zumindest wer mit dem Boot nahe an die Eilande heranfährt, der muß ihm Recht geben.
Wer nicht zur vielfarbigen Alum-Bucht hinunterfuhr, der nutzte die Gelegenheit für eine hübsche Wanderung zur alten Festung „Old Battery“, von der aus man einen spektakulären Blick über die Needles-Felsen hat. Gelangweilt hat sich hier, bei herrlichem Wetter, jedenfdaslls keiner und wir fuhren - um hunderte Fotos vom idyllischen Fleckchen Erde, das sich „Isle of Wight „ nennt reicher, mit der Red Funnel Fähre zurück nach Southampton und in unser Hotel,. .
Fünfter Tag, 22.08.2011:
Heute fuhren wir - geografisch etwas unlogisch - zunächst nach Stonehenge. Das Felsenmonument aus der Jungsteinzeit gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Südengland und ist immer sehr überlaufen - daher ist es am besten, es so früh wie möglich aufzusuchen. So waren wir denn auch der dritte oder vierte Bus, der eintraf.


„Megalithkultur“- Kultur der großen Steine - nennt man derartige Anlagen, die in der Stein- und Bronzezeit entstanden sind. Dolmen - in Deutschland Hünengräber genannt - gehören ebenso zur „Kultur der großen Steine“ wie die französischen „Alignements“ - Steinreihen - in der südlichen Bretagne. Zwar gibt es überall in Europa diese Reste - Menhire, Steinkreise, Großsteingräber - DAS Objekt megalithischer Hinterlassenschaften findet man aber hier - den „Cromlech“ - Steinkreis - von Stonehenge. Zwar darf man nicht mehr zwischen den Steinriesen herumlaufen und sie ganz aus der Nähe betrachten, aber auch auf die jetzt gestattete Entfernung sind sie zumindest gut zu erkennen und gut zu fotografieren.
Stonehenge besteht aus einer Grabenanlage, umgeben von einer Großsteinstruktur, welche wiederum aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildet wird. Die beiden auffälligsten Steinkreise sind dabei ein äußerer Kreis aus Pfeilersteinen, die von Decksteinen überbrückt werden, sowie eine innere hufeisenförmige Steinsetzung aus ursprünglich fünf einzeln stehenden Trilithen („Dreisteinstruktur“) - jeweils zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden. Dazwischen befinden sich weitere Anlagen aus kleineren Steinen sowie Löchern im Boden. Weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe.


Die Entstehung der Anlage wird auf etwa 3100 v. Chr. datiert. Die auffällige und in der Welt einzigartige Megalithstruktur wurde etwa zwischen 2500 v. Chr. und 2000 v. Chr. errichtet, die gesamte Anlage ist jedoch vermutlich deutlich älter als bisher angenommen. Die UNESCO erklärte Stonehenge und den größeren, aber anders gestalteten Steinkreis von Avebury im Jahr 1986 zum Weltkulturerbe.
Nach ausgiebiger Besichtigung ging es weiter nach Salisbury, wo wir mit einer kleinen Führung durch den „Cathedral Close“, den Kathedralbezirk, begannen. Die Kathedrale von Salisbury ist der Jungfrau Marioa geweiht und steht inmitten eines umfangreichen ummauerten Schulbezirkes, in dem früher alle wohnten, die zur Kirche gehörten. Der Bau selbst beherbergt eine Reihe von Superlativen: inmitten des größten „Cathedral Green“ (der Kirchenfreiheit) steht die größte Kirche Großbritanniens mit dem höchsten (123 m) Kirchturm des Königreiches und dem längsten Langhaus. Der prachtvolle gotische Bau wurde im 12. Jahrhundert in relativ kurzer Bauzeit errichtet, wenn auch die komplette Fertigstellung inklusive Turm und Gewölbe bis ins 15. Jahrhundert hin andauerte. Die Besichtigung des herrlichen Bauwerkes nimmt einem schier den Atem - sowohl die verschwenderisch dekorierte Schirmfassade (Westfassade), die so gänzlich anders aussieht, als man es von deutschen oder französischen Kirchenbauten gewöhnt ist, als auch das eindrucksvolle Kircheninnere suchen ihresgleichen auf der ganzen Welt. Eine geniale Raumwirkung nimmt sofort den Blick gefangen, erst allmählich erfasst man Detail für Detail die herrlichen gotischen Verzierungen und Schmuckelemente.
Ein weiterer Superlativ - Großbritanniens größter Kreuzgang - schließt sich an den Kirchenbau an und zu ihm gehört auch das Kapitelhaus. Das beherbergt ein kleines Museum mit einer großen Kostbarkeit: eine der vier erhaltenen Urschriften der „Magna Charta“, jenes Privilegienbriefes von Runnymeade von 1215, der für Großbritannien so etwas wie eine Verfassung darstellt.
Natürlich braucht man für die Besichtigung solcher Kostbarkeiten wie Kirche und Dokument einige Zeit und so verbrachten wir den Rest des Vormittags hier, bevor wir durch die hübsche Altstadt von Salisbury zum Busbahnhof liefen.
Auf dem weiteren Weg machten wir einen Stopp an den Hügeln von Wiltshire. Die Grafschaft mit ihren Hügelketten ist berühmt für ihre „Hügelfiguren“. Seit Jahrhunderten haben die Bauern Figuren in die Hügel gekratzt: Über dem weißen Kalkstein gibt es vielerorts nur eine relativ dünne grüne Rasendecke: wenn man hier schmale Gräben aushebt, leuchtet das weiße Gestein aus den Wiesen heraus. Schon in vorrömischer Zeit hat man so Umrisse aus den Hügeln herausgearbeitet - die Darstellungen zeigen überwiegend Pferde, mitunter auch Menschen. Wir hielten an einer „Wiesenzeichnung“ jüngeren Datums: wichtige Armee-Einheiten haben ihre Regiments-Abzeichen in die Hügel „gekratzt“ - ein wahrhaft interessanter und seltener Anblick.


Unser letztes Ziel für heute war ein typisch eenglisches „Manor“, ein Herrenhaus, Hier in Killerton House, von einem großen Park und herrlichen Garten umgeben, konnten wir einen englischen „cream tea“ genießen. Diese Köstlichkeit ist vor allem im Süden und der Mitte Englands und in Wales verbreitet: zum Nachmittagstee werden „Scones“ gereicht, ein brötchenähnliches Gebäck mit Rosinen, das mit Marmelade und danach mit „clotted cream“ bestrichen wird. Das ist eine feste, ungeschlagene Sahne, die in Verbindung mit Marmelade, Tee und „Scones“ echt lecker schmeckt … Bleibt noch zu sagen, dass wir vorher eine kleine Einführung in die Sitten englischen Teegenusses erhielten (abgespreizter kleiner Finger beim Trinken, leichtes Zuprosten und langsamer Scones-Genuß … ) und dass es uns allen hervorragend geschmeckt hat - gemundet, würde der distinguierte Engländer sagen!
Der Abend sah uns dann auf dem Weg nach Exeter in unser zentral gelegenes Hotel.
SechsterTag, 23.08.2011:


Der Tag begann mit einer kleinen Stadtführung durch die Innenstadt von Exeter bis zur Kathedrale und dem „cathedral green“. Anschließend, das Wetter wurde wieder einigermaßen gut, begann die Durchfahrt durch das Dartmoor. Englands berühmtestes Stein- und Sumpfgebiet ist eine Hügellandschaft auf einem etwa 650 km² großen Granitmassiv in der englischen Grafschaft Devon, dessen vornehmlich Moor und Heide tragenden Verebenungsflächen von einer Vielzahl sogenannter Tors (flache Wiesenhügel mit Granitfelsbildungen bis zu 10 Metern Höhe) überragt werden, die teilweise bis auf über 600 Meter ansteigen. Im Dartmoor-Gebiet finden sich zahlreiche Fundamente prähistorischer Wohnstätten, Straßen und Steinkreise. Charakteristisch sind außerdem die sogenannten Clapper bridges, aus dünnen Granitplatten erbaute Brücken über Bäche und Flüsse. Die bedeutendste dieser Clapper-Bridges findet man in Postbridge, wo wir denn auch eine Kaffee- und Besichtigungspause einlegten.
Natürlich haben wir auch die charakteristischen, ausgewilderten Dartmor-Ponies gesehen, von denen mehrere tausend im Moor leben, und auch eine Herde Galloway Rinder, die nur durch anhaltendes Hupen zu bewegen war, die Straße freizugeben.
Der Durchfahrt durch das Dartmoor folgte ein kleiner Aufenthalt in Launceston, einer Kleinstadt, die schon in Cornwall liegt. Bei eibnem kleinen Bummel konnte man die Ruinen des Launceston Castle oder die mit Reluiefs außen verzierte Stadtkirche sehen.
Als „Richtig-Reisen-Extra“ konnten wir dann einen kleinen Abstecher einbauen: In der Nähe von Bolventor am Rande der englischen Grafschaft Cornwall, gibt es eine Taverne mit dem Namen „Jamaica Inn“, die als hist. Vorlage für einen Roman von Daphne du Maurier gilt. Sie ist heute touristisch ausgebaut. Bekannt wurden Ort und Kneipe durch den Film „Riff-Piraten“ (Originaltitel: “Jamaica Inn“; auch als „Die Taverne von Jamaika“ bekannt), einen Spielfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1939. Es war sein letzter britischer Film vor dem Beginn der Zusammenarbeit mit David O. Selznick in den USA. Gedreht wurde er nach dem Roman „Gasthaus Jamaika“ („Jamaica Inn“, 1936) von Daphne du Maurier in den Elstree-Studios nahe London. In diesem (film)geschichtsträchtigen Ort nahmen wir einen Drink - natürlich Rum, wie es sich gehört!


Vor Erreichen unseres Tagesziels fuhren wir noch in den urigen Fischerort Mevagissey. Obwohl der Fischfang hier noch immer einen wichtigen Erwerbszweig bildet, ist in den vergangenen Jahren der Tourismus die Haupteinnahmequelle Mevagisseys geworden. Das Fischerdorf liegt in einem kleinen Tal, das sich ostwärts zum Ärmelkanal öffnet. Der alte Ortskern wird durch seine schmalen, malerischen Gassen und durch den alten Hafen charakterisiert, heute die Hauptattraktion für den Tourismus.
Später dann erreichten wir das alte Herrenhaus, das für die nächsten Tage unsere Unterkunft wurde, das hübsche Penmorvah-Hotel.Siebter Tag, 24.08.2011:
Nach dem Frühstück im Penmorvah Hotel war das erste Ziel heute Lands End. Die wild zerklüftete Südwestspitze Cornwalls ist zugleich der Südwestzipfel Großbritanniens und liegt sozusagen „entgegengesetzt“ zur Nordostecke in John O’Groats, wo wir auf unserer Reise „Schottlands westliche Inseln und die Magie der Highlands“ verweilen. Die Spitze der Landzunge ist der westlichste Punkt Englands auf der Hauptinsel Großbritannien. Etwa 40 Kilometer südöstlich befindet sich auf der Halbinsel The Lizard der Lizard Point, der südlichste Punkt Großbritanniens, quasi in direkter Nachbarschaft. Weihin sichtbar ist der etwa 2 Kilometer südlich von Land’s End gelegene Longship Leuchtturm, der auf einer vorgelagerten, aus Quarzit und Serpentinit bestehenden Insel gelegen ist.
Land’s End ist wegen der geographischen Lage oftmals Ausgangspunkt von Wanderungen (auf dem "South West Coast Path quer durch Großbritannien und große Entfernungen werden in Großbritannien oft mit der Metapher „von Land’s End bis John o’ Groats“ beschrieben.
Der Legende nach soll das versunkene Land Lyonesse der Artussage zwischen Land’s End und den Scilly-Inseln gelegen haben.
Land’s End befindet sich heute in Privatbesitz. Hier gibt es einen touristisch ausgerichteten Themenpark mit einem Hotel, Läden und einigen Schiffen wie einem Fischkutter und dem Seenotrettungskreuzer, die besichtigt werden können. Vor und in den Klippen befindet sich übrigens aufgrund der exponierten Lage ein Schiffsfriedhof, dessen letztes Wrack der im Jahre 2003 gestrandete Frachter RMS Mülheim mit Heimathafen Duisburg vor Land’s End liegt. Eine kleine Wanderung bei schönem wenn auch windigem Wetter zeigte die Schönheiten der Klippenlandschaft.
Als nächsten Ort hatten wir Penzance vorgesehen, einen Touristenort mit berühmter Strandpromenade, die, 1844 errichtet, vom Jubilee Bathing Pool bis zum benachbarten Hafenort Newlyn verläuft. Das angenehme Atlantikklima mit seinem Golfstrom begünstigt hier eine üppige, teils subtropische Vegetation, so sind die Strandpromenade sowie zahlreiche Gärten und Vorgärten gekennzeichnet durch hohe Yucca-Palmen und neuerdings findet man in der Stadt sogar extra angepflanzte Kanarische Dattelpalmen. Hier in Penzance gab es Freizeit zum Bummeln, denn Buschauffeur Ingo Freiberg und ich hatten zu tun: Einkauf für ein Picknick.
Ganz frisch konnten wir dann auftafeln: direkt am Strand und in Sichtweite der Felseninsel St.Michaels Mount bauten wir ein üppiges Picknick mit landestypischen Spezialitäten auf, während die Reisegäste sich einen kleinen Strandspaziergang gönnten. Das Picknick hat - wie fast immer bei solchen Reisen - alle begeistert.


Danach spazierten wir ein paar hundert Meter durch die Ortschaft Marazion bis zur Bootsanlegestelle. Es herrschte Springflut mit so hohem Wasserstand, dass die wenige hundert Meter vor der Küste gelegene Felseninsel nicht einmal bei Ebbe trockenen Fußes zu erreichen war. Der St. Michael’s Mount ist eine Gezeiteninsel, die etwa 370 m vor dem Ort Marazion in Cornwall liegt und eine Fläche von 0,23 km² hat. Die Sehenswürdigkeit ähnelt ihrem Namensvetter und „großen Bruder“, dem Mont-Saint-Michel im Norden Frankreichs, ist allerdings weniger bekannt und hat daher ein geringeres Tourismusaufkommen.
Die Kapelle auf dem Berg wurde im 15. Jahrhundert errichtet und befindet sich heute in Privatbesitz, kann aber besichtigt werden. Lord St. Levan, Nachkomme der St. Aubyns, der noch heute hier lebt, hat den Besitz 1964 dem National Trust vermacht. Ein kleiner Hafen besteht ebenfalls seit dem Spätmittelalter und dient heute zum Anlegen der Touristenfähren.
Auf der Insel bzw. dem Berg befinden sich neben einem subtropischen Garten noch einige weitere Häuser und Anlagen vor allem religiösen Charakters. Ebenso wie sein französisches Pendant ist St. Michael’s Mount lange Zeit eine Pilgerstätte gewesen und genießt in entsprechenden Kreisen religiös-kultische Verehrung.
Wir konnten also zwei Bootsüberfahrten - wenn auch nur kurze - genießen, um zur und von der Insel zu kommen. Nach ausgiebiger Besichtigung und Rückkehr in das hübsche Dörfchen Marazion blieb vor der Heimfahrt sogar noch Zeit, dem malerischen Fischerort Mousehole einen Besuch abzustatten. Der Ort ist seit hunderten von Jahren nicht durch größere Ansiedlungen und Industrialisierung verändert worden. So findet man heute noch den alten dörflichen Reiz vor, der zu jeder Jahreszeit viele Touristen anlockt. Mousehole rühmt sich heute, eines der schönsten Fischerdörfer Großbritanniens zu sein.Erreicht man das Dorf von Penzance kommend, versteht man die Namensgebung. Durch enge und verschlungene Sträßchen erreicht man den kleinen Fischerhafen im Ortskern, der wirklich wie ein „Mauseloch“ anmutet. Drumherum erstrecken sich in Hanglage viele schmale und steile Gässchen mit gepflegten alten, aus Granitstein und Schiefer gebauten Häusern, die auf das Hafengebiet und den Atlantischen Ozean herabsehen. Der Ausläufer des Golfstromes sorgt auch hier für eine Art mildes, subtropisches Klima, in dem auch exotische Pflanzen gedeihen und wo sich der Besucher über Palmengewächse wundert.
Der englische Dichter Dylan Thomas, der 1938 in Mousehole seine Flitterwochen verbrachte, beschreibt den Ort als „The loveliest village in England“(das lieblichste Dorf Englands)..
Am frühen Abend kehrten wir dann in unser Hotel zurück.
Achter Tag, 25.08.2011:
Zwar war der heutige Ausflugstag fakultativ, aber alle Mitreisenden nahmen daran teil, so dass wir wieder in kompletter Besetzung starteten.
Die Frühstückszeit 07.30 Uhr musste hart erkämpft werden, um etwas Zeitvorlauf zu haben, denn im Herrenhaus speist man normalerweise erst ab 08.00 Uhr. Der Tag hatte richtig gutes Wetter. Unser erster Tages-Höhepunkt war der Besuch von Tintagel Castle. Hier soll der Legende nach der sagenhafte König Artus geboren worden sein.


Bereits auf dem Weg hatte ich den Gästen die Sage erzählt und auch die realen historischen Hintergründe erläutert: nach dem Abzug der Römer aus Britannien und dem Einfall germanischer Stämme kam es zu jahrzehntelangen Kämpfen zwischen germanischen und keltischen Stämmen. Dieses „dunkle Zeitalter“, wie es in der britischen Geschichtsschreibung genannt wird, wurde erst beendet, als sich die Keltenstämme unter einer zentralen Führung einigten. Hier taucht der Legendenkönig Athur (bei uns: Artus) auf. Seit dem 9. Jahrhundert überliefern britische Chroniken eine führende und erfolgreiche Teilnahme Artus’ in den Kämpfen gegen die dort eindringenden Angeln und Sachsen um 500 n. Chr. Als älteste überlieferte Artusgeschichte gilt die „Historia Regum Britanniae „(„Geschichte der Könige Britanniens“) des Geoffrey of Monmouth (um 1135). In der Folgezeit wurde die Artusgeschichte Gegenstand zahlreicher französischsprachiger höfischer Versepen und Prosaromane. Diese französisch-englische Artusepik befruchtete vom 12. bis zum 14. Jahrhundert die volkssprachlichen Literaturen fast ganz Europas. Zahlreiche Motive traten erst später hinzu, so die berühmte Tafelrunde erstmals in Wace’ „Roman de Brut“ (Roman über Brutus) um 1190. Viele mittelalterliche Vorstellungen von ritterlichen Tugenden wurden von dem französischen Dichter Chrétien de Troyes um 1170 eingeführt.
Artus ist demnach der Sohn des Feldherrn Uther Pendragon, der durch den Besitz des Zauberschwertes Excalibur unbesiegbar wird. Als Uther einen Rechtsbruch begeht, gehorcht das Schwert seinem Besitzer nicht mehr und Uther wird tödlich verwundet. Um die Nachfolge zu sichern stößt der Sterbende das Schwert in einen Stein (oder Amboß) mit den Worten, dass nur der rechtmäßige König der Briten es herausziehen könne. Sein Sohn Artus wird der Sage nach als Säugling vom Zauberer Merlin von seinen Eltern weggeholt und von Merlins Freund Hector zusammen mit dessen Sohn Keie erzogen. Artus hält sich für den Sohn Hectors. Nach vielen Irrungen erhält der Jüngling Artus den Thron, nachdem er das Schwert Excalibur aus dem Stein oder einem Amboss gezogen hat. Diese Tat konnte nur durch den „wahren König“ vollzogen werden, was den vorausgesagten König und wahren Erben von Uther Pendragon bedeutete und gleichzeitig den Herauszieher als Nachfolger legitimierte. Gegen den Rat Merlins, der Unglück voraussieht, heiratet Artus Guinevere, die später durch falsches Handeln das Reich zerstört und das goldene „Artus-Zeitalter“ beendet.
In den Versionen der Sage, die mit dem beginnenden 12. Jahrhundert populär wurden, ruft Artus die Ritter der Tafelrunde zusammen (Iwein, Erec, Lancelot, Gawain, Galahad und andere). An seinem Hof, der am häufigsten im sagenhaften Camelot gehalten wird, können auch der Zauberer Merlin und Ritter Parzival gefunden werden. Es herrscht überall Gerechtigkeit und die Ritter beschäftigen sich mit fabelhaften Suchen, wie zum Beispiel der nach dem Heiligen Gral, oder der Jagd auf das „Questentier“ Glatisant sowie den Eber Twrch Trwyth. Andere Geschichten aus der keltischen Welt wurden mit Artus assoziiert, wie die Sage von Tristan und Isolde. Merlin beschützt ihn bei all seinen Unternehmungen, bis rechtswidriges Verhalten am Hof und Verrat das Reich des König Artus zerstören.


In Tintagel vermutet man den sagenhaften Geburtsort von Artus, auch Merlins Zaubergrotte ist hier zu finden. Eindrucksvoll gestaltete sich also unser Besuch der legendären Stätten bei angenehmem Wetter. Die imposante Ruine erstreckt sich über zwei Berggipfel mit einer Schlucht dazwischen und mit phantastischen Ausblicken auf das Meer und die Küste von Cornwall. Leider aber stimmt die Geschichte mit Artus wohl nicht, zumindest nicht hier. Die mittelalterliche Burg wurde nämlich erst um 1230, vielleicht aufgrund der durch Geoffrey von Monmouth Mitte des 12. Jahrhunderts recht schnell in England und Europa verbreiteten Arthur-Legende. Denn: die mittelalterliche Burganlage ergab aus strategischer Sicht zu dieser Zeit nur noch wenig Sinn, da sie abseits von Handelswegen und Schifffahrtsverbindungen gelegen war. Aufgrund der Lage und Bauweise mit extrem schmalen Mauern hätte sie zeitgenössischen Belagerungsmaschinen auch nicht standhalten können und wies einen insgesamt wohl eher repräsentativen Charakter auf. Ihr Erbauer war Richard Cornwall, der sich vielleicht damit in eine Reihe mit dem gerade so beliebten König Artus stellen und mit dem sozusagen legitimierenden "Vorfahren" seinen herrschaftlichen Anspruch untermauern wollte. Offenbar wurde die Burg auch recht bald nach ihrer Erbauung wieder aufgegeben und im 15. Jahrhundert als verfallen bezeichnet. Das - man möge mir verzeihen - habe ich aber während der Reise nicht erzählt - zu schön ist es, gerade hier alle Legenden bestätigt zu finden!
Nach dem Mittagessen ging es weiter, zu einem ganz besonderen „Richtig-Reisen-Extra“, einen Besuch im einstigen Hafen-, Strandgutsucher- und Piratennest Boscastle. Der Ortskern im elisabethanischen Stil ist rund um den idyllischen Hafen angeordnet. Dieser wurde 1587 durch Sir Richard Grenville angelegt und bis ins 19. Jahrhundert für den Abtransport von Schiefer aus den nahegelegenen Steinbrüchen genutzt. Zudem ist die Einfahrt in den engen Naturhafen von See her so gut wie nicht zu erkennen, was die schluchtähnliche Einfahrt zu einem idealen Versteck machte. Die Hafenmauern aus Naturstein schützen den Ort zudem vor Sturmfluten. Der Hafen wie auch große Teile des Ortes und der Umgebung werden heute vom National Trust betreut und gepflegt. Den Besuch hier haben alle Gäste als Höhepunkt empfunden.
Es war nicht der letzte an diesem Tag - denn ebenso als etwas ganz Besonderes darf der Aufenthalt in Clovelly bei strahlendem Sonnenschein gelten. Durch seine malerische Lage lockt Clovelly - auch er einstmals durchaus mit Piraterie verbunden - viele Touristen an. Den Ort selbst kann man nur zu Fuß besichtigt werden, da Autos nicht erlaubt sind und aufgrund des steilen Gefälles auch nicht fahren könnten. Der Warenverkehr wird wie vor langer Zeit immer noch mit einer Art Gleitschlitten abgewickelt, denn ein steiler, 800 Meter langer Weg mit glattem Kopfsteinpflaster führt nach unten zum Hafen. Hier findet man eine zangenförmige Kaimauer aus dem 14.Jahrhundert . Im Ort leben zurzeit etwa 400 Einwohner, wobei viele davon noch den klassischen Fischfang betreiben, was an den weißen Fischerhäuschen deutlich wird. Das Dorf ist mit all seinen Einwohnern seit 250 Jahren im Privatbesitz der Familie Rous, welche die Eintrittsgelder nutzt, um das Dorf zu erhalten und eine Reihe von Webereien, Textilgeschäften sowie eine Handelskette betreibt.
Nach ausgiebigem Aufenthalt hier machten wir uns am späten Nachmittag auf den Heimweg, um eine letzte Nacht im Herrenhaus von Penmorvah zu verbringen. .
Neunter Tag, 26.08.2011:
Im Grunde genommen begann mit dem Abschied von Cornwall bereits heute die Heimfahrt. Recht lang ist der Weg über Schnellstraße und Autobahn von Falmouth, in dessen Vorort unser Hotel lag, bis ins Herz der Grafschaft Somerset. Hier liegt Glastonbury, eine Kleinstadt im Distrikt Mendip mit rund 8.800 Einwohner. Sie ist vor allem aufgrund der Ruinen der Glastonbury Abbey und der Mythen und Legenden um den nahegelegenen Hügel Glastonbury Tor bekannt, derentwegen Glastonbury den Anspruch erhebt, das sagenhafte Avalon zu sein. Auch hier begegnete uns der im Süden Englands allgegenwärtige Artus, wird doch seit dem 12. Jahrhundert sein Grab in der Abtei von Glastonbury gezeigt. Die einstige Benediktinerabtei war reich, bedeutend und voller Legenden, was aber nicht verhindern konnte, dass das Kloster durch Heinrich VIII. bei der Einführung der anglikanischen Kirche aufgelöst wurde.
Dennoch ist auch die Ruine bis heute ein Wallfahrtsort, voller Mythen und Legenden, die sich sowohl um die Abtei als auch den saus einer Kultstätte hervorgegangenen Tor-Hügel ranken:


Der Legende nach hat Jesus als Kind mit Josef von Arimathäa Glastonbury besucht. William Blake inspirierte diese Legende zu dem Gedicht „Jerusalem“, mit dem wohl patriotischsten Inhalt aller englischen Lieder: „And did those feet in ancient time“. Josef von Arimathäa soll Glastonbury dann etwa 30 Jahre nach dem Tod von Jesus Christus per Schiff während einer Überflutung der Somerset Levels erreicht haben. Als er an Land ging, habe er einen Stab in den Boden gerammt, der zum Heiligen Dornbusch von Glastonbury austrieb. Dieser Weißdorn blüht zweimal im Jahr, einmal im Frühjahr, das zweite Mal zur Weihnachtszeit. Jedes Jahr wird von einem Priester der örtlichen Kirche von England ein Zweig des Buschs abgeschnitten und zur Königin gesandt, um ihren Weihnachtstisch zu schmücken.
Die erste britische Kirche soll auf Geheiß von Josef von Arimathäa in Glastonbury gebaut worden sein, um den Gral zu beherbergen.
1191 dann behaupteten Mönche der Abtei von Glastonbury, die Grabstätte von Artus und Guinevere entdeckt zu haben. In rund 2 Meter Tiefe seien sie auf eine steinerne Grabplatte und ein bleiernes Kreuz gestoßen. Das blonde Haar Ginevras sei, so die Überlieferung, bei der Berührung durch einen gierigen Mönch zerfallen. Die verbliebenen Überreste wurden 1278 in eine neue Gruft umgebettet. Diese wurde jedoch während der Reformation zerstört und die darin enthaltenen Gebeine gingen verloren.
Nach Besichtigung des Dornbuschs, der Ruine und einem kleinen Stadtbummel ging es weiter zur nächsten Attraktion: die kleine Stadt Wells unweit von Glastonbury.
Der Ort ist für seine Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert bekannt, deren Westfront mit über 300 Statuen bestückt ist. Sie ist ein Paradebeispiel einer englischen Schirmfassade, noch aufwendiger gestaltet als die der Kathedrale von Salisbury. Architektonische Besonderheit sind ihre vier Scherenbögen im Inneren, die auf geniale Weise das gewaltige Gewicht des Mauerwerks der Kirche tragen und eine Deformierung verhindern. Die Kathedrale verleiht übrigens Wells das Stadtrecht, da sich in England jede Siedlung, die eine Kathedrale besitzt, automatisch Stadt nennen darf. In der unmittelbaren Nähe befindet sich die Vicar's Close, die älteste durchgängig bewohnte Straße Europas aus dem 14. Jahrhundert. Ebenfalls in der Altstadt befindet sich der Bishop's Palace, der zum Teil nur noch als Ruine erhalten ist. Im Garten des Palastes, der von einem Wassergraben umgeben ist, befinden sich die Quellen, die dem Ort seinen Namen gegeben haben.
Bevor wir zu unserem Übernachtungshotel fuhren, konnten wir noch einen kleinen „Richtig-Reisen“ Abstecher einbauen: Wir fuhren nach Bristol über die „Cheddar Gorge“, eine fast 5 km lange Felsschlucht mit Höhlen, spektakulären Steinformationen und anderen Merkmalen einer in der Eiszeit geformten Schlucht. Damals hatte Schmelzwasser Trichter und Ausspülungen hervorgebracht, die sich schließlich zu einer Schlucht erweiterten. Nach der Eiszeit wurde der Kalkstein durchlässig, so dass das Oberflächenwasser versickerte und ein Trockental hinterließ. Die Wände der 110 m tiefen Schlucht sind aus Kalkstein, das Deckgebirge besteht aus Rotsandstein. Es gibt einen steilen Pfad mit 274 Stufen, der aus der Schlucht führt und nach der biblischen Beschreibung der Himmelsleiter, Jakobsleiter genannt wird. Den haben wir allerdings nicht entdeckt - wir sind auf der Straße geblieben und haben nur fotografiert.
Später erreichten wir unser Hotel in Bristol.
Zehnter Tag, 27.08.2011:
Den Morgen begannen wir noch einmal mit einem Abstecher - wir fuhren in die Cotswolds. Bei schönem Wetter durchfuhren wir die herrliche Landschaft, eine in England als Naherholungsgebiet sehr beliebte Hügelkette. Als eine der ersten Regionen Großbritanniens erhielten die Cotswolds vom Tourismusministerium das Prädikat: „area of outstanding natural beauty“ - Gebiet außergewöhnlkicher natürlicher Schönheit. Seit dem 15. Jahrhundert gab es hier intensive Schafzucht und Wollproduktion, was dem Landstrich gediegenen Reichtum bescherte - abzulesen an den schmucken Dörfern und Marktstädtchen. Sie alle haben Häuser, die aus honiggelbem einheimischem Sandstein - dem Oolith - erbaut sind. Wir hatten einen Fotostopp auf dem Markt in Moreton-in-Marsh und fuhren weiter zu einem Aufenthalt in Burton-on-the-Water. Hier verläuft das Leben noch traditionell und da Samstag war, bereitete sich das winzige Städtchen am Flüsschen Windrush auf den Ansturm der zu erwartenden Ausflügler vor.
Von Bourton-on-the-Water fuhren wir zur Autobahn, nicht ohne noch einen Stopp in einem der hübschen Städtchen einzulegen. Cricklade liegt an Englands zweitlängstem Fluß, der Themse, die hier aber noch nichts von ihrer Breite, die sie in London hat, ahnen lässt. Unter den Römern hatte der Ort wegen seiner Themsebrücke strategische Bedeutung. Heute ist es nur ein typisches englisches Landstädtchen. Am späten Nachmittag war dann die Hafenstadt Dover erreicht und wir konnten auf der P & O-Fähre in Richtung Frankreich einchecken. Wie zu Beginn unserer Reise überquerten wir den Ärmelkanal - diesmal jedoch in Richtung Kontinent.


Ein bisschen wehmütig war uns schon, denn nach zehn Tagen die Insel zu verlassen fiel uns ein wenig schwer - hatten wir doch viel Schönes gesehen und wussten, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt in Großbritannien. Wir übernachteten in Calais, im selben guten Hotel wie auf der Hinreise.
Elfter Tag, 28.08.2011:
Heute gab es eigentlich nur noch den “Rest“ der Heimreise - gut tausend Kilometer von der französischen Kanalküste bis ins heimatliche Sachsen. Trotz der großen Entfernung kamen wir pünktlich zu Hause an - na ja, am Sonntag fährt es sich leichter auf Europas und Deutschlands Straßen.
Noch ein bisschen mehr Wehmut als gestern begleitete den Tag und viele haben sich garantiert vorgenommen, dass dies nicht ihre letzte Reise auf Europas größte Insel war. Warum auch - das Land hat so viel zu bieten, dass man immer wieder kommen kann. Ich tue es ja auch und ich freue mich jedesmal darauf. Dennoch wird auch für mich etwas Zeit vergehen - bis nächsten Mai, denn nächstes Jahr erleben meine Gäste mit mir wieder die „Magie der Highlands und der westlichen schottischen Inseln“. Haben Sie nicht Lust, mitzukommen?
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause.

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