Reisebericht: Italien – Lago Maggiore – Comer See

19.08. – 25.08.2017, 7 Tage Rundreise Stresa – Mailand – Verzascatal – Locarno – Luganer See – Comer See – Bellagio – Ortasee


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Eine Woche sommerliches Wetter an den schönsten Seen und dazu ein grandioses Alpenpanorama samt kulturellen Höhepunkten.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Anreise und Mailand

Am Sonnabend, dem 19. August 2017 klappte die Anreise ohne Zwischenfälle, so dass wir recht pünktlich in unserem Hotel Il Chiostro in Verbania Intra einchecken und umgehend zum Abendessen gehen konnten. Zur Begrüßung gab es ein Glas Sekt und jeden Abend stand ein wechselndes Salatbuffet zur sofortigen Selbstbedienung bereit. Das Hotel befindet sich mitten im Ort gleich hinter der Hauptkirche San Vittorio. Gleich nebenan gibt es einen großen Supermarkt mit sehr gutem Angebot. Die Baulichkeiten mit etwa hundert Zimmern basieren auf einem Kloster aus dem 17. Jahrhundert, daher der Name Kreuzgang. In diesem kann man entspannt unter den Arkaden sitzen und auf den alten Brunnen schauen. Es gibt noch einen zweiten begrünten Innenhof mit Kinderspielplatz.
Gleich am folgenden Sonntag Morgen fuhren wir in die lombardische Hauptstadt Mailands, die seit der Antike das Zentrum der Region bildet. Nicht umsonst legalisierte Kaiser Konstantin hier die Ausübung des Christentums. Am Cimitero Monumentale trafen wir unsere Stadtbilderklärerin Freda, die uns gleich auf diesen 1865 angelegten Bürgerfriedhof mit teilweise gigantomanischen Familiengruften führte. Ein reich gewordener Bauer lässt sich aus Bronze ein ganzes Ochsengespann auf sein Grab stellen, die Familie Campari gleich ein komplettes letztes Abendmahl. Bis zu 28 Meter hoch sind die meist neogotisch ausgeführten Grufthäuser, allerdings oft verziert mit Jugendstilelementen. Am bekanntesten war wohl die vergleichsweise schlichte Grabstätte von Arturo Toscanini.
Anschließend fuhr uns der Bus durch noble Einkaufsstraßen bis ins innerste Zentrum an der Scala, dem ältesten original erhaltenen Opernbau der Welt. Von außen in seinem strengen Klassizismus etwas nüchtern begeistert die prachtvolle Innenausstattung, wovon sich einige Gäste in der Freizeit überzeugen konnten. Durch die prächtig mit Mosaiken ausgestattete Galleria Vittorio Emanuele II. mit ihren teuren Geschäften ging es zum gotischen Mailänder Dom, der mit seinen zweitausend Skulpturen und den vielen Fialen wie eine riesige weiße Hochzeitstorte aussieht. Die bis zum Bau des neuen Petersdomes größte Kirche der Christenheit beeindruckt schon durch ihre Höhe. Wir konnten während einer Sonntagsmesse mit Orgelspiel und Sologesang die teilweise aus dem 15. Jahrhundert stammenden Fenster, sowie einige Gräber und Statuen ansehen. Die anschließende Freizeit nutzen die meisten zum entspannten Stadtbummel, bevor es zurück ins Hotel ging.

Montag, den 21. August– Lugano und Comer See


Nach dem Frühstück fuhren wir an der Westküste des Lago Maggiore in die Schweiz hinein nach Lugano am Nordufer des gleichnamigen Sees. Seitdem die Kelten in der Bronzezeit hier siedelten, ist der an wichtigen Handelsstraßen gelegene Ort ein Zentrum der Region. Eingebettet zwischen zwei Hausbergen und dem See entwickelte sich ein „Luxusstädtchen der Edelklasse", so Andrea Fazioli. Wir stiegen direkt vor dem Rathaus aus und gingen gemeinsam zum Markt, inige setzten sich geruhsam in den nahe gelegenen 1912 angelegten Parco Ciani, wo man unter alten exotischen Bäumen einen herrlichen Blick auf raffiniert angelegte Boskette und den See hat. Viele schlenderten auch durch die mondäne Via Nassa oder an der Seepromenade entlang zur romanischen Kirche Santa Maria degli Angioli. Die von 1499 bis 1515 gemalten Fresken am Lettner und an den Wänden sind das Hauptwerk des lombardischen Künstlers Bernardino Luini, an dessen Abendmahl deutlich der Einfluß von Leonardo da Vinci zu sehen ist.
Weiter ging es an den Comer See nach Cadenobbio, wo Altbundeskanzler Konrad Adenauer von 1957 bis 1966 insgesamt achtzehn mal Urlaub machte und sich die Zeit mit Bocciaspiel vertrieb, woran ein kleines Denkmal erinnert. Hier empfing er auch honorige Gäste, wie Willy Brandt, den US- Außenminister Rusk oder den späteren Papst Paul VI. Montini.
Eine Fähre brachte uns hinüber nach Bellagio am Schnittpunkt der beiden südlichen Arme des Comer Sees. In den Villen und Hotels der Belle Èpoche erholten sich einst Kaiserin Sissi, Franz Liszt, John F. Kennedy und Charlie Chaplin. Man spazierte durch die Gassen hinauf zur romanischen Chiesa San Giacomo, die einen mächtigen goldenen Altar und sehr schöne Mosaiken aufweist. Zurück in Cadenobbio traten wir die Heimfahrt an.

Dienstag, den 22. August– Ortasee


Morgens an den Ortasee, der sich mit dreizehn Kilometern Länge westlich von Verbania hinter hohen Hügelketten versteckt. Wir besuchten mit Orta San Giulio den schönsten Ort am See, fuhren mit einer elektrischen Bimmelbahn ins Ortszentrum und schossen auf der Piazza Mario Motta vor dem alten Rathaus aus dem 16. Jahrhundert ein stimmungsvolles Gruppenfoto. Dann gleich die Überfahrt zur Isola San Giulio. Der heilige Julius soll im vierten Jahrhundert die Insel von Ungeheuern befreit und seine Grabeskirche gebaut haben. Die romanische Basilika birgt sehr schöne spätmittelalterliche Fresken und eine Ambo aus schwarzem Marmor und Serpentingestein. Neben den vier Evangelistensymbolen zieren Fabeltiere die Kanzel. Die Deckenpartie und der Chor sind barock stuckiert, ebenso barock ist die Krypta mit dem Sarg des Heiligen. Im ehemaligen Bischofspalast leben um die sechzig Benediktinerinnen, die historische Textilien restaurieren und ergänzen. Daneben wird ein Priesterseminar betrieben.
Zurück an Land nutzten die meisten die Freizeit zu einem Gang am See und einem Essen in einem der vielen Lokale. Manche erstiegen den Sacro Monte d´ Orta, einem franziskanischen Wallfahrtsort mit 21 Kapellen,die das Leben des heiligen Franz von Assisi darstellen. Bei der Rückfahrt zum Hotel ließen sich Gäste in Verbania bei der Villa Taranto mit ihrem berühmten botanischen Garten absetzen, andere stiegen an der Uferpromenade aus oder gingen erstmal ins Hotel, wo man sich beim Abendessen traf.

Mittwoch, den 23. August– Versascatal und Locarno


Über Locarno fuhren wir ins schweizerische Verzascatal, das noch bis ins 19. Jahrhundert fast unzugänglich war und erst in letzter Zeit von Wanderern und Ausflüglern entdeckt wurde. 1965 wurde in der Ortslage Vogorno die Verzasca mit einer 220 Meter hohen Mauer angestaut, auf der neben anderen Actionstreifen die Eröffnungssequenz des Bond-Films „Golden Eye" gedreht wurde. Der beliebte Wanderweg Sentierone bringt heute neben diversen Bus- und Autotouristen Leben und Geld ins Tal. Unsere nächste Pause legten wir in Lavertezzo ein, wo die zwei Bögen der Ponte di Salti in elegantem Schwung den Fluß überbrücken. Obwohl römisch genannt stammt die Brücke aus dem späten Mittelalter. Grünlich blau glänzt hier das Wasser auf den glatt geschliffenen Findlingen, um die sich zahlreiche Kletterer und Badelustige tummeln.
Den Abschluß der Talfahrt bildet das 908 Meter hoch gelegene Dorf Sonogno, bekannt durch Lisa Tetzners auch verfilmten Roman „Die schwarzen Brüder", in dem es um kleine Dorfburschen geht, die nach Mailand als lebende Kaminbesen verkauft wurden. Ein bisschen disneymäßig mutet das touristisch orientierte Dorf schon an, aber die Kühe sind echt.
Anschließend ging es nach Locarno und dort mit der Standseilbahn auf den Madonna del Sasso mit der Wallfahrtskirche Santa Maria Assunta. 1480 soll ein Franziskaner hier eine Marienvision gehabt haben, in den folgenden Jahrhunderten entstanden für die Pilger neben der Kirche mehrere Kapellen mit figürlichem Schmuck, so ein großer Abendmahlstisch und das Pfingstwunder, sowie mit einem heiligen Grab. Nach der Bahnabfahrt bummelte man durch das feine Locarno, ging auf die Piazza Grande oder in die etwas höher gelegene Altstadt oder aß ein Eis an der Uferpromenade. Treff war hinter dem Bahnhof, wo mit San Vittorio die bedeutendste romanische Basilika des Tessin mit einer grandiosen Krypta zu bewundern ist. Auf dem Heimweg konnte man noch den ehemaligen Palast der Mailänder Visconti sehen, bevor es ins Hotel zum Abendessen ging.

Donnerstag, den 24. August– Borromäische Inseln

An diesem fakultativen Ausflug nahm bis auf einen Gast, der schon mehrfach dort war, die gesamte Gruppe teil. Gemeinsam ging es in den Nachbarort Stresa, wo im Hafen schon „unser" eigenes Boot mit einem urwüchsig wirkenden Kapitän wartete, der uns sofort zur Isola Bella fuhr. Hier führte uns eine junge Frau durch den barocken Palast Familie Borromeo, die neben Politikern und Militärs immerhin einen Heiligen in ihren Reihen hat und mit den wichtigsten Geschlechtern Italiens versippt ist, genannt seien nur die Visconti, Sforza und Medici. In neuerer Zeit, genauer 2004, verband man sich ehelich mit den Fiatinhabern Agnelli. Der Medicipapst Pius IV., dessen Grabmal wir im Mailänder Dom bewundern konnten, hievte seinen Neffen Carl Borromeo auf den Mailänder Kardinalsstuhl, wo dieser sich während einer Pest als Helfer der Armen profilierte, sich aber auch als übereifriger Inquisitor einen Namen machte, was dann zur Heiligsprechung führte.
Seit dem 17. Jahrhundert bauten Generationen am Palast, an dem vor allem die sechs Grotten im Untergeschoß beeindrucken, die ein Riesenmosaik aus Kieseln und Muscheln darstellen und oft nachgeahmt wurden. Im terrassenförmig angelegten Garten fassen Palmen, exotische Bäume und Boskette ein Statuenensemble ein, das die Borromäer in antiken Gleichnissen verherrlicht.
Als Überraschung und Zugabe zum Tagesprogramm kreierte der Reiseleiter die Überfahrt auf die Fischerinsel, wo neben einer kleinen Kirche die alten Häuser einfacher Leute in Läden und Restaurants umgebaut sind, die zum Verweilen einladen, was die meisten denn auch taten. Nach dieser willkommenen Pause schipperte uns der Kapitän zur Mutterinsel, der größten auf dem See mit dem ältesten Palast der Borromäer. Mit lustigen Vergleichen führte uns Herr Alfredo zunächst durch den englischen Garten mit seiner teils subtropischen Flora und dann durch den üppig ausgestatteten Renaissancepalast mit hunderten historisch wertvollen Gemälden und originalen Einrichtungsgegenständen. Im Sommer werden beide Paläste von den Borromei bewohnt und die aufgezogene Flagge mit dem Familienwappen zeigte deren Anwesenheit an. Vom Balkon des Palastes hat man einen einmaligen Blick auf eine davor stehende 150 Jahre alte Kaschmirzypresse. Ihr Samen stammt aus dem tibetanischen Himalaja und sie wird gern als schönster Baum der Welt bezeichnet, wenngleich ihr 2016 ein Unwetter mächtig zugesetzt hat. Seitdem sichern mehrere zeltartig verankerte Stahlseile die Standfestigkeit. Ein Bonbon ist die große Marionettensammlung im Schloß, die bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht. Mehrere Bühnenbilder gehören dazu, wie auch alte Bühnentechnik. Unser Bootsführer war so nett, uns gleich bis ins Ortszentrum von Stresa zu fahren, wo uns nach entspannender Freizeit der Bus zum Hotel hin abholte.
Am nächsten Morgen ging es nach zeitigem Frühstück los Richtung Heimat, wo wir trotz einiger kleinerer Staus superpünktlich bei den jeweiligen Ausstiegsstationen landeten.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wir möchten uns noch mal ganz herzlich bedanken .Es war eine wunderschöne und Erlebnisreiche Reise. Mit Andreas Höhn hatten wie einen super Reiseleiter und mit Karl-Heinz einen tollen Busfahrer.Noch mal danke !!!!!!

Güter und Bärbel Zielinski
27.08.2017