Reisebericht: Rundreise Mittelmeer – Sardinien – Korsika

20.04. – 04.05.2011, 15 Tage Gruppenreise – Gardasee – Costa Smeralda – Cagliari – Nuraghe Santu Antine – Bosa – Alghero – Bonifacio – Ajaccio – Calanche – Corte – Bastia – Balagne – Cap Corse – Cremona


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2 große Mittelmeerinseln - nur wenige Kilometer entfernt - und doch so unterschiedlich in Landschaft, Geschichte, Sprache und Traditionen
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht

Reisebericht Sardinien und Korsika - Juwelen im Mittelmeer
Mittwoch, 20.04.2011- 733 Fahrkilometer
Der Frühling ist gekommen. Da sind die beiden großen Inseln im Mittelmeer ein lohnendes Reiseziel. Zwar trennen sie nur 12 Kilometer, aber sie gehören zu zwei verschiedenen europäischen Staaten, haben meist eine völlig verschiedene Geschichte, 2 verschiedene Amtsprachen und 2 verschiedene anerkannte Regionalsprachen. Wassermangel in Sardinien, Wasserüberfluss in Korsika, die kleinere Insel mit den höheren Bergen, die größere Insel mit viel mehr Einwohnern. Juwelen im Mittelmeer sind sie beide.
Aber noch ist es nicht soweit. Erst einmal müssen alle Gäste an Bord sein, Bayern durchfahren und die Bergwelt der Alpen genossen werden, das letzte Stück auf den Spuren des begeisterten Goethes. Eine kleine Führung durch das hübsche Städtchen Stertzing und ein anschließender Bummel sind nach der langen Busanfahrt eine willkommene Abwechslung.
Und das nette Hotel Wieser in unmittelbarer Nähe Stertzings empfängt uns zur ersten Übernachtung.
Donnerstag, 21.04.2011 - 570 km
Für die meisten unserer weitgereisten Gäste sind Südtirol und Gardasee Ort der Erinnerungen an frühere Fahrten, für manchen aber auch Neuland. Heute hat der Osterverkehr den Gardasee noch nicht erreicht und wir kommen so gut voran, dass wir im Ort Garda eine Spaziergang auf der schon sehr belebten Uferpromenade vornehmen können. Goethe hat schon recht, es ist schon eine „schöne Naturwürkung". Auf dem langen Anstieg zum Kamm der Apenninen ist jedoch erkennbar, dass der Auszug der Italiener nach dem Süden begonnen hat. An viele Städte mit reicher Geschichte fahren wir vorbei- Mantua, Modena, Bologna, Florenz, Lucca, Pisa - das ist allein eine Wochenreise wert. Und selbst der Gartenfreund staunt über die kilometerlangen Baumschulengürtel an der Autobahn bei Pistoia. In Livorno,


Neubauhafen der Medicis nach der Verlandung des Zuganges nach Pisa, heißt es warten. Die Autoschlange im Hafen wird immer länger, aber die Fähre macht ihrem Namen Ehre und fährt wenigstens, wenn auch später, als erwartet. In diesem schwimmenden vielstöckigen Haus schlafen wir bald ein, werden sanft gewiegt, das Meer ist sehr ruhig.
 
Freitag, 22.04.2011 - 382 km
Die Granitlandschaft der Gallura empfängt uns nach der fast pünktlichen Ankunft in Golfo Aranci. Wir fahren zur Costa Smeralda, der Smaragdküste. Das ist nicht das typische Sardinien, sondern das Reich des Aga Khan und des Mister Guiness für die gut Betuchten aus aller Welt, mit 5-Sternehotels, Jachthafen, Golfplätzen, Edelboutiquen und Prachtvillen. Aber es ist auch ein gutes Beispiel für die sehr behutsame Umgestaltung und Bebauung der urtümlichen Landschaft auf der Grundlage sehr strenger Bauvorschriften.
Ganz anderes da Mittelsardinien. Schon die Römer sprachen von der Barbagia, der Banditenprovinz, in die man keinen Fuß setzten sollte. Armut und Ausbeutung durch das Pachtsystem haben noch bis in das 20.Jahrhundert hinein zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Besitzern großer Weideflächen und ihren Helfern in Gendarmerie und Justiz geführt. Heute ist das Dorf Orgosolo, einst berüchtigt, eine Touristenattraktion wegen seiner Murales Diese Wandmalereien waren Teil des erfolgreichen Kampfes gegen einen vorgesehenen Truppenübungsplatz und sind heute Dokumente des Zeitgeschehens auf der Welt, überall, wo Unrecht geschieht..



Das Mittagessen bei den Hirten gibt einen Einblick in die sardische Küche und die Lebensgewohnheiten, der gute Cannonau-Wein verschafft schnell eine fröhliche Atmosphäre und die ungewohnten Gesänge der Hirten fanden großen Beifall.
Nach längerer Fahrt durch eine reizvolle Landschaft, die sich diesmal gegen die Regel leider oft in Nebel hüllte, erreichten wir unsere Hotelanlage an der Marina di Capitana, architektonisch sehr schön und stilvoll eingerichtet. Das Buffet am Abend bot eine reiche Auswahl und erforderte manche Selbstbeschränkung.
 
Sonnabend, 23.04.2011 - 62 km
Cagliari, größte Stadt Sardiniens und Hauptstadt der autonomen Region. Die religiösen Feierlichkeiten zu Ostern sind in den Kirchen zu sehen. Die Madonna von Bonaria hat ihren Platz der Anbetung in der romanischen Kirche mit einem Ehrenplatz in der benachbarten neueren Kirche gefunden. Wir sehen die Kiste, mit der sie 1370 am Strand angelandet war wurde, Anlass für einen Papstbesuch nach über 1000 Jahren zum 600.Jahrestag dieses Ereignisses. Auf dem Monte


Urbino, dem Fuchsberg reckte den Sonnenpriester seine Hände in den Himmel. Das half zwar nicht sofort, bescherte uns aber am folgenden Tag einen sonnenreichen Ostersonntag.
Im großstädtischen Teil am Hafen konnte jeder auch einmal seine eigene Wege gehen, um die Stadt zu erkunden. Dann wurde versucht, den Altstadtgipfel mit dem Bus zu erreichen, aber mit einer neuen Beschilderung wurde der Versuch abgewiesen. Wir waren trotzdem schnell auf dem Hügel, der das alte Zentrum der stark befestigten Stadt darstellte. Nach allen Seiten kann man von den Bastionen die Stadtteile sehen, das Meer, die Hafenanlagen, den Teufelssattel genannten Bergrücken und die Strandseen und Salinen. Auch die Flamingos waren am Platz. Wir konnten die Kathedrale besuchen, in der eine Bruderschaft an der hölzernen Jesusfigur auf eine Bahre sich auf die Prozession vorbereiteten. Leider war dadurch die wunderbare Krypta mit ihrer Kassettendecken und den über 600 verschiedenen Rosendarstellungen geschlossen. Etwas ist immer ! (Tucholsky). Aber diesmal können wir in den Palast des Vizekönigs eintreten, Sitz der Provinzialverwaltung und die prächtigem Säle bestaunen.
 
 
 
Ostersonntag, 24.04.2011 - 256 km
Die Fahrt führte uns zuerst auf die Sinis-Halbinsel, aber nicht nur wegen der byzantiníschen Kirche, um 470 gebaut, die sich mit einer in Cagliari um den Titel der ältesten Sardiniens streitet, sondern wegen der berauschenden Landschaft am Meer und seinem Ausgrabungsgelände. Nuraghier, Phönizier, Punier, Römer, Vandalen und Spanier haben ihre Spuren hinterlassen. Und wo sieht man schon punische Bauten mit


Material der nuraghischen Vorfahren, von Römern überbaut. Sicher, es ist nicht Pompeji, aber wo hat man schon so eine Führung wie von Franco, der sehr sachkundig die Römer einmal als perfekte Bauherren der Wasser- und Abwassersysteme erläutert. Das ist in den nächsten 2000 Jahren nicht allzu viel Neues hinzugekommen. Günther hat sich für das Mittagessen etwas Besonderes ausgedacht, und der Strand in S.Catarina di Pittinuri mit seinen von Felsen eingerahmten Bucht ist die Kulisse.
In Tinnura fotografierten wir die wunderschönen künstlerischen Wandmalereien, die an das Leben der Sarden damals und heute erinnern.
Bosa, die bunte Stadt zu Füssen einer mächtigen Burg, von der die Mauerkrone erhalten ist. Von hier aus hat man einen weiten Blick in die grüne Landschaft am Temo und am Meer, das alles


allein entschädigt schon für den Aufstieg. Aber es gibt noch ein Kleinod: in einer winzigen Kirche der Burg finden ausgezeichnet erhaltene Fresken des 12. Jahrhundert, die bis vor 35 Jahren unter Putz verborgen waren. Die Legende von den Lebenden und Toten mahnt uns, die uns zur Verfügung stehende Zeit gut zu nutzen .
Alghero erwartet uns mit einem 7-Gänge-Oster-Festessen im Hotel Rina. Die Früchte des Meeres waren bei einigen Gängen präsent und die Fülle des Angebotes hat wohl keiner
vollständig geschafft. Manch einer hatte einen roten Kopf, aber nicht von diesem Festmahl, sondern vom ersten richtigen Sonnentag auf Sardinien..
 
 
Montag, 25.04.2011
Mit Sofia lernen wir die Stadt kennen. In diesem Barcelonetta, dem kleinen Barcelona, sprechen viele Katalanisch. Die Aragonesen, damals schon mit den Katalanen in einem Staat vereinigt, haben der Stadt das Gepräge gegeben, in den Kirchenbauten, in der Militärarchitektur der stark befestigten Stadt. Gerade zur Karwoche, in der der Leidensweg Christi‘s mit lebensgroßen Figuren auf mehreren Prozessionen dargestellt wird, kommen viele Katalanen hierher. Die Stadt wimmelt noch vor Menschen, der


Ostersonntag ist für die Sarden der Tag der Begegnung mit Verwandten und Freunden.
Zu unserem Glück weht ein Ostwind., das Meer ist nicht aufgewühlt, und die fast überfüllten Boote können ihren Steg am Bug ausfahren, um die vielen Besucher in die Neptungrotte zu entlassen. Ich kenne so manche Tropfsteinhöhle in Europa, aber diese Pracht der riesigen Säle, deren Wände und Decken sich in kleinen Seen spiegeln, diese Decken, an dem die Stalaktiten auch zur Seite und dann wieder zum Teil nach oben wachsen - nach welchen Gesetzen, weiß niemand - begeistert alle. Es war ein wunderschöner Ausflug, der bei aufgewühltem Meer mitunter nicht möglich ist..
 
Dienstag, 26.04.2011
Der 2. freie Tag des Fahrers, wie ihn der Gesetzgeber fordert. So ganz frei ist er offenbar nicht, denn der Bus blitzt anschließend innen und außen. Wir wissen uns auch ohne Bus zu helfen und fahren mit dem


roten Trottolo-Bus und der hübschen Francesca zum Capo Caccia, dem Jagdkap der Könige von Savoyen-Piemont-Sardinen. Die Fahrt allein über palmengesäumten Straßen, die die Macchia, vorbei an felsigen Buchten ist ein großes Erlebnis. In Palma Vera sehen wir die Zeugen der Baukunst der Nuraghier, die vor 3.500 Jahren ihre Festungstürme in Trockenmauerwerk errichteten und wandern am Waldesrand nach Fertilia. Die Stadt kam in den 30er Jahren aus der Retorte. Auf Befehl von Rom wurden Menschen aus Venetien umgesiedelt und machten aus Sumpfland eine landwirtschaftlich genutztes Gebiet.
Aber schon vorher hatten die „alten" Römer eine Brücke mit vielen Bogen über eine Bucht gebaut, die heute noch in großen Teilen erhalten ist. Noch einmal geht es in die Stadt, Abschied von Alghero und auch von einer Woche Sardinien, eine Region die für viele so ganz anders ist, als man sie sich vorstellte, interessanter und sicher viel schöner.
 
 
Mittwoch, 27.04.2011

 
 
Es geht zwar in aller Frühe ab, aber das Hotel Rina hat uns dankenswerterweise auch schon 2 Stunden vorher ein Frühstück bereitet. Es bleibt trotzdem Zeit, den um eine Bergfestung herum gewachsenen Ort Castelsardo in der Morgensonne zu fotografieren und dem in Form eines Elefanten von der Natur modellierten Trachytfelsen einen Besuch abzustatten.
Auf die Minute genau legt die Fähre im Naturhafen von Santa Teresa di Gallura ab und schon nach einer


 Stunde können wir die Kreideküste von Bonifacio bestaunen. Eine Zitadelle mit vielen wehrhaften Anlagen sichert die Einfahrt in eine Fjord. Über den steilen Felsen thronen die Häuser der Oberstadt, ragen über den Felsen hinaus, als würden sie jeden Moment abstürzen wollen. In einer Filmserie über die schönsten Orte Europas hat Frankreich 3 Juwelen beigetragen - Bonifacio war dabei. Und im Frühling kommen noch die wunderschönen bunten Blumenteppiche dazu.
Die Fahrt nach Ajaccio zeigt ständig wechselnde Bilder. Meeresbuchten und Wälder, Weiden mit Schafherden. Anstiege auf Bergrücken, weite Blicke auf Golfe wie den von Propriano, man möchte immer wieder für Fotos anhalten, aber der Wagen der rollt.
Sarténe, die korsischste aller Städte, eine Altstadt mit wehrhaften Häusern in grauem Granit, die erst nach den blutigen Vendetta-Kämpfen des 19.Jahrhunderts Treppenaufgänge zum Erdgeschoss bekamen. Prosper Merimée berichtete davon.
Das Goldfeld, Campo dell'Oro erwartet uns vor Ajaccio. Ein sehr schönen Hotel, allerdings wissen das auch andere Reiseunternehmen und wir kommen spät an das Abendessen.
Etwas ist immer ! (Tucholsky), aber es war ein wunderschöner erster Tag auf Korsika.
 
Donnerstag, 28.04.2011 - 39 km
Ajaccio - das ist nun nicht gerade das wilde Korsika, das ist fast wie an der Cote d'Azur.
3 riesige Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen und überragen die Gebäude der Stadt. Wir entfliehen an das äußerste Ende des Golfes von Ajaccio, einer der 4 schönsten der Welt..
Ein Hügel mit einem der 91 Genuesertürme der Insel schließt das Land ab, ihm vorgelagert sind die Iles des Sanguinaires, die Blutinseln. Für die Herkunft des Namens gibt es verschiedene Erklärungen, die schönste ist wohl, dass am Abend die Inseln in eine rote Farbe getaucht erscheinen. Alphonse Daudet hat eine wunderbare Beschreibung der Insel geliefert. Wir unternehmen einen schönen


Morgenspaziergang. Bei Stadtführung und in der Freizeit lernen die Gäste Ajaccio kennen, die Stadt des Napoleon I, der hier geboren wurde und die ersten 9 Jahre verlebte. Später hat er nur noch zweimal seine Insel besucht und wenig dazu beigetragen, dass Korsika sich weiter entwickelte. Ganz anders sein Neffe Napoleon III. Überall erinnern Straßen, Aquädukte, Brunnen, trockengelegte Ebenen an sein Interesse für die Insel. Das Geburtshaus de ersten Kaisers ist erhalten und drei große Denkmäler feiern ihn. Fast alle Straßen tragen Namen der Familie Bonaparte. In der Kathedrale soll er getauft worden sein (der Taufschein sagt etwas anderes) und hier wollte er begraben sein, sagt man auf Korsika (oder am Ufer der Seine inmitten des französischen Volkes, das er so geliebt hat, siehe sein letzter Wunsch). Am Austerlitzplatz steht er hoch oben, die falsche Hand in der falsch geknöpften Weste. Wenige Zeilen ehren seine zivilen Verdienste, mehr Platz brauchen die Namen der Schlachtorte, auch Dresden ist darunter, Leipzig natürlich nicht.
 
Freitag, 29.04.2011 - 212 km
Diesmal steht die überwältigende Landschaft Korsika im Vordergrund. Mehrfach muss der Bus Anhöhen überwinden, von denen aus geschwungene Meeresbuchten zu sehen sind. An ihnen liegen kleine Ferienorte, die aus Fischsiedlungen entstanden sind, unauffällige kleine Hotels, kein wuchernder Beton.


Höhepunkt sind natürliche Les Calanche von Piana, UNESCO-Weltkulturerbe, eine bizarre Landschaft in rotem Granit, zu dem das Grün der Macchia und das Blau des Meeres weitere kräftige Farben liefern. Nicht nur Maupassant war von der urtümlichen Szenerie begeistert, wir auch. Über die Speluncaschlucht steigt der Bus nach oben bis zu einem Aussichtspunkt, an dem wie ein schmackhaftes „Sonderessen" einnehmen können. Aber es geht immer weiter höher, in den Forst von Aitone mit seinen 40 bis 50 m hohen korsischen Schwarzkiefern, kerzengerade gewachsen, dann seinen Buchenwaldgürtel und später Birkenwäldchen. Am Pass Col de Vergio ist dann nur noch karge Hochgebirgsflora zu sehen. Wir sind auf 1467 oder 1477 m (je nach Reisführer).  Es geht dann hinab in ein Hochtal des Niellu, durch das sich Korsika längster Fluss, der Golo seinen Weg in den Felsen gefräst hat. Die Menschen der 5 Dörfer haben meist erst nach dem Bau einer Straße (1889) durch eine gewaltige Granitschlucht erfahren, dass sie auf einer Insel wohnen. Wie an den Calanche, so war auch hier der Teufel am Werk und der
Heilige Martin hatte das Chaos mit Hilfe Marias mildern können. So heißt die enge gewundene Straße am Felshang auch Scala die Santa Regina, die Treppe der Himmelkönigin. Zwei kurze Besichtigungen schließen den Tag ab: Ponte Nouvo, wo am 8.Mai 1769 die korsische Unabhängigkeit ihr Ende fand und an der pisanisch-romanischen Basilika, genannt Canonica von 1177 neben Resten einer ehemals großen römischen Siedlung. Am Abend erreichen wir unser Hotel auf der Lagune des Strandsees von Biguglia
 
Sonnabend 30.04.2011
Heute ist der Nordteil der Insel unser Ziel. Wir fahren über die Desert des Agriates, ein fast menschenleere felsige Macchialandschaft, früher Genuas Kornkammer. In L'IIe Rousse sehen und kosten wir Produkte der Bergdörfer der Balagne: Honig, Wurstspezialitäten oder Ziegen- und Schafskäse. Korsika größter Sohn Pasquale Paoli, der Vater der Nation (nicht wenige setzen Napoleon auf Platz 2) hat hier Hafen und Stadt anlegen lassen, weil das benachbarte Calvi Genua treu geblieben war. Diese Calvi verfügt tatsächlich über eine mächtige Zitadelle, die nicht nur den Angreifern von der See, sondern auch


 den Korsen vom Land her getrotzt hat. Natürlich ist Christopher Columbus hier geboren, auch hier war ja Genua. Beweise gibt es genügend: Geburtshaus, Denkmal und Gedenktafeln. Warum soll so ein Mann nicht 4 Geburtshäuser in Europa haben, aber das wahre steht hier. Die Balange mit ihren Bergdörfern war einst der Garten Korsika, jetzt sind viele Olivenbaumplantagen, Weinfelder und Obstgärten verwildert. Immerhin gibt es noch eine alte Ölmühle am Weg, ihr Antrieb, der Esel George, steht an der Straße und lässt sich streicheln. San Antonino ist das letzte Ziel, ein Adlernest mit engen, steilen und krummen Gassen, durch die allenfalls mit Hilfe eines Esels das Umzugsgut befördert werden kann. Von der Spitze des Felsen hat man einen weiten Blick auf die Gebirgslandschaft und das nahe Meer. Über die Straße der Handwerker (Töpferer, Geigenbauer, Messerschmiede und andere) geht es wieder zur Küste und auf einer Schnellstraße zum Hotel.
 
Sonntag, 01.05.2011 - 203 km
An der Landschaft Casinca vorbei, wo die Bauern ihre Dörfer wie Balkone über der Küstenebene errichteten, geschützt vor Malaria und Seeräubern, geht es in die Castagniccia, der Berglandschaft mit den riesigen Esskastanienwäldern in Höhen zwischen 400 und 800 m. Das Mehl der Früchte war über Jahrhunderte die Ernährungsgrundlage der Bevölkerung, über das Getreide verfügte Genua. Heute ist Kastanienmehl, eine Bereicherung der Küche um ein Vielfaches teurer als Weizenmehl und auch das aus ihm gebraute süffige Bier hat einen stolzen Preis. Ganz erstaunlich sind die vielen großen Barockkirchen in den sehr kleinen Bergdörfern. Ein Beispiel ist die prächtige Kirche von Piedicroce mit Korsikas ältester Orgel. Eine Pracht, die an bayrische Klosterkirchen erinnert. Auf 1000 m, an einem Pass, gibt es wieder ein „Sonderessen", von Günter mit viel Aufwand zubereitet. Von hier aus kann man weit in die „Alpen" Korsikas schauen, bis zum über 2700 m hohen Monte Cinto, der noch Schnee trägt. Korsika - das sind die Alpen, ins Meer gestellt und an fast 2 Monaten im Jahr ist Skifahren und gleichzeitig eine Kilometer Luftlinie weiter das Baden im Meer möglich.


Corte ist die Hauptstadt der Herzen der Korsen. Von hier aus hat Pasquale Paoli das (bis auf die Genueserfestungen am Rande) freie Korsika regiert, eine Universität geschaffen, ein Schulsystem eingeführt und die erste demokratische Verfassung Europas auf der Basis der Ideen der französischen Aufklärer geschaffen, die die amerikanische inspirierte. Das ist leider ebenso vergessen worden wie der Umstand, dass Korsika 1943 das erste befreite Departement Frankreichs war.
In diesem kleinen Ort, der heute wieder Universitätsstadt ist (die Franzosen hatten diese sofort nach der Machtübernahme verboten) studieren immerhin 4000 Studenten und es gibt sogar einen Lehrstuhl für korsische Sprache, auch Frankreich hat sich der Forderung nach Pflege der Regionalsprachen anschließen müssen.
 
Montag, 02.05.2011 - 145 km
Was ist wohl geeigneter für den Abschied von Korsika als die bergige Landzunge Cap Corse, das Wechselspeil zwischen Meer und Felsen, mit seinen kleinen Ortschaften und seine engen Straßen und Brückchen, die auch am 4. Tag unserem Fahrer Günter viel abverlangen. Die Reisegäste schätzen es sicher, das Eberhardt Travel über ausgezeichnete
Fahrer verfügt, die souverän und in aller Ruhe diesen schwierigen Parcour auf Korsika meistern. Nonza ist einen Aufenthalt wert: die kleine Festung auf dem Hügel, die ein Mann gegen 1200 Franzosen heldenhaft verteidigte und die Kirche der Heiligen Julia, der Schutzpatronin der Insel, die wegen ihres Glaubens gekreuzigt wurde. Dann aber scheint die Natur gegen uns zu sein. Am traditionellen Eberhardt-


Picknickplatz stürmt es gewaltig, ab wir findet eine windgeschützte „Kuhle" mit Capar-David-Friedrich-Kulisse im Wald und so können wir die korsischen Spezialitäten - Schinken, Würste, Käse und Wein genießen. Dank an den Schnitter und die fleißigen Schnitterinnen.
Noch etwas Bastia am Schluss, deren wunderbar um das Becken des Fischereihafens angelegte Altstadt auf viel, viel Geld wartet, um die alte Bausubstanz zu bewahren und dabei Bedingungen ihrer Bewohner zu verbessern.
Wider erwarten hat sich der Sturm gelegt und die nächtliche Fahrt mit der Fähre verlief bei sehr ruhiger See.
 
 
 
Dienstag, 03.05.2011 - 460 km
Die Rückreise hat begonnen. Savona - etwas Riviera di Ponente - Blick auf Genua (von dem manche sagen, Columbus wäre hier geboren) - Apenninen und Alpen (wir sind an der Schnittstelle) - die


Po-Tiefebene mit seinen Reisfeldern - der Ring um Milano - die Alpen mit dem Tessin - der Luganer See - der Aufstieg zum San-Bernadino-Pass (Dank den Tunnelbauern, denn der Pass selbst ist noch nicht offen) - das Hinterrheintal. Hier biegen wir von der Autobahn ab und fahren in die via-Mala-Schlucht. Dann der burgenreiche Domleschg und die größte Stadt Graubündens - Chur. Wir hätten viel verpasst, wenn wir nicht hier noch einmal eine ausgiebigen Stadtspaziergang gemacht, die Kathedrale besichtigt und noch einmal viel fotografiert hätten, Und im österreichischen Feldkirch ist noch genügend Zeit, die reizvolle kleine Altstadt zu besichtigen.
 
Mittwoch, 04.05.2011 - ca. 700 km
Auf Deutschlands Autobahnen geht es in die Heimat. Ein Stau - der hier im Lande wohl zur Folklore gehört - macht schnell unser kleines Zeitpuffer zunichte, aber wir schaffen es dennoch, dass alle geplanten Ankunftszeiten eingehalten werden und die Transferfahrzeuge pünktlich zur Stelle sind.
Mit Filmen erinnern wir uns noch einmal der schönen Landschaften und Städte und ihrer Menschen - wir haben in 15 Tagen ja so viel gesehen. Es war eine wunderschöne Reise zu diesen zwei Juwelen im Mittelmeer.

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Kommentare zum Reisebericht

Hallo Herr Großer, vielen Dank für die vielen Fotos, die Sie ins Internet gestellt haben. Wir konnten einige hervorragend für die Ergänzung unserer PowerPoint- Präsentation nutzen. Auch der Reisebericht half uns, den Reiseablauf mit allen wichtigen Höhepunkten nachmals zu verfolgen. Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns nochmals für den gut organisierten Reiseablauf und Ihre ausführlichen und humorvollen Informationen bedanken. Klasse auch, dass Sie für den Fall der sich nennt: --sie haben Freizeit -- immer gute Vorschläge für interessante Einlagen bereit halten. Wir haben so noch mehr vom Land und der Geschichte gelernt. Vielleicht klappt es mit einer weiteren gemeinsamen Reise? Uns Interessiert besonders die Reise: Königreich Jordanien und Jerusalem. Allerdings wäre uns ein Termin im grünen Frühjahr angenehmer. Mit herzlichen Grüßen verbleiben Brigitte und Günter Mehluig

Günter Mehlig
29.05.2011