Reisebericht: Italien – Wandern an der Amalfiküste und auf Capri

08.04. – 15.04.2017, 8 Tage Flugreise Minori – Amalfi – Götterweg – Positano – Insel Capri mit Anacapri – Vesuv – Pompeji – Ravello – Scala – Tramonti (52 / 62 Wanderkilometer)


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Strahlende Frühlingstage beim Durchwandern einer reizvollen Landschaft bei leckerem Essen, umgeben von netten Menschen - was will man mehr?? Unsere Amalfi-Wanderreise stand unter einem guten Stern!
Ein Reisebericht von
Margret van Blokland

Tag 1 : Anreise nach Minori

Bei strahlend blauem Himmel landeten die Berliner samt Reiseleiterin schon am frühen Vormittag in Neapel. Hier erwartete uns Beate, die Stadtführerin, am Flughafen. Der Bus brachte uns zu verschiedenen Aussichtspunkten rund um die Stadt, bevor wir uns dem Zentrum Neapels näherten. Beate zeigte uns kleine Läden, wo wir uns ein Mittagessen kaufen konnten und Cafés mit herrlichen dolce, also süßen Backwaren. Davon gibt es in Neapel viele. Am frühen Nachmittag brachte uns der Bus dann nach Minori. Wir sausten über die Autobahn am Vesuv und an Pompeji vorbei bis nach Vietri sul Mare. Hier verließen wir die Autobahn und fuhren über die „schönste Straße der Welt". So wird die Küstenstraße an der Amalfitana in Büchern beschrieben. Der Fahrer mag das anders sehen, denn diese Straße zu befahren kostet Nerven. Und so waren alle Gäste froh, dass sie diese Aufgabe dem Busfahrer überlassen konnten und nicht hinter dem Steuer eines Autos saßen. Bei strahlendem Sonnenschein tauchte das Meer vor uns auf. Wir passierten malerische Dörfer mit bunten Kirchturmkuppeln, die an steilen Hängen klebten. Schließlich erreichten wir Minori. Der Nachmittag wurde je nach Wunsch zum Schlafen oder zur ersten Ortserkundung genutzt. Kurz vor unserem herrlich leckeren Abendessen trafen dann auch die letzten Gäste aus Stuttgart und Frankfurt ein. Das Wetter war herrlich und bei strahlendem Sonnenschein starteten wir in unseren 2. Tag.

Tag 2 : Wanderung von Amalfi ins Valle dei Mulini


Unser gecharterter Bus, in dem wir herrlich viel Platz hatten, brachte uns nach Amalfi. Dort bewunderten wir die ganzjährig aufgestellten Weihnachtskrippen und besichtigten das Papiermuseum. Danach zogen wir los, durch Zitronenhaine am Ortsrand aufwärts ins Mühlental. Überall leuchteten uns die gelben Früchte entgegen: ...bis sie einst sprachen „wir Zitronen, wir wollen groß sein wie Melonen! Auch finden wir das Gelb abscheulich, wir wollen rot sein oder bläulich!" Ach wie gut, dass Gott nicht alle Wünsche der Zitronen berücksichtigt hat und sie heute nicht blau an den Bäumen hängen! Die Fotographen teilen sicher nicht den Farbgeschmack mit Heinz Erhardt. Gott hörte zwar deren Beschwerden, sagte aber „daraus kann nichts werden!" - aber er kam immerhin an einer Stellen den Zitronenwünschen entgegen: die Zitronatzitrone, von den Italienern „Cedro" genannt, ist so groß wie eine Honigmelone und wiegt bis zu 4 kg. Überall an der Straße werden die großen Früchte von Händlern angeboten. Bald schon ließen wir die Zitronenbäumchen hinter uns und durchwanderten das herrliche Valle die Mulini, das Mühlental, passierten überwucherte alte Gemäuer und malerische Wasserfälle. Unser Weg schlängelte sich durch Wald aufwärts. An einer alten Eisenhütte machten wir eine kurze Pause. Dann folgte ein letzter Anstieg und es bot sich eine herrliche Aussicht auf Amalfi hinunter, bevor man uns in Pontone bei unserer Mittagspause mitten auf dem Kirchplatz leckere Antipasti servierte. Unsere Fotografen hatten heute wirklich viel Arbeit, denn nach der Mittagspause wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein an weiteren Zitronenplantagen und blühenden Glyzinien vorüber in das Valle del Dragone hinunter. Der Drache hatte wohl gerade Urlaub und war nicht zu Hause. Und in seiner Heimat blühte es wunderschön. Am unteren Ende des Tales erreichten wir das hübsche Atrani. Dort gönnten sich einige Gäste ein Eis, bevor wir nach Amalfi zurückwanderten. Hier besichtigten wir dann noch den beeindruckenden Dom Sant' Andrea und bummelten noch ein wenig durch den Ort, bevor unser Bus uns wieder zu unserem angenehmen Hotel in Minori zurückbrachte. Hier ließen wir uns ein weiteres schmackhaftes Abendessen munden.

Tag 3 : Besichtigung der Villa Cimbrone und Wanderung um Ravello


Bei strahlend blauem Himmel verließen wir gegen 9 Uhr das Hotel und fuhren nach Ravello. Dort erfreuten wir uns der herrlichen Blumen, der schönen Aussicht und der malerisch plazierten Plastiken im Park der Villa Cimbrone. Wir hatten den Garten fast für uns alleine, was sehr selten der Fall ist! Zahlreiche Sträucher, Glyzinien und Judasbäume standen in voller Blüte und der Blick über die ganze Küste begeisterte uns. Ein Gast übte Mundharmonika, was zu einem späteren Straßenkonzert führen sollte. Ich hatte wirkliche Talente mit auf Reisen! Danach spazierten wir auf einem ruhigen Weg rund um Ravello herum. Wie dicht an den mondänen Restaurants und Hotels liegen doch ursprüngliche Weiler verschlafen in der Sonne! Wir waren eine schnelle Gruppe und erreichten Ravello bald schon wieder. Dort hatten wir Freizeit, die einige zum Besuch der 2. Villa von Ravello, der Villa Rufolo, nutzten. Welche Villa war denn nun schöner, fragte ich. „Keine, beide Villen wollte ich nicht missen", kam von den Gartenliebhabern als Antwort. Andere Gäste gingen lieber shoppen und einige Gäste folgten mir noch in die älteren oberen Ortsteile. Per Bus erreichten wir schließlich nach einem ziemlichen Verkehrschaos die Villa Maria. Vittorio, unser Busfahrer, hatte die Ruhe weg. Es hilft ja auch nichts wenn man sich ärgert über einen Stau. Wir waren alle froh, dass wir nicht die Verursacher dieses Staus waren, denn ein Unfall hatte den Verkehr lahmgelegt. Das Agrituismo Villa Maria liegt mitten in einem Zitronenhain mit herrlicher Aussicht aufs Meer. Nun wurde uns wieder aufgetischt. Anni, das kugelrunde Haushundchen, ließ sich mit Streicheleinheiten verwöhnen, bevor wir auf einer aussichtsreichen Route hinab zum Hotel wanderten. Ein paar Gäste wollten noch mit mir in die römische Villa von Minori gehen. Sie schaut nur zur Hälfte aus dem Erdreich heraus. Die andere Hälfte ist zwar ausgegraben, aber nicht öffentlich zugänglich, denn über den Resten der alten Villa erheben sich Häuser. Aber nicht alle Gäste zog es zur Kultur. Einige strandeten bei Maria im Café und andere vergnügten sich am Strand. Wer im Herbst nach Italien kommt, kann am netten Strand von Minori herrlich baden, denn dann hat das Wasser angenehme Temperaturen. Im April schafften es einige Gäste immerhin bis zum Knie und zwei Wasserratten von der harten Sorte tauchten auch im April schon in die dann doch noch recht kühlen Fluten des Mittelmeers. So nutzte jeder seine freie Zeit nach persönlichem Interesse, bevor wir uns abends wieder auf das leckere Hotelessen stürzten.

Tag 4 : Sentiero degli Dei – Der Wanderweg der Götter


Ausgerechnet an diesem Tag hingen Wolken in den Bergen, während am Meer die Sonne schien. Die Götter wollten wohl keine Gesellschaft. Ob sie wollten oder nicht - wir kamen zu ihnen. In Bomerano gönnten wir uns noch einen Kaffee. Dann ging's los, über Stock und Stein, v.a. über Stein. Über uns waren die Bergkuppen nicht zu sehen, aber wir wanderten unter den Wolken mit Aussicht aufs Meer. Und während wir sonst auf unseren Wanderungen überwiegend die Bergwelt für uns alleine hatten, bekamen wir hier viel Gesellschaft. Eine belgische Gruppe trafen wir immer wieder. So viele Wanderer in einer Gruppe - wie gut dass wir nicht mit 30 Personen in die Berge ziehen! Wir suchten uns einen netten Pausenplatz, an dem die große Gruppe nicht genug Platz gehabt hätte und genossen unsere Pause. Das Wetter war angenehm, zwar nicht strahlend blau, aber da diese Wanderung eben doch ein bisschen schweißtreibender ist, war es genau richtig. In Nocelle, einem kleinen Weiler, der hoch oben am Hang klebt, erwartete uns - ja was wohl...?? Klar, Leckeres aus der Küche. Sehr gute Antipasti, eine herzliche Signora, die ständig Nachschub brachte, und wir hatten die ganze Terrasse für uns alleine. Auf meine Frage hin, ob irgendjemand per Bus weiterreisen wolle, wurde ich verständnislos angeschaut. Wieso denn das? Wir sind noch nicht müde! „Ich krieg Euch schon noch müde, wartet's ab!", dachte sich derweil die Reiseleiterin. Diese Gruppe war wanderstark und ließ sich nicht unterkriegen. Das war ich gar nicht gewöhnt, denn bei den meisten Wanderreisen an dieser Steilküste möchte doch der eine oder andere die Wanderungen abkürzen. Dass meine „Bergziegen" auch auf ihre Kosten kamen, dafür sorgte ich, indem ich sie in ihrem eigenen Tempo vorausziehen ließ. So konnte jeder selbst bestimmen wie schnell es denn vorwärts gehen sollte, und unsere gut konditionierten Vorauswanderer warteten regelmäßig auf den Rest der Gruppe. Ein bellendes kleines Vierbeinerchen erregte sich fürchterlich, als wir an seinem Territorium vorüberwanderten und steckte gleich mal seine Artgenossen an. So waren alle im Dorf Montepertuso informiert über unsere Ankunft. Und weiter ging's auf Schusters Rappen über einen Treppenweg abwärts, mit Blick auf den malerischen Friedhof von Positano. In Positano bummelte jeder noch ein bisschen nach den persönlichen Wünschen durchs Dorf. Den Rückweg traten wir übers Wasser an. Ganz besonders schön war, dass wir ein ganzes Schiff für uns alleine hatten, denn das Linienschiff war voll. So genossen wir bei herrlich ruhiger See die Abendstimmung auf dem Wasser. Da der Bootsanlegesteg in Minori noch Winterschlaf machte, legte unser Boot in Maiori an. Eigentlich erfolgt nun die Weiterfahrt per Bus, was auch rund die Hälfte der Gruppe machte. Aber unsere flotten Wanderer hatten immer noch nicht genug und wanderten von Maiori aus über den Sentiero dei Limoni noch zurück nach Minori. Dann war der Tag zu Ende und weitere Wanderungen nicht mehr möglich...

Tag 5 : Ausflug zum Vesuv und nach Pompeji

Regen war vorhergesagt für den Nachmittag. Das kannten wir noch gar nicht, denn während in Deutschland der Regen in dieser Woche unaufhörlich prasselte, waren wir bisher immer in der Sonne unterwegs gewesen. Am Morgen erwartete uns - allen Unkenrufen zum Trotz - blitzblauer Himmel . Fröhlich starteten wir in Richtung Neapel. Bei Torre del Greco verließen wir die Autobahn und wenig später schon quälte sich der Bus zwischen erstarrter Lava und Pinien aufwärts. Wir waren relativ früh aufgebrochen und so blieb uns aufwärts der große Gegenverkehr erspart. Unsere Suche nach dem passenden Örtchen gestaltete sich eher schwierig, aber auch hier fand sich eine Notlösung. Oben war es kühler als an der Küste. Wir waren gut gerüstet. Die Aussicht war herrlich. Uns zu Füßen erstreckte sich die Küstenebene von Neapel bis Pompeji, dahinter das Meer. Die Gipfel der Monte Latteri Berge ragten aus dem Dunst und erste Wölkchen tauchten auf. Italienische Schulklassen bevölkerten den Kraterrand, so dass wir manchmal Mühe hatten, dem interessanten Vortrag unserer Vesuvführung zu folgen. Ein letzter Blick, und es ging wieder abwärts. Nun fuhren wir um den Vulkan herum. Die alten Römer bauten überall Latrinen - ihre Nachkommen scheinen das wohl nicht nötig zu haben... Endlich - das passende Örtchen für jedermann war erreicht! Wir landeten mitten in den Weinbergen und vergnügten uns mit den Tränen Christi. Diese sind trinkbar und bestehen aus Wein. Und dazu gab es wieder etwas Leckeres zum Essen. Kaffee scheint hier allerdings ein wertvolles Gut zu sein. Am Nachmittag fuhren wir dann etwas beschwingt weiter in Richtung Pompeji. Dort erwartete uns Antonio und ließ uns an seinem großen Wissen über die Geschichte Pompejis teilhaben. Dass die Bewohner Pompejis einen flotten Lebenstil hatten, erfuhren wir und auch wie man sich bildlich über Sprachbarrieren hinweghalf. Wir folgten eindeutigen Wegweisern zu noch eindeutigeren Herbergen, besichtigten das Theater, Thermen, Villen und Märkte, ließen nebenher auch den leichten Regen, der uns viel schlimmer vorhergesagt worden war als er schließlich war, über uns ergehen und bestiegen schließlich voller neuer Eindrücke wieder den Bus, der uns dann südwärts zurück an die Amalfitana brachte, wo in unserem Hotel natürlich wieder ein sehr gutes Essen auf uns wartete, wie jeden Abend. Wir waren nun nicht mehr die einzige Gruppe im Hotel und die amerikanischen Hotelgäste sorgten jetzt dafür, dass Leben ins Hotel kam. Livemusik, viel Gelächter und lebendige Unterhaltungen am Nachbartisch und in den Fluren wurden uns von nun an reichlich geboten.

Tag 6 : Fakultativer Ausflug nach Capri

"Ich möchte gerne ausspannen, shoppen und meine eigenen Wege gehen". Das wünschte sich ein Gast und hat dies auch getan. Alle anderen waren erlebnishungrig und wollten sich Capri nicht entgehen lassen. Früher Vogel fängt den Wurm. Demnach hatten wir heute Wurm-Tag. Unser Bus zum Schiff fuhr schon um 7:45 Uhr, denn der Pier in Minori hielt noch Winterschlaf und daher legten hier keine Schiffe an. Dieses Mal hatten wir kein Schiff für uns alleine, aber wir waren die ersten Gäste an Bord in Maiori und konnten uns die Plätze aussuchen. Dann fuhren wir über Amalfi und Positano nach Capri. Dort fuhren wir an der Südküste entlang, bekammen die Korallengrotte und die Weiße Grotte gezeigt und sahen hinauf zur Villa Malapartes und zum Arco Naturale. Hier oben würden wir wenig später wandern. Dann näherten wir uns den berühmten Faraglioni-Inseln. Und nun bekamen wir gleich noch eine Inselrundfahrt per Schiff geboten. Das Boot umrundete Capri und wir sahen den Eingang zur Blauen Grotte, vor dem sich kleine Holzruderboote und die Zubringerboote tummelten. Der Inselgipfel und Anacapri lagen zwar in Wolken, aber wir hatten ja andere Ziele. In Marina Grande besorgte ich ein Picknick und ab ging's mit der Funicolare-Bahn hoch auf den Hauptplatz von Capri. Wir spazierten über den Bergrücken zu den Augustusgärten und genossen den Ausblick auf die Via Krupp, die sich im wahrsten Sinne des Wortes nach Marina Piccola den Hang hinunter schlängelt. Oberhalb des Kartäuserklosters starteten wir mit unserer Wanderung und machten unweit der Faraglioni-Inseln an einer aussichtsreichen, sonnigen Stelle unsere Picknickpause. Nun lachte für uns die Sonne wieder und das Meer schimmerte in türkisblauen Tönen. Auch dieses Mal war unser Mahl sehr sättigend und sehr gut. „ Ach was sind diese Paninis doch lecker! Die Italiener können das einfach, Essen ist ihre Spezialität..." Zufriedenheit auf der ganzen Linie. Dann wanderten wir an der Villa Malaparte vorüber, stiegen hoch zur Kultfelsengrotte Matermania, machten einen Abstecher zum Felsentor Arco Naturale, der nach der Renovierung nicht mehr wirklich naturale ist. Das Felsentor wurde mit Beton befestigt und so am Einsturz gehindert. Aber den Beton sieht man ja nicht. Dann wanderten wir zurück nach Capri. Hier trennten wir uns, denn einige Gäste wollten den Nachmittag etwas ruhiger angehen.
Die halbe Gruppe wanderte noch weiter mit mir hoch zur Villa Jovis. Wir genossen die Aussicht auf die Küste und durchschritten das Zuhause von Kaiser Tiberius oder das, was noch davon übrig ist. Einige Gäste wanderten mit mir zusammen zu Fuß zum Hafen hinunter, andere zogen es vor mit der Funicolare abwärts zu fahren. Am Hafen von Marina Grande trafen wir uns wieder und zum Abschluss besorgte ich noch Eis für alle, die auffindbar waren. Das Meer war ruhig und wir genossen die Abendstimmung auf dem Wasser bei unserer Rückreise per Boot. Und mir wurde an diesem Tag ein neuer „Titel" verliehen. „capo di gruppo" heißt so viel wie „der Leiter der Gruppe" und so werden Reiseleiter ab und zu mal genannt von den Italienern. Ich weiß nicht wer darauf kam, aber aus „capo" wurde irgendwie „polpo". Ein polpo ist ein Polyp, ein Oktopuss, einer mit vielen Fangarmen, durchaus essbar, gegrillt oder gegart und oft mit Essig und Öl als Salat serviert... Ich hatte Glück - ich wurde nicht gefressen. Und manchmal wünschte ich mir wirklich viele Fangarme um Euch alle mal richtig zusammenhalten zu können! Mein neuer Rufname lautete nun also „polpo di gruppo". Schmunzelnde Italiener warfen mir nun sobald ich gerufen wurde sonderbare Blicke zu.
Von Maiori aus ging es wieder per Bus nach Minori zurück. In Minori waren nun alle Zeichen auf Ostern eingestellt. Der Kreuzweg führte genau an unserem Hotel vorüber und die Battenti, verhüllte Gestalten, die aussehen als ob sie dem Ku-Klux-Klan angehören würden, zogen an uns vorüber. Die Battenti sind allerdings weit davon entfernt auf Menschenjagd zu gehen, sie sind alle fromm, denn die Männer in den weißen Kutten erinnern durch diesen Umzug an das Leiden Christi. Ihr Kostüm symbolisiert das Büßerhemd. Sie teilen das Leiden Jesu. Und sie singen sehr gut. Wir saßen beim Abendessen, als sie am Hotel vorüberzogen. „Morgen am Karfreitag ist gleich die nächste Prozession. Dann haben sie auch eine Kapelle mit dabei. Um halb neun solltet ihr morgen mit dem Essen fertig sein," teilte uns der Kellner mit.

Tag 7 : Wanderung durch das Valle delle Ferriere & Karfreitagsprozession in Minori


Zwei Gästen hatte die Gesundheit ein Schnäppchen geschlagen und sie ruhten sich heute aus. Die anderen zogen gut gelaunt noch einmal mit mir los. Diese Wanderung führte uns ins Tal der Eisenhütten, Valle delle Ferriere. Der Weg schlängelte sich nach einem kurzen steilen Anstieg bei Minuto zwischen Felswänden durch blühende Baumheide über dem Valle dei Mulini in rund 300 m Höhe hindurch und war doch einfach zu gehen. Unten im Tal wurden Papiermühlen betrieben, hoch oben in den Bergen standen früher Eisenhütten, die dem oberen Tal den Namen gaben. Die Wasserkraft wurde überall genutzt. Ganz hinten im Tal mussten wir bei einigen schönen Wasserfällen den Bach überqueren, was uns mühelos gelang. Das Wetter war freundlich, aber an den Bergspitzen hingen Wolken. Es folgte ein etwas mühsameres Stück, aber nach dieser Woche waren alle gut trainiert und auch das brachte niemanden mehr aus der Fassung. Zur Stärkung hatte ich noch Zitronenkekse mitgebracht. Man half sich gegenseitig über die höheren Stufen hinweg und die Reiseleiterin war ja auch noch da. Man war sich einig: Das ist eine schöne Tour! Und wir hatten das ganze Tal für uns. In Pogerola gab es dann wieder einen kulinarischen Exkurs. Dieses Mal wurde uns nebst leckerer Antipasti auch noch eine Pizza serviert! Die Gruppe war putzmunter und keiner fuhr Bus. Alle nahmen die 700 Stufen zwischen Pogerola und Amalfi abwärts locker. In Amalfi angekommen, trennten wir uns. Einige bummelten noch durch Amalfi, während andere Gäste mit mir zusammen nach Minori fuhren und ein Grüppchen wollte unbedingt noch weiterwandern und fuhr bis Maiori mit dem Bus.
Den Abend verbrachten wir noch einmal gemeinsam bei leckerem Essen in geselliger Runde in unserem Hotel. Zum Abschied gab's gleich mehrere Gedichte und wir verabschiedeten die Langschläfer aus Frankfurt und Stuttgart, denn die Berlinflieger mussten mal wieder früh aufstehen, um das Flugzeug zu erreichen. Wir ließen es uns aber trotz der kurzen Nacht nicht nehmen, nach dem Essen noch durch das festlich mit Kerzen geschmückte Minori zu bummeln, den beleuchteten Hafen zu bestaunen und die Karfreitagsprozession der Battenti anzusehen. „Die Jammern nicht ganz so schrecklich wie bei uns daheim", sagten unsere Badener. „Das klingt ja fast schon fröhlich." Ja, so ist das süditalienische Gemüt eben.

Tag 8 : Heimreise

Und so begann unser letzter Tag nach mehr oder weniger langer Nacht. Zum Abschied zogen immer mehr Wolken auf. „Heute geht das Wetter noch, aber ab morgen soll es immer mal wieder regnen. Ihr hattet wirklich Glück mit dem Wetter!" So verabschiedeten sich die Hotelmitarbeiter von uns, die sich die ganze Woche sehr nett um uns gekümmert hatten und auch zum Abschied schon vor 6 Uhr ein tolles Frühstücksbuffet zubereitet hatten. Ja wenn Engel reisen...! So fiel uns der Abschied leichter, denn eigentlich wollten wir gar nicht zurück - selber in der Küche stehen, Diät machen, selbst wieder das Badezimmer putzen... Hmm. Unser Bus brachte uns pünktlich zum Flughafen und pünktlich war auch unser Flieger. Nur am Kofferband in Berlin war etwas Geduld gefragt. Gut Ding muss Weile haben. Schließlich kamen dann doch noch alle Koffer an. Auch die Langschläfer haben gegen Abend ihre Ziele erreicht, alle im Kopf schöne Bilder tragend mit leuchtenden Zitronen, blauem Meer, üppig grünen Steilhängen, malerischen Dörfern, vielen Kerzchen am Hafen von Minori und schön hergerichteten Speisen.
Es war eine herrliche Reise mit vielen Highlights und Gästen, die sich gut miteinander verstanden haben. Vielleicht sehe ich den einen oder anderen von Euch ja mal wieder bei einer Wandertour...vielleicht im Herbst in Ligurien??? Das würde mich freuen!
Ciao,
Euer „polpo di gruppo"
Margret van Blokland

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