Reisebericht: Italien – Wandern Brenta Dolomiten & Trentino

22.06. – 29.06.2024, 8 Tage Wanderreise Trentino und Val di Sole – Brenta Dolomiten – Madonna di Campiglio – Trient – Pejo (66 Wanderkilometer)


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Eine Gruppe von 14 ambitionierten Wanderern machte sich auf den Weg, eine der autonomen Regionen im Nordosten Italiens, das Trentino-Alto Adige, zu Deutsch Trentino-Südtirol, kennenzulernen. Wir alle freuten uns auf die Brenta-Dolomiten. Dass wir dabei nicht nur Berggipfel erklettern, sondern auch kulinarische Höhenflüge erleben durften, war das i-Tüpfelchen dieser wunderbaren Reise.
Ein Reisebericht von
Claudia Hartwich
Claudia Hartwich

1. Reisetag: Samstag, 22.06.2024: Anreise nach Commezzadura

Noch mitten in der Nacht fanden sich die ersten Gäste am Flughafen in Dresden zur gemeinsamen Busreise in die Brenta-Dolomiten ein. Nachdem wir nach und nach weitere Gäste aufgenommen hatten, füllte sich der Reisebus. Mit 13 Teilnehmern war unsere kleine Wandergruppe aber noch nicht ganz vollzählig, denn ein Reiseteilnehmer sollte erst am Ziel, in Commezzadura, zu uns stoßen.

Die Fahrt verlief ruhig und problemlos. Entgegen unserer Vermutungen hatten wir nur wenig Stau. Das Wetter war grau und nass und konnte nur besser werden.

Nachdem wir den Brenner überwunden hatten, begrüßte uns die Sonne und die Temperaturen stiegen merklich an, so dass einer unserer Teilnehmer eindeutig im Vorteil war. Er hatte sich nämlich morgens bei der Abfahrt vom Regen nicht davon abhalten lassen, eine kurze Hose anzuziehen.
Viele grüne, hügelige Weinberge und ausgedehnte Obstplantagen säumten unseren Weg in den Süden.
Bei Mezzocorona verließen wir die Autobahn und durch das Val di Non ging es bis nach Commezzadura im Val di Sole, wo wir am späten Nachmittag unser Hotel Tevini erreichten. Wir bedankten uns herzlich bei unserem Busfahrer Mike, der sich nach der langen Fahrt eine Pause verdient hatte.

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, nutzen die meisten Gäste die freie Zeit, um die einladende Umgebung des Hotels zu erkunden oder noch in den Swimmingpool zu springen, war doch das Wetter inzwischen wirklich verlockend.

Am frühen Abend trafen wir uns alle in der Hotellobby. Vom Chef des familiengeführten Hotels, Herrn Tevini, wurden wir herzlich begrüßt. Inzwischen war auch Rino, unser Wanderführer, eingetroffen. Wir beide hatten uns schon ausführlich mit unserem Wanderprogramm befasst. Jetzt stießen wir auf unsere Wanderwoche an. Rino gab noch einige Informationen zu den Wanderungen und bereitete uns schon darauf vor, dass das Wetter sehr wechselhaft und zum Teil auch regnerisch gemeldet war. Aber wir waren alle voller Vorfreude! Im Gespräch stellte sich heraus, dass eine Wanderin die Reise in ähnlicher Form schon einmal gemacht hatte, na, das konnte doch nur Gutes verheißen!

Auch unser letzter Reiseteilnehmer, der privat angereist war, war gut angekommen und da wir nun vollzählig waren, stand einer kleinen Vorstellungsrunde nichts mehr im Wege.

Im Hotelrestaurant erwartete uns eine festlich gedeckte Tafel. Müde von dem langen Tag stellte es uns allerdings vor eine größere Herausforderung, aus all den Wahlmöglichkeiten unserer Menükarte das passende, individuelle Menü für jeden einzelnen zusammenzustellen. Irgendwie stimmte die Anzahl der notierten Gerichte nie mit der Anzahl der Gäste am Tisch überein.

Glücklicherweise nahm, zumindest an einem Tisch, ein Reisegast die Sache in die Hand, alles klärte sich auf und so entspannten sich auch die verwirrten Kellner wieder.
Die Köstlichkeiten, die wir dann serviert bekamen, entschädigten uns für den langen Anreisetag.

Rechtschaffen müde zogen wir uns schon bald nach dem Abendessen zurück, um den folgenden Tag ausgeschlafen beginnen zu können.

2. Reisetag: Sonntag, 23.06.24: Auf dem Sentiero dell’Orso zu den Vallesinella–Wasserfällen im Parco Naturale Adamello Brenta

Was war das nur für ein Geräusch, das man schon am frühen Morgen vom Bett aus hörte??? Jaaaa, leider bewahrheitete sich Rinos Wettervorhersage, es regnete und der Himmel war wolkenverhangen. Aber das kann sich ja bis zum Beginn der Tour noch ändern. Wir blieben erst einmal optimistisch.

Beim großen Angebot des Frühstücksbuffets blieben keine Wünsche offen. Man konnte sich sogar seinen eigenen frischen Orangensaft pressen und auch ein Entsafter für Gemüsesäfte stand bereit.

Gut gestärkt begaben wir uns zum Bus. Mit Rino hatte ich einen Tausch der Wandertage vereinbart, so wie er es als Experte für die Region (und das Wetter?) vorgeschlagen hatte.

Mike chauffierte uns zum Ausgangspunkt nach Madonna di Campiglio. Inzwischen war auch dem größten Optimisten klar, dass wir im Regen starten mussten. Zwei Reiseteilnehmerinnen waren heute im Hotel geblieben, um sich dort einen schönen Tag zu machen.

Wir machten uns als bunte Truppe auf den Weg, Regenkostüme in allen Farben und Formen erheiterten uns. Wir ließen uns die Laune doch nicht gleich am ersten Tag verderben!

So erreichten wir auf einem schönen, leicht auf und ab gehenden Waldweg die Vallesinella-Hütte, wo wir einen ersten Stopp einlegten. Unterwegs hatten wir trotz Regen schöne Panoramen und Ausblicke auf beeindruckende Gipfel, viele davon noch schneebedeckt. So sahen wir z.B. die Ausläufer der Punta Massari.

Rino versorgte uns immer wieder mit interessanten Informationen zu Land und Leuten, Bergnamen und Berghöhen und geographischen Besonderheiten.

Von der Vallesinella-Hütte ging es weiter in Richtung der Vallesinella-Wasserfälle. Es gab viele Varianten für unsere heutige Wanderung, alles war vom Wetter abhängig. Es regnete immer noch als wir die beeindruckenden Wasserfälle erreicht haben. Sämtliche Smartphones und Fotoapparate wurden gezückt, um dieses Naturschauspiel festzuhalten. Nachdem Rino die Lage gecheckt hatte, kam er leider zum Schluss, dass ein Weiterlaufen entlang der Wasserfälle bis ganz nach oben zu gefährlich sei, da Teile des Weges überflutet waren und alles glatt und rutschig war.

So kehrten wir wieder um und erreichten bald schon wieder die Vallesinella-Hütte. Wir beschlossen, gleich weiterzulaufen. Fürs Mittagessen war es noch zu früh. Auf unserem Rückweg hörte der Regen dann endlich auf und Rino verlängerte geschickt den schönen Rückweg. Einige Stopps zum Fotografieren der beeindruckenden, wolkenverhangenen Berggipfel und schließlich erreichten wir wieder Madonna di Campiglio. Wir durchquerten das Örtchen und wunderten uns, dass dort so gar nichts los war. Rino klärte uns auf, dass die Hochsaison erst im Juli sei und deshalb jetzt viele Hotels noch gar nicht geöffnet seien.

Mike erwartete uns schon und brachte uns rechtzeitig zurück ins Hotel, so dass wir noch den Nachmittags-Kuchen und Obstsnack genießen konnten.

Ausgeruht fanden wir uns zu einem erneuten kreativen Abendessen zusammen. Die Gerichte waren wie kleine Designer-Kunstwerke auf dem Teller angerichtet. Und wieder wurde es nichts mit den guten Vorsätzen, heute vielleicht etwas weniger zu essen. Warum auch? Es schmeckte doch alles sooooo gut. An Diät konnte man auch zu Hause wieder denken oder?

3. Reisetag, Montag, 24.06.24: Wanderung zum Lago delle Malghette im Parco Naturale Adamello Brenta

Vor dem Frühstück trafen sich auch heute einige Gäste spontan vor dem Eingang des Hotels, um das Wetter ‚zu prüfen‘. Diese schöne Gewohnheit behielten wir bis Ende der gemeinsamen Woche bei. So konnte man schon einmal die Lage checken und nebenbei ein paar Worte wechseln.

Tja, leider half alles Prüfen und nochmalige Prüfen nichts, es blieb dabei: auch heute regnete es! Aber wir waren ja alle hartgesottene Wanderer und heute ließ sich niemand abschrecken und wir traten vollzählig die Wanderung an.

Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns zu Fuß mit Rino auf den Weg zur Daolasa-Liftstation, nicht weit von unserem Hotel entfernt. Und schon bald schwebten wir hinauf zur Bergstation, die auf ca. 2000 m liegt. So schnell lässt sich ein Höhenunterschied von ca. 1200 m (vom Hotel aus betrachtet) überwinden! Unterwegs gab es wunderschöne Blicke auf die umliegenden Berggipfel und hinunter ins Tal.

Oben angekommen genossen wir ausgiebig das herrliche Panorama, zumal es inzwischen aufgehört hatte zu regnen und sich sogar die Sonne blicken ließ. Auch heute klärte Rino uns wieder über die Namen der umliegenden Berge auf und fragte uns ab, um zu sehen, ob wir am Vortag auch schön aufgepasst hatten, welche Bergkette wo liegt. Na ja, es war noch Luft nach oben. Wir werden wohl noch etwas üben müssen in den nächsten Tagen.

Zunächst einmal führte uns die Wanderung zum Rifugio Orso Bruno, das auf ca. 2200 m liegt. Von dort breiteten sich die nördlichen Gipfel der Brenta mit der Pietra Grande (ca. 2900 m) vor unseren Augen aus. Über Wiesen, Pfade, mal schmale, mal breitere Wege, mal rauf, mal runter, schritten wir munter voran. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen!

Unterwegs gab es immer wieder Fotostopps und Rino nahm für uns ein Video mit 360 Grad-Rundumblick auf, damit wir auch am Abend die Eindrücke dieses Naturspektakels nochmals Revue passieren lassen konnten.

Mal führte unser Weg durch dichte Nadelwälder, mal über offene Flächen bis wir schließlich den Lago delle Malghette erreichten. Nach einem kurzen Stopp am dortigen Rifugio umrundeten wir erst einmal diesen spiegelglatten Bergsee. Die nassen und teils matschigen Pfade legten Zeugnis davon ab wie viel es in den letzten Wochen und Monaten dort geregnet hatte.

Ein Reisegast hatte das Pech, mit einem Bein mitten in einem Wasserloch zu landen. Aber jammern half nicht, es musste weitergehen, auch mit nassem Schuh und triefender Socke. Gut, dass die Reisebegleitung immer ein paar Ersatzsocken, auch für notleidende Gäste, dabei hat!

Zurück am Rifugio Lago delle Malghette freuten wir uns alle auf ein leckeres Mittag-essen. Heute war noch alles neu. Im Laufe der folgenden Tage sollten wir dann häufiger den so typischen Knödeln und anderen Schmankerln begegnen.
Bei herrlichem Wetter und Sonnenschein konnten wir sogar draußen sitzen, welch ein Genuss!

Noch ein letzter Blick auf den ruhigen See, in dem sich wie von Meisterhand geschaffen die Landschaft spiegelte. Dann ging es weiter, froh gestimmt, jeder genoss die Wärme.

Es war immer wieder schön, welche Gespräche sich so beim Wandern ergaben. Da gab es auch den einen oder anderen Tipp für künftige Unternehmungen. Eine Teilnehmerin hatte z.B. schon eine anspruchsvolle Alpenüberquerung absolviert. Aber auch über alle möglichen anderen Themen wurde lebhaft gesprochen. Manchmal gingen wir auch ganz in Stille.

Mike erwartete uns schon mit dem Bus und rasch ging es zurück in unser Wohlfühl-Hotel, wo wir uns wieder Kuchen und andere Leckereien schmecken ließen. Das herrliche Wetter lud ein, vor dem Abendessen Garten und Pool zu genießen.

Das Abendessen war jeden Abend ein Genuss! Auch die adretten Kellner mit ihrer freundlichen Art ließen die Abende zu einem Erlebnis werden. Und nicht zuletzt genossen wir auch die anregenden Gespräche am Tisch.

4. Reisetag, Dienstag, 25.06.24: Wanderung mit Überraschungs–Mittagessen im Parco Naturale Adamello Brenta:

Eigentlich war alles klar für heute, denn Rino und ich hatten uns am Vortag wie jeden Nachmittag nach Rückkehr ins Hotel über die Gestaltung des Folgetages abgesprochen. Die Wetterprognose sah gut aus.

Morgens bei der ‚Prüfung‘ der Wetterlage vor dem Frühstück sah es bestens aus, Sonnenschein, milde Temperaturen, was will man mehr. Umso größer die ‚Überraschung‘ als wir vom Frühstück kamen und es in Strömen goss. Nein, das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt war es aber genug mit Regen!!!

Rino und ich dachten fieberhaft über Alternativen nach. Da unser heutiger Tag uns wieder auf über 2000 m führen sollte und inzwischen auch Gewitter gemeldet waren, war guter Rat teuer.

Nachdem jeder mit Regenkleidung ausgerüstet abmarschbereit an der Rezeption erschienen und das Alternativprogramm ‚festgezurrt‘ war, hörte es schlagartig auf zu regnen und die Sonne schien wieder.

Also alles wieder retour, wir kehrten zur ursprünglichen Planung zurück. Was für ein anstrengender Tagesbeginn mit diesem Hin und Her! Aber – die Mühen haben sich gelohnt, denn erst einmal blieb es trocken, aber leider nur bis wir an der Talstation der Gondel Crosté auf ca. 1700 m aus dem Bus stiegen.

Unser Busfahrer Mike wollte auch heute nicht mit uns wandern, was bei einer Rundwanderung durchaus möglich gewesen wäre. Aber Mike meinte, er sei ein soooo schneller Wanderer und er wolle uns lieber nicht in Verlegenheit bringen beim verzweifelten Versuch, mit ihm Schritt zu halten. Pech für den lieben Mike, besonders heute, denn er verpasste ein köstliches Mittagessen.

Nun gab es kein Zurück mehr. Wir marschierten los und unser Weg führte uns stetig bergauf über grüne Hänge, auf denen im Winter Ski gefahren wird. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir das Rifugio Boch auf etwas mehr als 2000 m und trafen diejenigen Gäste, die bei diesem Regen die Auffahrt mit der Bahn bevorzugt haben.

Jetzt war eine Pause mit Cappuccino sehr willkommen. Wie wäre es, wenn man versuchte, die nassen Sachen unter dem Händetrockner in der Toilette wenigstens etwas zu trocknen??? Dooooch, mir sind solche Versuche zu Ohren gekommen. Was tut man nicht alles in der Not! Und nein, ich war es nicht!

Die Stimmung war trotz Regen sehr gut und wir machten uns alsbald wieder auf den Weg mit Blick auf die Bergspitzen der Cima Brenta (ca. 3000 m hoch) und der Pietra Grande, auch nur geringfügig niedriger.

Durch Wald ging es auf schmalen Pfaden über Stock und Stein bergauf und bergab bis zur Alm Vaglianella, die auf etwas mehr als 1800 m lag. Die Almen heißen auf italienisch ‚malga‘. Dem Wort ‚malga‘ begegneten wir also immer wieder.

Nichts wie hinein in die gute (und trockene) Stube. Erst jetzt wurde das Geheimnis um die Überraschung, die für heute angekündigt war, gelüftet. Die Familie Tevini hatte für uns ein wunderbares Mittagessen vorbereitet.
Es gab die typische Polenta, die hier ‚plent‘ heißt und nicht wie man es sonst kennt gelb ist. Die gelbe Farbe kommt vom Maismehl. Aber hier im Trentino verwendet man Buchweizenmehl, welches dem ‚plent‘ eine etwas dunklere Farbe verleiht. Bestens dazu passte das Schnitzel mit köstlicher Pilzsoße. Und die mit Radicchio gefüllte Lasagne musste auch probiert werden. Der typische Trentiner Käse, der Trentin Grana, durfte nicht fehlen und auch für die Crostata, einen Mürbekuchen mit Aprikosenmarmelade, fand sich noch ein Plätzchen. Auch an den Getränken wurde nicht gespart. Ein kräftiger Rotwein und zum Abschluss noch ein Grappa sollten uns bei Laune halten!

Und jetzt sollten wir noch wandern? Ja, das ging tatsächlich. Etwas beschwingt, aber nicht nur von Wein und Grappa, sondern auch vom inzwischen wunderbaren Wetter, ging es wieder los. Wir genossen die Wanderung im Trockenen. Die Pfade schlängelten sich durch die grüne und saftige Landschaft, alles war wie reingewaschen. Jetzt hatte niemand etwas dagegen als Rino noch ein paar Schlenker vorschlug.

Auch zum Abschluss des Wandertages gab es noch ein kleines ‚Extra‘. Rino, dem nie etwas zu viel war und der unermüdlich um unser Wohlergehen bemüht war, bot an, noch einen kleinen Ausflug mit dem Bus zum Passo Tonale zu machen.

Dort gab es eine sehr interessante und bewegende Ausstellung im Forte Strino zu besichtigen. Das Forte Strino ist eine alte Kontroll- und Befestigungsanlage aus dem ersten Weltkrieg. Dieses Thema beschäftigte uns immer wieder im Laufe unserer Reise. Die geschichtlichen Zusammenhänge des Trentino und Südtirols, die nach dem 1. Weltkrieg zu Italien kamen, waren nicht einfach ‚zu durchschauen‘!

5. Reisetag, Mittwoch, 26.06.24: Wanderung zu den Saent–Wasserfällen im Val di Rabbi im Nationalpark Stilfserjoch:

Heute erwartete uns beim Aufwachen ein Bilderbuchwetter! Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, angenehme Temperaturen. Die Vorfreude war groß, wollten wir doch heute endlich den Nationalpark Stilfserjoch erwandern.

Nach einer kurzen Busfahrt ins Val di Rabbi, das nach dem Bach Rabbies benannt ist, der durch das Tal fließt, ging es auch schon los.

Zunächst einmal gab es eine kleine Lehrstunde mit Rino über die verschiedenen Gesteinsformationen, die uns auf unserer Reise schon begegnet waren und noch begegnen würden.

Der Ursprung von Dolomitgestein liegt im warmen Wasser tropischer Meere. Durch chemische Absonderungen aus dem Wasser und Ablagerungen kam es so vor vielen Millionen Jahren zur Bildung von Kalkstein. Das Meerwasser strömte langsam durch die Poren des Kalkgesteins, führte Magnesium zu und wandelte so den Kalk in Dolomit um. Im Vergleich zum verwandten Kalkgestein ist Dolomit härter und spröder.

Der Trentiner Sektor des Naturparks zeichnet sich durch metamorphes Gestein aus, d.h. Gestein, das durch starken Druck und Hitze entstanden ist.

Dann ging es los auf einem zauberhaften Weg entlang des Wildbaches durch das Tal, langsam ansteigend, durch Wald, immer mit schönen Blicken zurück und voraus. So erreichten wir die Alm Stablasolo (ca. 1500 m).

Nach kurzer Pause ging es weiter in Richtung Saent-Wasserfällen. Der Weg wurde steiler und schmäler, ging stetig bergauf und als es dazu noch recht feucht wurde durch die Gischt der Wasserfälle, beschlossen einige, umzukehren. Wir anderen setzten den Weg immer weiter nach oben fort und fanden uns auf einer Holzbrücke alle zusammen. Die Kapuzen ins Gesicht gezogen schützten wir uns vor der Feuchtigkeit und Nässe. Ein einmaliges Spektakel, die ins Tal hinabstürzenden Wasserfälle zu sehen. Nach vielen Fotos zogen wir weiter und erreichten bald aufs Neue die Alm Stablasolo, wo wir uns zur Mittagsrast niederließen.

Das Wetter blieb so schön wie es sich morgens angekündigt hatte. Wir ließen uns ein weiteres Mal die Trentiner Spezialitäten schmecken und machten uns schließlich auf den Rückweg. Alle wollten unbedingt noch die Hängebrücke erleben. Beim Überqueren kam man ganz schön ins Schwanken, aber der Gang über die 90 Meter lange Brücke, die 70 Meter über dem Talgrund schwebt, bleibt ein unvergessliches Erlebnis!

Bald schon erreichten wir den Talausgang des Val di Rabbi, wo Mike uns mit dem Bus erwartete. Auch er hatte inzwischen eine Wanderung gemacht und wie wir die Hängebrücke erreicht und überquert. Damit wir ihm dies auch glauben, gab es dazu ein Beweisfoto!

6. Reisetag, Donnerstag, 27.06.24: Wanderung im Pejo–Tal im Nationalpark Stilfserjoch

Heute war leider schon unser letzter Wandertag. Er sollte uns ins Pejo-Tal führen.
Zunächst einmal ging es mit Mike im Bus bis ins Dörfchen Pejo Fonti. Rino erkärte uns, dass von dort das regionale Mineralwasser kommt.

Schon früh morgens begrüßte uns ein herrlicher Sonnentag, so dass der Auffahrt auf 3000 m nichts im Wege stand. Wir nahmen zuerst die Telecabina Pejo Fonti-Tarlenta bis auf 2000 m und dann die Funivia Pejo 3000 bis auf 3000 m. Bis in diese Höhen hinaufzufahren macht nur Sinn bei entsprechendem Wetter. Aber dieses Kaiserwetter hatten wir uns wahrlich verdient oder ist da jemand anderer Meinung ??

Oben angekommen erwartete uns ein atemberaubendes Panorama. Wir konnten sogar den Monte Cevedale mit seinen 3679 m erblicken. Es ist der dritthöchste Gipfel der Ortler-Gruppe. Lauter schneebedeckte Berge, wohin man auch blickte. Auch wir standen mitten im Schnee, aber es war gar nicht so kalt wie wir es erwartet hatten und wie es die Vorhersage besagte. Und so musste auch die verfrorene Reisebegleitung schnellstens wieder eine Schicht ablegen!!!

Es war ein faszinierendes Schauspiel, diese vielen schneebedeckten Gipfel vor einem stahlblauen Himmel zu beobachten. Es wurden ganz viele Fotos und Videos gemacht, alles genau zum richtigen Zeitpunkt. Warum? Weil ganz plötzlich Wolken aufkamen. Interessant war es schon, den sich ständig neuen Wolkenformationen zuzuschauen, aber wir waren vor allem froh darüber, einmal wolkenfreie Sicht auf die Bergkulisse gehabt zu haben.

Die Bahn Pejo 3000 brachte uns schließlich wieder von 3000 m zurück auf 2000 m.
Heute wollten es einige Wanderer nicht ganz so anstrengend haben und entschlossen sich, ein Stück mit dem Sessellift zurückzulegen.

Wir anderen wanderten und sahen unterwegs wie unsere Mitstreiter über unseren Köpfen sanft nach oben schwebten. Der Weg führte stetig bergan, immer wieder auch ganz schön steil, aber die Ausblicke lohnten die Mühe. Grüne und blühende Wiesen säumten unseren Weg und luden immer wieder zu Fotostopps ein. Auf 2350 m angekommen fanden wir uns wieder zusammen, um fast vollzählig die Wanderung fortzusetzen.

Am Rifugio Scoiattolo (auf Deutsch ‚das Eichhörnchen‘) auf 2000 m lud bei Sonnenschein ein letztes gemeinsames Mittagessen im Freien dazu ein, die bisherigen Eindrücke Revue passieren zu lassen.

Hier im Rifugio habe auch ich als Italien-Kennerin noch etwas Neues kennengelernt, den Bombardino. Eine Wanderin ließ sich (gern oder ungern ??) von einem unserer Wanderer dazu überreden, dieses Kultgetränk zu probieren. Der Bombardino ist ein warm servierter, ursprünglich italienischer Cocktail auf Eibasis, so die offizielle Definition. Typisch sind seine gelbe Farbe und das Sahnehäubchen. Das Getränk sah toll aus und schmeckte wohl auch so, aber es ist auch ‚ein kleines bisschen‘ Alkohol darin enthalten.

So wurde zumindest für diese Dame der Rückweg ein beschwingter und die Beine entwickelten ein gewisses Eigenleben. Unser Wanderführer Rino verglich die ‚etwas unkontrollierten‘ Beine der Wanderin mit Adriano Celentanos Beinen beim Weinstampfen.

Ich habe mir gerade das Video dazu auf youtube angeschaut, dauert knapp 3 min., einfach köstlich und ja, der Vergleich passt ganz gut! Allerdings sind bei Celentano nicht nur die Beine in Bewegung, sondern der ganze Körper!

Aber jetzt wieder zur Sache, wir sind ja hier nicht zum Spaß!

Da der heutige Tag ganz viele Varianten bot, konnte man nach der Mittagspause entweder die Wanderung fortsetzen oder aber wieder mit der Telecabina nach unten schweben.

Die Wanderung führte uns auf angenehmen Wegen und bei Sonnenschein zum Bergsee Kovel. Nach einer kleinen Pause wollte Rino wieder aufbrechen, entdeckte dann aber eine Teilnehmerin der Gruppe, ganz in sich versunken auf einem Stein sitzen. So flüsterte er mir ins Ohr, dass ich schon langsam mit der Gruppe vorgehen solle. Er würde dann mit dieser Wanderin nachkommen, denn man könne sie jetzt unmöglich in ihrer Meditation stören. Ja, so war Rino, unglaublich feinfühlig und fürsorglich und so fühlte sich wahrscheinlich jeder von uns bei und mit ihm gut aufgehoben.

Nach einem Besuch des österreichisch-ungarischen Militärfriedhofs, der uns wieder einmal an den ersten Weltkrieg erinnerte, endete unsere letzte Wanderung in Pejo Paese. Ein kleines, noch ganz ursprüngliches Dorf mit traditionsreichen Häusern. Kein Mensch war zu sehen und eine fast schon unheimliche Stille herrschte in den Gassen. Aber offenbar bereitete man sich auf ein Fest vor, waren die Straßen und Häuser doch teils mit bunten Girlanden geschmückt.

Mike chauffierte uns nach Pejo Fonti, wo wir 3 verschiedene Thermalwässer kosten konnten. Die Reaktion fiel gemischt aus, aber wir waren uns einig, dass die Wässer auf alle Fälle sehr gesund waren. Da musste es doch gleich danach ein vielleicht nicht ganz so gesundes Eis sein. Italien ohne wenigstens einmal Eis gegessen zu haben, nein, das ging nicht.

Und weil Pejo Fonti so einen hübschen kleinen und für uns wie geschaffenen Platz hatte, verabschiedeten wir uns hier, wenigstens offiziell, von unserem wunderbaren Wanderführer Rino. Die Gruppe hatte einen rosa Umschlag vorbereitet mit der schönen Aufschrift: per il maestro delle varianti, für den Meister der Varianten. Ja, das traf es genau. Rino war stets um Varianten bemüht, um jedem Gast ein möglichst unbeschwertes und sorgenfreies Urlaubserlebnis zu bescheren. Das war ihm gelungen, darin waren wir uns alle einig!

Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Stopp im Caseificio Presanella in Mezzana, wo wir nach einer kleinen Besichtigung und Verkostung auch die typischen Trentiner Käse einkaufen konnten. Die Käsepreise waren erstaunlich günstig!

An diesem Abend war im Hotel Galadinner angesagt. Ab 19.15 wurden wir zum Sektempfang bei herrlichem Wetter und viel Sonne im Garten des Hotels erwartet. Hier in diesem Hotel passt wirklich alles und so war auch dieser Sektempfang sehr stilvoll. Zum Sekt oder Saft wurden Würfel vom Trentin Grana-Käse gereicht, den wir gerade zuvor in der Käserei probiert hatten.

Danach wurde uns ein tolles Essen serviert. Heute ausnahmsweise mal keine Wahlmöglichkeiten wie sonst.

7. Reisetag, Freitag, 28.06.24: Ausflug nach Trento

Das war ein komisches Gefühl, heute einmal nicht in die Wanderschuhe zu schlüpfen. Wir durften uns ‚stadtfein‘ machen. Ein herrlicher Tag erwartete uns. Schon früh morgens war es angenehm warm. Im Laufe des Tages sollte es unbarmherzig heiß werden.

Wir spazierten fast vollzählig zum nahegelegenen Bahnhof. Nur ein Reiseteilnehmer wollte den letzten Reisetag ganz für sich verbringen. Er hat sich einiges vorgenommen und auch alle Programmpunkte 'abgearbeitet' wie wir abends erfuhren.

Mit einigen Mühen gelang es uns, mit unserer Mio Trentino Gästekarte auf dem Smartphone ein Ticket für die Zugfahrt freizuschalten. Die aufwändige Aktion führte wieder einmal zu einigen Diskussionen über die zunehmende Digitalisierung, die doch eigentlich alles nur vereinfachen sollte. Oder etwa doch nicht? Und dann hat sich der Schaffner im Zug gar nicht dafür interessiert als wir ihm demonstrativ unsere Smartphones entgegengestreckt haben, unverschämt!

Nach knappen 2 Stunden erreichten wir Trento, die Hauptstadt des Trentino, wo uns Franca, unsere Stadtführerin bereits am Bahnsteig erwartete.

Der kurzweilige Stadtrundgang führte uns zu Kirchen und Palästen. Wir erfuhren viel über die Geschichte und konnten alte Fresken auf ehrwürdigen Gebäuden bewundern. Auch dem Dom widmeten wir einige Zeit, gab es dort doch einiges zu entdecken. Mit Franca erreichten wir durch schmale Gassen und malerische Winkel schließlich das Castello Buonconsiglio, das Schloss Trentos. Wir beschlossen, es bei einer Außenbesichtigung zu belassen, da viele Räumlichkeiten derzeit nicht zugänglich waren. Es wurde nämlich dort gerade eine Ausstellung vorbereitet. Außerdem war es sehr heiß und alle wollten gerne noch etwas Freizeit für eigene Unternehmungen und ein kleines Mittagessen haben.

Nach der Pause ging es vom Domplatz zum Busparkplatz, wo uns Mike schon erwartete. Der Nachmittag bot nämlich noch eine große Besonderheit, eine Besichtigung der Sektkellerei Rotari. Eine unglaubliche Anlage, alles sehr professionell! Eine charmante Italienerin führte uns durch die Keller und Räumlichkeiten, in denen Tausende von Flaschen lagerten, und erklärte uns den Herstellungsprozess des Sektes der traditionellen Methode der Flaschengärung.

Natürlich durfte dann auch eine Verkostung der köstlichen Tropfen nicht fehlen.
Noch schnell ein paar Einkäufe und schon ging es zurück nach Commezzadura. Es blieb nicht mehr sehr viel Zeit bis zu unserem letzten gemeinsamen Abendessen, aber es war wieder einmal ein erlebnisreicher Tag!

Heute durften wir dann ein letztes Mal das wunderbare Essen genießen. Wie sollte das nur in der nächsten Zeit werden? Wieder selbst einkaufen, kochen, und was soll ich denn bloß kochen??? Tja, das würde uns zu Hause wieder erwarten. Umso mehr haben wir uns nochmals die vielen Köstlichkeiten schmecken lassen und die Gespräche genossen. Der Abend klang bei einem Getränk in der Bar aus.

8. Reisetag, Samstag, 29.06.24: Heimreise

Leider hieß es heute schon Abschied nehmen vom schönen Trentino und der beeindruckenden Bergwelt der Brenta-Dolomiten.

Ein letztes Mal genossen wir den herzlichen Service der netten Mitarbeiter des Tevini-Hotels, in dem wir uns wie zu Hause gefühlt haben.

Leider mussten wir uns bei der Abfahrt schon von einem Wanderfreund verabschieden. Er wollte seine Reise noch privat fortsetzen. Der Glückliche – für ihn ging der Urlaub noch weiter. Wir anderen hingegen mussten Arrivederci sagen und a presto, auf bald.

Heute war es unglaublich heiß und die Autobahnen waren voll, aber wir kamen ohne größere Staus gut und pünktlich an allen Ausstiegspunkten an.

Schlusswort

Meine liebe Wandergruppe,
ich möchte mich nochmals ganz herzlich bei euch für die schönen gemeinsamen Tage bedanken. Ihr seid bei Wind und Wetter, über Stock und Stein und auf und ab ca. 70 km gewandert, eine tolle Leistung, auf die ihr stolz sein könnt! Von Regen bis zu hochsommerlichen Temperaturen mit viel Sonne war alles dabei! Ihr wart immer guter Dinge und habt euch auch nicht durch das anfangs nasse Wetter die Laune verderben lassen. Das war so schön! Mille grazie dafür!

Mögen eure Reiseerlebnisse in der beeindruckenden Bergwelt des Trentino noch möglichst lange nachwirken! Bleibt auch künftig reiselustig und vor allem gesund!

Mir haben die Wanderungen mit euch, aber auch die vielen anregenden und interessanten Gespräche und das nette Beisammensein viel Freude gemacht.

Ich würde mich über ein Wiedersehen sehr freuen! Vielleicht wieder beim Wandern oder bei einer Rund- oder Städtereise, wer weiß?! Es gibt noch so viel zu entdecken!

Alles Gute, noch einen schönen Sommer und arrivederci a presto,

eure Claudia (Hartwich)

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Kleine dufte Wandergruppe Ü50..., witziges Trio Reiseleiterin / Wanderführer / Busfahrer (sehr gute "Kümmerer"), schönes Hotel mit großen Zimmern und leckerer Gourmet-Küche und Kuchen am Nachmittag, Außenpool mit Salz und im Ruheraum des Saunabereiches Wasserbetten, täglich besser werdendes Wetter ... Jeder Wunsch wurde uns von der Leitung der Gruppe und dem Hotel förmlich von den Augen abgelesen. Rundherum ein klasse Urlaub! Danke allen!

Regina Pritzke
11.07.2024

Liebe Regina,
vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar zur Reise. Das freut mich sehr!
Ich erinnere mich auch sehr gerne an diese Tage!
Auf ein baldiges Wiedersehen, liebe Grüße, Claudia

Claudia Hartwich 11.07.2024

Eine geniale Kombination - eine Topp Zusammenenarbeit Claudia / Eberhardt & Rino / Wanderguide, für jedes Wetter wurde die ideale Lösung gefunden. Highlight 2 - eine Gourmetküche, kombiniert mit der herzlichen Tevini-Gastgeberfamilie,
Highligt 3 der Spa Bereich des Hotels, der in Abstimmung mit dem Eberhardt Zeitplan täglich genutzt wurde.Fazit: hier kann msn nichts verkehrt machen, Preis & Topp Leistung passen??

Thomas Preglet
12.07.2024

Lieber Thomas, ganz herzlichen Dank für dein positives Feedback! Die Zusammenarbeit mit Rino hat mir viel Freude gemacht. Es war unkompliziert und wir haben uns 'die Bälle gegenseitig zugeworfen', mal auf Deutsch, mal auf Italienisch :-)!
Das Hotel empfand ich auch als totalen Luxus und die Freundlichkeit der Mitarbeiter war typisch für einen Familienbetrieb, wirklich toll!
Liebe Grüße und weiterhin schöne Reisen, Claudia

Claudia Hartwich 12.07.2024