Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

27.06. – 07.07.2024, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Hier kann man sie noch finden, die nahezu zeitlose Romantik abgeschiedener kleiner Dörfer mit bunten Vorgärten, alte Städtchen mit Fischerbooten, traumhafte Strände, majestätische Burgen und riesige Kathedralen, eine Mischung, die eine Rundreise durch Südengland so anziehend macht.
Ein Reisebericht von
Constanze Maißel
Constanze Maißel

Dresden – Calais

Den ersten Tag unserer Reise verbrachten wir im Bus, überquerten mehrere Ländergrenzen, um schließlich am Abend in Calais in unserem Hotel anzukommen. Wir nahmen ein spätes Abendessen ein, gingen in unserem Hotel müde ins Bett, um dem nächsten Tag, der uns auf die Insel bringen sollte, entgegen zu schlafen, denn wir waren erschöpft von der Reise.

Calais – Dover, Samphire Hoe, Rye, Wanderung am Beachy Head, Brighton

Schon früh am Morgen saßen wir wieder im Bus, dieses Mal in Richtung Fährhafen Calais, um die Fähre der P&O Ferries nach Dover zu besteigen. Pünktlich legte die Fähre ab und nach nun neuer englischer Zeit trafen wir am anderen Ufer des Ärmelkanals ein. Die Kreidefelsen von Dover hatten uns schon lange bei herrlichstem Sonnenschein begrüßt. Unser Bus wechselte nun auf die linke Seite, um Südengland zu entdecken. Begrüßt wurden wir von saftigen Wiesen und friedlich grasenden Schafen an beiden Seiten der Straße. Kurz nach Ankunft in Dover fuhren wir von der Hauptstraße ab, durchquerten einen langen Tunnel und erreichten schließlich Samphire Hoe. Hier wurden Teile des Aushubs vom Bau des Eurotunnels aufgeschüttet und heute ist ein wunderbares Biotop am Fuße der imposanten Kreideklippen entstanden. Wir genossen die ersten Minuten auf englischem Boden. Unsere nächste Station war Rye, ein mittelalterliches Städtchen mit einer Kirche auf einer Anhöhe in der Mitte des Ortes. Wir unternahmen einen Spaziergang, bewunderten das uralte Kopfsteinpflaster und fühlten uns zurückversetzt in die Zeit der Schmuggler, die sich dereinst im Mermaid Inn wohlgefühlt hatten, heute ein liebevoll restaurierter Fachwerkkomplex mitten in der Altstadt. Weiter ging es vorbei an Hastings, in dessen Nähe die historische Schlacht bei Hastings (heute der Ort Battle) stattgefunden hatte, William the Conquerer war damals erfolgreich gewesen (1066) und hatte die normannische Besiedlung der Insel ermöglicht. Bald erreichten wir Beachy Head, die höchste Kreideklippe in England. Dort verließen wir den Bus, um eine Wanderung über den Klippen mit spektakulären Ausblicken auf das Meer, die Kreidefelsen und zwei Leuchttürme zu genießen. Unsere Wanderung endete am Birling Gap, dort sind die Klippen sehr flach. Es gibt eine Treppe hinunter zum steinigen Strand. Das Beste aber hier ist der grandiose Blick auf die Seven Sisters, eine markante Felsformation aus weißer Kreide, die in der Sonne strahlte. Einige Gäste waren direkt mit dem Bus dorthin gefahren, um die Schönheit dieses Ortes zu bestaunen. Schließlich machten wir uns auf ins Viktorianische Brighton, auch „London by the sea“ genannt, um dem mondänen Zeitalter der Prinzregentenzeit nachzuspüren. Wir bezogen unser zentral gelegenes Hotel und beendeten den Tag bei einem gemeinsamen Mittagessen.


Brighton, Royal Pavilion, Portsmouth und HMS Victory

Einige entschlossen sich heute Morgen zu einem Spaziergang zum Royal Pavilion, einem Palast wie aus „1000 und einer Nacht“, der dem Palast eines Maharadschas in nichts nachsteht. Die überwältigenden prachtvollen Innenräume können besichtigt werden, wovon einige unserer Gruppe Gebrauch machten und sehr davon schwärmten. Der Royal Pier ist eine Seebrücke, die in den letzten Jahren restauriert worden ist, man kann flanieren und dem bunten Treiben zusehen, der an einen Jahrmarkt erinnert. Gegen Mittag verließen wir Brighton und brachen auf nach Portsmouth, um dort das Schlachtschiff des Lord Nelson zu besichtigen, mit dem er bei der Schlacht von Trafalgar die spanisch-französische Flotte besiegte. Leider wurde er in dieser Schlacht von einer Kugel getroffen, an der er nach 3 Stunden verstarb. Im Fußboden des Decks, auf dem ihn die gegnerische Kugel erwischt hatte und er zusammengebrochen war, ist eine Messing-Gedenktafel in die Holzplanken eingelassen. Wir sahen sehr dicke Seile, Munitionsmagazine, eine historische Kombüse, die Hängematten der Matrosen und die Kommandobrücke des Admirals, alles sehr beeindruckend. Nicht weit entfernt steht der 170 Meter hohe Spinnaker Tower, der einem Segel nachempfunden worden ist. Unser Nachtquartier erreichten wir in Southampton.


Isle of Wight, Shanklin, Needles, Southampton

Heute sollte uns unser Weg auf die Isle of Wight führen, eine der beliebtesten Inseln Großbritanniens. Pünktlich erreichten wir die Fähre und setzten samt Bus über. Wir konnten uns an Deck die Beine vertreten und frische Seeluft um die Nase wehen lassen. Nach gemütlicher Überfahrt erreichten wir die Insel. Zunächst führte uns unser Weg nach Shanklin. Einige besichtigten die Schlucht Shanklin Shine, andere spazierten durch das gemütliche Old Village. Einige Gäste waren besonders mutig und wagten ein Bad im English Channel. Der breite Sandstrand in Shanklin lädt förmlich dazu ein. Das Wasser ist hier blau und klar. Um die Mittagszeit fuhren wir in Richtung „The Needles“. Das sind Kalkfelsformationen, die wie kleine weiße Haufen am westlichsten Zipfel der Insel im Meer erstrahlen. In der Nähe gibt es einen Sessellift, mit dem man hinunter fahren kann zur Alum Bay, um verschieden farbige Sande über der Bucht zu bestaunen. Einige Gäste bestiegen hier ein Boot, um zu den Needles hinaus zu fahren. Oben über den Needles gibt es die Old Battery, in der einst Raketen entwickelt worden sind, heute ist sie ein Museum. Einige wanderten dort hinauf, um den grandiosen Ausblick auf das Meer und die Needles zu genießen. Am Nachmittag brachen wir auf in Richtung East Cowes, um die Fähre zurück aufs Festland zu nehmen. Verwundert stellten wir fest, dass die sonst häufig vorkommenden Staus heute ausblieben, also erreichten wir mehr aus Zufall eine frühere Fähre. So blieb uns am späten Nachmittag noch Zeit für einen kleinen Bummel in Southampton.


Stonehenge – Lyme Regis

Die erste Station an diesem Morgen war Stonehenge, der berühmte etwa fünftausend Jahre alte Steinkreis. Auf dem Weg dorthin passierten wir Salisbury - eine Stadt mit schönen mittelalterlichen Fachwerkhäusern und der berühmten Kathedrale, der bedeutendsten im neogotischen Stil hier in England. Ken Follets Roman „Die Säulen der Erde“ liegt die Entstehung dieser prachtvollen Kathedrale zu Grunde. Hier wird eines der vier letzten Originale der Magna Carta aus dem Jahre 1215 ausgestellt. Nachdem wir den Parkplatz bei Stonehenge erreicht hatten, fuhren wir so wie viele andere Besucher mit einem Shuttlebus zur Besichtigung des Steinkreises. Ein Rundweg führt um die Steine herum und mittels einer App erfuhren wir viel Wissenswertes über die Entstehung der Mythen, die sich um Stonehenge ranken. Den Nachmittag verbrachten wir in Lyme Regis, ein herrlicher Ort mit Strand, Hafenmole – the Cobb genannt – und bunten Geschäften, die Eiscreme, Sandspielzeug und allerlei nette Dinge anbieten. Lyme Regis gehört zur Jurassic Coast – hier wurden bestens erhaltene versteinerte Dinoskelette und zahlreiche Ammoniten sowie Fossilien gefunden. Den Abend verbrachten wir im modernen Hotel Courtyard by Marriot bei Exeter. Bei einem leckeren Abendessen vom Buffet ließen wir diesen schönen Reisetag ausklingen.


Dartmoor, Postbridge, Lanhydrock und Cream Tea

Heute führte uns unser Weg ins Dartmoor. Dort, wo der schwarze Hund von Baskerville zu Hause ist und unheimliche Geschichten überall zu finden sind. Wir stoppten für Fotos mit Schafen im Moor und auch für einen Blick auf eine kleine Herde Dartmoor- Ponys. In Postbridge hielten wir an und besichtigten zwei Brücken, die sich über den kleinen Fluss des Örtchens zu legen scheinen. Die alte Clapper Bridge stammt aus dem 13. Jahrhundert und besteht aus großen Granitplatten, die nicht vermörtelt worden sind, sondern nur lose aufeinander liegen und dennoch hat die kleine Brücke dem Zahn der Zeit getrotzt. Die Ponys, die früheren Zugtiere in der Gegend, überquerten diese Brücke jahrhundertelang. Nach nur kurzer Fahrt weiter durchs Dartmoor erreichten wir Princetown, dessen gewaltiges Gefängnis schon von weitem grüßt. Französische Kriegsgefangene bauten dereinst das Gefängnis und zogen im Anschluss gleich selbst ein - wohl nicht freiwillig. Auch heute ist es noch eins - ein Hochsicherheitsgefängnis. Entflohene Häftlinge werden im Dartmoor schnell entdeckt, da sie sich kaum verstecken können, was den Platz für ein Gefängnis wohl auch heute noch attraktiv macht. Nach kurzer Fahrt erreichten wir am Nachmittag Lanhydrock House and Gardens, wo uns genau zur richtigen Zeit ein Creme Tea erwartete. Wir genossen Scones (Hefeteigkuchen) mit Rosinen, dazu clotted creme und Erdbeermarmelade. Tee mit oder ohne Milch rundete das Ganze ab. Außerdem unternahmen wir einen Rundgang durch den wunderbar angelegten Garten, der seltene Pflanzen und Bäume beherbergt und besichtigten das Herrenhaus innerhalb der Anlage.


Cornwall – St Michael’s Mount, Land’s End, Zugfahrt nach St Ives

Der erste Punkt unserer heutigen Tour war die Gezeiteninsel St. Michael’s Mount, ein Felsen mitten im Wasser, auf dem eine Festung steht, die einstmals ein Kloster war. Bei Ebbe kann man zu Fuß einen gepflasterten Weg hinübergehen und auf holperigen Wegen den Hügel erklimmen, um die Festung zu besichtigen. Wir kamen bei Niedrigwasser dort an, so dass wir einfach hinüber gehen konnten. Den Rückweg mussten die meisten Gäste per Boot antreten, denn inzwischen war die Flut gekommen. Wir verbrachten einige schöne Stunden auf der Gezeiteninsel und im gegenüberliegenden kleinen Ort Marazion. Auf unserem weiteren Weg nach Lands End, dem südwestlichsten Zipfel Englands, fuhren wir eine verschlungene Straße entlang, gesäumt von Hecken und Mäuerchen und erfuhren, dass auf dieser Straße oft die Darsteller der Rosamunde-Pilcher-Filme mit ihren offenen Cabriolets herumfahren während der Dreharbeiten. Wir erreichten Lands End, den letzten Zipfel Englands und umrundeten ihn zu Fuß. Natürlich fotografierten wir das berühmte Hinweisschild von Lands End und einige erstanden Postkarten, auf die sie den Lands-End-Poststempel stempeln ließen. Auf der Fahrt durch Cornwall sahen wir unzählige alte Zinnminen, die heute nicht mehr in Betrieb sind und deren verwaiste Schornsteine, Pumpenhäuschen und Fördertürme in den Himmel ragen. Am Nachmittag nahmen wir den Zug der Great Western Raylway von St Erth nach St Ives. So fuhren wir vorbei an malerischen Buchten mit weißen Stränden und türkisblauem Wasser bis nach St. Ives. Das ist ein hübsches Künstlerstädtchen am Meer, in dem die Schriftstellerin Rosamunde Pilcher als Kind sehr oft gebadet hatte. So spielten auch die ersten Rosamunde-Pilcher-Filme in St Ives, bis die Dreharbeiten wegen der vielen Besucher nicht mehr dort stattfinden konnten, die aufgrund der erfolgreichen ersten Filme in das Städtchen strömten. Wir verbrachten in St. Ives eine schöne Zeit, schlenderten durch die malerischen Gassen, saßen über der Bucht, in der sich Surfer in den Wellen tummelten und probierten das ein oder andere Gericht, einige aßen ihre erste Cornish Pasty, eine gefüllte Pastete, die nur hier in Cornwall auch eine echte Cornish Pasty ist. Den Abend verbrachten wir in unserem traditionellen The Alverton Hotel in Truro.


Mevagissey, Trelissick Garden und Truro

Nach dem Frühstück trafen wir uns wieder im Bus und erreichten nach einiger Zeit das hübsche Fischerdorf Mevagissey. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, auch Szenen in Rosamunde-Pilcher-Filmen sind hier entstanden. Wir bummelten durch das Zentrum und den Hafen, fotografierten bunte Fischerboote und auf Futter wartende Möwen. Danach fuhren wir zurück in Richtung Truro und besuchten die Gartenanlage Trelissick Garden, die vom National Trust betrieben wird. Wir spazierten durch die geschwungen angelegten Wege, genossen den Ausblick in die Landschaft und sahen Baumfarne, herrlich blühende Rhododendren und Hortensien. Das Herrenhaus lädt zu einem Rundgang ein mit Porzellansammlung, alten Bildern und Möbeln. Den Nachmittag verbrachten wir in Truro, spazierten durch die schöne Innenstadt und einige besuchten die Kathedrale, die dem Ort sein charakteristisches Bild gibt.


Tintagel Castle, Cheddar Cheese, Cheddar Gorge und Bristol

Heute nun wollten wir mehr erfahren über König Artus, die Ritter seiner Tafelrunde und Merlin, den Hohepriester und Magier. Wir begannen unseren Ausflug in Tintagel, einem kleinen Dorf an der nordwestlichen Küste Cornwalls. Auf einem Felsvorsprung in der Nähe des Dorfes stehen die Ruinen von Tintagel Castle, in dem angeblich Artus gezeugt worden sein soll, unterhalb der Ruinen ist die Merlinhöhle zu sehen, vor der Merlin Artus als Kind gefunden haben soll. Wir stiegen steile Stufen hinauf, durch steinerne Torbögen bis in die Ruinen der alten Festungsanlage. Der Ausblick auf die Klippen, das Meer und das Dorf auf der anderen Seite des Hügels entschädigte uns für den anstrengenden Aufstieg. Ins Dorf zurück läuft man einen Weg hinauf oder steigt einfach in einen der Landrover, um für ein paar Pfund hinaufchauffiert zu werden. Oben angekommen genießt man Tee, Cornish Pasties oder Eis, einfach ein paar Minuten zur Entspannung. Anschließend machten wir uns auf, um der Käsefabrik in Cheddar einen Besuch abzustatten und den originalen Cheddar-Käse zu probieren. Es gibt ihn in verschiedenen Reifegraden und in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Wir kosteten uns durch die angebotenen Proben und einige erstanden im Shop der Käserei ein paar Leckereien. Danach durchquerten wir die beeindruckende Cheddar Gorge Schlucht, die bis zu 113 Meter hoch ist und fuhren die Straße im Tal entlang, die sich durch die Schlucht schlängelt. Am frühen Abend erreichten wir unser Hotel in Bristol. Beim gemeinsamen Abendessen ließen wir diesen Tag ausklingen.


Cotswolds, Castle Combe, Dover und Fähre nach Calais

Von Bristol aus fuhren wir gen Osten und kamen in die Cotswolds, jenem lieblichen hügeligen Teil Englands, der so typisch englisch ist. Satte Weiden, verträumte Dörfer, Trockenmauern und Marktstädte kennzeichnen diesen Landstrich. Wir fuhren durch die immer hügeliger werdende Landschaft und hielten im hübschen Dörfchen Castle Combe. Die kleinen Straßen werden gesäumt von verträumten alten Häusern, die sich hinter blumenprächtigen Vorgärten zu verstecken scheinen. Nach unserem Aufenthalt in Castle Combe machten wir uns auf, die lange Strecke nach Dover zu bewältigen, um am Nachmittag die Fähre nach Calais zu befahren. Wir übernachteten wieder in Calais.


Heimreise von Calais bis Dresden

Nach einem kräftigen kontinentalen Frühstück brachen wir auf und erreichten planmäßig unsere Ausstiegsorte. Alle waren von der langen Reise rechtschaffen müde, aber glücklich wieder in der Heimat angekommen. Es wird einige Tage brauchen, bis die vielfältigen Eindrücke unserer Reise durch das malerische und beeindruckende Südengland verarbeitet sein werden. Wir verabschiedeten uns voneinander und nahmen viele schöne Erinnerungen mit nach Hause. Nun freuen wir uns auf unsere nächste Reise. Mal sehen, wohin sie uns führen wird.

Schlusswort

Ich bedanke mich bei allen, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben, besonders bei unseren Gästen sowie bei unserem Busfahrer André, der uns stets sicher im Linksverkehr durch Südengland chauffiert hat.

Ihre Constanze Maißel
Reiseleiterin Eberhardt TRAVEL GmbH

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