Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

10.10. – 17.10.2024, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


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Kalabrien, eine Region, die sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt hat. Von den rauen Küsten des Tyrrhenischen Meeres bis hin zu den idyllischen Dörfern im Landesinneren erleben wir bei unserer Rundreise das authentische Italien. Unberührte Natur, malerische Orte und die unvergleichliche kalabresische Küche – eine Mischung aus Tradition und Einfachheit, die jeden sofort in ihren Bann zieht.
Ein Reisebericht von
Monika Cortese
Monika Cortese

Donnerstag, 10.10.24 – Anreise

Unsere Reise nach Kalabrien begann für die meisten Gäste reibungslos. Treffpunkt war am Münchner Flughafen von wo wir schließlich gemeinsam nach Lamezia Terme flogen. Die Gäste aus Düsseldorf waren bereits direkt dort angekommen und genossen während der Wartezeit ein italienisches Frühstück. Auch der Transfer vom Flughafen zum Hotel verlief ohne Schwierigkeiten, und nach einem schnellen Check-in konnten alle Reisenden ihre Zimmer beziehen und sich entspannen oder einen ersten Spaziergang nach Tropea unternehmen.

Vor dem Abendessen trafen wir uns zum Aperitif, um das Programm der kommenden Woche durchzusprechen. Ein weiteres Paar, das schon früher angereist war, schloss sich der Gruppe an. Drei Gäste aus Berlin, deren Flug gestrichen wurde, konnten nach Umbuchung leider erst am späten Abend ankommen.
Wir genossen in geselliger Runde die Köstlichkeiten des reichhaltigen Buffets, natürlich nicht ohne auch die hervorragenden lokalen Weine dazu zu kosten.


Freitag, 11.10.24 – Scilla und Reggio Calabria

Der zweite Tag unserer Reise führte uns zuerst durch die Hochebenen Kalabriens, begleitet von unserer sachkundigen Gästeführerin Rosa. Während einer beeindruckenden Panoramafahrt tauchten wir dank Rosas Erzählungen unter anderem in die faszinierende Welt der griechischen Legenden ein; vorbei an den berühmten „Cipolla Rossa di Tropea“-Zwiebelfeldern, Olivenhainen und Kiwiplantagen. Rosa erklärte uns, dass die grünen Oliven Kalabriens, das „Gold der Region“, besonders vitaminreich und gesund sind. Die Landschaft ist hier immer üppig und grün, da die Küstennähen der beiden Meere die Böden durch den morgendlichen Dunst feucht halten. In dieser Region wachsen zahlreiche aromatische Kräuter, die von den weidenden Schafen genüsslich verzehrt werden. Ihre Milch ist von besonderer Qualität, woraus exquisite Käsesorten entstehen, die höchsten Slow-Food-Standards gerecht werden. Mit einem atemberaubenden Blick auf den Golf von Gioia Tauro, passierten wir malerische Landschaften, bis wir schließlich in Scilla ankamen.

Scilla, auch bekannt als das „kleine Venedig des Südens“, empfing uns mit einem herrlichen Panorama. Von der Burg der Familie Ruffo, die majestätisch über dem Örtchen thront, hatten wir einen unvergleichlichen Blick auf den Strand von Scilla und auf der anderen Seite auf die malerische Fischergasse. Zudem erklärte uns Rosa die Fangmethoden und zeigte die speziellen Boote, die für den Schwertfisch- bzw. Bernsteinmakrelenfang genutzt werden. Nach einem Rundgang durch das malerische Viertel „Chianalea“ mit seinen engen, romantischen Gassen wollten wir die lokale Spezialität – Schwertfisch im Brötchen – probieren, doch leider war aufgrund eines Stromausfalls in dem kleinen Lokal kein Snack möglich. Dies tat unserer guten Laune jedoch keinen Abbruch, da wir von der Schönheit Scillas und den Geschichten um die griechische Legende von Scylla fasziniert waren.

Nach diesem Highlight ging es weiter nach Reggio Calabria. Die Stadt wurde im Jahr 1908 fast vollständig vom Erdbeben zerstört und in Liberty, dem italienischen Jugendstil, großzügig wieder aufgebaut. In der größten Stadt Kalabriens, die von 180.000 Menschen bewohnt wird, hatten wir zunächst eine Mittagspause. Wir genossen köstliche „Arancini“ (eigentlich eine sizilianische Spezialität, aber auch in Kalabrien sehr beliebt) in verschiedenen Geschmacksrichtungen, gefolgt von einem preisgekrönten Eis vom nostalgischen Kiosk „da Cesare“. Der Spaziergang entlang der berühmten „Lungomare“, die als der schönste Kilometer Italiens gilt und mit beeindruckenden Kunstinstallation bestückt ist, war ein besonderes Erlebnis. Diese Promenade wurde von dem Dichter Gabriele D'Annunzio so beschrieben und bietet einen unvergleichlichen Blick auf die Küste Siziliens.

Nach etwas Freizeit in der parallel laufenden und ebenso langen Einkaufsstraße stand der Besuch des Archäologischen Nationalmuseums auf dem Programm. Hier wollten wir die angeblich zwei schönsten Männer Italiens bewundern (na ja, eigentlich waren sie ja Griechen), die weltberühmten „Bronze di Riace“, zwei beeindruckende 2 m hohe Bronzestatuen, die 1972 zufällig von einem Taucher entdeckt wurden. Diese Statuen stellen zwei antike griechische Krieger dar, mit erstaunlicher Detailgenauigkeit: Augen aus Elfenbein, Lippen und Brustwarzen aus Kupfer und sogar sichtbare Wimpern. Die beiden Figuren, eine jüngere mit gespannter Muskelkraft und eine ältere, repräsentieren das Schönheitsideal der Antike.

Am Ende des Tages blieb uns noch Zeit, das Museum auf eigene Faust zu erkunden, bevor wir erfüllt von den Eindrücken dieses erlebnisreichen Tages die Rückfahrt antraten.


Samstag, 12.10.24 – Tropea und Pizzo

Unsere Entdeckungstour durch das charmante Tropea begann um 9 Uhr mit einem Spaziergang durch die engen Gassen der Altstadt, geführt von Claudia, unserer sympathischen Gästeführerin. Gleich zu Beginn machten wir Halt an einem der bekanntesten Schätze der Region – den Zwiebeln von Tropea, die durch die geschützte Herkunftsbezeichnung I.G.P. gekennzeichnet sind. Diese milden, süßlichen Zwiebeln sind nicht nur kulinarisch einzigartig, sondern auch ein Symbol für das besondere Klima und den fruchtbaren Boden der Region.

Tropea zählt offiziell zu den schönsten Dörfern Italiens („i borghi più belli d'Italia“) und bietet zudem ein besonders sauberes, türkisblaues Meer, das sich uns an mehreren Aussichtspunkten darbot. Von einem der Aussichtspunkte, dem Kanonenplatz, hatten wir einen schönen Blick auf die kleine Marienkirche "Santa Maria dell'isola", die pittoresk auf einer Felseninsel thront, welche seit 1783 mit Festland verbunden ist, dies aufgrund einer 12 m hohen Welle eines Erdbebens. Den Stromboli sieht man heute leider nur ganz leicht, es ist etwas zu dunstig.

Während unseres Spaziergangs erklärte Claudia uns die faszinierende Architektur und geschichtliche Hintergründe der Altstadt: warum die Gassen so eng sind, warum Löcher in den Hauswänden sind, warum so viele Heiligen- und Marienfiguren in die Fassaden integriert sind, und und und.... Einige der alten Gebäude, die von außen unscheinbar wirken, entpuppen sich im Inneren als wahre Schätze mit modernster Ausstattung. So auch das Gebäude des humanistischen Gymnasiums, welches früher ein Kloster und unter Napoleon ein Gefängnis war.

Der nächste Stopp unseres Rundgangs war der Besuch der Kathedrale aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die den Erdbeben von 1905 standgehalten hat. Ihre Schutzpatronin, die Madonna von Romania, hat Tropea in vielen Krisenzeiten beigestanden – sei es während verheerender Erdbeben oder im Zweiten Weltkrieg, als alle sechs auf die Stadt abgeworfenen Bomben nicht explodierten. Dieses Ereignis gleicht einem wahren Wunder.

Nach diesem kulturellen Eintauchen wurde unser Gaumen verwöhnt: Bei einer Verkostung probierten wir typisch kalabresische Spezialitäten wie karamellisierte Zwiebeln, Bergamotte-Marmelade und die würzige ’Nduja. Geschmackserlebnissse, die die Aromen dieser fruchtbaren Region perfekt widerspiegeln.

Weiter führte uns unsere Reise nach Pizzo, einem charmanten Städtchen an der Costa degli Dei – der Küste der Götter. Auf dem Weg dorthin erzählte Claudia von den beiden Meeren, die sich in Kalabrien begegnen: dem Tyrrhenischen und dem Ionischen Meer, deren unterschiedliche Salzgehalte und Tiefen faszinierende Geschichten über das marine Leben preisgeben.

In Pizzo bestaunten wir die beeindruckende Piedigrotta-Grotte, eine steinerne Kapelle, die von Seeleuten aus Dankbarkeit nach einem überlebten Sturm geschaffen wurde.
Ab 1888 hat ein Künstler dann 67 Jahre lang 232 Figuren herausgemeißelt. Hauptsächlich Heilige, aber auch historische Persönlichkeiten wie Fidel Castro und John F. Kennedy zieren die Grotte und lassen uns die Hingabe und den künstlerischen Aufwand des Erschaffers spüren.

Ein süßer Höhepunkt des Tages war das berühmte Tartufo-Eis, das wir in einer traditionellen Eisdiele kosten durften – eine Spezialität, die den Ruf von Pizzo weit über die Grenzen Italiens hinausgetragen hat. Der Chef persönlich ließ uns im Anschluss an der Herstellung dieser köstlichen Nachspeise teilhaben. Gestärkt und voller Eindrücke besuchten wir anschließend die Burg von Pizzo, wo uns die tragische Geschichte von Joachim Murat, dem ehemaligen König von Neapel und Schwager Napoleons erzählt wurde.

Zum Abschluss des Tages kehrten wir nach Tropea zurück, wo wir die Gelegenheit nutzten, den langen Strand von Tropea zu genießen. Trotz eines starken Wellengangs (oder gerade deswegen) war der Ausflug ans Meer ein aufregendes Erlebnis, und die mutigsten unserer Gruppe – (das waren ausschließlich die ostdeutschen Mitreisenden!) – stürzten sich begeistert in die Wellen und ernteten unseren vollen Respekt!


Sontag, 13.10.24 – Capo Vaticano, Nicotera und Zungri

Unser heutiger Tagesausflug beginnt am Capo Vaticano, einem der beeindruckendsten Aussichtspunkte Kalabriens. Bereits auf dem Weg dorthin fahren wir an Zwiebelfeldern vorbei, wo die berühmte Tropea-Zwiebel wächst, die täglich auch auf dem Speiseplan von Königin Elisabeth II. gestanden hat. Und die Fastfood-Kette "McDonalds" belegt in Italien mittlerweile ihre Hamburger ebenfalls mit der roten Tropea-Zwiebel!
Capo Vaticano, dessen Name nichts mit dem Vatikan in Rom zu tun hat, sondern sich auf ein antikes Orakel bezieht, das Vorhersagen für Seereisen machte, bietet uns einen atemberaubenden Blick. Von hier aus sehen wir nicht nur das türkise Meer, sondern auch die Meeresenge zwischen Kalabrien und Sizilien, die Äolischen Inseln und den rauchenden Stromboli in der Ferne.

Während wir den Monte Poro im Blick haben, führt unsere Reise weiter in Richtung Nicotera. Unterwegs passieren wir Spilinga, die Heimat der berühmten Nduja – einer pikanten Streichwurst, die aus Schweinefleisch und Peperoni besteht. Unsere Reiseleiterin Claudia erzählt uns sogar, dass der frühere US-Präsident Barack Obama diese Spezialität aus Spilinga besonders schätzt und sie immer aus Kalabrien direkt bezieht.

In Nicotera angekommen, begeben wir uns auf einen Spaziergang durch die alten Gassen der Stadt und genießen immer wieder weitblickende Aussichtpunkte auf die Rosarnaebene oder auf das tiefblaue Meer. Ursprünglich von den Griechen gegründet, erhielt die Stadt später von den Römern ihren heutigen Namen, der sinngemäß „Ort des Sieges“ bedeutet. Unser Weg führt uns durch das historische jüdische Viertel, die Giudecca, in dem einst Hebräer lebten, die von Friedrich II. aufgrund ihrer Fähigkeiten als Buchhalter und Seidenweber hierhergebracht wurden. Es gibt hier in der Umgebung Maulbeerbäume mit weißen Früchten, für die Herstellung besonders glänzender Seide bestens geeignet – das wissen auch Armani und Versace und beziehen sie ausschließlich von hier.

Nicotera ist zudem Teil der berühmten „Sieben-Länder-Studie“, die bereits 1957 von dem amerikanischen Wissenschaftler Angel Keys durchgeführt wurde. Die Studie hat gezeigt, dass die Menschen hier dank ihrer gesunden mediterranen Ernährung weniger an Herzkrankheiten leiden. Auf der Piazza genießen wir in einer typischen Bar hausgemachte Süßspeisen und erkunden den kleinen Markt. Besonders beeindruckend ist die romantische „Via dell’Amore“, eine Gasse, die mit Sprüchen über die Liebe in allen Sprachen verziert ist.

Nach einem herzlichen Empfang bei einem Olivenbauern erfahren wir in seinem Olivenhain, wie wichtig die richtige Pflege und Ernte der Oliven für die Herstellung von hochwertigem extra nativem Olivenöl ist. Leo, unser Gastgeber, zeigt uns stolz seine über 10.000 Olivenbäume, die zum Teil bis zu 400 Jahre alt sind. Während der Verkostung der Sorten Verdello, kräftig im Geschmack, und Armonico, etwas milder, lernen wir den Unterschied zwischen dem industriellen Öl aus dem Supermarkt und echtem kalabrischen Olivenöl kennen. In der angeschlossenen Mühle erhalten wir Einblicke in den Produktionsprozess des kaltgepressten Olivenöls. Wir nutzen natürlich im Anschluss die Gelegenheit, uns mit diesem köstlichen Olivenöl einzudecken.

Weiter führt uns die Reise nach Zungri, wo wir die faszinierenden Höhlenwohnungen besichtigen. Diese in den Fels gemeißelten Behausungen geben Archäologen bis heute Rätsel auf. Es wird vermutet, dass sie einst als Rückzugsort genutzt wurden. Die malerischen, bunt bemalten Türen des Dorfes, die durch einen Wettbewerb ins Leben gerufen wurden, und das Bauernmuseum, in dem wir viel über die lokalen Traditionen erfahren, sind weitere Stopps unseres Besuchs. Hier erfahren wir nicht nur über frühere Erdbeben, sondern auch über die kalabrischen Bräuche. Claudia, unsere Gästeführerin, eine Schweizerin, die ihr Herz an Kalabrien verloren und dort eingeheiratet hat, gewährt uns spannende Einblicke in die lokalen Gepflogenheiten, von der gemeinschaftlichen Zubereitung der Tomatensoße über die große Vorratshaltung bis hin zum Umgang ungeplanter Gäste, die oft genau zu den Essenszeiten erscheinen. Mit einem Lächeln erfahren wir auch, wie Einladungen in Kalabrien funktionieren.

Gegen Ende unseres ereignisreichen Tages besichtigen wir die Kirche „Muttergottes vom Schnee“ (Madonna della Neve) in Zungri, in der wir ein Gemälde aus der Schule von Raffaello betrachten, das eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Werk von Raffael im Louvre aufweist.

Im Anschluss besuchten wir ein noch kleines Geschäft im Ort, wo wir noch einige kulinarische Mitbringsel erwarben, die wir zuvor probieren durften.


Montag, 14.10.24 – Ein Tag in den Bergen Kalabriens

Unser heutiger Ausflug führte uns in die Berge Kalabriens, auf beeindruckende 800 Meter Höhe. Zuvor bot sich uns auf der Anfahrt ein atemberaubender Blick auf den Stromboli und die äolischen Inseln am Horizont, dieses Mal sogar bei ganz klarer Sicht.

Unser erstes Ziel war das imposante Kloster des Heiligen Domenico in Soriano, einst ein bedeutender Wallfahrtsort für Pilger aus ganz Europa. Das Kloster, erbaut im Jahr 1511, wurde durch das Erdbeben von 1783 schwer beschädigt, doch auf wundersame Weise kamen nur drei der damals 200 Mönche ums Leben.

In der Kirche von Soriano hörten wir von dem berühmten Bild welches schlichtweg den Namen "das Bild" trägt. Die Jungfrau Maria, Maria Magdalena und die Heiligen Katharina erschienen einem Gläubigen und übergaben ihm ein Bild mit dem Abbild des heiligen Domenico. Pilger strömten einst in Scharen hierher, um die Wunderheilungen zu erleben, die dem Bild und dem heiligen Domenico zugeschrieben wurden.

Nach einer kurzen Rast bei einem kräftigen Espresso in einer typischen Dorfbar ging es weiter nach Serra San Bruno. Auf dem Weg führte uns Claudia in die tiefe Geschichte Kalabriens ein, die bis in das 8. Jahrhundert vor Christus zurückreicht, als die Griechen wegen Überbevölkerung ihre Heimat verließen und die Ostküste Kalabriens besiedelten. Sie brachten Weinreben mit und gründeten wichtige Städte. So war Kalabrien einst dichter besiedelt als Griechenland selbst. Ein faszinierendes Detail: Pythagoras gründete hier die erste Schule in Kalabrien, die jedoch nur ledigen Männern offenstand, die Vegetarier waren und keine Bohnen essen durften! Es gibt sogar auch heute noch 30 Gemeinden in Kalabrien in denen griechisch gesprochen wird. Der Name "Italien" wurde übrigens auch vom einstigen Namen Kalabriens (Italo) übernommen. Die Byzantiner hatten Italo schließlich umgetauft in "Land im dem etwas schönes wächst", genau das bedeutet Kalabrien, ein Name der nicht treffender sein könnte!

Die Geschichte Kalabriens war später von Römern, Byzantinern und Normannen geprägt. Die Normannen errichteten Burgen, um sich gegen die Sarazenen zu schützen, und unter den Borbonen erlebte Kalabrien eine Blütezeit. Der damalige König Ferdinand führte fortschrittliche Arbeitsbedingungen ein, die für die Region von großer Bedeutung waren.

1861, mit der Vereinigung Italiens unter Vittorio Emanuele II., wurde der Süden stark benachteiligt. Truppen plünderten Geld, Fabriken wurden geschlossen, und die Industrie verlagerte sich in den Norden. Kalabrien fiel in Armut zurück, was der Mafia Auftrieb gab. Viele Menschen die keine Arbeit fanden wanderten aus – ein Trend, der bis heute anhält, da gut ausgebildete junge Arbeitskräfte im Ausland bessere Perspektiven finden.

Am Nachmittag ging es weiter in das historische Zentrum von Serra San Bruno, wo wir die Kirchen „Madonna der sieben Schmerzen“ und die Mutterkirche besuchten.

Unser Weg führte uns weiter zum Museum der Kartäuser, wo wir die beeindruckende Geschichte des Heiligen Bruno von Köln und der Kartäuser-Mönche erfuhren. Die Einsiedler leben noch heute hier streng abgeschieden und widmen sich dem religiösen Leben. Der anschließende Spaziergang führte uns durch einen dichten Wald bis zum Wunschbrunnen, dessen Wasser viele Wunder zugeschrieben wird.
Momentan gibt es auch viele Steinpilze, so nutzten wir die Möglichkeit, bei einem Mittagessen in einem naheliegenden Lokal leckere Steinpilzpasta zu genießen.

Danach machten wir noch eine Spaziergang durch den botanischen Garten des „Reparto Carabinieri Bioversità di Mongiana“ bevor wir am späten Nachmittag schließlich zurückkehrten – bereichert durch faszinierende historische Einblicke, wunderbare Naturerlebnisse und die kulinarischen Genüsse dieser einzigartigen Region.


Dienstag, 15.10.24 – die liparischen Inseln

Heute heißt es früh aufstehen, denn bereits bei Sonnenaufgang holt uns der Bus am Hotel ab, um uns zum Hafen von Tropea zu bringen. Dort erwartet uns das Schiff, das uns zu den Liparischen Inseln - auch bekannt als Äolische Inseln, benannt nach dem Gott des Windes - bringen wird. Diese faszinierende Inselgruppe beeindruckt mit ihrer Vielfalt, denn jede der Inseln hat ihren ganz eigenen Charakter. Ob Lipari, Vulcano, Salina, Alicudi, Filicudi, Panarea oder Stromboli – auch wenn wir nicht auf allen anlegen, werden wir sie zumindest vom Wasser aus bewundern können.

Nach einer entspannten Überfahrt von etwas mehr als zwei Stunden, bei der uns zeitweise einige Delphine begleiteten, erreichen wir die erste Insel: Vulcano. Beim Anlegen bemerken wir sofort den markanten Schwefelgeruch, der an faule Eier erinnert – typisch für die vulkanische Aktivität der Insel. Sie ist die wärmste der Inselgruppe, im Sommer hat es hier meist Temperaturen über 40 Grad. Heute sind es angenehme 25 Grad und einige Mitreisende entscheiden sich, den schwarzen Sandstrand zu besuchen, dort ein Bad zu nehmen oder an der Strandbar zu entspannen – mit Blick auf die benachbarten Inseln Salina, Alicudi und Filicudi.

Anschließend setzen wir unsere Tour fort und fahren mit dem Schiff an den Westküsten von Lipari und Vulcano entlang. In gemächlichem Tempo gleiten wir an besonderen Felsformationen, Buchten und einigen Grotten, wie zum Beispiel an der Grotte des Pferdes vorbei – Orte, die nur vom Meer aus ersichtlich sind und einmalige Fotomotive bieten.

Unser nächstes Ziel ist die Hauptinsel Lipari, die der gesamten Inselgruppe ihren Namen gibt. Diese Inselgruppe, vulkanischen Ursprungs, wurde im Jahr 2000 von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt und gehört zu Sizilien. Auf Lipari essen wir zu Mittag, genießen wir einen Spaziergang durch die charmante Altstadt über die historische Burg und schlendern über den belebten Corso. Die Zeit vergeht wie im Flug, und schon bald besteigen wir wieder das Schiff.

Vorbei an der luxuriösen Insel Panarea und der unbewohnten Insel Basiluzzo steuern wir unser letztes Ziel an: Stromboli. Der majestätische Vulkan erhebt sich fast 930 Meter über das Meer und beeindruckt mit seiner berühmten „Feuerrutsche“, bei der bei einem Ausbruch glühende Lava ins Meer strömt. Dieser Anblick, gekrönt von den aufsteigenden kleinen Rauchwolken, ist ein unvergessliches Erlebnis. Stromboli diente auch als Kulisse für den Film „Stromboli, Terra di Dio“ von Roberto Rossellini aus dem Jahr 1949, in dem Ingrid Bergman die Hauptrolle spielte – ein Stück Filmgeschichte, das die Insel weltweit bekannt machte.

Leider können wir nicht auf Stromboli anlegen, doch die Umrundung des Vulkans bietet uns einmalige Ausblicke auf dieses Naturwunder. Bei Sonnenuntergang kehren wir schließlich zurück zum Hafen von Tropea, wo bereits der Bus auf uns wartet, um uns zurück ins Hotel zu bringen.


Mittwoch, 16.10.24 – Kunst im MUSABA und Gerace

Unsere heutige Reise führt uns von der tyrrhenischen Küste über das eindrucksvolle Aspromonte-Gebirge an die ionische Küste. Kalabrien, das oft als Land zwischen zwei Meeren bezeichnet wird, zeigt uns heute seine wechselnden Landschaften.

Einer der kulturellen Schätze Kalabriens liegt direkt neben der Autobahn: das Museo Santa Barbara (MUSABA) in Mammola. Der Kunstpark, der sich auf den Überresten eines Klosters aus dem 10. Jahrhundert erstreckt, beeindruckt uns sofort mit seinen farbenfrohen, modernen Kunstwerken und Installationen. Die Werke, oft dreidimensional und mit Kacheln gestaltet, erinnern an die spielerische Architektur von Gaudí in Barcelona oder an Hundertwassers farbenfrohe Gebäude. Wir besichtigen zuerst einen Hof voller beeindruckender Mosaike. Viele dieser Kunstwerke stellen biblische Szenen dar, sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament.

Der visionäre Künstler Nik Spatari (1929–2020) und seine Frau Hiske Maas haben diesen besonderen Ort in den späten 1960er Jahren geschaffen, als sie das verlassene Kloster kauften und in einen kreativen Freiraum verwandelten. Spatari nutzte weggeworfene Kacheln um eindrucksvolle Mosaike und zu gestalten. Hinter diesen Mosaiken befinden sich Bettplätze, da das MUSABA nicht nur ein Museum, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Austausches für Künstler aus der ganzen Welt ist, die sich durch die besondere Atmosphäre inspirieren lassen. Hier, zwischen den Kunstwerken, entstehen immer wieder neue Projekte und Ideen, die den besonderen Geist dieses Ortes weitertragen.

Wir nehmen an einer Führungen teil, bei denen wir die Kunstwerke näher kennenlernen. Besonders beeindruckend ist das 14 Meter lange, dreidimensionale Kunstwerk im Gewölbe der ehemaligen Abtei, das oft als die "kalabrische Sixtinische Kapelle" bezeichnet wird. Unsere Reiseleiterin Monika opfert sich und legt sich wie empfohlen sogar auf den Boden, um das perfekte Foto des Meisterwerks zu erfassen.

Unser Weg führt uns weiter nach Gerace, dem "Florenz des Südens", ein geschichtsträchtiger Ort, der einst über 70 Kirchen zählte, von denen heute noch 26 mehr oder weniger erhalten sind. Bereits von weitem thront Gerace majestätisch auf einem Hügel und begrüßt uns mit seinem unverwechselbaren Panorama. Eine Mini-Bahn bringt uns, begleitet von fröhlicher Musik, in den oberen Teil der Stadt. In der Kirche San Francesco bewundern wir den barocken Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert, der mit seinen kunstvollen und minimalistischen Marmorintarsien fasziniert.

Die Kathedrale Santa Maria Assunta, erbaut von den Normannen, ist die größte Kirche Kalabriens. Mit einer Länge von 73 Metern und einer Breite von 26 Metern beeindruckt sie durch ihre schiere Größe und ihre historische Bedeutung. Ein Besuch des angeschlossenen Museums gewährt uns zudem Einblicke in den wertvollen Domschatz.

Nach einem typisch kalabrischen Pasta-Gericht in einem urigen Lokal steigen wir hinauf in die Nähe der normannischen Burgruine. Auf fast 500 Metern Höhe bietet sich uns ein atemberaubender Blick auf die ionische Küste und die weite Landschaft Kalabriens. Beim Abstieg folgen wir der Via Zaleuco. Zu griechischen Zeiten stellte Zaleuco hier die ersten Gesetze auf, darunter das harte Urteil für Ehebruch, bei dem ein Auge ausgestochen wurde. Heute eine kaum denkbare Vorstellung - wir hätten wohl sehr viele Blinde...!

Am Sonnentor angekommen genießen wir noch einmal die grandiose Aussicht, die an klaren Tagen bis zu 100 Kilometer weit reicht.

Unterwegs teilt Claudia, unsere Reiseleiterin, interessante Informationen über das Leben der Kalabresen mit. Sie erklärt, dass die Häuser in dieser Region oft unvollständig erbaut sind, da viele Familien sie für die zukünftige Generationen offen halten. Auch erzählt sie von den besonderen Traditionen der Friedhöfe, wo es Mietplätze und eigene Familienkapellen gibt. Sie erklärt uns die "Guardia medica" (ein medizinischer Notdienst in jedem noch so kleinem Ort) und dass Altersheime in Kalabrien eher selten sind, da ältere Menschen meist im Kreise der Familie leben, was den starken Familiensinn der Kalabresen unterstreicht.

Wir kommen an weiten Kiwiplantagen vorbei, ein Beweis dafür, dass viele Bauern von Orangen auf Kiwi umgestiegen sind, da der Verkauf von Orangen nicht mehr lukrativ ist. Claudia erklärt uns, dass hier sogar die empfindliche Sorte „Oriental Red“ angebaut wird, die bis nach Neuseeland exportiert und dann wieder nach Europa zurück importiert wird. (So wird der Preis nach oben getrieben!)

Am Ende des Tages verabschieden wir uns alle herzlich voneinander und danken allen die diese Reise zu diesem besonderen Erlebnis gemacht haben! Zum Abschluss lädt Monika zu einem Aperitif ein, und wir stoßen gemeinsam auf die wunderbaren Erlebnisse dieser Reise an, bevor wir uns ein letztes Mal am exquisitem Abendessen-Buffet bedienen.


Donnerstag, 17.10.24 – Heimreise

Heute heißt es Abschied nehmen von der malerischen Region Kalabrien. Nach einem letzten genussvollen Frühstück werden unsere Gäste, je nach Flugzeit, mit dem Bus zum Flughafen Lamezia Terme gebracht. Unsere Flüge starten planmäßig, und für einige Reisende stehen noch Anschlussflüge an.

Wir blicken auf eine Woche voller Sonnenschein und angenehm milder Temperaturen zurück – eine wahre Glückssträhne, denn ab morgen soll es hier regnen. Aber wie man so schön sagt: Wenn Engel reisen, lacht der Himmel!

Mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck endet diese wunderbare Reise, und wir freuen uns schon auf die Nächste!

Schlusswort

Liebe Reisegäste,

zum Abschluss dieser wundervollen Woche möchte ich mich von Herzen bei euch bedanken. Euer harmonisches Miteinander und eure positive Energie haben maßgeblich zum Erfolg unserer gemeinsamen Reise beigetragen.

Kalabrien ist für mich ein ganz besonderer Ort, denn ein Teil meiner Familie hat hier seine Wurzeln. Diese Region ist nicht nur mit schönen Familienerinnerungen verbunden, sondern auch ein Ort voller persönlicher Bedeutung. Seit meinem ersten Besuch im Jahr 1997 hat sich vieles verändert, doch die Herzlichkeit der Menschen, das köstliche Essen und das türkisfarbene Meer verzaubern mich nach wie vor. Es ist immer wieder eine Freude, hierher zurückzukehren.

Dank euch durfte ich diese besonderen Erinnerungen mit neuen, gemeinsamen Momenten bereichern. Ich hoffe, auch ihr tragt diese schönen Erlebnisse noch lange in euch.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute, Gesundheit und viele weitere unvergessliche Reisen!

Ganz liebe Grüße,
eure Monika

Kommentare zum Reisebericht

wir genießen deine Bilder und Berichte auch wenn wir die Wirklichkeit nicht erleben dürfen. Genieße diese Tage

Franz und Waltrud Paulus
13.10.2024

So seid ihr doch immer ein bisschen mit dabei! Danke!

Monika Cortese 24.10.2024

Lieb Monika, wir drei Berliner möchten uns noch einmal ganz herzlich für deine Unterstützung und die von Eberhardt Reisen bedanken. Ohne eure schnelle Hilfe am frühen Abreisetag hätten wir ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut. Mit der plötzlichen Stornierung unseres Lufthansafluges waren wir erst einmal etwas geschockt und hilflos.
Dank eurer schnellen Hilfe hatten wir bald unsere Umbuchung und wir konnten entspannter an die Anreise gehen.
Auch während der gesamten Reise

Anke
24.10.2024

Liebe Berliner ;-)

vielen herzlichen Dank für die netten Worte!
Solche Momente zeigen, wie wichtig gute Zusammenarbeit ist – und ich freue mich, dass ihr eure Reise in vollen Zügen genießen konntet.
Auch für mich war es eine schöne Zeit, euch als Reisebegleitung zur Seite stehen zu dürfen.

Liebe Grüße
Monika

Monika Cortese 25.10.2024

Wir waren Reiseteilnehmer der Rundreise durch Kalabrien.
Diese Reise wird uns, auch wegen der besonderen Betreuung dur h dich Monika, immer eine unvergesslich schöne Zeit bleiben.
Deine zugewandte Art, deine spontane Hilfe, wenn sie nötig war,
ist besonders zu erwähnen.
Herzlich dank dafür und liebe Grüße
Rita und Helga

Helga Verhoeven
24.10.2024

Liebe Rita, liebe Helga,

herzlichen Dank für netten Worte! Es freut mich sehr, dass ich zu einer unvergesslichen Reise beitragen konnte. Eure Wertschätzung bedeutet mir viel und es war mir eine Freude, euch zu begleiten.

Alles Liebe,
Monika

Monika Cortese 24.10.2024

Liebe Monika,
auch von mir vielen Dank für die tolle Reisebegleitung!
Viele Grüße
Petra

Petra aus München
25.10.2024