Reisebericht: Irland und Nordirland–Rundreise

06.09. – 18.09.2024, 13 Tage Rundreise Irland und Nordirland: Belfast – Giant's Causeway – Derry – Donegal – Connemara – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Midleton – Cobh – Portlaoise – Dublin


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Die Grüne Insel hat zu jeder Jahreszeit viel zu bieten: über 2000 Kilometer aufregender Küstenlandschaft, verträumte Berglandschaften und tiefblaue Seen - aber auch die buntesten Schafe, die man sich vorstellen kann, mitreißende Geschichte(n) und natürlich darf auch die angemessene Menge Irish Whiskey - oder Irish Coffee - nicht fehlen.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

06.09.2024 Anreise nach Amsterdam

Schon früh am Morgen startet unsere gemeinsame Reise am Flughafen Dresden. Schon um drei Uhr morgens rollt der Eberhardt-Reisebus auf die Autobahn. Über Siebenlehn, Chemnitz, Gera und Erfurt geht es dann weiter über die A4 und A44 in Richtung Kassel. Durch Hessen und das Rheinland geht es dann auf die A3 in Richtung der Niederlande. Wir kommen gut voran und können auch die Verkehrsknotenpunkte Arnhem und Utrecht schnell hinter uns lassen, sodass wir pünktlich den Fährhafen von Amsterdam in Ijmuiden erreichen. Auch der Check In geht problemlos vonstatten, und schnell sind wir an Bord unserer Fähre King Seaways. Bei herrlichem Wetter genießen wir die Aussicht vom Sonnendeck auf den Hafen und den Sandstrand von Zandvoort. Pünktlich laufen wir aus dem Hafen von IJmuiden aus und können dann am Abend das reichhaltige Abendbuffet genießen.

07.09.24 Anreise nach Belfast

Am nächsten Morgen ist zunächst einmal kein Land in Sicht - dichter Nebel hängt über dem Meer. Das Frühstück nehmen wir ein mit Kurs auf Newcastle Upon Tyne und bald haben wir auch schon den Hafen der nordenglischen Stadt erreicht. Relativ zügig bringen wir die Einreiseformalitäten hinter uns und wenig später sitzen wir im Bus. Entlang des römischen Hadrianswalls geht es nun nach Westen in die Provinz Cumbria. Gegen Mittag erreichen wir Carlisle, das während der Jakobitenaufstände eine der wichtigsten Bastionen der Engländer gewesen ist und wo zahlreiche junge Schotten ihren Tod gefunden haben. Heute sind die Borderlands zum Glück relativ friedlich und feierlich können wir die Grenze zu Schottland - nun auch endlich bei Sonnenschein - überqueren. Eine kurze Pause machen wir in Gretna Green, einst Zufluchtsort heiratswilliger junger Engländer, die ohne Zustimmung ihrer Eltern nicht unter 21 Jahren heiraten durften, heute Ballungszentrum schottischer Klischees – aber auch die machen Freude, vor allem wenn man nur kurze Zeit hier verbringen kann.
Durch die südlichsten Gebiete Schottlands, Ayrshire und Galloway fahren wir nun zügig immer weiter nach Westen, denn unsere nächste Fähre wartet nicht. Von dem relativ unspektakulären Örtchen Cairnryan aus nehmen wir dann am Nachmittag Kurs auf Nordirland. Unsere Fährverbindung nach Belfast bemisst zwar immerhin ganze 68 Kilometer, allerdings ist die beträgt die kürzeste Entfernung zwischen den beiden britischen Inseln nur 21 Kilometer zwischen dem Mull of Kintyre in Schottland und Ballycastle in Nordirland. Bei strahlendem Sonnenschein haben wir eine tolle Aussicht auf die Küstenlinien und die Zeit vergeht wir im Flug.
Am Abend erreichen wir dann schließlich unser Hotel, unweit des Zentrums von Belfast, und treffen dort auch auf den Rest unserer Reisegruppe, der mit dem Flugzeug angereist ist. Da gemeinsame Abendessen gibt Gelegenheit für ein erstes Kennenlernen.

08.09.24 Ein Tag in Belfast

Am nächsten Morgen ist es dann endlich ist es soweit, die Rundreise geht mit der kompletten Gruppe endlich so richtig los und wir sind bereit die Hauptstadt Nordirlands richtig kennenzulernen.
Vom Hotel aus starten wir mit unserer Stadtrundfahrt. Gemeinsam wandeln wir auf den Pfaden der bewegten Geschichte Nordirlands und beginnen am Schluss: wir besuchen, das Stormont Estate am Rande der Stadt, wo sich das Nordirische Parlament befindet. Doch wie ist es dazu überhaupt gekommen?
Als Folge der jahrhundertelangen Unterdrückung der irischen Bevölkerung durch die Kolonialherren aus England war es schon seit dem 16. Jahrhundert immer wieder zu politischen und religiösen Spannungen gekommen. Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Druck auf die katholische Landbevölkerung durch das Verbot der gälischen Sprache und der Ausübung der Religion, sowie Zugangsbeschränkungen zu Schulbildung und politischen Ämtern soweit erhöht, dass viele Iren das Land verließen, andere radikalisierten sich. 1801 wurde Irland schließlich offiziell dem Vereinigten Königreich angeschlossen. Obwohl die Unterdrückung der Katholiken gesetzlich verboten wurde, besserten sich die Lebensbedingungen nicht, im Gegenteil, mehrere Jahre der Hungersnot vertrieben noch mehr Iren in die Diaspora. Ab Ende des Jahrhunderts gab es dann eine starke Unabhängigkeitsbewegung im vermehrt katholischen Süden des Landes, die schlussendlich 1920 zur Trennung führte: 1922 wurde die Republik Irland geboren, sechs Grafschaften der Provinz Ulster verblieben als Nordirland im Vereinigten Königreich. Doch die Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken löste dies nicht, im Gegenteil. Aus Angst vor Unterdrückung und wirtschaftlichen Nachteilen wurden in Nordirland, mit Unterstützung der britischen Regierung, systematisch Einschränkungen für Katholiken etabliert. Wohnung, Bildung, Arbeit und Wahlrecht wurden dahingehend getrennt, dass sich eine regelrechte Parallelgesellschaft bildete. In der Mitte des 20. Jahrhunderts führte dies schließlich zu gewaltvollen Auseinandersetzungen, in die bald das Militär eingriff. Die IRA rächte sich im Gegenzug mit Anschlägen auf zivile Ziele, vor allem in Belfast. Erst 2001 wurden die sogenannten „Troubles“ mit einem Waffenstillstand beendet, doch die Auswirkungen der Parallelgesellschaften lassen sich in Belfast noch heute deutlich erkennen. Friedensmauern trennen bis heute katholische von protestantischen Wohnsiedlungen. Geschmückt sind sie heute mit Wandgemälden, die sich mit politischen Themen beschäftigen. Wie viele andere Nordiren ist auch sie der Meinung, dass zunächst die Mauern in den Köpfen der Leute eingerissen werden müssen, bevor die physischen Mauern weichen können.
Weiter geht es im Anschluss durch die berühmte Shankill Road, die von den Loyalisten genutzt wird um ihre Gesinnung in Wandgemälden zu manifestieren. Neben dem riesigen Portrait, das zum Thronjubliäum Königin Elizabeth II. angefertigt worden ist, prangt nun an der Hauswand auf der benachbarten Straßenseite auch ein neues Bildnis König Charles III.
Während unserer Stadtrundfahrt besuchen wir auch die Queen's University, die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Königin Victoria gegründet wurde und heute eine der weltweit renommiertesten Fakultäten für Medizin vorweisen kann. Der Hochschule angegliedert ist ein wunderschöner botanischer Garten, von dem wir uns bei einem kleinen Spaziergang zumindest einen Überblick bekommen können.
Wir beenden unsere Rundfahrt durch Belfast am Rathaus mitten im Zentrum. Der Besuch des viktorianischen Gebäudes lohnt sich und von hier aus hat man viele Möglichkeiten, für eine Mittagspause einzukehren oder ein wenig durch die Geschäfte zu Bummeln, die auch am Sonntag Nachmittag geöffnet sind.

Nach einer ausgedehnten Pause treffen wir uns wieder, denn der Großteil der Gruppe hat sich für den Besuch des Titanic-Museums entschieden. Hier wird nicht nur die Geschichte des wohl berühmtesten Schiffes der neueren Vergangenheit aufgearbeitet, sondern auch die industrielle Bedeutung Belfasts im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier eine beeindruckende Ausstellung entworfen, die für Jung und Alt gleichermaßen spannend ist. Zu guter Letzt lädt das Tenderschiff MS Nomadic zu einem Besuch ein und versprüht ein wenig ganz echten Titanic Charme.
Am Abend treffen wir uns schließlich alle zum Abendessen wieder im Hotel und tauschen uns über die Eindrücke des ersten gemeinsamen Tages aus.

09.09.2024 Entlang der Antrim–Coast zum Giant's Causeway und weiter nach Derry/Londonderry

Früh verlassen wir heute die Hauptstadt Nordirlands in Richtung Norden. Wir folgen der Küstenstraße, der Causeway Coastal Route zunächst bis nach Carrickfergus. Das Castle aus dem 12. Jahrhundert ist die größte erhaltene normannische Burg Irlands und durchaus geschichtsträchtig. Wir fahren weiter entlang der Küste und genießen die Landschaft der Grafschaft Antrim, die zu den schönsten in ganz Irland gehört. Grüne bewaldete Täler, die in der letzten Eiszeit von gewaltigen Gletschern geformt wurden, wechseln sich ab mit wilder Küstenlandschaft und smaragdgrünen Buchten mit weißen Sandstränden. Im Hinterland erinnern heidebewachsene Hochmoore an Schottland. Auch mythologisch sind die beiden Länder eng verbunden.
Ganz in der Nähe befindet sich der größte See der britischen Inseln, Lough Neagh. Glaubt man der Meinung vieler Iren, soll dieser entstanden sein, als der Riese Finn McCumhaill im Streit mit seinem schottischen Rivalen Benandonner einen gewaltigen Brocken Erde nach diesem geworfen haben soll. Das Stück Land fiel ins Meer und wurde zur Isle of Man während sich der Krater mit Wasser füllte und zum See wurde.
Während dieses Streits der Riesen soll auch der Giant's Causeway entstanden sein, denn Finn, der sich unbedingt mit Benandonner messen wollte, schuf einen gewaltigen Damm bis hinüber zur Insel Staffa, nur um festzustellen, dass sein Rivale weiteraus größer war, als er es erwartet hatte. Mit einer List schaffte er es jedoch den Nachbarn glauben zu machen, er sei der größere und stärkere Riese. Benandonner, der über den Damm nach Irland gekommen war, suchte nun schnellst möglich das Weite und riss auf dem Weg auch noch so viele Säulen des Causeways aus dem Wasser, wie es ihm möglich gewesen war.
So viel zur Folklore. Fakt ist, dass der Giant's Causeway ein außerordentliches Naturdenkmal ist. Etwa 40.000 hexagonale Basaltsäulen verbinden tatsächlich die nordirische Küste mit der Hebrideninsel Staffa. Heute weiß man, dass die vulkanische Tätigkeit, die den Basalt entstehen ließ, etwa 60 Millionen Jahre her sein muss und eine tektonische Verschiebung danach so viel Druck auf das neue Gestein ausübte, dass es in seiner einzigartigen Art und Weise brach. Bei unserem Besuch haben wir die Gelegenheit, einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste zu unternehmen. Im Anschluss kann man sich im 2012 neueröffneten Besucherzentrum eine Ausstellung zur Geologie und der Entstehung des Giant's Causeway ansehen.
Am Nachmittag erreichen wir dann Derry/Londonderry. Die Stadt nahe der Grenze zur Republik Irland war seit Ende der 1960er Jahre Zentrum der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken, Protestanten und dem britischen Militär. Als Bloody Sunday ging der 30. Januar 1972 in die Geschichte ein, als die Armee das Feuer auf unbewaffnete Zivilisten eröffnete und damit eine Reihe von Vergeltungsschlägen der IRA auslöste.
Noch heute zeugen Friedensmauern im katholischen Viertel Bogside von der jüngsten Geschichte der Stadt. Interessant ist allerdings auch die Altstadt Derrys mit der größten anglikanischen Kathedrale Irlands, St. Kolumban und der im 17. Jahrhundert errichteten und fast vollständig erhaltenen 1,6 Kilometer langen Stadtmauer. Nach einer kleinen Rundfahrt und bleibt noch Zeit für einen Spaziergang und den Besuch im der im frühen 20. Jahrhundert wiederaufgebauten Guildhall, die heute als Ausstellungsraum und Rathaus fungiert.
Später geht es dann mit dem Bus weiter entlang des Flusses Foyle und fast unbemerkt überqueren wir die Grenze zur Republik Irland. Es stellt sich uns die Frage, wie die Situation wohl werden würde, wenn der Brexit hier irgendwann doch wieder Grenzkontrollen verlangen würde. Am Abend erreichen wir dann mit Letterkenny unseren Standort für die nächsten zwei Nächte.

10.09.2024 Glenveagh Nationalpark und County Donegal

Nach einem typisch irischen Frühstück führt uns unser Weg heute morgen zunächst in den nur wenige Kilometer entfernten Glenveagh Nationalpark. Der Name leitet sich ab vom irischen „Gleann Bheatha“ und bedeutet „Tal der Birke“. Das etwa 16.000 Hektoar große Gebiet umfasst zahlreiche Seen, Schluchten und Wälder, sowie Teile der Derryveagh Mountains mit den drei höchsten Bergen der Grafschaft Donegal: Mount Errigal, Slieve Snacht und den Tafelberg Mount Muckish. Im Nationalpark wurde in den 2000er Jahren der Steinadler erfolgreich wieder eingegliedert. Ansonsten beherbergt er eine der größten Rotwild-Herden Irlands.
Unser erster Stopp ist das Besucherzentrum des Nationalparks, wo wir bei einem kurzen Film das wichtigste zum Park, aber vor allem auch zum nahgelegenen Glenveagh Castle erfahren.
Der Adelssitz wurde ab 1870 im Auftrag von Captain John George Adair errichtet. Dieser hatte es in den USA zu beachtlichem Reichtum gebracht und war daraufhin nach Irland zurückgekehrt. Um seine Vision von einem Landgut nach dem Vorbild Balmorals umzusetzen vertrieb er die bitterarme und von der Hungersnot geplagte Landbevölkerung aus ihren Cottages und in die Armenhäuser Letterkennys. 1885 verstarb Adair ohne Nachkommen und seine Frau Cornelia übernahm das Anwesen. Im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Mann war die Witwe bei der Bevölkerung sehr beliebt, da sie sich rücksichtsvoll verhielt und vor allem um die Erhaltung der Natur bemüht war.
1937 kaufte Henry Plumer McIlhenny aus Philadelphia das Anwesen und überließ es schließlich Ende der 1970er Jahre der Republik Irland.
Besonders sehenswert sind die von Cornelia Adair angelegten viktorianischen Gärten, die wir uns bei einem Spaziergang ansehen können. Doch auch die zahlreichen Wanderwege des Nationalparks laden bei diesem herrlich irischen Wetter zu einer kleinen Wanderung ein - so viele Regenbögen wie heute hat vermutlich keiner von uns jemals an einem Tag gesehen.

Gegen Mittag geht es dann weiter durch die wildromantische Landschaft Donegals. Wir durchqueren die Derryveagh Mountains und mit herrlichem Blick auf den höchsten Berg Donegals, Mount Errigal, und ins gegenüberliegende Tal, legen wir einen kleinen Stopp ein - und einige genehmigen sich bei dieser Gelegenheit einen Irish Coffee zur Feier des Tages. An der Küste angekommen folgen wir dem Wild Atlantic Ways ein Stückchen nach Norden und legen eine Pause ein am malerischen Strand von Bunbeg. Ein großes Staunen geht durch den Bus - wer würde so einen herrlichen Sandstrand an der Nordküste Irlands erwarten?
Wir folgen dann weiter dem Wild Atlantic Way, genießen den Blick auf die vorgelagerten Tory Islands und die wunderschöne Küstenlandschaft der Bloody Forelands. Schließlich durchqueren wir die Berge noch einmal und folgen der Muckish Gap von Falcarragh nach Letterkenny. Hier treffen wir nicht nur auf mehrere Schafherden auf der Straße, sondern auch auf eine alte Brücke, die als "Bridge of Tears" oder "Bridge of Sorrow" bekannt ist. Bis hierher begleiteten Familie und Freunde ihre meist jungen Angehörigen, die auf dem Weg nach Derry waren, um dort ein Schiff in Richtung Amerika zu besteigen - in der Hoffnung auf ein besseres Leben und der Gewissheit, dass man sich höchstwahrscheinlich nie mehr wiedersehen würde.
Am frühen Abend erreichen wir wieder Letterkenny, wo wir uns dann später wieder zum gemeinsamen Abendessen im Hotel treffen.

11.09.2024 Steinzeitliche Steine, Strand und Galway

Wir verlassen heute das County Donegal in Richtung Süden. Wir durchqueren zunächst die legendäre Barnesmore Gap, die über viele Jahrhunderte die einzige Reiseroute von Norden nach Süden gewesen ist und fahren dann entlang der Bluestack Mountains.
Vor der herrlichen Kulisse zwischen dem Tafelberg Ben Bulben und der Atlantikküste sehen wir uns dann das Creevykeel Court Tomb, eines der vielen Beispiele für Grabanlagen aus der Jungsteinzeit, an. In ganz Irland findet man Relikte dieser Art, sowie Steinkreise und Dolmen, deren Ursprung bis heute nicht sicher geklärt werden konnte.
Unser nächstes Ziel ist nun die kleine Mullaghmore-Halbinsel ganz im Norden des County Sligo. Auf einer Rundfahrt entlang der Steilküste können wir die raue Natur genießen und bekommen noch einmal einen schönen Blick auf das ehrwürdige Classiebawn Castle. Ursprünglich wurde es von Henry Temple, 3. Viscount Palmerston und einstigem britischen Premierminister in Auftrag gegeben, um dort seine an Tuberkulose erkrankte Tochter unterzubringen, später fiel es dann an die Familie Mountbatten. Noch heute soll der Geist des von der IRA ermordeten Louis Mountbatten darin spuken.
Die Mittagspause verbringen wir heute in Strandhill, dem Lieblingsnacherholungsort der Einwohner Sligos. Hier weht uns eine steife Meeresbrise um die Nase, aber bei strahlendem Sonnenschein und mit einem Eis in der Hand genießen wir das sehr.
Am Nachmittag erreichen wir dann schließlich das County Galway, wo wir wenig später die gleichnamige Hauptstadt besuchen. Die Stadt an der Mündung des Flusses Corrib an der Galway-Bucht ist heute vor allem für seine lebhafte Pub- und Musikerszene bekannt. Wir unternehmen einen kleinen Bummel durch die Innenstadt und genießen die Atmosphäre. Besonders markant sind natürlich die viele Straßenmusiker und die zahlreichen Geschäfte, in denen man die typischen Claddagh-Ringe kaufen kann. Der Ring zeigt zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten. Das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft und Vertrauen, die Krone Treue und Loyalität. Er wird als Partner- oder Freundschaftsring, gleichsam von Frauen und Männern getragen. Natürlich ragt sich auch um die Erfindung des Ringes eine dramatische Geschichte, allerdings eine mit Happy End.
Wir stauen uns schließlich am frühen Abend aus dem geschäftigen Galway hinaus und fahren in die Kleinstadt Gort. Die nächsten beiden Nächte verbringen wir im Lady Gregory Hotel, das nach einer der wichtigsten Figuren der irischen Literaturbewegung des 19. Jahrhunderts benannt ist.

12.09.2024 Connemara

Da unser Fahrer Jan heute einen Ruhetag einlegen muss, geht es zur heutigen Tagesfahrt auf die Halbinsel Connemara mit einem irischen Kleinbus und Fahrer Victor. Jan muss zu seinem Leidwesen weiter hinten Platz nehmen und der Rest der Gruppe die Beine einziehen - ganz schnell wissen nun alle den Komfort unseres deutschen Fünf-Sterne-Buses noch mehr zu schätzen.
Die Region Connemara in der Grafschaft Galway ist bekannt für ihre herrliche Natur: Torfmoore und zahlreiche dunkle Seen im Süden, die bis zu 700 Meter hohen Berge „Twelve Bens“ des Connemara-Nationalparks im Norden.
Bei unserem ersten Stopp besuchen wir die Connemara Celtic Crystal, wo uns gezeigt wird, wie das örtlich hergestellte Bleiglas in mühevoller Handarbeit geschliffen und mit typischen Designs verziert wird. Besonders beliebt sind dabei keltische Muster, klassische Motive wie die irische Rose und natürlich der Claddagh-Ring.
Unterbrochen von einigen Fotostopps geht es dann weiter durch das Inagh Tal durch die wunderbare Landschaft Connemaras. Hier treffen wir neben den typischen Scottish Blackface Schafen auch auf eine ganz besondere Rasse: die Herdwick-Schafe sind bei ihrer Geburt schwarz und werden dann mit zunehmendem Alter erst an den Beine, dann an der Nase und schließlich am ganzen Körper weiß. Beinahe wären sie im 19. Jahrhundert ausgestorben, wenn nicht ausgerechnet die Autorin Beatrix Potter sich für den Erhalt der Rasse eingesetzt hätte.
Nun ist es nicht mehr weit bis zur Kylemore Abbey. Das viktorianische Schloss ist eines der beliebtesten Fotomotive der Region und zudem ein aktives Kloster. Seit 1920 leben die Nonnen des ältesten irischen Benediktinerinnen-Ordens hier. Bei einer Besichtigung können wir uns sowohl das Schloss, als auch die herrlichen Gartenanlagen ansehen.
Vorbei an Irlands einzigem Fjord, Killary Harbour, führt uns unser Weg am Nachmittag zunächst nach Leenaun und von dort durch das Maam Tal und weiter bis nach Cong. In dem kleinen Örtchen am nördlichen Ufter des Lough Corrib, dem größten See der Republik Irland, wurde einst der Film "The Quiet Man" (deutsch "Der Sieger") mit John Wayne und Maureen O'Hara gedreht. Die beiden Holywood-Legenden sind auch als Statue in der Ortsmitte verewigt. Wir legen hier noch einen Stopp ein, bevor wir dann am Nachmittag die Rückfahrt nach Gort antreten.
Victor manövriert uns schließlich durch das nachmittägliche Stauchaos von Galway und bringt uns wohlbehalten wieder zurück nach Gort. Nichtsdestotrotz freuen sich alle drauf, dass wir am nächsten Tag wieder unseren Bus mit unserem Fahrer zurückbekommen.

13.09.2024 Burren, Cliffs of Moher und Bunratty Castle

Heute erwarten uns wieder einmal einige Highlights, auf die man sich freuen kann. Mit unserem Bus verlassen wir heute Gort in Richtung Autobahn und fahren dann entlang der Küste nach Süden. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das pittoreske Dunguaire Castle, ein Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert der in einer kleinen Bucht liegt und im 19. Jahrhundert Treffpunkt eines Literatenzirkels war, zu dem auch Nationaldichter William Butler Yeats gehörte. Über enge Landstraßen, geht es dann durch die in Irland einzigartige Landschaft des Burren. Die Karstlandschaft ist durch etwa knietiefe Karren in rechteckige Felder gegliedert. Sie wurden durch Oberflächenwasser gebildet, das sich noch immer nach stärkeren Regenfällen in sogenannten Turloughs sammelt. Nach seinem Kriegszug in die Gebiete des Burrens, soll Oliver Cromwell sie wie folgt charakterisiert haben: „Kein Baum, an dem man einen Mann aufhängen, kein Tümpel, worin man ihn ersäufen, keine Erde, in der man ihn verscharren könnte.“ Nichtsdestotrotz ist die Landschaft Heimat für zahlreiche mediterrane, alpine und sogar arktische Pflanzen, die sonst nur selten in Irland vorkommen. Ebenso wie die bizarren Felsformationen im Hinterland gehören auch zerklüftete Küstenabschnitte zum Charakter des Burren. Während ein Teil davon recht flach zum Wasser hin verläuft, führt die Straße und dann plötzlich steil bergauf.
Die fast zehn Kilometer lange Steilklippenformation der Cliffs of Moher ragt fast senkrecht aus dem Atlantik. Am Südende, dem Hag’s Head, haben sie eine Höhe von ungefähr 120 Meter, nördlich des O’Brien’s Tower erreichen sie sogar 214 Meter. Am Kliff leben 30 Arten von Seevögeln, die bekanntesten sind die winzigen Papageientaucher, die sich in die entlegensten Ecken zurückziehen um dort zu Brüten. Wer noch ein wenig mehr Hintergrund zu Flora und Fauna, sowie zur Regionalgeschichte möchte, kann das informative Besucherzentrum besichtigen.

Früh aufzustehen hat sich heute definitiv geloht, denn als wir kurz vor dem Mittag den Parkplatz verlassen, ist dieser fast bis auf den letzten Platz voll und von der Stille des Morgens ist nichts mehr geblieben. Wir verlassen zunächst den Trubel und folgen der Küstenstraße bis in den nahegelegenen Badeort Lahinch, wo wir unsere Mittagspause einlegen.

Später folgen wir dann recht bald dem Fluss Shannon, dem längsten Fluss des Landes, bis wir in der Nähe der Stadt Limerick das Bunratty Castle erreichen. Die Burg ist heute nach dem originalgetreuen Zustand aus dem 15. Jahrhundert restauriert und eingerichtet und bietet einen tollen Einblick in das Leben eines Clanoberhauptes. So glamourös wie man es sich vorstellen könnte, war auch der Alltag des Adels damals nicht. Wie hingegen das gewöhnliche Volk zum Teil noch bis ins 20. Jahrhundert lebte, kann man im angegliederten Freilichtmuseum anhand zahlreicher Gebäude aus ganz Irland erfahren, die anderswo abgebaut und hier wiederaufgebaut wurden.

Anschließend geht es dann wieder auf die Autobahn und vorbei an Limerick. Eine gute Gelegenheit um die weitere Fahrzeit mit etwas Beschäftigungstherapie zu vertreiben. Ob die bekannten Spaßgedichte ihren Namen nun tatsächlich von der Stadt Limerick haben, das kann bis heute niemand mit Sicherheit sagen – aber nach dem Schema AABBA reimt es sich ganz wunderbar und bis zum nächsten Vormittag sollen noch einige kreative Reime zum Wettbewerb eintrudeln.

Nach einer knappen Stunde Fahrt entlang des Südufers des Shannon erreichen wir das kleine Dorf Foynes. Von der großen Vergangenheit des 500-Seelenortes zeugt heute nur noch das Foynes Flying Boat & Maritime Museum. Denn zwischen 1937 und 1945 war Foynes Basis des Flugverkehrs zwischen Europa und New York, die sogenannten Flugschiffe des Typs Boeing 314 landeten hier in der breiten Mündung des Shannon und wurden in den Hafen von Foynes gelotst. Die Fliegerei war damals noch etwas sehr exklusives – ein One-Way-Ticket kostete 337 Dollar, heute etwa 10.000€, so viel wie zu jener Zeit in Irland ein Eigenheim kostete. Zudem dauerte der Flug über den Atlantik rund 20 Stunden und nicht selten mussten die tieffliegenden Luftschiffe aufgrund von schlechtem Wetter umdrehen. Für solche Fälle gab es eine Person, welche auf ihrem Pferd von Haus zu Haus reiten und den Dorfbewohnern Bescheid geben musste, dass sie auf ihre Arbeitsposten am Flughafen zurückkehren mussten. In einer Nacht, in dem einmal mehr ein Flugzeug zurück nach Foynes gekommen war, soll der Koch Joe Sheridan hier als Aufmunterung den Irish Coffee erfunden haben, der in den folgenden Jahren seinen Siegeszug um die Welt aufnahm.

Wenig später erreichen wir dann die Grafschaft Kerry, und haben es gleich mit einer Menge vierbeiniger Rindviecher zu tun – denn dass es in Irland sowohl mehr Schafe als auch mehr Kühe als Menschen gibt, das ist wirklich kein Klischee. Und die rund 7,5 Millionen irische Kühe können getrost als glücklich bezeichnet werden, denn sie verbringen durchschnittlich etwa 300 Tage im Jahr auf der Weide. Die irischen Bauern sind auch recht glücklich – darüber, dass das gute irische Weidegras kostenlos wächst.

Am Abend erreichen wir dann Tralee, Hauptstadt der Grafschaft Kerry und Schauplatz des Wettbewerbs der "Rose of Tralee", bei dem die schönste Irin auserkoren wird – natürlich ganz katholisch im Abendkleid und nicht im Bikini.

14.09.2024 Ring of Kerry

Heute folgt ein weiteres Highlight der Reise: unser Tagesausflug zum Ring of Kerry. Die 179 Kilometer lange Panoramastraße entlang der Küste der Halbinsel Iveragh gilt als das Sinnbild der Grafschaft Kerry. Grasende Schafe und Kühe in grünen Hügellandschaften. Unberührte Sandstrände vor atemberaubenden Klippen. Und mystische Seen und Wasserfälle gepaart mit mittelalterlichen Burgruinen und prächtigen Herrenhäusern. Für Reisebusse besteht eine Einbahnstraßenregelung, so beginnen wir in Killorglin. Hier wird einmal im Jahr der Bock sprichwörtlich zum König gekrönt. Woher das Puck Festival, das immer vom 10. bis 12. August stattfindet, tatsächlich stammt, kann heute niemand mehr genau sagen, aber man geht davon aus, das es sich wie so oft um ein heidnisches Fest handelte, das später christianisiert wurde.

Zu unserer Erleichterung ist das Wetter heute Morgen nicht so schlecht wie zunächst befürchtet und die ersten Aussichten auf die Dingle Halbinsel sind vielversprechend. Bevor wir jedoch weiterfahren legen wir einen Stopp ein in Kells bei Schäfer und Hundetrainer Tom und seiner Frau Mairead, die uns einen Einblick in ihr Berufsleben geben werden - immerhin gibt es über 8 Millionen Schafe in Irland und ohne Hunde wäre die Arbeit im unwegsamen Berggelände gar nicht zu bewältigen. Tom stellt er uns seine Bordercollies vor und demonstriert uns dann wie er mit ihrer Hilfe die Schafherde zusammenzutreiben und lenken kann. Das Schauspiel ist wirklich beeindruckend und Hündin Tess erstaunt uns mit ihrer Gabe, selbst das sturste Schaf zur Raison zu bringen.

Zurück im Bus gibt es dann zunächst einmal warme Getränke zum Aufwärmen, denn der irische Wind hat uns ordentlich um die Ohren gepustet - dann geht es weiter in Richtung Cahersiveen, Heimatort des „Befreier“ Irlands, Daniel O'Connell. Er wurde 1775 hier geboren und schaffte es, trotz seiner irisch-katholischen Herkunft, landesweite Verbesserung für seine katholischen Landsleute zu erwirken und sogar zum Bürgermeister Dublins ernannt zu werden.
Da wir mit Jan einen sehr guten und sicheren Fahrer haben, wagen wir einen kleinen Abstecher und verlassen den Ring of Kerry in Richtung des Skellig Rings. Skelligen sind kleine, felsige und unbewohnte der Küste vorgelagerte Inseln. Die bekannteste ist Skellig Michael, wo sich einst eine Einsiedelei befand, und unter anderem für die Filmreihe Star Wars gedreht wurde. Wir fahren durch das bergige Hinterland, verschrecken ein paar lokale Autofahrer und landen schließlich auf dem Skellig Ring bei Keel. Von hier hat man nicht nur eine fantastische Aussicht, sondern hier befindet sich auch die Skellige Chocolate Factory, wo wir mit einer großzügigen Verkostung begrüßt werden. Und weil man ja nicht nur Süßes essen kann, gibt es anschließend gleich noch eine zweite Überraschung: eine Verkostung lokaler Käsesorten und natürlich auch einen passenden Whiskey.
Über den kurvenreichen Skellig Ring geht es anschließend wieder für uns zurück in Richtung N70. Wir passieren den Ort Waterville, wo viele Reiche und Prominente, unter anderem auch Charlie Chaplin, gerne ihren Urlaub verbrachten und immer noch verbringen. Dann geht es bergan zum 210 Meter hohen Coomakesta Pass, der höchsten Stelle des Ring of Kerry wo wir unsere Mittagspause verbringen. Von hier hat man eine fantastische Sicht auf die Ballinskelligs Bay und die Bucht des Kenmare Rivers.
Über Caherdaniel, Castle Cove und Sneem geht es weiter entlang der N70, dann landeinwärts bis nach Moll's Gap. Seinen Namen hat der Ort von Moll Kissane, welche hier in den 1820er Jahren einen illegalen Gasthof betrieb, zu Zeiten als die Straße gerade im Bau gewesen ist.
Wo einst die Hofdamen Queen Victorias die oberen Seen des Killarney Nationalparks bestaunten, bekommen wir wenig später am sogenannten Lady's View einen Eindruck, warum die Damen damals so begeistert gewesen sind. Die Aussicht hier ist, wenn auch leider etwas nebelig, wirklich toll.
Unseren letzten Stopp legen wir am am Ross Castle ein. Der einstige Stammsitz des O'Donoghue-Clans ist ein wunderbares Beispiel für einen Wohnturm des Adels im 15. und 16. Jahrhunderts und liegt wunderschön am Lough Leane, dem größten der drei Seen.

Auf der Rückfahrt nach Tralee erfolgt dann die Auswertung unseres Limerick-Wettbewerbs, hier die Gewinner per Publikumsentscheid:

Platz 1

Wir fahren mit einem 5-Sterne Bus,
das ist bei Eberhardt ein Muss.
Doch piept's und bremst der Bus allein,
dann wird Jan schon auch mal zum Schwein.
Zu viel Assistenten sind für ihn kein Fahrgenuss.

Platz 2

Der Fahrer von unserem Bus
heißt mit Vornamen wie der berühmte Jan Hus.
Er fährt uns sicher bei Sonne und Regen
über die grüne Insel auf kurvigen Wegen.
Dafür bekommt er am Abend von Sinah einen Kuss.

Platz 3

Wir fahren durch Irland mit Sinah und Jan,
wo man auch irre im Stau stehen kann.
Der Irish Coffee an Bord, keine Frage,
der steigt in den Kopf und versüßt uns die Tage.
Deswegen stoßen wir gern damit an.

15.09.2024 Cobh, Irish Whiskey in Midleton und weiter nach Portlaoise

Bei sehr wechselhaftem Wetter verlassen wir die Grafschaft Kerry Richtung Osten. So langsam beginnt sich unser Kreis zu schließen und es wird deutlich, dass sich die Reise so langsam dem Ende zuneigt – doch vorher gibt es noch einiges zu sehen.

Unser erstes Ziel für den Tag ist Cobh, ehemals Queenstown, der Hafen Corks. Die zweitgrößte Stadt Irlands ist heute vor allem für ihre Universität bekannt, bis ins 19. Jahrhundert hinein war allerdings der Handel mit irischer Butter das Hauptgeschäft der Stadt. 1770 wurde sogar eine Butterbörse gegründet, um die Qualität der Butter, vor allem aus der Grafschaft Kerry, zu gewährleisten. Um 1835 lief ein Drittel des irischen Butterexports über Cobh, etwa 30 Millionen Pfund jedes Jahr. Mit den neuen Technologien und dem sich langsam ändernden Geschmack der Europäer verlor die stark gesalzene irische Butter allerdings an Absatzmärkten und die Börse musste 1924 geschlossen werden. Heute hat sich das natürlich geändert, 85% der irischen Milchprodukte werden wieder ins Ausland exportiert, allem voran natürlich die Butter.
Über Cobh verließ allerdings nicht nur die Butter das Land, sondern zwischen 1850 und 1950 etwa zwei Millionen Iren, geplagt von Hunger, Armut und den englischen Großgrundbesitzern, ihre Heimat gen Nordamerika. Auch die Titanic machte hier ihren letzten Halt, bevor sie auf ihrer unheilvollen Jungfernfahrt endgültig Kurs auf New York nahm.
Heute ist Cobh aufgrund der pittoresken Lage am Berg und mit seinen bunt gestrichenen Häusern vor allem bei Touristen ganz hoch im Kurs. Auch wir lassen es uns nicht nehmen, das Städtchen bei einem Spaziergang zu erkunden und uns einige Grundlage für das Mittagsprogramm zu schaffen...

… denn im Anschluss folgt dann etwas, was in Irland natürlich nicht außer Acht gelassen werden darf: Whiskey (nicht, dass das auf dieser Reise schon vorher zu kurz gekommen wäre...). Obwohl das Lebenswasser "uisce beatha" seit Jahrhunderten eng mit der irischen Kultur verbunden ist und von irischen Siedlern auch nach Schottland gebracht wurde (dort Whisky ohne e), hat die kommerzielle Herstellung des Irish Whiskey schwere Zeiten hinter sich. Von den 28 Destillen, die es um 1890 in Irland gab, waren durch politische und wirtschaftliche Probleme 1966 nur noch die Bushmills Distillery und die Old Midleton Distillery übrig geblieben. Erst in den 1990er Jahren hat der Irish Whiskey seine Beliebtheit zurückgewonnen und die Nachfrage wächst immer noch ständig, sodass es heute wieder etwa 40 Destillen in Irland gibt.
Bei einem Besuch der Midleton Distillery lernen wir im komplett erneuerten Besucherzentrum alles über die Herstellung des irischen Lebenswassers, die Lagerung und natürlich auch über die Destille, die 1825 von der Familie Murphy eröffnet wurde. Seit 1975 gibt es die moderne neue Brennerei, was uns die Möglichkeit gibt, die historischen Räume zu besichtigen. Im Anschluss an die Besichtigung gibt es natürlich auch eine Verkostung. Im Anschluss gibt es dann noch einen Drink an der Bar und dann sind wir gewappnet für unsere Weiterfahrt nach Portlaoise.
Der Zwischenübernachtungsort ist zwar nicht unbedingt aufregend, das schöne Killeshin Hotel und vor allem die hervorragende Küche dort gleichen das jedoch absolut aus. Gemütlich lassen wir gemeinsam den Abend ausklingen.

16.09.2024 Ein Tag in Dublin

Unser letzter gemeinsamer Tag in Irland steht ganz im Zeichen der irischen Hauptstadt. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir Baile Átha Cliath, wie Dublin auf irisch heißt. In der größten Stadt des Landes leben etwa 600.000 Menschen und noch einmal so viele in den umliegenden Vororten. Kein Wunder, dass uns hier gefühlt mehr Verkehr begegnet wie auf der ganzen Reise zusammen.
Unser erstes Ziel ist heute Morgen Phoenix-Park, ganz in der Nähe treffen wir auch unsere Stadtführerin Doris. Mit seinen 707 Hektar Fläche ist er einer der größten innerstädtischen Parks Europas und die grüne Lunge Dublins. Im Park befinden sich unter anderem die Residenz des irischen Präsidenten sowie die des US-Botschafters. Abschließend besuchen wir den Garten des Visitor Centres, in dem sowohl Blumen als auch Küchengewächse zu finden sind.
Dann geht es hinein in die Innenstadt. Entlang des Flusses Liffey fahren wir ins Zentrum. Direkt fällt der Blick natürlich auch auf das riesige Gelände der Guinness-Brauerei, die 1759 von Arthur Guinness gegründet wurde. Mit seiner arbeiterfreundlichen Firmenpolitik trug und trägt das Unternehmen in den letzten über 250 Jahren entscheidend zur Entwicklung der Stadt Dublin bei. Auf dem weiteren Weg sehen wir die erste Fußgängerbrücke der Stadt die Ha'Penny Bridge, die hinüber zum Kulturviertel Temple Bar führt. Dann geht es in Richtung Neustadt mit der O´Connell Street und vorbei am Garden of Rememberance. Durch einen Teil der ehemaligen Hafenanlagen geht es dann ins alte Dublin, wo man immer noch die berühmten bunt gestrichenen "Dublin Doors" findet. Hier in Dublin stehen die gregorianischen Häuser des beginnenden 19. Jahrhunderts dicht an dicht mit modernen Glasfassaden, denn im zweiten Weltkrieg blieb Irland neutral und somit vor Zerstörung verschont. Ein Highlight ist anschließend natürlich die St. Patricks Kathedrale, die trotz der großen Anzahl der Katholiken im Land bis heute protestantisch geblieben ist. Wir fahren schließlich vorbei am altehrwürdigen Trinity College, eröffnet 1592 von Königin Elizabeth I. In der Nassau Street beenden wir unsere Stadtrundfahrt und über Mittag Zeit bleibt die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.
Am späten Nachmittag checken wir dann gemeinsam in unser Hotel ein und treffen uns wenig später zu einem letzten gemeinsamen Abendessen. Für einige Reisegäste ist nun schon der Zeitpunkt gekommen auf Wiedersehen zu sagen. Einige andere entscheiden sich dafür, den letzten Abend in Irland bei einem Pub-Besuch im Temple Bar-Viertel gebührend zu beschließen.

17.09.2024 Über die keltische See nach Wales und weiter durch England nach Hull

Nun heißt es endgültig Abschied nehmen. Um 6:30 Uhr ist der Verkehr in Dublin noch relativ ruhig und schnell haben wir unsere Fähre erreicht.
Während wir darauf warten, mit dem Bus auf das große Fährschiff zu fahren, nutzen wir die Gelegenheit um heute unseren Busfahrer besonders zu feiern: der hat nämlich Geburtstag.
An Bord der Irish Ferries kann man es sich recht bequem mache und so verläuft die Überfahrt nach Holyhead auch sehr angenehm. Gegen Mittag erreichen wir die Insel Anglesey und lernen sehr schnell, dass es noch eine Sprache gibt, die verwirrender und komplizierter ist als Irisch. Unsere Mittagspause machen wir nämlich in dem Ort mit dem längsten Namen in ganz Europa: Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch. Das bedeutet so viel wie "Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe der Stromschnellen und der Tysiliokirche bei der roten Höhle" - fast nicht kompliziert, oder? Auf das Angebot den Namen für einen Irish Coffee auswendig zu lernen verzichten alle freiwillig.
Es geht dann weiter entlang der walisischen Küste bis nach Chester, dann weiter durch Mittelengland. Wir lassen Manchester und Leeds an uns vorbeiziehen und erreichen nach einer ausgedehnten Kaffee-und-Geburtstagstorten-Pause am späten Nachmittag Kingston upon Hull von wo aus wir die Nachtfähre nach Rotterdam nehmen.

18.09.2024 Heimreise

Nach einer ruhigen Nacht an Bord der P&O Ferries erreichen wir früh am nächsten Morgen den Fährhafen von Rotterdam. Der an der Rheinmündung gelegene Hafen ist einer der größten Seehäfen der Welt und daher natürlich auch sehr geschäftig. Trotz dichtem Verkehr können wir den Zeitplan für die Rückreise einigermaßen einhalten und schaffen es, fast alle Reisegäste pünktlich zu ihren Ausstiegsstellen zu bringen.
Insgesamt haben wir nun gemeinsam rund 3.870 Kilometer zusammen zurückgelegt.
Eine lange und ereignisreichte Reise geht zu Ende und viele schöne Erinnerungen und Eindrücke sind mit im Gepäck.

Schlusswort

Liebe Reisegruppe,

wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich dafür bedanken, dass so viele von Ihnen und Euch sich entschieden haben, ein zweites Mal mit uns zu verreisen. Wir haben uns wirklich über jedes einzelne bekannte Gesicht gefreut - und natürlich genauso über die vielen angenehmen neuen Bekanntschaften.
Ein zweites großes Danke für die tolle Atmosphäre und die positive Stimmung in der Gruppe und die Nachsicht damit, dass wir auf dieser Reise doch so einiges nicht ganz Alltägliches erleben mussten. Das hat mich - wie versprochen - zumindest zu einem Limerick inspiriert.

In einer Reisegruppe tut man stets Kund,
ganz normal seien zehn Prozent Schwund.
Doch wenn's dann passiert,
dass jemand geh'n muss oder man etwas verliert.
Dann wird's dem Reiseleiter doch zu bunt.

Wir hoffen nichtsdestotrotz sehr, dass alle viele schöne Erinnerungen aus Irland mit nach Hause genommen haben und würden uns auch weiterhin sehr über ein Wiedersehen freuen.

Slán go fóill,
Ihre/Eure Sinah & Jan

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