Reisebericht: Inselperlen und Vulkane in Süditalien

20.04. – 29.04.2016, 10 Tage Rundreise mit Flug: Neapel – Halbinsel von Sorrent – Pompeji – Vesuv – Amalfiküste per Schiff – Insel Procida oder Capri – Palermo – Cefalú – Lipari – Vulcano – Panarea – Stromboli – Ätna – Taormina


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Pizza Napoli, Zitronen in Amalfi, auf Poseidons Wellen zu 5 Inseln und die Eroberung 4 aktiver Vulkane - Eine Eberhardt Reise nach Bella Italia
Ein Reisebericht von
Annett Müller
Annett Müller

20.04.2016: Flug nach Neapel – Sant´Agata

Mittwochmorgen, 9:30 Uhr in Deutschland. Unsere 29köpfige Reisegruppe traf sich am Flughafen Tegel. Mit AirBerlin flogen wir pünktlich nach Neapel, wo wir mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen begrüßt wurden. Mit einem o sole mio und o mamma mia wurden wir von Ciro, unserem Busfahrer herzlich begrüßt. Die ca. 1,5 h Fahrt mit ihm wurde nicht langweilig. Mit seinem italienischen Temperament chauffierte er uns entlang des Golfes von Neapel, vorbei am Vesuv und Pompeji. Oberhalb von Meta hielten wir für einen Fotostopp. Ciro berichtete uns, dass in Meta der Ex-Kapitän der Costa Concordia lebt und die Haltung zu ihm in der Bevölkerung sehr unterschiedlich ist. Weiter ging es die Küstenstraße durch Sorrent und dann bergauf nach Sant Agata zu unserem gleichnamigen Hotel. Beim Abendessen konnten wir bereits erste regionale Speisen probieren, besonders das leckere Vorspeisenbuffet hatte es allen angetan.

21.04.2016: Versunkene Stadt Pompeji – Vulkan Vesuv

Heute begrüßte uns ein neuer Busfahrer. Pino war zwar für italienische Verhältnisse ein sehr ruhiger Typ, aber durch seine Umsichtigkeit und zurückhaltende Freundlichkeit hatten wir ihn schnell ins Herz geschlossen. Via der Küstenstraße, die wir schon vom Vortag kannten, fuhren wir nach Pompeji, wo uns unsere neapolitanische Reiseleiterin Ida begüßte. Auf einem fast 2stündigen Rundgang (bequemes Schuhwerk empfehlenswert) spazierten wir auf historischen Wegen des alten Pompejis, den wohl berühmtesten, archäologischen Ausgrabungsstätten der Welt und sicher auch größten Komplex dieser Art. Die ältesten Funde reichen bis ins 6. Jahrhundert VOR Christi zurück. Ursprünglich siedelte hier ein kleiner italienischer Volkstamm, dann kamen die Griechen und schließlich die Römer, die Pompeji zur Blüte brachten. Bis dann letztendlich 79 nach Christi, durch ein weiteres Erdbeben ausgelöst, der Vesuv ausbrach und die Stadt verschlang. Beim Rundgang waren wir beeindruckt von der Architektur, der städtebaulichen Planung und intelligenten Bauweise in der damaligen Zeit, vor ca. 3.000 Jahren!!! Danach gönnten wir uns eine Pause mit Cappuccino & Co, bevor wir zum Vesuv, der Pompeji zum Untergang zwang, fuhren. Der Vesuv (1.281 m), früher Monte Somma, gehört weltweit zu den gefährlichsten Vulkanen.Seit dem letzten Ausbruch 1944 ruht er allerdings und die Neapolitaner sehen ihn, trotz seiner Gefährlichkeit, als guten Nachbarn an. Die meisten Eberhardt-Gäste trauten sich trotzdem bis zum Kraterrand in 1.180 m Höhe hinauf. Der gut ausgebaute Weg dorthin beginnt sehr steil. Anfangs stapften wir durch Vulkanasche, gutes Schuhwerk und Wanderstöcke erleichtern den Auf- und Abstieg (ca. 1,5 h). Unterwegs sahen wir aber auch andere Besucher, die in langen Kleidern und Stöckelschuhen dem Berg ihre Ehre erwiesen. Oben angekommen blickten wir in den Schlund, der an einzelnen Stellen Rauchzeichen gab. Der erste Vulkan unserer Reise war geschafft.

22.04.2016: Amalfiküste – Pizza Napoli

Was war heut mit dem Wetter los! Der Tag begann mit feuchten Nebel, der sich zum Glück später wieder verzog. In Sant Agata begrüßte uns heute die lebenslustige, junge Andreana aus Sorrent, die für die kranke Ida eingesprungen war. Wir starteten pünktlich zur Panoramafahrt entlang der Amalfiküste. Vorbei an den Monte Lattari (Milchbergen) gelangten wir auf die Amalfitana, die wunderschöne, aber auch Adrenalin erzeugende Küstenstraße mit scharfen Kurven. Pino, unser Busfahrer war ein wahrer Meister seines Fachs, Respekt und Anerkennung von uns allen. Mit Charme und ausgezeichnetem Deutsch moderierte Andreana diesen Ausflug mit vielen Fotostopps unterwegs (Danke an Pino, der immer eine Parklücke fand). Kurz nach Positano hielten wir an einem Aussichtspunkt und waren nicht nur begeistert von der herrlichen Aussicht, sondern auch vom frisch gepressten Orangensaft und leckeren Zitronen mit Salz gewürzt, die uns der freundliche Obststandbesitzer (nicht Obstler!) anbot. Wegen des Verkehrs ging es im Schritttempo auf der engen Straße voran, was uns nicht störte, weil wir Zeit für schöne Schnappschüsse aus dem Bus hatten. Promis wie George Clooney oder Robert Di Niro, die hier gern verweilen, verpassten wir nur knapp. Dafür zeigte uns Andreana eine Luxus-Villa am Meer, deren einstige Bewohner Sophia Loren und Carlo Ponti waren. Nächster Stopp war oberhalb der Grotta dello Smeraldo, wo wir in vollen Regalen nach bunter Keramik, typisch für Amalfi, stöberten und auch das benachbarte Porzellanmuseum aufsuchten. In Amalfi bummelten wir durch die hübschen Gassen bis zur Kathedrale Duomo di Amalfi, die dem heiligen Andreas geweiht wurde. Dieser gilt als Schutzpatron von Amalfi und seine Gebeine sind in der Krypta aufbewahrt. Zum Dom gehört auch der kleine Paradiskreuzgang mit 6 Kapellen, die mit faszinierenden Freskenmalereien verziert sind. Nach der ausführlichen Besichtigung blieb noch genügend Zeit für ganz individuelle Entdeckungen in dem Bilderbuchstädtchen. Für den Rückweg entschieden wir, eine entspannte Bootsfahrt entlang der Küste mit Zwischenstopp in einer malerischen Grotte nach Salerno zu unternehmen. Von Salerno erreichten wir via Autobahn wieder die andere Seite der Halbinsel. Auf dem Landgut Le Colline, oberhalb von Sorrent, begrüßte uns Marei. Gemeinsam mit dem Besitzer durchstreiften wir den Zitrus- und Olivenhain und erfuhren Wissenswertes über die traditionelle Olivenölherstellung. Anschließend schnell Hände gewaschen, Schutzbekleidung an, denn Rosa und Antonio waren schon bereit, um uns in die Geheimnisse der Pizza Napoli (Margherita) einzuweihen. Benannt wurde die Pizza wahrscheinlich anlässlich des Neapel-Besuches der italienischen Königin Margherita. Rote Tomaten, weißer Mozzarella und grünes Basilikum sind die Zutaten und gleichzeitig die Farben Italiens Nationalflagge. Unter Aufsicht und mit eigenen Händen, wobei die männlichen Reisegäste besonders viel Einsatz zeigten, entstand nicht nur uno (1) pizza, sondern gleich ventinove (29) pizze. Neben viel Spass hatten wir zugleich noch eine weitere italienische Lektion gelernt. Während unser Pizzateig ging, zeigte uns Rosa, wie sie ihren Mozzarella di Bufala traditionell herstellt und verköstigte uns mit hausgemachten, kleinen Leckereien. Pizzabäcker Antonio bewachte den Ofen gut, so dass wir dann jeder unsere eigene Pizza verputzen konnten und die schmeckten gar nicht mal so schlecht. Als Nachtisch gab es für die Naschkatzen ein besonderes Highlight: Pizza Nutella! Aber auch der Absacker fand viele Liebhaber: Limoncello in verschiedenen Varianten und Geschmacksrichtungen.

23.04.2016: O sole mio in Neapel – Fähre nach Sizilien

Bei starkem Regen verabschiedeten wir uns Sant Agata und fuhren nach Neapel, wo uns Reiseleiterin Ida wieder begrüßte. Die fliegenden Händler waren bestens dem Wetter angepasst und brachten ihre Schirme an den Mann/Frau = Morning Business. Mit Regenschirmen bewaffnet begannen wir unsere Stadtbesichigung im quirlig bunten Neapel. Ida führte uns zunächst in die gotische Kirche Santa Chiara. Als wir aus der zweiten Kirche Gesu Nuovo wieder die Piazza mit der Rokoko-Mariensäule betraten, strahlte die Sonne! Wir spazierten durch die Spaccanapoli, denn die neapolitanische Lebensart lernt am Besten so kennen: Über all geschäftiges, aber dennoch gelassenes Treiben, ein Espresso to Go, eine Pizza auf die Hand. Leben und Leben lassen - Das ist Neapel. Melodien wie O Sole mio und Funiculi, Funicula gehören auch dazu, ebenso der Tenor Enrico Caruso, der aber erst im Ausland sein Glück fand. Auf unserem ausgedehnten Stadtrundgang gab es viel zu entdecken: alte Gemäuer, lustige Straßenszenen in engen Gassen, hübsche Hinterhöfe, Weihnachtskrippen mit Maradona als Hirte, belebte Fussgängerzonen mit exklusiven Geschäften und als Kontrast leider auch viel Schmutz. Anschließend hatten sich alle eine längere Pause redlich verdient und freuten sich in einem der zahlreichen Cafe zu Verweilen. Mit dem Bus fuhren wir als Abschluß zum Capo Posilipo, dem äußersten Punkt Neapels. Im Parco Virgiliano hatten wir einen fantastischen Blick auf Neapel, den Golf mit den Inseln Capri und Ischia. Vorbei am Castello dell Ovo (Eicastell) gelangten wir zum Hafen, wo wir uns am frühen Abend von Pino und Ida verabschiedeten. Nachdem wir alle Formalitäten und Kontrollen erledigt hatten, checkten wir für die Nachtüberfahrt auf der Fähre ein. Die Kabinen waren komfortabler als erwartet, die allgemeine Ausstattung des Schiffes eher spartanisch. Das Personal freundlich, aber italienisch gelassen, eben nach italienischer Uhrzeit tickend 5 min = 20 min. Beim Abendessen in der Kombüse gab es wenig Auswahl, aber es schmeckte. Das Ablegen der Fähre von Neapel um 21:30 Uhr erlebten wir auf dem windigen Außendeck. Auf Wiedersehen Neapel - Wir freuen uns auf Sizilien!

24.04.2016: Sizilien – Eroberung des Ätna

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Den Sonnenaufgang erlebten einige Reisegäste an Deck. Auf der Passage Straße von Messina erblickten wir von Weitem schon den Ätna, die majestetische, launische Signora. Nachdem spärlichen Kantinenfrühstück verließen wir die Fähre und betraten sizilianischen Boden. Hier empfing uns Alberto, unser Reiseleiter und zugleich fuhren wir zum Ätna. Die Sizilianer nennen ihn auch Mongibello, was soviel wie Berg-Berg bedeutet. Denn der Ätna ist nicht nur ein Berg, sondern ein ganzes Vulkangebirge (ca. 1.200 km²) mit vielen Nachbargipfeln, erloschenen Kratern, fruchtbaren Tälern und kleinen Ortschaften. Bei Sonnenschein fuhren wir die Straße hinauf, die von blühenden Ginsterbüschen gesäumt war. Unterwegs sahen wir durch Lavaströme verschlungene Häuser und eine kleine Kirche. Unterhalb 1.000 m ist der vulkanische Boden äußerst fruchtbar, danach wird die Vegetation immer spärlicher und oberhalb 2.500 m nur noch Stein und Asche. Der Ätna zählt zu den gefährlichsten, aber auch best überwachten Vulkanen der Welt und ist mit seinen ca. 3.323 m² der höchste, aktive Vulkan Europas und da wollen wir hinauf! Auf knapp 2.000 m stiegen wir in die Seilbahn um, an deren engen Eingang = Kasse enormer Andrang herrschte. Mit der Seilbahn (gegen Gebühr) schwebten wir nun auf ca. 2.500 m. Unten noch Sonnenschein, ca. 17° C, wehte hier oben ein kalter Wind bei ca. 5° C. Aber das war noch nicht alles! Mit Geländetrucks und nur unter Aufsicht ausgebilderter Bergführer durch eine graue Mondlandschaft konnte, wer wollte (gegen weitere Gebühr) weiter bis ca. 3.000 m hinauf. Dort erwarteten uns knackige minus 10° C. Bis zu einem der Krater mußten wir laufen. Wolken klebten an den Bergen, eisiger Wind wehte, Eiszapfen hingen an den Absperrungen, verharschter, mit Asche bedeckter Altschnee, ab und zu lichtete sich der Himmel und die Sonne blinzelte hindurch, so dass wir die unendlichen Kraterlandschaften erblicken konnten - einfach faszinierend und bizarr! In der Talstation wieder angekommen, mußten wir uns erst einmal aufwärmen. Annett hatte noch Reserven und erklomm die Silvestri-Krater, unweit der Talstation. Der zweite Vulkan war geschafft.

Poseidons Rache

Auf der anschließenden Busfahrt widmeten sich viele der Augenpflege. Unterwegs hielten wir an einem Aussichtspunkt, um auch die Meerenge bei Messina auf unseren Fotos festzuhalten. Unser Ziel war Milazzo, wo wir mit dem Tragflächenboot nach Lipari, der Hauptinsel der Liparischen Inselkette übersetzen wollten. Aufgrund hoher Wellen im Tyrrhenischen Meer fuhr dieses nicht und wir hofften, dass das andere, stabiler Fährschiff später ablegen konnte. Es blieb eine Hoffnung. Also mußte Plan B her, Eberhardt und seine sizilianischen Partner tüfftelten angestrengt im Hintergrund. Wir fuhren also den Weg wieder zurück, nach Giardini Naxos, wo wir im wunderschönen, komfortablen Hotel Sant Alfio strandeten. Beim gemeinsamen Abendessen verkündeten Alberto und Annett Plan B für den nächsten Tag.

25.04.2016: Taormina und Nationalfeiertag in Italien

Wir erwachten bei traumhaften Wetter. Gut gestärkt am vielfältigen Frühstücksbuffet wurden unsere Koffer auf das Bienchen (italienisches Dreirad) geladen und mit einem Blick auf den wolkenfreien Ätna verabschiedeten wir uns von Giardini Naxos. Wir fuhren nur ein kurzes Stück ins romantische Bergstädtchen Taormina, welches hoch oben auf einem Felsvorsprung thront und wir schon von unserem Hotel sehen konnten. Da wir vor den Touristenströmen dort ankamen, konnte unser Bus bis fast nach oben fahren. So mußten wir nur ein kleines Stück zum Stadttor Porta di Messina. Mit Alberto gingen wir dann auf Erkundungstour. Zunächst stand der Besuch des Griechischen Theaters (Teatro Greco) auf dem Programm. Das griechisch-römische, antike Theater war sehr interessant und bot einen herrlichen Ausblick auf das Meer mit der Bucht von Giardini Naxos und Signora Ätna. Durch enge, malerische Gassen schlenderten wir mit Alberto zu einem kleinem Park und weiter durch das Städtchen, welches sich zunehmend mit Besuchern füllte, denn heute war auch Nationalfeiertag in Italien. Alberto und Annett nutzten eine ruhigere Ecke, um eine Ansprache an die Reisefamilie zu halten: ...Auch heute fahren keine Fähren zu den Liparischen Inseln, weil die Wellen fast 4 m hoch sind und die Schiffe in den kleinen Häfen der Inseln nicht anlegen können. Zunächst ungläubige Gesichter, aber nein, der 1. April ist vorbei. Aber so etwas hat auch positive Seiten. So konnten wir, anders als andere Reisegruppen, den Aufenthalt in Taormina verlängern. Es blieb nun Zeit für einen individuellen Bummel bis zum Hauptplatz mit dem Dom und dem Uhrenturm sowie zum Geniessen der italienischen Lebensart bei einem Espresso oder Gläschen Wein in traumhafter Kulisse und bei Kaiserwetter. Eberhardt und seine Partner bastelten derweil angestrengt im Hintergrund an Plan C, um die Reise nicht wegen Meeresgott Poseidon (höhere Gewalt) abbrechen zu müssen. Am Nachmittag trafen wir uns wieder, um den Plan in die Tat umzusetzen. Der Hotelbesitzer von Sant Alfio begrüßte uns mit einem Augenzwinkern und wir konnten unsere bekannten Zimmer vom Vortag erneut beziehen. Bis zum Abendessen war Entspannung am Pool angesagt oder man unternahm einen Spaziergang bis zur Strandpromenade in Naxos. Voller Vorfreude gingen wir zu Bett, denn am nächsten Tag sollten die Fähren wieder fahren.

26.04.2016: Vulcano und Lipari auf einen Streich

Bei Sonnenschein verabschiedeten wir uns nun endgültig von Giardini Naxos. Der Hotelmitarbeiter konnte sich allerdings einen letzten kleinen Scherz nicht verkneifen, was wir denn heute zum Abendessen wünschen?Auf schnellen Reifen fuhren wir nun ein weiteres Mal nach Milazzo. Mit der Eberhardt-Wandergruppe, die in Milazzo gestrandet war, schifften wir ein und legten endlich ab. Am späten Vormittag erreichten wir die Insel Vulcano. Koffer schnell im Ticketoffice untergestellt und der dritte Vulkanaufstieg startete. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, als hätte es was gut zu machen. Vulcano ist ebenfalls ein aktiver Vulkan. Der Aufstieg zu den Fumarolen am Gran Cratere (391 m) war einfach herrlich, trotz der etwas anspruchsvolleren Wanderung bei sommerlichen Temperaturen (trittsicheres Schuhwerk und Wanderstöcke ratsam). Immer wieder lohnte es sich stehen zu bleiben und die Aussicht zu genießen: Ein fantastisches Farbenspiel: blauer Himmel, Sonne, weiße Wölkchen, blaues Meer, Blumen und sattes Grün, der rauchende Stromboli in der Ferne,  leuchtend gelbe Schwefelablagerungen und dampfende Fumarole und oben natürlich heiße Sohlen - Wem das noch nicht reichte, konnte unten ins schwefelhaltige Schlammbad abtauchen. Viele nutzten die verbleibende Zeit für eine Mittagspause in einem der kleinen Bars am Hafen.

Lipari und Odysseus

Danach fuhren mit der Fähre zur Insel Lipari weiter. Auch kein geringerer als Odysseus war schon hier zu Gast. Auf Lipari erhielt er vom griechischen Gott der Wind einen Sack, fest verschnürt und gefüllt mit allen bösen Winden. Nur ein einziger Wind, der den Seefahrer wieder nach Hause führen konnte, war frei. Und wie das im Leben immer so ist, die Neugier war stärker, der Sack wurde von seinen Begleitern geöffnet und die Irrfahrt des Odysseus nahm ihren Lauf....  Während unser Gepäck wurde mit dem Bienchen in die Villa Meligunis gebracht wurde, unternahmen wir eine Inselrundfahrt, keine Irrfahrt. Lipari ist bekannt für Bims-Gestein. Bis vor einigen Jahren wurde es auf der Insel noch abgebaut. Doch seit die Liparischen Inseln zum UNESCO Weltnaturerbe gehören ist er verboten. Ein wichtiges Mineral der Insel ist auch das schwarz-glänzendes Obsidian (Vulkanglas). Unterwegs stoppten wir, um Kapern und den berühmten Malvasia zu probieren. Am Aussichtspunkt Quattropani bot sich uns ein Postkartenmotiv. Zurück in Lipari-Stadt mußten wir noch ein kleines Stück zur Villa laufen (Autos/Busse dürfen in den engen Gassen nicht fahren). Nach dem gemeinsamen Abendessen hieß es dann Gute Nacht, den Stromboli erwartete uns am nächsten Tag.

27.04.2016: Stromboli und eine Liebesgeschichte

Nach einem zeitigen Frühstück wurden unsere Koffer auf das bereits bekannte, flotte Bienchen geladen und zum Hafen gebracht. Wir liefen durch die engen Gassen Liparis, das soeben erwachte, zur Fähre, die uns mit einem Zwischenstopps in Salina und Panarea nach Stromboli brachte. Stromboli ist spätestens durch den dramatischen Liebesfilm von Roberto Rossellini mit Ingrid Bergmann bekannt. Der Tourismus auf der kleinen Insel mit dem ständig aktiven Vulkan lebt vom Mythos dieser Filmgeschichte, vom umstrittenen Verhältnis des Regisseurs mit der attraktiven Hauptdarstellerin. Am Haus, das einzige nicht weiße, erinnert eine Tafel an die Dreharbeiten und Ingrid's Bar ist ein beliebter Treffpunkt in dem sonst verschlafenen Örtchen. Leider blieb uns sehr wenig Zeit, diese nostalgischen Wege zu erkunden. Unsere Fähre legte am frühen Mittag erst an und vom Hafen mußten wir ein ganzes Stück entlang der Strandstraße (ca. 3 km) bis zum Villagio Stromboli laufen, während unser Gepäck mit dem Bienchen zum Villagio Stromboli gebracht wurden. (Autos dürfen hier auch nicht fahren). Das inkludierte Mittagessen im Observatorium war bestellt und so ging es noch einmal ca. 3 km bergauf. Bei diesem Weg zum alten Observatorium handelt es sich um die alte Aufstiegsroute zum Gipfel und zur Sciara del fuoco (Feuerstraße). Eigentlich eine schöne Wanderung, wenn man mehr Zeit gehabt hätte. In der Mittagshitze war es jedoch anstrengend für viele und den Stromboli-Bezwingern saß die Zeit im Nacken. Schade, auch deshalb, weil wir das Ambiente mit Blick auf den eruptierenden Vulkan bei Traumwetter und das gute Essen nicht so richtig genießen konnten. Individuell liefen wir zurück. Ein Teil der Gäste hatte sich für eine optionale Bootsfahrt am Abend entschieden und konnte sich erst einmal im wunderschönen Villagio Stromboli, direkt am Meer entspannen. Die Stromboli-Bezwinger rüsteten sich derweil für die Bezwingung des letzten Vulkanes auf dieser Reise. Die abendliche Bootsfahrt mit dem Schlauchboot war ebenso ein Erlebnis, wie uns die Bootscrew berichtete - abenteuerlich und lustig zugleich.

Mission Sromboli

Kurz nach 17 Uhr starteten wir mit unserem Vulkanführer Angelo in der Nähe des Hafens. Wir wurden mit Helmen und Stirnlampen ausgestattet. Angelo prüfte auch unser Schuhwerk (feste, hohe Wanderschuhe). Dies ist Voraussetzung für einen sicheren Aufstieg. Ebenso erleichtern Wanderstöcke ungemein den steilen, anspruchsvollen Aufstieg (Wanderschuhe und Stöcke kann man sich ausleihen), 900 Höhenmeter mußten überwunden werden. Der Bergführer gab das Tempo vor, 300 Höhenmeter pro Stunde vor. Der Aufstieg begann in San Vicenzo und zog sich zunächst langweilig durch stickiges Gebüsch (fast ohne Aussicht) steil bis auf ca. 400 Höhenmeter. Hier war die letzte Möglichkeit, dass einzelne umkehren konnten. Angelo holte sich den Schwächsten nach vorn und entschied, alle dürfen mit nach ganz oben. Unterwegs wurden 2 - 3 kleinere Päuschen gemacht, um vor allem zu trinken (mind. 1 Liter Wasser in den Rucksack). Auf einem schmalen Serpentinen-Pfad brüchigem und festem Gestein, wie an einer Perlenschnur aneinandergereiht, stiegen wir weiter hinauf. Die Aussicht war grandios und die Motivation kletterte mit jedem Höhenmeter. Auf 850 Höhenmeter zogen wir uns warme Klamotten an, Helm und Stirnlampe auf und erlebten die ersten Eruptionen in der Dämmerung. Schnell wurde es dunkel und die letzten 50 Höhenmeter bis zum Gipfelgrat schafften wir spielend. Padrone Stromboli war an diesem Tag nicht gerade Feuer und Flamme, sondern qualmte zunächst vor sich hin. Wir standen am Rand und verfolgten gebannt das Schauspiel: Rauchwolken, leichtes Grollen, rotglühender Lavakessel und Puff. 2 - 3 Eruptionen (ca. im 20 min Takt) konnten wir hautnah erleben, obwohl die Qualmwolken sich immer wieder wie ein Deckel über den Hölleneingang legten. Danke an den Meisterfotograf Steffen, der seine Bilder für die Fotogalerie beisteuerte. Anschließend erfolgte der Abstieg über das Aschefeld der Forgia Vecchia. Also Atemschutzmasken über und das Startrek-Team stapfte, knöcheltief in schwarz-grauer Asche und Siebenmeilenschritten 500 Höhenmeter rasant hinab. Die weiteren 400 m durch buschigen, staubigen Serpentinenpfad im Gebüsch waren öde und endlos lang. Kurz nach 22:00 Uhr erreichten wir wieder die Zivilisation oder was davon noch wach war. Trotz Dunkelheit (auf Stromboli gibt es keine Strassenbeleuchtung) und trockenen Kehlen fanden wir den Weg zurück. Der vierte und zugleich anspruchsvollste Vulkan war geschafft.

28.04.2016: Stippvisite bei Alfredo auf Salina

Zum Glück durften wir heute ausschlafen. Unsere Gruppe konnte kurzfristig von der geplanten Frühfähre, die schon 7:30 Uhr ablegte auf die spätere Fähre ca. 11:30 Uhr  umgebucht werden. Ja, Poseidon hatte das Reiseprogramm ganz schön durcheinander gewirbelt. Aber Poseidon hat es nicht geschafft, die Eberhardt-Seefrauen- und männer zu erschüttern. Gern wären wir einen Tag länger in Stromboli geblieben, aber nun freuten sich alle auf die letzten beiden Tage in Bella Italia. Mit einem letzten Blick auf Padrone Stromboli bestiegen wir die Fähre, die uns zur grünsten der liparischen Inseln, nach Salina brachte. Hier ist die Heimat des Malvasia (Desertwein) und hier gedeihen die besten Kapern. Der Name Salina kommt nicht von ungefähr: Früher wurde hier Meeressalz gewonnen. Auch auf Salina gibt es zwei Vulkane, die allerdings erloschen sind. Die Zwillingsberge sind ca. 900 m hoch. Also wieder eine Begegnung mit den 2 Hügelchen der Gina! Im Hafen San Marina wartete bereits unser angeheuerter Bus, der uns zum kleinen Fischerdörfchen Lingua brachte. Alfredo, eine Institution und König der besten Granita, begrüßte uns persönlich mit Handschlag und freute sich sichtlich, dass wir den Besuch auf Salina doch noch ermöglichen konnten. In seinem Cafe entspannten wir bei Sonnenschein mit Espresso, Granita oder Eis nach Wahl, bevor uns Marcello durch sein kleines Heimatmuseum führte. Anschließend unternahmen wir eine kleine Inselrundfahrt zum Aussichtspunkt an der Steilküste oberhalb von Pollara. Das Dorf ist einer der Drehorte des Oscar nominierten Films Der Postbote mit Philippe Noiret als Pablo Neruda. Mit etwas Wehmut sagten wir am Nachmittag den Liparischen Inseln auf Wiedersehen und schipperten nach Sizilien über. Von Milazzo fuhren wir schnell via Autobahn nach Riposto am Meer. Die Strecke war uns längst gut bekannt und die Tunnel auch. Nach einem späten Abendessen gingen wir müde und zufrieden ins Bett.

29.04.2016: Von Acireale nach Cantania - Rückflug nach Deutschland

Die Sonne weckte uns auch heute wieder, der Abreisetag hatte begonnen. Ursprünglich hätten wir bis zum Nachmittag Freizeit in Riposto. Doch in der Vorsaison ist hier alles noch leer und verschlafen, sodass wir den Tag besser sinnvoll mit einem Zusatzausflug gestalteten. Alberto und Annett hatten sich ein schönes Programm ausgedacht, mit passenden Kaiserwetter dazu. Zunächst fuhren wir in die alte Barockstadt Acitrezza, wo wir einen gemütlichen Rundgang unternahmen. Zahlreiche Kirchen mit wunderschönen Fassaden konnten wir hier bestaunen, aber auch die italienischen Straßenszenen wie mit dem Fischverkäufer, der sich die Seele aus dem Hals schrie oder die coolen Schaufensterdekos machten Spaß beim Anschauen. Nach einem Espresso to Go und/oder einem lecker Eis chauffierten wir nach Acitrezza weiter. Das hübsche Küstenstädtchen mit den bizarr aus dem Wasser ragenden Zyklopeninseln war die richtige Location für ein kleines Überraschungspicknick mit Malvasia, regionalen Snacks und Mispelfrüchten. Kurz darauf erreichten wir Catania, nach Palermo die zweitgrösste Stadt Siziliens. Mit Alberto spazierten wir zum Piazza Duomo, dem Zentrum der Stadt. Gesäumt vom mächtigen Dom und dem Rathaus befindet sich in der Mitte des Platzes das Wahrzeichen der Stadt, der Elefantenbrunnen. Die individuelle Freizeit nutzten viele für eine Rundfahrt mit dem Elektrozug oder einen letzten Cappuccino mit einem süßen Stück Torta fresca fumarole. Am Flughafen verabschiedeten wir uns von Alberto und flogen etwas verspätet nach Berlin Tegel zurück, wo sich unsere Wege trennten.

Grazie e Arrivederci

Liebe Reisegäste, es hat mir Freude bereitet, Sie auf dieser schönen und zugleich aktiven Reise begleiten zu dürfen und die vielen Reiseerlebnisse mit Ihnen zu teilen. Danke auch für Ihr Verständnis. Alte Pfade plötzlich verlassen zu müssen, ist spannend. Doch es lohnt sich immer auf neuen Wegen zum Ziel zu gelangen. Gemeinsam legten ca. 800 km mit Bus zurück; bei 150 habe ich aufgehört, die Tunneldurchfahrten auf Sizilien zu zählen und zu Fuß kommen auch mind. 50 km zusammen (für den einen sicher mehr und für den anderen weniger). Die Vulkanbezwinger haben insgesamt ca. 2.000 Höhenmeter überwunden (Ätna ausgenommen, da wurden wir ja gefahren). Glückwunsch an alle, egal ob nur ein oder alle vier Vulkane erklommen wurden.
Bleiben Sie gesund, aktiv und reisefreudig.

Eure/Ihre Annett



Zum Schluß

Ein kleines Gedicht in Auszügen von Reisegast Peggy, die auch einige Fotos beigesteuert hat, während ich den Stromboli bezwang
Ich geh in Italien so für mich hin, wie schön, dass ich in Italy bin. Hier kann man wandern, wandern, wandern von einem Vulkan zum andern (oder auch Hotel - Anmerkung der Redaktion). Die ersten Tage lief alles nach Plan, die Sonne hat auch sehr gut getan. Den Vesuv haben wir leicht bezwungen und vorm Krater getanzt und gesungen. Auch die Fähre legte pünktlich an, als nächstes war der Ätna dran. Dort oben war es bitterkalt, wir verließen den Gipfel bald. Dieses war Vulkan Nr. 2, doch mit dem Plan war es dann vorbei. Wir gehen in Milazzo so für uns hin, eine Fähre zu finden, stand uns im Sinn. Denn auf die Inseln wollen wir rüber: Fährmann, Fährmann hol uns über!. Die See ist stürmisch, die Wellen zu groß - keine Fähre fährt uns, was machen wir bloß? Zurück in ein Hotel und was dann? Ein ausgeklügeltes Ersatzprogramm! Der Tag in Taormina war toll und das Ersatzhotel zum Glück nicht voll. So durften wir noch einmal wiederkommen und haben erneut unsere Zimmer bekommen. Am nächsten Tag war es dann soweit, die Fähre stand endlich für uns bereit. Nach Vulcano ging es sogleich, dieses war der dritte Streich. Der Aufstieg war gar nicht so schwer und die Aussicht gab so viel her. Am nächsten Tage froh und heiter, geht's auf die nächste Insel weiter. Stromboli ist ein bezaubernder Ort, ich verliebte mich sofort. Bald schon wurde es Zeit, zum Hafen zu gehen, auf's Schlauchboot, um Stromboli rauchen zu sehen. Die Bootsfahrt wurde ein Riesenspaß und manchmal wurden wir auch naß. Unser Capitano war ein Unikum, reichte Getränke und Oliven rum. Der immer noch aktive Vulkan spuckte auch Feuer, dann und wann. Ein letztes Glas Rotwein im Hotel, dann ging es ins Bett, ganz schnell. Am nächsten Tag erzählten uns dann, die Wanderer vom Erlebnis auf dem Vulkan. Wir hatten eine schöne Zeit und sind für die nächste Insel Salina bereit. Das Inselhüpfen macht schon Spaß und dabei lernt man auch noch was. Doch irgendwann ist damit Schluß, weil man ja auch mal nach Hause muß. Wir durften noch Catania sehen, diese Stadt ist auch sooo schön. Ein letztes Stück Torte Fumarole, Genuß bis zum Schluß ist die Parole! Ciao, Ciao, auf Wiederseh'n - diese Reise mit Euch war schön!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wunderbar, liebe Annett, und vielen Dank!

Familie Morgenstern
11.05.2016

Grazie mille,für eine wunderbar abenteuerliche Reise. Besonderen Dank an Annett und Alberto,durch deren unermüdlichen Einsatz uns Poseidons Rache nicht zum Verhängnis geworden ist ;-) Ich habe mich wieder sehr gut aufgehoben gefühlt.

Peggy
15.05.2016

Huhu Annett, Dein Reisebericht ist wie immer ausführlich und informativ, erspart mir viel Recherchearbeit. Danke. Huhu Peggy, Deine poetische Reiseschilderung verrät Talent, gefällt mir sehr. Dankbar bin ich Annett, Alberto, Peggy und Steffen für den "Personenschutz" beim Abstieg vom Volcano. Trotzdem besteige ich keinen Vulkan mehr, versprochen. Besonderes Lob haben sich Annett und Alberto verdient, die uns die widrigen Naturgewaltumstände haben vergessen lassen mit vielen für uns unsichtbaren Maßnahmen. Vielen Dank. Otschi ho bis zur nächsten Reise.

Ursula Miersch
17.05.2016

Hallo Annett, auch von uns noch einmal vielen Dank für die ausgezeichnete Reisebegleitung. Besondere Hochachtung dafür, wie Du gemeinsam mit Roberto, in professioneller Art und Weise, die "Krise" gelöst hast welche durch den Ausfall der Fähre entstanden war! Alles Gute für Dich und liebe Grüße von
Ilona und Frank Richter

Richter
18.07.2016

Liebe Familie Richter, vielen Dank für Ihre netten Zeilen. Ich denke noch gern an unsere Reise zurück.

Annett Müller 19.07.2016